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Betrag des Betrag der Tagelohns. Steuer. aͤdten der Departements und ezirke, die weniger als 5000 Einwohner haben...... . 1 Fr. — Cent. 3 Fr. — Cent. in den Gemeinden, die zusammen eine Bevoͤlkerung von 15,000 j bis 5000 Seelen haben... .— 80 2 40 in allen uͤbrigen Gemeinden von weniger als 5000 Seelen .—⸗ 70 2 410
„Art. 5. Dem Betrage der Personal-Steuer sind'
die durch die jahrlichen Gesetze naͤher zu bestimmenden all—
gemeinen Zusatz-⸗Centimen, so wie außerdem 5 Centimen
vom Franken, namlich 2 fuͤr die Zaͤhlungskosten und 3
fuͤr die Steuer-Erlassungen, hinzuzufügen. Der ganze
Belauf des Ertrages der 3 Centimen, der durch die be—
willigten Steuer-Erlasse nicht absorbirt wird, soll jeder
Gemeinde zur Bestreitung oͤrtlicher Ausgaben zuruͤckerstat—⸗
tet werden.“
Nach der Annahme dieser 5 ersten Artikel des Gesetz— Entwurfes, welche von der Per son al-Steuer hanbeln, ging man zu dem die Mobiliar-Steuer betreffenden Iten Ka— pitel uͤber. Der 1ste (6te) Artikel lautet alfo: „Das Kon— tingent fuͤr die Mobiliar-Steuer soll fuͤr das Jahr 1831 zu der Gesammtsumme berechnet werden, worauf im Jahr 1850 die Per sonal-⸗ und Mobiliar-Steuer abgeschaͤtzt war. Doch soll dieses Kontingent durch eine Erleichterung derjenigen Depar— tements, die fuͤr zu hoch besteuert gelten, bis auf die Summe von 24 Mill. reducirt werden.“ Die Hrn. Mestadier und Humann widersetzten sich dieser letztern von der Kommis— sion selbst ausgegangenen Bestimmung; eben so Hr. von Berbis, welcher der Meinung war, daß, wenn man jene Reduction von 27 auf 24 Millionen schon jetzt aukuͤndigte, man leicht in die Nothwendigkeit gerathen konnte, bei den Berathungen uͤber das Budget das gegebene Versprechen
wieder zuruͤcknehmen zu muͤssen. Aus demselben Grunde trat
auch Hr. Laffitte auf die Seite der Herren Mestadier, Humann und v. Berbis, indem er zugleich daran erinnerte, daß schon die Getraͤnk-Steuer einen Minder-Ertrag von 40 Mill. darbieten werde. Die Fortsetzung der Berathung wurde auf den folgenden Tag verlegt, wo man zugleich den Kommissions⸗Bericht uͤber den bereits vor geraumer Zeit von Hrn. v. Cormenin gemachten Antrag, wonach kuͤnftig kein Beamter mehr gleichzeitig zwei Gehalte oder ein Gehalt und eine Pension soll beziehen durfen, erwartet.
Paris, 25. Jan. Der König arbeitete gestern mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten und ertheilte dem General-Lieutenant Drouot eine Privat-Audienz.
Mittelst zweier Koͤnigl. Verordnungen vom 22sten d. M. haben Se. Majestät zwei anonyme Gesellschaften, die sich in Rheims und Troyes Behufs der Errichtung eines Diskontir— Comptoirs gebildet haben, bestaͤtigt.
Der Temps meldet: „General Flahaut ist am 22sten d. M. als Courier von hier nach London abgegangen; er be— eilt seine Reise so viel als moglich. Zu gleicher Zeit ist Herr Lawestine nach Bruͤssel abgereist. Wabrscheinlich beziehen sich beide Sendungen auf Anordnungen, die in Betreff Belgiens getroffen werden.“
Herr Chabaud-Latour ist in UUWsdes (Departement des Gard) mit 115 unter 118 Stimmen statt des zur Pairschaft berufenen Herzogs v. Crussol, und Herr Rodat von dem großen Wahl⸗Kolleglum des Departements des Aveyron aufs neue zum Deputirten gewaͤhlt worden.
Die Revue de Paris enthaͤlt folgende Charakteristik einiger Fractionen der Deputirten⸗ Kammer: „Die aͤußerste Linke befindet sich in einem sonderbaren Zustande; einestheils
ist sie in voͤlliger Aufloͤsung, anderntheils sucht sie sich zu
regeneriren; der in der Aufloͤsung begriffene Theil der Lin— ken besteht aus den Mitgliedern der alten Opposition, die * Ansichten nicht aͤndern wollen, obgleich der politische
orizont sich gaͤnzlich geaͤndert hat; sie 16 nichts verges⸗
sen und nichts gelernt, sie opponiren jetzt, wie sie ehemals
opponirten. Keiner von ihnen zeigte sich faͤhig, dieser Frac⸗ tion eine bestimmte Richtung zu geben. Herr v. Lafayette ist ein Mann fuͤr sich; er gehört weder zu dem Theile, der sich auflöͤst, noch zu dem Theile, der sich regeneriren will; er ist der Mann von 1789, mit aller Hoffnung, allem Adel, aber auch aller Unerfahrenheit der ersten Jahre der Revo— lution. Der Theil der Linken, der sich regeneriren will, zer⸗ fällt wieder in zwei Haͤlften, deren eine keinen Plan und Zweck
. , sondern ohne Maaß und Regel verfaͤhrt und
in einem Chaos befindet; diese Hälfte, die vornehmlich Hrn. Mauguin zum Redner hat, scheint nicht sehr zahlreich zu seyn.
Die andere Halfte ist geschickter und staͤrker, sie hat einen Plan, eine Idee, einen Anfuͤhrer mit Soldaten, wodurch sie sich von der Partei Mauguin unter scheidet; dleser Fuͤhrer
scheint Hr. Odilon-Barrot zu seyn; er spricht gehalten, giebt
sich keine Bloͤßen und laͤßt sich nicht fortreißen; er hat ganz das Ansehen eines Parteifuͤhrers und dennoch uͤbertritt er
nicht die Schranken der gesetzlichen Opposition; er ist ein parlamentarischer Mann. Seine Idee scheint zu seyn, die
aͤußerste Linke in ihrer Opposition gegen die Regierung nicht zu weit gehen zu lassen; dies läßt sich wenigstens aus seiner Beharrlichkeit auf seinem Praͤfekten-Posten nach der letzten Krisis vermuthen. Gehen wir von der aͤußersten Linken zur Linken uͤber, so finden wir zunaͤchst den vielbesprochenen Ver— ein Lointier. Nach den Dezember-Unruhen erschienen das linke und rechte Centrum einiger als je, und wollten die Re— gierenden seyn; von diesem Augenblicke an gewann der Loin— tiersche Verein einige Bedeutung. Ueber den Zweck dieses Vereins wurden sehr entgegengesetzte Behauptun⸗ gen aufgestellt, nach Einigen war er gegen die Cen— tra gerichtet, von denen sich die Linke trennen wolle; nach andern war er eine Falle, um die Mitglieder der aͤußer⸗ sten Linken heranzuziehen. Noch andere endlich behaupteten,
das Ministerium wolle sich eine Partel bilden. Der Zweck
des Lointierschen Vereins scheint uns ein höͤchst einfacher, nämlich dieser zu seyn, das Gleichgewicht zwischen den ver— schiedenen Theilen der constitutionnellen Majoritäͤt der Kam— mer aufrecht zu erhalten; der Verein will nicht mit dem lin— ken Centrum brechen, er ist sogar der Mehrzahl seiner Mitglieder nach durch Uebereinstimmung der Ansich ten
mit demselben innig verknuͤpft; er glaubte aber eine
Zeit lang befuͤrchten zu muͤssen, daß das linke Cen— trum zu geneigt sey, sich auf das rechte Centrum
zu stuͤtzen und glaubte nun genau den Punkt angeben zu
muͤssen, bis zu welchem er mit dem ersteren gemeinschaftlich gehen wolle; zugleich wollte der Lointiersche Verein zeigen, baß im Nothlalle auch eme Maßjoritaͤt außerhalb der beiden Centra zu Stande kommen konnte; er strebt also danach, das wahre Centrum zu seyn, er will die Mitte zwischen dem Zoͤ— gern und der Langsamkeit des Centrums und der regellosen Lebhaftigkeit der aͤußersten Linken bilden.“
e Haupturheber der an der hiesigen Universitaͤt vor— gefallenea Unruhen, Sambue, Plocque und Blanqui, sind derhaftet worden. . .
Der Temps erzaͤhlt folgende Anekdote; „Ein Justiz— Beamter, der durch fruͤhere unbestraft gebliebene Beispiele ermuthigt wurde, weigerte sich, eine gerschtliche Verfolgung gegen die Urheber der letzten Unruhen in der Sorbonne ein— zuleiten. Der Großsiegelbewahrer zeigte hierauf diesem Beam— ten an, er werde dem Koͤnigl. Conseil die Alternative stellen, entweder seine Entlassung als Minister anzunehmen, oder den ihm untergebenen Justiz⸗-Beamten abzusetzen. Dies wirkte, denn die Untersuchung hat begonnen.“
In den Bureaus der Rechts- wie der medizinischen Fa—
kultaät sind von den Studirenden Protestationen gegen die
Unordnungen ausgelegt worden, die am verwichenen Sonn— abend in der Sorbonne stattgefunden haben. Der Dekan der medizinischen Fakultät, Baron Dubois, hat heute elne mit 344 Unterschriften versehene Protestatlon der Studirenden der Medizin in den Moniteur und die uͤbrigen Blaͤtter ein— rucken lassen, mit dem Bemerken, daß die Zahl der Unter— schriften sich im Laufe des Tages noch bedeutend vermehren werde. Außerdem enthalten die Blaͤtter eine Menge von Protestationen einzelner Studirenden.
Im Journal des Débats liest man: „Gestern ha— ben in dem Gymnasium Heinrichs IV. ernstliche Unord—
nungen stattgefunden. Drei Zöglinge waren wegen eines
schweren Disciplinar⸗Vergehens vor einigen Tagen ihren El— tern zuruͤckgeschickt worden. Ihre Kameraden erhielten von auswaͤrts Briefe, worin sie aufgereizt wurden, auf die Wie— deraufnahme der entlassenen Zoͤglinge zu dringen; sie wurden fuͤr feig erklaͤrt, wenn sie den Vorsteher der Anstalt nicht zwaͤngen, jene zuruͤckzurufen. Geschah es nun, um dieser ihre Eigenliebe in Anspruch nehmenden Aufforderung zu ent— sprechen oder aus alter Anhaͤnglichkeit an die ausge schlosse— nen Schuͤler, genug gestern fräh schlossen sich die Zoͤglinge der zweiten Klasse in ihren Studiensaal ein, durchbrachen die Thuͤr, die sie von der philosophischen Klasse trennte, und hier erklaͤrten sie sämmtlich, daß sie den Saal nicht verlassen und die Autorität des Vorstehers und der Lehrer nicht eher anerkennen wuͤrden, als bis die Bestraften wieder aufgenom⸗
men worden wären. Sie blieben taub gegen die vaͤterli⸗
chen Ermahnungen des Vorstehers und mehrerer 2 . toren der Universitaͤt, die sich auf die erste erhaltene
Nachricht nach dem Gymnasium begeben hatten. Ein
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Unter-Direkter, der der Stimme der Vernunft Gehoͤr verschaffen wollte, wurde sogar gemißhandelt und geschlagen. Der Vorsteher der Anstalt ließ unverzuͤglich die Eltern und Korrespondenten der jungen Rebellen von dem Vorfall be— nachrichtigen; diese eilten herbei, und funfzig der unruhigsten wurden ihnen uͤbergeben. Die anderen Klassen haben an dem Tumult keinen Theil genommen; Alles ist ruhig, und heute werden die Studien wleder ihren gewohnlichen Lauf nehmen. Dieses neue Beispiel der Insubordination wird den Vorstehern der Universitaͤt zeigen, wie unumngaͤnglich nothwendig es ist, Unordnungen im Keime zu ersticken, die durch zu große Nachsicht unfehlbar ansteckend werden wuͤrden.“
Aus Marseille vom 18. d. wird geschrieben: „Am 15. d. M. gegen 10 Uhr Abends ist das Schiff „Cornelie“ mit zwei Bataillonen des aus Morea zuruͤckkehrenden 57sten
Regiments hier eingelaufen; ein Bataillon und das Regi—
ment Hohenlohe ist dort zuruͤckgeblieben. Die Ueberfahrt von Morea war hoͤchst schwierig; in Folge eines falschen Mansdͤvers gerieth die „Cornelie“ an der Kalabrischen Kuͤste und fast im Angesicht von Messina auf eine Sandbank, von der sie nur mit großer Muͤhe losgebracht werden konnte. Als sie mit allen Segeln in den Golf von Neapel einlaufen wollte, wurde sie von einem heftigen Windstoße gefaßt, der jedes Mandͤver mit den Segeln unmoͤglich machte. Schon schien alle Hoffnung verloren zu seyn, als es endlich gelang, die Segel einzuziehen und 606 Menschen einem fast gewissen Tode zu entreitzen.“ . 6
Die Mitarbeiter an Ler wissenschaftlichen und militairi— schen Geschichte der Expedition nach Aegypten hatten gestern eine Privat-Audienz beim Koͤnige, der diesem umfassenden Unternehmen seinen Schutz zusagte. Unter den anwesenden Mitgliedern befanden sich die Herren Geoffroy St. Hilaire, Reybaud, Saintine, Parceval de Grandmaison, General Gourgaud, Jullien, Poussielgne, Marquis von Fortia d' Ur— ban, Bory de St. Vincent, Baron Taylor u. s. w.
Dem gewesenen Praͤfekten, Baron Chazal, ist als Eut— schädigung fuͤr eine Dotation von 4000 Fr., die er fruͤher ge— noß, eine Pension von 1000 Fr., und dem ehemaligen Praͤ— fekten des Departements des Tarn, Herrn Decazes, eine Penston von 3277 Fr. bewilligt worden.
Nieder tand e.
Aus dem Haag, 27. Jan. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstgaten sind die Sectionen derselben veraͤndert und andere Sections-Praͤsi— denten erwählt worden. Die erste Kammer, die vorgestern ebenfalls versammelt war, hielt gestern eine gemeinschaftliche Konferenz mit den Mitgliedern der zweiten Kammer. Die Kommission zur Abfassung der Adresse ist gestern ebenfalls ver sammelt gewesen. .
Neuerdings sind mehrere Abtheilungen Grenadiers und Jäger von hier zur Armee abgegangen.
Aus Herzogenbusch schreibt man unterm 2östen d. M.: „Von Eindhoven ist nichts Neues hier eingegangen. Die lange Abwesenheit des Herzogs Bernhard von Sachsen— Weimar giebt zu der Muthmaßung Anlaß, daß Se. Hoheit, mit einer besonderen Gewalt bekleidet, bald nach Luxemburg abgehen duͤrfte. Die Truppen wuͤrden die Entfernung dieses geachteten Chefs als einen empfindlichen Verlust erkennen.“
— — Amsterdam, 27. Jan. „Sollte man nicht glauben“, sagt ein Antwerpener Blatt, das von der jetzt stattfindenden Belgischen Herrscher⸗Wahl spricht, „daß sich alle mogliche Narren von der Welt in Bruͤssel zusammenge— funden haben?“ — Aber nicht bloß Narren, Aberwitzige muß man die Mitglieder des Konklave nennen, das jetzt in Bruͤssel versammelt ist und taglich mehr den Bewels liefert, wie wenig ein Volk, das weder durch seine Geschichte, noch durch seine geistige Kultur dazu herangebildet worden, zu Institutionen reif ist, die nur der aus dem Beduͤrfnisse sitt⸗ licher Ordnung w Freiheitssinn zu begruͤnden und zu bewahren vermag. er 28ste Januar, der Tag, an welchem definitiv die Erwählung des neuen Herrschers statt— finden soll, naht mit großen Schritten heran, und die Wahl muß endlich getroffen werden, denn die Ereignisse und die von der Revolution hervorgerufenen Verlegenheiten draͤngen immer mehr und mehr. Der Kongreß, der nicht eigentlich das Volk, sondern nur drei Nuancen desselben: den Prie— ster-,, den Adel- und den Advokaten-Stand, vertritt, sieht seine eigene Existenz gefaͤhrdet, weil alle ubrigen, die große Mehrheit bildende Nuancen des Volkes, und zwar zunaͤchst die Ackerbauer, die Gewerbtreibenden, der Fabrik- und der
2 eben in jener mangelhaften Vertretung die
aupt⸗-Ursache des jetzigen Uebels erkennen und stets lauter nach Abhuͤlfe verlangen. Als die Belgische Revolution vor
sich ging, hielten die zuletzt genannten Staͤnde sich meistens ganz passiv; es war ja nur eine administrative Scheidung von Holland, die man damals scheinbar im Auge hatte, und noch am 3. Sept. 1830 proklamirten die Herren Baron Vanderlinden⸗
Hooghvorst, erster Kommandant der Buͤrgergarde, Vandermee⸗
ren, Gendeblen, Van de Weyer u. A. auf das feierlichste, daß die Buͤrgergarde von Bruͤssel sich auf Ehre verpflichte, keine Veränderung der Dynastie zu dulden. Die Belgische Indu⸗ strie glaubte damals, eine Trennung von Holland wuͤrde nichts weiter als eine Erleichterung des durch Hollands Schuldenlast vermehrten Abgaben-Druckes herbeifuͤhren, alle uͤbrige den Wohlstand des Landes erzeugende Verhaͤltnisse wurden jedoch die alten bleiben. Es kam dazu der erste Rausch, den die schoͤnen Namen „Vaterland“ und „Unab— haͤngigkeit“ hervorriefen, und man ließ diejenigen Parteien, welche die Revolution gemacht und sie nun auch durchfuͤhrten, ruhig gewähren. Diese thaͤtigen Parteien waren es auch, die als uͤberwiegende Majoritaäͤt sich im Kongresse zusammen— fanden und ohne Ruͤcksicht auf die von der furchtsamen Mi—⸗ noritaͤt geschehenen Protestationen die Ausschließung des Hauses Nassau dekretirten. Erst nachdem dies geschehen war, erkannte die große Mehrheit aller Erwerbs-Klassen im Lande, welchen selbstsuͤchtigen Mandatarien ihr Interesse an⸗ vertraut sey; die Unzufriedenheit zeigte sich zunaͤchst in den großen Städten, die von dem Stillstande aller Geschaäͤfte am meisten betroffen waren, und kam bald in allen Provinzen mehr oder weniger zum Vorschein. Ist man auch uͤber die Mittel, die eine Radikal-Kur bewirken sollen, verschiedener Ansicht, so wird doch das Uebel uͤberall als vorhanden und als toͤdtlich fuͤr die Wohlhabenheit eines Landes erkannt, das noch vor einem halben Jahre gegen jede ähnliche Gefahr weit mehr gesichert schlen, als das einzige in der Dichtheit der Bevoͤlkerung und in der Verbreitung der Industrie mit ihm wetteifernde Land Europas: das reiche England, das so
uͤberfuͤllt an Armen ist. Saͤmmtliche Belgische Blätter,
wie wir sie kürzlich einmal zu charakterisiren versuch— ten,) stimmen, wiewohl uͤber alle andere Materien so verschieden urtheilend, doch darin uͤberein, daß dem derma—⸗ ligen Provisorium ein Ende gemacht werden mu sse. Die Franzoͤsisch gesinnte „Emancipation“ erkennt in dem Herzog von Nemours den einzigen Mann, der die Belgische Krone tragen koͤnne; zwar hat sie der Herzog selbst schon abgelehnt, zwar hat der Konig der Franzosen zu wiederholten Malen erklärt, daß er sie seinem Sohne nicht wuͤrde aufsetzen lassen; Herr von Robaulr, der unermuͤdliche Antragsteller im Kon⸗ gresse, laßt sich durch solche Grunde nicht abschrecken, und die „Emaneipation“, das Blatt, dessen Haupt-Mitarbeiter der genannte Advokat ist, beweist haarscharf, daß das Fran⸗ zoͤsische Volk dem Belgischen zu Gefallen den Herzog von Nemours zwingen werde, den Thron zu besteigen. Der „Courrier“ (des Pays-Bas), dem es darum zu thun ist, daß Bruͤssel eine Hauptstadt bleibe, weil er als Provinzial— blatt die Halfte seines Interesses und seiner Abonnenten zu verlieren fuͤrchtet, und der in der Erwählung des Herzogs von Nemours nur den Uebergang zur Franzoͤsischwerdung Belgiens erkennt, nimmt mit aller Macht den Herzog von Leuchtenberg in Schutz, der in der That auch durch die Be— muͤhnngen des Kongreß-Mitgliedes Herrn Lebeau, dem Lord Ponsonby seine Unterstuͤtzung zugesagt haben soll, ungemein viele Anhaͤnger in Bruͤssel selbst 1e . hat. Der repu⸗ blikanische „Belge“ erklaͤrt sich fuͤr keinen der beiden Kandi— daten; Herr de Potter giebt in diesem Blatte als sein Ulti⸗ matum zu erkennen, daß die Belgier, die jetzt nur niedrige Sklaven seyen, die ihre Unabhaͤngigkeit, Nationalitaͤt und Wuͤrde fuͤr immer preisgegeben hätten, nichts Besseres thun konnten, als ihre Krone in einer Lieitation dem Mindestfordernden zu uͤberlassen, um auf diese Weise we⸗ nigstens eine Regierung fuͤr billigen Preis zu erhalten. Das „Journal des Flandres“, das sich bedingungs⸗ welse zum Herzoge von Leuchtenberg hinneigt, stimmt doch unbedingter fuͤr einen einheimischen Kandidaten, und sein Mit⸗ arbeiter, das Kongreß-Mitglied Abbe Dehaerne, hat noch kurzlich erst den Beweis gefuͤhrt, daß der Graf Felix von Merode, als Koͤnig von Belgien, dem Gedeihen der Kirche und folglich auch des ganzen Landes am meisten zusagen wuͤrde. Muß man sich aber nicht, nachdem man diese und viele andere Stimmen im Kongresse gehört hat, die Frage
wiederholen, mit der die gegenwaͤrtigen Betrachtungen begon⸗
nen worden sind? Muß man nicht im voraus den Kandi— daten bedauern, dem dieser Kongreß die Palme zu erkennt, und der gutmuͤthig genug waͤre, sie anzunehmen? Eine be— ruͤhmt gewordene Phrase mochten wir auf ihn anwenden
) Vergl. Nr. 17 der St. 3.