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art aufgegriffen und ihr einen falschen Sinn untergelegt. Als lch von Leuten sprach, die unbesonnen zum Kriege anreizten und zwar den Krieg nur darum wuͤnschten, um sich Feder— huͤte und Stellen in der Armee zu erwerben, so konnte die— ser Vorwurf unmoͤglich Maͤnner treffen, die durch den kriegerischen Ruhm, den sie bereits erworben, uͤber den— selben erhaben sind, sondern nur Unbesonnene, welche, die Frage uͤber Krieg und Frieden mit ihren politischen Mei— nungen verbindend, unsere innern und aͤußern Verhaͤltnisse in Verwirrung bringen mochten. Diese konnten hoffen, die Federhuͤte, die sie sonst nicht haben, in einem Kriege zu ge— winnen, der nur in Folge einer innern Umwaͤlzung moͤglich ware! Dies war mein Gedanke. Keinesweges wollte ich aber den militairischen Ruhm uͤberhaupt herabziehen. Ehre unsern 14 Armeen von 1792, Ehre den ausgezeichneten Mi— litairs, die wir aus dem Kaiserreiche uͤberkommen haben, und die mit ihren Erfahrungen unsere junge Armee unter— richten, ihr ihren militairischen Geist einfloͤßen. Man muß hier einen Unterschied zwischen den Kriegsmaͤnnern und den— jenigen machen, die es erst werden wollen. In einer Ver— sammlung, die auch eine nationale war, und in der es sich darum handelte, ob man Frankreich die Segnungen des Frie— dens zu Theil werden lassen, oder ob man es in einen Krieg verwickeln wolle, der leicht ein Buͤrgerkrieg werden konnte, denn es herrschte damals große Aufregung im Innern, — in dieser Versammlung unterbrach der Connetable Montmorency den Kanzler . Hospital mit den Worten: „„So lassen Sie doch die Kriegsmänner vom Kriege sprechen.““ — „„Ihre Sache,
Connetable, wird es seyn““, erwiederte der beruͤhmte Kanz—
ler, „„den Krieg zu fuͤhren, wenn er beschlossen worden ist, jetzt aber kommt es mir als Staatsmann zu, zu pruͤfen, ob und wie er gefuͤhrt werden soll.““ Ich kenne sehr wohl den Abstand zwischen mir und dem großen Manne, dessen Worte ich hier anfuͤhre; ich bin kein l'Hospital und werde nie einer werden; ' Hospital ist ein Vorbild fuͤr die Staats—⸗ männer, das man in der Ferne bewundern kann, aber nie zu erreichen hoffen darf. Da lch nun einmal wegen eines per— soönlichen Faktums auf der Rednerbuͤhne stehe, so glaube ich, . auch eine umstaͤndlichere Auseinandersetzung meines
edankens schuldig zu seyn und die Gruͤnde auseinander— setzen zu muͤssen, warum ich glaube, daß wir keine Veranlas— sung haben, uns unbesonnen in einen Krieg zu stuͤrzen. Der vorige Redner sprach im Beginn seines Vortrages von Maͤn— nern, die um jeden Preis den Frieden erhalten wollten.
Darin kann eine persoͤnliche Anspielung llegen, die eine Er—
wiederung erheischt. Man behauptet, wir wollten den Frieden um jeden Preis, und mußten wir ihn sogar mit Schmach erkaufen. Ich behaupte das Gegentheil; um solchen Preis wird Nie— mand den Frieden wollen; jeder wuͤrde vielmehr zu den gröͤß⸗ ten Opfern bereit seyn, um auch nur den Anschein einer Demuͤthigung zu vermeiden. Man versuche also nicht, die zffentlichs Meinung zu taͤuschen. Diejenigen, die den Frie— den wollen, wuͤrden die ersten seynz auf Krieg zu dringen, wenn dieser fuͤr das Interesse, die Sicherheit, so wie fuͤr die Ehre des Staates, nothwendig wuͤrde. Wenn aber der Krieg
nicht gerecht, wenn er nicht dringend nothwendig ist, wenn H
nichts in dem Zustande des Landes uns veranlaßt, den Frie— den zu unterbrechen, so wuͤssen wir auch darin verharren, weil er dann von rechtlicher Gesinnung zeugt und dem In— teresse des Landes gemaͤß ist. Man meint, auf Frankreich hafte noch der Flecken einer Niederlage. Dies konnte man im Jahre 1815 sagen, aber nicht heute, nachdem Frankreich sich einen König seiner Wahl gegeben hat, der unser ist auf Leben und Tod, im Krieg wie im Frieden, im Denken wie im Handeln. Man wuͤnscht, daß der jetzige unbehagliche Zustand aufhoͤre, daß das Vertrauen und der Kredit wiederhergestellt werde. Kann dieses Ziel aber dadurch erreicht werden, daß wir einen Krieg beginnen und, wie man uns , hat, unsere Heere zugleich nach dem Kaukasus und dem Schwarzen Meere, so wie nach Belgien, Polen und Italien schicken? Wozu sollen diese leeren Traͤume nuͤtzen? Warum sollen wir die Voͤlker in Aufruhr bringen? Ist es denn unsere Pflicht, die Polen, die Tuͤrken, die Italiäner und alle Nationen der Erde un— abhaͤngig zu machen? Ist es nicht dem Interesse des Lan— des angemessener, unsere Institutionen zu vervollkommnen und den offentlichen Geist zu beschwichtigen, der allerdings jetzt unruhig ist, der es aber nur / durch diejenigen ist, die, statt aufzubauen, nur zu zerstoͤren suchen, die, statt eine ver⸗ nuͤnftige Ordnung der Dinge zu begruͤnden, alle Staatsge⸗ walten ablaͤugnen, kurz die mit Nichts zufrieden sind und gern Alles aufs neue in Aufruhr bringen mochten? Sie sind es, die die Wiederherstellung des Vertrauens und des Kredits hindern. Man verlangt, daß wir uns in die Angelegenheiten Po- lens einmischen sollen. Der vorige Red ner selbst 63 aber dieses
Verlangen beantwortet, indem er sagte, die Polen haͤtten das Sprichwort angenommen: „Gott steht zu hoch, und Frankreich ist zu weit.“ Wenn Frankreich zu weit von Polen ist, so ist auch Polen zu weit von Frankreich. Nur durch Deutsch—⸗ land konnten wir nach diesem Lande gelangen. Aber man will mit Gewalt einen Krieg herbeifuͤhren, zu dem uns nichts herausfordert; es ist aller Welt bekannt, daß sich Vereine gebildet haben, um Mannschaften und Waffen nach Polen zu schicken; man will allen Voͤlkern, die sich empöͤren, Bei⸗ stand leisten und ihnen zur Veranderung ihrer Regierungen behuͤlflich seyn.“ Der Redner wurde hier von mehreren Mitgliedern der aͤußersten Linken, namentlich von den Her— ren Lamarque, Demargay und Schonen, wiederholt und leb— haft unterbrochen. Herr von Tracy aͤußerte, diese Rede sey empoͤrend; Herr v. Schonen verlangte, der Praͤsident solle das Reglement geltend machen; der Redner schweife von der persoͤnlichen Angelegenheit ab, um deren Willen er das Wort erhalten habe. 1 Dupin erwiederte denen, die ihn unterbrachen, mit Nachdruck: „Sagen Sie, daß Sle den Krieg nicht wollen, und wir sind einer Ansicht, und ich bin vollkommen befriedigt.“ Als die Unterbrechungen von der aͤußersten Linken sich wiederholten, obgleich der Praͤsident Hrn. Dupin das Wort aufs neue zuerkannt hatte, richtete der Letz⸗ tere folgende Worte an dieselbe: „Sie verfahren jetzt auf die nämliche Weise gegen mich, wie im Jahre 1828 die rechte Seite, die mich in einer ihre Interessen zu nahe beruͤhrenden Angelegenheit zwoͤlfmal unterbrach, der es aber nicht gelang, mich zum Schweigen zu bringen. Sie kennen mich wenig, wenn Sie glauben, daß es Ihnen gelin— gen wird, mich einzuschuͤchtern. Welche Auslegung man auch meinen Worten geben mag, man wird mich nicht hindern, nach meiner Ueberzeugung zu sprechen. Darin besteht meine Festig⸗ keit und mein Muth; es ist nicht der Muth eines Kriegers, sondern der eines Buͤrgers und Deputirten, der auf der Rednerbuͤhne von seinem Rechte Gebrauch macht und ihm Achtung zu verschaffen weiß.“ Der Redner ging hierauf zur Beleuchtung des Plans der Vereinigung Belgiens mit Frankreich uͤber und beruͤhrte die verschiedenen Punkte, die dabei zu bedenken seyen. Eine solche Vereinigung koͤnne nur durch ein Gesetz geschehen, und zwar muͤsse vorher der Bel—⸗ gische Kongreß seinen einstimmigen Wunsch in dieser Beziehung. zu erkennen gegeben haben. Auch muͤsse das Interesse der Handel und Gewerbtreibenden der noͤrdlichen Provinzen Frankreichs in Betracht gezogen werden, die durch die Konkurrenz der Belgischen Erzeugnisse ruinirt werden wurden. Ferner frage es sich, ob Belgien alle Franzoͤsische Gesetze ohne Vorbehalt wuͤrde au— nehmen oder einige seiner besondern Institutionen beibehal⸗ ten wollen. Wenn dieses Land eine nuͤtzliche Acquisition fuͤr Frankreich seyn solle, so muͤsse es in sich einig seyn; es frage sich aber sehr, ob die katholische Partei in Belglen, die jetzt so vielen Eifer fuͤr die Freiheit zeige, unter einer die Glau— bensfreiheit beschuͤtzenden Regierung nicht vielleicht sehr auf— saͤtzig werden wuͤrde. Doppelt bedenklich aber sey die Sache, wenn man, um einige Provinzen mehr zu erwerben, gegen alle Maͤchte Krieg beginnen wollte. „Da nun“, so schloß err Dupin, „Niemand Frankreich zum Kriege herausfor— dert, so ist es besser, daß wir uns mit der Gesetzgebung be—
schaftigen und dem Lande ein tuͤchtiges Municipal? und De—
partemental⸗Gesetz, so wie ein gutes Wahlgesetz, geben.“ Als Herr Dupin die Rednerbuͤhne verließ, richteten einige Mit— glieder der aͤußersten Linken lebhafte Worte an ihn; er er— wiederte: „Ich habe Alles gesagt, was ich zu sagen hatte, und bin nicht gesonnen, noch einmal von neuem anzufangen.“ — Eine große Bewegung folgte auf jene Rede, so daß die Sitzung wohl eine Viertelstunde lang unterbrochen blieb. Nachdem der Praͤsident die Herren Deputirten wiederholt ersucht, ihre Plaͤtze wieder einzunehmen, ergriff Hr. Sal— verte das Wort. Er hielt die von dem Grafen Sebastiani gegebenen Aufschluͤsse fuͤr ungenuͤgend; namentlich tadelte er es, daß der Minister die erste Erklaͤrung des Hrn. Rogier auf das bestimmteste Luͤgen gestraft und gleichwohl einige Tage spaäͤter in einem amtlichen Schreiben die mit dem Bel⸗ ischen Abgeordneten gehabte Unterredung fast in denselben
orten, wie dieser sie nach Bruͤssel gemeldet, wiederholt habe; ein solches Benehmen scheine ihm der Wurde der Re⸗
gierung nicht angemessen; den Inhalt jenes Schreibens selbst anlangend, stehe es dem Koͤnige allerdings frei, eine fremde Krone fuͤr sich oder eines seiner Kinder aus⸗ zuschlagen; was dagegen die Erklarung betreffe, daß die Vereinigung Belgiens mit Frankreich unzulaͤssig sey, so
haͤtte, gleichwie eine solche Vereinigung nur unter Mitwir⸗ kung der drei gesetzgeben den Gewalten erfolgen koͤnnte, auch
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jene abschlaͤgige Antwort nur ertheilt werden koͤnnen, nachdem die Kammern daruͤber befragt worden; bei aller sei⸗ ner Achtung vor den Talenten des Hrn. Sebastiani glaube er, daß un fes? in diesem Falle einen großen Fehler began—
gen habe. Die Zuruͤckweisung des Herzogs von Leuchtenberg
sey ganz eigentlich eine Einmischung, und noch dazu eine mit Dro— hungen begleitete; es sey unpolitisch, einem fremden Volke wehren zu wollen, sich ein Oberhaupt nach Gefallen zu waͤhlen, nachdem die Franzosen ihren jetzigen Konig nach freiem Willen gewaͤhlt haͤtten; hätten die Belgier Karl X. zum Koͤnige ernennen wol— len, so wuͤrde Frankreich nie Recht gehabt haben, solches als eine feindselige Handlung zu betrachten; der Herzog von Leuchtenberg blete aber nicht einen so drohenden Anblick dar. Was Po— len anbetreffe, so habe der vorige Redner von Maͤnnern ge— sprochen, die in der Absicht zusammengetreten waͤren, jenem ungluͤcklichen Lande mit Rath und That beizustehen; die Sache verhalte sich allerdings so, und er (der Redner) rechne es sich zur Ehre, selbst zu jenen Maͤnnern zu gehoren; er glaube nicht, daß das Interesse, das ein Einzelner an der Sache einer Nation nehme, jemals die Politik seines Landes kompromittiren koͤnne; sich wegen Polens in einen Krieg einzulassen, halte er freilich nicht fuͤr zulaͤssig; indessen moͤch— ten Unterhandlungen vielleicht einen eben so guten Erfolg haben. „Ich schaͤtze mich uͤbrigens glaͤcklich“, fuhr Hr. Sal— verte fort, „aus dem Munde des Grafen Sebastiani gehoͤrt zu haben, daß man sich mit einer Europaͤischen Neutralitaͤt beschaͤf⸗ tigt, die hinsichtlich Belgiens bereits ausgesprochen ist. Gelingt es dem Herrn Minister, durch seine Vermittelung das Koͤ— nigreich Polen, unabhaͤngig von den Bestimmungen des Wie— ner Kongresses, in jene Neutralität mit einzuschließen, so verdient er, — ich erkläre es, — die Palme, und ganz Frank— reich wird sie ihm zuerkennen.“ Nach einigen mißbilligenden Bemerkungen uͤber die Politik Frankreichs in Bezug auf Belgien, schloß der Redner mit der Erklärung, daß er und die Partei, zu der er gehoͤre, nichts weiter wuͤnschten, als daß die Regierung stark sey und sich zu diesem Behufe auf die öffentliche Meinung stuͤtze; wenn er einige Handlungen der Minister getadelt habe, so sey dies weder, um mit sei— nem Patriotismus zu prunken, noch um sich eine elitle Popu⸗ larität zu erwerben (Worte des Grafen Sebastiani), gesche— hen, sondern bloß um seine Pflicht als ein guter und loyaler Deputirter zu erfuͤllen. — Nach Herrn Salverte gab Herr Guizot seine Meinung ab. (Einen Auszug aus sei— ner Rede muͤssen wir uns vorbehalten. Den Schluß der Debatte an diesem Tage machte Hr. v. Corcelles, dessen Vortrage indessen die Versammlung nur wenig Aufmerksam⸗ keit schenkte. Das Geraͤusch der Privat -Conversationen war so groß, daß der Redner sich nur mit Muͤhe verstaͤndlich ma⸗ chen konnte. Nach ihm wollte noch wahrend der Reden der Herren Sebastiani, Dupin und Guizot verschiedene Bemerkungen zu Papier gebracht hatte, das Wort ergreifen. Da es indessen bereits 6 Uhr war, so beschloß die Versammlung mit starker Stimmen-Mehrheit, die Fortsetzung der Berathung auf den folgenden Tag zu verlegen. Ein Theil des Centrums allein verlangte den Schluß der Debatte.
Paris, 238. Jan. Der Koͤnig ertheilte gestern dem Baron Alleye de Eivrey, diesseitigem Gesandten am Deut—
schen Bundestage, eine Privat⸗Audienz, welche eine Stunde
währte. Dieser Diplomat wird morgen nach dem Orte sei⸗ ner Bestimmung abreisen. Heute hatte der Graf von Celles eine Audienz bei Sr. Maj. Die gestern von saͤmmtlichen Blaͤttern gemeldete Nachricht von der Abreise desselben nach Bruͤssel war gaͤnzlich ungegruͤndet.
Das vierte Bezirks⸗Wahl⸗Kollegium des Departements des Niederrheins hat in Straßburg statt des verstorbenen Benjamin Constant, den General Athalin, Adjutanten des Koͤnigs, zum Deputirten erwaͤhlt.
. Die Quotidienne erklaͤrt sich fuͤr ermaͤchtigt, der Nach⸗ richt, daß der Vicomte v. St. Priest vom Koͤnige von Spa⸗
nien eine Pension und eine reiche Commende erhalten habe,
zu widersprechen. Hr. v. St. Priest habe von Sr. katholi⸗ chen Maj. niemals eine Geldbelohnung empfangen, und die kleine mit der in Rede stehenden Commende verbundene Do⸗ tation sey auf das Gesuch des Vicomte ganz an mlldthaͤtige Anstalten uͤberwiesen worden.
Dem General Daumesnil, Gouverneur von Vincennes,
ist fuͤr die außerordentlichen Ausgaben, die er waͤhrend der
Hr. Mauguin, der
Anwesenheit der Ex-Minister in dieser Festung gemacht hat, eine Entschaͤdigung von 16,000 Fr. bewilligt worden.
„Der Geschaͤftsfuͤhrer der „Revue de Paris“ soll vor Gericht gezogen werden, weil er in dieses der Literatur ge— widmete Journal politische Artikel aufgenommen hat.
. Die neulich verhafteten drei Studenten Plocque, Blan— qui und Sambuec sind gestern nach dem Gefaͤngniß ia Force gebracht worden.
Paris, 29. Jan. Die gestrige Sitzung der Deputir— ten⸗Kammer, in welcher die Debatten uͤber die politischen An, gelegenheiten fortgesetzt wurden, war nicht weniger belebt als die vorgestrige. Nach einem kriegerisch klingenden Vor— trage des Herrn v. Schonen trat der Kriegs-Minister auf und wiederholte die von dem Minister der auswärtigen An—⸗ gelegenheiten gegebene Versicherung, daß Frankreich den Frie— den wuͤnsche, und daß uͤber diese Frage Uebereinstimmung un— ter den Ministern herrsche. Unter den anderen Rednern be— merkte man die Herren Bignon, Lafayette und Mau— guin. Auch der Graf Sebastiani ließ sich noch zweimal zur Widerlegung der Herren Bignon und Mauguin verneh— men, worauf die Kammer mit großer Majoritaͤt fuͤr den Schluß dieser politischen Debatte stimmte. Die Sitzung wurde nach 6 Uhr aufgehoben.
Großbritanien und Irland.
London, 26. Jan. Nach Berichten aus Brighton er— freuen sich Ihre Majestäͤten der besten Gesundheit und ma— chen haufige Ausfahrten in die Umgegend.
Einer Sitzung des Minister-Rathes folgte gestern eine Konferenz der Repraͤsentanten der großen Maͤchte uͤber die Belgische Angelegenheit, in Folge welcher Depeschen an Lord Ponsonby nach Bruͤssel abgefertigt wurden; im Laufe des Tages hatten die Herren van de Weyer und Vilain Unter— redungen mit dem Grafen Grey und Lord Palmerston.
Eine heftige Feuersbrunst hat gestern die schoͤne St. Peters -Rirche is Birmingham in Asche gelegt. Die Flam⸗
men waren viele Meilen weit zu sehen; die näheren Umstaͤnde
sind hier noch nicht bekannt geworden.
An der heutigen Boͤrse wichen die Consols ungefaͤhr um ein halb Procent, was man theils einem Geruͤcht uͤber Aus— ruͤstung von à Linienschiffen, theils angeblichen unguͤnstigen Nachrichten aus Irland zuschreibt; in auswaͤrtigen Fonds wurde wenig umgesetzt.
Niederlande.
Aus dem Haag, 29. Jan. Die Staats-Courant enthaͤlt einen ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die bereits mehrfach erwaͤhnten kleinen Scharmuͤtzel, die an den Graͤnzen zwischen unseren Truppen und den Belgiern stattgefunden haben. Es geht daraus hervor, daß das kleine Gefecht, welches, den
Antwerpener Blattern zufolge, am 2ästen d. M. bei Es schen vorgefallen seyn sollte, nicht bei diesem Belgischen Dorfe,
sondern bei dem Hollaͤndischen Flecken Nispen sich ereignet hat. Ein Holländisches Detaschement, bestehend aus zwei Offizieren, zwei Unteroffizieren, vier Korporälen, einem Tam⸗ bour und 50 Infanteristen, so wie aus einem Wachtmeister und 6 Kuͤrassieren, war von Rozendaal aus als Patrouille abgesandt worden und gewahrte — dem Dorfe Nispen, um Theil noch auf Antwerpener Gebiet, eine Belgische
ruppen-Abtheilung. Da der Befehlshaber der Patrouille nicht uͤbersehen konnte, wie stark diese Abtheilung sey, so hielt er es, um nicht abgeschnitten zu werden, fuͤr angemes⸗ sen, sich zuruͤckzuziehen. Auf dem Ruͤckzuge, also ganz un— zweifelhaft auf Nord⸗Brabantschem Gebiete, wurden die Hol⸗ laͤnder von mehreren feindlichen Schuͤssen, die zum Theil aus dem Dorfe kamen, angefallen; die Hollander verthellten sich nun als Tirailleurs und erwiederten das Feuer der Bel⸗ gier, das diesseits keinen Einzigen toͤdtete oder verwundete; die Belgier jedoch verloren 5 Verwundete, von denen 2 in der folgenden Nacht e, . sind. Die Hollaͤn⸗ dischen Soldaten, die sich bei dieser Gelegenheit außer— ordentlich besonnen und kampffertig gezeigt, bestanden aus lauter Schuttern, die dem Feinde zum ersten Male gegen⸗ uͤberstan den. — Mehrere andere von Seiten der Belgier veruͤbte Verletzungen des Waffenstillstandes, die zur Kennt⸗ niß des General Chassé kamen, veranlaßten diesen, sich dar⸗ uͤber bei den in Antwerpen kommandirenden Militair- Chefs zu beschweren und darauf anzutragen, daß sich die Belgier eben so weit ven der aͤußersten Graͤnzlinie zuruͤckziehen, als