1831 / 31 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Belgien fuͤr immer gesichert. Die Belgier wissen, wie sehr ihnen diese Allianz schon nuͤtzlich gewesen ist und duͤr fen sie die Fortsetzung der liebevollen Sorgfalt der Regierung des Königs nicht bezweifeln. Der Unterzeichnete bittet den Hrn. Grafen von Celles seine Hochachtung zu genehmigen.“ Paris, 23. Jan. 1831. (gez. Horaz Sebastiani. Nach Verlesung dieser Aktenstuͤcke, von denen das Letz— tere wiederum viele Zeichen des Unwillens erregt haben soll, frug Herr H. v. Brouckere den Vice Praͤsidenten des di— plomatischen Comité, ob jetzt, da die Festung Mastricht de⸗ blokirt sey, der Gouverneur derselben der freien Schifffahrt auf der Maas keine Hindernisse mehr in den Weg lege. Seit drei Monaten, fuͤgte er hinzu, sey diese Passage un— tersagt, so daß der größte Theil der Provinz Limburg Man— gel an allen Beduͤrfnissen leide; namentlich entbehrte die 25 Stunden lange Strecke zwischen Mastricht und Maux aller Heizungs- Materialien. Herr von Aerschot erwiederte, daß bereits dem Hrn. Bresson eine Note wegen der freien Schifffahrt auf der Maas uͤbergeben worden sey; einen an— dern Weg als diese Vermittelung gabe es nicht, da die pro⸗ visotische Regierung in keiner direkten Verbindung mit dem Haag staͤnde; auch habe der General Dibbets einen ihm in dieser Hinsicht vom Ober-Befehlshaber der Belgischen Trup— pen uͤbersandten Parlamentair nicht angenolnmen. Hr. v. Rodaulx nahm diesen Anlaß wahr, um den ganzen

Waffenstillstand eine Fopperei zu nennen, die man so bald

als möglich mit den Waffen in der Hand vernichten muͤsse. Diese Äeußerung wurde von den Tribunen so sehr mit Vei— fall , ,, . der Präsident die Fremden zur Ruhe verweifen mußte. Da Hr. v. Robaulx noch hinzufügte, die Belgischen Truppen haͤtten mindestens so lange ihre Stel⸗ lung um Mastricht nicht verlassen duͤrfen, bis die freie Durch⸗ fahrt auf der Maas gestattet worden sey, antwortete Hr. C. Le Hon, daß die Belgier immer noch so staͤnden, um den Holländern jede Bewegung aus und gegen Mastricht wehren zu können, und bei dem geringsten Schritte, den sich der Feind erlaube, wiederum die Offen sive , e Hr. v. Brouckere meinte jedoch, daß, da die Belgler sich jetzt dre Stunden von der Stadt entfernt befaͤnden, den Holländern die Verproviantirung der Festung nicht gewehrt werden könne. Ohne diesen Vortheil wuͤrde die Stadt bald zur Uebergabe gezwungen worden seyn; man habe daher einen großen Feh— ler begangen, als man den Rathschlaͤgen der Diplomatie ge— folgt sey. Hr. Le Hon entgegnete, Mastricht sey eigentlich noch gar nicht blokitt, sondern dloß eingeschlossen gewesen; diese Einschließ ung habe man jetzt etwas weiter ausgedehnt, son t jedoch sey in der Lage der Festung keine Veranderung vorge— fallen. Es sey ein Leichtes, die fruͤheren Stellungen wieder einzunehmen und man werde es auch thun, sobald der Feind nur im Geringsten den Waffenstillstand uͤbertrete. Herr von Robaulx brachte von Neuem seinen bereits sfruͤher ge— machten Antrag auf eine Protestation gegen jede auswaͤrtige Einmischung zuͤr Sprache. Der Antrag wurde an die See— tlonen verwiesen. Hr. Le Hon verlas darauf die vom diplo—

matischen Comité ertheilte Antwort auf das Protokoll vom

g. Januar, worin es heißt, daß die provisorische Regierung von Belgien eingewilligt habe: 19 am 20. Jan. spaͤtestens die Belgischen Truppen aus der Umgegend von Mastricht dergestalt zu entfernen, daß zu den täglichen Angriffen der Soldaten innerhalb und derjenigen außerhalb der Stadt keine Gelegenheit mehr gegeben wird, und 2) die Feind seligkeiten ferner auf der ganzen Gränzlinie eingestellt zu ö ag sollen die Truppen ihre Stellungen vom Alsten Nov. 1830 wieder einnehmen. „Was jedoch“ heißt es fer⸗ ner, „ihre Stellungen lünerhalb der nicht bestrittenen Graͤn— zen CᷣNeiglenẽ betrifft, so ist es dem Comité vorgekommen, daß die Befugniß, ste zu verändern, den beiden kriegfuͤhrenden Parteien ganz frei geblieben sey.“ Nach dieser Mitthei⸗ lung setzté die Versammlung ihre Berathungen uͤber den neuen Verfassungs-Entwurf fort, von dem mehrere Artikel angenommen wurden. . = Die provisorlsche Negierung hat verfuͤgt, daß die Flagge e n f d f dreifarbig, und zwar roth, gelb und schwarz seyn soll. Aus Antwerpen wird gemeldet, daß auch am 29sten noch kein Schiff aus Vließingen, und zwar des starken Ne— bels halber, habe abgehen konnen. . WBVorgestern ist der Baron Duͤrand von Mareuil, Fran— r, am Niederlaͤndischen Hofe, der sich hier kurze Zeit un fehr en, nach dem Haag abgereist.

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Dänemark. 7 Kopenhagen, 22. Jan. Das Geburtsfest Ihrer Königl. Heheit der Prinzessin Wilhelmine ging, der tiefen

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verhielten.

benden Nachricht von Seiten der Aerzte und Wund

Trauer am Hofe halber, still voruͤber. Auch sind die Hof⸗ Feste zum Geburtstage unsers allgellebten Königs abgestellt. Dem Vernehmen nach werden Se. Majestaͤt auch nicht das

Schauspiel mit Ihrer Allerhöchsten Gegenwart beehren.

Der hiesige Kuͤnstler⸗Verein hat zwei Preise, jeden von 400 Rthlr. Sllber, fuͤr ein historisches Gemälde in Oel und fuͤr ein Basrelief in Marmor, nach aufgegebenen Sujets, ausgesetzt. Alle Daäͤnische, im Auslande sowohl als im In— lande sich aufhaltende Kuünstler koͤnnen in der Konkurrenz, die fuͤr die Einreichung der Skizzen bis zum September 1831 und fuͤr die Vollendung des Kunstwerks bis zum 1. Sept. 1832 offen steht, Theil nehmen.

Au g ustenburg, 22. Jan. Heute sind Ihre Durchl. die Herzogin v. Schleswig⸗Holstein⸗Augustenburg von einem Prinzen gluͤcklich entbunden worden und befinden sich mit dem neugebornen Kinde im erwuͤnschtesten Wohlseyn.

Deutsch land.

Karlsruhe, 25. Jan. Die hiesige Zeitung mel— det: „Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich haben den

Großherzog durch ein neues Merkmal freundschaftsvoller Er⸗

innerung erfreut, indem Hoͤchstdieselben Sr. Koͤnigl. Hoheit das in Salzburg garnisonirende Infanterie⸗Regiment Nr. 59 verliehen, dessen Inhaber die verewigten Großherzoge Karl und Ludwig gewesen, und das nun wiederum den Namen „Großherzog von Baden“ fuͤhren wird.

Stuttgart, 23. Jan. Der Schwaäbische Merkur meldet: „Die Verhaftung eines Buͤrgers zu Tuͤbingen, welche vor einigen Tagen durch einen der daselbst stationirten Land— Jaͤger geschehen sollte, und wobei Ersterer verwundet worden ist, hat gestern Abend einen unruhigen Auftritt bei der Buͤr—⸗ gerschaft veranlaßt, welcher indessen unter Einschreitung der dasigen obrigkeitlichen Behörden bald wieder beseitigt wurde. Die Studirenden nahmen an jener unruhigen Bewegung durchaus keinen Antheil, sondern betrugen sich vielmehr auf eine dem Zweck ihres Aufenthalts in Tubingen und ihrer Bestimmung entsprechende Art, indem sie sich ganz ruhig Bei dem oftmals sichtlichen Bestreben, womit in gegetwaärtiger Zeit Nachrichten von unruhigen Auftritten verbreitet, und bei der Begierde, mit welcher sie hier und da aufgenommen zu werden scheinen, wird es nicht unzweckmaͤ⸗ ßig seyn, die wahre Beschaffenheit der Sache vorlaufig zur offentlichen Kenntniß zu bringen, um auf diese Art den Werth etwa sich verbreitender ungegruͤndeter Geruͤchte im

voraus bestimmen zu konnen. Hamburg, 28. Jan. Die Elbe ist bis Neumuͤhlen

hinunter mit Eis bedeckt, auch bei Blankenese ist sie fest,

allein zwischen Neumuͤhlen und letztbenanntem Ort ist sie stellen⸗ weise offen. Die Eisdecke soll nicht uͤberall sicher seyn. Vom Grasbrook fährt man schon mit Schlitten und Pferden durch den Reiherstieg nach Harburg.

Oester reich.

Wien, 25. Januar. Aus Ofen wird gemeldet, daß Ihre K. K. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Doro— thea, Gemahlin Sr. K. K. Hoheit des Herrn Erzherzogs Josephs Reichs⸗Palatinus, am 17ten d. M. gluͤcklich von einer gesunden Erzherzogin entbunden worden ist, welche in der heiligen Taufe Tages darauf die Namen Franziska Ma— ria Elisabetha erhielt. Taufpathe sind Se. Masestaͤt der Kaiser, Allerhoͤchstwelcher Ihre Stelle durch Se. Königl. Hoheit oen Erzherzog Ferdinand d' Este, kommandirenden Ge— neral in Ungarn, bei diesem heiligen Akt vertreten ließen. Das Befinden Ihrer K. K. Hoheit, der Erlauchten Mutter,

und der neugebornen Erzherzogin Elisabeth ist, nach Maaß—

gabe der Umstaͤnde, das befriedigendste.

In der gestrigen Wiener Zeitung liest man: „Um eine unrichtige Deutung der in dieser Zeitung vom 21. Jan. d. J. eingeruͤckten auf die Cholera n, . ha⸗

zte zu beseitigen, welche vielleicht in den Fall kommen duͤrften, diese Krankheit zu behandeln, wird die besagte Nachricht weiter dahin aufgeklärt, daß Dr. Mosing bei einer einzigen erkrank— ten Frau die Gelegenheit hatte, ihr einen Aderlaß zu machen und das versuͤßte Quecksilber und Opium in großeren Dosen zu geben; daß diese Frau bei der Absendung seines Berich—

tes in großer Hinfaͤlligkelt lag, die bei der geringsten Bewe⸗

gung in Ohnmacht uͤberging und ihm nur Hoffnung zur Ge—

nesung ließ, welche, ob sie erfolgte, noch nicht einberichtet wurde, daß mithin dieser einzelne Fall fuͤr die Anwendbarkeit und Ruͤtzlichkeit der bezeichneten Heilmethode nichts beweise und Aerzte nicht verleiten duͤrfe, dieselbe gegen eine bessere

Ueberzeugung zu wahlen. Indessen dient es zu einer be— sonderen Beruhigung des Publikums, daß die Krank—

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net wird und bisher so viel ö maren. den jet genguer Lekahntein Gthröntffen Reböhhich hui sciche Jüd darn argteist. wache durch unters böans gegangene Krankheiten, durch Noth und Elend, in ihren

Rräften und in ihrer Constitution sehr hersbgekommen sind;

daß von zahlreichen Bewohnern eines Hanses gewohnlich nur Eine oder ein Paar Personen von dieser Krankheit befallen werden; daß in der Polnisch⸗Russischen Graͤnzstadt Satanow, in welcher die Cholera morbäas selt längerer Zeit wuͤthet, nach der Aussage elnes dortigen Arztes, von den Aerzten, Wundaͤrzten, Krainkenwärtern, Wachen, von den Leuten, die

zur Fortschaffung der Leichname bestimmt sind, wie auch von

den Todtengraͤbern, bisher Niemand erkrankt sey.“

Ein an die Redaction des Oesterreichischen Beobachters gerichtetes Handelsschreiben aus Triest vom 17ten d. M. er— klaͤrt die durch mehrere öffentliche Blaͤtter verbreitete Nach— richt: „es herrsche dermalen unter dem Geflügel in der Ge— gend von Triest eine Seuche, welche auf manchen Campagnen

den ganzen Huͤhnerstand hinweggerafft haben soll eins Er⸗

scheinung, die sich bekanntlich auch bei dem Ausbruche der Cholera in Taganrog gezeigt habe —“ für eine Fabel.

Schweiz.

Luzern, 20. Jan. In der Sitzung vom 17ten d. be— schäftigte sich die Tagsatzung fortwährend mit der Organisa— tion der Landwehr; 14 Stimmen nahmen die 7 ersten Arti— kel des diesfallsigen Gesetzes an, mehrere andere hielten sich das Protokoll offen. Sodann wurden die saͤmmtlich sehr freundschaftlich lautenden Antwotten mehrerer auswärtigen

Gesandten in Beziehung auf die Neutralitäts-Erklärung mit— getheilt.

Der Frangösische Geschäftsträger äußerte gelegent—⸗ ich den Wunsch, man mochte doch, undeschadet Schweigeri⸗ scher Gastfreiheit, die Umtriebe der Iraltaͤnischen Fluͤchtlinge zu hindern suchen. Bei diesem Anlaß bat der Gesandte von Tessin um die Verwendung der Tagsatzung bei der Regierung der Lombardei fuͤr die Aufhebung mehrerer lästigen Ver fuͤ— gungen. Luzern, 21. Jan. Der eidgenoͤssische Kriegs⸗Rath, der

vom Praͤsident des Vororts praͤsidirt wird, hesteht aus den derren Herzog von Effingen von Aarau, Vischer von Basel,

berst⸗Quartiermeister Wurstemberger von Bern, Ludwig v.

Portalès, Oberst Inspektor der Artillerie, ven Neuenburg, und Muralt von Zuͤrch.

Der Verfassungs Rath v. St. Gallen hat nach langer und lebhafter Erörterung in der Sitzung vom 12ten folgende drei Artikel angenommen.

Staats-Hoheit und der obersten Gewalt ruht in der Ge—

das Gesetzgebungs-⸗Recht selbst aus.“ „Das Recht dieser Genehmigung uͤbt das Volk dadurch aus, daß es nach Er— lassung eines Gesetzes binnen zu bestimmender genuͤglicher Frist in seiner Mehrheit die Anerkennung und Vollziehung eines Gesetzes vermöge seiner souverainen Gewalt verweigern kann. Die Art und Weise dieser Verweigerung wird in der Verfassung des Naͤhern bestimmt werden.“ Waͤhrend der Sitzung vom 13. wurde der Andrang der Menge in dem Gange vor dem Saale stehenden Volkes, fast lauter Rhein— thaler aus der Gegend von Altstädten, immer starker und der Laͤrm großer, so daß die Sitzung unterbrochen werden mußte. Vergebens suchten Rheinshalische Mitglieder die Haufen zu besanftigen. Es waren beunruhigende Geruͤchte (wie es scheint, nicht absichtlos) im Rheinthal verbreitet und das Volk foͤrmlich aufgeboten worden, in St. Gallen nach— zusehen, weil man seine Abgeordneten unterdruͤcken wolle. Die Menge, vielleicht an 600 Mann stark, konnte nur da— durch beruhigt werden, daß Herr Staatsschreiber Baumgart— ner ihr die bisherigen Beschluͤsse des Verfassungs-Rathes vorlas. Nach einstuͤndiger Unterbrechung wurde die Sitzung fortgesetzt. Portugal. ö

Pariser Blätter melden aus Lissabon vom 8. Jan: „Am 3ten d. M. brach um 2 Uhr Morgens in einem Sei— tengebaude des von Dom Miguel bewohnten Palastes zu Queluz Feuer aus, das erst um 6 Uhr geloͤscht werden konnte. An demselben Tage veranlaßte das Ausbleiben der Spanischen Post das Gerücht, daß in der Provinz Alemtejo ein Auf—

stand ausgebrochen sey; spaͤter, nach der Ankunft der Ma—

drider Post, ergab sich der Ungrund dieses Geruͤchts. Die Ruͤstungen und Truppen-Aushebungen dauern fort; es sollen

heit, welche mit der Benennung Cholera morbus bestich⸗ chr ecken verbreitete, nach

. Lager gebildet werden, elnes in ker Prsvirz Beira bei Almeida, das andere bei Elvas in der Provinz Alemtejo.““

Inland.

Berlin, 30. Jan. Aus Lifsa wird unterm 18ten dieses Monats Folgendes gemeldet: Das heutige 1530ste Gedaͤchtnißfest der Stiftung unsers erhabenen Koͤnigs— throns war den in und um Lissa versammelten vater— laͤndischen Truppen und den Bewohnern dieser Stadt ein willkommener Aufruf zur herzlichsten Feier. Um 10 Uhr be—

gaben sich die Generalitaäͤt, die Offi ter⸗Corps, die hiesige Gar—⸗ nison und mit ihr zahlreiche Abtheilungen der in der Nahe

käntonitenden Truppen in die, auch vom Civilstande in gro— ßer Versammlung gefüllte, evangelische Kirche. Der Divi— sions-Prediger Hr. Walther hielt nach Abhaltung der Li—

turgie eine tief ergreifende Predigt über Spr. Salom. 14, 34.

Nach beendigtem Gottes dienst hatten das 2te Bataillon des 7ten

Infanterie⸗Regiments, das 1ste (Goͤrlitzer) Bataillou des 6ten Landwehr-⸗Regiments und ein Theil der reitenden Batterie Nr. 14 große Parade, welche allen Anwesenden durch die eben so tuͤch⸗ tige Ausruͤstung, als kriegerisch schoͤne Haltung der Truppen einen erfreullchen Anblick gewährte. Eine Mittagstafel von 150 Gedecken vereinigte die Offiziere und Honoratioren der Stadt zur innigsten Freude, die sich am lebhaftesten aus— sprach, als der Herr General Lieutenant von Grolman Exc. Sr. Majestaͤt, unserm allverehrten Koͤnige, ein dreifaches Lebehoch brachte, in welchem, so wie in dem zweiten von ihm ausgesprochenen Toast, „daß das theure Preußische Vater⸗ land bluͤhen und alle Provinzen desselben, im Gluͤck wie im Ungluͤck, das Band der Eintracht, Freundschaft, Liebe und Treue, innig umschlingen moge!“ alle Herzen den Ausdruck ihrer Gefühle mit lauter Begeisterung anerkannten.

Literarische Nachrichten.

Historisch-politische Ansichten und Untersuchun—⸗ . betreffend die Frage von der praktischen usbildung der städtischen Verfassungen in Deutschland. Zum Behuf der vaterlaͤndischen Ge— setzgebung zusammengestellt von H. G. Reichard, Dr. der Rechte und Fuͤrstlich Reußischem Regierungs— und Konsistorialrath.

Dogleich sich in neueren Zeiten die lesbaren Werke uͤber Deutsche Geschichte vermehrt haben, ist dieselbe den Deutschen doch fast weniger bekannt als irgend eine andere, und am aller⸗ wenigsten wissen sie von ihrem eigenen Stagtsrechte und dem

aͤchten Charakter Deutscher Politik. Daher richten sie nicht sel⸗

; „Das Volk des Kantons ist ein souveraines Volk; die Souverainetät oder der Jnbegriff der

ö

ten ihren Blick auf einseitige Weise nach dem Auslande, miß⸗ kennen das einheimische Gute, oder kommen gar auf den irrigen Gedanken, bloße Rachahmung des Fremden koͤnne der Entwicke⸗

sammtheit der Buͤrger.“ „Das Volk uͤbt in Folge dessen lung eines eigenthuͤmlichen, selbststaͤndigen, großen Volkes zutraͤg⸗

lich werden! ö 5 Das vorstehende Werk wird auf loͤbliche Weise beitragen, ei⸗

nen Haupttheil des offentlichen Lebens, die Staͤdte, in ihrer all⸗

maͤligen Entstehung und jetzigen Gestaltung kennen zu lehren und das vorhandene Deutsche mit dem künftigen Franzoͤ⸗ sischen zu vergleichen. Einer gruͤndlichen Darlegung des Ge⸗ schichtlichen ät Herr Reichard derstaͤndige, wohlgemeinte Rath⸗ schlaͤge beigefuͤgt, welche vor Allem in unserm Staate Interesse erwecken werden, wo eine preiswürdige, freisinnige Gesetzgebung schon so viel fuͤr die Staͤdte und Buͤrgerschaften gethan hat und noch zu thun im Begriff ist. .

„Bei den Lebens Perioden der Reichsstaͤdte und der Land⸗ staͤdte (sagt der Verfasser S. 1014 mit Recht) wiederholte sich die Erfahrung, daß ihr Wohlstand sich um so kraͤftiger hob, je selbst⸗ staͤndiger jede Gemeinde fuͤr alle zweige ihrer innern Verwaltung gemacht, je mehr die staͤdtische Autonomie erweitert wurde!“ Darin aber lag ein Gewinn: daß die Deutschen Staͤdte nicht, wie die Italienischen, sich ganz von dem uͤbrigen Stagts- und Volks⸗ leben losriffen, oder die andern Staͤnde unterdruͤckten; sondern mit diesem und dem Reiche in heilsamer Wech elverbindung blie⸗ ben, und jedem sein natuͤrliches Recht gewaͤhrt und erhalten wurde. Auch innerhalb jeder einzelnen Stadt uͤherwog, un leich seltener als in Italten, das bloße Adels oder das bloße uͤr⸗ gerthum, vielmehr ging aus dem aristokratischen Grundwesen 'das sich gemeiniglich als Obrigkeit gestalteteh und einem demo⸗ kratischen Zusatze das frische Leben und eine angemessene Bewe⸗ gung hervor. Wo der Magistrgt ohne Gegengewicht dastand ward er leicht unthaͤtig, oder selbstsuͤchtig und tyrannisch; wo si die Gemeinden und die Zuͤnfte der alleinigen Hereschuft bemäch= tigten, entstand allgemeine Unsicherheit, zügellose . keit, Erschktterun und Umkehr aller geselligen Der m ,. . 110), bis die Raths -Behoͤrden in ihrer fruͤhern Selbststaͤndigkeit wiederhergestellt wurden und die Gemeinden eine unabhaͤngige Ortsgewalt uͤber sich wieder anerkannt hatten.

So wie in den Formen des Deutschen Reichs verbandes, war

auch Manches in den städtischen Einrichtungen veraltet, und die