— — . — a, ü m. . i 3 . ! . — — — —— — —— r — — — . . 8 ᷣ ? . 8 — — — = . — X
11
— —
—
210
chen der Paͤpstlichen Wuͤrde zur Schau zu stellen, was aber diesmal nicht der Fall war.
Herr Henry Joy ist zum ersten Baron des Irlaͤndischen Schatzkammer⸗Gerichtes ernannt worden.
Nach Dubliner Berichten vom 12ten d. M. hat auch in Irland das Zerstoͤren von Maschinen begonnen; in der Nach— barschaft von Dublin zerstoͤrte ein mit Pistolen, Knitteln, Sicheln und anderen Werkzeugen bewaffneter Haufen die Maschinen einer großen Papiermuͤhle; auf Empfang dleser Nachricht veranstaltete die Obrigkeit eine Untersuchung und traf Anstalten, mehrere andere benachbarte Papiermuͤhlen ge— gen ahnliche Gewaltthaͤtigkeiten zu schuͤtzen.
Ein in der Tim es enthaltenes Privatschreiben sucht die zeitherigen widersprechenden Geruͤchte uͤber Bestellungen von Waffen in England zu berichtigen und stellt namentlich die vorgeblichen Aufträge von Seiten Rußlands in Zweifel. Was
Frankreich betrifft, so will der Briefsteller wissen, daß es
nach einander 3 Lieferungs-⸗Kontrakte abgeschlossen habe, näm⸗ lich einen auf 20,000 Flintenläaͤufe, die zum Theil schon fer— tig seyen, einen zweiten auf 60,000 Laͤufe, Schloͤsser und an— deren metallenen Zubehoͤr, und einen dritten, der erst vor 8 Tagen abgeschlossen worden, auf 400,000 Flinten ohne Bajo— nette; der spaͤteste Lieferungs-Termin soll auf 15 Monate und der Preis fuͤr jede Flinte ohne Bajonett auf 37 Fr. festgesetzt seyn.
Niederlande.
Aus dem Haag, 19. Jan. Vorgestern Abends um 67 Uhr sind Ihre Majestaͤt die Koͤnigin und Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Friedrich in die hiesige Residenz wohl— behalten zuruͤckgekehrt.
Se. Majestaͤt haben dem Feldprediger van Haaren, der in Mons, bei der durch die Einwohner geschehenen verraͤthe— zischen Entwaffnung des Hollaͤndischen Theils der Besatzung, die Fahne der Zten Infanterie ⸗Division mit Lebensgefahr in Sicherheit zu bringen wußte, den Orden des Belgischen Loͤ— wen verliehen. e
Der General-Lieutenant van Geen ist von Vucht, wo sich sein Haupt⸗Quartier befindet, nach Eindhoven abgegangen,
am die daselbst befindlichen Truppen, so wie die von Oirschot
und Valkenswaard, in Augenschein zu nehmen. Die Armee ist seit der Ankunft des Adjutanten Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Friedrich in unveraͤnderter Stellung verblieben. Die in der Provinz Limburg auf dem Wege von Nord-Bra— hant nach Mastricht gelegenen Orte sind alle vom Feinde bar— rikadirt worden, um unseren Truppen den Durchmarsch zu wehren. Die letzteren gluͤhen inzwischen vor Verlangen, sich mit dem Feinde zu messen.
Das Journal de la Haye berichtet, es sey in einem Schreiben aus Gent (das Datum wird nicht angegeben) die Meldung eingegangen, daß die aus 8 — 900 Mann beste— hende Garnison sich in der Eitadelle eingeschlossen, dem Ge— neral Duvivier den Gehorsam verweigert und erklart habe, daß sie die Citadelle im Namen des Koͤnigs, der allein be— fugt sey, die Truppen ihres fruͤheren Eides zu entbinden, be— setzt halten wolle. (Diese Nachricht scheint noch der Bestaͤti⸗ zung zu beduͤrfen; man verglelche uͤbrigens den Artikel Gent.)
Antwerpen, 18. Jan. Die Stellung des Hollaͤndi— schen Geschwaders ist fortwährend unverändert. Inzwischen vernimmt man doch aus Vließingen, daß mehrere Handels— schiffe sich bereit halten, den Strom herauf zu kommen.
Gent, 18. Jan. Der Civil⸗Gouverneur von Ost-Flan⸗ . Baron von Lamberts, hat folgende Proelamation er—
en: 1
„Einwohner von Gent! Beunruhigende Geruͤchte sind in Umlauf; die Boͤswilligkeit verbreitet sis, die geichtglaͤubigkeit nimmt sie auf. Ihr kennt die Partei, von der sie ausgehen. Kuͤhn gemacht durch die Naͤhe der Hollaͤndischen Truppen, nimmt eine kleine Anzahl von Belgiern, die dieses Namens unwüͤrdig ind, zu den gemeinsten und verstecktesten Intriguen ihre Zuflucht, um die guten Buͤrger zu erschrecken und ihnen die wahre Lage der Din. zu verbergen. Die knredlichkeit des Feindes hat den Wa ffenstillstand ele, wen der uͤbrigens jetzt aufhoͤrt; die Frage soll durch die Gewalt der Waffen entschieden werden, und alsbald werden wir die Gewißheit haben, daß Belgien von den Horden i. sey, die es noch belaͤstigen. Mit der Spur der Hyollaͤnder wird guch die Macht der Hollaͤndisch Gesinnten im Innern un⸗ seres Landes verschwinden. Der Kongreß hat so eben in einer denk⸗ würdigen Sitzung die Vertreibung unserer ehemaligen Tyrannen entschieden; mogen daher ihre hiesigen Parteigaͤnger sich huͤten, das Hgupt zu erheben! — Die Regierung kann die Zügellosigkeit einiger nichtigen Demonstratio nen und gu fruͤhrerischen Rundschrei⸗ ben verachten. Ernstere Versuche werden jedoch nicht ungestraft bleiben. Keine Bestrafungen, dies ist mein lebhaftester Bunsch; moge man sie aber nicht nothwendig machen — ich we⸗ igstens werde mich von keiner meiner Pflichten zuruͤckschrecken
lassen. — Genter! Ich will gern der großen Mehrheit unter Euch Gerechtigkeit wider fahr en lassen. 89 l wohl Gelegen⸗ heiten vorkommen, wo es sich zeigen wird, daß Ihr mit einem Haufen von Vexraͤthern nichts gemein habt. Alsdann werde ich auch nicht anstehen, die Mitwirkung der wahrhaften Belgier fuͤr mich in Anspruch zu nehmen. Die Patrioten werden einer Re⸗ gierung nicht abwendig werden, die ihr Werk ist, und sie werden sich nur zu zeigen brauchen, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, die das gemeinsame Vaterland verlaͤugnen und die er— niedrigende Hel schen des Auslands zuruͤckrufen. Gent, 17. Jan. 1831.
Der Gouverneur von Ost⸗Flandern, Baron v. Lamberts.“
Gestern haben hier unter den Arbeitern unruhige Bewe— gungen stattgefunden; auf dem St. Peters-Platze wurden mehrere Scheiben eingeworfen und viel anderer Unfug be— gangen. Der General Duvivier, der Major van de Poele und einige Infanterie-Detaschements, die sich an Ort und Stelle verfuͤgten, wußten die Ruhe wiederherzustellen; in— zwischen sieht man auch heute wieder viele Gruppen und dro— hende Bewegungen auf den Straßen.
Vorgestern fruͤh haben die Hollander auf der ganzen Graͤnzlinie vom „Kapitalen Damm“ bis zum „Heiligen Kreuz“ einen Angriff unternommen, bei welchem sie mehrere Beschaͤdigungen an den diesseitigen Vertheidigungs-Ufern anrichteten. Sie feuerten von einem Kanonierboote nach dem Kapitalen Damm, haben jedoch nur einen Soldaten leicht verwundet. Von hier sind neuerdings Verstärkungen nach der Graͤnze abgegangen.
Bruͤssel, 19. Jan. In der gestrigen Sitzung des Kongresses machte die Demission des Professors v. Ryckere, der eine Zeit lang den Posten eines Civil-Gonuverneurs von Ost⸗Flandern bekleidet hatte, in seiner Eigenschaft als Depu⸗ tirter der Stadt Gent, einiges Aufsehen. Herr v. Ryckere schilderte in seinem Schreiben die vielen unnuͤtzen Arbeiten des Kongresses, die Gefahr, in der jetzt das Land schwebe, die großer: Macht Hollands, die Aufregung der Parteien und die Unmoͤglichkeit, in der Belgien sich befinde, seine Unab— haͤngigkeit zu bewahren; schließlich aber gab er die Meinung ab, daß man den Prinzen von Oranien als nicht mitbegrif— fen in der Ausschließung des Hauses Nassau erklaren muͤsse; „denn dieses“, fuͤgt er hinzu, „ist der einzige Mann, der die Belgische Revolution zu endigen im Stande ist.“ Herr Zoude machte den Antrag, daß sich der National— Kongreß bis zur geschehenen Erwählung des Staats-Ober⸗ haupts fuͤr permanent erkläre. „Es ist durchaus nothwendig“, fuͤgte er hinzu, aus unserem dermaligen Provisorium heraus— zukommen. Wir haben jetzt die authentische Gewißheit, daß der Herzog von Leuchtenberg die Wahl annehmen werde. So wollen wir denn diesen Fuͤrsten, den wuͤrdigen Nachkom⸗ men eines von ganz Europa geachteten großen Mannes, er— wahlen.“ Herr v. Stassart trat dieser Meinung bei. Hr. v. Robaulx meinte, da jetzt die fruͤheren Aeußerungen der Französischen Regierung alle als zuruͤckgenommen anzusehen seyen, so wuͤrde man besser thun, den Herzog von Nemours zu erwählen. Nachdem noch viele andere Mitglieder sich dar— über hatten vernehmen lassen, ob man nicht doch erst die Meinung der fremden Maͤchte uͤber diesen Gegenstand kon— sultiren muͤßte, wurde endlich der Antrag des Herrn Zoude an die Sectionen uͤberwiesen. — Das Gesetz zur Organisi⸗ rung des ersten Aufgebots der Buͤrgergarde, dessen erster Ab— schnitt am vorigen Tage bereits angenommen worden war, kam zur ferneren Berathung, in Folge deren auch die drei uͤbrigen Abschnitte ohne lange Debatte angenommen wurden. Das ganze Gesetz wurde von 80 gegen 55 Stimmen ge— nehmigt. .
Vorgestern Abends wurden hier zwel Maͤnner festge⸗ nommen, die in mehreren Haͤusern Eirkulare zu Gunsten des Prinzen von Oranien verbreitet hatten. Der Vrai Patriote fragt, warum man nicht auch diejenigen fest— nehme, die Schriften zu Gunsten einer Vereinigung mit Frankreich verbreiteten? Mindestens, fuͤgt er hinzu, wollten doch die Anhaͤnger des Prinzen von Oranien die Un⸗ abhaͤngigkeit ihres Vaterlandes nicht verrathen. Gestern Abend haben hier auf dem „großen Platze“ einige Bewe⸗ gungen stattgefunden, die jedoch ohne Ruhestoͤrung abliefen. Der Poͤbel mißhandelte Einige, die vom Prinzen von Ora⸗ nien sprachen; Andere druͤckten sich sehr laut und mißbilli⸗ gend uͤber die Deblokirung von Mastricht aus.
Vorgestern Abends ist ein Secretair der Englischen Ge— sandtschaft mit großer Eile als Courier nach dem Haag ab— gereist. Ein anderer Englischer Courier, so wie ein Courier der provisorischen Regierung, ist mit Depeschen nach London abgegangen.
Luͤttich, 19. Jan. Unsere Zeitungen sind noch immer sehr zuruͤckhaltend uͤber das seit mehreren Tagen bei Mast—
X
211
richt gehoͤrte lebhafte Kanonen, und Tirailleur⸗Feuer. Man will behaupten, das letztere sey Anfangs ein blinder Laͤrm des General Mellinet gewesen, der dadurch den General Dibbets habe glauben machen wellen, daß die Kolonne des Herzogs von Sach sen⸗Weimar herangeruͤckt sey. General Dib⸗ bets habe sich dadurch wirklich zu einem Ausfalle bewegen lassen, der aber, jener Kriegslist ungeachtet, nicht zu seinem Nachtheile ausgefallen zu seyn scheint. Folgender Bericht eines hiesigen Blat⸗ tes bedarf augenscheinlich noch der Bestaͤtigung: „Der General, Herzog von Sachsen-Weimar, dessen Anmarsch seit mehre— ren Tagen schon angekuͤndigt war, versuchte es gestern (den 18. Januar) von neuem, in Mastricht einzudringen. Die Truppen des Generals Mellinet hatten den Stoß auszuhal—
ten; ein Corps aus Doornick, das am weitesten vorgeruͤ)ckt
war, hat am meisten gelitten. Inzwischen wurde doch der Angriff zuruͤckgeschlagen; ein Theil der Besatzung von Mast— richt, der unser Heer zu gleicher Zeit im Ruͤcken angriff, ist durch einige Haubitzen zerstreut worden; der Herzog von Sachsen-Weimar wurde zum Ruͤckzuge gezwungen; nichts— destoweniger ist es doch wahrscheinlich, daß er einen neuen Angriff versuchen werde. Hierher (nach Luͤttich) ist in der verwichenen Nacht ein verwundeter Belgier gebracht worden, dem man alle moͤgliche Sorgfalt hat angedeihen lassen.“ (Den Hollaͤndischen Blattern zufolge hat der Herzog von Sachsen? Weimar seine Stellung bei Eindhoven gar nicht verlassen. ) ;
Das Journal des Débats theilt ohne Angabe des Datums, so wie der Quelle, aus der es geschoͤpft hat, nach— stehende ProFelamation mit, welche der Prinz von Oranien an die Belgische Nation erlassen haben soll.
„Auf die letzten Ereignisse in Belgien ist Ungluͤck fuͤr mich, meine Familie und das Volk gefolgt. Dieses Ungluͤck habe ich nie aufgehoͤrt zu beklagen. Dennoch gab ich bei allem meinem Gram niemals die troͤstende Hoffnung auf, es werde ein Tag kommen, wo man der Reinheit meiner Gesinnungen Gerechtig⸗ keit widerfahren lassen, wo ich persoͤnlich wuͤrde dazu beitragen können, den inneren Zwiespalt zu heilen und Frieden und Gluck in ein Land zuräckzufüͤhren, an das mich stets die heiligsten Bande der Pflicht und der Zuneigung knuͤpfen werden. Die Wahl eines Souverains ist seit der Trennung Belgiens von Holland der Gegenstand von Schwierigkeiten gewesen, an welche zu erinnern nutzlos ist. Kann ich, ohne Anmaßung, noch die Hoff⸗ nung hegen, daß die Wahl meiner Person die bestmoͤgliche Loͤsung 1. Schwierigkeit darbieten wuͤrde? Es ist unmoglich, daran zu zweifeln, daß die 5 großen Maͤchte, welche mit so großer Uneigennuͤtzigkeit ihre Anstrengüngen vereinigt haben, um die Uebel, die uns betruͤbten,
u beseitigen, und deren Vertrauen zu erhalten so nothwendig ist, in dieser Anordnung das beste Mitttel sehen werden, unsere in⸗
nere Ruhe und den allgemeinen Frieden Europg's zu sichern. Ich habe die Zuneigung eines großen Theiles des Volkes keinesweges verloren. Neue und ausfuhrliche Mittheilungen aus den bedeu⸗ tendsten Staͤdten des Landes haben mir einen uͤberzeugenden Be⸗
weis davon geliefert, und ich glaube gern, daß dieses Hefuͤhl noch
unehmen wird, wenn meine, Gesinnungen hinlaͤnglich bekannt eyn werden. Zu dem Ende fuͤhle ich ein lebhaftes Verlangen, meine Ansichten hier darzulegen. Die Vergangenheit soll, in so weit sie mich betrifft, der Vergessenheit uͤbergeben seyn. Ich werde keinen Unterschied der Personen, in so fern er sich auf das fruͤ⸗ here politische Benehmen gruͤndete, gelten lassen. Alle meine Be⸗ strebungen sollen dahin . seyn, dem Staatsdienste diejeni⸗ gin Maͤnner zu erhalten, deren Talente und Erfahrenheit iese Auszeichnung verdienen. Ich sichere der katholischen Kirche und deren Dienern den Schutz der Regierung in und werde bereit seyn, bei allen Maaßregeln mitzuwirken, welche die Religions-Freiheit verbuͤrgen sollen; auch wird es mein erster Wunsch, wie meine erste Pflicht seyn, meine Anstrengungen mit denen der Legislatur zu vereinigen, um Institutionen zu veryoll⸗ staͤndigen, die auf die Nationgl⸗unabhaͤngigkeit gegruͤndet sind, und unseren auswaͤrtigen Verbindungen alle nur mogliche Sicher⸗ heit zu verschaffen. Fuͤr die Verwirklichung dieser Wuͤnsche er⸗ warte ich mit Vertrauen den Beistand der Maͤchte, deren Ver⸗ fahren nur die Aufrechterhastung des Europaͤischen Gleichgewtehtz und die Erhaltung des 1 — Friedens zum Zweck hat. Ihrem Interesse ist es gemaͤß, Belgien stark n be s und lücklich zu machen. Darin liegt die festeste Guͤr schaft fuͤr die
icherbeit Aller. Alles, was eine 3 der Frage hingus⸗ chieben kann, muß diese heilsamen Wirkungen nothwendig emmen, wenn nicht gaͤnzlich zerstoren, und betrachtet man die Mittel, welche e. außer seiner Unabhaͤngigkeit, die Wohlthaten eines festen und dauernden Friedens sichern köͤn⸗
nen, so moͤchte es uͤberffuͤssig seyn, an irgend ein anderes Mittel zu denken, wodurch unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden die
Schwierigkeiten und 6 einer laͤngeren Verzögerung auch nur im mindesten vermehrt werden koͤnnten. Ich habe mich mit aller Freimuͤthigkeit gusgesprochen, welche meine Lage, dem Hel⸗ gischen Volke gegenuͤber, erheischt. Meine ganze Hoffnung grün- det sich auf die einsichtsvolle Art, mit welcher dasselbe die In⸗ teressen seines Landes betrachtet, so wig auf seine Liebe zur Ün⸗ abhaͤngigkeit, und ich schließe mit der Versicherung, daß ich zu
dem gegenwartigen Schritte weniger durch mein Priyat⸗Interesse, als durch den lebhaften und aufrichtigen Wunsch getrieben wor⸗ den bin, den Uebeln dieses Landes durch heilsame Maaßregeln des Friedens und der Versoͤhnung ein Ziel setzen zu sehen.“
— Die Achener Zeitung enthaͤlt einen ihr zugekom— menen Aufruf an die Belgier, der, wie dieses Blatt hinzufuͤgt, in Tausenden von Abdruͤcken jetzt in Belgien ver⸗ breitet ist. Es heißt darin:
. „Mitbürger! Belgien war vor kurzem frei und glücklich, seine Wohlfahrt begruͤndete des Souverains Kuhm und fremder Nationen Bewunderung. Gluͤck, Freiheit, Glanz, alles dies ist vor dem strafbaren Treiben einiger Raͤnkemacher, einiger ver⸗ fuͤhrten Belgier und einiger, die nach Aemtern und Ehrenstellen streben, entschwunden. Der Untergang unserer Fabriken und unseres Handels, das Unterbrechen unserer Handels- Abzuͤge, der Verlust unseres Kredits im Auslande, der Stillstand unserer Minen-⸗Foͤrderung, das Elend der achtungswuͤrdigen Klasse un⸗ serer Arbeiter, die bis zur Verzweiflung getriebene Bedraͤngniß aller Uebrigen, Anarchie in der menschlichen Gesellschaft und Schrecken ünter den Buͤrgern, dieses sind die bitteren Fruͤchte der Revolution; aus dieser schauderhaften Lage muͤssen wir uns losmachen, sie ist unertraͤglich geworden. — Jedermann gesteht dies ein; wie aber uns davon befreien? Etwa durch die Wahl eines Koͤnigs und durch Anerkennung von Belgiens Unabhaͤn⸗ gigkeit? Kein aufrichtiger Mann hofft das. Ein solcher Koͤnig, wer er auch seyn moͤchte, konnte unsern Erzeugnissen keinen Ab⸗ zug verschaffen, koͤnnte unsern Kredit nicht wieder beleben, unsern versunkenen Handel nicht wieder aufrichten; bald wuͤrde er selber dem Gewichte öffentlicher Vorwürfe unterliegen und zugleich sei⸗ nen Namen dem Spotte der Nachwelt bloßstellen.“
Nachdem sodann eine moͤgliche Vereinigung Belgiens mit Frankreich als unhaltbar und unvertraͤglich mit der Wohl— fahrt des erstern dargestellt worden, heißt es in dem Aufrufe weiterhin: ᷣ
„Gestehen wir offenherzig; sprechen wir einen Wunsch aus, der in der Tiefe aller Herzen heimisch ist; verkuͤnden wir ein Be⸗ duͤrfniß, welches vom ganzen Volke empfunden wird; durch den Umsturz der Gewalt eines Koͤnigs, der uns frei und gluͤcklich gemacht hatte, haben wir selber uns ins Verderben ff rt; werden wir noch einmal wieder dadurch frei und gluͤcklich, ge⸗ liebte Mitbuͤrger! daß wir des Koͤnigs Gewalt in unserm Vater⸗ lande wieder herstellen. Es giebt keinen andern Weg zum Heile, weder fuͤr uns, noch fuͤr Europa, dessen Sicherheit wir gefaͤhr⸗ det, noch vor Allem fuͤr Frankreich, dessen neuere Revolution wir geschaͤndet haben. Gestatten wir unsern Wuͤnschen freie un⸗ gehinderte Darlegung; sprechen wir uns dringend und einstim⸗ mig fuͤr die Wiederkehr der Gewalt Wilhelms JL. mit einer Statt⸗ halterschaft oder mit dem General-Gouvernement des Prinzen von Oranien und einer Trennung der gesetzgebenden und ver⸗ waltenden Interessen aus; erheben wir Alle uns, um diese heil⸗ same Wiederherstellung zu bewirken; ziehen wir überall die Kö⸗ nigl. Fahne auf, aber ohne blutige Gegengewalt, ohne blinde
Rache gegen gottlose oder irregeleitete Menschen, die Belgien in
einen Abgrund gestuͤrzt haben. Diese Menschen werden genug durch ihre eigenen Gewissensbisse, durch die Schande, mit der ihr unsinniges und straͤfliches Unternehmen sie bereits bedeckt, und durch die Verachtung bestraft, die ihre Namen, von der Geschichte der Nachwelt uͤberliefert, treffen muß.“
Deutsch land.
Leipzig, 22. Jan. In einem von unserer heutigen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus dem Erzgebirge heißt es: Auf dem hoͤchsten Punkte des Erzgebirges, das Saͤchsische Sibirien genannt, am Fichtelberge, über welchen von Wie— senthal nach Boͤhmen eine belebte Straße fuͤhrt, pflegen im Winter sich hohe Schneemassen aufzathuͤrmen, von denen noch oͤfters im Monat Junl in den tiefsten Schluchten dem Reisenden nach Karlsbad Ueberbleibsel sich zu zeigen pflegen. Nur ein Haus kuͤhn am Berge unweit der Straße gebaut, das einzige Obdach zwischen dem Saͤchsischen Staͤdtchen Wie— senthal und dem Boͤhmischen Städtchen Gottesgabe, kann dem verirrten Wanderer in dieser Schneewuͤste Rettung und Huͤlfe bieten, wenn ein besonders gluͤcklicher Zufall ihn dahin leitet. Nicht selten hoͤrt man daher von in dieser Gegend Verungluͤckten. Dem Vernehmen nach belebt den Pastor Art zu Oberwiesenthal die Idee, jenem einsamen Gebaͤude und dessen Bewohnern eine Bestimmung zu geben, die ver⸗ haͤltnißmaͤßig fuͤr diese Gegend eben so wohlthaͤtig werden koͤnnte, als es das beruͤhmte Kloster auf dem St. Bernhard ist, namentlich die gedachten armen Bewohner gegen eine Verguͤtung im Allgemeinen und ihnen in Rettungsfaͤllen be— sonders zugesagte Praͤmien zu verpflichten, bei eintretendem
Schneegestöber und gefaͤhrdetem Fortkommen, in Begleitung dazu abgerichteter Hunde, verirrte Reisende aufzusuchen und
ihnen Huͤlfe zu bringen.