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wenn auch auf einer Seite etwas erspart worden, auf der anderen durch die Vermehrung der Armee erhoͤht werden mußten) sondern daß der durch jene Maaßregel entstehende Ausfall im Staats Einkommen turch neue Auflagen gedeckt werden muß. Ader dies eben ist die Schwierigkeit; keine Klasse, kein Gewerbe will sich einer neuen Auflage unterwer— fen, und es finden sich gegen alle so triftige Grunde, wovon eine geschickte Opposition Gebrauch machen kann, daß die Re— giecung von einer zur andern hingetrieben werden muß. Der Auflage von z pCt. von allen Verkaͤufen von Staatspapleren wurde sehr schnell wieder entsagt, und da man sich von der— selben jahrlich 1,400, 0090 Pfd. versprach, so mussen die Ab⸗ gaben, die man von Tabak und Glas, deren Aufhebung be— absichtigt wurde, beibehalten werden. Nun soll auch die auf Dampfboot ⸗Passagiere zu legende Abgabe, so wie die auf Baumwolle, modificirt werden. Alles dieses Schwanken indessen, so unvermeidlich es auch seyn mochte, giebt den Gegnern der Regierung einen bedeutenden Vortheil uͤber sie, den dieselben bei der Reform-Frage gewiß nicht ver—

nachlässigen werden. Diese ist definitiv fuͤr den ersten Marz

bestimmt, wo Lord John Russell, statt auf einen Ausschuß anzutragen, um die Erlaubniß anhalten wird, eine Bill zur Abstellung der Mißbräuche in den Wahlen der Mitglieder des Unterhauses vorlegen zu dürfen. Dies muß die Sache auf einmal zur Entscheidung bringen: die Nation wird dann sehen, in wie weit die Whigs ihre Klagen anerkennen, und wie stark die Partei im Parlamente ist, die mit denselden darin uͤbereinstlimmt, oder, eigentlicher zu reden, so viel wie diese anzuerkennen und nachzugeben geneigt ist. Lord Althorp hat eine Bill vorgeschlagen, welche alle vorige Jagd— Gesetze abschafft und dafuͤr die Jago-⸗Befugnitz, nach Recht und Bllligkeit, ohne Ruͤcksicht auf die Ausdehnung des Be— sitzs oder des Standes des Besitzers, an das Eigenthum des Bodens knuͤpft und den Besitzer nur in so weit bindet, daß er einen Erlaubnißschein haben muß, dessen Preis fuͤrs erste auf 5 Pfd. festgesetzt ist. Dabei sollen Jagd⸗Diebstaͤhle wie andere Feldschäden bestraft werden. Dies ist ein großes Op— fer, welches der Stolz unserer Vornehmen dem Zeitgeiste bringt. Aber auch Lord Chandos hat einen Vorschlag der Art, doch bei weitem nicht so liberal; wir wollen sehen, wel— chen das Parlament annehmen wird. Dieser edle Lord hat auch, ohne auf den ministeriellen Reformplan warten zu wollen, darauf angetragen, daß das Wahlrecht des Fleckens Ewesham auf die Stadt Birmingham uͤbertragen werden solle. Auf den Vorschlag des Sir H. Parnell ist eine Kommijsion ernannt worden, um zu untersuchen, auf welche Weise die Rechnungen uͤber die oͤffentlichen Gelder vereinfacht und unter bessere Aufsicht gestellt werden koͤnnen. Eine andere Koemmission ist wegen der Ausgaben zur Reparatur der Schlösser Win sor und Buckingham niedergesetzt worden, worin man die Bewilligung des Parlaments uͤberschritten hat.

London, 19. Febr. (Ueber Bruͤssel.) Hr. Hume legte

in der gestrigen Sitzung des Unterhauses dem Ministerium

mehrere Fragen hinsichtlich der Politik vor, die es in Bezug auf die Belgier befolgt habe. Lord Palmerston suchte die Weise, in der die Konferenz eingeschritten sey, besonders damit zu rechtfertigen, daß die Belgier niemals eine selbst— staͤndige und unabhaͤngige Nation gebildet hätten, welches Argument jedoch von Sir Rob. Peel bekampft wurde. (Das Nahere muͤssen wir uns, da die Engl. Blaͤtter, welche diese Debatte enthalten, uns noch nicht zugekommen sind, noch vorbehalten) ( An der heutigen Boͤrse ging das Geruͤcht, daß in Lissa— bon in der Nacht vom 7ten zum Sten d. M. ein Aufstand ausgebrochen sey, bei welchem namentlich alle wegen politi—⸗ scher Vergehen in den Gefaͤngnissen befindliche Individuen in Freiheit gesetzt worden seyn sollen. Der Courier bezwei⸗ elt dieses Ereigniß, weil die Regierung noch keine amtliche stachricht davon erhalten hat. .

Nieder lande.

Aus dem Haag, 23. Febr. Die Nachkommen des berühmten Niederländischen Abmiral de Ruyter haben bei Sr. Majestàͤt dem Koͤnige darum nachgesucht, daß die irdi⸗ schen Uederreste van Speyks bis zur Errichtung eines eige— nen Grahbmahles in der Gruft des genannten Admirals bestat⸗ tet werden sollen; dem Vernehmen nach ist jedoch fuͤr dieses Anerbieten auf das freundlichste gedankt worden, und haben Se. Majestaͤt befohlen, daß, sobald Lie Identität der Leiche des Helden festgestellt ist, dieselbe einstweilen in der Koͤnigli⸗ chen Gruft zu Delst bestattet werde.

Batavische . bis zum 19. Oktober sind hier eingegangen. Im Monat Juli hatten die Niederlaͤndi⸗

schen Truppen eine Expedition nach der Westkuͤste von Su— matra gegen dle aufruͤhrerischen Padries unternommen, die der Regierung bereits mehrere Mal Ursache zur Unzufrie⸗ denheit gegeben haiten. Die Expedition ist mit dem glaͤn— zendsten Erfolge gekroͤnt worden, indem der Feind, ungeach— tet seiner bedeutenden Macht und eines hartnäckigen Wider— standes, zum vollstaͤndigsten Gehorsam gebracht worden ist. Den Oberbefehl bei diesem kleinen Heereszuge hat der Haupt— mann de Richemont gefuͤhrt. Haag, 21. Febr. Nach hier umlaufenden Geruͤch—⸗ ten duͤrfte S. K. H. der Prinz von Oranien bald wieder in hiesiger Residenz eintreffen, wiewohl die verbreitete Nachricht, daß er durch einen besondern Courier zu schleuniger Heim— reise veranlaßt worden, unter die vielen apokryphen Novellen gehoͤrt, mit denen muͤßige Phantasie aus Mangel an anderen bestimmten Nachrichten, auch im Norden so ver schwendrisch umgeht. Der bei dem Obersten Gregoire gefunden seyn sol— lende Brief bedarf noch sehr der Bestätigung seiner Aecht—⸗ heit. Die Geschichte des Parteigeistes in Belgien liefert Be— weise genug, bis zu welch erfindungsreicher Fertigkeit diejeni⸗ gen es gebracht haben, die durch irgend ein Mittel sich in den Augen ihrer Mitbuͤrger bemerkbar oder verdient machen wol— len, auch wenn es an Talent und Kraft gebrechen sollte. Es gehort jetzt zum Ton der Ueberspannten in jenem Lande, von Orangisten, Orangistischen Umtrieben, Verschwoͤrungen u. s. w. zu reden, bloß damit der Belgische Kongreß und die provi—

sorische Regierung Schuldner der betreffenden Individuen

werden und durch irgend eine Stelle oder Pension den graäͤn— zenlosen Diensteifer belohnen. So gewinnt denn auch selbst die Ansicht taglich mehr an Wahrscheinlichkeit, daß gerade von den unversoͤhnlichsten Feinden des Hauses Nassau partielle Bewegungen, uͤber deren Erfolge und Mittel man zum vor—

aus schon versichert ist, scheinbar zu Gunsten des Prinzen er⸗

regt werden, bioß in der Ueberzeugung, daß dadurch die Säche desselben kritischer und hoffnungsloser und der letzte moralische Kredit der Dynastie bei den Belgiern durch den Anblick von Schwache der Partei und Wurzellosigkeit in der Volksmeinung zernichtet werde. Die ungluͤckliche Stadt Gent faͤhrt fort, ein Opfer dieses arglistigen Systems zu seyn; die—⸗ selben Männer, welche einst von ministeriellem Einfluß auf die Woaglen, von Unabhaͤngigkeit der Provinzialstaaten und Freiheit der Kommunen so viel gesprochen, haben gleich im ersten Jahre ihrer sogenannten Emancipation zweimal die Be— hoͤrden der ersten Stadt Flanderns abgesetzt und die Wahl der Behörden, welche mit freier Ueberzeugung und bedeuten⸗ de Stimimehrheit von den Buͤrgern vorgenommen worden, gewaltsam kassirt. Die Freunde des Hrn. v. Maanen und die Vertheidiger der Botschaft vom 11. Dez. sind hier nicht wenig erstaunt gewesen, die Robespierrischen Angriffe auf Per son und Eigenthum des mißlledigen Genter Journals, so wie die heftigen zu Reactionen reizenden Erklärungen der Herren Surmont de Volsberghe und Baron Coppin, gegen den „l'Ami du Peuple“ mitten im Kongresse zu lesen; man muß von der Guͤte und der Dauer des W steßenbe schlecht uͤberzeugt seyn, wenn man gleichsam die Volksrache zur Vertheidigung desselben bedarf und die Organe abweichender Theorieen durch pra k— tische Widerlegungen zum Verstummen zu bringen sucht. Dieser Kontrast fällt um so mehr auf, wenn man jener In⸗ dividuen als Verfechter der unbedingten Preßfreiheit und auch des ungezuͤgeltsten Journalismus sich erinnert. Wahrlich, solche Inkonsequenz ist der Sache der Belgischen Revolution gefährlich und koͤmmt auf jeden Fall noch zu fruͤh. Man muß auch den Widerspruch des Wortes und der That in einige Wuͤrde kleiden und bedenken, daß die fragliche Revo— lution noch nicht alt genug sey, um solche Suͤnden gegen ihr 3. Princip in der offentlichen Meinung uͤbersehen zu machen.

Mastricht, 22. Febr. Seit einem Monate und auch nach der Abreise der beiden hier befindlich gewesenen Kommissarien des Lord Ponsonby hat sich im Blokade⸗Zu⸗

stand der hiesigen Stadt durchaus nichts veraͤndert. Wiewohl

die Belgier einige ihrer Oecupations-Punkte von der Festung mehr entfernt haben, so ist doch dadurch die Strenge, mit der jede Communication nach außen abgeschnitten wird,

nicht vermindert worden. Alle nach der Festung fuͤh⸗

rende Landstraßen werden soöorgfältig bewacht, und was etwa die Landleute an Lebensmitteln hierher bringen wollen, wird, wenn es in die Haͤnde der Belgier faͤllt, fuͤr gute Prise erklärt. Wie wenig uͤbrigens das Protokoll vom 9gten Jannar von den Belgiern anerkannt oder geachtet wlrd, ist schon daraus zu ersehen, daß selbst Privatleute die Einschlie⸗ ßungs-Linie ohne ein sicheres Geleit, das ihnen von den

Beilage

gestellt.

. 497 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung M 60.

Belgischen Militair⸗Befehlshabern gewahrt wird, nicht pas⸗ siren duͤrfen. Diese Thatsachen muͤssen auch schon in London bekannt seyn, da fast taglich amtliche Berichte daruͤber von hier nach dem Haag abgehen. In der Nacht vom 19ten zum 20sten d. haben sich feindliche Patrouillen bis an die Außenwerke der Festung am Tongerner Thore genähert und unsere Schildwachen angegriffen, was eine ganz offenbare Verletzung der Waffenruhe ist.

Bruͤssel, 23. Febr. Nachdem das Wahl-Gesetz in allen seinen einzelnen Artikeln vom Kongresse in mehreren auf einander folgenden Sitzungen angenommen worden, wurde gestern das ganze Gesetz von 75 gegen 6 Stimmen ver- worfen. Es ist dies der erste Gesetzes-Vorschlag, den der Kongreß verworfen hat. Hr. Beyts glaubte die Ursachen dieser Verwerfung darin zu finden, daß eines Theiis lokale Interessen gegen die nach den Provinzen angeoronete Ver— theilung der Deputirten sind und anderen Theils der geringe Betrag des Wahl-Census bei Vielen Unzufriedenheit erregt hat. Er war daher der Meinung, daß der Kongreß das Gesetz nächstens wieder nach seinen einzelnen Artikeln durchnehmen und unter Beibehaltung der uͤbrigen suͤr die beiden anstoͤpigen Punkte eine Abänderung treffen sollte. Als man zu. Dis— kussion uͤber den Antrag auf Ernennung eines Regenten des Reiches schreiten wollte, sagte Hr. von Gerlache, daß Hr. Surlet de Chokier ihn ersucht habe, während der Dauer die⸗ ser Diskussion den Praͤsidenten⸗ Stuhl zu behalten und zwar, weil er, um die Debatte, bei der sein Name oft vorkommen durfte, nicht zu geniren, während der Dauer derseloen in der Versammlung nicht erscheinen wolle. Hr. Oy, der sich zu—

erst uͤber den Vorschlag des Hr. Lebeau, wie er von der Central-⸗Section modifizirt worden, vernehmen ließ, sprach

gegen das bisherige Versahren des diplomatischen Comits und der provisorischen Regierung in einer ausfuͤhrltchen Rede (aus der wir einige Mittheilungen uns vorbehalten). Herr Charles von Brouckere, der den Redner oft— mals unterbrach und zur Sache verwies, bezeugte seinen Unwillen daruber, daß der Präsident einen Vortrag gestattet habe, in welchem von der eigentlichen Regeatschasts-Frage fast gar nichts vorkomme. Hr. van Snick suchte darzu— thun, daß es besser seyn wuͤrde, die dermalige proviso— rische Regierung beizubehalten. Hr. Jottrand, der eben so, wie Hr. Osy, diese Regierung angriff, äußerte, daß, wenn die Mitglieder derselben und das diplomatische Comité, einzeln genommen, auch verdienstvolle Leute waren, sie doch zu— sammen fuͤr das Beste des Landes untaugüch seyen. Herr van de Weyer trug darauf an, daß man dem Vorschlage des Hrn. Lebeau auch noch die Bestimmung hinzufuͤge, daß, fuͤr den Fall der Ernennung eines Regenten, der Kon— greß sich doch noch das Recht vorbehalte, spaͤter das eigent— liche Staats-Oberhaupt zu erwählen, da dies der urspruͤng— liche Zweck seiner Mission sey. Herr Le Hon suchte vor— nämlich die Bemerkungen des Herrn Osy zu widerlegen und ließ sich dabei etwas bitter uͤber das Benehmen des Lord Ponsonby aus. Er meinte sodann, daß es unrecht seyn wuͤrde, den Regenten auch uoch mit einem Geheimen Rath zu umgeben, da ohnedies seine Minister fuͤr ihre Handlungen verantwortlich seyn wurden. Auf seine Be⸗ merkung, daß man dem Regenten auch eine Civil-Liste be⸗ willigen sollte, schlug Herr von Facqs die Summe von 3000 Gulden vor, die monatlich zu bewilligen waͤre. Herr Nothomb wollte die Summe jedoch auf das Doppelte, namlich auf 6000 Gulden monatlich, erhoht wissen. Die Fortsetzung dieser Diskussion wurde auf den folgenden Tag ver schoben.

In unserm Kriegs⸗Ministerium ist man gegenwaͤrtig mit der Einrichtung von Frei Corps beschaͤftigt, die unserer Armee einverleibt werden sollen.

Die provisorische Regierung hat dem Minister des In⸗ nern 30,000 Gulden zur Unterstuͤtzung von Gewerbfleiß und Ackerbau im Großherzogthum Luxemburg zur Versuͤgung

Die „Gesellschaft fuͤr die Belgische Unabhaͤngigkeit“ vereinigte sich vorgestern Abend. Mehrere Leute aus dem Velke, welche glaubten, daß es endlich eine Predigt der St. Simonianer geben sollte, rotteten sich zusammen. Man ließ ihnen die Thuͤre oͤffnen und sie an der Sitzung Theil neh— men. Herr de Potter, der in einer fruͤhern Versammlung eingeladen worden war, die Praͤsidentenstelle anzunehmen, berichtete dem Vereine, daß er, da einige Mitglieder der

Versammlung ihn beschuldigt hatten, sich diese Wurde ange— maßt zu heben, den Stuhl nicht mehr einnehmen könne. Er wurde einstimmig gebeten, denselben ferner zu besetzen. Die Mitglieder machten verschtedene patriotisch« Vorschlaͤge, Einer las eine Abhandlung uͤber die Vortheile des repubfikanischen Systems vor. Die Sitzung wurde nach dem Vortrag zweier Adressen an den Kongreß, in denen die Errichtung ber Republik begehrt wurde, beendigt; man bemerkte, daß eine dieser Adressen, die von Eccloo, von dem Buͤrgermeister und seinem Rathe unterschrieben war. Endlich kuͤndigte Herr de Potter an, daß sich patrlotische Gesellschaften in verschiedenen Staͤdten Belgiens gebildet haͤtten, oder noch bilden wurden.

Auch gestern fand wieder ein Auflauf vor dem Lokale statt, wo sich die „Gesellschaft fuͤr National⸗Unabhaͤngigkeit“ versammelt. Unsere Zeitungen tadeln es, daß man Delibe— rationen, so lange diese nicht in Handlungen uͤbergehen, auf solche Weise zu stoͤren suche.

Im Vrai Patriote liest man! „Dem Vernehmen nach haben die St. Simonianer von der Regierung den freundschaftlichen Rath erhalten, auf dem Entschlusse, hier offentlichen Unterricht in ihrer Lehre zu ertheilen, nicht ferner zu beharren, weil ihre Versammlungen sehr leicht Ruhests— rungen herbeifuͤhren koͤnnten. Wahrscheinlich wird man einen aonlichen Rath den Geistlichen aller anderen Kulte und je— dem Burger ertheilen, der die Ausuͤbung einer gesetzlichen Freiheit fordern mochte, die gewissen Leuten ein Dorn im Auge ist.“

Die Herren Abercrombie und White sind hier aus Mast— richt wieder angekommen. Der von diesen Herren abgestat— tete Bericht, der, dem Vernehmen nach, den Belgiern nicht ganstig lautet, ist durch einen Courier an die Konferenz in

London gesandt worden. Der Courier aͤußert: „Ungeachtet

der Anstrengungen des Heren Ch. Rogier, der sich zweimal an Ort und Stelle begeden hat, ist der Waffenstillstand noch nicht vollig zu Stande gekemmen, was der Zögerung des

General Mellinet zuzuschreiben ist. Lord Ponsonby, der viel—⸗

leicht durch die Vermehrung unserer Schwierigkeiten beson— dere Juteressen beguͤnstigen will, hat, wie es heißt, auf die Biotttung unserer Kuͤsten und die Schließung der Schelde an— getragen.“ Antwerpen, 22. Febr. Das Kessels'sche Artillerie⸗ Corps ist aufgeloͤst worden, und die Offiziere desselben sind in die Linie tingetreten. Kessels Prozeß wird vor dem obersten Militair-Gerichte in Beuͤssel gefuhrt; hier in Antwerpen ist kuͤrzlich eine Instruction in dieser Sache aufgenommen worden.

Polen.

Die Koͤnigsberger Zeitung vom 24. Febr. enthalt Folgendes: „Die von der Polnisch-Preußischen Gränze durch Briefe hier verbreiteten Nachrichten sind so widerspre— chend, als unzuverlaͤssig. In Neidenburg wollte man am 16. (Mittwochs) von fruͤh Morgens bis zum Abend eine Ka⸗ nonade gehort haben. Nach andern Nachrichten wäre der Polnische linke Fluͤgel am 13. Febr. bei Bialla (7) von den Russischen Truppen zuruͤckgedraͤngt und am 15. Febr. der rechte Fluͤgel der Polen ebenfalls angegriffen und der Ueber⸗ macht gewichen. Den Aussagen der Reisenden zufolge, wäre das Hauptquartier des Kaiserl. Russischen Ober-Be⸗ fehlshabers noch in Pultusk und die Hauptmacht von Pul—⸗ tusk bis Siedlee aufgestellt. Gleichzeitig waͤre ein starkes Trup⸗ pen⸗orps von Lublln im Anmarsch, und ein zweites Corps, meist Kavallerie und Infanterle, draͤnge uͤber Plock nach Warschau vor, und so wuͤrde, wenn die Hindernisse (das Passiren der Fluͤsse) beseitigt sind, von drei Seiten her der Angriff auf Warschau erfolgen. Der Zweck des tapferen Russischen Heerfuͤhrers ist nicht zu ver kennen. Es ist wahrscheinlich, daß nur auf diese Weise den Buͤrgern Warschau's die schoͤne Stadt erhalten werden konne, und so durfte, wenn das schwache Eis der Weichsel nicht den Ope— rationen hinderlich wird, die Hauptstadt Polens von allen Seiten zugleich eingeschlossen werden, ohne daß die Haupt⸗ Armee, von Sielnec vordringend, noͤthig hatte, Zeit und Blut an der Eroberung der stark befestigten Festung Praga zu verlieren. Man muß gestehen, daß der Plan, wenn auch auf die große Truppen⸗Macht des Russischen Heeres berech— net, dennoch kuͤhn ist!“

Der genannten Zeitung zufolge, soll die zweite Kolenne der Kaiserl. Russischen Garde, unter dem Befehle