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unter Anderm 5 Tage lang durch tiefen Schnee waten mußte, mit dem ihr eigenen Muth und mit der festen Ueber— zeugung vorwaͤrts geht, daß nichts den siegreichen Waffen Ewr. Kaiserl. Maj. widerstehen kann.““
„Diesem Berichte hat der Ober⸗Befehlshaber die speziellen Berichte der einzelnen Heerfuͤhrer der in das Königreich Po— len eingeruͤckten Truppen beigefuͤgt. Ein Auszug aus diesen Berichten wird gleichfalls zur offentlichen Kenntniß gebracht werden.“
Die Gouvernements Witebsk, Mohileff und Smolensk haben sich erboten, dem Oberbefehlshaber der aktiven Armee 25,000 Tschetwert Zwieback nebst einer entsprechenden Quan— tität Graupen und 75600 Tschetwert Hafer oder Gerste zu stellen. Auf Befehl Sr. Majestat ist dieses Anerbieten an— genommen worden.
Polsen. Warschau, 21. Febr. Vorgestern hielten beide Kam—
mern nieder eine Sitzung, in welcher zwei Gesetz-Entwuͤrfe Der erste derselben, welcher zuerst in
angenommen wurden.
die Landboten⸗-Kammer eingebracht wurde, erklart den Reichs⸗
tag fuͤr permanent und enthalt zugleich Vorschriften hinsicht⸗
lich der Versammlung desselben in außerordentlichen Faͤllen, sowohl im In, als Auslande. Der andere zuerst in die Senatoren⸗Kammer eingebrachte Gesetz-Entwurf setzt Be— lohnungen fuͤr die Krieger fest, welche in dem gegenwartigen Kriege zu Invaliden und dadurch zum ferneren Dienst un— tauglich werden. Nachdem beide Entwuͤrfe einstimmig ange— nommen und in Gesetze verwandelt worden waren, wurde eine Deputation aus den Senatoren Grafen Bninski und Meneinski und den Repraͤsentanten Wenzyk, Dembowski und Deskur, Alles ehemalige Militairs, zusam— mengestellt, um der Armee den Beschluß zu verkuͤndigen, wo— 353 ee kuͤnftige Schicksal der Krieger sicher gestellt wer— den soll.
hige Mannschaft nun auf das rechte Weichselufer begeben und 9 nach dem à Meilen von Warschau entfernten Staͤdt— chen Radzimin marschirt, woselbst sich die Polnische Armee koncentrirt, und wo es wahrscheinlich zu einer Hauptschlacht kommen wird, da die Russen in Eilmaͤrschen nahen. Alle in der Hauptstadt getroffene Maaßregeln lassen vermuthen, daß Tieselbe auf das hartnaͤckigste vertheidigt werden soll; doch 1 die Theurung der Lebensmittel schon sehr groß. Der linke Flügel der Russen erregt in diesem Augenblick der Hauptstadt große Besorgnisse. ; deckt, dasselbe wird jedoch schon an verschiedenen Stellen mit Wasser uͤbergossen, so daß man stuͤndlich dem Eisgang ent— gegensieht; es findet dann mehrere Tage gar keine Communi— cation zwischen beiden Ufern statt, da nirgends feststehende Bruͤcken uͤber die Weichsel vorhanden sind; wahrend dieser Zeit koͤnnte die Polnische Armee leicht in die Gefahr gera— then, im Fall eines Ungluͤcks nicht wieder uͤber die Weichsel zuruͤckzukommen. Die mit 120 bespannten Geschuͤtzen, steht jetzt mit dem Ruͤcken fast an der Weichsel und zieht sich zwischen Praga und Mod— lin hin. Bei herannahender Gefahr sollen die Landboten beschlossen haben, den Sitz der Regierung nach Czenstochau zu verlegen.
Unter der Rubrik: „Amtliche Nachrichten“ enthaͤlt die
hiesige Allgemeine Staats-Zeitung folgende Berichte
vom Kriegsschauplatz: „Laut dem an den Hauptstab des Oberbefehlshabers, des Nachts vom 16ten auf den 17ten,
aus Kaluszyn eingesandten Rapport des Generals Zymirski,
wurde eine Abtheilung Kavallerie nach dem Dorf Boimia in der Richtung von Siedlee zur Rekognoseirung ausge— schickt. Die Scharmuͤtzel waren nicht bedeutend. Man traf nur auf feindliche Reiterei. Eine zur Auskundschaftung des von Liw kommenden Weges abgesandte Schwadron stieß auf einige funfzig feindliche Reiter. Der Oberst Bukowski, welcher dieses Rekognoseirungs-Corps kommandirte, griff dieselben mit ei—⸗ nem Peloton an und brachte sie zum Weichen. Von Seiten des Feindes blieben der Adjutant des General Sacken und zwischen 10 bis 20 Mann auf dem Platz, gefangen genommen wurden 8 Kosacken und 1 Uhlan; von unserer Seite wurden 2 leicht verwundet. — Eine Ab— theilung der Sandomirschen Kavallerie hat in einem Ge— fecht mit dem Feinde 3 Kosaken gefangen genommen. — Der Oberst Kuszel, welcher im Vorruͤcken begriffen ist, hat den ersten Bericht aus Kuflew, jenseits Siennica, einge— sandt.“ — Ein von demselben Blatt mitgetheilter Ar— meebericht des dienstthuenden Generals Morawski, aus dem Haupiquartier Grochow vom 17ten Abends gz Uhr datirt,
Cheimieki,
iesigen Blättern zufolge, hat sich alle waffenfaͤ⸗
Die Weichsel ist zwar noch mit Eis be⸗
vom General Skrzynecki hier ein. Zwei unserer Infanterie— Regimenter, das Zte und dte, mit 8 Kanonen, haben gegen 12 feindliche Infanterie⸗Regimenter, welche 26 Stuͤck Ge⸗ schuͤtz bei sich hatten, von 5 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends in der Gegend der Stadt Dobre gekaͤmpft. Der Kampf war moͤrderisch; doch vermochte der Feind nicht, den General Skrzynecki aus seiner Stellung zu ver— draͤngen. Nach Aussage der Gefangenen hat der Feldmar— schall Diebitsch selbst die Russischen Truppen befehligt. Das
2te Bataillon des Zten Regiments hielt den Feind bei einem
der Uebergangspunkte 3 Stunden lang auf, und 100 Mann vom 4ten Regiment sprengten ein feindliches Bataillon. Au— ßer den Todten und Verwundeten haben wir keinen Verlust an Gefangenen oder Geschuͤtz erlitten. Der genauere Rap— port uͤber diese Schlacht ist noch zu erwarten.“ (Den in der neuesten Warschauer Zeitung befindlichen ausfuͤhr—
licheren Bericht uͤber dieses Treffen, welchen der Brigade—
General Skrzynecki, Befehlshaber der Zten Infanterie⸗Dlvi— sion, an den Fuͤrsten Radziwill unterm 17ten d. aus Oku— niew erstattet hat, muͤssen wir uns aus Mangel an Raum noch vorbehalten.)
Die Staats-Zeitung enthalt auch einen Rapport des am linken Weichsel Ufers kommandirenden Divisions-Generals Klicki, folgenden Inhalts: „Ich beeile mich, zu allgemeiner Kenntniß zu bringen, daß der Stabs-Offizier Czynski, der aus dem Hauptquartier des Generals Dwernieki angekommen ist, solgenden muͤndlichen Bericht erstattet hat: Gestern (den 19ten d.) um 10 Uhr Abends kam ich in Magnuszew an, wo ich den Major Osinski vom Stab des Generals Dwer— nicki, den Adjutanten des Generals Sierawski und einige Infanterie⸗Offiziere antraf, welche mir versicherten, daß zwi⸗ schen Ryezywol und Kozienice ein Treffen vorgefallen sey, in dessen Folge der Feind 5 Stuͤck Geschuͤtz und 2 davon mit vollständigem Gespann verloren haben soll. Der Artil⸗ lerie Oberst Paul Pulowitsch, welcher dieses Geschuͤtz befeh⸗ ligte, ist schwer verwundet in unsere Gefangenschaft gerathen; ich habe selbst persoͤnlich mit ihm gesprochen.“
In der Warschauer Zeitung befinden sich noch fol⸗ gende, als amtlich bezeichnete Armee⸗-Berichte: Vom 17ten. In diesem Augenblick heißt es, daß zwischen Stanislawow und Okuniew ein bedeutender Kampf beginnen soll.“ — „Vom 19ten. Der Generalissimus, Fuͤrst Radziwill, hat mich um 53 Uhr benachrichtigt, daß der heutige Tag fuͤr uns wieder guͤnstig gewesen ist, und daß die von unserer Armee eingenommenen Stellungen von derselben behauptet worden sind. Die naͤheren Details dieses, auf unserem rechten Fluͤgel
stattgehabten, Kampfes werden spaͤter bekannt gemacht werden. (Unterz.) Der Divisions⸗-General Klicki.“
rmee, ungefaͤhr 70,000 Mann stark,
J
Unverbuͤrgten Nachrichten zufolge, sollen in Folge dieses Gefechtes, das bei Grochow, einem ungefaͤhr eine Stunde Weges von hier entfernten Dorfe stattgefunden hat, die Rus⸗ sischen Truppen nach den Waldungen auf der Straße von Minsk eine ruͤckgaͤngige Bewegung gemacht haben. Dieses soll am 20sten e e seyn, an welchem Tage man sich, so wie am vorhergehenden, mit großer Erbitterung schlug. Mehrere Tausend Menschen sind auf beiden Seiten geblle— ben, und fortwaͤhrend werden Polnische Verwundete nach Warschau gebracht, unter denen man einige hohe Stabs— Offiziere bemerkt hat.
Das letztgenannte Blatt meldet noch Folgendes uͤber die Kriegsbegebenheiten: „Am 17ten d. sind mehrere Gefangene und die in dem Treffen bei Stoczek unbrauchbar gemachte Kanone, deren in dem Bericht des Generals Dwernicki er— wähnt wird, nach der Hauptstadt gebracht worden. Der in denselben Gefecht verwundete General, von dem die Rede war, ist der General Paschkoff, und soll derselbe bereits an seinen Wunden gestorben seyn. Bei Pulawy werden die Russen uͤber die Weichsel gehen, haben jedoch erst aus Besorg⸗ niß, daß das Eis unter ihren Kanonen einbrechen moͤchte, Vorkehrungen getroffen, um von Ufer zu Ufer eine Durchfahrt suͤr die Faͤhren einzuhauen. In dem Dorfe Gora, Pulawy gegenüber, stand eine Avant-Garde von Kosaken, die etwa 1000 Pferde stark seyn konnte. In Lukow, Vadzyn und an— deren Orten haben die Russen schon neue Beamten eingesetzt. General Kreuz befand sich am 14. d. in Gniewoszow, von wo aus er eine Patrouille von 18 Kosaken nach Kozienice ab—⸗ schickte um Zeitungen und Briefe in Beschlag zu nehmen, mit der Versicherung jedoch, daß sie zuruͤckgegeben werden
sollten.“
Die National-Regierung hat vorgestern folgende Pro⸗ clamation erlassen: „Da das Polnische Heer nach seinen Gefechten mit dem Feinde und in Folge der Kriegs-Opera—⸗ tionen wahrscheinlich weiter vorruͤcken wird, so hat die Na—
enthält Folgendes: „In diesem Augenblick trifft ein Offizier tional⸗Regierung, um die Hauptstadt gegen einzelne Demon⸗
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strationen des Feindes in Vertheidigungs-Zustand zu setzen, beschlossen und beschließt, wie folgt: Art. 1. Von heute an ist die Hauptstadt Warschau als in voͤlligem Belagerungs—⸗ Zustand befindlich zu betrachten. Art. 2. Der Gouverneur der Stadt wird von diesem Augenblick an die Gewalt, wel— che ihm das Kriegsrecht in einer in Belagerungs⸗Zustand er— klaͤrten Festung verleiht, in ihrem ganzen Umfang aus— uͤben. Art. 3. Alle Kriegs- und Civilbehoͤrden, so wie auch alle Bewohner der Hauptstadt, sind verpflichtet, den Befeh⸗
len des Gouverneurs, sowohl hinsichtlich der Bewaffnung,
als hinsichtlich der Vertheidigung der Stadt durch aͤußere und innere Befestigungen, unter Strafe der Kriegsgesetze zu gehorchen. Art. 4. Die Personen der Senatoren, Land— boten und auswaͤrtigen Konsuln, die Sitzungssaͤle der Se— natoren- und Landboten⸗Kammer, so wie auch die Wohnun— gen der erwahnten Personen, sind jedoch außerhalb der Ge— walt des General ⸗Gouverneurs. Art. 5. Die Vollziehung dieser Verordnung, welche mittelst Drucks und Anschlaͤgen an den Straßenecken bekannt gemacht werden soll, wird dem General-Gouverneur und der Regierungs-Kommission des Innern uͤbertragen.“
Frankreich.)
Paris, 17. Febr. Der Koͤnig begab sich gestern fruͤh um gz Uhr, von den Prinzen, dem Marschall Gerard, dem General Pajol und mehreren anderen Generalen begleitet, auf den Caroussel⸗Platz, um dort uͤber 12 Bataillone der Na—⸗ tional⸗-Garde der Hauptstadt und des Weichbildes, 2 Regi— menter Linientruopen und mehrere Kavallerie⸗-Detaschements der National⸗Garde und der Garnison Revuͤe zu halten. Se. Majestaͤt wurden von dem General, Grafen von Lobau, Befehlshaber der National-Garde, empfangen und von den zahlreichen Zuschauern, die den Platz bedeckten, mit einstim—⸗ migen Freudenbezeugungen begruͤßt. Nachdem der Koͤnig an saͤmmtliche Truppen voruͤber geritten, hielt er folgende An— rede an dieselben, nach welcher sie bei Sr. Majestaͤt vor— bei defilirten: „Meine werthen Kameraden! Stets treu
egen Frankreich, stets Meinem Vaterlande ergeben, habe
ch nur fuͤr dieses und einzig und allein in seinem Inter— esse den Thron angenommen, auf den die Stimme der Na— tion Mich berufen hat. Ich werde diesem ruhmvollen Auf— trage treu bleiben; Ich werde dieses ehrenvolle, Mir anver— traute Gut mit Loyalität bewahren, um es gegen unsere Feinde zu vertheidigen, wer sie auch seyn mogen, um unsere Institutionen, Gesetze und Freiheiten aufrecht zu erhalten und jene Nationalität zu behaupten, die Mein Franzoͤsisches Herz in den letzten Jahren mit großem Schmerze so oft ver— kannt gesehen hat. Ich werde sie zu vertheidigen wissen, mag man nun unsere glorreichen National-Farben zu be— schimpfen und ihnen offen die weiße Fahne gegenuͤberzustellen wa⸗ gen, oder im Finstern solche Versuche zur Wiederaufrichtung der letztern machen, wie deren einer so eben den gerechten, oͤffentlichen Unwillen erregt hat. Diejenigen, die sich dieses Versuchs schuldig gemacht haben, sind in den Haͤnden der Gerechtig— keit, und werden nach der Strenge der Gesetze bestraft wer— den. Jener Unwille hoͤre aber auf, sich durch Unordnungen so wie durch jene schmaͤhlichen Verwuͤstungen kund zu geben, von denen der gestrige Tag Frankreich und Europa ein trau— riges Schauspiel gegeben hat! Vergesset nicht, daß da, wo die öffentliche Ordnung nicht ununterbrochen aufrecht erhal— ten wird, weder die Freiheit, noch eine Regierung moͤglich ist. Laßt uns daher diesen Aufregungen ein Ziel setzen, laßt uns unsere Feinde, mit welchen Farben sie sich auch schmuͤk— ken moͤgen, verhindern, jene Unruhen zu ihrem Vortheil und um Schaden Frankreichs und unserer nationalen Sache zu enutzen. Der National⸗Garde kommt es zu, mich in diesem patriotischen Unternehmen zu unterstuͤtzen; sie ist es, der Ich Mich mlt Hingebung anvertraue. . .“ Bei diesen Worten erscholl der Beifall und der Ruf: Es lebe der Koͤnig! mit solcher Gewalt, daß Se. Majestaͤt sich nicht langer vernehm— bar machen konnten und zu sprechen aufhoͤrten.
Der Moniteur enthaͤlt folgenden Artikel: „Der Koͤ— nig sah, indem er die Lilien auf dem Staatssiegel beibehielt, darin nur ein Zeichen, das mehrere Jahrhunderte lang das von Frankreich gewesen war, und an das sich Erinnerungen knuͤpften, die fuͤr seine Vorfahren ehrenvoll, wie fuͤr die Na— tion glorreich waren. Seitdem aber strasbare Ver suche dar— aus ein Vereinigungszeichen fuͤr die Feinde der neuen Dy— nastie und unserer Institutionen gemacht haben und die oͤf— fentliche Meinung in diesem Emblem nur noch frische und verhaßte Erinnerungen sieht, so hat der Koͤnig jede andere
) Die Verhandlungen der Deputirten⸗Kammer am 16. Fe— hruar s. in der Beilage.
'durch den General-Marsch zusammenberufen.
hat aber nichts der Art stattgefunden.
Ruͤcksicht bei Seite 3 setz und die im offieciellen Theile die⸗ ses Blattes befindliche Verordnung zur Veränderung des Staatssiegels erlassen. Zu gleicher Zeit hat Se. Majestaͤt Befehle ertheilt, die Lilien uͤberall fortzunehmen, wo dies thun— lich ist, ohne die oͤffentlichen Denkmaͤler zu beschädigen und die Verstuͤmmelungen zu wiederholen, welche im Jahre 1814 die Abnahme der Embleme der Republik und der Regierung Napoleons veranlaßte. Schon werden auf Koͤnigl. Befehl am Triumphbogen des Caroussel-Platzes die alten Basreliefs wieder hergestellt, die zur Zeit der Wiederherstellung der Mo— narchie davon abgenommen worden waren.“ .
Die im obigen Arkitel erwähnte, vom Großsiegelbewah— rer contrasignirte Königl. Verordnung lautet: Art. 1. In Zukunft wird das Staatssiegel ein offenes Buch mit den Worten: „Charte von 1830“ darstellen, daruͤber die ge⸗ schlossene Krone mit dem Scepter und der Hand der Ge— rechtigkeit, kreuzweis uber einander gelegt, und den dereifar— bigen Fahnen hinter dem Schilde, im Abschnitte die Worte: Ludwig Philipp l.üI, Konig der Franzosen. — Einer andern Verordnung zufolge, soll das Amt eines Amvokaten in den Franzoͤsischen Kolonien, den im Mutterlande geltenden Gesetzen und Reglements gemäß, frei ausgeuͤbt werden.
Der gestrige Tag ist zwar ruhiger, als die beiden vori— gen, verflossen; dennoch war die Hauptstadt noch in großer Aufregung und bot einen sehr belebten Anblick dar, welchen die hiesigen Blatter in folgender Weise schildern: „Gestern fruͤh wurden die National-Garde, der sich auch die Nationas— Garde des Weichbildes anschloß, und die Linien-Truppen Um die Kir⸗ chen, in dem Hofe des Palais-⸗Royal, auf dem Carousselplatz, beim Palaste der Deputirten-⸗Kammer, in den Tuilerieen, im Louvre und an vielen andern Punkten waren starke De— taschements aufgestellt. Auch in den Hoͤfen des Justiz⸗Pa⸗ lastes bivouaquirten mehrere Truppen⸗Abtheilungen, und es wa⸗ ren Vorsichtsmaaßregeln getroffen, so daß alle Eingaͤnge im Falle eines Aufstandes augenblicklich geschlossen werden konnten; die im Justiz⸗Palaste befindlichen Christusbilder wurden verhangen und sollen ganz weggebracht werden. Man hatte von An⸗ griffen gesprochen, die gegen den Palast der Deputirten⸗Kam⸗ mer und des Palais⸗Royal unternommen werden sollten; es Ein zahlreicher Hau⸗ fen junger Leute, der uͤber die Bruͤcke Ludwigs XVI. auf dem Platze vor dem Palaste Bourbon ankam, wurde bald erstreut. Auch die Bewegungen, die auf dem Platze des
antheon besorgt wurden, unterblieben. Die größten Vor— sichtsMaaßregeln waren uͤberall getroffen, um Unordnungen vorzubengen. Die oͤffentliche Ruhe wurde daher den ganzen Tag uͤber nicht ernstlich gestoͤrt. Die Kaufleute und Buͤrger, an deren Haͤusern und Läden sich noch das Emblem der Li— lien befand, beeilten sich, es fortzunehmen. Am linken Seine⸗ Ufer bildeten sich einige wenig zahlreiche Gruppen, die bald zerstreut wurden. In Sainte -Pelagie versuchten die Schulden halber Verhafteten einen Aufstand; sie woll⸗ ten die Thuͤren des Gefaͤngnisses durchbrechen, und da es ihnen nicht gelang, so zerbrachen sie alle Moͤbel und Tische; auch fielen mehrere Pistolenschuͤsse im Innern; die im Hofe aufgestellten Truppen schossen anfangs blind, dann aber scharf nach den Fenstern der Gefaͤngnisse, wobei einige Gefangene leicht verwundet wurden. Die Ruhe war bald wiederhergestellt. Die Personen, welche die Gefangenen besucht hatten, wurden erst am Morgen herausgelassen. Zwanzig der Gefangenen hat man nach der Coneiergerie ge⸗ bracht. Im Laufe des Vormittags fand sich auf dem Carous⸗— selplatze zahlreiches Volk ein und verlangte die Zerstoͤrung der auf dem Triumphbogen befindlichen, die Ereignisse des Spa⸗ nischen Feldzuges von 1823 darstellenden, Basreliefs, nach denen es mit Steinen warf. Die National-Garde hielt jedoch die Menge so lange von weiterer Beschaͤdigung der Denkmaͤler ab, bis aus dem Palais-Roygal Mau rer ankamen, ein Geruͤst errichteten und die Basreliefs abnahmen. General Pajol wohnte, von seinem Stabe um⸗ geben, dieser Operation bei. Vor der Magarethen⸗Kirche in der Vorstadt St. Antoine verlangte ein Volkshaufen die Ab— nahme des Kreuzes, so wie die Zerstoͤrung eines an der Kirche befindlichen Steins mit Lilien; der Polizei-Kommissar des Stadtviertels eilte herbei, und Kreuz und Stein waren bald verschwunden. Wenige Augenblicke darauf erfuhr man, daß das Seminar Piepus erbrochen sey und gepluͤndert werde. Derselbe Polizei-⸗Kommissar versuͤgte sich sogleich mit einer starken Patrouille der National-Garde dahin, ließ das Se⸗— minar raͤumen und mehrere Individuen, die gestohlene Ge— genstaͤnde bei sich fuͤhrten, nach der Poltzei⸗Prafektur bringen. Die uͤber der Thuͤr des Museums befindliche Buͤste Lud— wigs XVIII. wurde Nachmittags herabgenommen und zer—