1831 / 54 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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fort. Nachdem eine große Menge von Amendements ver— worfen, einige andere dagegen angenommen worden, ging endlich dieser 11te Artikel, der die Kammer 6 Sitzungen hindurch beschaͤftigt hat, in folgender Abfassung durch: „Art. 11.) Zu dieser Versammlung werden beru— fen, 1) die nach Ausweis der Rolle der direkten Steuern höchstbesteuerten Burger der Gemeinde, sobald sie das 2l ste Jahr zuruͤckgelegt haben, in nachstehenden Verhaͤltnissen: In Gemeinden von 1009 Seelen und darunter eine dem zehnten Theile der Bevölkerung der Gemeinde gleichkom— mende Zahl.

jedes Hundert mehr, in Gemeinden von 15000 Seelen und daruͤber; 2) tie Mitglieder der Gerichtshoͤfe und Tribu— näle; die Fridensrichter und ihre Steuvertreter; die Mit— glider der Handels Kammern, so wie der Kommissionen zur Verwaltung der Armenhäuser und der Wohlthaͤtigkeits— Anstalten; die Inspektoren in den Gymnasien; die Mit—

alieder der beratheinden Kammern fuͤr Kuͤnste und Manu,. fakturen und die der Conseils der Werkverstäͤndigen; die Offiziere der Na ional-⸗Garde; die Mitglieder und Kor⸗ respondenten des Instituis, so wie die Mitglieder der durch

ein Gesetz gesti teten oder autorisirten gelehrten Gesellschaf—

ten; die Doksoren einer oder mehrerer Fakuͤltaͤttn des

Nechts, der Medizin, der strengen und der schoͤnen Wis⸗ senschaften, nach einem 3 jährigen wieklichen Wohnsige in der Gemeinde; die eingeschriebenen Advokaten, die Sach—

walter an den Königlichen Gerichtshoͤfen und Tribunalen, obigen Weise anzunehmen, wonach jetzt in den kieinen Ge—

die Notare, die Licentiaten einer der Fakultäten des Nechts, der strengen und der schoͤnen Wissenschaften, wenn sir mit dem Unterrichte in einer der Materien beauftragt sind, die zu der Faktultaäͤt gehoͤren, wo

ste ihre Licenzen genommen haben, die Einen wie tigte, die sich um diese Zeit in der Kirche von St. Germain—

die Andern nach 5jähriger Ausübung ihres Amtes und 5jährigem wirklichen Wohnsitze in der Gemeinde; die in— aktiven Civil⸗, Militairs, richterlichen und Universitäts⸗Be—⸗ amten, die eine Pension von mindestens 600 Fr. beziehen; die Zöglinge der polytechnischen Schule, die bei ihrem Austritte ein öffentliches Amt erhalten haben oder fuͤr faͤhig zu einem lolchen erklärt worden sind, nach Zjähri— gem wirklichen Wohnsitze in der Gemeinde; (doch duͤrfen die Offiziere, die als ehemalige Zoͤglinge der polytechni— schen Schule das Wahlrecht erworben haben, dasselbe in der Gemeinde, wo sie in Garnison stehen, nicht ausüben, es sey denn, daß sie ihren bürgerlichen oder politischen Wohnsitz in derselben hatten, ehe sie zu der Garnison ge— hörten;) die Offiziere der Land- und Seemacht, die irgend

eine Pension, gleichviel von welchem Betrage, beziehen;

endlich die Buͤrger, die an der Wahl der Mitglieder der Deputirten- Kammer und der General-Conseils der De— partements Theil nehmen, ohne Ruͤcksicht auf den Steuer— beitrag, den sie in ihrer Gemelade entrichten.“

Der General Lamar que hatte verlangt, daß man auch saͤmmtliche Mitalieder der Ehrenlegion, so wie die in Folge erhaltener Blessuren amputirten Unter-Offiziere und Gemeinen, bei den Munieipal⸗Wahlen zulasse. Als die Ver— sammlung beide Vorschlaͤge verwarf, äͤußerre Herr Lamarque, er koͤnne nur glauben, daß die Kammer seine Amendements nicht recht verstanden habe, da sie selbige sonst unmoglich haͤtte verwerfen konnen. Es lasse sich nicht behaupten, daß er ein Privilegium fuͤr Amputirte habe begruͤnden wollen, denn gewiß werde sich Niemand einen Arm oder ein Bein abnehmen läassen, um das Vergnuͤgen zu haben, einen Stadt⸗ rath zu wählen; seine Absicht sey bloß gewesen, der Tapfer, keit elnen Tribut zu zollen. Der Präsident erwiederte, Herr Lamarque könne sich allerdings daruͤber beklagen, daß die Kammer seinen Antrag nicht angenommen habe; er (der Prästdent) habe indessen auf eine ganz verstaͤndliche Weise daruber abstimmen lassen, und die Versammlung habe mit voller Sachkenntniß entschieden. „Desto schlimmer fuͤr die Kammer!“ rief hier sehr lebhaft der General Lamarque. „Wie meinen Sie das?“ erscholl es sofort von mehreren Seiten; „Ihre Aeußerung ist ungezogen, und Sie beleidigen dadurch die Versammlung!“ Der Praͤsident machte dem General bemerklich, daß er sich allerdings nicht in einer ganz schicklichen Weise ausgedruͤckt habe; Herr Ehardel meinte dagegen, daß die Sache an und fuͤr sich völlig unerheblich sey; Herr Lamarque habe sich bloß dadurch verletzt gefühlt, daß die Kammer auf einen An— trag, den er fuͤr zweckmaͤßig gehalten, nicht eingegangen sey.

) Den loten Artikel s. in Nr 47 der St. 3.

Diese Zihl waͤchst um 5 fuͤr jedes! Hundert Einwohner mehr, in Gemeinden von 1000 bis 50090 Seelen; um 4 fuͤr jedes Hundert mehr in Gemeinden von 5000 15,009 Seelen; und um 3 fuͤr

. Pataille widersetzte sich hiernächst im Allgemeinen der Zulassung jener großen Menge nicht besteuerter Personen und glauote, daß man cadurch nur einen neuen Adel, eine privilegirte Kaste, zwar keinen Adel der Geburt, aber einen Adel der Intelligenz stifte; man theile die Municipal-Waͤh⸗ ler in drei Klassen, wovon die eine hesteuert, die andere muthmaaßlich aufgeklärt, und die dritte weder besteuert, noch aufgeklaͤrt sey (Gelaͤchter); er hoffe, daß die Kammer das System der Adjungirungen ganz und gar aufgeben und sich bloß an den eriten Paragraphen des Artikels halten werde. Die Versammlung nahm indessen heerauf keine Ruͤcksicht und genehmigte den gesammten 11ten Artikel, nach einigen Be— merkungen des Hrn. v. Tügey zu Gunsten des 2ten Para— graphen, in der obigen Ab sassung. Die Artikel 12 15, die in dieser Sltzung ebenfalls noch angenommen wurden, gaben zu keiner erheblichen Diskussien Anlaß; der erstere lautet also: „Art. 12. Die Zahl der in der Gemeinde ansassigen Waͤhler darf nicht geringer als 30 seyn, es sey denn, daß es uberhaupt darin keine 30 Buͤrger giebt, die eine Per— sonal⸗Steuer entrichten.“

Nach dem Antrage der Kommission sollte Niemand) in die Liste der Kommunal Wähler ing tragen werden, der nicht mindestens 10 Fr. an direkten Steuern zahlt. H. Du ver— gier de Hauranne machte indeß bemerklich, daß man bei einer solchen Bestimmung in den keinen Geineinden das ge— setzliche Minimum von 360 Wahlern nicht werse aufbringen konnen. He. v. Tracy verlangte hierauf, daß man j nen Satz von 10 auf 5 Fr. reducire. Die Versammlung zog es indessen, nach dem Antrage des Hru. Duvergier, vor, gar keinen bestimmten Satz festzusetzen und den Artikel in der

meinden auch der allermindest Besteuerte eventuell an den Wahlen Theil nehmen kann. Der 13te, 14te und 15te Ar— tikel gingen ohne Weiteres durch, da die Versammlung sich so ausschließlich mit der Nachricht von den Auftritten beschaf⸗

lAuxerrois zutruzen (s. unten den Art. Paris), daß sie der Berathang durchaus keme Aufsmerksamkeit mehr schenkte. Die gedachten 3 Artikel lauten folgendermaßen:

„Art. 13. Diejenigen Bürger, die nach 5 2. Art. 11. zum Mitstimmen in der Versammlung der Kommunal— Wähler befugt, gleichzeitig aber auch in Lie Liste der Höch st—⸗ best«eurtten eingetragen sind, stimmen in dieser letzteren Ei— genschaft.“ ,

5 Art. 14. Der dritte Theil der Steuer eines gegen baares Geld oder Entrichtung eines Theiles des Ertrages an Früchten verpachteten Grundstuͤcks, wird dem Paͤchter bei der Eintragung in die Liste der Höchstbesteuerten der Gemeinde mit in Anrechnungegebracht, ohne daß dadurch die . des Eigenthüͤmers des Grundstuͤcks geschmaͤlert werden. ; = ,

„Art. 15. Die Mirglieder des Munseipal⸗Conseils sind faͤmmtlich unter den in die Liste eingetragenen Kom⸗ munal⸗Wählern, und mindestens drei Viertheile der selben sind unter den in der Gemeinde ansässigen Waͤhlern zu wahlen.“

Am folgenden Tage sollten die Berathungen uͤber den Munieipal⸗Gesetz⸗ Entwurf forigesetzt werden.

Paris, 15. Febr. Das Seelen ⸗Amt fuͤr den Herzog von Berry, das urspruͤnglich in der St. Rochus, Kirche stati⸗ sinden sollte, dann aber, wie die Gazette de France mel⸗ dete, nach der Kirche St. Germain l' Auperrois verlegt wor⸗ den war, wurde gestern wirklich in letzterer gehalten und ver⸗ anlaßte Unruhen, über welche der Moniteur unterm 11ten solgenden (Lunsern hiesigen Lesern durch die gestrige Nach— schrift bereits im Auszuge mitgetheilten) Bericht enthalt: „In der Kirche St. German l Auxerrois haben ⸗ernsthafte Er eigniffe stattgefunden, und damit der Parteigeist sich ihrer nicht bemaͤch⸗ tigen könne, um sie zu entstellen, so beeilen wir uns, eine genaue

Meldung davon zu machen. Nachdem die Behoͤrde in Er⸗

fahrung gebracht, daß in der St. Rochus Kirche eine Tod— ten feier zum Andenken des Herzogs von Berry gehalten wer⸗ den solle, hatte sie es fuͤr ihre Pflicht gahalten, den Erzbi⸗ schof von Paris davon in Kenntniß zu- setzen. Der Pfarrer der St. Rochus-Kirche, benachrichtigt, daß diese Feier zu Un—⸗ ruhen Anlaß geben konnte, erklärte, daß sie in seiner Kirche nicht stattfinden dürfe; der Pfarrer von St. Germain ' Au xerrois war nicht eben so vorsichtig. Heute fruͤh um 10 Uhr nahmen zwei Maͤnner an der Thuͤr der St. Rochus Rirche Platz und benachrichtigten die sich zur Todtenfeier des Herzogs von Berry einfinden den Personen, daß sie sich nach

der Kirche St. Germain F Auxerrois zu begeben haͤtten. Ju dieser

Kirche war in der That ein Katafalk errichtet; der Pfarren

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selbst las die Messe. Gegen das Ende derselben näherte sich ein junger Mann dem Katafalk und legte einen den Herzog von Bördeaux darstellenden Kupferstich, nebst einem Immor⸗ tellen Kranze auf denselben nieder. Frauen rissen sich um die Stucke dieses Kranzes, und Maͤnner nahmen die Orden, die sie trugen, ab, um sie neben das Bild des Herzogs von Bordeaux zu legen. Wenig Augenblicke darauf schritt die Behörde ein und ließ mehrere Individuen verhaften, die man den Gerichten üͤberliefern wird. Das außerhalb der Kirche versammelte Volk, durch jene Feier beunruhigt und aus Allem, was unter seinen Augen vorging, errathend, daß dieselbe mehr einen politischen, als einen religioͤsen Zweck habe, zögerte nicht, einer Scene ein Ende zu machen, die unter dem Auschein der Trauer in der That nur ein vorbedachter Plan

zu Unruhen und Aergerniß war; eine Abtheilung der Natio—

nal Garde trat in ie Küche und ließ sie räumen. Inzwischen brach in mehreren Vie teln von Paris der oͤffen liche Unwille aus; um die Kirche St. Germain l' Auxerrois versammelte sich eine qroße Menge; die National⸗Garde eilte mit gewoyntem Eifer in Masse herbei, und es gelang ihr, die Unordnung in kurzem zu dampfen. Bedeutender war dieselbe im erzbi—

schoͤflichen Palsst, wo die Nattonal Garde erst spater anlangte;

aber auch hier Jetzte iht Erscheinen der selben ein Ziel, und um 9 Uhr Abends hatte Paris nine gen oͤhnliche Ruhr wieder erlangt. Die Regierung fuͤhlt mehr als j: mals die unerlaßliche Noth⸗ wendigken, nicht zu Luden, daß 8er Parteigeist und strafdare Aeußerungen des Becauerns die oͤffentliche Meinung irre fuͤhren und die Ruhe und Ordnung stocen, und sie wied, von der ganzen A usdehnur 9 ihrer Pflichten di chorung n, durch alle ihr gejetzlich zu G boie siehende Mittel diejenigen ver— folgen, die, keiner esserung zu äuglich, nachdem sie Frankreich in Knechttchast zu bingen versucht, sich gern fuͤr ihre Ohn— mant rächen möchten, ind em sie unablassig neue Unordnun— gen anstisten.“ .

Das Journal des Débats enthält folgende ausfuͤhr— lichere Heschreibung der Vorfalle iz uns außerhalb der Kirche: „Es war ohne Zweifel der Licde und Dankbarkeit erlaubt, ken Jahrestag des Todes des Herzogs von Berry zu feiern. So hr wir den einfachen Aussruck des prunklosen Schmer⸗ zes und hbescheidener Trauer gebilligt hätten, so jsehr tadeln wir een öffentlich verkündeten Plan einer außerordent⸗ lichen Feier, eie lange in Vergessenheit gerathen war und die man in diesem Jahre offenbar nur aus einem politischen und gegen das Pe immeip der letzten Revolution, so wie gegen die Regierung, fein seligen Pane wieder hervor— gesucht hatte. Die absoluten Biatter hatten mit einer belei. igen⸗

den Äffecration ihre Adepten zu dieser Trauerfeier eingela-

den. Diese sollte anfangs in der Kirche St. Roch stattfinden; man wollte Unordnung und Stansal und hatte den Ort dazu trefflich gewählt. Die Straße St Honors ist bekanntlich während der Karuevals-Lustbarkeiten der Schauplaz der bur— leskesten Scenen und der Sammelplatz zahlloser Zuschauer. Die Behoͤrde ließ dem Pfarrer von Sgint-Roch die Feier verbieten; er versprach zu gehorchen. Die Gazette zeigte hierauf gestern an, daß die Feierlichkeit in der Kirche St. Ger— main l' Muxerrois statcfin en würde; mehrere Morgenblatter wiederholten diese Anzeige. Die Quotidienne erwähnte, ohne von der Veranderung des Lokals zu sprechen, nur des Ver— bots, wär te diese Nachricht mit beleidigenden Betrachtungen und fuͤgte hinzu, daß die Herzogin von Berry zu der Almo— sen⸗ Sammlung, welche die Feierlichkelt begleiten sollte, 5h90 Fre beigetragen habe. Dieser Umstand enthuͤllte hinlaͤnglich die Absichten der Unruhestifter. Die Messe wurde also in der Kinsche St. Germain l Äuxerrois mit Pomp, aber mit Ruhe, gele⸗ sen; achtzig auf dem Platze vor der Kiyche stehende Wagen zeigten den außen stehenden Personen, daß in der Kirche, die bald, ganz ange fuͤllt war, ewas Ungewöhnliches vorgehe. Al—⸗ leg schian ruhig, ulchts deutete das Ungewitzer an, das im war auszubrechen. Die Wagen hatten den Platz t, und die zur Feier eingeladenen Personen waren nach shrer Wohnung zurückgekehrt. Gleich nach der Messe wur⸗ den woiße Fahnen an den vier Ecken des Katafalks aufgesteckt. Ein junger Mann war so unklug, einen den Herzog von Bordeaux darstellenden Steindruck umherzureichen; man heftete diese Lithographie an den Katafalk und hrachte uͤber demselhen einen Immortellen⸗ Kranz an; eine Buͤste des Königl. Kindes empfing dieselben Ehrtnbezeugungen, und der Priester sprach eine besondere Segnung daruͤber aus. Bei dem Anblicke dieser dem Zwecke der Feier fremden Seene brach in der ungeheuren Mehrzahl der Ver— sammlung allgemeiner Unwille aus, Aus der Verwegen, heit des Beginnens schloß man augenblicklich auf den Zweck desselben. Unter dem Vorwande einer religiösen Handlung beabsichtigte man nichts weniger als einen Aufruf zur Em-

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der obigen bis auf einige unbedeutende Details .

pöͤrung und zum Buͤrgerkriege. Gelang der Plan, so war es ein erster Sieg der Contre⸗Revolution, im entgegengesetzten Falle ein Triumph fuͤr die Anarchie, die ein Mittel fuͤr die Ruͤckkehr zur *illkur und zur Gewaltherrschaft ist. Das ist das ganze Geheimniß dieser beklagenswerthen Machination. Um zwei Uhr war die auf dem Platz stehende Menge derge— stalt angewachsen, daß die Quais und anliegenden Straßen uͤberfuͤllt waren. Die Thuͤren der Kirche wurccen geschlossen, und die Priester fluͤchteten sich in das Pfarrhaus. Einige Zuschauer hatten inzwischen bemerkt, daß ein die Uniform der Nationalgarde tragendes Individuum, das die Buͤste des Her⸗ zogs von Bordeaux auf den Katafalk gestellt hatte, durch das Geschrei des Volks eingeschuͤchtert, diese Buͤste eiligst nach der Sakristei gebracht und sich dort eingeschlossen hatte. Die Thuͤre war bald geoͤffnet, und man erkannte in dem Fluͤchtlinge den Bandagisten Valerius aus der Straße Cog Saint, Honoré, der, seiner Rolle treu bleibend, sich fuͤr den Soldaten Heinrich's V. erklärte, des einzigen Koͤnigs, den er anerkenne. Sxeisle Frau, die während der Messe die Almosen⸗ sammlerin gemacht hatte, trat ihrem Manne bei und erklaͤrte,

der Augenblick sey gekommen, zu siegen oder zu sterben. Sie

wurden der Polt ei Koergeben; die National-Garde eilte schnell herbei, und schutzte sie gegen die Wuth der Menge. Die kleine Straße des Prétres war mit der Menge der Unzuftiedenen angefüllt, un, man wellte das Pfarrhaus erbrechen. Es war Alles zu befuͤrchten; die Fenster waren schon eingeschlagen, und man warf mit gtoßen Steinen an die Thuͤre; ein Brett der⸗ selben gab nach, zwei junge Leute drangen in das Haus und oͤffneten das Schloß, um ihre Gefährten einzulassen; in die⸗ sem Augenblicke kam eine Abtheilung der National-Garde, den Ooersten Jacqueminot an der Spitze, an, drang in das Pfarrhaus und trieb diejenigen hinaus, die ihr zuvor gekem— men waren. Einige Augenblicke spaͤter, und die unglücklichen Priester hatten voelleicht durch Blut ihr unkluges Beginnen gebüßt. Der Erzbischof von Paris hatte vom Minister des Kultus ein Schreiben empfangen, worin er auf die Gefahren einer solchen Feier fuͤr die Ruhe der Hauptstadt aufmerk— sam gemacht wurde. Wir tonnen nicht annehmen, daß der Erzbischof unterlassen haben werde, den Pfarrern von Paris die augemessenen Instructionen zu ertheilen. Wenn er seine Pflicht gethan hat, welche furchtbare Ver— antwortlichkeit raht dann auf dem Pfarrer von St. Ger— main l' Auxerrois und im andern Falle auf dem Erzbischofe.

Die National-Garde schuͤtzte die Priester, obgleich sie harte

Scheltworte an dieselben richtete. Wir haben nicht vernom—

men, daß in dieser tumultuarischen Bewegung einer zahllosen

Menge irgend Jemand koͤrperlich verletzt worden sey. Nur ein Judividuum, das, mit zwei Pistolen bewaffnet, durch beleidigende Reden das Volk reizte, wurde an das Seine— Ufer geschleppt, hier aber den herbeigeeilten National— Gardisten uͤbergeben und nach dem Posten im Louvre ab— gefuͤhrt. Die vor der Kirche versammelte Menge be— merkte, daß das Kreuz auf der Kirche mit drel Li— lien geschmuͤckt sey, und verlangte mit lautem Geschrel die Vernichtung desselben. Der Maire des vierten Bezirks gab dieser Forderung nach; auf seinen Befehl wurden e. merleute hinaufgeschlckt, und gegen Abend fiel das Kreuz mit den Lilien, unter dem Beifall der Menge. Ein Haufe zog nach dem erzbischoͤflichen Palaste, zerbrach dle Möbel und warf sie aus dem Fenster; der Erzbischof war abwesend. Die schnelle Dazwischenkunft der National- Garde verhinderte größeres Ungluͤck; von hier begab sich die Menge nach dem Seminarium von St. Sulpiee; die National⸗Garde war ihr aber vorangeeilt. Eln Bataillon von jeder der 12 Legionen lst auf den Beinen und bereit, die ganze Nacht hindurch zu bivouakiren⸗ 3 ö 6 ö Die Beschreibungen der uͤbrigen Blaͤtter stimmen mit Der Temps nennt unter den Personen, die an der Feier in der Kirche St. Germain l'Auxerrois und an der Aufstel⸗

lung der Buste Theil genommen, . v. Vitrolles,

Conny und Ferdinand Berthier. Der Courrier fran⸗ gais behauptet, die Partei der vorigen Regierung habe Cou— riere mit der Nachricht in die Departements gesandt, Hein rich V. sey in Paris proklamirt worden, und man schlage sich in den Straßen. Das Journal du Commerce mel det um Mitternacht: „Eine Menge von National-Garden

sind noch unter den Waffen; der Unwille des Volks beginnt sich zu stillen. Der in der Kirche St. Germain ' Auxerrois angerichtete Schaden beschraͤnkt sich nicht auf das Kreuz; der Stein des Haupt⸗ Altars ist umgestuͤrzt, und mehrere Zierrathen sind abgebrochen worden. Im erzbischoͤflichen Palaste war der Schaden noch großer; das ganze Mobiliar und sogar einige Theile des Ge— daͤudes sollen zerstoͤrt seyn. Da die National⸗Garde alle Zu—