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sche Heldenmuth, sondern der Belgische Verrath gewesen,
was die . so schnell aus den suͤdlichen Provinzen
vertrieben hat. Wer den Feind in den eigenen Reihen ne⸗ ßen und hinter sich sieht, muß ein Held ganz ungewoͤhnlicher Art seyn, wenn er die zum siegreichen Kampfe nöthige Ruhe pehaͤlt; unsere vor und in Antwerpen meuchlerisch angefalle—⸗ nen Truppen zeigten noch Besonnenheit genug, als sie in Betchem die blauen Kittel der Belgier anzogen, dem Ver⸗ rath durch List entgegenkamen und noch jenseits unserer Gränzen ein blutiges Andenken zuruͤckließen, das nicht so leicht verwischt werden wird. Der meistens aus Kavallerie be⸗ stehende Hollaͤndische Theil des . hatte sich aber kaum auf diesseitigem, vom Verrathe freien Gebiete gesam— melt, als auch schon die Ruhe zuruͤckkehrte, die dem Hol— ländischen National⸗Charakter ohnedies so eigen ist, und die ihn nur verlaͤßt, wenn er seine eigene Ehrlichkeit auf un— erwartete Weise gemißbraucht oder hintergangen sieht. Der Königliche herztreffende Ruf zu den Waffen hatte inzwischen auch schon die kampffaͤhige Jugend an den Graͤnzen des Landes versammelt; Nymwegen, Herzogenbusch, Breda und Bergen op Zoom waren zur Gegenwehr geruͤstet und die in— neren Kanaͤle von Kanonierbooten garnirt. Die Belgier hatten zwar ein von Sieg und Freiheit trunkenes Corps, doch außerdem, daß es nicht zahlreich war, fehlte es ihm auch an aller Mannszucht und Ordnung. Der Kern bestand aus den Huͤlfstruppen, welche die Pariser Amis du peuple den Belgiern zugesandt hatten; diese gingen jedoch mehr auf Beute, als nach Siegen aus und mußten in Staats-Flan⸗ dern, wo sie zuerst auf den Widerstand der Einwohner trafen, ihre Raublust theuer bezahlen. In Antwerpen, wo das Bel—⸗ gische Heer in den ersten Tagen des November versammelt war, gewann man sehr bald die Ueberzeugung, daß mit einem von Kavallerie und brauchbaren Feldstuͤcken ganz entbloͤßten Corps kein zur Vertheidigung bereites Land u erobern sey. Mehr aber noch, als hierdurch, war die provisorische Regierung durch die drohende Stellung des alten Chassé abgeschreckt worden, eine Invasion in Bel— gien zu versuchen. Daher fand sie sich auch gern bereit, als die 2 Cartwright und Bresson die Einstellung der Feind— seligkeiten zuerst in Vorschlag brachten, und wenn jetzt gesagt wird, daß dieser Vorschlag nur ein listiges Mittel gewesen sey, um Holland Zeit gewinnen zu lassen, so gehört die Be— hauptung zu den unzaͤhligen Verdrehungen und Luͤgen, die
der Hebel der Belgischen Umwaͤlzung waren. — Inwiefern
die vom Haag aus angeordnete Eroͤffnung der Schelde dem traurigen Zustande Belgiens eine Abhuͤlfe gewaͤhren werde,
muß noch dahingestellt bleiben. Gewiß ist, daß die Antwer⸗
pener Kaufleute sich keine außerordentliche Folgen davon versprechen und nicht sowohl in diesem Palliativ⸗Mittel, als in der völligen Wiederherstellung der alten Handels-Verhaͤlt— nisse mit Holland, ein Heil für den Belgischen Gewerbfleiß erkennen. Antwerpen, 22. Jan. Gestern um 5 Uhr Nachmit⸗ tags kam hler eine praͤchtige, mit den Koͤniglichen Wappen und Farben verzierte Hollaͤndische Pacht an und wurde beim Einlaufen in unsern Hafen vom Huzza der auf der Rhede befindlichen Kanonierboote begruͤßt; es ging hier das Ge— ruͤcht, daß sich der Prinz von Oranien auf der Yacht befaͤnde, es ergab sich jedoch, daß es der Admiral Gobius aus Vließin— en sey, der eine Unterredung mit dem General Chassé hatte. ie Ersffnung der Schelde ist seitdem zur oͤffentlichen Kunde gebracht worden; dem Vernehmen nach wird weder ein Wasserzoll erhoben werden, noch eine Visitirung von ollaͤndischer Seite stattfinden. Inzwischen ist des widrigen indes halber vor dem 25sten d. M. keine Ankunft von Kauffahrtei⸗Schiffen mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten. (Die von einigen Bruͤsseler Blattern bereits gemeldete Ankunft von 18 Schlffen beruht auf einer voreiligen Nachricht.) Unter der Ueberschrift: „Wichtige Mittheilung“ liest man im hiesigen Journal Folgendes: „Ein hiesiger ange—⸗ sehener Mann hat ganz kuͤrzlich eine Unterhaltung mit dem Gen. Baron Chassé gehabt und ihm einen im Londoner Cou—⸗ rier vom 18ten d. enthaltenen Artikel aus Bruͤssel vorgelegt, worin es heißt: „„Der General Chassé hat amtlich angezeigt, daß der erste gegen die Stadt Mastricht gerichtete Kanonen⸗ schuß fuͤr ihn das Signal seyn wuͤrde, Antwerpen in Asche zu legen, und daß er puͤnktlich sein Wort werde zu halten wissen.““ Hierauf erklaͤrte der General mit den feierlich— sten und kraͤftigsten Worten gegen den oben erwaͤhnten Herrn, daß dieser Artikel durchweg falsch und eine niedrige Ver— keumdung sey; niemals wuͤrde seine Regierung, eben so wie er selbst, eine so grausame Idee auch nur fassen, noch viel we⸗ aiger aber wuͤrde er amtlich erklaren, wegen Bewegungen ader Angriffen auf Punkte oder Plaͤtze, die von den ihm an⸗
vertrauten Vertheidigungs⸗Linien entfernt waͤren, eine Stadt opfern zu wollen, die schon in Folge eines gegen ihn mit Uebertretung geheiligter Vertrage gerichtet . Angrif⸗ fes so ungluͤcklich geworden sey, ein Ereigniß, das er nle auf⸗ hoͤren werde zu bedauern, das er jedoch, ohne seine Pflicht und seine Ehre als Soldat zu verletzen, nicht habe verhin— dern koͤnnen, besonders wenn man die Lage der Eitadelle und die Naͤhe des Arsenals in Erwägung ziehe. Die Einwohner Antwerpens, fuͤgte der General hinzu, brauchten nicht im mindesten zu besorgen, daß er solche Feindseligkeiten je wie⸗ der beginnen werde, so lange kein Angriff von Seiten der Belgier stattfaͤnde und die bestehenden Vertraͤge genau beobachtet werden; im entgegengesetzten Falle nur wuͤrde er zu seinem Bedauern in diesem Bezuge wieder thun muͤssen, was seine Ehre, als Militair und treuer Diener seines Koͤ—⸗ nigs, ihm vorschriebe; inzwischen sehe er einen solchen Fall
als unmoͤglich an, so lange ein tapferer und erfahrener Mi—
litaͤr, wie der, den Antwerpen jetzt besaͤße (General Vander— . an der Spitze der Provinz und der Besatzung nde.“ Bruͤ6ösel, 23. Jan. Herr Raikem erstattete in der gestrigen Kongreß-Sitzung den Bericht der Central-Section über den Titel der neuen Verfassung, welcher „von den
Provinzial⸗ und Kemmunal-Gewalten“ handelt, und stellte
im Namen dieser Section den Antrag auf eine direkte Er⸗ wählung der Provinzial-⸗ und Kommunal⸗Raͤthe, Oeffentlich⸗ keit ihrer Sitzungen, Bekanntmachung der Gemeinde-Bud⸗ gets und Intervention des Staats-Oberhauptes in alle ad— ministrative Handlungen dieser Raͤthe. Es wurde beschlos—
sen, diesen Bericht drucken und vertheilen zu lassen. An der
Tages-Ordnung war die Fortsetzung der Diskussion uͤber die Einrichtung der Geschwornen; nach einer langeren Debatte wurde das Amendement des Herrn v. Robaulxr, wonach diese Institution uͤber alle Kriminal-Vergehen uͤberhaupt aus— gedehnt werden soll, angenommen. Mehrere Mitglieder verlangten, daß die Friedensrichter vom Volke erwaͤhlt wer— den sollten; da jedoch dagegen angefuͤhrt wurde, daß das Bel— gische Volk auf dem Lande mitunter noch allzu unwissend sey, so wurde die urspruͤngliche Fassung, die Wahl der Friedens— richter dem Staats⸗Oberhaupte zu uͤberlassen, genehmigt. — Die Sitzung, die um 1 Uhr angefangen hatte, schloß um 47 Uhr; Herr Nothomb, von seiner Sendung nach dem Großherzogthume Luxemburg zuruͤckgekehrt, war in der heu— tigen Sitzung wieder zum erstenmale erschienen.
Hr. Barbanson, Praͤsident des hiesigen Gerichtshofes erster Instanz, ist in der vorgestrigen Nacht gestorben.
Der Franzoͤsische Oberst Francois Delawastine, ein Neffe
des Marschalls Gerard und ein naher Verwandter des Gra—
fen von Celles, ist gestern hier angekommen, um, wie es heißt, dem diplomatischen Camité neue Mittheilungen uͤber
die Kandidatur des Herzogs von Leuchtenberg zu machen.
Dem Vernehmen nach sollen djese ebenfalls nur vertraulichen Mittheilungen den fruͤhern des Hrn. Bresson ziemlich gleich
kommen. Das diplomatische Comité soll geaͤußert haben, daß
es nur auf eine offizielle und oͤffentliche Erklaͤrung des Fran— zosischen Kabinets einen Werth legen koͤnne. Hr. Delawa— stine ist bereits wieder nach Paris zuruͤckgereist.
„„Wenn,“ heißt es in hiesigen Blättern, „die Er— waͤhlung des Herzogs von Leuchtenberg stattfindet, so ist es auch wahrscheinlich, daß dem Kongresse ein Gesetz-Entwurf vorgelegt wird, wodurch nicht bloß den Mitgliedern des Hau— ses Oranien, sondern auch allen Mitgliedern der Familie Buonapartes und des altern Zweiges der Bourbonen der Aufenthalt in Belgien untersagt wird. Dieses Dekret wuͤr— de sich auf die Ausschließung des Hauses Oranien und auf das Interesse begruͤnden, das Belgien hat, um mit Frank— reich in freundlichen Nachbar⸗Verhaͤltnissen zu bleiben.
Schweden und Norwegen.
Christiania, 14. Jan. Wenn schon die Erscheinung von Nordlichte in unseren Gegenden uͤberhaupt in dieser Jahreszeit nichts Seltenes ist, so werden doch folgende kurze Berichte von dem am ten d. stattgehabten von Interesse seyn: „In Christiansand wurde ein sehr starkes und merk— wuͤrdiges Nordlicht zwischen 6 und 7 Uhr Abends beobach— tet. Die Hauptgestalt war ein vollkommener Bogen von Osten nach Westen durch den Zenith, und es spielte in rothen, violetten und gelben Flammen. Mitunter schoß es vom Ze— nith strahlenfoͤrmige Flammen nach allen Seiten aus und
glich dann einer blassen Sonne. Ein Knittern oder sonstiger
Ton ward nicht bemerkt.“ — Von der Graͤnze des Konig— reichs meldet man: „Ein so außerordentliches als furchtbares
Nordlicht ließ sich zwischen 6 und 7 Uhr Abends am Him⸗
mel sehen, namlich ein blutrother Farbenstreif quer uͤber den
n n , .
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Hortzont von ON nach WSW. , desgleichen bisher hier noch Niemand gesehen hat.“ ꝛ
D eu tsch land.
— — Frankfurt a4 M., 23. Jan. Waͤhrend der abgelau⸗ fenen Woche blieben die Oesterreichischen Stgatspapiere ausgeho⸗ ten und im Cours weichend. Die Unklarheit, worin man sich in Hinsicht auf den muthmaßlichen Ausgang der Belgischen und Polnischen Angelegenheiten befindet, die unguͤnstigen Nachrichten von dem Zuständ der Geschaͤste zu Paris und aͤn den andern Franzoͤsischen Haupthandelsplaͤtzen, die Nachrichten aus Warschau ünd die Besorgniß, daß der Krieg nicht zu vermeiden seyn werde, — diese Umstaͤnde wirkten zu sammen so nachtheilig auf den Fonds⸗ markt, daß nur zu verwundern ist, wie doch die flauen Notirun⸗
en im Ganzen nur um eirea i pCt. heruntergedruͤckt werden J! nnten. Es wichen naͤmlich bis zum gestrigen Boͤrsentag die 5proc. Metalliques von 90 auf 895, 4proc. von 793 auf 18219,
Bank⸗Actien von 1273 auf 1246, Partial von 1175 auf 1163 und
Polnische Loose von 42 auf 41. — Zu diesen Notirungen zeigten sich willige Abgeber, sowohl unter den Spekulanten aufs Stei⸗ gen, als bei den Contremineurs. Die Hauptschwankung traf die proc. Metalliques und Bank-⸗Aetien, als worin mehrere reelle Berkaͤufe und Ablieferungen von 6 bedeutenden Haͤusern stattfanden, waͤhrend gleichzeitig Zusendungen von außenher mit emessenen Auftragen zum Abgeben eingegangen waren, die Con⸗ tremine aber ohnehin vorzugsweise auf genannte Effekten⸗Sorten erichtet ist Alle Umsaͤte fanden ubrigens nur pr, comptant att; man will den Zins genießen und bei etwa eingehenden un⸗ guͤnstigen Nachrichten am so fortigen Abgeben nicht gehindert seyn.
uf Lieferung in einem Monat öder auf weitere Termine wollte sich nirgends Kauflust bemerken lassen; an Abgebern fehlte es nicht, und waren die 5 und 4proc, Metglliques auf cinen. Mongt um J pCt., Bank⸗Actien um 2 bis 3 Fl. pr. Stuck billiger als egen baar zu haben. Oesterreichische Loose zu 109 Fl. hielten 6. — da die Ziehung am 1. Maͤrz eintritt — in kleinen Par⸗ tieen etwas begehrt, ohne daß jedoch der Cours anzog., In allen Kbrigen Oesterkeichischen Papieren war es ganz still; die Notirun⸗ en wichen im Verhältniß zu denen der couranten Gattungen. Hollaͤndische Fonds gingen etwas besser; doch war der , g. danach zu schwach, als daß man mit der Steigerung an der Am⸗ sterdamer Börse — wo die 2proc. Integralen um 14 * 14pCt. in die Hoͤhe gegangen waren — haͤtte Schritt halten konnen. Unsere Hauptgeschaͤftsleute haben noch zu große Vorraͤthe dieser Papiere aus der Zeit, wo solche 15 bis 2) pCt. besser standen, im Beßitz, als daß sie auf deren Vermehrung denken sollten. Die 4proc. Preußischen Staatsschnld⸗Scheine blieben in stetem
Gesuch und gingen auch hoher im ene, dies erklaͤrt sich aus 1
mehreren von außen geko]mmenen Auftraͤgen zum Einthun und der bemerkbaren Seltenheit des genannten Effekts an unserm Platz. Auch in dem neuen Preußtschen 4proe. Anlehn zeigte sich dieser Tage einiges Gesuch. Die Notirungen der Badischen und Darmstaͤdtschen eoss behaupten sich fest, indem diese Papiere so ziemlich vergriffen sind und meist in sichern Handen ruhen Spa⸗
nische Fonds waren eher begehrt, als offerirt. — Im Allgemeinen
ist wohl anzunehmen, daß unsere Spekulanten aufs Fallen der
Papiere den Zeitpunkt fuͤr ihre Operationen guͤnstig erachten und
solche daher standhaft und in ziemlicher Ausdehnung fortsetzen. Daß man kein Vertrauen in die Dauer des dermaligen Zustan⸗ des setzt, zeigt der fortdauernde Gelduͤberfluß Viele unserer be⸗ deutenderen Haͤuser lassen große Summen muͤßig liegen; bei De⸗ ponirungen und Prolongatlonen von Fonds ist der Zinsfuß auf 313 33 pCt. gesunken, und gute Disconto⸗Briefe sind zu 2 ja 23 pCt. gesucht. — Im Wechselhandel war es letzte Woche uͤber wieder ganz lebhaft. Augsburg, Berlin, Leipzig, Loon k. S., dann Hamburg und Paris aller Sichten blieben gesucht. Am⸗ sterdam, Bremen, London und Wien waren in minderer Frage.
Schweiz.
Bern, 19. Jan. Hier und in der Umgegend wird eine bedeutende Anzahl von Truppen zusammengezogen, deren Bestimmung dahin geht, der in einem Theile des Kantons stets fortdauernden Unordnung und Gesetzlosigkeit ein Ende zu machen, wenn ungeachtet aller Ermahnungen und erzeig— ter Langmuth solche nicht alsogleich von selbst sich legen und die verirrten Gemuͤther einsehen, wohin ihre Leiter sie fuͤhren wollen. Es ist besonders zu hoffen, daß die Stadt Pruntrut und das Amt Delsberg, diese fuͤr die Handhabung unserer Neutralität und Vertheidigung der nordwestlichen Gränze so wichtige Gegend, bald wieder in einen Zustand gesetzlicher Ordnung und Ruhe zuruͤckkehre. — Heute war große In— spection uͤber die hier garnisenirenden Truppen, die alle vom besten Gelste beseelt und entschlossen sind, gesetzliche Ord— . aufrecht zu erhalten oder noͤthigenfalls wieder herzu— stellen.
Basel, 21. Jan. Unterm 18. d. hat der hiesige Rath in Bezug auf die Unruhen in unserem Kanton eine Procla—
mation erlassen, worin es heißt: „Der Eintracht und dem Muthe unserer getreuen Buͤrger und Einwohner von Basel und der an ihrer Seite streitenden Mannschaft, so wie der Klugheit und Festigkeit ihrer Anfuͤhrer, verdankt die gerechte
weiteren Inhalte der Proclamation) die Verha
Sache den Sieg; die Feinde derselben sind geflohen, und wir duͤrfen hoffen, in dem groͤßten Theil von ihnen nur wie⸗ der Burger zu erblicken, die mit Reue im Herzen zuruͤcktre⸗ ten auf die von ihnen verlassene Bahn der Ehre und Pflicht.“ — Da jedoch Strafe stattfinden muͤsse, so wird 6. dem
! tung der Mitglieder der provisorischen Regierung, so wie aller Raͤdels⸗ fuͤhrer, geboten. Den Gemeinden aber soll angezeigt werden, daß die Regierung die Standhaftigkeit der Treugebliebenen mit Dank erkenne, die uͤbrigen zur Ruͤckkehr und zum Ge— horsam auffordere, allen Theilnehmern am Aufstand außer den Genannten Verzeihung bewillige, und endlich, daß die Revision der Verfassung fortgesetzt werde.
.
Neapel, 8. Jan. Der Konig hat mittelst Dekrets vom 4ten d. M. dem General-Statthalter von Sieilien, Sr. Koͤ—⸗ nigl. Hoheit dem Grafen von Syrakus, ein eigenes Mi— nisterium beigegeben, das uͤber die Angelegenheiten der
Insel direkt an den genannten Prinzen berichten soll. Das—
selbe besteht aus dem Ritter Mastropaolo, als Minister Staats⸗Secretair, dem Herzoge von Sammartino, als Mini⸗ ster des Innern, der Finanzen, der Polizei und der auswär⸗ tigen Angelegenheiten, dem bisherigen General-A Advokaten Scovazzo, als Minister der Justiz und der Gnaden, so wie der geistlichen Angelegenheiten. Ueber die Angelegenheiten des Heers und der Marine wird der in Sieilien kommandi—
rende General ebenfalls direkt an den Prinzen berichten. —
Durch ein , . Dekret von demselben Tage ist eine Wohlthaͤtigkeits⸗-Kommission errichtet worden, welche die Huͤlfs⸗ beduͤrftigen unterstuͤtzen und fuͤr eine gleichmäßige Verthei— lung der Almosen unter dieselben sorgen soll. Praͤsident die⸗ ser Kommission ist der Beichtvater des Koͤnigs; die uͤbrigen Mitglieder derselben sind: der Herzog von Ventignano, der Ritter Patrizi, der Marchese von Villarosa und der Ritter
Scotti. . Turkei.
Der Nuͤrnberger Korrespondent enthalt folgen⸗ des Schreiben aus Konstantinopel vom 17. Dez. „Der Sultan betreibt gegenwärtig mit allem Eifer militairische Ruͤstungen, zu welchem Zwecke verschiedene Corps hier kon— zentrirt werden sollen. Viele sind der Meinung, das zu bil— dende Armee-Corps sey nach Albanien bestimmt, um die in
dieser Provinz eingefuͤhrte neue Ordnung kräftig ins Werk
zu setzen, wahrend Andere behaupten, daß die Ruͤstung dem Pascha von Bagdad gelte, welcher schon seit geraumer Zeit mit seinen an die Pferte zu leistenden Zahlungen zuruͤckbleibt und uberhaupt in der Treue gegen die Regierung zu wanken scheint. — Wir haben schon seit langer Zeit anhaltend war⸗ mes Wetter, ohne Regen, so daß man an suͤßem Wasser be— reits Mangel leidet und der Preis desselben bedeutend ge⸗ stiegen ist; dagegen stehen alle uͤbrige Lebensbeduͤrfnisse in sehr billigem Preise.“ ; Griechenland.
In einem (von dem Nuͤrnberger Korresponden— ten mitgetheilten) Schreiben aus Aegina vom 24. Dezem— ber heißt es: „Aus Athen meldet man uns, daß sich die Tuͤrken daselbst auf neue Ordre aus Konstantinopel zum Ab— zuge anschicken. Seitdem soll in der ganzen Stadt neues Leben herrschen, indem die mehr oder weniger zerstoͤrten Haͤu⸗ ser wieder reparirt oder frisch aufgebaut werden. Auf der Akropolis ist noch Alles in gutem Stand, und die wenigen noch vorhandenen Alterthuͤmer, z. B. das Parthenon (ehe⸗ mals der Tempel der Minerva) u. s. w., sind von den Tuͤr⸗ ken bisher nicht zerstoͤrt worden. — Auf Kandien ist es noch zu keinen blutigen Auftritten gekommen; indessen sind die Griechischen Einwohner bis jetzt zur Unterwerfung nicht zu bewegen gewesen.·
Inland. Berlin, 28. Jan. Die Königsberger Zeitung mel⸗
det: Die Zahi der hiesigen Studltrenden hat sich im Winter⸗Se⸗
mester betraͤchtlich vermehrt und ist von 423 (30. Juni 1830 auf 471 gestiegen, indem der neue Zuwachs (bis 31. Dez.) 106 und der Abgang nur 58 betragt, also der Ueberschuß auf 48 steigt. Nach den verschiedenen Fächern theilen sie sich in 232 Theologen, 113 Juristen, 36 Mediziner und 60, die dem Schulfache und einzelnen ge en de ü der philo sophischen Fakultat sich widmen. Vergleicht man diese Zahlen mit den vom vorigen Semester gegebenen, so sind die der Theologen um 17, der Juristen um 23 und der Mediziner um 11 ge⸗ wachsen, also verhaͤltnißmaͤßtg die letzteren am staͤrksten. ;