1831 / 49 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 18 Feb 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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oder auch eine den jaͤhrlichen Einkuͤnften der Geistlichkeit gleich⸗ kommende Rente ihr zu bezahlen, so daß sie zu derselben Summe in allen zukuͤnftigen Zeiten berechtigt seyn wuͤrde. Ein zweiter Plan wurde der seyn, der Geistlichkeit eine feste Korn-Rente zu bewilligen, die dem dermaligen Ertrage der Zehnten oder dem Durchschnitte der letzten 7 Jahre gleich kaͤme, so daß sie immer dieselbe Quantität Getreide oder den Werth derselben nach dem Marktpreise erhalten wuͤrde. Der dritte Plan endlich bestaͤnde darin, die Zehnten sowohl als alles Kirchen⸗-Eigenthum zu verkaufen, den Erloͤs an die Regierung zu zahlen und von dieser die Besoldung der Geistlichkeit tragen zu lassen. Der bedeutende Ueberschuß, der in diesem Falle nicht zu bezweifeln waͤre, muͤßte dann dem Publikum zu gut kommen oder zum Besten des schlecht besoldeten, aber dafuͤr um so mehr beschaͤftigten Theiles der Geistlichkeit ver⸗ wandt werden. „Möoͤge man nun“, fuͤgte der Lord hinzu, „diesen oder jenen Plan, oder uberhaupt keinen meiner Plaͤne gut heißen unerlaͤßlich bleibt es darum doch, die Zehnten in ihrer jetzi— gen Gestalt abzuschaffen, damit das Land, von dessen Brutto— Erzeugnissen jene Taxe erhoben wird, dadurch nicht immer werthloser werde.“ Der Redner nahm jetzt die Gelegenheit wahr, sich auch gegen den Mißbrauch der Cumulation von Pfarrstellen auszusprechen und die Aenderung dieses Systems ebenfalls als unerlaͤßlich darzustellen. Der Bischof von Bath und Wells vertheidigte das Verfahren seines Soh— nes, des Archidiakonus von Wells, den Lord King nameni— lich einer solchen Pfarr-Kumulirung angeschuldigt hatte. „Die Frage,“ sagte er, „in allen solchen Faͤllen ist nicht, wie viele Pfruͤnden ein Geistlicher besitzt, sondern wie er die damit verbundenen Amts-Pflichten erfuͤllt.“ Der Bischof von London mußte sich ebenfalls gegen einen Angriff des Grafen von Radnor vertheidigen, was dem Grafen von Carnar von Anlaß gab, daruber Beschwerde zu fuͤhren, daß man sich jetzt so haͤufige Ausfaͤlle gegen die Kirche ge⸗ statte. Lord King glaubte, sich rechtfertigen zu muͤssen: „Ich habe“, sagte er, „weder die Kirche noch die Geistlich= keit auch nur mit einem einzigen Worte angegriffen.

Ich habe vielmehr zugegeben, daß die große Mehrheit aller Geistlichen aus musterhasten Mannern besteht; ich wuͤnsche sie nur wirksamer in ihrer Thaͤtigkeit gemacht zu

sehen. Cumalationen sind anerkanntermaßen Mißbraͤuche; eben so ist es ein Mißbrauch, wenn die Pfarrer keinen Wohn⸗ siz an ihren Pfarr⸗Orten haben; und solche Mißbraͤuche wuͤnsche ich abgeschafft. Ich will den Geistlichen nicht ihr Eigenthum nehmen, sondern biete ihnen eine Schad— loshaltung fuͤr das verwerfliche Zehnten ⸗-System an. Um es indessen mit den ehrwuͤrdigen Herren nicht ganz zu verderben, will ich morgen keine neue Bittschriften aͤhnlicher Art uͤberreichen. Ich will mich nach dem alten „„Kirchen— Frieden““ richten, wonach es untersagt war, am Mittwoch, Freitag und Sonnabend gewisse Abgaben einzufordern, und werde mich mit meinen Petitionen daher an die uͤbrigen Wochentage halten.“ Damit endigte die Unterhaltung, und das Haus vertagte sich.

Im Unter hause machte Herr Hunt seinen bereits angekuͤndigten Antrag auf eine Adresse an den Koͤnig, worin die Begnadigung der Ackerbauer und anderer Arbeiter, die von den Special⸗Kommissionen der Unruhe- und Brandstif— tungen uͤberfuͤhrt worden, nachgesucht werden sollte. Er hielt dabei einen Vortrag, der 27 Stunden dauerte und hauptsaͤch— lich das Elend schilderte, das unter den niederen Volksklassen herrsche, besonders in Wiltshire und Hampshire, wo die meisten Ruhestoͤrungen vorgefallen sind. Man moͤge sich er— innern, sagte er, daß in der vorigen Parlaments-Session sehr viele Bittschriften aus den Ackerbau⸗Distrikten eingegan⸗ gen seyen, worin uͤber die Noth des Landes geklagt worden; bestaͤndig habe man jedoch im Parlamente dagegen protestirt; namentlich habe der Herzog von Wellington behauptet, daß, wenn auch in einigen Gegenden ein Nothstand vorhanden waͤre, doch an allgemeine Noth durchaus nicht zu denken sey. Statt den Bittsteslern mit Mitleiden und Versprechungen von Abhuͤlfe entgegen zu kommen, habe man ihnen vielmehr gleich— sam erklaͤrt, daß sie keine andere Hoffung hätten, als Hun— gers zu sterben. „Diesem nachlaͤssigen Verfahren des vorigen Ministeriums“, fuhr er fort, „muß ich aber die verzweiflungsvol⸗ len Handlungen beimessen, die sich balb darauf in Kent manifestir⸗ ten. Die Arbeiter vereinigten sich zu tumultuarischen Haufen und fingen damit an, die Dreschmaschinen zu zerbrechen. Nun will ich nicht sagen, daß diese Leute sich nicht der Uebertre—

tung des oͤffentlichen Friedens und des Gesetzes schuldig ge—⸗ macht haben, aber es darf auch nicht uͤbersehen werden, daß sie zur Verzweiflung getrieben worden waren und keine Hoff— nung auf Abhuͤlfe hatten.

sie allen Nachforschungen bisher entgangen sind.“

Was sollten sie also thun? Sie

rächten sich zuerst an den Maschinen, die ihnen einen großen Theil des Verdienstes ee, hatten. Beweis davon, wie schaͤdlich ihnen die Dreschmaschinen waren, ist der Um— stand, daß in denjenigen Distrikten, wo sie zerbrochen wor— den, nicht Hande genug aufzutreiben sind, um die Dresch— Arbeit jetzt zu besorgen. In Kent empfand man nach dem Beginn der Unruhen sogleich die Nothwendigkeit, etwas dagegen zu thun. Man erhoͤhte zunaͤchst in einigen Gegenden das Wochenlohn, das nur 8 bis 95 Shill. betra— gen hatte, wovon aber Niemand leben konnte, auf 10 bis 12 Shillinge. Wo dies geschah, da hoͤrten die Ruhestöͤrun— gen auch sogleich auf; wo man es jedech unterließ, wo man vielmehr einige Uebelthaͤter vor Gericht zog und sie mit einer leichten Strafe davonkommen ließ, da hätte dies die groͤß⸗

ten Ausschweifungen zur Folge, was vielleicht nicht der Fall

gewesen ware, wenn man sofort mit Strenge gegen sie verfahren wäre. Ich bestreite es, daß sich, wle man hler und dort behauptet hat, Auslaͤnder mit im Spiele befunden haben; diese muͤßten denn sehr geschickt gewesen 7

er Redner schilderte nun, wie sich die Unruhen auch uͤber Hamplshire verbreitet haͤtten, wo er gerade zur Zeit eine Reise gemacht habe. Unter Anderm sey er nach Overton gekommen, wo Alles im Aufstande gewesen sey, wo er von den Paͤchtern sowohl, als von den Arbeitern, zum Schiedsrichter erwählt worden und durch gute Reden den ganzen Streit geschlichtet habe. Diese und andere Geschich— ten erzaͤhlte er mit großer Uinstaͤndlichkeit, wobel er durch seltsame Ausdruͤcke und Schilderungen die Versammlung oft in gute Laune versetzte. Er suchte nun zunaͤchst die Aus ssa— gen zu verdaͤchtigen, durch welche die Special⸗Kommissionen zu ihren Urtheilen bewogen worden, und stellte es sodann als eine Wohlthat fuͤr das Land dar, wenn die Verurtheilten begnadigt wuͤrden, weil sie zu den besten, brauchbar— sten Arbeitern gehoͤrten, an denen im Lande kein Ue— berfluß waͤre. Die Minister, die eine solche digung durchsesten, wuͤrden, als Wohlthaͤter des Landes, ihre Namen auf die Nachwelt bringen. Der Antrag des Hrn. Hunt wurde von Hrn. Hume unterstuͤtzt. Hr. G. Lamb war der Erste, der sich dagegen erhob. Man muͤsse, sagte er, dem ehrenwerthen Mitglede die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er sich, seinem Ver sprechen gemaͤß, aller Person—⸗ lichkeiten enthalten habe; eine Rede bleibe jedoch durch ihren aufreizenden Inhalt immer gefaͤhrlich, wenn sie auch in einem noch so sanften Tone vorgetragen werde. Persoͤnlich sey der Vortrag nicht gewesen, in Bezug auf andere Mit— glieder, 6 in Bezug auf den Redner selbst sey sie von Anfang bis zu Ende eine Persönlichkeit, nämlich die um— staͤndliche Beschreibung eigener Reise⸗Abenteuer, gewesen. Hr. Hunt habe zwar gesagt, daß er seine Reisen zu friedfertigem Zwecke gemacht habe; in diesem Falle sey er jedoch der un— gluͤcklichste friedfertige Reisende auf der Welt gewesfen, denn überall, wo er hingekommen, seyen Unruhen ausgebrochen. Herr Lamb sagte darauf, der Antrag des Herrn Hunt gehe dahin, auf eine verfassungswidrige Weise in ein Praͤrogativ der Krone, welcher allein das Recht der Gnade zustehe, ei— nen Eingriff zu thun. Herr Bennet, Parlaments-Mitglled fuͤr Wiltshire, nahm den Anlaß wahr, sich gegen die von Herrn Hunt bei seinem kuͤrzlichen Einzuge in London wider ihn ausgesprochenen Beschuldigungen, als habe er (Hr. Bennet) in seiner Grafschaft zugleich als Richter, Geschworner und Zeuge ge⸗ handelt, bloß um die Angeklagten so bald als moͤglich gehaͤngt zu se⸗ hen, zu rechtfertigen. Er sagte zugleich, daß der Poͤbel überall nur durch die Schriften des Hrn. Cobbett und durch die Reden des Hrn. Hunt aufgereizt worden sey. Nachdem auch noch mehrere andere Mitglieder, und zwar saͤmmtlich wider Hrn. Hunt, sich ausgesprochen hatten, ertheilte ihm Hr. Hume den Rath, seinen Antrag zuruͤckzunehmen. Hr. Hunt wollte es jedoch zur Abstimmung kommen lassen; diese fand statt, und unter 271 Stimmen erklaͤrten sich zwei, Hr. Hunt und Hr. Hume, fur den Antrag, 269 aber dagegen. Hr. O Gorman Mahon brachte die letzten Proclamationen zur Sprache, die der Marquis von Anglesey als Lord⸗-Lieute⸗ nant von Irland erlassen, und tadelte die Tendenz und die Politik derselben in sehr starken Ausdruͤcken; er behauptete, daß eine Aufhebung der Union fuͤr die Ruhe Irlands uner— laͤßlich sey. Lord Althorp antwortete dem Redner und be—⸗ merkte, daß, so schrecklich auch ein Buͤrger-Krieg waͤre, er doch noͤthigenfalls gewagt und einer Zurücknahme der legls— lativen Union zwischen Großbritanlen und Irland vorgezogen werden muͤßte. Sir Rob. Peel stimmte dem Minister bei

und kuͤndigte an, daß es seine Absicht sey, der Regierung in

Beilage

Begna⸗

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung * 49.

dieser Frage seine kraͤftigste Unterstuͤtzung zu leihen. Auch Sir Frane. Burt dett und Sir Ch. Wetherell nahmen an der Debatte Theil (von der wir nachtraͤglich noch Einiges berichten werden). Das Haus vertagte sich um 3 Uhr Morgens.

London, 9. Februar. Wie es heißt, werden Ihre Ma—⸗ jestaͤten gegen Ende dieses Monats nach London kommen und im Palast von St. James einen großen Ball geben. WVorgestern fand bei dem Fuͤrsten Talleyrand ein glaͤn— zender Ball statt, dem unter Anderen auch Se. Koͤnigl. Ho— heit der Prinz von Oranien, der Herzog von Wellington und mehrere Botschafter und Gesandten mit ihren Gemahlinnen

beiwohnten.

Gegen den Messager des Chambres, welcher be— hauptet hatte, daß die kleine Majoritaͤt, die sich im Belgi— schen Kongresse zu Gunsten des Herzogs von Nemours ge— zeigt habe, den Intriguen anderer Machte zuzuschreiben sey, fuͤhrt der Courier an: „Mehrere Wochen vorher, ehe die Erwählung stattgefunden, wurden alle Mitglieder des Kon gresses von Franzoͤsischen Agenten bearbeitet; ist es nicht schon merkwuüuͤrdig genug, daß Hr. van de Weyer, der zwar ein armseliger Diplomat, doch, wie wir glauben, ein ehrlicher Mann ist, im Kongresse erklaͤrte, er habe die bestimmte Ueberzeugung, daß die Franzoͤsische Regierung bereit sey, ihre fruͤhere Weigerung in Bezug auf den Herzog von Ne— mours zuruͤckzunehmen? Woher hatte er wohl diese Ueber— zeugung? Warum erklaͤrte denn Herr Bresson nicht, bevor die Erwählung stattfand, daß zu einer solchen Zuruͤcknahme keine Wahrscheinlichkeit vorhanden sey? Waͤre dies nur ge⸗ schehen, so würde weder der Herzog von Leuchtenberg, noch der Herzog von Nemours erwaͤhlt worden seyn. Hr. Bres⸗ son scheint uns eine sehr verdaͤchtige Rolle gespielt zu haben. So lange er seine Instruetionen nur vom Fuͤrsten Talleyrand erhielt, ging Alles sehr gut; dies reinigt den Fuͤrsten auch von jedem Verdachte der Doppelzuͤngigkeit. Kaum fing je— doch Hr. Bresson an, in direkte Verbindung mit dem Fran⸗ zoͤsischen Kabinette zu kommen, als auch in seinem Beneh— men eine merkwuͤrdige Veraͤnderung eintrat.“

Unsere Zeitungen enthalten vergleichende Tabellen der Ein- und Ausfuhr Irlands vor dessen Union mit Groß— britanien, mit den jetzigen Ein- und Ausfuhren jenes Landes. Es geht daraus hervor, daß der Handel Ir— lands mit Großbritanien seit der Union bedeutend zuge— nommen, sein Ausfuhr-Handel mit anderen Laͤndern jedoch, wenn auch nicht in gleichem Verhaͤltnisse, abgenommen hat. So wurde z. B. in dem Triennium, welches mit dem Jahre 1790 endigte, aus Irland ausgefuͤhrt: nach Großbritanien fuͤr 3,112,817 Pfd., nach auswaͤrtigen Laͤndern fuͤr 1,012,516 Pfd.; in dem mit dem 25. Marz 1826 endigenden Trien— nium wurde dagegen ausgefuͤhrt: nach Großbritanien fuͤr 7,751,907 Pfd. und nach auswaͤrtigen Laͤndern nur fuͤr 703,011 Pfd. Eingefuͤhrt wurde in Irland in dem mit dem 25. Maͤrz 1790 endigenden Triennium: aus Großbrita—⸗ nien fuͤr 2,129, 176 Pfd., aus fremden Laͤndern fuͤr 1,106,412 Pfd.; 1826 aber aus Großbritanien fuͤr 6, 102.975 Pfd. und aus fremden Laͤndern fuͤr 1,388,915 Pfd. Der Courier

fuͤhrt diese und ahnliche Zahlen-Verhaͤltnisse als Beweis an,

daß die Behauptung des Herrn O'Connell, als habe Irlands Handel durch die Union verloren, ganz ungegruͤndet sey. Das Kriegsgericht, das sich (wie gestern gemeldet) zur

Untersuchung der naͤheren Umstaͤnde der Bestrafung und des

Todes eines zum Linienschiffe „Nordstern“ gehorenden Kna— ben gebildet hatte, hat den unter Anklage stehenden Capitain des genannten Linienschiffes, Lord W. Paget, freigesprochen und erklärt, daß sich die Anklage als grundlos und boͤswillig erwiesen habe und die dem Knaben zuerkannte Strafe maͤ⸗— ßig und gerecht gewesen sey. .

Aus Dublin schreibt man: „Die Entscheidung des Ge— richtshofes von Kings-Bench rechnen sich beide Parteien als einen Sieg an. Die Aufruͤhrer behaupten, Herr O'Connell habe den General-‚Anwalt aus dem Felde geschlagen, und die Angeklagten saͤhen ihrer Freisprechung mit Gewißheit entge— gen, wahrend die friedliebenden Herren O' Connells Kenntniß der Gesetze sehr in Zweifel ziehen. Seitdem das letzte Ver— fahren gegen ihn eingeleitet war, erklärte er wiederholentlich, daß die Verhandlungen uͤber seine Angelegenheit noch nicht so bald beginnen koͤnnten, und daß er, dem boͤsen Willen al— ler selner Feinke zum Trotz, in den in Liverpool und Man—

chester zu veranstaten den Versammlungen Reden halten und von seinem Sitze im Parlamente aus sich uber die Maaßre— genn der Irlaͤndischen Regierung beschweren wuͤrde; daß man ihn vor dem Monat Mai nicht vor Gericht ziehen duͤrfe und er und seine Freunde bis dahin, den Proclamatlonen zum Trotz, fortfahren wurden, das Land in Aufregung zu erhalten. Inzwischen laͤßt letztere uͤberall nach, und die Re— gierung gewinnt immer mehr Anhaͤnger.“

In diesen Tagen wuͤthete an der Suͤd-Kuͤste ein unge⸗ wohnlich heftiger Sturm, in Folge dessen im Angesicht von Brighton, aller Anstrengungen zur Rettung ungeachtet, eine aus dem Mittelländischen Meere gekommene Brigg mit aller Mannschaft von den Wellen verschlungen wurde.

Alle Zeitungen sind angefuͤllt mit Berichten aus dem Innern uͤber den in der letzten Woche ungewoͤhnlich stark gefallenen Schnee, der an einigen Orten mehreren Menschen, die sich auf den Landstraßen befanden, das Leben kostete.

In einem Privat-Schreiben aus Lissabon vom 2o0sten v. M. heißt es. „Das feste Vertrauen der Partei Dom Miguehs in die Festigkeit der dermaligen Verwaltung nimmt augenscheinlich ab. Dom Miguel selbst befindet sich fort⸗ dauernd in Salvaterra, wo er die Jagdlust genießt, und noch hoͤrt man nichts von seiner Ruͤckkchr. Wegen politischer Meinungs-Aeußerungen sind in der letzten Zeit nur Wenige verhaftet worden, dagegen drang man in mehrere Wohnungen von Privatpersonen und durchsuͤchte deren Papiere“

Niederlande.

Bruͤssel, 12. Febr. In der gestrigen Kongreß ⸗Sitzung wurde der Antrag des Hrn. van ö —— . tion der Verfassung in der durch das Dekret vom XV. Nov. 1830 vorgeschriebenen Weise, mit der Bestimmung, wenn der Kongreß nicht noch eine fruͤhere Zeit festsetze, 10 Tage nach dessen Aufloͤsung in Kraft treten solle, von 3 gegen 44 Stimmen angenommen. Demnaͤchst fand ein Antrag des Hrn. v. Facgz auf einstweilige Abschaffung des bürgerlichen Todes einstimmige Annahme.

Unsere Blaͤtter enthalten folgendes „Protokell (Nummer 15) ö die am 7. Februar

auf dem auswärtigen Amte zu London gehal— ; tene Konferenz. In Anwesenheit der Bevollmaͤchtigten von Oester reich, Frankreich, Großbritanien, Preußen und Rußland. Der Bevollmaͤchtigte Frankreichs eroͤffnete die Konferenz mit der Erklaͤrung, daß die Regierung Sr. Majestät des Königs der Franzosen den schon fruher von letzterer zu erkennen gegebe⸗ nen Entschluß, die Souverainetaͤt uͤber Belgien, wenn sie von

dem Bruͤsseler Kongreß angetragen werden sollte, fuͤr den

Herzog vou Nemours abzulehnen, als aus dem Inhalte des Protokolls Nr 11 vom 20. Januar herfließend betrachte, so wie daß Se. Majestaͤt, davon benachrichtigt, daß dieses An— erbieten winklich geschehen werde, Ihren Bevollmaͤchtigten beauftragt haͤtten, in dieser Beziehung die fruheren unab— aͤnderlichen Erklaͤrungen zu wiederholen. Die Bevollmäch—⸗ tigten bestimmten, daß diese Mittheilung in das gegenwaͤr— tige Protokoll aufgenommen werden soll, und zogen darauf den Fall in Erwaͤgung, wenn dasselbe Anerbieten der Sou. vetainetaͤt dem Herzoge von Leuchtenberg gemacht wurde. Da die Bevollmaͤchtigten einstimmig erkannten, daß diese Wahl dem im Protokoll Nr. 12 vom 27. Jan. au fgestellten Grundsatze: „daß der Souverain Belgien 8 den Prineipien der Existenz dieses Landes n. entsprechen und durch seine persoͤnliche Stellung der Sicherheit der Nachbar—

staaten genuͤgen muͤsse!, nicht gemaͤß seyn wuͤrde, so haben

sie festgesetzt, daß, wenn die Souverainetaͤt uͤber Belgien vom Bruͤsseler Kongresse dem Herzoge v. Leuchtenberg angetragen und von ihm angenommen werden sollte, dieser Prinz von keinem der fuͤnf Hoͤfe anerkannt werden wuͤrde. (Gez.) Esterhazy, an n Talleyr and, Palmerston, Buͤl ow, Tieven.“ Hiesige Blätter pubiiziren auch ein Schreiben aus

Paris vom 9. Febr., in welchem es heißt; „Endlich haben wir

in Bezug auf Belgien einen Entschluß gefaßt. So schlecht er auch ist, hat er doch mindestens das Verdienst, uns von unserer bisherigen Unschluͤssigkeit loszumachen, und das ist schon viel. Der Herzog von Nemours wird nicht König der Belgier. Die Sache ist seit gestern abgemacht. Heilte Mittag sind die Deputirten des Kongresses, so wie der Graf von Celles und Herr Firmin Rogier, von dem Minister der