1831 / 49 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 18 Feb 1831 18:00:01 GMT) scan diff

402

chal rief: „Sie leihen uns Gesinnungen, die gar nicht die unsrigen sind!“ Herr Demargay fuͤgte hinzu, die Bettler seyen so gut, wie Herr Dupin. Herr v. Corcelles schrie: „Sie verleumden diejenigen, die das Interesse ihres Landes vertheidigen; das ist eine Infamie!“ Als mehrere Redner bei diesem Ausdrucke verlangten, daß der Unterbrecher zur Ordnung gerufen werde, wiederholte derselbe noch zweimal dieselbe Aeußerung und wollte dagegen, daß der Praͤsident Herrn Dupin zur Ordnung aufrufe. Dieser wartete ruhig, bis der Sturm sich gelegt hatte, und fuhr sodann fort, Nie⸗ mand konne sich durch seine Aeußerung persoͤnlich beleidigt fuͤhlen; er wuͤnsche aber auch nicht, daß man ihn verleumde; er wisse sehr wohl, daß auch der Bettler sein Recht habe. Als bei diesen Worten Herr von Corcelles dem Redner zurief, warum er alsdann denselben beschimpfe, aͤußerte der Praäsident sehr lebhaft: „Wer einen Redner unterbricht, ver— letzt alle der Kammer schuldige Achtung; Niemand anders als Herr von Corcelles selbst hat sich eine Beschimpfung er— laubt.“ Der Aufforderung, Herrn von Corcelles zur Ord— nung zu verweisen, gab der Praͤsident keine Folge. Eine Stimme meinte aber, es sey ein wahres Gluͤck, daß die Bel, gischen Abgeordneten nicht zugegen waͤren; sie wurden sonst uͤber den ganzen Auftritt hoͤchlich erbaut seyn. Herr Du— pin schloß hierauf in folgender Weise.

„Es ist ein großer Vortheil, Kaltbluͤtigkeit zu behalten, wenn Andere sie verloren haben; in diesem Falle befinde ich mich; das macht, ich spreche weder aus Leidenschaft, noch im Zorne, noch zur Vertheidigung eines persoͤnlichen Interesse, sondern habe bloß das allgemeine Beste im Auge. Ich sagte also, daß es mir nicht scheine, als ob man ein Privilegium begruͤnde, wenn man an die Ausübung eines offentlichen Amtes irgend eine Bedingung knuͤpfe. Der Grundsatz, man muͤsse auch die Aermsten an der Zusammenstellung der Munieipal- Conseils Theil nehmen lassen, weil sie bei den in diesen Conseils zu verhandelnden Gegenstaͤn⸗ den in der Regel am meisten interessirt waͤren, ist eine reine Sophisterei. Allerdings beschaͤftigen die Municipal-⸗Conseils sich ö B. mit den Armenhaͤusern; wer anders hat diese aber gegruͤn⸗

et, als der reichere, aufgeklaͤrtere Theil der Gesellschaft? Wollte man behgupten, daß die Bettler sich mit den Armenhaͤusern be⸗ schaͤftigen müßten, weil die Sache sie nahe anginge, so mußten auch die Gefangenen bei den Berathungen uber die Gefaͤngnisse zugezogen werden, denn ohne Zweifel ist Niemand dabei mehr be⸗ theiligt, gls sie Und um auf einen gndern Gegenstand, z. B. die Wahl der Feldhuͤter, zu kommen, wird der Arme nicht immer gerade denjenigen Huͤter fuͤr den besten erkennen, der zu allem Unwesen die Augen zudruͤckt und ihnen niemals einen Prozeß an den Hals hangt? Ich mag keine Beispiele weiter anführen; nur eines be⸗ merke ich noch? Diejenigen, die den Volksmassen auf, solche Weise zu schmeicheln fuchen, thun dies keinesweges, um sich mit shnen auf eine und dieselbe Stufe zu stellen, sondern um sich einst zu ihren Haͤuptern aufzuwerfen. Ganz recht!! Hiergus erklärt sich, wie die Extreme sich berühren; wie z. B. die Ga⸗ zette und das Avenir mit denjenigen Blaͤttern, die sich die Or⸗ gane der Revolution nennen, gemeinschaftliche Sache machen, um die naͤmlichen radikalen und anarchischen Grundsaͤtze heraus= ustreichen. In solchen Faͤllen sage ich mir immer selbst, daß rgend eine Gefahr im Anzuge ist, und daß es der Vorsicht be⸗ darf. Es ist gewiß nicht meine Absicht, zuruͤckzuschreiten; schon lange bin ich im Vorwaͤrtsschreiten begriffen; aber ich laufe nicht, damit 1 nicht falle. Wenn es mir nach drei Jahren scheint, daß der Kreis der Wahl⸗Befugnisse weiter, als heute, aus gedehnt werden kann, so werde ich keinen Augenblick Anstand nehmen, dafür zu stimmen; aber ich mag nicht den Anfang damit machen, daß ich mich in das Bodenlose stuͤrze und stimme daher gegen die Antraͤge des Generals Lamarque.“

Nach Beendigung dieser vollig improvisirten Rede, die von den Centris mit großem Beifall aufgenommen wurde, verlangte der Barn von Podenas das Wort, um die Angabe des Herrn Dupin, daß er (Podenas) zwei Saͤtze aus dessen Schrift uͤber das Kommunalwesen absichtlich aus ihrem Zusammenhange gerissen habe, zuruͤckzuweisen. Im Laufe seines Vortrages beschuldigte Hr. von Podenas den

vorigen Redner, daß er sich immer nur an die Majorität

wende und die Leidenschaften zu erregen suche. Als er in die gedachte Schrift naͤher eingehen wollte, rief man ihm von mehreren Seiten zu, daß dies mit dem persoͤnlichen Faktum, weswegen ihm das Wort bewilligt worden, nichts n, und die Versammlung wurde mit jedem

ugenblicke tumultuarischer. Hr. Dem ar gay verlangte, daß der Präsident Hrn. Dupin, der bet aller seiner Kaltbluͤ—⸗

tigkelt und seinem Stoicismus den Redner unterbrochen habe,

zür Ruhe verweise. „Ja wohl! Allerdings!“ rief Hr. v. Corcelles gestikulirend, indem er sich erhob, sogleich aber wieder von Hrn. Mau 66 am Rockschoße auf seinen Sitz zurückgezogen wurde. „M. H.“, aͤußerte der Praͤsident, „mir steht par ,,, . der Ruhe und Ordnung nur eine moralische Kraft 1 Gebote; diejenigen Deputirten, dle ohne Ruͤcksicht auf die Ermahnungen ihres Praͤsidenten das

Reglement verletzen, verstoßen gegen die Wuͤrde der Kam— mer und vergehen sich gegen sich selbst.“ „Haͤtten Sie Ihre Pflicht gethan“, erwiederte Hr. v. Corcelles, „so wuͤrden Site Hrn. Dupin zur Ordnung aufgerufen haben.“ „Nein“, entgegnete der Präsident, „so wuͤrde ich Sie zur Ord— nung verwiesen haben.“ Nach Hrn. v. Podenas verlangte * Dupin zum zweitenmale, und zwar wegen eines per— soͤnlichen Faktums, das Wort. Sodann ließ sich Herr v. Tracy zu Gunsten des Amendements des Generals Lamarque vernehmen, wogegen der Berichterstatter

bei dem Vorschlage der Kommission beharrte. Der Ge⸗

neral Lamarqgue hielt diesen Vorschlag in Gemeinden von weniger als 100 Einwohnern, deren es in manchen De— partements gar viele gebe, fuͤr unausfuͤhrbar, indem man in diesen keine 30 Wähler von der Art finden wuͤrde, wie die Kommission sie verlange. Der Minister des Innern vertheidigte den Antrag der Kommission und bestritt die An— sicht derer, die da glauhen, daß die WahlBefugnisse uͤberall

im Lande dieselben seyn mußten; es gebe Gemeinden, deren

ganzes Einkommen 40 bis 50 Fr. betrage, wogegen er eine andere kenne, deren Ertrag sich jährlich auf 40 bis 50 Millio— nen belaufe (Paris); hiernach muͤsse es doch Jedermann ein— leuchten, daß, wer dort wahlfaͤhig sey, es nicht zugleich auch hier seyn koͤnne; ein anderer Vorwurf, den man dem Sy— steme der Kommission gemacht habe, sey der, daß es von Argwohn gegen die Buͤrger zeuge; er glaube diese Beschul— digung aber am besten durch die Erklaͤrung zuruͤckzuweisen, daß er erst vor wenigen Stunden die Vertheilung von 130,000 Gewehren unter die National-Garden verfuͤgt habe, was ge— wiß von keinem Mißtrauen zeuge. Als es hierauf zur Abstimmung kam, wurde das Amendement des Hrn. Lamar— que mit bedeutender Stimmen-⸗Mehrheit verworfen. Nicht besser erging es 5 andern Antraͤgen der Herren v. Mosbourg,

v. Férussac, Gaujal, Petou und Bouchot; kein einziges

wurde von der Versammlung genehmigt. Am Schlusse der Sitzung kam noch ein Amendement des Hrn. Devaux fol— genden Inhalts zur Berathung: „An den Wahlen nehmen die hoͤchstbesteuerten Einwohner, sobald sie das Aste Jahr zuruͤckgelegt haben, in folgenden Verhaͤltnissen Theil: In Ge— meinden von 1000 Seelen und darunter ein Zehntel der Gesammt-Bevoͤlkerung; fuͤr jedes Hundert Einwohner mehr in Gemeinden von 1000 bis 5000 Seelen waͤchst jene Zahl um 5 (statt 4, wie im Entwurfe der Kommission); fuͤr jedes Hundert mehr in Gemeinden von 5000 bis 15,000 Seelen um 4 (statt 3), und fuͤr jedes Hundert mehr in Gemeinden von 15.000 Seelen und daruͤber um 3 (statt 2).“ Nachdem Hr. Marchal sich zur Bekaͤmpfung dieses Vorschlages hatte vernehmen lassen, wurde die Fortsetzung der Berathung auf

den folgenden Tag verlegt.

Paris, 10. Febr. Der Koͤnig arbeitete gestern mit den Ministern der Marine, des Innern, des Krieges, der Fi— nanzen, der Justiz und des oͤffentlichen Unterrichts.

Das Wahl -⸗Kollegium des hiesigen Jten Bezirks wird heute zu einer Deputirten⸗Wahl schreiten. Man zweifelt nicht daran, daß Herr Barthe, der Minister des oͤffentlichen Un— terrichts, wieder gewaͤhlt werden wird. In Briey, Departe— ment der Mosel, wollen die meisten Waͤhler den Admiral Rigny als Kandidaten aufstellen; seine Erwaͤhlung wird als gewiß betrachtet.

Der Moniteur enthaͤlt eine Koͤnigliche Verordnung, wodurch die unterm 26. August v. J. erlassene Amnestie suͤr politische Vergehen auf die Insel Martiniqueé ausgedehnt wird.

Das Journal des Débats aͤußert in Bezug auf den (in den beiden letzten Nummern der Staats⸗HSeitung mitge⸗ theilten) Aufsatz des Londoner Courier: „Wir brauchen die⸗ jenigen, die die Polemik dieses Journals in der Belgischen Angelegenheit mit Aufmerksamkeit gelesen haben, nicht auf die veraͤnderte Sprache desselben ausmerksam zu machen. Wir begreifen bis zu einem gewissen Punkte die Empfindlichkeit des Englischen Kabinets, in einer gelegenen, fuͤr die es, gleich den uͤbrigen Maͤchten, eine andere Loͤsung als diejenige gesucht hatte, die wir zuletzt doch fuͤr die unvermeidliche hal⸗ ten. Auch wundern wir uns nicht uͤber die erste Aeußerung uͤbler Laune. Aber von der uͤblen Laune bis zur Drohung

und von dieser bis zur That ist ein weiter Weg. Wir ha⸗

ben die Sprache der Englischen Presse und Rednerbuhne beim Beginn des Spanischen Krieges nicht vergessen. Wir wissen nicht, welchen Beschluß Frankreich fassen wird, beharren aber dabei, es fuͤr frei von jeder Verpflichtung 6 halten. Man spricht jetzt von einem neuen Kandidaten fuͤr den Belgischen Thron; wir unsererselts halten eine neue Wahl und eine

neue Kandidatur fuͤr unmoglich. Auch spricht mau von

der Ernennung einer Regentschaft bis zur Großjaͤhrigkeit des Herzogs v. Nemours, der alsdann in seinem eigenen

Namen wuͤrde stipuliren koͤnnen. Der letztere Plan verdient

vom Belgischen Kongresse ernstlich erwogen zu werden. Wir wollen fuͤr Belgien, Frankreich und Europa hoffen, daß die Zukunft bald die peinliche Ungewißheit uͤber eine so wichtige Angelegenheit aufklaͤren werde.“ Der Temps, der in

der Belgischen Angelegenheit seine Angriffe auf den Grafen

Sebastiani fortsetzt, äaͤußert heute Folgendes: „Man schlaͤgt jetzt der Belgischen Deputation einen Prinzen von Neapel vor, der eine Franzoͤsische Prinzessin heirathen soll. Die Namen waͤren damit geaͤndert; die Uebelstaͤnde wuͤrden die⸗ selben bleiben. Wenn das Protokoll, wodurch die Verwand— ten der funf großen Maͤchte ausgeschlossen werden, ange— nommen worden ist, so ist der Prinz von Neapel eben so gut ausgeschlossen, wie der Herzog von Nemours; er ist ein

Bourbon und wuͤrde eine Prinzessin aus Bourbonschem Gebluͤt heirathen. Wir wollen diesen Gesichtspunkt der Di⸗ Capitain Spyck den verzweifelten Entschluß, sein Boot in

plomatie uͤberlassen; vom Minister der auswärtigen Ange— legenheiten aber verlangen wir eine Antwort auf folgende

zwei Fragen: Wenn Ihr einen, Prinzen von Neapel in Vorschlag bringt, so entsagt Ihr der Krone fuͤr den Herzog von Nemours, und warum sprecht Ihr dies dann nicht aus? Ferner, wenn Ihr die Krone fuͤr den Franzoͤsischen Kandidaten ausschlagt, warum bringt Ihr, die Ihr das Princip der Nicht-Einmischung aufgestellt habt,

eine andere Wahl in Vorschlag und knuͤpft von Seiten Frank— reichs gewisse Bedingungen daran? Was sollen in einem wie in dem andern Falle die beiden Artikel bedeuten, die ge— stern und vorgestern in einem halb-offiziellen Morgenblatte erschienen und worin von Planen der Vereinigung beider Laͤnder oder der Krone die Rede war, waͤhrend diese Pläne in London, vor Europa, auf der Rednerbuͤhne, in der Kam— mer und selbst gegen die Belgischen Abgeordneten abgelaͤugnet

werden? Was sollen diese Widerspruͤche heißen? Welcher Mann von richtigem und geradem Sinne begreift etwas in die⸗

ser Sache? Wen betruͤgt man hier? fragen wir nochmals. Die

Boͤr se uͤbrigens, bie anfangs, weil sie diese diplomatischen Feinhei⸗

ten nicht begreift, Besorgnissen Raum gegeben hatte, beruhigt sich heute in dem tiefen Gefuͤhle, welches die Massen durchdringt und aufklärt, daß namlich im neunzehnten Jahrhunderte nur das Gerechte und Vernuͤnftige möglich ist.“

Die Nachricht von der Wahl des Kardinals Cappellari zum Papste ist gestern Abend durch den Telegraphen hier e, .

ournal des Débats meldet, einer telegraphi—

as J

schen Dp efhh· aus Lyon zufolge, seyen in Reggio, Bologna und Modena zu gleicher Zeit unruhlgewewegungen ausgebrochen und von den Insurgenten sey die dreifarbige Kokarde angenommen!

worden; in der letzteren Staht seyen beim Abgange der Nach⸗

richt die Insurgenten mit den Herzoglichen Truppen im Ge⸗

fecht . en. )

er Praͤsident von Griechenland hat der Regierung ein gearbeitet. Das Wasser wurde mit Pferden ausgepumpt. Am 6ten d. Mittags hoffte man, gegen Abend das Ziel zu

kostbares Bruchstück eines marmornen Basreliefs, das die Arbeiten des Herkules darstellt und auf der Stelle des alten Olympia gefunden worden ist, zum Geschenk gemacht. Es ist . hier angekommen und nach dem Louvre gebracht worden.

An der gestrigen Boͤrse ereignete sich folgender sonder— dare Vorfall. Nach drei Uhr . ploͤtzlich durch kleine, uͤber dem Gesimse angebrachte Fenster gegen die letzte Re— volution und gegen den König gerichtete Schmaͤhschriften und Gedichte in Menge in den Saal. Als man auf den Korridor eilte, auf welchen diese Fenster stoßen, war Nie— mand mehr zu sehen.

Gestern Abend zeigten sich bei der Municipal Garde,

die sich in der in der Straße Tournon gelegenen Kaserne befindet, nach eingenommenem Abendessen Spuren der Ver⸗— giftung; 60 0 Mann mußten nach dem Lazareth gebracht werden; auf mehreren Posten, die von dieser Kaserne aus besetzt werden und auch ihr Essen von dort erhalten hatten, zeigte sich dieselbe Erscheinung, und sie mußten von der Na⸗ tional⸗ Garde abgelöst werden. Die Aerzte schritten sogleich 2 Unter suchung der ge e in Kartoffeln mit Oel und

ssig bestanden hatte. Die g in denen das Essen zu— bereitet worden war, sind von Gußeisen. Auf dem Marché des Innocens und dem Platze des Pantheon hatten sich in Folge dieses Ereignisses mehrere Volkshaufen gebildet. Der Königl. Prokurator be ab sich nach der Kaserne, ließ die Köchin, welche die Spelsen bereitet hatte, verhaften und die uͤbrig gebliebenen Speisen, die chemisch analysirt werden sol⸗

HS. art. Italien.

, n. den Poltzei⸗Kommissarius in elnem Gefaͤße ver⸗ iegeln.

Der Königl. Niederlaͤndische General-Konsul hierselbst, Herr Thuret, hat in den angesehensten der hiesigen Blaͤtter

uͤber das am 5ten d. M, vor Antwerpen auf der Schelde vorgefallene ungluͤckliche Ereigniß einen Bericht einrücken assen, der, wie er sich ausdruͤckt, bestimmt ist, das Andenken

eines Mannes zu rechtfertigen, der fuͤr die Ehre seiner Flagge gestorben ist. Aus diesem Berichte, fuͤr dessen Richtigkeit sich der General-Konsul verbuͤrgt, erhellt, daß die Hafen⸗-Ar⸗ beiter, die sich unter Anfuͤhrung eines gewissen Groter an Bord des ans Ufer getriebenen Kanonierboots begaben, den Capltain van Spyck und seine Mannschaft beschimpft und sie fuͤr Gefangene erklart hatten; der Capitain erwiederte ih—⸗ nen, daß er nicht ihr Gefangener seyn koͤnne, da der Waf— fenstillstand noch in Kraft sey, und daß er eben so wenig seine Flagge einziehen werde. Als hierauf die Belgier die Hollaͤn⸗ dische Flagge herunterrissen und mit Fuͤßen traten, faßte

die Lust zu sprengen, den er auch unter dem Vorwande, seinen Hut aus der Kajuͤte zu holen, sogleich ausfuͤhrte. Das hiesige Tribunal erster Instanz hat sich gestern in der Sache des Herrn von Genoude für inkompetent erklaͤrt, indem zu entscheiden war, ob die Verleumdung, deren sich Herr von Genoude gegen den Baron Mächin schuldig ge— macht, von politischer Natur sey oder nicht. Sein Anwalt, Herr Hennequin, behauptete das Erstere und wollte deshalb die fuͤr fruͤhere politische Vergehen von der jetzigen Regie— rung ausgesprochene Amnestie auch auf den gegenwartigen Fall angewendet wissen; der Substitut des Koͤnigl. Prokura—

tors bestritt dagegen die Kompetenz des Gerichts. Die Strafe,

zu welcher Herr v. Genoude als verantwortlicher Geschaͤfts— fuͤhrer der Gazette de France vor der Revolutton des Juli wegen Diffamation des Baron Möchin als Beamten und Deputirten verurcheilt wurde, bestand in 15tagigem Gefaͤng⸗ niß und einer Geldstrafe von 500 Fr. Er hat sich nunmehr an den Präsidenten des Königl. Gerichtshofes gewendet, um ein definitives Urtheil in dieser Sache zu erlangen.

In einer Steinkohlen-Mine bei St. Etienne arbeiteten vor einigen Tagen 18 Bergleute, als ploͤtzlich Gruben-Wasser eindrang, das ihnen jeden Ausweg versperrte; man hofft, daß sich die Mehrzahl derselben in einen Gang gerettet ha— den wird, der gegen das Wasser geschuͤtzt ist, aber keinen Ausgang hat; er ist so gelegen, daß die Arbeiten zur Be— freiung der Ungluͤcklichen von unten beginnen muͤssen. Aus der ganzen Umgegend eilten sogleich die Gruben-Arbelter zur Rettung ihrer verschuͤtteten Gefährten herbei. Man ver— nahm deutlich den Laͤrmen, den die Ungluͤcklichen machten, konnte aber die Richtung, aus der er kam, nicht genau be⸗—

stimmen. Zunaͤchst war man bemuͤht, eine Oeffnung von

unten nach oben nach jenem Gange zu bohren, um mit den Verschuͤtteten in Verbindung zu kommen und ihnen Speisen reichen zu koͤnnen. Zugleich wurde an einem neuen Gange

erreichen.

Die Quotidienne zeigt an, daß den 14ten d. M. in der St. Rochus-Kirche eine Todtenfeier zu Ehren des Her⸗ zogs von Berry gehalten werden wird.

Privatbriefe aus Madrid vom 1. Febr. melden, daß der Oberst Bordas, der im Oktober v. J. an der * eines Haufens in Gallizlen die Fahne des Aufruhrs erhob, um die Invasion Mina's zu unterstuͤtzen, vor kurzem bei dem Dorfe Mezgquita todt gefunden worden ist.

Die Gazette de France giebt folgende Anekdote: „Eine hoͤchst liberale, ja fast republikanisch gesinnte Dame sagte neulich, als sie aus dem Palais⸗Royal von einem Balle kam: Die Revolution des Juli kostet meinem Manne zwei Millionen; dafuͤr gehe ich aber auch an den Hof, und der König spricht mit mir.“ ö

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Den 8. Februar. Im Oberhause machte Lord King wiederum die Zehnten E einem Gegenstande der Unterhaltung. Er hatte mehreres

ittschriften in diesem Bezuge zu uͤberreichen und meinte, daß, da ihn einer der ehrwuͤrdigen Prälaten am vorigen Tage gefragt, ob er wohl einen Plan entworfen habe, wie dem gegenwaͤrtigen Systeme ohne Benachtheiligung der Kirche abzuhelsen sey, er sich heute veranlaßt finde, folgende drei Plaͤne der Beurtheilung des Hauses vorzulegen. Der erste Plan, der vielleicht der einfachste und der beste wäre, de⸗ stände darin, das Land, und zwar verhältnißmaßig nach sei⸗ nem Ertrage, mit der Erhaltung der Geistlichkeit zu belasten;

ö *

ö ö 896 8 a i ö . an. ,, n n n r,, .