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Franzbsische Revolution beförderte den Einsturz des wandelbar ewoördenen. Allein die Zeit der Franzoͤsischen Herrschaft war einer Entwickelung des aͤchten und heilsam Yeutschen schlechter⸗ dings nachtheilig; sie hatte nur den Vortheil, aufzuruͤtteln und zum Bewußtseyn zu bringen, man solle ein eigenes Leben fuͤhren und eigene Pflichten erfuͤllen. Berherzigenswerth sagt der Ver⸗ fasser S. 135 „Als Taͤuschung, als leerer Anspruch, als Gut ohne Realitaͤt erschien aber der Besitz der Souverainetaͤt, so lange die aufgestellten Staaten fuͤr sich selbststaͤndig keine Bahn verfolgen konnten, und so lange die Gesammtheit der Deutschen Territo⸗ rien keine durch sich starke nationale Einheit gegen das Ausland u bilden bestimmt seyn sollte. Deutschland war Werkzeug in . Zwingherrschaft, weil das Nationalband zerrissen war. Der Drang und die Noth der Ereignisse, welche den Zeitraum des Rheinbundes ausfuͤllten, weckten das staͤrkere Gefuͤhl und die lebendigere Erkenntniß der einst von der Reichs-Verfassnng gelei⸗ steten Buͤrgschaften. Schutzlos gegen fremde Gewalt, preisgege⸗ ben an fremde Willkuͤhr und aufgebpfert fuͤr verderbliche Zwecke, gewannen die Deutschen die Stärke der Entruͤstung, um sich zu ermannen, um das Getrennte wieder zu vereinen, um das Auf⸗ gedrungene mit gemeinsamer Anstrengung auszustoßen. Das ge⸗ mein same Ziel wurde erreicht, weil die Regierungen durch Ver⸗ trauen gegen das Volk sich stark gemacht hatten; die Unabhaͤn⸗ gigkeit wurde erkaͤmpft, weil die Regenten ihren Laͤndern den Werth der geregelten Freiheit und der sichern Ordnung vorhiel— ten und das Volk zu selbstthaͤtiger Kraft-Anstrengung, zum Selbsterringen der entrissenen Guͤter aufrie fen.“ . Eben so richtig aͤußert derselbe S. 135: „Die landstaͤndischen Verfassungen der Deutschen Nation sind fern von unorganischer Mengerei, von vager, von unpraktischer Volks-Repraͤsentgtion. Alle Klassen der Gesellschaft, wie sie allmaͤlig im natürlichen Fortschreiten der Fahrhunderte hoöͤheren Einfluß gewonnen und eine freie, feste Stellung im Ganzen der Staats- Ordnung ein⸗ genommen, wie sie nach einander ein bestimmtes Rechtsgebiet er⸗ woörben haben, sind neben einander als organische Glieder des groͤßern Staats-Organismus aufgestellt. — Der gesunde Sinn, der helle Verstand zer Deutschen Gesetzgeber hat die Verwir⸗ rung der gesellschaftlichen Gleichmacherei verbannt.“ 9 Eine genaue Entwickelung der Verfassungen von Hamburg, Luͤbeck, Bremen und Frankfurt am Main wird vielen Lesern so willkommen seyn, als eine Uebersicht des Englischen und Fran⸗ zoͤsischen KLommunalwesens. Ueber das letzte sagt der Verfasser S. 173: „Die verkehrten politischen Theorieen und die Verwir⸗ rungen und Gewaltthaͤtigkeiten der Anarchie hatten in den ersten Jahren der Revolution den altuͤberlieferten Munieipal-Organis— mus und die Selbststaͤndigkeit der staͤdtischen Tommunen verdaͤch— uit und zerstoͤrt, und das Kettenwerk des despotischen Kaiser— reichs hatte die Banden befestigt, mit welchen das Kömmungl⸗ Leben in strenger Unterwürfigkeit gehalten werden sollte. An die Stelle einer sichern, jeder Gemeinde eigenthuͤmlichen, dauern—⸗ den und selbststaͤndigen Orts⸗Verwaltung hatten die Schreckens⸗ Regierung, das argwoͤhnische Konsulat und das unumschraͤnkte 1 Schwanken und entnervende Abhaͤngig⸗ eit gesetzt.“ — ö Bis auf den heutigen Tag findet in Frankreich eine klein liche) Einmischung in alle Gemeinde Angelegenheiten und gar keine achte Freiheit in Staͤdten und Landschaften statt. Wir hof⸗ fen und wuͤnschen, daß neue Gesetze diese Uebel vertilgen wer⸗ den, und wollen dieselben zu seiner Zeit mit den bei uns bereits bestehenden vergleichen. 93 . Die neueren Stadt-Einrichtungen in Deutschland stellr der Verf. unter drei Hauptgesichtspunkte. Nach dem ersten sind die wichtigsten Geschaͤfte der höchsten Staatsgewalt, z. B. Rechts⸗ pflege und Polizei Verwaltung, den Gemeinden ganz zugewiesen, oder doch mit ihnen in 67 Verbiadung gebracht. Nach dem zweiten System hingegen mehr oder weniger davon getrennt, sonst aber ein engeres Verhaͤltniß zwischen Mägistrat und Buͤrgerschaft gegruͤndet und eine große Unabhaͤngigkeit der Kommungl⸗Ver⸗ waltung gestattet. Das dritte Systen hebt alle Selbststaͤndigkeit der Buͤrgerschaften auf und setzt an deren Stelle eine bureau— kratische Bevormundung durch ernannte Beamten. Diese schlechte Nachghmung des schlechten Franzoͤsischen Vorbildes sindet im Großherzogthume Hessen, im Herzogthume Nassau und in An⸗ eit, en statt, sofern nicht neuerlichst Abänderungen getrof— fen sind. ; Alle Unebertreibung der Centralisation (bemerkt der Verfasser S 330 sehr richtig) laͤhmt das Vollsleben im Ganzen, wie im Einzelnen. Das Staatsgebaͤude im Großen . auf lebendigen rovinzial⸗ und Lokal⸗Verfassungen, auf selbststaͤndigen Gemeinde⸗ Verwaltungen ruhen. Durch das Mittel des Magistrats (S. 393) soll sich die Staats⸗Verwal mit der fie fh Gemein de⸗ Verwaltung verbinden. * mehr Geschaͤfte die Regierung den Magistraten der Staͤdte uͤberweist, desto sicherer kann der Or⸗ ganismus der Staats⸗Verwaltung vereinfacht, desto mehr der taats⸗Aufwand eingeschraͤnkt werden. Da der Raum uns beschraͤnkt, mogen diese Andeutungen ge⸗
) S. Staats⸗Zeitung von 1629, Nr. 226.
zu theilen brannten; der Patriotismus der Staͤdte er
nügen, um auf das Werk des Herrn Reichard aufmerksam zu machen; doch . wir uns nicht versagen, folgendes kme uͤber unsere staͤdtischen Einrichtungen (S. 34) el n, . Von Buͤrgerschaften, welche cine freisinnig und großartig ge⸗ dachte Staͤdte⸗ Ordnung zur selbstthaͤtigen Mitverwaltung ihres Gemeindewesens aufgerufen hatte, waͤrd das Wort verstanden, welches der König voön Preußen im Februgr 1813 an sein Volk richtete. Ein freies, ein rechtbegabtes und kraftbewußtes Bür⸗ gerthum war befaͤhigt und ermuthigt, die Größe der Interessen zu erfassen, fuͤr welche die Stimme des Monarchen zu den Waf⸗ fen rief. Die aufgeklaͤrte Ansicht vom Werthe des Menschen und von der Bestimmung des Staats hatte die Laufbahn zu herrlichen Entfaltungen erdffnet. Was landesvaͤterliche Gesinnung ver⸗ trauensvoll gegeben hatte, wurde großartig vergolten. Der freie Wille, den der Geist der Gesetzgebung entzuͤndet hatte, setzte nie geahnte Kraͤfte in wundervolle Wirksamkeit. Die Staͤdte der Preußischen Monarchie wandelten sich in gluͤhende Waffen⸗Werk⸗
aͤtten; die Preußischen Buͤrgerschaften ruͤsteten Schaaren auf Schgaxen, die den Ruhm des Kampfes um Ehre und Vaterland eugte tau⸗ send Huͤlfsmittel, die Wagnisse fuͤr die Wiederher dnn der Mongrchie bis zur Entscheidung zu bestehen. Gesinnung, Wille und That der Buͤrgerschaften war eins mit den Plaͤnen des Köͤ⸗ nigs. Die Monarchie hatte sich mit gewaltigen Kraͤften ver⸗ , da der Regent die Stadtgemeinden fuͤr en, erklaͤrt atte. v. Rr.
Königliche Schau spiele. ;
Montag, 31. Jan. Im Schauspielhause: Friedrich August in Madrid, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von C. Blum.
Dienstag, 1. Febr. Im Opernhause: Der Jude, Schau— spiel in 5 Abtheilungen. Hierauf: Das Landhaus an der Heerstraße, Posse in 1 Akt.
Im Schauspielhause: Représentation au bénésice de Mademoiselle Lancestre: 1) 6. premiere représentation de: Jeune et vieille, vaude ville nouveau en Z actes, par Seribe. 2) La première représentation de la reprise de: Lᷣambassadeur, vaudeville en 1 acte, par Scribe.
Billets zu dieser Vorstellung sind in der Wohnung der Mlle. Lancestre, Friedrichs Straße Nr. 182., zu folgenden Preisen zu haben:
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen ves ersten Ranges 1 Rihlr. ꝛc. .
Die Abonnements sind nicht guͤltig.
König städtisches Theater.
* Montag, 31. Jan. Fra Diavolo, komische Oper in 3
sten. Dienstag, 1. Febr. Zum erstenmale; Braut und Braͤu— tigam in einer Person, Posse in 2 Akten, von Kotzebue. Vorher: Kuͤnstler-Liebe oder die moderne Galathee, Lustspiel in 1 Akt, von Seidel. Zwischen beiden Stuͤcken werden die Steyrischen Alpensaͤnger, die Herren: Krapfenbauer, Stark, Schultz, Schrott und Lux mit ihrer eigenen Instrumental— Begleitung durch die Herren Sollner, Febiasy und Stark folgende Stuͤcke vortragen: 1) Muͤnzthaler-Jodler, gesungen von den Herren Krapfenbauer, Stark, Schultz und Schrott, mit Begleitung der Zither, Violine und Guitarre. 2) Pot— pourri fuͤr Zither, Piano-Posthorn, Violine und Guitarre,
vorgetragen ven den Herren Soͤllner, Schrott, Febiasy und
Stark. 3) Die Sehnsucht nach der Heimath, gesungen von den Herrn Krapfenbauer, mit Begleitung der Zither, Violine und Guitarre. 4) Steyrisches Kochloͤffelspiel, mit Beglei— tung der Zither, Violine und Guitarre, vorgetragen von Herrn Lux.
Auswärtige Börsen. Ams ter dam. 25. Januar. . Niederl. wirkl Schuld 42. Kan- Bill. jörg. Oesterr. 5proc- Netall. Ss. Russ Engl. Anl. S2z.
. Hamburg. 28. Januar. Oesterr. Bank- Actien 1025. Engl. Ruse. Anl. pr. ult. 88. Russ. Anl. Hamb. Cert. 815. Poln 86. Din. 573.
St. Petersburg. 21. Januar. Hamburg 3 Mon. 95. Silber -Rnhel 375 Kop. 5proc. use. in Silb. 89.
Wien, 25 Januar. Iproc. Metall. 903. 4proc. 79173. ZIproc. 45. 1090 FI. 1683. Part. -(Oblig. 117. Bank- Actjen 1020.6.
Loose zn
Neue ste Börsen⸗ Nachrichten. Paris, 24. Jan. 5proc. Rente pr. Compt. 9g3. 45. sin our. 93. 50. zproc. pr. compi. 6s. 65. sin eur. 66. J0. 5proc. Neapol. pr. eompt. 63. 35. sin cour. 63. 40. 5proc. Span. Rente perp. 461.
Frankfurt a. M., 27. Jan. Oesterr. Hproc. Metall. 901. 903. 4proc. 793. 791. Aectien 1258. 1265 Part.“ Obl. 1185. 118. Loose zu 100 Fi. 170. 1693.
Eedruckt bei A. W. Hayn.
24proc. 457. Iproc. 193. B. Bank⸗ Poln. Loose 44. 133. 3
Redaeteur John. Mitredaeteur Cottel.