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farchten hat, sobald es aus dem Kreise seiner bisherigen An⸗ sichten und Handlungsweisen tritt, ist immer furchtbar. Nichts widerlegt sogar die abgeschmacktesten Berichte auslaͤn⸗ discher Journale uͤber des Königs Person und der Nation Stimmung besser, als die mit jedem Tag gesteigerte Vereh⸗ rung fuͤr die erstere. Gehaͤrtet durch Wider waͤrtigkeiten, tritt Wilheim J. immer klarer in seinem Wollen und immer ent— schiedener in seinem Handeln auf. Die großherzigen Schwaͤ⸗ chen einzelner Perioden fallen ab, wie die Schlacken vom ge— diegenen Gold, wenn das Feuer es laͤutert; und wenn der Haß und der Irrthum auch tausend Vorwaͤnde fuͤr sich er—⸗ greifen und ein Leben voll treuer Sorgfalt fuͤr Menschenbil— dung und Volkserhebung, fuͤr Gerechtigkeit und Wahrheit, Licht und Recht, und eine auf starken Gesetzen fußende Frei— heit, von Willkuͤhr und Zuͤgellosigkeit gleich unabhangig, in der Meinung Europas zu verunzieren gesucht, so blicket an— dererseits selbst aus den wuͤthenden Angriffen der Gegner eine Art innerer Hochachtung für den Charakter dieses
Fuͤrsten hervor. Das, was bie Zeitgeschichte der Parteiung
Eigensinn nennt, wird das unbefangene Urtheil der Nach— welt Beharrlichkeit nennen. Es liegt ein innerer Grund fuͤr das gute Recht des Koͤnigs Wilheim in allen Begebuissen der letzten drei Jahre. Wäre sein System ein System der Heuchelei gewesen, wie man es vielfach zu nennen beliebt at, fo besaß dieser Fuͤrst genug Verstand (welchen ihm uͤber⸗ aupt die Feinde nicht abstreiten), um aus den Leidenschaften und Mißgriffen der Gegenwart Nutzen zu ziehen; es haͤtte ihm ein paar blinkende Phrasen und allgemeine Lockwor te zekostet, und die Belgier, welche, den Kindern gleich, fuͤr suͤße
onigreden und hochtöͤnende Redensarten so empfaͤnglich
d, haͤtten durch solche Machiavellistische Bonbons leicht ge— rrt und gefangen werden konnen; derjenige, der wirklich
nur Herrschaft und Willkuͤr sucht, verschmaͤht die Wege der
Ueberlistung niemals, sobald sie sicherer zum Ziele fuͤhren, als die Wege der Gewalt. Aber eben darum, weil der Koͤ— nig der Niederlande eines edlern Zweckes sich bewußt war, weil er mit Ueberzeugung von der innern Guͤte seiner Sache han— delte, verschmaͤhte er die gemelnen Kunstgriffe, deren Dema— n und Despoten gleich sehr sich bedienen, sobald sie die Kier er fg oder verderben wollen. Er trat dem Je— suitismus feiner Widersacher mit dem ganzen Stolz eines roßartigen sich selbst bewußten Willens entgegen; er han— . darin vielleicht un vorsichtig als Polttiker, aber edel als Fuͤr st. Dies ist der Gesichtspunkt, von dem man bei Beurtheilung der Akte seiner Regierung ausgehen muß. Es ist nicht die menschliche Berechnung, welche dies und je— nes durch gewandtes Einschreiten, Zuvorkommen, Ableiten, verhindern kann, was zwischen Holland und Belgien ent— schied; es ist das Schicksal im Allgemeinen, welches an dies Ereigniß hoͤhere weltgeschichttiche Plane vielleicht knuͤpft; es 9 der boͤse Genius , . selbst, welcher zum zweitenmal das ebaͤude freier Entwickelung und Selbststaͤndigkeit, im Verein mit den urspruͤnglichen Stamm- und Nation-Genossen, zu— sammengeworfen hat. Um eine dienstbare Magd der Frem—⸗
den zu werden, hat es die Beschwerden, welche es als Toch⸗
ter des gemeinschaftlichen Familienhauses fuͤhrte, als Vorwand zur Scheidung genommen; es ist, mit seinem Pflichttheil wuche⸗ risch abgefertigt, von hinnen gezogen; aber es sieht sich nun uͤber⸗ all in der Fremde, uͤberall in der Wuͤste; die listigen Leiter, welche zu Anwalten und Beistaͤnden sich ihm aufgedrungen und seine Unerfahrenheit verführt, haben aus derselben fuͤr 6 nur allen Nutzen gezogen; sie haben sein Erbgut chon auf der Haͤlfte des Weges zur neuen Bestimmung uͤp— pigerweise vergeudet und zum Ersatz ein nichtiges Spiel⸗ eng ihm in die Hände gegeben. Aber das Spielzeug fuͤhrt die
oͤlker so wenig gluͤcklich durch das Leben, als die einzelnen Menschen. Mit Schaudern erkennt der bessere Theil in ihm nunmehr den ungeheuren Betrug, den Leichtsinn, oder Un—⸗ verstand, oder Bosheit ihm gespielt; aber es hat sich selbst
den Ruͤckweg versperrt. Der Fluch, welchen es im Ueber⸗ muth des ansaͤnglichen Sieges, in der Trunkenheit eines vor⸗
uͤbergehenden Festtages, ohne alle Ausnahme gegen eine Dy— nastie ausgesprochen, die ihm doch unlaͤugbar zu beneidenswer⸗ ther Wohlfahrt aufgeholfen, tritt hemmend ihm in nn, es thuͤrmt sich eine Mauer aus seinen eigenen Werken auf. Es hat den Thron wie eine Waare feilgeboten, und noch hat kein Kaͤufer sich gefunden, der ohne naͤhere Einsicht in die Akten die Sache sich gefallen lassen will. Amsterdam, 2. Febr. Es wird jetzt auch fuͤr die in — befindlichen Hollaͤndischen Kriegsgefangenen hier eine Kollekte veranstaltet. Der Zustand dieser armen Leute, be— sonders derer, die in Mons und Doornik wider alle Princi⸗ pien des Voͤlkerrechtes und der Ehre zuruͤckgehalten werden, wird mit jedem Tage beklagenswerther, da man ihnen nur
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unter der Bedingung, daß sie in den Belgischen Dienst ein— treten, einige Erleichterungen gewähren will.
Bergen-op⸗-Zoom, 1. Febr. Wiewohl berelts in Seeland und Staats-Flandern eine ansehnliche Zahl von Tapfern unter den Waffen sich befinden, scheint man doch Willens zu seyn, unsere dortige Macht noch ansehnlich zu verstaͤrken, da das 1ste Bataillon des 17ten Infanterie-⸗Re⸗ gimentes Befehl erhalten hat, sich heute von hier nach Mid— delburg einzuschiffen, und das zweite Bataillon ihm ebenfalls bald folgen wird. :
Die Truppen, welche vorgestern von hier nach der Cita— delle von Antwerpen abgingen, sind wohlbehalten angelangt und unter dem Ruf „Es lebe der Koͤnig!“ „Es lebe der tapfere General Chassé!“ dort eingezogen. Vor ihrem Ab— marsche gaben diese Truppen ihre Freude daruͤber zu erken⸗ nen, daß sie die Ehre und das Glück haben sollten, unter die Befehle eines Generals gestellt zu werden, dessen Leben durch eine Reihefolge von ruhmvollen Thaten bezeichnet wird, und dessen Name jetzt in ganz Holland mit der groͤßten Ehr— erbietung ausgesprochen wird.
Vor einigen Tagen gelang es fuͤnf Belgischen Artilleri⸗ sten, die fruͤher beim zweiten Bataillon Feld⸗Artillerie gedient hatten, mit großer Lebensgefahr das Thor der Antwerpener Citadelle zu erreichen, wo sie um Einlaß baten. Vor den Kommandanten gefuͤhrt, erklärten sie, daß sie durch den Drang der Umstaͤnde genoͤthigt worden seyen, ihren Koͤnig zu verlassen; im Anfange haͤtten sie gar nicht gewußt, wem sie eigentlich dienten; jetzt kaͤmen sie jedoch mit der Bitte, sie wiederum dem Corps einzuverleiben, bei dem zu stehen sie fruͤher die Ehre gehabt hätten. Gestern kamen diese Leute mit einem Transport von 58 Kranken aus der Antwerpener Citadelle in der hiesigen Festung an. Sie werden nach Gor— kum gehen, um dort in das Bataillon freiwilliger Artilleristen einzutreten. Sie erzaͤhlten, daß im Belgischen Heere die Unordnung taͤglich mehr zunehme und daß oft der Soldat dort dem Offizier befehle; ganz unbezweifelt sey binnen kur⸗ zem von der bewaffneten Macht eine Umwaͤlzung der Dinge zu erwarten. .
Antwerpen, 31. Jan. sechs Holländischen Kanonier⸗Boote sind wieder zuruͤckgekehrt und haben außerdem noch vier neue mitgebracht, so daß sich jetzt im Ganzen 12 vor unserer Stadt befinden. Das Dampf⸗ Boot „Surinam“ ist dagegen von hier abgegangen.
Bruͤssel, 2. Febr. ie gestrige Kongreß-Sttzung be⸗ gann mit der Berathung uͤber die Protestation gegen das Londoner Konferenz-Protokoll vom 20. Jan. Zuerst sprach Herr Barthelemy, der nur eine kleine Aenderung im Ent— wurfe angebracht wissen wollte. Nach ihm nahm Herr van Meenen das Wort, der sich in einer langen staatsrechtlichen Abhandlung uͤber das den Nationen zustehende Recht der
Einmischung ausließ. Das auf den Tribunen befindliche Pu⸗ blikum wurde 14 und rief: „Das Staats⸗Oberhaupt,
das Staats⸗Oberhaupt!“ Der Präsident hielt eine An— rede und nannte diejenigen Ignoranten, die nicht einmal wußten, daß man erst die eigene Unabhaͤngigkeit sichern muͤsse, ehe man zur Wahl des Staats⸗Oberhauptes schreiten konne.
Er drohte damit, die Tribunen raͤumen zu lassen, und die
Ruhe wurde fuͤr den Augenblick wiederhergestellt. Als je⸗ doch Herr van Meenen seine Rede wieder begonnen hatte, fing der Laͤrm von neuem an. Man rief: „Einen Koͤnig! Einen Koͤnig! Leuchtenberg! Das Staats-⸗Oberhaupt!“ End— lich befahl der Präsident dem Wachtposten der Buͤrger— garde, die Tribunen zu besetzen und die Unruhigen sofort hin— auszubringen. Mehrere Amendements wurden darauf fuͤr den Protestations⸗Entwurf in Vorschlag gebracht, jedoch saͤmmt⸗ lich verworfen; die Protestation selbst wurde mit geringer Abaͤnde⸗ rung von 163 gegen 9 Stimmen angenommen. Bei der fort— gesetzten Diskussion uͤber die Wahl des Staats⸗Oberhauptes lie⸗ hen sich die Herren Claus, v. Rob aulr und A. Gendebien üͤr den Herzog von Nemours, und die Herren H. von
rouckere und von Mooreghem fuͤr den Herzog von Leuchtenberg vernehmen. Hr. H. inzwischen, daß, falls die Majoritaͤt fuͤr den Herzog von Nemours sich entscheiden sollte, er sich ihr anreihen wuͤrde, um sie dadurch noch imposanter zu machen. Die Sitzung wurde um 57 Uhr aufgehoben. Man bos⸗ daß in der heu⸗ tigen Sitzung die Diskussion uͤber die Wahl des Staats— Oberhauptes zu Ende gebracht werden wird.
Vorgestern Abend riß das Volk zwei Franzoͤsische Fahnen
herunter, die in der vergangenen Nacht an dem vor dem
e . gepflanzten Baume aufgehaͤngt worden
waren. Man hoͤrte dabei den Ruf: „Es lebe die Unabhaͤn⸗ gigkeit! Nieder mit den fremden Farben!“ — Mehrere . dividuen, die auf den Straßen mit Orange⸗Kokarden gesehen
Die gestern abgegangenen
v. Brouckere erklaͤrte
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wurden, sind festgenom nen worden; andere, die in den Kaffee Häusern aufreizende Schriften vertheilen wollten,
wurden insultirt.
Deutsch land.
Hannover, 5. Febr. Unter dem Titel: „Aktenmaͤßi— ge Wuͤrdigung einer Schmaͤhschrift, welche unter dem Titel: „„Anklage des Ministerinms Muͤnster vor der offentlichen Meinung““ in dem Koͤnigreiche Hannover verbreitet wor— den“, ist in der Hahn'schen Hof-Buchhandlung hierselbst eine 59 Seiten in groß Octav haltende Schrift so eben er— schienen und fuͤr à Ggr. zum Besten der Nothleidenden zu haben. Die — * — Nachrichten sagen in Be— zug auf die genannte Schrift: „Diese von einem mit der Verwaltung des Königreichs Hannover genau vertrauten Manne, dem die offiziellen Akten überall zugaͤnglich waren, verfaßte Schrift, beleuchtet, berichtigt und widerlegt nach der Rei⸗
hefolge der sogenannten Anklage alle Punkte derselben und giebt
daneben, besonders uͤber die Finanz-Verwaltung des Koͤnig— reichs, und namentlich uͤber die Verwaltung der verfassungs— maͤßig von der Landes⸗Kasse getrennten landesherrlichen Kasse theils aus den gedruckten staͤndischen Verhandlungen, theils aus anderen Quellen, die wichtigsten Aufschluͤsse, aus denen sich ergiebt: daß die Steuern hauptsaͤchlich nur fuͤr das Mi⸗ litair- und das Landesschuldenwesen verwandt, die gesamm— ten ubrigen Kosten der Landes-Administration aber, mit Aus— nahme einer Summe von etwa 400,000 Rthlrn., aus der landesherrlichen Kasse bestritten werden, auf welcher außer— dem ein Zuschuß zum Militair-Etat von 381,009 Rthlrn., viele mit der Erwerbung von Osnabruͤck und Hildesheim verbunde Pensionen an weltliche und geistliche Diener der ehemaligen Fuͤrsten dieser Lander und die von den Landes Schulden immer getrennt gewesenen sogenannten Kammer Schulden ruhen. — Se. Majestaͤt der Koͤnig haben geruht, einen allgemei— nen Landtag fuͤr die Provinz Ostfriesland und Harrlinger. land auf den 8ten k. M. ausschreiben zu lassen, dessen Zweck ist, in Berathung zu ziehen, durch welche Mittel dem gegen— waͤrtigen 2 eines großen Theiles der Einwohner der Provinz abgeholfen werden könne. — Schwerin, 3. Feb. Der diesjährige Mecklenburg— Schwerinsche Staats-Kalender, welcher in diesen Tagen er—
scheinen wird, giebt die Zahl der Volksmenge in unserm. Großherzogthume auf 448,668 Seelen, auf S687 mehr als“
im vorhergehenden Jahre, an, so daß auf jede unserer 228 geograph. Meilen etwas mehr als 19677 Seelen kommen. Die Zahl der Geburten betrug 15,372, die der Gestorbenen (mit Ausschluß der Todtgebornen) 9266; 3244 Paare wur— den getraut, gsg7 Soͤhne und Töchter konfirmirt.
Nassau, 1. Febr. Se. Durchl. der Herzog haben die Eröffnung der diesjährigen Versammlung der Landstaäͤnde
auf den 21sten d. M. festgesetzt. Schweiz.
Bern, 26. Jan. Die Neue Schweizer-Zeitung meldet: Ein von sicherer Hand erhaltener Brief vom 2ästen Jan. meldet, daß seit dem 1gten alle unruhige und stoͤrri— sche Auftritte zu Delsberg und in der Gegend gaͤnzlich aufgehört haben und aller Orten im Leberberg die gesetzã lich‘ Ordnung wieder eingetreten ist; auch scheinen da— bei nur einige Mißverstandnisse zum Grunde gelegen zu haben. Eine foͤrmliche Beistimmung zu allen von der Regierung getroffenen Maaßnahmen und Verfuͤgungen ist von Pruntrut schon seit mehreren Tagen eingesandt worden, so daß diese Gegenden vollkommen beruhigt und Friede und Ordnung hergestellt sind und man nun dort, wie im ganzen uͤbrigen Kanton, mit Ruhe und Vertrauen der beginnenden
neuen Gestaltung entgegen sieht. Brasilien. ̃
In England sind Berichte aus Rio de Ja neiro bis zun 25. Nov. eingelaufen. Denselben zufolge, hatte dort in den beiden Kammern ein lebhafter Kampf zwischen der absoluten Partei und den Constitutionnellen stattgefunden, der jedoch durch die am 17. Nov. erfolgte Vereinigung der Deputirten— Kammer und des Senats gluͤcklich beendigt wurde. Dieser Vereinigung namlich, welche, einem Artikel der Verfassung
gemaͤß, die Deputirten Kammer vorgeschlagen hatte, um ge⸗ meinschaftlich uͤber gewisse Veraͤnderungen zu berathschlagen,
die im Senat mit einem Gesetz uͤber Staats-Ausgaben und Einnahmen vorgenommen worden waren, hatte sich letzterer anfangs widersetzt. Die endliche Einwllligung des Senats machte einen so lebhaften Eindruck auf das Publikum, daß sich, nachdem sie bekannt geworden, eine Masse Menschen um
Graͤflich von Westphalenschen
das Senatsgebaͤude sammelte und die Senatoren bei ihrem Nach⸗ hausegehen mit allgemeinen Achtungs- und Freudensbezeugun—⸗ gen empfing. — Am genannten Tage wurden in der Deputirten⸗ Kammer Berichte des Kriegs- und des Verfassungs⸗Ausschusses vorgelesen und in Folge derselben der Ex⸗Minister Pereira und der derzeitige Kriegs⸗Minister einer Verletzung der Constitu—⸗ tion angeklagt, weil sie, ohne dazu von der gesetzgebenden Versammlung autorisirt gewesen zu seyn, in den Provinzen Rekrutirungen ausgeschrieben hatten. Es wurde darauf ein Speclal⸗Ausschuß ernannt, um diese Angelegenheiten zu un⸗ tersuchen. In den späaͤter vorgelegten Berichten der fur die Finanzen lastenden Ausschuͤsse wird erklart, daß den auf der Nation bestehenden Uebeln abgeholfen werden koͤnne, wenn das Land noch neue Opfer bringen und die Regierung redlich ihre Pflicht thun wolle. Mehrere unter dem letzten Ministerium gemachte Ankäufe von Kupfer zu Muͤnzen, eine Verschreibung von Waffen aus London, waͤhrend sich Brasi— lien des Friedens erfreute; eine durch selbiges zu ungesetzmaͤ ßigen Zwecken gemachte Anleihe von 400,000 Pfd; die Ver— abschiedung mehrerer Beamten und Anstellung anerkannter Gegner der Verfassung und am allermeisten der Verdacht, daß im Geheimen die Regierung sich zu anti⸗constitutionnellen Maaßregeln hinneige, werden mit scharfen Bemerkungen in diesen Berichten erwaͤhnt.
Inland.
Berlin, 7. Febr. Das Amtsblatt der Königl. Regie⸗ rung zu Muͤnster enthält folgende an das hohe ö nisterium ergangene Allerhöchste Kabinets⸗Or dre:
„Ich habe beschlossen, dem Grafen Clemens von West— phalen, als dem Besitzer der zum Familien⸗Majorate des eschlechts gehoͤr enden Guͤter in der Provinz Westphalen, eine Viril⸗Stimme auf dem dor⸗ tigen Provinzial-Landtage in dem Stande der Fuͤrsten und Herren fuͤr sich und seine Nachkommen im Besitze des ge— dachten Majorats zu verleihen. Demnaͤchst habe Ich Mich bewogen gefunden, in Betreff der kuͤnftig zu bewilligenden aͤhnlichen Bevorrechtungen anderer Mitglieder des in West— phalen angesessenen Adels, Folgendes zu bestimmen:
1) Ein Majorats⸗Besitzer, welcher eine solche Bevorrechti⸗ gung nachsuchen will, soll sich dieserhalb, unter Bei— bringung des Nachweises, daß außer ihm noch andere Mitglieder seines Geschlechts sich in dem Besitze von landtagsfaͤhigen Ritterguͤtern in der Provinz befinden, sein Geschlecht daher, vermoͤge der ihm zu ertheilenden Viril-Stimme, aus der dortigen Ritterschaft nicht gaͤnz⸗ lich ausscheide, an Mich wenden. —s
2 Bevor Ich hiernächst auf dergleichen Gesuche entscheide, werde Ich dieselben wahrend des Provinzial-Landtages zuvoͤrderst der dort versammelten Ritterschaft zu ihrer gutachtlichen Aeußerung zufertigen und, sobald diese er⸗ folgt seyn wird, die Erklarung des Standes der Fuͤrsten und Herren mit der Maaßgabe erfordern, daß die Mit⸗ glieder dieses Standes, in so weit sie befugt sind, sich auf dem Landtage vertreten zu lassen, ohne Ruͤcksicht, ob sie auf dem Landtage anwesend sind oder nicht, ihre Erklaͤrung persoͤnlich und nicht durch ihre Stellvertre— ter abzugeben haben.
Berlin, den 13. Januar 1831. . Friedrich Wilhelm.“
— Der Kammerherr Freiherr von Fuͤrstenberg auf Stammheim, der berelts bei mehreren Gelegenheiten sich durch freigebige Unterstuͤtzung gemeinnuͤtziger Anstalten und durch Wohlthätigkeit auszeichnete, hat im Dezember v. J den Gemeinden Muͤlheim, Flittard, Stammheim und Duͤnn— wald (Regierungsbezirk Köln) zur Bekleidung ihrer Armen ein Geschenk von 150 Rthlr. uͤberweisen lassen.
— Die Sparkasse in Halle liefert erfreuliche Resultate:
* dem Rechnungsjahre 1833 sind 27,022 Rthlr. zu dem
estande von 51,406 Rthlr. eingezahlt, mithin 78,428 Rthlr. in Summa in Kasse gewesen. Ausgezahlt wurden 28,322 Rthlr., so daß der jetzige Bestand 55, 106 Rthlr., woruͤber 1661 Scheine außenstehen. . — Nachrichten aus Königsberg zufolge waren da— selbst am 29sten und 30sten vorigen Monats so ungeheure Schnee massen gefallen, daß die Passage in den Straßen gehindert wurde. Von Selten der Polizeibehsrde ist deshalb und mit Hinsicht auf die Gefahr, welche bel ploͤtzlichem Thau—⸗ wetter aus dem raschen Schmelzen der gehäuften Schnee— massen in der Stadt entstehen konnte, eine Aufforderung an
die Einwohner wegen Wegschaffung des Schnees ergangen.