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gativ⸗ Republik, wieder Andere die Blldung einer großen Monarchie; nur in dem wilden Streben nach Umsturz des Bestehenden und in gegenseitiger Feindschaft unter einander sind sie alle einig.“ .
— In 6 des in dem obigen Schreiben aus Rom vom 2sten Februar gemeldeten Vorfalls hat der proviso⸗ rische Staats⸗Secretair, Kardinal Bernetti, eine Kund— machung erlassen, worin er im Auftrage Gregor's XVI. dem Roöͤmischen Volke die Freude Sr. Heiligkeit uͤber
das Ereigniß des gestrigen Tages bezeugt, den Se. Hei
ligkelt als den schoͤnsten Ihres Lebens betrachte und ewig in seinem Gedaͤchtnisse bewahren werde. Um aber Unordnun, gen zu vermeiden, die von dergleichen offentlichen und ge⸗ raͤuschvollen Scenen untrennbar seyen, gebe Se. Heiligkeit, auf die Nachricht, daß etwas Aehnliches vorbereitet werde,
den Wunsch zu erkennen, daß es unterbleiben moͤge, da Sie
von der Anhaänglichkeit Ihres Volkes durch den Eifer, wo— mit es an der Vereitelung aufruͤhrerischer Plaͤne Thell ge— nommen habe, hinlaͤnglich überzeugt worden sey. .
Laut eines Ediktes des Paͤpstlichen General-Schatzmei— sters ist der Preis des Salzes in Rom, so wie in dem gan— zen Kirchenstaate, um einen Bajoceo das Pfund und die Mahlsteuer um die Haͤlfte ihres bisherigen Betrages herab— gesetzt worden.
— Ein von der Allgemeinen Zeitung mltgetheil⸗
tes Schreiben aus Bologna vom Zgsten Februar meldet, daß alle Staͤdte und Provinzen, sowohl der Legationen, als ver Marken, die Autoritaͤt der provisorischen Regierung die⸗ ser Stadt, als Mittelpunkt der Italiaäͤnischen Union, aner—⸗ kannt haben, und enthalt zugleich den Bericht des Obersten
Sercognani von Pesaro uͤber die (schon bekannte) Einnahme
von Ankona. ö.
— Nach dem Osservatore di Tra sim ene, der seit der Insurrection in Perugia erscheint, haben auch die Staͤdte Todi, Fratta und Magione die dreifarbige Fahne aufgepflanzt.
Türkei.
Der Nürnberger Korrespondent meldet in einem Schreiben aus Venedig vom 23. Febr. „Durch gestern 6 sichere Nachrichten aus Skutari hat man end,
] ir . den Zweck der Kriegsruͤstungen der Pferte Auf
schluß erhalten, und es bleibt nun kein Zweifel mehr, daß zieselben, wenigstens fuͤrs ersie, nur die Unterwerfung und
Bestrafung des ungehorsamen Paschas von Skutari beabsich, tigen. Der Größ Wesir ist zu diesem Zwecke mit 20,000 Mann von Janlna aus in das Gebiet dieses Paschas einge— rückt, hat bereits die Staͤdte Tinana, Cavaglia und Duraz— zo hesetzt und steht, wie es in den Briefen heißt, nur noch 17 Stunden von der Hauptstadt Skutari, welch indessen 2 befestigt ist und von Mustapha Pascha, der entschlossen
zu seyn schesnt, sich hier zu vertheibigen, in aller Eile verpro—⸗ viantirt wurde. Andere wollen ihm die Absicht bei— legen, nach Ragusa oder Triest zu entfliehen, ehe die erwartete Tuͤrkische Flotte im Adriatischen Meere er⸗ scheint, was auch der allgemeine Wunsch der Bevoͤl⸗ kerung der Stadt Skutari ist. Es ist dies in einem Zeit— raum von 30 Jahren der dritte Versuch der Pforte, dieses
Paschalik, welches sich unter der Herrschaft Mustapha Pa—⸗ scha' und seines Vaters beinahe ganz unabhangig gemacht
hatte, wieder zu unterwerfen. Mustapha Pascha hat uͤbri⸗ zens ein schlagfertiges Heer von 12,060 Mann, auf dessen
an ichte er rechnen darf. Zieht man sodann den ihm eigenen Muth, so wie das gebirgige, an Fluͤssen und Suͤm⸗ pfen reiche Terrain in Betracht, so ist an einem schnellen
Resultate doch wohl noch zu zweifeln. — Nach Unterwerfung des Paschaliks von Skutarl, wird der Großwesir auch in der Provinz Bosnlen die neue Ordnung mit Gewalt eln⸗ führen. — Aus Vallona schreibt man, daß der Bey dieser
Stadt, aus Furcht vor der Argllst des Greßwesirs, sich mit
feiner Familie und Habe nach Korfu gefluͤchtet hat.“
Berlin, 9. Marz. In Nummer 43 des Nuͤrnber⸗ 6 n ten und nach ihm in Nummer 45 der
gemeinen Zeitung, vom 14. Februar d. J., wird ein Schreiben aus Berlin mitgetheilt, das solche Unwahr—
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heiten enthalt, die eine voͤllige Unkenntniß der Verhaͤltnisse verrathen, und man glaubt daher, die Redaction jenes Blat⸗ tes auf diesen Korrespondenten aufmerksam machen zu muͤs— sen. Es heißt unter Anderem darin: ,
„Es ist bereits an viele Freiwillige der Jahre 1813 —
1815 die Aufforderung ergangen, sich bei dem ersten
Winke zum Eintritt in das aktive Heer bereit zu halten.“ Dies ist an sich faktisch unwahr. lle Freiwillige dieser Jahre sind uͤbrigens nicht mehr in dem fuͤr das akttve Heer pflichtigen Lebensalter; ein Theil derselben gehort zu den Beamten, welche wegen ihrer Stellung nicht auf ihren Po— sten zu entbehren sind; ein anderer, noch groͤßerer Theil, ge⸗ hort schon zum 2ten Aufgebot der Landwehr.
„Außer dem hier schon eingerichteten zweiten Aufgebot, werden noch 6 Reserve⸗Regimenter errichtet. Das 2te Aufgebot der Landwehr besteht bereits seit 1814, und von der Errichtung 6 neuer Reserve⸗Regimenter ist nie die
Rede gewesen. „Vorige Woche sind hier an 60, 000 alte Gewehre, groͤß— tentheils Oesterreichische und Franzoͤsische, aus den Schle— sischen Festungen zur Ausbesserung nach Solingen durch⸗ gefuͤhrt worden.“ In Solingen werden nicht Gewehre, sondern nur blanke Waffen (Saͤbel ꝛe.) fabrizirt, und da sich in Schlesien selbst eine Gewehr⸗Fabrik befindet, so wird einem jeden unbefange⸗ nen Leser die Unwahrheit der obigen Behauptung von selbst in die Augen springen. „In dem vor 4 Jahren noch so reichlich versehenen gro— ßen Zeughause (in Berlin) befindet sich fast kein anderes . mehr, als die Feld⸗AUrtillerie der hiesigen Be⸗ atzung. 8 ; a, . in Berlin hat nur die Bestimmung, die Feld⸗Artillexrie des Garde⸗Corps aufzunehmen und war vor Jahren nicht reichlicher versehen, als jetzt.
— Nachrichten aus Königs berg zufolge, sind von dem siebenten Polnischen Uhlanen⸗Regiment 59 Mann theils mit, theils ohne Waffen, nach Ortelsburg gefluͤchtet, weil sie seit ,, . des Regiments weder, Sold noch Brod bekom⸗ men haben. ;
— Aus Oppeln wird gemeldet: Seit dem 17ten Febr. hahen gegen 3 — 4000 Polnische Einwohner sich mit ihren besten Sachen in den Beuthener Wald gefluͤchtet, sind zwar, nachdem sie solche in den diesseitigen Gränz-⸗Doͤrfern unter⸗ gehracht haben, zum Theil nach Polen zuruͤckgekehrt, zum Theil aber, besonders die Maͤnner, in den Graͤnz⸗Doͤrfern zuruͤckgeblieben, wo sie von ihren Familien mit Lebensmitteln versehen werden, uͤbrigens sich aber ruhig verhalten.
Königliche Schau spiele.
Donnerstag, 10. Maͤrz. Im Schauspielhause: Elise von Valberg, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von A. W. Iffland. Freitag, 11. Maͤrz. Im Opernhause: Rose, die Muͤl—
lerin, Singspiel in 2 Abtheilungen; Musik von A. Baron
v. Lauer. Hierauf: Die jungen Pensionnatrinnen, komisches Ballet in 1 Akt, von Ph. Taglioni. (Hr. Fleury: Rustie.)
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Königstädtisches Theater.
Donnerstag, 10. Marz. Fiorella, oder: Das Hospizium St. Lorenzo, Oper in 3 Akten; Musik von Auber.
Auswärtige Börsen. Ams ter dam, 4. Mära.
Niederl. Virld. Schuld 388. Kanz-Bisi. 53. Oest. Spro.
Metall. 83. Russ. Engl. AuI. az.
Hamburg, T. März. Oesterr. Bank- Actien 940. Russ. Engl. Anl. 86. Russ. Anl. Hamb. Cert. 843. Duin. 54d. Poln. pr. ult. März 89.
Wien. 4 Mürz. proc. Metall. 853. 4proc. 69z3. Loose zu 100 FI. 1585. Part- Oblig. 1121. Bank · Act en 965. .
3 Neu este B85rs en-Nachrichten. Paris, 3. Maͤrß. 5prore. Rente pr. Compt. 88. 60. fin eour. 88. 80. Zproc. pr. compi. 54 69. fin cour. 54. 5. 5proc. Neapol. pr. Compt. 57; 4. fin Cour. 57. 50. 5proc. Span. Rente perp. 433. Frankfurt a. M., 6. Marz. Oesterr. proc. Metall. S5. G. 4proc. 68. 675. 23proc. 433. 1proc. 19 B.
Bank⸗Actien 1118. 1114. Part.⸗„Obl. 1115. Poln Loole 55. Gedruckt bei A. W. Hayn.
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Redacteur John. Mitredaeteur Cottel.
Allgemeine
preußische Staats-Zeitung.
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. 70.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Bekanntmachung.
Die Dampfschifffahrt zwischen Rotterdam und London hat mit dem 1. März d. J. wieder begonnen, und es koͤn— nen von jetzt an wieder Briefe nach England ꝛ6., zur Befoͤr— derung per Rotterdam mittelst Dampfschiffes, angenommen werden. Um den Anschluß an das Dampsschiff zu erreichen, muͤssen diese Briefe aus Berlin
Dienstag und Donnerstag 7 Uhr Abends abgefertigt werden. Sie treffen alsdann Montag oder Mittwoch Morgens in London ein. Aus London erfolgt die Abfertigung der Rotterdamer Dampfschiffe Sonntag und Mlttwoch 9 Uhr Morgens, und es trifft die mit demselben abgesandte Korrespondenz , Sonnabend und Dienstag Morgens in Berlin ein.
Jeder, der die Befoͤrderung seiner Korrespondenz mittelst dieser Dampfschiffe wuͤnscht, muß auf der Adresse bemerken: „per Rotterdamer Steamboat.“
Berlin, 8. Marz 1831.
General⸗Post⸗Amt.
An gekommen: Der Kaiserl. Russische Geheime Rath,
außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am 2 r Spauischen Hofe, von Oubril, von St. Peters— burg.
Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger Kon— dratzew, als Courier von Paris kommend, nach St. Pe— tersburg.
Zeitungs-⸗Nachrichten. Ausland.
Rußland.
St. Petersburg, 2. Marz. Am 27sten v. M. fand die Taufe Ihrer Kaiserl. Hoheit, der Großfuͤrstin Alexandra Michailowna, mit den in dem (letzthin erwahnten) Programme vorgeschriebenen Feierlichkeiten statt.
Am 26sten v. M. ist der Senator bes Koͤnigrelchs Polen, Fuͤrst Lubomirski, aus Wilna hier eingetroffen.
Der General⸗Adjutant Lewascheff ist an die Stelle des
verstorbenen General-Adjutanten Potemkin zum provisori—⸗
schen Militair Gouverneur und zum Dirigirenden der Civil— Sachen in Wolhynien und Podolien, so wie das Mitglied
des Reichs-⸗Rathes, der Wirkliche Geheime Rath Engel, n Vorsitzer der provisorischen Regierung des Koͤnigreichs
olen ernannt worden. . Ein Allerhöchster Tagesbefehl vom 25sten v. M. ernennt den General⸗Major Lessowski zum stellvertretenden Kriegs
General ⸗Polizeimeister der aktiven Armee.
Das Gesetz, wonach Personen, die nicht lesen und schrei,
ben koͤnnea, keine Anstellüng im Civilfach erhalten sollen, ist jetzt auf's Neue amtlich eingeschaͤrft worden.
Das Journal de St. Petersbourg enthält Fol—
gendes: „Als am 16. vorigen Monats der in der aktiven
rmee dienende Uhlanen⸗Lientenant Pestoff mit 20 Uhlanen
und 25 Kosaken in der Nähe des Dorfes Chwala Bosa pa—
tr oulllirte, entdeckte er ein aus 2 Bataillonen Infanterie und 3 Eskadronen Kavallerie bestehendes Corps der Rebellen, die
Kanonen mit sich fuhrten. Bei einer solchen Uebermacht hielt der Lieutenant es fur seine Pflicht, sich zurückzuziehen
Berlin, Freitag den 11ten Marz
1831.
und dem Befehlshaber der Russischen Avant-Garde Bericht
abzustatten. Dieser billigte leinen Ruͤckzug und befahl ihm zugleich, wenn er sich vom Feinde umzingelt saͤhe, es zu ver— suchen sich durchzuschlagen. Der Kosak indessen, der diesen muͤndlichen Auftrag zu bestellen hatte, richtete nur den letz— ten Theil desselben aus. Dem zufolge warf sich der uner— schrockene Offisier auf die nächste feindliche Eskadron, schlug und verfolgte sie bis zu der Infanterie. Bald aber noͤthigte ihn die Uebermacht des Feindes zum abermaligen Ruͤckzuge. Am Ausgange des Defilé's, das ihn von den Polen trennte, machte er allein mit? Uhlanen Halt, um seiner Mannschaft Zeit zu geben, sich zu vereinigen, während er das Defisés bewachte. Auf dieser Stelle toͤdtete er mit eigener Hand 2 feindliche Offi— ziere und verwundete einen Unteroffizier. Nachdem sich in— zwischen seine Leute wieder in Schlachtordnung aufgestellt hatten, machte er einen zweiten Angriff, der abermals gluͤck— lich ausfiel, und die Feinde, die irgend eine ihnen gestellte Falle befuͤrchteten, veranlaßte, das kleine Detaschement auf sei⸗ nem Ruͤckzuge weiter nicht zu beunruhigen. Fuͤr dieses tapfere Benehmen wurde der Lieutenant Pestoff zum Stabs-Capi— tain und zum Ritter des St. Wladimir⸗Ordens 4ter Klasse mit der Schleife ernannt.
Nach den neuesten Berichten uüͤber den Gang der Cho— lera erkrankten am 19ten in Moskau 5 Personen; es genas und 3 starben. Am 20sten erkrankten 4; es genasen 2 und 1 starb. Am 2isten erkrankte 1. Am 22sten erkrankte 1, und 4 starben. Am 2Z3sten erkrankten 2. Am Zästen Mor—⸗ gens waren 18 Kranke übrig. .
Einer Kaiserl. Verordnung zufolge, soll die ganze Zeit, während welcher Beamte als Commissaire oder in anderen Functionen bei den Anstalten gegen die Cholera angestellt gewesen sind, ihnen als effektiver Dienst angerechnet und in ihren Dienst-Listen verzeichnet werden.
In der Stadt Nikolajeff zeigt sich die Cholera nicht mehr. In Taurien läßt sie uͤberall nach, und hat an einigen Orten voöͤllig aufgehoͤrt, in Bessarabien hort man nur noch von einzelnen Kranken. Dagegen herrscht sie noch immer in mehreren Doͤrfern im Chersonschen, und theilweise im Oren⸗
burgschen Gouvernement.
Man schreibt aus Bucharest vom 2ten Februar: „Vor einigen Tagen ist ein Tuͤrkischer Mihmandar hier angekom⸗ men, um den neuen Russischen Gesandten bei der Pforte, Wirklichen Staatsrath Butenieff zu bewillkemmnen und nach Konstantinopel zu geleiten.“
Polen.
Warsch au, 7. Maͤrz. Die National⸗Regierung hat unterm 2ten d. eine Proclamation an die Polnische Armee erlassen, worin sie derselben fuͤr die in den blutigen Kaͤm⸗ pfen vom 19ten und 265sten d. bewiesene Ausdauer Dank abstattet und sie ermahnt, in den neuen Anstrengungen, die ihrer harrten, nicht zu ermatten, keinem Zweifel, keiner Be—⸗ sorgniß Raum zu geben; die von den Volksvertretern ge⸗ i Regierung werde sich nie von dem Heere trennen, sondern jedes Geschick des gegenwaͤrtigen Krieges theilen.— In einer anderen Proelamation, welche am Aten d. von Sei— ten des Reichstages an die Polnische Nation erlassen wor⸗ den und von dem Fuͤrsten Michael Radziwill, als Senats⸗ Praͤsidenten, Julian Niemcewicz, als Senats ⸗Seeretair,
Wladislaus Ostrowski, als Marschall der Landboten⸗ Kammer
und Raver Czarnockl, als Secretair derselben, unterzeichnet ist, erklaͤren die National⸗-Repräͤsentanten, daß sie den festen Entschluß hegen, den Reichstag nicht zu pro⸗ rogiren, sich nicht von der Regierung und der Armee zu trennen und selbst dann, wenn ein unvorhergesehe⸗ e den Reichstag noͤthigen sollte, die Hauptstadt fuͤr eine Zeit lang zu verlafsen, nicht aufhoͤren wuͤrden, uͤber
das Schicksal ihres Vaterlandes zu wachen.