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Anfang mit einer Sitte zu machen, die fuͤr das Land frucht— bringend seyn kann.“ Am Schlusse dieses Vortrages wurde von einer der Gallerieen ein Kranz von Eichen- und Lorbeer— blaͤttern, die mit dreifarbigen Baͤndern zusammengebunden waren, nach dem Platze des General Lamarque geworfen, fiel aber zwischen die Baͤnke, wo er von einem Quaͤstur-Be— amten mit einem daran befestigten Gedichte aufgehoben wurde. — Der Baron v. Brigode, der nach dem General La— marque die Rednerbuͤhne bestieg, lobte es, daß der Koͤnig, um einem allgemeinen Kriege vorzubeugen, die Belgische Krone fuͤr den Herzog von Nemours ausgeschlagen habe. Die beste Combination zur Aufrechthaltung des Friedens, meinte er, sey, wenn die Belgier sich einen eingebornen Re— genten wählten. Noch ließ sich Herr Mauguin, dann zum zweitenmale der Graf Sebastiant, hierauf Hr. Viennet and zuletzt der General Lafayette vernehmen, worauf ziem— lich allgemein der Schluß der Debatte verlangt wurde. Ueber die obige Proposition des Generals Lamarque, daß man die Minister zur Vorlegung saͤmmtlicher, auf die Belgische An— gelegenheit bezuͤglicher, Aktenstuͤcke auffordere, ließ, da sie nicht in der uͤblichen Form erfolgt war, der Praͤsident gar nicht abstimmen. (Eine ausfuͤhrlichere Mittheilung uͤber den Schluß dieser Sitzung, die um 53 Uhr aufgehoben wurde, behalten wir uns vor. Am folgenden Tage sollte die Berathung uͤber
das Wahlgesetz beginnen.“) Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Ehe das Unter— haus in der Sitzung vom 21. Febr. zur ferneren Berathung über den Armee⸗Etat uͤberging, fragte ein Mitglied die Mi— nister, ob das Geruͤcht, daß eine Anzahl Waffen zum Ge— brauche der Franzoͤsischen Regierung aus dem Tower genom— men worden, begruͤndet sey? Lord Althorp erwiederte, die Franzoͤsische Regierung haͤtte bei einigen Fabrikanten in Bir— mingham eine sehr große Quantitaͤt Waffen bestellt gehabt; die festgesetzte Zeit zur Anfertigung derselben sey jedoch so kurz gewesen, daß die Fabrikanten die Bestellung unmoͤglich hatten ausfuͤhren koͤnnen, wenn ihnen nicht Huͤlfe von der Regierung gekommen waͤre. Diese habe nicht dem Franzoͤ— sischen Gouvernement, sondern den Fabrikanten die Waffen
eliehen, unter der Bedingung, sie so bald als moͤglich zuruͤck zu er⸗ 2 hierdurch haͤtten sehr viele Arbeiter Beschäftigung bekom⸗ men. Kuͤrzlich sey die Regierung neuerdings um eine große Anzahl Waffen auf diese Weise angegangen worden; dies habe man jedoch noch nicht zugestanden und werde dermalen noch von den Ministern erwogen. Hr. W. Wynn (der Kriegs⸗Minister) trug alsdann auf eine Bewilligung von 2,796,043 Pfd. zur Bestreitung der Ausgaben fuͤr die Landtruppen (außer der Artillerie) an. Die Vermehrung des diesjahrigen Anschlages gegen den vorjaͤhrigen betragt 199,966 Pfd., und zwar sollen dafuͤr 76600 Mann mehr angeworben und besoldet werden: die Landmacht uͤberhaupt soll sich auf 88, 496 Mann belaufen. Oberst Davies machte das Amendement, daß die Bewilligung nur au f 3 Monate vorlaͤufig zugestanden, uͤbrigens aber einem beson⸗ dern Ausschusse zur Untersuchung uͤberwiesen werde. Er machte auf mehrere Uebelstaͤnde bei der Armee aufmerksam, besonders aber darauf, daß viele Besoldungen zu groß seyen. „Unsere Truppen,“ sagte er, „und unser Geschuͤtzwesen kosten uns an 6 Millionen, wofuͤr gs — gö6,000 Mann erhalten wer— den. Die Franzoͤsische Armee unter den Bourbonen, die, wie Herr Lafitte gesagt hat, auf einem viel zu kostspieligen Fuße sich befand, zählte 250, 000 Mann und kostete doch nur etwa 5, 200, 000 Pfd.; Preußen, dessen Staats-Einkuͤnfte sich auf etwas weniger als 8 Millionen Pfd. belaufen, erhaͤlt eine Armee von 180,000 Mann fuͤr einen Kosten-Betrag, der mit dem der unsrigen gar nicht in Vergleich zu bringen ist. Eine große Ersparniß koͤnnte auch bei uns bewirkt werden durch die Einfuͤhrung einer Art von Jeomanry⸗Mannschaft — ich meine nicht eine National⸗Garde, die ihre Offiziere selbst er⸗ wahlt und am Ende ihre Zeit damit hinbringt, Bittschriften an den Koͤnig zu entwerfen — sondern ein Corps, dessen Offiziere von der Krone erwaͤhlt werden und dessen saͤmmt— liche Bewegungen unter dem Einflusse der Reglerung sich befinden. Durch Bewaffnung der Vermoͤgenden, welche die Institutionen des Landes achten, wuͤrde man Sicherheit gegen diejenigen erhalten, die nichts zu verlieren haben und keine Achtung fuͤr das Gesetz hegen.“ Herr Beaumont wider— setzte sich dem Amendement und forderte den Redner auf, sich die Ueberzeugung, daß eine Truppen-Vermehrung noth— wendig sey, bei seinem Nachbar, dem Mitgliede fuͤr Water,
) Die Verhandlungen der Pairs⸗Kammer vom 23. Fehruar n. den Artikel Paris vom 24. Februar, s. in .
ford, zu verschaffen, der kuͤrzlich gesagt habe, er brauche nur seine rechte Hand zu erheben, um das ganze Volk in den Zustand der Rebellion zu versetzen. (Zeichen der Mißbllli⸗ gung.) „Habe ich etwa,“ fuhr Herr Beaumont fort, „einen zu starken Ausdruck gebraucht, so thut es mir leid; doch dem ehrenwerthen und gelehrten Mltgliede ist auch schon von anderer Selte gesagt worden, daß seine Re— den immer mit dem Frieden anfingen und mit dem Verrath endigten. Darum sind die Armee⸗Anschlaͤge so groß, als wir sie finden; außerdem aber bedarf auch der Zustand Frankreichs und Rußlands unsere besondere Auf— merksamkeit, und ein Mitglied, wie der ehrenwerthe und tap— fere Hr. (Oberst Davies), sollte sich daher um so weniger wundern, wenn die Regierung ihre Truppen vermehrt.“ Hr. O'Connell erwiederte, es konne ihm nur erfreulich seyn, wenn er von einem Manne, der so wenig Urtheilskraft zeige, wie das ehrenwerthe Mitglied, mit Tadel uͤberschuͤttet werde. Derselbe habe gesagt, daß der Zustand Englands, Irlands, Frankreichs und Rußlands eine Vermehrung der Armee erheische, und wolle endlich mit 7000 Mann, denn so stark sey die Vermehrung, alle diese Laͤnder be— kaͤmpfen. Niemals noch habe ein kreißender Berg eine so kleine Maus geboren, wie jetzt der ehrenwerthe Herr. „Mir“, fuhr er fort, „schreibt derselbe die sogenannte Rebellion von Irland zu. Kein Wort aber der in diesem Hause uͤblichen Sprache ist in der That stark genug, um eine so niedrige Verleumdung zuruͤckzuweisen. Moͤge der ehrenwerthe Herr immerhin den Frieden im Munde führen; ich uͤbe ihn praktisch aus. (Gelaͤchter. Ich gehoͤre dem un— gluͤcklichsten Lande in der Welt an, das, wie an einem an— dern Orte gesagt werden ist, periodisch von einer Hungers— noth heimgesucht wird. Ist es aber die Hand der Vorse— hung, die etwa das Land austrocknet und unfruchtbar macht? Nein! Es ist eines der fruchtbarsten Laͤnder und verdankt seinen gegenwaͤrtigen Zustand nur dem Elend, das ihm von außen aufgelegt wird. Wenn meine Reden zum Verrath anreizten, warum hat man sie nicht vor Gericht gezogen? Es sind jedes Mal zwei von der Regierung besoldete Schnellschreiber zugegen, wenn ich mich vernehmen lasse; man haͤtte also leicht hier den An⸗ laß nehmen koͤnnen, mich vor Gericht zu ziehen. Meine Re—
den sind es jedoch nicht, die zum Vorwande eines Prozesses
genonimen worden sind, und ich muß daher die Beschuldi— gung als verleumderisch zuruͤckweisen. Will man etwa durch solche Ausfälle auf mich einige Popularitaͤt hier gewinnen? Fast scheint es mir so, da man mich heute Abend schon zum zweitenmale so angegriffen hat, ohne daß ich den geringsten Anlaß gegeben haͤtte. In der Folge werde ich alle solche ver⸗ leumderische Angriffe mit Stillschweigen uͤbergehen.“ Nachdem Hr. Beaumont einige Worte zu seiner Rechtfertigung gesagt hatte, nahm der Kanzler der Schatzkammer zür Ver— theidigung der Armee-Anschlaͤge das Wort und versicherte, daß in der Folge auch in diesem Zweige noch mehr Erspar— nisse stattfinden wuͤrden. Sir H. Hardinge (der ehema— lige Kriegs-Minister) rechtfertigte die Verstaͤrkung des Heeres
ebenfalls und meinte, dasselbe habe sich wohl nie in einem
besseren Zustande befunden, als eben jetzt. Hr. Hume ent—
gegnete: „Wenn auch Frankreich und Rußland, wie hier ge⸗—
sagt worden ist, ein Lager bilden, was geht das uns an, so lange wir durch keine positive Gefahr bedroht sind? In der That glaube ich auch schon, daß die vorige Verwaltung oͤko— nomischer gewesen ist, als die jetzige. Die letzte Rede unseres Ministers der auswartigen Angelegenheiten war ganz gemacht, mich an die guten alten Zeiten des Lord Castlereagh zu erinnern.“ Der Redner schloß mit einer Empfehlung der Politik des Friedens. Lord Palmerston und Hr. W. Wynn versicherten, daß die angeordneten Veranderungen durchaus keinen Bezug auf auswaͤrtige Angelegenheiten und nur die innere Sicherheit zum Zwecke haͤtten. Hr. Hunt entwarf wieder eine Schilderung von dem Elende mancher Erwerbsklassen und fuͤgte hinzu, daß er die ironische Verwun— derung des Sir Rob. Peel theile, der, nachdem die gegen— wärtigen Minister alle seine Grundsaͤtze der Interventton
und Oekonomie befolgt, ganz erstaunt waͤre, daß ihn solche
Maͤnner aus dem Amte verdraͤngt haͤtten. Er sagte, der einzige Fehler, den die Belgier wie die Franzosen begangen,
bestaͤnde darin, daß sie nicht sogleich eine Republik errichtet.
Schließlich aͤußerte er, er wolle die vorgelegten Anschlaͤge auch nicht einmal auf drei Monate bewilligen und trage auf die Herabsetzung des Heeres auf 71, 000 Mann an. Oberst Davies sah durch die Versicherungen des Kanzlers der Schatzkammer sich veranlaßt, sein Amendement zuruͤckzuneh— men; Hr. Hunt ließ es jedoch uͤber seinen Antrag zur Ab— stimmung kommen, und dieser wurde von 250 gegen 6 Stim—
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men verworfen, die urspruͤngliche Resolution dagegen ange⸗ nommen. Niederlande.
Bruͤssel, 26. Febr. Gestern fand im Kongresse die feierliche Installlrung des Hrn. Surlet de Chokier, als Re—
genten, statt. Dem (gestern mitgetheilten) Programme ge⸗
mäß, wurde der neue Regent im Sitzungs-Palaste des Kon— gresses empfangen, der mit einem Throne geschmuͤckt und auf der Gallerie von zahlreichen Zuschauern angesjuͤllt war. Der Baron Vanderlinden v. Hooghvorst, als Chef aller Belgischen Buͤrger Garden, stand mit den Stabs Offizieren derselben zur Rechten des Thrones, zu dessen Linken sich mehrere Generale und Stabs-Offiziere der Armee befanden. Als Herr Surlet de Chokier eintrat, wurde er von lauten Beifalls-Bezeugungen begruͤßt und demnaͤchst vom Praͤsiden— ten 2 v. Gerlache eingeladen, den Thron einzunehmen. Er lehnte dies jedoch mit dem Bemerken ab, daß er erst den Eid leisten muͤsse. Aber auch nachdem dies geschehen war, nahm er den Platz vor dem Throne und nicht auf demselben ein. Er hielt demnachst eine Anrede, in der er, nach einigen schmei— chelhaften Ausdrucken in Bezug auf den Kongreß, das Belgische Volk und die provisorische Regierung, Folgendes sagte: „Nach meiner Installirung werde ich mich ohne Verzug mit den Mi— nistern der verschiedenen Verwaltungs⸗Departements beschaͤfti— gen. Eine meiner ersten Sorgen wird die seyn, den gegenwaͤrtigen Zustand des Koͤnigreiches zu konstatiren, um seine Huͤlfsquellen und Beduͤrfnisse wuͤrdigen und bei der Erloͤschung meines Man— dates uͤber meine Verwaltung, Rechenschaft ablegen zu koͤnnen. Die Armee und die Finanzen werden meine Aufmerksamkeit anz besonders in Anspruch nehmen. Die Ihrige, m. H., enke ich auch noch insbesondere auf die Finanzen. Der mit diesem wichtigen Verwaltungszweige beauftragte Mini— ster wird die Ehre haben, Ihnen einen Plan vorzulegen, um der Langsamkeit, die in einigen Orten der Eingang der Abgaben erleidet, abzuhelfen; ich rechne gleichwohl darauf, daß die guten Buͤrger sich beeilen werden, das zu ent— richten, was sie dem Schatze schuldig sind, der in die— sem Augenblicke große Beduͤrfnisse hat. Dieses Ent—⸗ gegenkommen der Verwaltung in ihren finanziellen Be— duͤrfnissen waͤre jedenfalls eine patriotische Handiung. So bald ich die dringendsten Geschäͤfte versehen haben und in dem Augenblicke, da ich im Stande seyn werde, mich von der Hauptstadt zu entfernen, ohne dadurch dem Gange der Regierung Eintrag zu thun, will ich die Armee besuchen. Ich werde mir selbst von ihrer Lage, ihrem Geiste und ihrer Mannszucht Ueberzeugung verschaffen. Ich werde mich mit den Chefs uͤber die Mittel verstaͤndigen, ihren Beduͤrfnissen abzuhelfen und sie in den Stand zu setzen, einen Feldzug zu eroͤffnen, falls wir gezwungen seyn sollten, den Krieg fortzu— setzen. Auch der inneren Verwaltung will ich meine Sorg— falt widmen; ich werde mir einen genauen Bericht nicht bloß uͤber ihr Personal, sondern auch uͤber den allgemeinen Zustand der Angelegenheiten abstatten lassen. Ich werde nichts vernach— lässigen, um ihnen eine angemessene Richtung zu geben und einen festen, sicheren, von allen Hindernissen befreiten Gang zu verleihen. Die Rechtspflege, das erste Beduͤrfniß der Voͤlker, wird ebenfalls ein Gegenstand meiner Sorgfalt seyn. Ich schmeichele mir mit der Hoffnung, daß ich der Magi— stratur nur Gluͤckwuͤnsche zu bringen und sie einzuladen habe, die Erfüllung ihrer Pflichten mit der bisherigen Puͤnktlichkeit fortzusetzen. Was unsere Verhaͤltnisse mit den verschiede— nen Mächten Europas betrifft, so werde ich mir alle Muͤůhe geben, um uns ihre Freundschaft zuzuwenden und unser Vaterland vor den Uebeln zu bewahren, die vom Kriege unzertrennlich sind. Keine Gelegenheit werde ich auch vernachlaͤssigen, um den Handel wieder zu beleben und ihm durch Unterhandlungen Ausmuͤndungen fuͤr den Ab— fluß seiner Produkte zu verschaffen. Ein Hauptgegenstand meiner Sorgen wird jedoch seyn, uns so bald als moͤglich aus dem provisorischen Zustande heraustreten und in eine «ntschiedene Ordnung der Dinge uͤbergehen zu lassen, die uns maͤchtige Verbindungen verschafft, ohne den Frieden von Europa zu stoͤren. Ich schließe nicht, m. H., ohne von neuem Ihre, Unterstuͤtzung und die der ganzen Nation an— Zurufen, ehne die ich nichts vermag. In sie und in ihre Weisheit setze ich meine Hoffnungen; wenn sie mich nicht unterstuͤtzt, wird sie selbst ihr eigenes Werk zerstoͤren. Ehre und Dank allen Buͤrgergarden des Koͤnigreichs und be— sonders derjenigen von Bruͤssel, die sich unter allen Umstaͤn— den des Vertrauens der ganzen Belgischen Nation so wuͤr—
dig zu zeigen wußte. Ich fuͤge, m. H., noch hinzu, daß ich
durch den Eid, den ich eben geleistet, versprochen habe, die National / Unabhaͤngigkeit aufrecht zu halten. Ich betheur
diese Klausel wiederholentlich mit meinem Eite. Niemals, ja niemals werde ich, sey es nun direkt, oder indirekt oder aus Schwache, dazu beitragen, daß unserm Vaterlande seine Nationalitaͤt genommen werde. Wenn die Ereignisse, staͤr— ker als unsere Macht, anders daruͤber verfügten, so wuͤrde ich die Gewalt abdanken, und als einfacher Buͤrger wuͤrde ich mich zwar, doch niemals als oͤffentlicher Beamter, dem gebieterischen Gesetze der Nothwendigkeit unterwerfen.“ Diese Rede, welche eine allgemeine Bewegung verursachte, wurde vom Praͤsidenten im Namen der Versammlung be— antwortet, wonaͤchst dieselbe Deputation, die den Regenten empfangen hatte, ihn auch wieder begleitete. — Nach einer kleinen Pause dekretirte der Kongeeß, daß sich die bisherige provisorische Regierung um das Wohl des Landes ver— dient gemacht habe. Herr von Gerlache wurde sodann an die Stelle des Herrn Surlet de Chokier zum er— sten Praäsidenten der Versammlung ernannt, wonaächst eine Kommission von 5 Mitgliedern erwählt wurde, die sich noch besonders damit beschaͤftigen soll, wie den bis— herigen Mitgliedern der provisorischen Regierung noch auf andere Weise der Dank der Nation abzustatten sey. Eagd— lich beschloß man, die Arbeiten des Kongresses bis zum Ab— lauf der naͤchsten Woche fortzusetzen und sich alsdann erst auf einige Zeit zu vertagen.
Die Mitglieder der vorigen provisorischen Regierung haben am 2Zösten d. folgende Proclamation erlassen: „Indem wir die Gewalt niederlegen, welche uns die revolutionnaire Energie uͤbertragen hatte, halten wir es fuͤr unsere Pflicht, im Angesicht Europas zu erklaͤren, daß das loyale, vernuͤnf— tige und ergebene Betragen der Belgischen Nation sich waͤh⸗
rend der ganzen Dauer unserer Gewalt keinen einzigen Tag
verlaͤugnet hat. Die provisorische Regierung nimmt die ihr theure Ueberzeugung mit sich, in den schwierigsten Augen⸗ blicken immer Gehorsam gefunden, sich immer unterstuͤtzt ge—⸗ sehen zu haben. Wenn sie als Ersatz fuͤr ihre Anstrengun—⸗ gen etwas von ihren Mitbuͤrgern verlangen koͤnnte, so waͤre es, daß sie unter dem verehrungswuͤrdigen Regenten, den der Kongreß so eben ernannt hat, dasselbe bewundernswerthe Betragen beobachten mogen, das ihnen, nachdem sie sich den Tapfersten gleichgestellt, den Ruf des verstaͤndigsten Volkes von Europa erworben hat. Es lebe Belgien! Es lebe der Regent! Es lebe die Freiheit!“
Es wollten gestern einige Leute dem Herrn Surlet de Chokier, als er vom Kongresse abfuhr, die Pferde vom Wa— gen abspannen, um ihn selbst zu ziehen. Herr Surlet, der es nicht zugeben wollte, stieg, des schlechten Wetters ungeach— tet, aus und wanderte mit einem Regenschirm in der * nach seiner Wohnung zuruͤck.
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Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes Schreiben aus Rom vom 17. Febr. meldet:
„Die Nacht vom 15ten zum 16ten, welcher man mit aͤngstlicher Erwartung entgegen sah, ging, Dank den Vorkeh— rungen der Regierung, gluͤcklich voruͤber. Man hatte, wie schon berichtet worden, Nachricht, daß am 14ten eine große Menge Wachs aufgekaust worden war, und erfuhr zugleich, daß die Unruhestifter Moccoletti anzuͤnden und den dadurch entstandenen Zusammenlauf des Volks zu tumultuarischen Austritten benutzen wollten. Moccoletti nennt man die Licht— chen, welche hier in den letzten Stunden des Karnevals, also am Abend des Dienstags vor Aschermittwoch, welches dies— mal gerade der 15te war, Jedermann in Handen traͤgt. Einer sucht sie dem Andern auszuloͤschen, die Ausgeloͤschten aber versucht man schnell wieder anzuzuͤnden; so ringt Alles
und wehrt sich gegeneinander, wobei viel Scherz, aber auch
wilde Lustigkeit und Verwirrung herrscht. Die Moccoletti waren fuͤr dieses Jahr schon zu Anfang des Karnevals ver— boten gewesen. Gleich bei einbrechender Nacht patrouillir te sehr zahlreiche Reiterei auf dem Corso; sie hatte Ordre, alle
doccolettitraͤger zu verhaften und bei der geringsten . sichkeit auf sie zu feuern. Kein Wagen durfte auf dem Corso
fahren. Alles blieb ruhig, und der Plan der Aufruͤhrer scheis⸗
terte auch diesmal. Jetzt heißt es nun, diese wollten sich fuͤrs erste ruhig verhalten, bis ihnen von außen, wo das Uebel sich immer vergroͤßert, Huͤlfe zukomme. Die Gemuͤther fangen indessen an, hier ein wenig ruhiger zu werden. In— dessen verlaffen die Fremden Rom in ganzen Karavanen, und Neapel und Florenz ziehen Vortheil von dem Ungluͤck Roms. Unter solchen Umständen sind die ersten Fragen jedes Ver⸗ nuͤnftigen, wle stark sind die Unzufriedenen, und wer steht an ihrer Spitze? Beide Fragen kann Niemand genuͤgend
beantworten. Bald sollen 5006, bald 5000 Unzufriedene in
Rom seyn, und jeden Tag giebt man ihnen andere beruͤhmte
— *
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