1831 / 63 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Personen zu Anfuͤhrern, so daß ich es nicht wagen darf, nur

Einen zu nennen, um nicht auf bloßen Verdacht hin histori⸗

sche Namen zu verunglimpfen. So viel ist gewiß, daß, ob— gleich in Rom sowohl, als an andern Orten, Komplotte und Verschwoͤrungen existiren und gelingen konnen, doch an keinen Aufstand zu denken ist, und da der erste Ueberrumpelungs⸗Ver⸗ such mißlang, so ist vielleicht die Gefahr schon uͤberstanden. Zum Trost aller derer, welche Angehörige in Rom haben, sey es gesagt, daß bei der Volksstimmung und bei der Zusammen— ziehung der Truppen, welche sich, eingerechnet die Buͤrger— garde, auf beinahe 6000 Mann vermehrt haben, nichts fuͤr die Stadt uͤberhaupt und noch weniger fuͤr ruhige Individuen zu fuͤrchten ist. Von außen lauten die Nachrichten nicht be— ruhigend. Perugia, diese wichtige Stadt, nebst ihrem Kastell, ist dem Beispiele Bologna's gefolgt. Die Kardinaͤle Ben— venuti und Rivarola sind in die Provinzen gesandt. Die Bologneser haben ihren beliebten Erzbischof, den Kardinal Oppizoni, mit großen Ehrenbezeugungen eingeholt, aber ihm auch eine dreifarbige Kokarde entgegengeschickt. Man gab ihm eine Ehrenwache und Feste, erkennt seine Autoritaͤt in eistlichen Dingen, schließt ihn aber von aller Polltik aus. Der Arzt ist gut, wenn nur die Krankheit uͤberhaupt heilbar ist! Es sind Truppen von Bologna nach Ankona gezogen, um sich der dortigen Festung zu bemächtigen. Gelingt ihnen dies, so kann es die schlimmsten Folgen fuͤr die suͤdlich Nea— pel zunaͤchst liegenden Delegationen haben.“

Ankona vom 9. Febr. „Montags (den 7ten) bei Tagesan— bruch kam hier eine Staffetie mit der Nachricht des Aufstan— des in der Romagna bis Rimint an. Die Behoͤrden nah— men alle Maaßregeln, um die Ruhe in Ancona aufrecht zu

halten, indem sie die Wachen an allen Posten, und vorzuͤglich im Innern des Seehafens und bei den Gefaͤngnissen, verstarkten. Der gestrige Tag ging ganz ruhig voruͤber; aber am Abend gegen

7 Uhr zeigte sich ein Haufen von etwa 70 Menschen der ge⸗ Pr. Engl. Anl. 22

meinsten Klasse, worunter Schiffsleute, Lastirager u. dgl., die von verschiedenen Romanesen und anderen Personen angefuͤhrt wurden, auf dem Platze, mit dem Gescheei: „Es lebe die Frei— heit!“ und anderen aufruͤhrerischen Reden. Am Tage hatte sich das Geruͤcht verbreitet, daß die Grenadiere (sammtuch Romanesen) nicht fechten wurden; aber zur Freude der Gut— gesinnten gab die Hauptwache Feuer und hörte nicht eher auf, als bis der Haufe gänzlich zerstreut war, und eine Stunde nachher war tie Stadt ganz ruhig. Es wurden nur zwei Menschen getoͤdtet, und zwar gerasce diesenigen, welche das Geschrei angefangen hatten. Es wurde eine Verordnung des Delegaten kund gemacht, welche zur Erhaltung der guten Ordnung auffordert und verbietet, nach dem Abendgelaͤute

ohne Laterne auszugehen, oder sich in Haufen uͤber drei Per⸗

sonen zusammenzurotten. Es machten viele Patrouillen die Runde.“ .

Weitere Nachrichten aus Ankona unterm 11. Febr. mel⸗

den, der Wiener Zeitung zufolge: „Die revolurionnaire Bewegung hat sich von Bologna bis nach Sinigaglia er— streckt. Die Städte setzten jede eine besondere Regierung ein,

und es herrscht nicht nur keine Uebereinstimmung unter den⸗

selben, sondern es bestehen im Innern dieser kleinen Gemein⸗ wesen selbst fast überall Keime der Uneinigkeit. Wir sehen es als ein Gluck fuͤr uns an, daß der Aufstand in unserer Stadt, ungeachtet der Anstrengungen, welche von einigen Feinden der Ordnung gemacht, aber auf der Stelle unter⸗ druckt wurden, nicht gelungen ist.“

Das Lateinische und das Deutsche Verzeichniß der von

der hiesigen Universitaͤt in dem naͤchsten Sommer halbenjahre 1831 vom 256. April an zu haltenden Vorlesi 2 an, 2

heute an bel dem Pedell Danelßer im Universitäats⸗Gebaͤude,

ersteres far 21 Sgr. und letzteres fuͤr 2 Sgr., zu haben. Berlin, 1 Marz 1831. ; 47 , 6 Der Rettor der Unmwer sitaͤt.

PF n,

Königliche Schau sptele⸗ . Freitag, 4. Maͤrz. Im Opernhause. Zum erstenmale wiederholt; Taͤuschung, lyrisches Drama in 1 Akt, mit Tanz, nach dem Franzöͤsischen: „l'Illusion'“, des St. Georges, bear⸗ beitet vom Freiherrn v. Lichtenstein; Musik von Herold. Hierauf: Adagio und Polonaise fuͤr Fortepiano, von Herz,

!

West pr. PfFdb.

vorgetragen vom Koͤnigl. Kammermusikus Hrn. Fr. Wör⸗

litzer. Und, zum erstenmale: Die jungen Pensionairinnen, komisches Ballet in 4 Akt, von Ph. Tagliont, Balletmeister der großen Oper zu Paris. (Herr Fleury, erster Taͤuzer des K. K. Hof-Theaters am Kaͤrnthnerthore zu Wien, wird hierin die Partie des Rustie, ausfuͤhren.

Sonnabend, 5. Maͤrz. Im Opernhause: Heinrich V. Jugendjahre, Lustspiel in 83 Aoötheilungen. Hierauf: Der Nasenstuͤber, Possenspiel in 3 Abtheilungen, von E. Raupach.

Es wird ersucht, die zu diesem Tage bereits gekauften Schauspielhaus-Billets, gegen Opernhaus-Billets gefaͤlligst umtauschen lassen zu wollen.

Im Schausplelhause: 1) Le mariage impossible, vaude- ville en 2 actes. 2) La premiere représentation de: Ma- dame Lavalette, drame- vaudeville historique nouveau en 2 actes, par Mr Barthelemy.

Zu dieser Franzoͤsischen Vorstellung bleiben die bereits gekauften, und mit Freitas bezeichneten Billets guͤltig, auch . die noch zu verkaufenden Billets, mit Freitag bezeich⸗ net seyn.

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Koöͤn ig städtisches Theater. Freitag, 4. Maͤrz. Stille Wasser sind tief, Lustspiel in Akten, von Schroͤder. (Dlle, Lemke, vom Hof. Theater zu

Sondershausen: Antoinette, als dritte und letzte Gastrolle.) Die Mailänder Zeitung vom 19 Febr. berichtet aus

Berliner Börs e- Den 3. März 1831. Amtl. Fonds- und Geld-Cours- Zettel. (Prerisss. Cour.)

*

XI. Hrie / Celd. II.. Pri. 77 St. · Sci ulcs- doch. 877 815 L3ustpr. Fiandirl a4 kr. Enz. Anl. 18 Ponm. Pfandhrt. 1633 Kur- u Neum do 162 Schlesische do. 105 lRkst. C. d Ku. N. 56 L. ch. il. RK. u. N. 57

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Pr. Engl. (i.. 30 Kurm. Oh. m. . C. Neum. Int. Sch.d. Berl. St. dt = Ob. Königshę. do. Eliinger do. IDanz. do. in Th.

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Brief. Geld. c a ᷣᷣᷣ : 0 O 0 O s 2 Q e - - --, Amsterdum .. 250 FI. Kurz 142 1117

i 1. 2 Alt. 1414 141 Kurz 1003 1150 2 Mt. 1495 149

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2 Mt. S0 2 Mt. 1017 2 Mt. 1 21 ; ö ö 35 g . 10 ; Tage 10 ö v. II. W 150 2 u 2 3 Woch. Kurz

Auswärtige Börsen.

J Amsterdam, 26. Februar. . HM 2 2 . n , wirkl. . 385. erm ihemr- 153. Oest. 5proe.

Hamburg. 1. Marn. Oezterr. 4proc. Metall. 74 Br. Bank- Aetien pr. ult. 953. 2

. p. fi. r l. Gi. hen 35 86. Anl. Hamb. Cert. Sci

St. Petersburg, 2. Februar. ̃ . Hmemhurg 3 Mon. 9535. Silber-Rubel 377 Kop. proc. Inse. in Silber 87. =

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Wien., 26 Februur. oproc. Metall. Spt. 4proc. 676. 2Hproc. 428. Loose zu

too FI. 1610. Peri- Vblig 1108. Ban- Actian Sad.

Zweite Beilage

3 Ut. 16 261 6 21.

527 Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung M 63.

Frankreich. Pairs-Kammer. In der Sitzung vom 23. Febr. legte zuvoͤrderst der Kriegs-Minister den von der Depu— tirten⸗Kammer am 2tsten angenommenen Gesetz-⸗Entwurf we—

gen Errichtung einer Fremden- Legion vor. Der See⸗

Minister brachte sodann zum zweiten Male den von der Deputirten⸗Kammer veraͤnderten Gesetz⸗ Entwurf wegen Un— terdruͤckung des Sklavenhandels ein. Hierauf berichtete der Graf Roy uͤber den Gesetz- Entwurf wegen der kuͤnfti— gen Verwendung des Tilgungs-Fonds und stimmte fuͤr die Annahme desselben mit einigen unwesentlichen Amendements. Jetzt bestieg der Minister des Innern die Redner— buͤhne, um der Kammer den Gesetz-Entwurf vorzulegen, wo— durch die Stadt Paris zur Eroͤffnung einer Anleihe von 15 Millionen Fr. ermaͤchtigt werden soll. Er ergriff hiernaͤchst zum zweiten Male das Wort, um der Versammlung von der, durch den Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten der Deputirten-Kammer gemachten amtlichen Mittheilung Kenntniß zu geben. (S. das Hauptblatt. Der Marschall Jourdan fand sich dadurch zu folgender Bemerkung veran— laßt: „Die Mittheilung, die wir so eben vernommen haben, ist von großer Wichtigkeit; ohne Zweifel werden Sie, m. H., wie ich, der Meinung seyn, daß sie die Aufmerksamkeit die— ser Kammer ganz besonders fesseln muß. Ich habe daher die Ehre, Ihnen hiermit den Vorschlag zu machen, eine Kom— mission mit der Entwerfung einer Adresse an den Koͤnig zu beauftragen, um diesem dafuͤr zu danken, daß er zu der Un— abhaͤngigkeit Belgiens so maͤchtig beigetragen hat, und ihm zugleich zu erkennen zu geben, wie sehr es uns geruͤhrt hat, ihn der Erhaltung des Friedens ein so großes Opfer als das der Verweigerung seines Sohnes fuͤr den Belgischen Thron bringen zu sehen.“ Der Vicomte Lain“ aͤußerte, wenn die Kam— mer bisher uͤber die neuesten Ereignisse geschwiegen, so sey solches bloß deshalb geschehen, weil ihr Reglement sie gleichsam dazu gezwungen habe; jetzt aher, wo das Ministerium der Kam—

mer eine Gelegenheit biete, ihr bisheriges Schweigen zu brechen,

hoffe er, daß, bei der Vorlegung der von dem vorigen Redner in Antrag gebrachten Adresse, seine Herren Kollegen es fuͤr angemessen halten wuͤrden, auf diejenigen Europaͤtlschen Staa— ten, die Frankreich in Bewegung setzen koͤnnten, einen Blick zu werfen, zugleich aber auch die innere Lage des Landes in Erwaͤgung zu ziehen. Es sey nicht seine Absicht, auf die Unruhen, die zuletzt die Hauptstadt betruͤbt, zuruͤckzukommen; ihm genuͤge, daß die ganze Sache jetzt vor den Gerichten schwebe, und er hoffe, daß die Einleitung des Prozesses das Dunkel enthuͤllen werde, das zum Theil noch die letzten Be— gebenheiten nicht bloß in Paris, sondern auch in der Pro⸗ vinz decke. Er danke dem Marschall Jourdan, daß er auf eine Adresse an den Koͤnig angetragen habe, worin die ganze Kammer ihre Wuͤnsche und Hoffnungen niederlegen, und na— mentlich zu verstehen geben köͤnne, daß, nachdem der gesell— schaftliche Zustand einigen Gefahren ausgesetzt gewesen, es in hohem Grade nothwendig sey, dem Koͤnigthume mehr Kraft, als blsher, zu verleihen. Der Vorschlag des Marschalls Jourdan wurde hierauf einmuͤthig angenommen und die be— treffende Kommission in folgender Weise zusammengestellt: der Marschall Jourdan, die Herzoͤge von Broglie und von Choiseul, der Marquis von Mortemart, die Grafen Simeon, Belliard und von St. Priest, der Vicomte Lainé und der Admiral Duperré. Hierauf bestieg der Minister des oͤffentli— chen Unterrichts die Rednerbuͤhne und theilte der Ver— sammlung die Koͤnigliche Verordnung mit, wodurch der Ge— setz Entwurf uͤber den Elementar⸗Unterricht aus dem Grunde zuruͤckgenommen wird, weil sich eine Steuer-Erhebung daran knuͤpft und das Gesetz sonach zuerst der Deputirten-Kammer vorgelegt werden soll. An der Tages⸗Ordnung war jetzt die Berathung über den Gesetz-Entwurf wegen Organisation der National⸗Garde. Der Marschall Jourdan verlangte, daß man sich zunaäͤchst mit den Amendements der Kommission be— schaͤftige, wogegen der Herzog von Broglie sich vorweg allen diesen Amendements ohne Ausnahme widersetzte; er thue solches nicht, aͤußerte er, weil er die Antraͤge der Kom⸗ mission fuͤr verwerflich halte; im Gegentheile finde er meh— rere derselben ganz vortrefflich; so fehlerhaft ihm aber auch das Gesetz, wie es aus dem Schoße der Deputirten⸗Kammer her— vorgegangen, erscheine, so muͤsse er doch auf die unveraͤnderte An— nahme desselben bestehen, denn da diese Kammer vielleicht nur noch wenige Tage beisammen seyn, mithin keine Zeit mehr haben

werde, sich mit den von der Pairs Kammer vorgenommenen

Amendements zu beschaͤftigen, so wuͤrde das Land mehrere Monate hindurch ganz ohne ein Gesetz uͤber die National—

Garde seyn; ein solcher Zustand sey aber, namentlich bei den gegenwartigen Zeitumstaͤnden, durchaus unzulaͤssig. Der Her— zog von Choiseul schloß sich der Ansicht des Marschalls Jourdan an und beharrte dabei, daß man die Amendements der Kommission in Erwaͤgung ziehe; es sey unmoͤglich, meinte er, daß die Pairs-Kammer ein Gesetz annehmen könne, von dessen Unvollkommenheiten sie selbst uͤberzeugt sey, und die Nothwendigkeit, das wahre Beste der National-Garde wahr— zunehmen, uͤberwiege den von dem vorigen Redner angefuͤhr— ten Grund. Der Minister des Innern äußerte sich fol— gendermaßen: „Mir scheint, daß der edle Pair (Choiseul) die Beweggruͤnde des vor ihm aufgetretenen Redners unrichtig verstanden habe; dieser hat, ohne sich im Uebrigen auf eine Eroͤrterung des Gesetz-Entwurfes selbst einzulassen, nur in Ruͤcksicht der obwaltenden Umstaäͤnde Ihre Vaterlandsliebe in

Anspruch genommen. Es ist keinesweges unsere Absicht, Sie

zur unveraͤnderlichen Annahme des Ihnen vorliegenden Ge— setz-Entwurfs gleichsam zu zwingen. Aber Sie kennen die kurzlich in dieser Hauptstadt begangenen Excesse, die wir mehr als irgend Einer beweinen. Je nun! meine Herren, bietet uns nicht die National-Garde das erste Mittel, um solchem Unwesen zu steuern? ist sonach nicht ein Gesetz zur Organi— sirung der National-Garde fuͤr uns das dringendste Beduͤrf— niß? Allerdings ist der Ihnen vorgelegte Entwurf in einigen seiner Bestimmungen fehlerhaft, allein er genuͤgt fuͤr den Au⸗ genblick. Huͤthen Sie sich, meine Herren, ein Gesetz zu ver— zoͤgern, das uͤberall mit so großer Ungeduld erwartet wird.“ Der Graf von Montalem bert fuͤhlte sich durch diese Aeu⸗ ßerung zu folgenden Bemerkungen veranlaßt: „Ich protestire zuvoͤrderst gegen die Uebereilung, womit man bei der Eroͤr—

terung des uns vorliegenden Gesetzes verfahren will; eine

solche Uebereilung wuͤrde von den verderblichsten Folgen seyn; sie wuͤrde einer seits dem Lande ein un vollkommenes haͤngendes Gesetz zuziehen, anderer seits aber der Pairs⸗Kammer eine erniedrigende Stellung geben, indem diese sich gleichsam zu einer bloßen Einregistrirungs-Kammer machte. Warum verlangen die Minister von uns, daß wir nach sechs⸗ wöchentlicher Unthätigkeit die wichtigsten Gesetze im Ge⸗ schwindschritte annehmen sollen? Wir sind nicht hier, um

dem Willen des Ministeriums zu gehorchen, sondern um die

Rechte und Interessen des Landes zu vertheidigen. Verges⸗ sen Sie nicht, m. H., daß Sie unter den gegenwartigen Umstanden eine wichtige Rolle zu spielen haben, und daß Sie dazu des Vertrauens des Landes beduͤrfen. Fahren Sie

in Ihren Berathungen mit der Maͤßigung und heilsamen

Muße fort, die Ihnen den Beifall aller aufgeklärten Maͤnner erworben haben. Von zweien Dingen eins: entweder ist diese Kammer dem Lande nothwendig oder sie ist ihm uͤber⸗ fluͤssig. Im ersteren Falle kann man nicht von uns verlan— gen, daß wir Gesetze votiren sollen, ohne sie vorher zu pruͤ— fen; im zweiten Falle dagegen mag man diesen Saal schlie⸗ ßen. (Heftiges Murren) Wir haben des Ruhms genug er⸗ langt; Frankreich wird dies nicht vergessen; aber niemals wer⸗ den wir uns durch die Worte Aufruhr und Anarchie einschuͤchtern lassen, niemals werden wir dem Willen der Mi— nister nachgeben. Aus der Masse von Gesetzen, die der De— putirten⸗Kammer vorgelegt worden sind, konnte kein gutes uͤber die National-Garde hervorgehen. Dieses letztere zeich⸗ net sich daher auch ganz besonders durch seine Maͤngel aus; durch die große Masse der darin aufgenommenen Bestimmun⸗ gen hat man jenem schoͤnen Institute der National-Garde nur geschadet. Frankreich heftet aber seine Augen auf uns; suchen wir uns des Landes wuͤrdig zu zeigen, und wenn wir doch unsere Wuͤrde einbuͤßen sollen, so sorgen wir wenigstens dafuͤr, daß man uns in ehrenwerthem Andenken behalte.“ Bei diesen Worten wurde der Redner von dem Praͤsidenten mit der Bemerkung unterbrochen, daß es unangemessen sey, im Schoße der Kammer die Aufhebung der Pairie voraus⸗

zusetzen. „Ich bin auch schon zu Ende!“ rief Hr. v. Mon⸗

talembert, indem er sich einige Verbesserungs-Vorschläge in dem Gesetz⸗Entwurfe vorbehielt. Die allgemeine Berathung wurde hierauf geschlossen und die Versammlung kam, auf den Antrag des Grafen von Belliard, dahin uͤberein, den Amendements der Kommission die Priorität einzuraͤumen. Nach einigen kurzen Bemerkungen des Generals von Am⸗ brugeac, des Grafen von St. Aulaire, des Herzogs von Praslin und des Herzogs Decazes wurden sodann die 49 ersten Artikel des Gesetz⸗Entwurfes mit den von der Deputirten⸗Kammer in Vorschlag gebrachten Amendements angenommen. Am folgenden Tage sollte die Berathung fort—

gesetzt werden.

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