1831 / 55 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ließ sich ein großer Theil des Pariser Publikums auf den Boulevards den Karnevalsfreuden; in der Straße St. Ho— noré und den andern in der Naͤhe des Palais⸗Royal liegen—⸗ den Straßen wurden burleske Scenen aufgefuͤhrt, und unter den zahllosen Fußgaͤngern, so wie auf den eine lange Reihe bildenden Wagen, zeigte sich eine Menge von Masken und Karrikaturen, großentheils mit politischen Beziehungen, und damit keines der sonstigen Elemente des Karnevals fehlen sollte, wurde auch ein geschmuͤckter Fettochse herkoͤmmlicher Weise mit Musik, und von einem Maskenzuge begleitet, durch die Straßen gefuͤhrt und machte im Palais-Royal seine Auf— wartung. Je naher man dagegen der Seine kam, destöo mehr verschwanden die Zeichen der Festlichkeit. Das Louvre und die Tuilerieen waren geschlossen und von Militair be— setzt, der Platz vor der Kirche St. Germain 1'Auxerrois war durch einen dreifachen Truppen-Cordon unzugänglich ge— macht. Um das Bild des schneidendsten Kontrastes der Hei— terkeit und der Trauer vollstaͤndig zu machen, erzaͤhlen meh— rere Blaͤtter, daß alle Belustigungs Orte und Tanzboͤden von Paris gestern Abend von einer zahllosen Menge besucht ge— wesen seyen, die sich der ungebundensten Freude des Karne— vals hingegeben haͤtten.“

Das Journal des Débats erzaͤhlt: „Diesen Abend um 55 Uhr begab sich eine aus 200 250 Individuen be— stehende Bande, die zum Theil bewaffnet war und nur Mord und Pluͤnderung zu athmen schien, auf den Posten der Na— tional-Garde in der Straße St. André -⸗-des-Arts und ent— waffnete denselben; der Posten auf dem Petit-Pont wurde fast zu gleicher Zeit entwaffnet; von den Wuͤthenden, die denselben überfielen, wurden drei Schuͤsse abgefeuert. Nach einigen Augenblicken wurden die beiden Wachthaͤuser von der

National-Garde wieder genommen und die Posten verdop— pelt. Die Uebelthaͤter wurden zerstreut, und eine große An—

zahl derselben ergriffen und nach der Polizei-Praͤfektur ge⸗

fuͤhrt.“

Der Koͤnigl. Gerichtshof hat durch Beschluß vom gestri— gen Tage die Untersuchung uber die Vorfälle in der Kirche St. Germain l'Auxerrois eingeleitet und den ersten Praͤsiden— ten, Baron Seguier, so wie den Rath Philippon, mit der Instruirung beauftragt. Verhaftet sind bereits der Baron v. Vitrolles, Ex⸗Pair von Frankreich, der ehemalige Deputirte, Herr v. Conny, in dessen Papieren sich der Plan zu einem royalistischen Bunde zwischen den suͤblichen und westlichen Departements vorgefunden haben soll, der Pfarrer von St. Germain l'Auxerrois, die ehemaligen Polizei⸗Beamten Hinaut der Vater und der Sohn, Galleton und Gombeaux, der ge— wesene Platz⸗Adjutant von Paris, Auguet, der unlaͤngst aus England zuruͤckgekehrt ist, der Weinhaͤndler Durouchoux, Devallerynes, ehemaliger Offizier, LZiautard, Valerius, Ro— belet und a. m. Auch gegen den Grafen Ferdinand Berthier und den Erzbischof von Paris, Grafen v. Quelen, sind Ver— hafts-Befehle erlassen worden. Bei mehreren der Verhaste— ten sind, wie der Messager des Chambres meldet, ge— druckte Pamphlete und Korrespondenzen gefunden worden. Die Regierung hat gestern saͤmmtliche Behoͤrden der Depar— tements durch den Telegraphen und die Post von den hiesi— gen Ereignissen benachrichtigt und ihnen verdoppelte Wach— samkeit eingeschaͤrft. .

Der General⸗Lieutenant Pajol hat folgenden Tagesbefehl an die Truppen der ersten Militair-Division gerichtet: „Sol— daten! Verschließt Euer Ohr vor den treulosen Einfluͤsterun— gen der Feinde des Koͤnigs und der Freiheit. Philipp J. wird diese, so wie die Krone, die er von der Nation empfangen, z vertheidigen wissen. Die verbrecherischen Versuche der

nhaͤnger der vorigen Regierung werden an Eurer Festigkeit scheitern. Ihr werdet den Eiden treu bleiben, denen das Franzoͤsische Volk beigetreten ist; der König wird die seinigen halten. Die Feinde der letzten Revolution des Juli sind eben so wohl die des Koͤnigs als die unsrigen, und er wuͤrde sich an Eure Spitze stellen, um sie zu vernichten, wenn solche

Gegner den Muth hatten, zu kaͤmpfen.“ In einem zweiten Tagesbefehle giebt derselbe General allen Offiziers der ehemaligen Garde auf, die sich hier befinden, die Hauptstadt binnen 24 Stunden zu verlassen, da mehrere derselben mit Trauer⸗Flo⸗ ren an Arm und Hut an der Todten-Feier in der Kirche St. Germain lAuxerrois Theil genommen haͤtten, was als ein Akt der Feindseligkeit gegen die bestehende Ordnung angese— hen werden muͤsse und mit anderen aufruͤhrerischen Versuchen in Verbindung stehe. Die mit keinem Erlaubniß-Scheine versehenen Uebertreter dieses Befehles sollen verhaftet und ihre Namen dem Kriegs-Minister angezeigt werden.

Der Graf Ferdinand von Berthler hat ein Schreiben an die Redaction des Temps gerichtet, worin er versichert, daß er zwar allerdings an der Todtenfeier fuͤr den Herzog

sie die sich am Fuße der P

von Berry in der Kirche St. Germain l Auxerrofs Theil ge⸗ nommen habe, aber der Aufstellung und Kraͤnzung der Buͤste des Herzogs von Bordeaux, die erst nach der Messe, und nachdem er die Kirche laͤngst verlassen, stattgefunden, ganz fremd sey. Auch die Gazette de France enthaͤlt einen Artikel, worin sie darauf aufmerksam macht, daß man zweier— lei unterscheiden muͤsse, naͤmlich die Todtenfeier des Her— zogs von Berry, die selbst von den liberalen Zeitun— gen nicht gemißbilligt worden und die in Gegenwart des Polizei- Präfekten von Paris in großer Ordnung und Ruhe vor sich gegangen sey, und die darauf folgende Scene mit der Buͤste des Herzogs von Bordeaux; das erstere sey eine Kollektivhandlung, das letztere dagegen die That einiger . gewesen, uͤber welche die Gerichte zu entscheiden haͤtten.

Die Gazette de France meldet: „Gestern um 3 Uhr zog ein Haufen nach der Coneiergerie, um die vorgestern ver— hafteten Individuen zu befreien; ein Bataillon Linien-Trup— pen befreite das Gefängniß von diesem Angriffe; auf das

Stadthaus wurde ein Bataillon der National-Garde geschickt,

um die Posten zu verstaͤrken; auf der Bruͤcke Arcole war die Communication unterbrochen. In der Naͤhe der Deputirten⸗ Kammer wurden mehrere Individuen, die der bewaffneten Macht gewaltsam widerstanden, verhaftet.“ Die Quo— tidienne berichtet, daß gestern Abend ein Volkshaufe in einen Theil der Bureaus ihrer Redaction eingedrungen sey und gedroht habe, Feuer anzulegen, daß aber die National— Garde noch zu rechter Zeit herbeigekommen sey, um diese aus dem niedrigsten Poͤbel bestehende Rotte zu zerstreuen. Die Gazette versichert auch, der Eier bi ho von Paris sey der in St. Germain l'Auxerrois begangenen Feler gaͤnz⸗ lich fremd gewesen und habe dieselbe erst durch die Blätter am Montag fruͤh erfahren, als es zu spaͤt gewesen, den Fol⸗ gen dieses Ereignisses vorzubeugen. Ein zahlreicher Volks— haufe zog gestern fruͤh nach dem Lustschlosse dieses Praͤlaten, Conflans bei Berey; uͤber das, was dort geschehen, laufen verschiedene Geruͤchte um; das wahrscheinlichsie ist, daß die Menge auf die ihr gegebene Versicherung, daß der Erzbl— schof sich nicht dahin gefluͤchtet habe, wieder umgekehrt ist. Der Indicateur de Bordeaur vom 12ten d. M. enthalt einen Artikel, welchem zufolge von der dortigen Be⸗ hörde ein Komplott der Anhänger der vorigen Regierung ent— deckt worden ist, das ebenfalls am 14ten d. M. ausbrechen sollte. Weiße Kokarden waren in großer Anzahl verfertigt

und der Versuch gemacht worden, eine weiße Fahne auf der

Brucke aufzupflanzen.

Die feierliche Empfangs-Audienz der Belgischen Depu— tation beim Koͤnige ist in Folge der gestrigen und vorgestri— gen Ereignisse auf morgen vertagt worden.

Die gestrigen Nummern der Gazette de France und der Quotidienne hat die Behoͤrde in Beschlag nehmen lassen.

Dem Temps zufolge ist Herr Miller zum Königl. Prokurator am hiesigen Gerichtshofe ernannt worden, was die Absetzung des Herrn Comte, der diese Stelle bisher be— kleidete, voraussetzen wuͤrde. Dasselbe Blatt meldet, vor einigen Tagen sey ein außerordentlicher Gesandter an hie Spanische Regierung abgegangen, um sie aufzufordern, daß yrenaͤen sammelnden Franzoͤsischen Ausgewanderten noͤthigen moͤge, sich bis hinter Madrid von

der Graͤnze zuruͤckzuziehen. Das diesseitige Kabinet habe zu—

gleich erklrt, daß die Ankunft eines Mitgliedes des aͤlteren Zweiges der Bourbonen in Spanien als eine Kriegserklaͤ— rung werde betrachtet werden. Ein von Seiten Frankreichs an den Pyrenäen zu bildender Cordon von 60,000 Mann solle diese Notification unterstuͤtzen.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus⸗Siz— zung vom 14. Febr. (Nachtrag.) Bel Gelegenheit einer

von Hrn. Hunt uͤberreichten Bittschrift, in der mehrere Du—

bliner Handelsleute um Aufloͤsung der Großbritanisch-Irlaͤn⸗ dischen Union nachsuchten, erklaͤrte Herr O' Gorman Mahon, daß seine Landsleute auch nicht die Idee haͤt— ten, irgend eine Maaßregel dieser Art anders, als auf friedfertigem und verfassungsmaͤßigem Wege, zu erlangen; nichts weniger wollten sie, als zu den Waffen greifen. Es thue ihm leid, daß die Bemerkungen, die er in der vori— gen Sitzung gemacht, so mißverstanden worden seyen. Auf das bestimmteste erklaͤre er, in keiner Verbindung mit irgend einer geheimen Gesellschaft zu stehen, deren Zweck die Aufloͤsung der Union wäre. Was er an einem vorigen Abende gesagt, beschraͤnke sich darauf, daß er Mitglied einer Gesell—

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schaft oder vielmehr eines Klubs gewesen, der, mit Ausnah— me seiner und eines andern Mitgliedes, aus Protestanten und Dissenters bestanden, und der lange, bevor die katholische Emancipations-Bill durchgegangen, einmuͤthig fuͤr eine Auf— lösung der Union sich ausgesprochen habe. Inzwischen haͤtte doch diese Gesellschaft niemals einen Schritt heimlicher, gewalt sa⸗ mer, oder auch nur politischer Art beschlofsen. General King sagte, es freue ihn, von dem ehrenwerthen Mitgliede eine solche E klärung zu vernehmen. Hoffentlich werde derselbe jetzt auch seine fruͤhere Behauptung, daß man in der Grafschaft Sligo allgemein eine Aufhebung der Union wuͤnsche, zuruͤcknehmen. Er (General King), der Parlaments-Mitglied fuͤr die ge— nannte Grafschaft sey, koͤnne im Gegentheil ver sichern, daß man nirgends die Fortdauer der gegenwärtigen Verbindung mit Groß— britanien aligemeiner wuͤnschen koͤnne, als eben dort. Mar— quis v. Chandos sagte: „Ich habe dem ehrenwerthen Mit— gliede fuͤr Windsor (Hrn. Stantey, General-Secretair fuͤr Irland) folgende zwei Fragen vorzulegen: ) Ist es wahr, daß im Shannon-Flusse ein Fahrzeug mit falschen Papieren festgenommen worden, an dessen Bord sich Gewehre befun— den haben? 2) Ist die Regierung mit Hrn. O'Connell, der, wie ich hoͤre, sich jetzt als schuldig erkannt hat, direkt oder indirekt irgend einen Kompromiß eingegangen?“ Hr. Stan⸗ ley erwiederte, daß er auf die erste Frage keine andere Ant⸗ wort ertheilen könne, als die, die bereits aus andern Quellen bekannt fey. Ein Fahrzeug, das angeblich nach Amerika be— stimmt gewesen und 20 Kisten, jede mit 30 Gewehren, am Bord gehabt habe, sey wirkltch auf dem Shannon festgenom⸗ men worden. Was eigentlich der Zweck desselben gewesen sey, und welche Absicht der Fuͤhrer des Fahrzeuges gehabt habe, koͤnne er dem Hause nicht agen; inzwischen werde jetzt eine strenge Untersfuchung geführt. „Was die zweite Frage be⸗ trifft“, fuhr Hr. Stanley fort, „so freut es mich, daß das ehrenwerthe Mitglied Anlaß genommen hat, sie an mich zu richten. Ich habe nicht weniger mit Leidwesen als mit Ueberraschung ve nommen, daß einige Lente glauben können, das Schuldig, auf das von Hrn. O Connell und den sechs andern Betheiligten angetragen worden, sey ihnen von der Re⸗ gierung direkt oder indirekt an die Hand gegeben. Ich will gerade nicht sagen, daß die Freunde des Herrn O Connell, sowohl hier, als in Irland, sich keine Muͤhe gegeben haͤtten, einen Vergleich zu Stande zu bringen; die gleichmäßige Antwort auf folche Anträge ist jedoch hier und dort gewesen, Herrn O'Connells Benehmen habe das Land in einen so gefaͤhrli— chen Zustand versetzt, daß die Regierung empfinde, sie koͤnne, wenn es ihr um die Behauptung ihrer eigenen Wuͤrde zu thun sey, in dieser Angelegenheit nicht einen einzigen Zoll breit zuruͤckzchen; Herr O'Connell moge daher denjenigen Weg einschlagen, den er fuͤr den besten halte, das Gesetz muͤsse unter allen Üümstaͤnden seinen Lauf nehmen.“ Lauter und anhaltender Beifall begleitete diese Erklärung. Hr. Hunt uͤberreichte eine Bittschrift aus Southampton, in der das Haus gebeten wurde, den Petitionen um einen allgemeinen Fasttag kein Gehsr zu leihen, sondern im Gegentheile, sobald bie Parlaments,-Reform durchgegangen und eine Steuer⸗-Her— absetzung bewirkt worden sey, den Koͤnig unterthaͤnigst zu bitten, daß er einen allgemeinen Fest- und Jubilirtag ansetzen moͤge. . er gr d gr, 15. Febr. Man spricht davon, daß Ihre Majestaͤten binnen kurzem ein großes National-Fest in Wind⸗ sor zu geben beabsichtigen, zu welchem viele inlaͤndtsche Fa— millen eingeladen werden sollen.

Der gen che Botschafter Fuͤrst Lieben und der Graf Grey, mit ihren Gemahlinnen, so wie eine auserwählte An zahl hoher Standespersonen befinden sich dermalen zum Be— fuch auf dem Landsitze des Prinzen Lebpold.

Am letzten Sonnabend gab der Sprecher des Unterhau— ses den Mitgliedern desselben sein erstes amtliches Mittags— mahl.

B uutschriften um Parlaments-Resorm laufen fortwaͤh— rend aus allen Gegenden des Reiches ein.

Wie man sagt, hat der Herzog von Cambridge um mehrere Koncessionen für Sr. Majestaͤt Unterthanen in Han— nover angehalten, deren Bewilltgung man mit Zuversicht erwarte.

Mach Berichten aus Dublin ist dort das Elend so groß,

daß sich in einem einzigen Kirchspiele von 25,000 Bewoh—

nern 6000 in einem Zustande voͤlliger Noth befinden. Kin⸗ der von 14 bis 16 Jahren fand man voͤllig entblößt in den

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Winkeln der ärmlichen Wohnungen nahe an einander ge— draͤngt, um sich nur eintgermaaßen zu 22 ̃

In Folge des in vielen Theilen des Landes gefallenen starken Schnees und der nach eingetretenem Thauwetter da—⸗ durch entstandenen Ueberschwemmungen, geriethen neulich in der Grafschaft Monmouth die Passagiere einer Landkutsche in Lebensgefahr und wurden nur nach großen Anstrengungen gerettet; die Pferde ertranken.

Auch der Postwagen zwischen Glasgow und Liverpool ist verunglückt und gaͤnzlich verschwunden; den Kutscher und Conducteur hat man todt auf der Landstraße gefunden, jedoch keine Spur von Kutsche, Pferden und Reisenden. Von dem zwischen Edinburg und Carlisle fahrenden Postwagen waren aͤhnliche Nachrichten eingelaufen, nur mit dem Unterschiede, daß man die Postbeutel und 2 Pferde durch die Reisenden

wieder erhalten hat, die mit Extrapost ihre Reise fortgesetzt

hatten.

Die Limerick Abendpost erklärt ein ziemlich allge— mein verbreitetes Geruͤcht von der Landung einer Partie Feuergewehre an der Kuͤste von Clare und der in Folge dessen angeblich stattgehabten Beschlagnahme des Schiffes und der Ladung fuͤr vollig ungegruͤndet. Den Anlaß zu diesem Ge—

ruͤcht hat, jenem Blatte zufolge, die Strandung einer Ame—

rikantschen, von Liverpool nach Boston bestimmten, Brigg ge⸗ geben, die 420 Flinten an Bord hatte. Ein hiesiges Morgenblatt bringt die Nachricht,

daß 200 Spanische Fluͤchtlinge, von der Bai von Gibraltar

aus, in Boten einen mißgluͤckten Angriff auf die Vorposten⸗ Linien von San Roque gemacht haben. Nieder lande.

Aus dem Haag, 18. Febr. In der Rotterdam⸗ schen Courant liest man: „Waͤhrend man sich in Ant⸗ werpen bemuͤht, die That van Speyks herabzusetzen, und man auf die Erklarung des geretteten Hole d hn Tsehser van de Velde sich beruft, um zu beweisen, daß jene That eine unbesonnene durch nichts provoecirte Handlung der Rache ge⸗ wesen sey, belehrt uns die Aussage, die derselbe Lootse nach seiner Zuruͤckkunft in der Citadelle abgelegt, eines ganz An— dern, und wir theilen den Inhalt desselben, nach dem Be— richte eines unserer Offiziere, zur Steuer der Wahrheit hier— durch mit: „„Kaum““, so schreibt der Offizier, „„war das Boot an den Strand gerathen, als es auch schon von den Arbeitsleuten, die dort in der Nähe der Batterieen arbeiteten, umringt war; zu gleicher Zeit stüomte von einer andern Seite das Volk aus der Stadt herbei. Bald darauf kamen die bewaffne— ten Freiwilligen, von denen ein Theil an Bord des Schiffes kam. Der Offizier dieser Freiwilligen verbot sofort alle Ar— beit, um das Schiff wieder loszumachen; Andere zogen die Flagge ab, während man auf dem Walle die Gewehre lud. Der Lootse sah den Lieutenant van Speyk nach dem untern Schiffs⸗Raume sich begeben, um seine Papiere zu holen etwas, worauf der Lootse beim Abgeben seiner Erklärung in Antwerpen besondern Werth legte, well dies ein Beweis ist, daß die Belgier keinesweges gekommen waren, um Beistand zu leisten, denn dazu hätte es keiner Papiere bedurft;

hierauf hörte er von dem Schiffsjungen, der auch sogleich

nachher uͤber Bord sprang, daß sich der Kommandant in der Pulverkammer befaͤnde; er (der Lootse) lief auch sogleich nach dem Vordertheile des Schiffes, doch kaum dort angekommen, flog dasselbe in die Luft. Durch ein wunderbares Gluͤck wurde er errettet; die Wuth des Volkes war jedoch noch so groß, daß er von der bewaffneten Macht den Händen dessel⸗ ben entzogen werden mußte. Der Hannoͤversche General⸗ Konsul Ellermann, der uns (der Citadelle) und der Stadt durch Unterhandlungen sehr viele Dienste erwiesen hat, sah die dem Tode Entkommenen, nahm sie in seinen Wagen auf 1 ließ sie/ vom Milltair begleitet, nach dem Hospitale ringen.“

Das Journal de la Haye sagt: „Die edle Handlung des jungen Helden van Speyk war nicht die Wirkung einer Unbesonnenheit oder Uebereilung, sondern lange vorher von ihm uͤberdacht worden. Seine Wahl zwischen einem ehren— vollen Tod und einem befleckten Leben stand fest in ihm. Ein Brief, den er den 11. Dez. 1830 an seinen Vetter J. de Dieu schrieb, ist der beste Beleg dafuͤr. Folgendermaßen aͤußerte er sich daruͤber: „„Die Antwerpner Ciiadelle ist

ringsum mit doppelten Mauern umgeben und hat mehrere

Brücken. Vor ihnen steht mein Schiff. Kommen die Räu⸗ ber, so sind wir den ersten Schuͤssen ausgesetzt. Was aber