1831 / 69 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 10 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

des in Staats papieren verhindert, obgleich sich wenig Gele⸗ genheit findet, dasselbe in Handels- Unternehmungen anzu— wenden.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 4. Maͤrz. General van Geen ist vorgestern mit einer Abtheilung seines Stabes in Breda an— gekommen; das Hauptquartier befindet sich aber noch in Vught. Es heißt, daß die Armee große Evolutionen machen und eine geschlossene Stellung von Breda bis Eindhoven ein— nehmen werde; erst alsdann wuͤrde denn auch das Haupt— quartier nach Tilburg verlegt werden.

In Amsterdam wird dermalen eine große Gemaͤlde— Sammlung veranstaltet, zu welcher beizutragen alle Kuͤnstler des Landes aufgefordert worden sind, und die binnen kurzem zum Besten der Vaterlands-Vertheidiger ausgespielt werden

soll. ö In 2 de Grace ist durch Vermittelung des Herrn Peeters, Niederlaͤndischen Konsuls daselbst, eine Subscription zum Besten der Hinterbllebenen der auf dem Kanonierboote van Speyks besindlich gewesenen Seeleute eroͤffnet worden. Die unterzeichnete Summe betraͤgt bereits 620 Holl. Gulden, und bemerkt man unter den Subskribenten saͤmmtliche aus— waͤrtige Konsuln in Havre, mehrere angesehene Kaufleute und den Englischen Contre-⸗Admiral Honyman. Das National⸗Denkmal zur Verewigung van Speyks wird, wie man vernimmt, in Egmond van Zee errichtet werden und aus einem praͤchtigen Leucht ⸗Thurme hestehen, der den Namen „van Speyks⸗Thurm“ fuͤhren soll. Amsterdam, 4. Marz. Die Gelangung des rn. Surlet de Chokier zur Regentschaft uͤber Belgien wird einen Abschnitt in der Revolution dieses Landes bilden, die noch weit davon entfernt ist, ihren Kreislauf vollendet zu ha—

ben. Der Baron Erasmus Surlet de Chokier, ein angese⸗

hener Wollhandler und Besitzer großer Merino-Schaͤfereien in der Provinz Limburg, bekleidete unter der Napoleonischen Vereinigung Belgiens mit Frankreich ein Amt in der gemein— samen Hauptstadt und kehrte bei der Restauration der Bour⸗ bonen nach seinem Vaterlande zuruͤck, wo er bald als Mit— . der zweiten Kammer der Generalstaaten erwaͤhlt wurde, nn welcher er vor mehreren seiner Suͤd⸗-Niederlaͤndischen Kol— legen durch einen edeln Freimuth sich auszeichnete, aber auch durch blinde Anhaͤnglichkeit an Franzoͤsische Doktrinen, gleich den meisten uͤbrigen Belgischen Mitgliedern der Generalstaa—⸗ ten, einen Mangel an Nationalitaͤt verrieth, der noch jetzt, be⸗ sonders nach der schmeichelhaften Aufnahme, die er als Praͤsident der Belgischen Deputation in Paris gefunden, seine paxteiische , nach dem Franzoͤsischen Nachbarlande befuͤrchten laͤßt. Das Bewußtseyn, einen solchen Argwohn zu erwecken, war es auch wohl, das Hrn. Surlet bewog, bei seiner Uebernahme der Regentschaft ausdruͤcklich zu erklären, daß er nur als Privatmann, nie aber als oͤffentlicher Beamter, in eine Auf— opferung der National⸗Unabhaͤngigkeit sich fuͤgen wuͤrde. Seine Erwaͤhlung ist als ein Sieg der liberalen Partei uͤber die priesterliche anzusehen, der jedoch nur dadurch erfochten wurde, daß die neutrale, die man noch viel richtiger als die rationelle 22 bezeichnen konnte, denn sie vertritt den gesuͤndesten

heil des Landes, den Gewerbfleiß und den Handel, der er— steren sich anschloß. Von den 11 Priestern, die sich im Kongresse befinden, stimmten 10 fuͤr den Jesuiten-Zöoͤgling Felix v. Mero⸗ de; der eilfte, der fuͤr Hrn. Surlet stimmte, war der Abbé Bou— quiau de Villeraye, ehemaliger Praͤfekt unter Napoleon und fruͤher auch Banquier in Antwerpen, derselbe, der fich bei der Belgischen Deputation in Paris befand, und der, als er einmal in seinem Priester⸗Ornate sich auf der Straße zeigte, eben nicht auf die schmeichelhafteste Weise vom Pa⸗ riser Volke behandelt wurde. Die rationelle Partei in Bel⸗ glen sieht die Ernennung des Hrn. Surlet de Chokier, in der sie keinesweges schon einen Ausweg erblickt, um aus dem von der Revolution herbeigefuͤhrten Ungluͤck herauszukommen, doch unter zweien Uebeln als das geringere an. Sie haͤlt den Erwaͤhlten mindestens fuͤr unfaͤhig, Boͤses zu thun, was jedenfalls doch ein großer Gewinn im Vergleiche mit der Regierung der van de Weyer, Rogier und Merode ist, denen gleichwohl der Kongreß und dies zeugt wohl am meisten von seinem eigenen Mangel an Capacitaät eine Belehnung ihrer Verdienste durch die Summe von 150,000 Gulden zuerkannt hat. Hr. Surlet hat ein schwieriges Amt zu einer schwierigen ö. übernommen; fast ist der gute Wille allein nicht mehr hinreichend, das Boöse, das geschehen ist, wieder zu vertilgen; es gehort auch ein eiserner Wille dazu. Schwaͤche aber muß man es nennen, wenn der Regent alle fast sammtllch als unfähig erwiesene Minister bloß deshalb in ihren Functionen bestaͤtigt, weil sie, mit der Revolu—

tei selbst verstaͤrkt sich auch noch durch Militairs, deren 4

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tion geboren, seiner Ansicht nach, nicht von ihm ge—

krankt werden duͤrfen. Wie will Herr Surlet mit ei⸗

nem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, wie Herr van de Weyer, der sich Wochen lang durch ein geschicktes Mandver von Paris aus am Seile fuͤhren ließ, Streitfra⸗ gen lösen, in die Belgien mit dem ganzen uͤbrigen Europa verwickelt ist? Wie soll der Advokat Hr. Gendebien, der, wenige Tage vor der Aufloͤsung der provisorischen Regierung, sich selbst zum ersten Praͤsidenten des Bruͤsseler Ober-Tribu⸗ nals, einem Posten, befoͤrderte, den sonst nur die anerkann⸗ teste Faͤhigkeit oder die ehrenwertheste Aneiennetaͤt bekleidete,

sich auch als Justiz⸗Minister das Vertrauen der Magistratur

erwerben? Die Nullitaͤt des Herrn Tielemans, Ministers des Innern, braucht wohl kaum noch fuͤr den nachgewiesen zu werden, der seinen Plan einer Probe-Reglerung, oder auch nur seinen Briefwechsel mit Herrn de Potter kennt. Und mit solchen Ruderern soll das lecke Schiff aus dem jez—⸗ zigen Sturme gerettet werden! Die rationelle Partei wuͤrde das Aergste befürchten, wenn nicht eben jetzt die Hoffnung, daß bald Alles eine andere Wendung nehmen werde, sich mehr als je verbreitete. Die Stimmung im Lande selbst moge nachstehender Auszug eines, aus einer bedeu— tenden Fabrtkstadt des oͤstlichen Flanderns gekommenen, Schreibens schildern. Ist auch Manches darin, was vielleicht schon bekannt seyn duͤrfte, so hat es doch um des Ganzen willen nicht weggelassen werden koͤnnen: „Die Partei“, heißt es in diesem Schreiben, „welche die fruͤhere Ordnung der Dinge wieder herbeiwuͤnscht, wird mit jedem Tage staͤrker. Wollen auch Viele jetzt nicht Orangisten sich nennen lassen, so sind sie es doch im Herzen, und nicht bloß in Gent, Ant—

werpen und allen bedeutenderen Orten der beiden Flandern,

sondern selbst auch in Bruͤssel machen sie sich mehr und mehr bemerklich; weniger in Luͤttich und Mons, fast gar nicht aber in Verviers, Namur und anderen kleinen Graͤnzstaͤdten, die vor allen Dingen gern Franzoͤsisch werden möchten. Je—

ne Partei besteht jetzt hauptsaͤchlich aus Allen, die sich

von Anfang an der Revolution widersetzt hatten, wozu die Fabrikanten und Kaufleute, namentlich in Gent und Antwerpen, gehoͤren; alsdann aus den Fuͤrchtsamen, die es im Anfange nicht wagten, irgend eine bestimmte Farbe anzu— nehmen, und die sich der revolutionnairen Partei wurden an—⸗ geschlossen haben, wenn sich die Revolution nicht so unheil— bringend fuͤr ihre theuersten Interessen gezeigt hatte; endlich aber auch aus einem Theile derjenigen, die sich Patrioten nannten und als die gluͤhendsten Anhaͤnger der neuen Ord— nung zeigten, deren Folgen richtig zu beurtheilen sie nicht scharfsichtig genug waren, und die, nachdem sie sich von der Bewegung hatten hinreißen lassen, jetzt, da sie gewahren,

daß der Ruin des Landes unvermeidlich auch den ihrigen her⸗—

beifuͤhren werde, die Revolution verabscheuen und das, was sie selbst mir Eifer hinweggeschafft, nun mit demselben Eifer wieder herbeiwuͤnschen. Diese letzte Orangistische Fraction ist na⸗ mentlich in der buͤrgerlichen Mittel⸗Klasse, unter den Kraͤmern, hoͤheren und selbst niederen Handwerkern aufzusuchen. Die Par⸗

im Allgemeinen keine Vereinigung mit Frankreich wuͤnschen und die, da sie aus dem gegenwartigen unsicheren Stand der Dinge nichts ihrem Interesse Guͤnstiges entspringen sehen, sehr geneigt seyn wuͤrden, den Prinzen von Oranien an die Spitze der Regierung zu stellen. Selbst in der revolution nairen Bewegung der Priester ist augenscheinlich ein Still— stand eingetreten; es bedarf nur eines einzigen Schrittes noch, und sie intriguiren dann eben so fuͤr die Contre— Revolution, als ste bisher im entgegengesetzten Sinne ihre versteckten Umtriebe wirken ließen. Die Pariser Ausschweifungen des 14. und 15. Februar und die Missionen der St. Simonianer sind es, die diese wunderbare Veraͤnde⸗ rung bei ihnen hervorriefen. Die Kirchen⸗-Pluͤnderungen, das irreligidse Benehmen des souverainen Volkes von Pa⸗ ris und endlich die Versuche der St. Simons ⸗Juͤnger in

Bruͤssel haben ihnen die Augen geöffnet; sie an, zu

begreifen, daß diese Revolution, deren Folgen ste in ihrer fanatischen Verblendung fuͤr ihr eigenes Interesse —— zu koͤnnen geglaubt haben, ihnen am Ende das Schicksal der Franzoͤsischen Geistlichkeit zufuͤhren werde; sie sagen daher jetzt schon: es sey doch wohl besser, unter einem zwar pro— testantischen, aber aufgeklaͤrten, toleranten und gerechten Fuͤr⸗ sten zu leben, der allen bestehenden Religlonen gleichen Schutz verleiht, als jedem Unfuge Thuͤr und Thor zu oͤff— nen und unter einer irreligioͤsen. Regierung nicht bloß allen Einfluß zu verlieren, sondern auch das Skandal der Franzoͤsischen Geistlichkeit zu erleben. Es heißt sogar, unsere Priester fuͤrchteten sich schon so sehr vor den Folgen revolu— tionnairen Uebermuths, daß sie in mehreren namhaften Staͤd⸗

nung Belgiens von Holland auszusprechen.

ten ihren ganzen Einfluß fuͤr die Ruͤckkehr der fruͤheren Ord⸗ nung der Dinge verwenden. Die in Bruͤssel vom niederen Volke ausgegangene gewaltsame Aufloͤsung des republikani⸗ schen Klubs, die Verstoßung von de Potter selbst und endlich die Hindernisse, die dasselbe Volk den Versammlungen der St. Simonianer in den Weg legte, sind saͤmmtlich von den Priestern angeregt worden. Fragt man nun aber, woher es komme, daß bei einem immer mehr um sich grei— fenden Zustande des Elends, dessen Ursache fuͤr Nie⸗

mand mehr ein Geheimniß ist, doch eine Partei, die

so zahlreich scheint, nicht im Stande ist, die Usurpation wie⸗ der umzustuͤrzen und einen allgemein gewuͤnschten Zustand herbeizufuͤhren, so antworten wir darauf, daß die Demagogen noch die Gewalt in Haͤnden haben, daß ihnen der Poͤbel noch zu Gebote steht, und daß diese Volkslelter Menschen ohne Sitten und Grundsaͤtze sind, die nichts zu verlieren ha— ben, Alles aber gewinnen koͤnnen, wenn es so recht drunter und druͤber geht, wahrend diejenigen, welche die Orangistische Partei bilden: Kaufleute, Fabrikanten, Grundbesitzer u. s. w. ihre Existenz unter einer Schreckens-Regierung, wie sie zum Thell schon der mißgluͤckte, schlecht dirigirte Versuch des Gregeire fuͤr die Stadt Gent herbeige— fuͤhrt hat, zu gefaͤhrden fuͤrchten; auch raubt das Prin— cip der Nicht⸗Einmischung, das leider fuͤr dieses ungluͤckliche Land geltend gemacht wurde, jede Hoffnung einer Unter— stuͤtzung von außen, und eine thaͤtige Reaction ist daher nur dann erst zu erwarten, wenn die Geistlichkeit wirksamer im Interesse der alten Ordnung der Dinge sich zeigt. Die re— volutionnaire Partei, wozu namentlich auch die Majorltaͤt des Kongresses gehört, kennt das Gefaͤhrliche ihrer Lage sehr wohl; daher auch die sorgfaältige Bewachung Gents und die Sendung des General Nypels nach Antwerpen, wo eine starke Militairmacht versammelt ist. Aus demselben Grunde hat man sich auch so sehr mit der Ernennung des Regenten beeilt und die Dekrete vom 18 und 24. Nov. v. J., welche die

National-Unabhaͤngigkeit und die Ausschließung des Hauses

Nassau betreffen, an die Spitze der Constitution gestellt, als wenn

sie einen Theil derselben ausmachten, so daß der Regent sie

bei seinem Amts⸗Antritte ebenfalls beschwoͤren mußte. In⸗ zwischen ist zu hoffen, daß, auch ohne Unterstuͤtzung des Re— genten, die Gutgesinnten dahin gelangen werden, der Revolu⸗ tion ein Ziel zu setzen. Schon sagen sich die meisten Par— teien von ihr los, denn keine hat ihre Rechnung dabei gefun— den; nur diejenigen bleiben ihr treu, die, fruͤher von den Wohlthaten ihres Monarchen uͤberhaͤuft, sich des schwaͤrzesten Undankes gegen ihn schuldig gemacht haben, und einige obsture Maͤnner, wie die Rodenbachs, Robaulx u. s. w., die, sobald eine Veranderung eintreten wird, wieder in das Nichts zu— ruͤcksinken werden, aus dem sie auftauchten.“

Bruͤssel, 3. Maͤrz. Die Herren Werbroek Pee— ters, Maclagan, Osy, Secus, Bergeyck und andere Mitglleder legten gestern auf das Bureau des Kongresses einen Antrag nieder, der dahin geht, daß die Regierung auf— gefordert werde, Auskunft daruͤber zu ertheilen, ob sie Maaß— regeln genommen, daß Belgien dei den Rhein⸗-Schifffahrts—⸗ Verhandlungen in Mainz gehoͤrig vertreten werde? Herr Pirmez meinte, jene Herren haͤtten sich an die Regierung direkt wenden sollen, und Hr. v. Aerschot fuͤgte hinzu, daß den Uferstaaten allein die Sorge uͤberlassen bleiben muͤßte, das Recht der freien Schifffahrt zu reguliren. Herr O sy entgegnete, er habe bisher vergeblich von der Regierung einige Auskunft daruͤber verlangt. Hr. Barthelemy unter— stuͤtzte zwar den Antrag, doch meinte er, derselbe sey nicht dringend; man koͤnne vielmehr mit einer Geltendmachung seiner Rechte warten, bis die Ausuͤbung der selben hestritten werde. Hr. v. Rob aulx sagte: „Ich widersetze mich dem Antrage, doch reservire ich mir gleichwohl mein Votum. Wenn nur die Uferstaaten zu jener Regulirung ein Recht

haben, so besitzen wir es nicht mehr, da wir aufgehört ha⸗

ben, ein RheinUferstaat zu seyn. Uns in Verhandlungen solcher Art einmischen, hieße geradezu, uns * =/.

Ich begreife das Interesse, das der Handelsstand von Antwerpen hegt, Schritte solcher Art zu thun; wir wollen jedoch diese Sorge den Holländern

uͤberlassen, die mehr dabei interessirt sind, als wir. Schick⸗ cen wir eine Kommission nach Mainz, so wuͤrde man uns dort vielleicht fuͤr Hollaͤnder ansehen, und ich glaube doch

nicht, daß dies in der Absicht meiner ehrenwerthen Kollegen

von Antwerpen liegt.“ (Man lacht.) Nach einigen anderen

Gegenreden entschloß sich endlich die Versammlung, am

waͤchsten Tage über diesen Gegenstand die Minister zu be—

fragen. Bei der ferneren Diskussion uͤber das Wahlgesetz

wurde der Vorschlag des Herrn Seron, daß Niemand,

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der nicht lesen und schreiben kann, Waͤhler seyn soll, ver⸗ worfen. Mit einigen kleinen Abaͤnderungen, die noch vor⸗ genommen wurden, wurde sodann das ganze Gesetz von 101 gegen 31 Stimmen angenommen.

Herr Ch. Rogier ist gestern im Auftrage des Regenten

ur Brigade des General Mellinet abgereist, in welcher fort⸗

waͤhrend sehr bedeutende Unordnungen und Stoͤrungen der militairischen Disciplin stattsinden.

Der Deputlrte, Hr. Barthelemy, hat ein Senbschrelben an Lord Palmerston im hiesigen Courrier abdrucken lassen, um den Britischen Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, der angeblich in seiner Parlaments-Rede vom 18. Febr. 5 den geschichtlichen Zustand der Dinge in Belgien verkannt haben soll, uͤber diesen Zustand in Kenntniß zu setzen.

Sr. Gendebien hat sowohl in seiner Eigenschaft als Ju— stiz⸗Minister, als in der eines Praͤsidenten des ersten Ge⸗ richtshofes von Bruͤssel, seine Dimission eingereicht.

Luͤttich, 3. Maͤrz. Die Juͤnger St. Simons sind bet uns gluͤcklicher gewesen, als in Bruͤssel; sie haben gestern im Universitaͤts⸗ Gebäude unter den Auspicien der patriotischen Gesellschaft eine Versammlung gehalten, die zwar viele Neu— gierige angezogen, aber durchaus keine Unordnung veranlaßt hat. Zwei Redner haben sich hoͤren lassen; der Eine hat uns eine Skizze der neuen Lehre gegeben, der Andere hat dieselbe mit aller Beredsamkeit vertheidigt. Wie es heißt, werden sehr bald wieder Versammlungen gehalten werden. Es wa— ren ungefaͤhr 3 400 Zuhoͤrer zugegen.

Deutschlan d.

Dresden, 3. Maͤrz. Nach der dem Ver fassungs⸗-Ent⸗ wurfe beigefuͤgten „Summarischen Uebersicht des dermaligen Finanz-Etats des Koͤnigreichs Sachsen“ betrugen die saͤmmt⸗ lichen Staats⸗-Durchschnitts-Ertrage und Special-Etats 4,316,105 Rthkr. 7 Gr. 1 Pf. Der Ausgabe⸗Etat betrug 4,273,234 Rthlr. 19 Gr. 5 Pf. Nach dem Haupt-Etat der gesammten Domanial- und Steuer⸗Ein⸗ nahme und Ausgabe für das Jahr 1831, belaufen sich alle Einkuͤnfte auf 4, 884,03 Rthlr. 15 Gr. 1 Pf

(Darunter ist der Betrag saͤmmtlicher indirekten Abgaben auf

god, 250 Rthlr. und aller direkten Steuern auf f, 988,617 Rthir. 2 Ggr. 9 Pf. angegeben.) Der gesammte Staats⸗ Aufwand betragt 4,604,353 Rthlr. 23 Gr. 5 Pf.

ten lie n.

Ein Schreiben aus Rom vom 22. Februar meldet: „Die Hauptstadt und die benachbarten Provinzen sind von dem besten Geiste beseelt. Erstere hat gestern ein überaus ruͤhrendes Schauspiel dargeboten. Da das Volk erfahren hatte, daß der heilige Vater ausfahren werde, um die Kirche di S. Pietro in vincoli zu besuchen, wollte es Ihm eine angenehme Ueberraschung machen, indem es sich in zahlloser Menge, unter Vortragung einer Paͤpstlichen Fahne, versam⸗ melte. Kaum zeigte sich der Wagen des Papstes auf dem St. Petersplatze, als das Volk, ungeachtet alles Wider stre⸗ bens Sr. Heiligkeit, die Pferde ausspannte und den Wagen bis zum Platze vor der Kirche zog, von wo der heilige Va—⸗— ter, bei dem großen Andrange, nur mit Muͤhe, immer vom * bis auf den Vatikans-Platz gezogen, zuruͤckkehren onnte.

Der Oesterreichische Beobachter meldet: „Den neuesten Nachrichten aus Rom vom 23. Febr. zufolge, war daselbst die Ruhe, seit den Vorfaͤllen am 12., nicht weiter gestoͤrt worden. In den Provinzen machte der Aufruhr taͤglich neue Fortschritte. Perugia und Spoleto sind revolu⸗ tionnirt. Der Kardinal⸗Erzbischof von Bologna (Oppizzoni), der eben im Begriffe stand, den Befehlen des heiligen Va⸗ ters gemaͤß, nach Bologna zuruͤckzukehren, erhielt im Augen⸗ blicke, als er von Florenz abreisen wollte, eine Anzeige von

der revolutionnairen Reglerung obgedachter Stadt, die ihm,

im Namen der Insurgenten, verbletet, nach seinem erzbischoͤf⸗ lichen Sitze zurückzukehren! Bei diesem Zustande der Anar⸗ chie und Verwirrung mehren sich die Raͤuberbanden auf den dm. Ein von Rom kommender Courier ist in der

acht vom 20. auf den 21. Febr. zwischen Montefigs cone und Vi⸗ terbo angefallen und bei seiner hartnaͤckigen Vertheidigung, wobei er sich und seine Briefschaften rettete, schwer verwun⸗ det worden. Unter den verschiedenen revoltirten Staͤdten in den Paͤpstlichen sowohl, als in andern von der Revolu⸗ tlon heimgesuchten Italiaͤnischen Staaten, herrscht die groͤßte Uneinigkeit; fo z. B. hat sich Reggio durchaus unabhängig von Modena erklart. Die Einen wollen die Einfuͤhrung lau— ter kleiner selbstständiger Republiken, die Andern eine Foͤde⸗

) Vergl. Nr. 61. der Staats Zeitung.

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