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Litthauens entspraͤchen, weil sowohl der Polnische Adler, als der Litthauische Saͤbel sich in rothem Felde befaͤnden. Herr Wenzyk suchte historisch zu beweisen, indem er mit Heinrich von Valois begann, daß die Nationalkokarde weiß sey. Dagegen meinte Herr Zwierkowski, die weiße Kokarde gehoͤre Heinrich, als Koͤnig der Franzosen, an, und wenn sie gleich spaͤterhin national geworden sey, so muͤsse man doch zur Be— zeichnung des Aufstandes die weiße und rothe Kokarde an— nehmen. Roman Soltyk bestand auf die dreifarbige Ko— karde, indem er erklärte, daß himmelblau die Litthauische Nationalfarbe sey. Hiergegen lehnte sich Herr Rostwo— rowski auf und nannte die dreifarbige Kokarde eine Erin— nerung an den Franzoͤsischen Jakobinismus; auch hielt er sie deshalb fuͤr unpassend, weil die Polen nicht, wie die Fran— zosen, durch ruhmvolles Andenken an diese Kokarde gefesselt wurden. Als es zur Abstimmung uͤber die dreifarbige Ko— karde kam, waren fuͤr dieselbe nur Roman Soltyk, Sza— niecki und Tymowski, und nach Verwerfung derselben wurden Weiß und Roth von der Kammer einstimmig als die Na— tional-⸗Farben durch folgenden Gesetz⸗Entwurf bestaͤtigt: „Die Senatoren- und Landboten-Kammer haben, nach Anhoͤrung der Antraͤge der Reichstags-⸗Kommissionen und in Be— tracht der Nothwendigkeit, daß es ein gleichmaͤßiges Zeichen ge— ben muß, wodurch sich die Polen aͤußerlich als verbunden zu er— kennen geben, beschlossen und beschließen, wie folgt: Art. 1. Die National-Kokarde soll aus den Farben des Koͤnigl. Pol— nischen und Großherzogl. Litthauischen Wappens, naͤmlich Weiß und Roth, vestehen. Art. 2. Alle Polen, und na— mentlich die Polnische Armee, sollen diese Farben da tragen, wo bis jetzt dergleichen Abzeichen getragen worden sind.
Art. 3. Die Vollziehung gegenwartigen Beschlusses wird der
National⸗Regierung uͤbertragen.“
Sowohl dieses Projekt, als das hinsichtlich der von der Regierung zu ergreifenden Vertheidigungs-Maaßregeln, wur⸗ den, nachdem sie von beiden Kammern angenommen worden, in Gesetze verwandelt. Am Schlusse der Sitzung dieses Ta— ges brachte der Landbote Swidzins ki im Namen der Kom— missionen einen Entwurf uͤber die Permanenz des Reichsta— ges, so wie uͤber die Organisation der Statuten desselben, in die Kammer. Nach langen Diskussionen, deren Hauptge—
enstand die Frage war, in wie fern die gegenwartig zu Kennen ernannten Mitglieder der Kammer das Recht, in
derselben zu sitzen, verloͤren, wurde der Entwurf an die Kom— missionen uͤberwiesen, um ihn nach den vernommenen Be—
merkungen zu modificiren.
Am Abend desselben Tages fand eine Sitzung der ver— sinigten Kammern statt, in welcher der (letzthin mitge— theilte) Gesetz⸗ Entwurf uͤber den von der Nation zu leisten—⸗ den Eid, welchen bekanntlich die Landboten-Kammer ange— nommen, der Senat aber verworfen hatte, in gemeinsame Erwaͤgung gezogen wurde. Nachdem vorzuͤglich der Senator Kastellan Bienkowski heftig dagegen gesprochen hatte, lie—⸗ ßen sich noch mehrere Senatoren, unter Anderen Men— einski, Lewinski und Malachowmski, mißbilligend dar— uber vernehmen, und die weitere Diskussion wurde sedann auf den folgenden Tag verlegt.
Nach einem feierllchen Gottesdienst in der Metropolitan— kirche zu St. Johann, welchem die National-Regierung, der Senat, die Landboten und Deputirten und eine Menge Volks beiwohnten, und worin der Schutz des Hoͤchsten in dem be— vorstehenden Kampf angefleht wurde, versammelten sich am Sten d. beide Kammern wieder, um die abgebrochene Dis—⸗
kussion uͤber den oben erwahnten Gesetz-Entwürf fortzusetzen, und nach langen Eroͤrterungen, bei denen sich vorzuͤglich die Mitglieder der Landbotenkammer, Swidzinski und Wo— lowski, durch ihre eifrige Vertheidigung des Entwurfs aus— zeichneten, wurden die Einleitung desselben und einige Aus— druͤcke veraͤndert und sodann zur Abstimmung daruͤber ge— schritten. Aus der Landbotenkammer waren 65 Stimmen fi und 8 gegen den Entwurf, aus dem Senat aber 17 da⸗ ür und 2 dagegen; er wurde also mit einer Majoritaͤt von
82 39 10 Stimmen angenommen. Gestern war in der Landboten⸗Kammer das Projekt uüͤber die inneren Statuten derselben an der Tages⸗Ordnung;
die Kommissionen hatten dasselbe den in der Sitzung vom Jten daruͤber stattgefundenen Eroͤrterungen gemaͤß verbessert und legten es der Kammer zur weitern Diskussion vor. Das Resultat langer Verhandlungen daruͤber, in welchen theils uͤber die Ueberfluͤssigkeit, theils uͤber die ÜUnvollstaͤndigkeit des⸗ selben gestritten wurde, war, daß man es noch einmal an die Kommissionen verwies. Der Landbote Swidzins ki stellte die Nothwendigkeit des eingebrachten Entwurfes dar, und indem er besonders den Aten und ten Artikel desselben, wo von der gesetzlichen Zahl der Mitglieder die Rede ist, un—
tische Verein noch,
streich besetzt hat.
terstuͤtzte, verlangte er, daß, da die erforderliche Vollstaͤndig⸗ keit der Kammer durch die Entfernung mehrerer Mitglieder beeintraͤchtigt worden, alle Landboten und Deputirte, welche sich ohne Erlaubniß des Marschalls hinweg begeben haͤtten, fuͤr Vaterlands-Verraͤther erklart wuͤrden. Ungeachtet diefer An⸗ trag von dem Landboten Swirs ki eifrig unterstuͤtzt wurde, ver⸗ warf ihn doch die Kammer, auf Verlangen der Landboten Kaezkowski, Jasinski, Szaniecki und Anderer, als ihre Ehre verletzend, da jedes Mitglied von selbst die Wich— tigkeit seiner Verpflichtungen fuͤhlen und nicht aus Furcht, sondern aus innerer Ueberzeugung mit gaͤnzlicher Hingebung dieselben zu erfuͤllen bereit seyn muͤsse.
Nach dem Warschauer Kurier haͤtten sich die Mit— glieder der Landboten⸗Kammer am 6ten d. daruͤber berathen, welche Praͤsidenten der Wojewodschafts-Kommissionen und welche Bezirks-Kommissarien man als unzuverlaͤssig von ih— ren Posten entfernen wolle. . )
ö. Der Praͤsident der Polnischen Bank, Graf Ludwig Jelski, ist, der Polnischen Zeitung zufolge, gestern Nachts von Warschau nach Wien abgereist.
In der Polnischen Zeitung befindet sich eine Pro⸗
clamation des patriotischen Vereins an die Polnischen Krie— ger, worin diesen angezeigt wird, daß derselbe in seinen Sitzungen beschlossen habe, der Armee auf dem Kriegsschau— platze die Moͤglichkeit zu verschaffen, sich mit den politischen und Tages⸗Neuigkeiten durch Zeitschriften bekannt zu machen; es sey zu diesem Zweck ein Comité ernannt worden, welches der Gesellschaft vorgestellt habe, daß es unmoglich und unnuͤtz seyn wuͤrde, dem Heere alle periodische Blaͤtter zu uͤbersen⸗ den. Man habe daher einstweilen eines, naͤmlich die Pol— nische Zeitung, gewaͤhlt und sich mit der Redaction dersel— ben hinsichtlich des anzunehmenden Charakters und der aus— zuwaͤhlenden Materiallen, die diesem Zweck am meisten ent⸗ spraͤchen, verstaͤndigt. so oft es die Zeit erlaube und Stoff dazu vorhanden waͤre, eine Beilage unter dem Titel: Sæzezerbiec, vermischten Inhalts, hinzufügen. (Sczerbiee, Schartenhauer, wurde der Saͤbel genannt, mit welchem Bo⸗ leslaw Chrobry im Jahre 1020 bei der Eroberung von Kijow in das mit Goldblech uͤberkleidete Thor dieser Stadt eine Scharte gehauen haben soll, und der nachher den Pol— nischen Koͤnigen jedesmal bei der Kroͤnung umgeguͤrtet wurde.) Durch Vermittelung der Kriegs-Kommission follen die Re— gimenter auf jede Compagnie, Batterie oder Schwadron ein Exemplar dieser Zeitung erhalten. (Der Polnischen Zeitung vom gten d. ist schon die oben genannte Beilage hinzugefuͤgt.)
— — Von der Polnischen Gränze, g. Febr. Schon am sten d. erhielt man hier Nachricht, daß ein Rus⸗— sisches Corps von 30,000 Mann, mit einer bedeutenden Ar— tillerie, zwischen Georgenburg und Kauen in das Koͤnigreich Polen eingeruͤckt sey. Diese Nachricht hat sich nicht nur am folgenden Tage bestaͤtigt, sondern man hat seitdem auch erfahren,
daß gleichzeitig laͤngs der ganzen Russisch-Polnischen Graͤnze
der Einmarsch des Russischen Heeres erfolgt ist, und daß das erstgenannte Corps nicht nur die Stadt Augustowo, sondern auch bereits Neustadt (Nowgorod) ohne Schwert ; Regulaire Polnische Truppen haben in dieser Gegend nicht gestanden, und der Landsturm hat bei Annäherung der Russen die Piken und Sensen weggeworfen und sich zum groͤßten Theile zerstreut. Die Einwohner jener Gegend sind, dem Vernehmen nach, froh uͤber die erfolgte Ankunft der Russen, indem sie sich dadurch der Nothwendlg— keit uͤberhoben sehen, die von den Polnischen Behoͤrden fruͤ—⸗ her ausgeschriebenen großen Lieferungen zu machen, und da sie von den Russen, die Alles gleich baar bezahlen, sehr gut behandelt werden.
— Die Königsberger Zeltung meldet ebenfalls die erfolgte Besetzung von Neustadt Seitens der Russischen Trup—
pen mit dem Hinzufuͤgen, daß man daselbst, auf die Nachricht
von dem bevorstehenden Einruͤcken der Russen, sogleich die Waffen verbrannt und sich mit Verfertigung weißer Fahnen
beschaͤftigt habe, um mit denselben, als Unterwerfungszeichen,
den Russen entgegen zu gehen.
Frankreich.
Paris, 7. Febr. Als Se. Majestaͤt der Koͤnig und die gesammte Koͤnigl. Familie vorgestern Nachmittag das in
der Straße des Marais du Temple aufgestellte Panorama
von Navarin in Augenschein nahmen, wurden Hoͤchstdieselben am Eingange von den Admiralen v. Rigny und Codrington, so wie von dem Verfertiger des Gemaͤldes, Hrn. Langlois, empfangen. Die beiden Ersteren hatten Se. Majestäͤt beson⸗ ders ausersehen, um Sich von ihnen selbst die naheren Um—
Zu dieser Zeitung werde der patrio⸗
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staͤnde des in dem Gemaͤlde dargestellten Gefechtes bei Na— varin, wozu der Prospekt mitten in der Bucht von dem Li— nienschiffe „Scipio“ aus gewahlt worden ist, erklaren zu lassen. Nach einem 1stuͤndigen Aufenthalte kehrten die Hoͤch⸗ sten Herrschaften wieder nach dem Palais⸗Royal zuruͤck. Gestern arbeitete der Koͤnig mit den Ministern des Krie— ges und der Marine und ertheilte dem Herzog von Mon— tebello, dem Abbé von Pradt, dem Englischen Admiral Sir Sidney Smith und dem Grafen Rayneval Privat-Audienzen. Der Temps stellt in seinem neuesten Buͤlletin folgende Betrachtungen an: „Die Begebenheiten stehen seit 8 Stun⸗ den still. Fast alle Journale bekennen heute, was sie noch gestern nicht gestehen wollten, daß Frankreich den Krieg, den es fuͤr
sich selbst vermeiden will, nicht fuͤr andere unternehmen, noch ei⸗
nen Krieg um eine Dynastie wagen kann, nachdem es den Krieg um Graͤnzen und um ein Princip beseitigt hat. Moͤge die Regierung diesen Wink benutzen und sich uͤberzeugen, daß nur die Politik der allgemeinen Interessen einen dauernden Sieg davontragen kann. Der Friede ist das erste dieser Interessen, denn er beschuͤtzt alle andere. Die Belgischen Angelegenheiten haben alle Gemuͤther dergestalt beschaͤftigt, daß viele der Beachtung wuͤrdige Zwischen-Ereignisse fast un⸗ bemerkt voruͤbergegangen sind. Wir wollen schnell eine Uebersicht davon geben. Bei der Berathung uͤber das Muni— cipal⸗Gesetz hat das Prineip der Erwaͤhlung der Maires durch den Koͤnig den Sieg davongetragen. Fuͤr heute, den Jten, war der Kommissions,Bericht des Herrn Beranger uͤber das
Wahlgesetz angekündigt; die Erstattung desselben scheint aber Die Kommlssion stimmt, wie man sagt, fuͤr den Wahl-Census von 200 Fr.
wieder hingusgeschoben worden zu seyn.
und den WaͤhlbarkeitsCensus von 800 Fr. Wir wuͤrden die fuͤr den Wahl-Census angenommene Zahl billigen, wenn wir nicht voraussaͤhen, daß die Kammer, welche allmaͤlige Ueber⸗ aänge und Verbesserungen liebt, erst einen Versuch mit der 6 250 wird machen wollen. Die Beibehaltung des Waͤhl— barkeits⸗Census von 800 Fr. ist eine unnuͤtze Harte, wenn die fuͤr die Waͤhler gestellten Bedingungen hinreichende Buͤrg— schaft darbieten. Der ganze Mechanismus der Wahl beruht allein auf dem Waͤhler, denn der gewaͤhlte Deputirte verei⸗ nigt in sich die Gesammtsumme der Buͤrgschaften aller Waͤhler, die ihn ernannt haben. Man versichert, daß die Kommission das Recht der Uebertragung der Stimmen beschraͤnkt. Wir dagegen wuͤnschten, daß man dleses Recht moͤglichst weit ausdehnte, denn die Garantie liegt in dem Eigenthume, es mag nun ein er— worbenes oder ein geliehenes seyn, und nicht in dem Besitz⸗ titel. Es ist vornehmlich der Reichthum, der als Beweis der Faͤhigkeit oder des Vertrauens, das er einzufloͤßen weiß, repraͤsentirt werden muß. Die Kommission bewilligt ferner nach Prineipien, die den obigen Beschraͤnkungen entgegenge— setzt sind, gewissen Standen, deren Beschäftigungen die In— telligenz in Anspruch nehmen, das Wahlrecht ohne allen Cen— sus. Auch diesen Versuch koͤnnen wir nicht billigen; ein Steuer-Quantum, sey es auch noch so gering, muß immer die Grundlage bilden; denn das schuͤtzende Princip ist, daß der Besitzeude allein ein Interesse fuͤr die Erhaltung des Bestehenden hat.“
Dasselbe Blatt meldet: „Dem Vernehmen nach soll am 1. Februar in London ein neues Protokoll unterzeich⸗ net worden seyn, wonach der kuͤnftige Souverain Belgiens nicht aus den Familien der fuͤnf großen Machte gewaͤhlt wer— den darf. Der Fuͤrst von Talleyrand hat zwar dasselbe nur unter dem Vorbehalte der Genehmigung seiner Regierung unterzeichnet; es scheint aber gewiß, daß das Kabinet des Palais⸗Royal demselben unbedingt beigetreten ist. Wenn also Frankreich auch nicht im voraus einen Beweis seiner Liebe zum Frieden durch die Ablehnung des Belgischen Koͤnigthums
egeben haͤtte, so wuͤrde es jetzt dazu verpflichtet seyn. Der rzherzog Karl von Oesterreich ware durch diesen neuen Ver— trag ebenfalls ausgeschlossen. Was den Herzog von Leuchten⸗ berg betrifft, so scheinen sich alle seine Anhaͤnger mit denen des Herzogs von Nemours vereinigt zu haben. Gestern Abend sind mehrere Mitglieder der Kommission hier angekommen, die vom Kongreß beauftragt ist, dem Herzoge von Nemours die Krone anzubieten. Der Beschluß unseres Kabinets wird sie ohne Zweifel unangenehm uͤberrascht haben. Wir koͤnnen nur einen von uns bereits gemachten Vorschlag wiederholen. Warum ernennt man nicht eine Regentschaft mit einem Praͤsidenten auf bestimmte Zeit? Wir kennen einen Kandidaten, der sich
durch das ihm vom Lande schon bewiesene Vertrauen em⸗
pfiehlt; wir meinen den Praͤsidenten des Kongresses, der nach unserem Dafuͤrhalten in dem Laufe jener stuͤrmischen und schwer zu leitenden Sitzungen Wurde, Charakter und Ge⸗— schicklichkeit bewiesen hat.“
Die gestern hier angekommenen Deputirten des Bruͤsse⸗
ler National Kongresses, die dem Herzoge von Nemours die Belgische Krone uͤberbringen soll, besteht aus 10 Mirglledern: dem Praͤsidenten des Kongresses, Herrn Surlet de Chokier, Herrn Felix von Merode, Mitgliede der provisorischen Re— gierung und Deputirten fuͤr Limburg, dem Grafen von Aer— schot, Mitgliede des biplomatischen Eomité's, Herrn Carl Le— hon, Mitgliede desselben Comité's und Deputirten des Hen— negaus, dem Abbé Bouqueau de Villevray, Deputirten von Antwerpen, Herrn Marlet, Deputirten fuͤr Luxemburg, dem Marquis v. Rhodes, Deputirten fuͤr Ostflandern, Hrn. Gen⸗ debien dem Vater, Deputirten des Hennegaus, Hrn. Barthelemy, Deputirten fuͤr Suͤdbrabant, und Hrn. Karl v. Brouckere, De⸗ putirten fuͤr Limburg und Verwalter des Finanz⸗Departements. Vier dieser Mitglieder, und zwar die Herren Surlet de Cho— kier, v. Brouckeère, Lehon und Graf v. Aerschot, waren ihren Kollegen um einige Stunden vorausgeeilt und wurden un— mittelbar nach ihrer Ankunft durch den Grafen v. Celles dem Koͤnige vorgestellt. Die Deputirten bewohnen ein der Schwester des Koͤnigs zugehoͤriges Hotel, wo sie auf Kosten des Monarchen bewirthet werden. Der Constitutionnel bemerkt bei der Meldung dieser Nachrichten: „Die Deputa—⸗ tion beurlaubte sich beim Koͤnige mit tiefer Ruͤhrung uͤber die ihr zu Theil gewordene wohlwollende Aufnahme und mit frohen Hoffnungen fuͤr die Zukunft. Wir wissen nicht, wie die amtliche Antwort Ludwig Philipps ausfallen witd; diese wichtige Frage ist bei dem ersten Empfange nicht verhandelt worden. Wenn wir aber gut unterrichtet sind, so ist die offene und herzliche Aufnahme, welche die Belgischen Abgeord— neten gefunden haben, geeignet, eine weniger unguͤnstige Antwort, als die seit zwei Tagen in Paris besprochene, er— warten zu lassen. Die aus Belgien eingehenden Nachrichten unterstuͤtzen unsere Ansicht. Die Majoritaͤt zu Gunsten des Herzogs v. Nemours wuͤrde hoͤchst imposant gewesen seyn, wenn man der Annahme der Wahl durch den Konig sicher gewesen ware. Als das Resultat der Abstimmung be— kannt gemacht wurde, applaudirten die Deputirten, welche fuͤr den Herzog von Leuchtenberg gestimmt hatten, eben so lebhaft, als die uͤbrigen. Zwei der letzteren, der Abbé Bou—⸗ queau und Herr Marlet, sind Mitglieder der Deputation und absichtlich gewählt worden, um zu zeigen, daß die Wuͤnsche der Nation einstimmig sind. Wir begreifen, daß solche Nach⸗ richten auf den definitiven Beschluß der Franzoͤsischen Regie—⸗ rung einwirken koͤnnen, wollen jedoch der Entscheidung des Koͤnigs nicht vorgreifen. “ Das Journal du Com— merce dringt wiederholt auf die Annahme der Belgi— schen Krone und hofft, die ausgesprochene Weigerung werde nicht die letzte Antwort des Kabinets seyn. — Der Courrier frangais erwartet, daß die Kammer von dem Ministerium Aufschluͤsse uͤber seine widersprechende und unerklaͤrliche Politik in der Belgischen Angelegenheit verlangen und dabei Gelegenheit haben werde, sich uͤber die große Frage der Annahme oder Ablehnung der Belgischen Krone auszusprechen.
Das Journal de Paris erzaͤhlt, in der vorgestri— gen hoͤchst glaͤnzenden Abend-Gesellschaft bie dem Grafen Sebastiani, an der das gesammte diplomatische Corps Theil genommen habe, sey von der Ablehnung der Belgischen Krone Seitens Frankreichs als von etwas ganz Bestimmtem gesprochen worden.
Die Gazette de France schließt einen Artikel, worin sie zu beweisen sucht, daß die Vereinigung Belgiens mit Frank— reich, selbst wenn sie mit der Erhaltung des allgemeinen Frie—⸗ dens irgend vereinbar ware, beiden Theilen nur in gleichem Maße nachtheilig seyn wuͤrde, mit folgenden orten: „Frankreich und Belgien sind bestimmt, jedes fuͤr sich den ungebahnten Weg zu verfolgen, den sie einmal betreten ha⸗ ben. Frankreich gleicht einer starken ruͤstigen Frau, die eine weite Reise machen kann, bevor ihre Krafte erschoͤpft sind; Belgien dagegen ist eine schwaͤchliche, kraͤnkliche Person, die sich rasch nach einer Stuͤtze umsehen muß, wenn ihre Kräfte sie nicht auf halbem Wege verlassen sollen. Beide kokettiren mit dem uͤbrigen Europa; dle eine sucht irgend einen Prinzen in ihr Garn 1 locken, sieht 9 aber von Allen ver⸗ schmaͤht; die andere haͤlt es mit den Voͤlkern, aber ihre un— ordentliche Kleidung, ihr verstoͤrtes Ansehen und das Xe, Unweibliche in ihren Bewegungen floͤßen ihnen eher Schrek— ken als Neigung zu ihr ein. Moͤge es beiden gelingen, ihr Land gluͤcklich zu machen, ohne die Ruhe in dem uͤbrigen Europa zu stoͤren.“ 3
Nachstehendes ist der wesentliche Inhalt des von dem Kriegs-Minister in der vorgestrigen Sitzung der Deputir— ten⸗Kammer vorgelegten Gesetz⸗ Entwurfs uͤůber die kuͤnftige Pensionirung der Militairs: Einen Anspruch auf Pension erhaͤlt Jeder, der 30 Jahre in der Armee gedient hat. Ist