1831 / 66 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 07 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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suchte.“ Dasselbe Blatt berichtet unterm 2ten d. M.: „Gestern zeigten sich theilweise Kosaken unterhalb Praga und an den Üfern des Saͤchsischen Werders; sie wurden je⸗ doch bei jeder Annaͤherung von dem Feuer der Unsrigen zu⸗ ruͤckgedraͤngt und einige davon gefangen genommen. Es heißt, daß bei Pultusk ein Treffen stattgefunden habe; doch ist noch keine sichere Kunde daruber eingegangen.“

Der Warschauer Zeitung zufolge zogen sich die Russi⸗ schen Truppen nach der letzten Schlacht hinter die sogenannte Grochowsche Saͤule zuruͤck und verhalten sich bis jetzt ganz ru⸗ hig. Ein Theil der Polnischen Armee ist wiederum in War— schau eingeruͤckt, um sich von seinen Anstrengungen zu erholen.

In der hiesigen Staats-Zeitung heißt es: „Jen— seits Praga ist Alles ruhig; nur zuweilen hoͤrt man das Schießen der Flanqueurs und erblickt Kosaken, welche Reisig aus dem Saͤchsischen Werder holen. Es heißt, daß den Rus— sen 4 Geschuͤtze untergesunken sind, die sie uͤber das Els eines Grabens nach dem Saͤchsischen Werder transportiren wollten. Seit einigen Tagen ist das Wetter sehr ungestuͤm; Schneegestoͤber, Thauwetter und Sturmwind wechseln mit einander ab; ein Gluͤck ist es, daß unsere Truppen nicht un— ter freiem Himmel zu kampiren brauchen. Der Feldmarschall Diebitsch hat seine Armee getheilt; man sah Kolonnen in verschiedener Richtung nach Norden und Suͤden zu abmar— schiren. Von dem Russischen Garde⸗Corps, welches im De— aus Warschau abgezogen ist, hat man am Zösten d. chon einzelne Regimenter mit uns im Kampf gesehen. Bei Bialolenka befanden sich die Kuͤrassiere, bei Grochow die Uh⸗ lanen, deren Befehlshaber, General Markoff, daselbst ver— wundet wurde. Die Gefangenen sagen aus, daß in dem letzten Kampf der Artillerle-General Suchozanet ein Bein verloren und der in Warschau bekannte General Lieute— nant Kiszkin auf dem Schlachtfelde geblieben sey. Es heißt auch, daß General Rozniecki in dem Treffen bei Bialolenka unterlegen ist.“

Unter der Rubrik: „Amtliche Nachrichten“ giebt die Staats-Zeitung einen Armee⸗Bericht des Oberst⸗Lieute⸗ nants Lagowski, Befehlshabers des kleinen Krieges von Ka— imierz bis Zawichost, vom 26. Febr., welcher Folgendes ent— . „Der Befehl des Generals Dwernicki, weiter vorzu— ruͤcken, verdoppelte den Eifer der Unteroffiziere und Gemei— nen und wurde auf folgende Weise ausgeführt. Die Sei— tenmärsche meiner Kolonne erlaubten nicht ein so schnelles Zusammentreffen mit dem Feinde, als es die Tapferkeit un⸗ serer Krieger wuͤnschte. Endlich als am 25. Februar der

Oberst Kozakowski mit den Sensentraͤgern in dem Dorfe La⸗

gow auf der Straße von Zwolen nach Pulawy angekommen und von dort am 26sten nach dem Dorfe Gora , , war, nahm ich die 190 Freiwilligen unter Johann Wielhorski und die 190 Jaͤger zu Fuß unter Julian Malachowski und

passirte Wlostowice gegenuber die Weichsel; die Kavallerie, unter

der sich 10 Chasseurs befanden, fuͤhrte ich durch dies Dorf nach Pulawy. Der Chef Malachowski zog sich hinter Gestraäͤu⸗ chen nach der Pulawer Meierei hin, mit dem Befehl, nicht eher in Pulawy einzudringen, bis die von mir auf der Wlostowircer Straße herangefuͤhrte Kavallerie und die Abthei— lung derselben, welche sich unter dem Kommando des Capi—⸗ tain Boski auf der Straße von Lublin naͤherte, ihm durch ihr Feuer den Beginn des Kampfes anzeige. Der Haupt— Angriff, welcher auf einen Stall der Dragoner gerichtet war, wurde mit gluͤcklichem . ausgefuͤhrt. Auf das erste Schießen zog sich auch die Infanterie heran, aber der hart—⸗ naͤckige Widerstand der Dragoner verlaͤngerte den Kampf von 5 Uhr bis 9 Uhr Abends. Ein dichtes Feuer aus dem Holg— und Dachwerk des Stalles verwundete die Unsrigen. Zwei—⸗ mal bot man uns Pardon an, aber vergeblich. Endlich er— hielt der Chef Malachowski von mir den Befehl, auf den Feind einzudringen, und er griff selbst, an der Spitze von 8 Schuͤtzen, das Hauptthor des Stalles an. Einer der Kuͤhn— sten sank neben ihm zu Boden; aber diese tapfere That zwang die Gegner zur Ergebung; 3 Offiziere, 170 Drago— ner, 90 und einige Pferde, ein Fourgon und ein Ammu⸗ nitions, Wagen fielen in unsere Hände. Das Stadt— . wurde vor der Zerstoͤrung gesichert. Unser Verlust an Todten und der des Feindes konnte der Nacht wegen nicht genau gezaͤhlt werden.“ Hierauf folgt eine Belobung einzel⸗ ner Krieger, die sich in dem Treffen besonders ausgezeichnet haben, und dann folgende durch Staffette uͤbersandte Nach⸗ schrift: „Ich habe noch die Ehre, Ihnen nachtraͤglich zu melden, daß die Zahl der von dem Dragoner-Regiment Her— zog von Wuͤrtemberg en, Genommenen, Verwundeten und Getodteten 305 Mann betragt; und zwar haben wir den Capitain Sacken, 4 Offiziere, 50 Unteroffiziere und Ge⸗ meine zu Gefangnen gemacht, 15 Mann verwundet und 35

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getoͤdtet. Um 2 Uhr des Morgens vom Tösten auf den 26bsten war der Capitain Horoch mit 40 Kavalleristen durch Jano⸗ wiec nach Kazimierz detaschirt worden, in welcher letzteren Stadt er ein weit zahlreicheres feindliches Corps angegriffen und, ohne Verlust von unserer Seite, einige Gemeine und den Drago ner⸗Offizier Wojejekoff gefangen genommen und 8 Pferde erbeutet hat. Der Rest des Feindes zog sich zuruͤck.“ In einem Artikel der Staatszeitung wird daruͤber Beschwerde gefuhrt, daß außer den Kapuzinern keine andere Ordensgeistliche sich der Kranken nnd Verwundeten in den Lazarethen annaͤhmen; sie aͤßen umsonst Polnisches Brod und erbarmten sich nicht des Schicksals ihrer Polnischen Btuͤder. Das Vaterland rufe die Bernhardiner, Reformir— ten, Karmeliter, Augustiner und Dominikaner auf, sich der Nothleidenden anzunehmen und ihnen wenigstens Wasser herbeizuschaffen; wer auf die Stimme desselben nicht hören werde, sey des Polnischen Namens nicht wuͤrdig. Der General⸗Postmeister Morozewicz macht , daß, einer Verordnung der National⸗-Regierung zufolge, das Por— to auf Buͤcher, Zeitungen und periodische Blaͤtter herabgesetzt worden ist. Dieser Bekanntmachung ist eine Liste beigefuͤgt,

ter Polens und des Auslandes verzeichnet ist, und zwar in der ersten Rubrik, was sie am Orte ihrer Redaction, und in der zweiten, was sie mit dem im Koͤnigreich Polen zu entrichtenden Postporto bei ihrer Versendung kosten. Es er— glebt sich daraus, daß in Polnischer Sprache jetzt uͤberhaupt 36 Journale und Zeitschriften erscheinen; davon kommen 29 im Koͤnigreich Polen selbst, 3Z in Krakau, 2 in Petersburg, 1 in Litthauen und 1 in Wilna heraus. Darunter befinden sich folgende wissenschaftliche Blaͤtter: Die Polnische The⸗ mis, Piast (ein technologisches Journal), Denkschrift fuͤr Wissenschaft und Literatur, Denkschrift fuͤr Wissenschaften welche in Krakau erscheint), Kolumbus (ein Reise-Journal), Denkschrift fuͤr Berg⸗ und Huͤttenwerk, Gesundheitslehren, Denkschrift fuͤr Moral und Literatur, Denkschrift fuͤr Arze⸗ nei⸗Wissenschaften, Denkschrift fuͤr Physik und Mathematik, Auswahl von Romanzen Walter Scott's und Duchange's; * 6. Blaͤtter sind theils politischen, theils vermischten nhalts.

In der Polnischen Zeitung heißt es: „Ungeachtet der dringenden Lage, in welcher das Land sich befindet, trifft man in der Hauptstadt noch junge, kraftige, kerngesunde Leute, die, vielleicht aus Antipathie gegen den Pulverdampf, bei Tage sich hinter die Bureautische verbergen und des Abends in Adjutanten⸗Fracks und Offizier⸗Maͤnteln mit dem Schwerdt an der Seite umherspazieren. Wir haben schon ein vollstaͤndiges Verzeichniß dieser jungen Herren und, so⸗— bald der Schlußtermin fuͤr sie voruͤber seyn wird, werden wir die Namen derer, welche sich dann nicht zur Armee be⸗ geben haben, durch den Druck bekannt machen. Einer der Warschauer Dichter, und zwar von denen, welche mit jedem Windstoß den Ton und Gegenstand ihrer Declamationen äͤn⸗ dern, ja noch dazu ein Offizier der National-Garde, gefallt sich in der Wiederholung und Verbreitung erschreckender Ge⸗ ruͤchte; wenn er sich nicht getroffen fuͤhlt, werden wir seinen . , ö

as in Warschau eingesetzte Kriegsgericht hat am 28sten v. M. mehrere Individuen, welche als Spione vor 13 e f. wurden, freigesprochen, zwei aber zum Tode ver⸗ urtheilt.

Die National⸗Regierung hat die Ausfuhr roher Haͤute gaͤnzlich verboten.

Frankreich.

Deputirten⸗ Kammer. Sitzung vom 26. Febr. Unter den Bittschriften, woruͤber in dieser Sitzung berichtet wurde, befanden sich zwei, worin ein Eigenthuͤmer in Marly auf ver schledene polizeiliche Maaßregeln antrug, um die Kir⸗ chen und die darin befindlichen Denkmäler vor Verwuͤstun⸗ gen zu bewahren. Der Graf A. v. Nogilles benutzte die Gelegenheit, um auf die letzten, in der Hauptstadt veruͤbten Excesse zuruͤckzukommen. Es sey endlich Zeit, äußerte er, diesem Unwesen ernstlich zu steuern; Tages zuvor noch habe der Poͤbel eines der schoͤnsten Schloͤsser von Frankreich (Ver⸗ sailles) unter dem Vorwande bedroht, daß er die in der dorti⸗ gen Kapelle befindlichen herrlichen Ornamente und Sinnbilder jerstoͤrin wolle; in der Hauptstadt sowohl als in den Pro⸗ vinzen wurden nicht nur die Kreuze von allen Kirchen fort⸗ genommen, sondern auch die Heiligen Statuen fortgeschafft. „Ich fordere die Minister auf“, so schloß der Redner, „uns ö sagen, welche Befehle sie ertheilt haben, um die religtoͤsen

enkmaͤler vor der Zerstoͤrung zu bewahren, und wie die

von ihnen erlassenen Instruetionen lauten, in deren Folge in

auf welcher der nunmehrige Preis fuͤr alle periodische Blaͤt⸗

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iedenen Provinzen die Privat-Wohnungen verletzt und vorgenommen worden sind.“ Der Mini⸗ ster des offentlichen Unterrichts begnuͤgte sich mit ber Bemerkung, daß die letzten Unruhen von den An⸗ häͤngern der vorigen Dynastie selbst herbeigefuͤhrt worden feyen, und daß, wenn ein Theil des Volkes sich, allerdings auf eine hoͤchst strafbare Weise, an den Kirchen vergangen ha—⸗ be, eine Kirche es auch gewesen sey, die sich die Karlistische Partei zu einer nicht minder strafbaren Herausforderung aus⸗ ersehen gehabt. Hr. v. Noailles erwiederte, an mehreren Orten der Provinz habe durchaus keine Herausforderung stattgefunden, und doch waͤren ahnliche Excesse wie in der Hauptstadt veruͤbt worden. Hr. Salverte behauptete da— gegen, daß die unlaͤngst in Avignen und Orange vorgefalle⸗ nen Unruhen ebenfalls von den Anhaͤngern der vorigen Re— gierung veranlaßt worden seyen, und daß man die Absicht ge⸗ habt habe, Heinrich V. zu proklamiren. Mehrere Deputirte hielten das Geruͤcht fuͤr eine reine Erfindung. Herr von No allles bemerkte, daß er die Sache lediglich aus dem reli⸗ gloͤsen Gesichtspunkte betrachte und die Politik dabei ganz aus dem Spiel lasse; er verlange bloß, die Regierung solle aus⸗ druͤcklich erklären, daß sie die Zerstoͤrung der Kirchen und der darin befindlichen Denkmaͤler als ein Vergehen betrachte. Hr. Barth entgegnete, daß eine solche Handlung in den Augen der Regierung nicht bloß ein Vergehen, son⸗ dern ein Verbrechen sey, und daß die Thaͤter niemals der Strenge des Gesetzes entgehen wuͤrden. Der Mi— nister des Innern erklaͤrte, daß die Angabe des rn. von Noallles von einem beabsichtigten Angriffe auf das Schloß von Versailles voͤllig aus der Luft gegriffen sey; man streue dergleichen Geruͤchte von Excessen in der Naͤhe der Hauptstadt seit einigen Tagen absichtlich aus, um die Natiönal⸗-Garde immer auf den Beinen zu halten und ihr den Dienst zu verleiden. Die obgedachten beiden Bittschrif⸗ ten wurden zuletzt durch die Tages⸗-Ordnung beseitigt. Nachdem noch uͤber einige andere Petitionen, die keine erheb⸗ liche Debatte herbeifuͤhrten, Bericht erstattet worden, legte der Minister des Innern den von der Pairs-Kammer veränderten Gesetz⸗Entwurf uͤber die Organisation der Na— tional⸗Garde vor. Sodann begann die Berathung uͤber das Assisen Gesetz. Die Herren Daunou und v. Tracy erklaͤrten sich gegen das Amendement der Pairs ⸗Kammer, wonach hinfuͤhro zur Verurtheilung eine Majoritaͤt von min— destens 8— 4 Stimmen erforderlich seyn soll; Hr. Du bois und der Minister des offentlichen Unterrichts ver— theidigten dagegen dasselbe, indem eine großere Majoritaͤt allzu oft die Üngestraftheit zur Folge haben wuͤrde. Die An⸗ nahme des Amendements, und demnachst des ganzen Ge⸗ setz-⸗Entwurfes erfolgte zuletzt mit 267 gegen 20 Stim⸗ men. Ueber den Gesetz Entwurf wegen Bewilligung eines Zuschusses von 2 Mill. Fr. zu den Militair⸗Pensionen,

welcher Gegenstand demnaͤchst an der Tagesordnung war,

ließen sich 0 Redner vernehmen; die von ihnen herbeige⸗ fuͤhrte Debatte bietet inzwischen durchaus kein Interesse fuͤr bas Ausland dar. Nach der Annahme des Gesetz Entwurfes, die (wie bereits gemeldet) mit 211 gegen 9 Stimmen er—⸗ folgte, verlangte noch Hr. Cam bis (Deputirter des Depart. ber Vaucluse) das Wort, um die obige Behauptung des Hrn. Salverte zu widerlegen, daß in Avignon ein sehr gefaͤhrliches Komplott habe ausbrechen sollen; er koͤnne versichern, daß diese Angabe durchaus ungegruͤndet sey; der Malre von Avignon melde ihm noch unterm 290sten, daß die Ruhe in dieser Stadt keinen Augenblick gestoͤrt worden sey; auch sey nicht der mindeste Anschein vorhanden, daß eine solche Stoͤ⸗ rung eintreten koͤnnte; eben so befriedigend sey der Zustand des ganzen Departements. Die Versammlung ging um 6 Uhr auseinander. In der naͤchsten Sitzung (vom 28sten) sollte die Berathung uͤber das . fortgesetzt werden; uberdies erwartete man den Kommsssions-Berlcht uͤber die von der Pairs-Kammer zu dem Gesetze wegen Organisation der National⸗Garde vorgenommenen Amendements.

Paris, 27J. Febr. Vorgestern hatten Herr Casimir Périer, der General Lobau, der Marschall Gérard, 3 Dupin d. Aelt., Herr Karl Dupin und Herr Augustin Pé—⸗ rier die Ehre, zur Koͤnigl. Tafel gezogen zu werden. Der König ertheilte gestern dem General Delort und dem Mar—⸗ quis von Praslin Privat⸗Audienzen.

Mlttelst Königl. Verordnung vom 12. Februar ist der OberstLZientenant Aurange zum Obersten und Militair⸗Kom— mandanten von Guadeloupe und der Bataillons⸗-Chef Carrel zum Oberst⸗Lieutenant und Kommandanten des Franzoͤsischen Theiles der Insel Saint, Martin ernannt worden.

Die vom General Clausel in Algier provisorisch vorge—

nommenen Ernennungen sind durch eine Koͤnigl. Verordnung genehmigt worden.

Dle vom Minister des Innern angeordneten Haus su— chungen in den Provinzen dauern noch immer fort. In Fontenay wurden 22 Haussuchungen angestellt, unter Anderm beim Bischofe von Lugon, Herrn Soyer, dem gewesenen Praͤfekten Frottier de Bagneux, dem ehemaligen Maire von

uon, Herrn von Menars, ferner bei acht Geistlichen u. s. f. In Fougeres wurde sowohl in dem Landhause als in der Stadtwohnung des Herrn Duplessis de Grönsédan und in Poitiers auf dem Redactions-Bureau eines Journals Haus⸗ suchung gehalten. Die Gazette de France erklart diese Haussuchungen, so wie die Beschlagnahme der Papiere, aus bloßem Verdacht fuͤr ungesetzlich und meint, der Mini— ster des Innern uͤbernehme durch diese Maaßregel eine große Verantwortlichkeit. t

In Nimes begab sich am 21sten d. M. ein aus hundert Individuen bestehender Volkshaufe nach dem dortigen Justiz⸗ palaste und forderte, daß man ihm die Buͤsten Ludwigs XVIII., Karls X. und einiger anderen Mitglieder dieser Fa— milie uͤbergebe. Mit Erlaubniß des Koͤnigl. Prokuraters wurden die Buͤsten ausgeliefert und vom Volke zertruͤmmert. Dieses zog hierauf nach dem Seminar und warf dort alle Fenster ein; es kam zu Schlägereien, bei denen mehrere Per⸗ fonen verwundet wurden. Patroulllen der National-Garde und der Linien- Truppen zerstreuten endlich die Volkshaufen, und die Nacht verfloß ruhig. In Macon und Chalons sind Freiheitsbaͤume errichtet worden, ohne daß jedoch dabei un— ruhige Auftritte stattgefunden haͤtten.

Gestern hieß es im Justizpalaste, der vor einigen Tagen in Rheims zum Deputirten gewahlte Herr Chaix⸗d'Est-Ange sey statt des Herrn Comte zum Koͤnigl. Prokurator am hie⸗ sigen Tribunale erster Instanz ernannt worden.

Der Kriegs-Minister hat eine aus den Herzogen De cazes, Broglle, dem Grafen v. Ambrugeac und dem Vicomte Dode de la Bruerie, Mitglieder der Pairs⸗-Kammer, und den Deputirten, General Brenler, Dupin d. Aelt,, Mau⸗ guin und Vicomte Decaux, bestehende Kommission niederge⸗ ö 96 den Entwurf zu einem Militair-Strafgesetzbuch

ruͤfen soll.

; Das Journal des Débats widerspricht dem seit eini⸗ gen Tagen verbreiteten Geruͤchte, daß die Deputirten⸗Kammer nicht aufgeloͤst werden wuͤrde; noch wenige Wochen, meint dasselbe, und das Schicksal Frankreichs werde in die Haͤnde der Waͤhler gelegt werden. Das gedachte Blatt verspricht sich uͤbrigens von den neuen Wahlen eine mindestens eben so gemaͤßigte Kammer, als die jetzige. „Aber das Wahlgeschäft“, fuͤgt dasselbe hinzu, „ist deshalb nicht minder diesmal von großer Wichtigkeit, denn wir werden danach erfahren, ob wir es bloß mit einer Opposition, oder mit einer Faction zu thun haben. Was sollte man z. B. davon denken, wenn, nachdem die Wahl⸗Kollegien uns die jetzige Kammer oder eine aͤhnliche wieder zugefuͤhrt, eine gewisse Partei sie nichtsdestoweniger auch ferner noch mit Beschimpfungen verfolgen und dem Lande ihr Joch mit Gewalt auflegen wollte. Und wenn diese Par⸗ tei nun den Sieg davontruͤge, in welchen Abgrund von Uebeln

und Revolutionen wuͤrde Frankreich nicht dadurch aufs neus

gerathen? Wir hoffen indessen, daß es Jedermann so . und aufrichtig, als wir, meinen wird. Man hat die Auf⸗ loͤsung der Kammer verlangt, damit das Land Schiedsrichter zwischen den verschiedenen Parteien sey. Jetzt wird man sich auch in die Entscheidung fügen und sich hoffentlich, zur Ver⸗ kuͤndigung seiner Meinung, keiner anderen als der gesetz li⸗

chen Mittel bedienen.“ Auch die Gazette de France

glaubt, daß die Wahl⸗Kollegien eine ähnliche Kammer wie die jetzige zusammenstellen werden und urtheilt in dieser Vor⸗ 8 also: „Es bietet sich dem Lande eine doppelte Aus⸗ sicht dar: entweder wird die sogenannte Partei der Bewe⸗ gung, wenn sie sieht, daß das Ministerium sich auf die Wi⸗ derstand leistende Majorität der neuen Kammer stuͤtzt, dadurch je mehr nnd mehr gereizt werden, so daß die ö erung, um die Volks-Gewalt im Zaum zu halten, sich gendthigt sehen wird, zu Ausnahme ⸗Gesetzen und der Gewalt der Waffen ihre Zuflucht zu nehmen; oder die Partei der Bewegung wlrd die National⸗Garde und das Ministerium mit sich fort⸗ reißen, die Kammer aufs neue aufloͤsen, Primar⸗Versamm⸗ lungen zusammenberufen und das ganze Werk des 7. August abermals in Frage stellen. Das elne von diesen beiden Re⸗ sultaten scheint uns bei einer Aufloͤsung der Kammer unver⸗ meidlich. Uebrigens verbreitet sich seit zwei Tagen aufs neue das Geruͤcht, daß Herr Cas. Périer Herrn Lafsitte ersetzen und dieser aus dem Ministerium ausschelden werde.“

In einem vom Abbs de Pradt . . Aufsatze des Temps heißt es unter Anderm: „Ordnung ist das Le—

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