1831 / 48 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 17 Feb 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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kratie in ihrem Sieg und in ihrer Reinheit tauge, Die unzaͤh— lichen Parteien im Suden verhinderten stets die Contentri— rung einer Gesammtkraft; sie verzögerten was die Par— teiungen der Houdes und Cabbelsauws betrifft auch im Norden lange 66 Aehnliches, bis der gereiftere politi—

sche Verstand der Hollaͤnder dem Uebermaaß der Leidenschaf⸗

ten Zaum anlegte und durch einen mannhaften Sieg uber

ich selbst die Freiheit ihre selbstmoͤrderische Waffe auf den ltar der gemeinsamen Wohlfahrt niederlegte. Wenn

der Norden, wie der Suͤden, auch die gleichen zahllosen

Verbrechen sah, welche die aufgeregte Parteiwuth, oft zum Abscheu der gebildeten Welt, bis zum Uebermaaß haͤuf— te, so war doch immer eine durchgreifende Idee, ein Zu— sammenhang des Ganzen und ein eiserner Charakter in allen einzelnen Erscheinungen sichtbar; die Helden dieser Tra— goͤdien waren riesenhafte Marmorbilser, welche nicht selten Bewunderung erregt haben wuͤrden, wenn die verschlossenen Augen sprechen gelernt und die kalte Brust nicht das Mitgefuͤhl verscheucht haͤtte; aber in den Parteikaͤmpfen der Luͤtticher, Brabanter und Flandrer sprach meist nur tolle Vertheidigungswuth, ohne irgend ein klares Ziel, eine Negation ins Unendliche ohne bestimmte Bedingungen der Moͤglichkeit eines Endvergleiches, eine Lust an Revolutionen als solchen, nicht weil sie zu diesem oder jenem Ziele fuhrten, eine Phantasie fuͤr Unordnung, Ver— wirrung und Mord sich aus, welche oftmals gar keine ver— nuͤnftige, politische oder psychologische Erklarung zulas— sen. Die Freiheit, welche sie begehrten, und an wel— cher die mindeste Betastung Hochverrath schien, bestand darin, Alles thun und unterlassen zu duͤrfen, was mit soli— den Begriffen unverträglich war und den Betreffenden meist

zum eigenen Schaden ausfiel. Die ganze Richtung fast aller

suͤdlichen Provinzen, Luxemburg etwa ausgenommen, war ausschließlich demokratisch; und doch behielt man ein Schein— bild von mongrchischer Form bei. Diese Heuchelei, welche überall sich fruͤher oder spaͤter durch den Üutergang aller Parteien bestraft, welche ihrer fuͤr selbstsuͤchtige Zwecke ge— brauchen, fuhrte fast alle die widerlichen und unuͤbersehbaren Kaͤmpfe herbei, deren Schauplatz Belgien, oder vielmehr das Gesammtland der vesschiedenen Provinzen, die nachmals un— ter solchem Namen begriffen wurden, ununterbrochen gewe— sen ist; und während fast jedes Volk doch wenigstens einen Glanzpunkt in seiner Geschichte besitzt und groß und wirksam nach außen auftritt, koͤnnen die Belgier keinen einzigen auf— weisen; denn die Trophäen von Konstantinopel und den ephe— meren Nuhm des Byzantinisch-Flandrischen Reiches muͤssen

sie mit Franzosen und Deutschen theilen.

(Fortsetzung folgt.) Die Höhen der Abgaben in verschiedenen Staa—

ten von Europa. Preußen bezahlt mit seinen 12 Millionen Einwohnern

4 Rthlr. 20 Sgr. auf den Kopf.

Die Niederlande bezahlten, als Belgien noch dazu ge—

hörte, mit ihren 6 Mill. Einw. 7 Rthlr. 15 Sgr. auf den

opf. „Frankreich bezahlt mit seinen 32 Mill. Einw. 8 Rthlr. auf den Kopf. * England bezahlt mit seinen 22 Mill. Einw. 17 Rthlr— auf . . = z 2 . Wenn man also eine Gemeinde hat von 1000 Seelen so bezahlt diese in Preußen 4666 Rthlr. ; n den Niederlanden bezahlt sie 7500 Rthlr. In Frankreich bezahlt sie 800 Rthlr. ngland bezahlt sie 17, 900 Rthlr. lles die ses sind Zahlen und beruhen auf ma⸗ thematischem Grund und Boden Paris er Geschn S 900,000 Seelen, und es bezahlt e n . den Staat und an die Stadt 32 Mill. Rt Ur.. allo, zu

ettler sind, die von der Unterstuͤtzung Anderer leben.

Man kann annehmen, daß in Paris Jedermann 20 Rthlr.

an den Staat bezahlt und 165 Rthlr. an die Stadt.

Es würde sehr interessant seyn, die großen Staͤdte von Europa mit einander zu vergleichen, naͤml

Gedruckt bei d. W. Hayn.

gen, von E. Raupach.

O00 Seelen gerechnet, auf den Kopf 35 Nthir. Die⸗ ses ist stark, wenn man annimmt, daß in Paris 1460 00

ich in Hinsicht der

Abgaben und in Hinsicht der Bevölkerung; 4. B. London, Amsterdam, Hamburg, Berlin, Petersburg, Wien, Venedig,ů

Rom, Neapel und Konstantinopel, Duͤsseldorf.

Königliche Schau spiele.

Mittwoch, 16. Febr. Im Schauspielhause:; Das Testa—⸗ ment des Onkels, Lustspiel in 3 Abtheilungen. Hülerauf: Ein . vor dem Potsdamer Thore, Vaud eville⸗Posse in 1 Aufzug. .

Donnerstag, 17. Febr. Im Schauspielhause. Zum er— stenmale: Koͤnig Enzio, historisches Trauerspiel in 5 Aufzuͤ—

Benzenberg.

Freitag, 18. Febr. Im Opernhause: Don Juan, Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Mozart. (Mad. Schröder-Devrient: Donna Anna, als Gastrolle. Mad. Seidler: Donna Elvire. Frl. v. Schäͤtzel: Zerline.)

Königstädtisches Theater.

Mlttwoch, 16. Febr. Die diebische Etster, komische Oper in 2 Akten; Musik von Rossini. (Dlle. Hähnel vom K. K. Hof⸗Opern⸗-Theater zu Wien: Pippo, als zweite Gastrolle.)

Berli ner Börse. Den 15. Fehruar 1831. Amtl. Fonds- und Geld- Cours - Zettel. (Pretsss. Con.)

Af, rie. Geld.. Isipr. Plandbel. Pomm. Pfandhrk. Kur- u Neum do— Schlesische do. R ksSf. C. d. K. -u. N. L. Sch. d. K. u. X.

ö Iloll. vollix. Duk.

Hanz. do. in Ih. Nege dito . , Pfib. Friedrichsd'or 13. Grosshy. Pos. do. 9 Disconto... 31 41 26. . Preresz,¶ Qour.

Wechsel- Cours. . 83

Brief. Geld.

Amgen ... 250 FI. Kurz 11427

dito 250 FI. 2 Mt. 1417 Hamhurg 3660 Mk, Kur 1497 . 09 ix. 2 II. 149 . 1168t1. 3 Mt. 6 214 , k 5300 Er. 2 Mt. 1 VWien in 20 Xr an 1067 Augsburg 2 Mt. Breslau hl. 2 Mt. 997 Leipzig.. ; 8 Tage 102 Frankinrt . 2 Mt. 10916 3 Woch. 2981

600 Fl. Kurz

A uĩswärtige Börsen.

. Am ster dau, 19. Februar. Niederl. wirkl. Schuld 40). Kanz- Bill. 153.

St. Schuld- Sch Er. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Ob.I. 30 Kurm. Ob. m. l. C. Neum. Int Sch. d. Berl. Stadt- Gb. Cönigshg. do.

FEIinger do.

/

. . . . . 0

Oeslerꝶ. Ipror.

Metall. S6ö. Russ. Engl. Anl. 833.

. ö , . rt a. M., 11. Februar.

prog. Netallig. O16. 914. 4proc. 783. ISS. 23Broe. 4583. per. 26. Brief. IH lien e' , n Heil,. 1176. Loose zu 1(09 FI. 1693. Brief. Poln. Loose 45. 43.

Paris, S. Februar. ö5broc. Reute pr. compt. 83 Fr. 15 C. ent. 3proc. pr. comp. 60 Fr. 15 Gent. Kin cour. 60 1e 20 Cent. Zproc. Neap. Pr. compt. 62 Fr. 95 Cent, sin cour. 63 Fr. proc. Span. Rente perp. 414

Berichtigung. In einigen Exemplaren der gestrigen

Nummer der Staats Zeitung, S. 380, Sp. 1, 3. 2, statt

jähriger“ lies „30 ahriger“ und Sp. 27, 5. 23, statt lobt ⸗? lies „ta beit“. . , 2

Hierbei Nr.7 des Allgemeinen Anzeigers.

Redacteur John. Mitredacteur Cot tel.

des Predigtamts b

sin cour. gZ Fr.

Allg em eine

Preußische Staats- Zeitung.

———

e 4A.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Kammergerichtsrath

von Voigts, genannt von Konig, den Rothen Adler⸗

Orden dritter Klasse zu verleihen geruht.

Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin sind nach Ludwigslust von hier abgegangen.

Im Bezirk der Königl. Regierung zu Breslau ist der Pastor secundarius Jacobi zum Pastar primarius in Neumarkt und der Diakonus und Rek—

ter Hauen schild zum Pastor in Groß⸗Wilkau, Nimptsch⸗

schen Kreises, befoͤrdert worden;

u Merseburg sind nachstehend benannte Kandidaten

gehen worden: Karl Anton Jakob, um Pfarrer zu Lausa, Ephorie Torgau; Wilhelm Au gu st 53 sel, zum Huͤlfsprediger zu Sechausen, Ephorte Seyda;

arl Christian Gotthelf Voigt zum Pfarrer zu Her— gisdoef, Ephorie Mannsfeld; Karl Julius Wimmer, zum Pfarrer zu St. Othmar, Ephorle Naumburg; Wil helm Eduard Weise, zum Pfarrer zu Altherzberg, Ephorie . Johann Gottlieb Griesbach, zum Pfarr—

ubstitut zu Eisdorf, JL. Ephorie Halle; Friedrich Robert Krafft, zum Pfarrer zu Lossa, Ephorie Sangerhausen; Christian Karl Freygang, zum Diakonus an der Stadt— kirche zu Eilenburg; Johann Friedrich Weißenborn, zum Pfarrer zu Sittendorf, Ephorie Kelbra; Johann Gottlob Weilepp, zum Pfarrer zu Croͤllwitz, Ephorie Merseburg; und Andreas Franz Lederer, zum Pfarr— Substitut zu Malitzschkendorf, Ephorie Schlieben.

Angekommen: Se. Excellenz der General-Lieutenant und General Adjutant Sr. Majestaͤt des Kaisers von Raß— land, von Bistram, von Dresden.

Der Oberst und Fluͤgel⸗Adjutant Sr. Majestaͤt des Kai—

sers von Rußland, von Tscheffkin, als Courier von Paris.

Abgereist: Der Kaiserl. Russische Kammerjunker von Bakunin, als Courier nach Turin.

Der Kaiserl. Russische Legations-Secretair bei der Ge— sandtschaft am hiesigen Hofe, Freiherr von Vsolkersahm, als Courier nach Paris.

Durchgereist: Der Paͤpstliche Kabinets Courier Piatti, von Rom kommend, nach St. Petersburg.

Zeitu ng s⸗N ach richten Ausland.

Frankre lch. Deputirten⸗ Kammer. IJ

ordneten in einer fuͤr sie vorbehaltenen Tribune neben der des diplomatischen Corps zugegen waren, wurden die Bera— thungen uͤber den Munlelpalgesetz⸗ Entwurf fortgesetzt. Der Ute Artikel, welcher von den Personen handelt, die bei der Wahl der Munieipalraͤthe zugelassen werden sollen, gab zu einer weitlaͤuftigen Debatte Anlaß, die in dieser Sitzung auch noch nicht beendigt wurde. Die Kommission hatte als allgemeine Grundlage des Entwurfs verlangt, daß man die hoͤchstbesteuer— ten Einwohner zu der Wahl zuziehe und nur ausnahmsweise und unter 9 Bedingungen auch einigen andern Individuen, als z. B. den Mitgliedern der Gerichtshoͤfe, Friedensrichtern,

Berlin, Donnerstag den 17 ten Februnr

n der Sitzung vom 8. Februar, in welcher zum erstenmale die Belgischen Abge⸗

1831.

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Osstzieren der National⸗Gatde, Aerzten, Advokaten, Notaren und pensionirten Offizieren, das Wahlrecht einraͤume. Die Herren Koechlin und Marchal wollten dagegen, daß alle Burger ohne Ausnahme, die eine Personal⸗Steuer entrich— ten, bel der Wahl zugelassen wuͤrden. Hr. Du vergier de Hanranne widersetzte sich diesem letztern Antrage, wonach nicht weniger als 5 bis 6 Milllonen Einwohner bei der Zu⸗ sammenstellung ihrer Municipal⸗Conseils konkurriren wuͤr⸗ den; eben so der Graf v. Rambuteau; er halte es fuͤr wünschenswerth, äußerte er, daß das Volk an der Pruͤfung

seiner Angelegenheiten Theil nehme, aber unter dem Worte

Volk verstehe er bloß diejenige Einwohner ⸗Klasse, die auf⸗ geklaͤrt genug sey, um sich einer solchen Pruͤfung zu unter⸗ ziehen. Hr. Odison⸗Barrot wollte diese Ansicht nicht gelten lassen; es sey, meinte er, um so ungerechter, wenn

3 man nur diejenigen Manner, die durch ihr Vermögen oder

ihre Stellung in der Gesellschaft eine gewisse Buͤrgschaft fuͤr ihre Befähigung darboöͤten, bei der Wahl zulassen 9 als

die niclpal⸗Conseils , nur uͤber Gegenstaͤnde, n mit

die die niedrigsten Kla betrafen, zu berathschlagen haͤtten; das Volk besitze Ubrigens in ho rade die Gabe, diejenigen Männer herauszufinden, die sich zur Wahrnehmung seiner ortlichen Angelegenheiten am meisten eigneten; in allen Fällen, wo man die Freiheit und die Rechte der r⸗

ger ausdehne, insoweit sol ohne Beeinträchtigung der all⸗ gemeinen Interessen geschehen konne, verstärke man zu— gleich die Regierung. „Es sey mir erlaubt“, fuͤgte der Red⸗ ner hinzu, „mich zur Unterstuͤtzung dieser Ansicht auf eine

Aeußerung zu beziehen, die ich aus dem Munde des Erzie— hers eines der mächtigsten Souveraine von Europa vernom— men habe. Der Gen Laharpe setzte mir aus einander, wie in der Schweiz die Freiheit nicht ein bloßes Recht, sondern eine Nothwendigkeit sey, von der die ganze Existenz des Landes

abhaͤnge. „„Unsere Bevoͤlkerung““, aͤußerte er, „„ist arm und wenig zahlreich; wir sind von weit maͤchtigeren und zahlreicheren Nationen umgeben; daher haben wir einen be— staͤndigen Kampf zu bestehen, um uns unsre Unabhaͤngigkeit zu bewahren. Um uns nun den uns umgebenden Maäch— ten moͤglichst gleich zu stellen, haben wir alle Einwohner fuͤr frei erklaͤrt und durch diese Freiheits⸗Ecklaärung die Bevölkerung verzehnfacht.““ Diese Citation, m. H., moͤchte wohl zeitgemäß seyn; leicht könnten wir in die Lothwendigkeit gerathen, die Krafte unseres Landes zu verdoppeln, und dies wird uns gelingen, wenn wir den Buͤrgern aller Klassen die groͤßtmoͤglichste Freiheit einraͤumen.“ Der Minister des Innern äußerte sich im

Wesentlichen also: „Ich will die Berathung nicht unnuͤtz in

die Laͤnge ziehen; bei der hohen Wichtigkeit des vorliegenden Gesetzes aber, und da zwei Systeme sich einander gegenuͤber— stehen, mochte es wohl nothwendig seyn, daß die 8 gierung sich deutlich erklaͤre. Die Einen wollen, daß alle Steuerpflich= tigen an dem Wahlgeschäͤfte der Gemeinden Theil nehmen; die Kommission d schlägt ein System vor, wongch die Zahl der ju den Wahlen zu berufenden Buͤrger verhaäͤltuißmäßigœ staͤrker in den kleineren als in den großeren Gemeinden seyn

kol. Ich muß mich wundern, daß man diefes letztere Sy

stem fuͤr so gar einschraͤnkend halt. Die Zahl der aktiven

Buͤrger, wie die konstituirende Versammlung sie nannte,

machte ungefaͤhr den sechsten Theil der Gesammt-Bevoͤlkerung aus; nach dem Vorschlage der Kommission wuͤrden etwa 2 Mill. an der Zusammenstellung der Munieipal⸗Consells Theil neh⸗ men, und in den kleinen Gemeinden wuͤrde fast Niemand von den Wahl-Kollegien ausgeschlossen seyn. Dieser Kreis zieht sich in demselben Maße enger zusammen, als die Gemeinden volkreicher werden. Es giebt aber in Frankreich nur tausend Ge—

meinden, die mehr als 3000 Einwohner zählen, und (n die—

sen haben die Municipal-Conseils sich oftmals mit Fragen von der hoͤchsten Wichtigkeit zu beschäftigen, so daß es nur vortheilhaft seyn kann, wenn man die Zahl derer, die die