1831 / 70 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 11 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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langt hatte. Gegen das erstere erhob sich Hr. Du ver gier de Hauranne; auch Hr. Laisné de Vitlevéèque hielt dasselbe fuͤr unzulaͤssig, indem danach Provinzen, die nur schwach bevölkert, aber ihres Reichthums wegen stark besteuert sind, weniger Deputirte in die Kammer schicken wurden, als andere, wo der umgekehrte Fall eintritt. Der Minister des Innern hob gleichfalls die Hauptfehler des von Herrn Viennet in Antrag gebrachten Systems heraus und verlangte sonach, daß man sich zunaͤchst mit dem Plane der Regierung beschäftige. Nachdem die Berathung geschlossen worden, kam man zuvörderst dahin uͤberein, dem 353sten Artikel des Gesetz⸗ Entwurfes, wonach hinfuͤhro jedes Wahl“ Kollegium immer nur einen Deputirten soll wählen duͤrfen, vor dem 37sten, der von der Zahl der Deputirten handelt, den Vorzug zu geben. Jener Artikel wurde angenommen, und als die Kammer hierauf dem Systeme der Kommission vor dem der Regierung die Priorttät einraͤumte, bemerkte der Praͤsident, daß er unter solchen Umstaͤnden uͤber jeden einzelnen Para— graphen des dem 37sten Artikel angehaͤngten Tableaus ab— stimmen lassen muͤsse. Diese Erklarung machte die Versamm— lung sehr ungeduldig; mehrere Deputirte riefen, es lasse sich unter solchen Umstaͤnden gar nicht absehen, wann die Kam— mer mit dem Gesetz-Enkwurfe zu Stande kommen werde. Die einzelne Abstimmung erfolgte gleichwohl, und den nach— stehenden Departements wurden, nachdem die von verschie denen Deputirten in dem Interesse ihrer Provinz gemachten Amendements verworfen worden, ihre resp. Wahl-Bezirke und Deputirte in folgender Weise zugetheilt: Departement des Ain 5 Bezirke und Deputirte; Departement der Aisne 7 Bezirke und Deputirte; Depart. des Allier 4 Bezirke und

Deput.; Depart. der niederen Alpen 2 Bezirke und Deput.;

Depart. der oberen Alpen 2 Bezirke und Deput.; Depart. der Ardeche 3 Bezirke und Deput.; Depart. der Ardennen Bezirke und Deput.; Depart. der Arriège 3 Bezirke und Deput.; Depart. der Aube 4 Bezirke und Deput.; Depart. des Aude 5 Bezirke und Deput.; (hatte blsher nur 4 Deput.) Depart, des Aveyron 5 Bezirke und Deput.; Depart. der Rhone⸗Muͤndungen 6 Bezirke und Deput.; Depart. des Cal— vados 7 Bezirke u;nd Deput. Die Fortsetzung der Berathung wurde auf den folgenden Tag verlegt, wo man zugleich eine amtliche Mittheilung, wahrscheinllch das von der Pairs— Kammer veränderte Gesetz uͤber den Tilgungs⸗Fonds, erwartete.

Paris, 3. Maͤrz. Der Koͤnig arbeitete gestern mit den Mlnistern der Marine und des Krleges, und begab sich, von dem Hof-Architekten Fontaine begleitet, zu Fuß nach den Ateliers der Kunstschule und der lithrochromischen Anstalt, um die dortigen Arbeiten zu besichtigen. Der Herzog von Or— leans besuchte in Begleitung des General Pajol zu Pferde die Kasernen der hiesigen Garnison-Truppen.

Der Freiherr Asexander von Humboldt hatte am ver— wichenen Montage, dem Tage nach seiner Ankunft hierselbst, eine Privat-Audienz beim Koͤnige und wurde Mittags zur Koͤnigl. Tafel gezogen.

er zum diesseitigen Gesandten in Bruͤssel ernannet Ge— neral Belliard ist gestern dahin abgereist. Auch spricht man von dem nahe bevorstehenden Abgange des Grafen von Ste. Aulaire nach Rom mit einem außerordentlichen Auftrage in Bezug auf die Ereignisse in Mittel-Italien. .

Durch eine Koͤnigl. Verordnung vom 1. d. M. ist die Abgabe von 1500 Fr., welche bisher in den Franzoͤsischen fee en von Seiten der Regierung fuͤr die gesetzliche Ge—

nehmigung der Freilassung eines Sklaven erhoben wurde, aufge⸗ hoben worden. Einer andern Verordnung vom 28. v. M. ; fe sollen in den 22 am Meere liegenden Departements

60 Artillerie ⸗Compagnieen fuͤr die Errichtung und Bedienung der Kuͤsten⸗Batterlen aus den Natlonal⸗Garden der der Kuͤste anaͤchst liegenden Ortschaften gebildet werden. Jede dieser e n en. soll mindestens 50 und hoͤchstens 100 Mann stark seyn. .

as Journal des Débats und mehrere andere Blatter sprechen von einem aͤußerst wichtigen Bericht des Kriegs-Ministers an den Koͤnig, wonach die 480,000 starke Armee in zwölf Corps, jedes zu zwei Diwisionen, getheilt und in drei Linien an der noͤrdlichen, oͤstlichen nnd suͤdlichen Graͤnze von Bayonne bis nach Duͤnkirchen aufgestellt wer⸗ den soll. Den Befehl uͤber die Suͤd-⸗Armee wuͤrde der Marschall Gerard, den uͤber die Nord⸗Armee der Kriegs⸗ Minister, Marschall Soult, selbst uͤbernehmen. Auch den n , Clausel, Lamarque a. A. seyen Commandos be—⸗ timmt. ;

Es sind 13 neue General- Lieutenants ernannt worden, unter ihnen befinden sich die Generale Simmer, Borrelly, Hulot, Philipp von Segur, Delaistre, Meunier Saint Clatr,

Petit, Campy, Fabre, Picquet und Tiburtius Sebastiani. Die Zahl der auf der Aktivitäͤts-Liste befindlichen General— Lieutenants betragt 132; in die Reserve-Liste sind 82 Gene— ral⸗Lieutenants eingetragen. ;

Der Moniteur meldet Folgendes: „Ein Haufe von ungefahr 100 Arbeitern zog gestern Abend gegen 7 Uhr mit

dem Rufe: Arbeit oder Brot! nach dem Palais⸗Royal. Die Behoͤrde, die ihrer Bewegung lange Zeit folgte, ließ einige zwanzig verhaften, worauf die uͤbrigen sich bald zerstreuten. Die National-Garde, deren Eifer trotz der Umtriebe der Feinde der Ordnnng und des oͤffentlichen Friedens nicht nach— läßt, begab sich sogleich nach dem Palais⸗Royal und auf den Platz vor dem Louvre. Ueberall gingen Polizei⸗Kommissarien, mit ihren Amts-Insignien bekleidet, den Abtheilungen der bewaffneten Macht voran, und waren bereit, die ge⸗ setztlichen Aufforderungen ergehen zu lassen. Inzwischen fuͤllte elne Masse Neugieriger die dem Palais⸗Royal benach⸗ barten Straßen. Die friedliebenden Burger sollten einsehen, daß sie, ohne es zu wissen, die Plaͤne der Ruhestoͤrer beguͤn—

stigen. Von Neugierde getrieben, begeben sie sich in Menge

nach dem Schauplätze der Unordnung und vermehren diese durch ihre Gegenwart. Sie sollten bedenken, daß sie, indem sie die Circulation erschweren, auch alle Maaßregeln der Be— hoͤrde hindern und die Flucht der Strafbaren beguͤnstigen. Man kann daher die guten Burger nicht oft genug daran erinnern, wie wichtig es fuͤr sie ist, jedes Zusammenstehen zu vermeiden, um nicht mit den Ruhestoͤrern verwechselt und verhaftet zu werden. Dieser Versuch, die Ordnung zu stoͤ— ren, hat uͤbrigens gar keine unangenehme Folgen gehabt; in den meisten Stadtvierteln wurde er erst zugleich mit der Kunde von der gluͤcklichen Wirkung der kraͤftigen Maaßregeln bekannt, welche die Behoͤrde fuͤr die Ruhe der Hauptstadt getroffen hatte.“

Andere hiesige Blätter berichten uͤber diesen Vorfall noch Folgendes:

„Gestern fruͤh versammelten sich 150 Arbeiter auf dem Marsfelde und verlangten Brodt und Arbelt, wurden aber bald durch Polizei⸗Beamte aus einander getrieben. Gestern Abend um 7 Uhr bildeten sich auf verschiedenen Punkten der Stabt neue Gruppen, die vornehmlich aus Arbeitern bestan⸗ den, und zogen nach dem Palais-Royal, um im Ggrten des— selben einen Freiheltsbaum aufzupflanzen. Die National—⸗ Garde der benachbarten Stadtviertel war aber in wenigen Augenblicken unter den Waffen und draͤngte die Ruhestoͤrer zuruͤck, die hierauf mit ihrem Freiheitsbaum und mehreren dreifarbigen Fahnen nach dem Greve-Platze zogen, wo sie abermals zerstreut wurden. Mehrere Widersetzliche wurden verhaftet; man fand Geld bei ihnen, obgleich sie nach Brodt und Arbelt geschrieen hatten. Der Ruf nach Brodt (du pain!) hatte zu einem Mißverstaͤndniß Anlaß gege— ben; er wurde naͤmlich auf den Deputirten Dupin d. Aelt. bezogen, und ein starkes Detaschement nach des— sen Wohnung geschickt, um dieselbe vor einer zweiten Verletzung zu schuͤtzen. Gegen 10 Uhr war die Ruhe wie— derhergesteilt, so daß das fuͤr diesen Abend anberaumte Hof— Konzert im Palais-Royal ungestoͤrt stattfinden konnte. Dle Gitter der Hofe des Palais-Royal waren geschlossen; zahl⸗

reiche Piquets der National⸗ Garde und der Linien⸗Truppen

standen im Garten und den Hoͤfen des Palastes und auf dem Caroussel⸗Platz; die beiden Enden der Straße St. Hoö— noré waren durch dichte Truppen⸗Linien geschlossen, während das Husaren-Regiment Chartres und die reitende National⸗ Garde in den anliegenden Straßen patrouillirten. Das Jour⸗ nal des Débats begleitet die Erzaͤhlung dieses Ereignisses mit folgenden Betrachtungen: „Jetzt ist Alles ruhig; viele Buͤrger stehen vor ihren Hausthuͤren, forschen nach den

Ursachen so vieler unerhoͤrter Unruhen und fragen sich, wann

endlich diese Besorgnisse, die sie unablaͤssig verfolgen, aufhoͤ⸗ ren werden. Jedenfalls ist das jetzige buͤrgerliche Leben zu aufgeregt fuͤr unsere schwachen Körper. Dieses Mißbehagen ermüdet und toͤdtet. Bei den vielfachen Arbeiten, die die Buͤrger als Geschworne und Waͤhler haben, bei der Anstren⸗ gung, der innern und aͤußern Politik taglich zu folgen, von taufend verschledenen Geruͤchten, tausend geheimnißvollen Drohungen umlagert zu seyn und gleichsam ein Schwert uͤber ihrem Haupte hangen zu sehen, waͤre es wenigstens billig, die Ruhe ihrer Naͤchte, ihren Schlaf zu schonen. Die Re⸗ ,, daher solche Attentate nicht streng genug be⸗ rafen.

Die Kavallerie⸗Schwadron, welche am 2ö5sten v. M. von Lyon zur Verfolgung der Piemontesischen Fluͤchtlinge ausge— sandt worden war, hat dieselben, dem Préeurseur de

Beilage

Ganzen gestellt.

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-⸗Zeitung Æ 70.

Lyon zufolge, jenseits Meximieux eingeholt und genoͤthigt, auseinanderzugehen. Mehrere hundert der von ihnen Ange— worbenen haben die Erlaubniß erhalten, in das nach Algier bestimmte Freiwilligen⸗Corps einzutreten.

Der Messager des Chambres meldet aus Bayonne vom 27. Febr. „Aus England kommende Franzoͤsische Emi— grirte sind in Castro in Biscaya gelandet. Die Spanischen Behoͤrden haben Befehl ertheilt, dieselben sogleich nach dem Innern des Landes abzuschicken. El Pastor, der wegen Krankheit hier geblieben war, so wie mehrere andere Spa— nische Fluͤchtlinge, deren Aufenthalt an der Graͤnze nicht langer geduldet werden kann, wird in wenigen Tagen von hier nach Bordeaux abgehen.“

Der Ami de la Charte meldet aus Nantes vom 2bBsten v. M., daß dort das Geruͤcht gegangen sey, einige hundert von den Bruͤdern Cadoudal angefuͤhrte Chouans haͤt— ten sich der Stadt Auray bemaͤchtigt. Diese Nachricht sey jedoch ganzlich ungegruͤndet; Briefen aus Vannes und Auray vom 2östen zufolge, sey in dortiger Gegend alles ruhig und die Bruͤder Cadoudal hielten sich noch immer verborgen, um den Nachforschungen der JustizBehoͤrden zu entgehen. Der aus England gekommene Graf Albizzi, unter der vorigen Regte— rung Controlleur der direkten Steuern in St. Malo, ist in Nantes verhaftet worden, weil er mit einem falschen Passe versehen war; man fand bei ihm mehrere, an Privatperso— nen gerichtete versiegelte Briefe, in denen sich aber beim Er— brechen derselben nur weißes Papler vorfand.

Großbritanien und Irland. Parlaments-Verhandlungen. In Bezug auf den

(im vorgestrigen Blatte mitgetheilten) von Lord John Rus⸗

sel in der Sitzung des Unterhauses vom 1. Marz gemach— ten Vorschlag zur Parlaments-Reform, ist Folgendes noch nachtraͤglich mitzuthellen: Naͤchstdem, daß 60 Orte, die we— niger als 2000 Einwohner zahlen, ihr Wahlrecht ganz, und 47 Orte, die weniger als 1000 Einwohner zahlen, das Wahl— recht von einem Mitgliede verlieren sollen (so daß sie sofort nur noch ein Mitglied statt bisher zwei erwählen), wind auch die Stadt Weymouth in der Folge nur 2 statt 4 Repraͤsen⸗ tanten zu erwaͤhlen haben, so daß im Ganzen 168 Parlaments- Sitze erledigt werden. Von diesen gehen 14 auf 7 große oder vereinigte Staͤdte uͤber, naͤmlich auf Manchester mit

Salford, Birmingham mit Aston, Leeds, Greenwich mit Dept—

ford und Woolwich, Wolverhampton, Sheffield und end⸗

lich Sunderland; 20 kleinere Städte erhalten jede die Be⸗

rechtigung ein Mitglied zu erwaͤhlen; 4 bisher unrepraͤsen— tirt gewesene Stadttheile von London, die zusammen 900,000 Einwohner zaͤhlen, sollen jeder zwei Mitglieder erwaͤhlen koͤn— nen; außerdem erhaͤlt die Insel Wight die Berechtigung zur Wahl eines Mitgliedes, und endlich sollen 27 Grafschaften, von denen jede mehr als 150,000 Einwohner zaͤhlt, jede zwei Mitglieder mehr als bisher erwaͤhlen duͤrfen. Naͤchstdem wird die Zahl der Schottischen Mitglieder um 5 (von 45 auf 50) und die der Irlaͤndischen um 3 vermehrt werden, so daß sich nach allen diesen Veraͤnderung die Zahl saͤmmtlicher Par⸗ laments-Mitglieder des vereinigten Koͤnigreichs von 658 auf 596 reduziren wird. Um die bisher so kostspielige und langwierige Jm n , beim Stimmensammeln n dern, ist die Anfertigung von Wähler -Listen vorgeschlagen

worden, die waͤhrend der Monate September und Oktober

an den Kirchthuͤren des Wahl⸗Ortes ausgehaͤngt und, nach⸗ dem die etwa noͤthigen Verbesserungen darin angebracht wor⸗ ben, im Monat Dezember gedruckt und vertheilt werden sol— len, so daß sie alsdann als unwiderrufliche Norm fuͤr die Wahlen des nächsten Jahres gelten. Um die Wahlen in den Grafschaften zu erleichtern, sollen diese in Distrikte getheilt

werden, deren nahere Bestimmung von einem Comité des Geheimen Raths erfolgen soll, das der Konig dazu ernennt. 3 rland wird außer der angegebenen

ermehrung der Repraͤsentation um drei Mitglieder keine Veranderung statt⸗ finden, doch erhalten auch dort, wie in England, alle Fami— lienvaͤter, die eine jaͤhrliche Abgabe oder Hausmiethe von 10 Pfd. bezahlen, das Wahlrecht. Durch die Verringerung der Parlaments-Mitglieder fuͤr England wird jedoch, wie Lord J. Russel bemerkte, die Repraͤsentation sowohl Ir— lands als Schottlands in ein besseres Verhältniß zum

ir Rob. Inglis, der (wie bereits erwaͤhnt) als erster Opponent sich erhob, bestritt es zunaͤchst, daß das Volk die Reform verlange. Die gegenwaͤrtige Auf⸗

regung im Lande ruͤhre nur von den uͤbeln Beispielen Frank reichs und Belglens her und wuͤrde unhezweifelt wieder nach— lassen, waͤhrend man, wenn man jetzt die vorgeschlagenen Konzes⸗ sionen machen wollte, alle Gewalt in die Hande des Volkes liefern wuͤrde. Nicht Reform sey es eigentlich, was man wolle, sondern eine foͤrmliche Revolution; England sey aber nicht gewohnt, sich nach voruͤbergehenden Tages-Ereignissen zu richten, sondern folge der Geschichte von Jahrhunderten. Leeres Geschwaͤtz sey es, wenn vorgegeben werde, man wolle die Repraͤsentation zu ihrer fruͤheren Reinheit zuruͤckfuͤhren, denn sie sey niemals anders und besser gewesen, als jetzt. Manchester besitzt zwar keinen Vertreter im Parlamente, setn Handel sey jedoch eben so gedeihlich und blühend, als der von Liverpool. Unter den Vertretern der soge— nannten verfallenen Flecken haͤtten sich von jeher die ausgezeichnetsten Maͤnner, wie z. B. Lord Chatham, For und Canning befunden, die erst, nachdem sie sich als Vertre— ter solcher Orte ausgezeichnet, fuͤr angesehenere Städte oder Grafschaften erwählt worden seyen. Jungen Maͤnnern von Talent werde, wenn sie nicht etwa die Gabe der Poͤbel⸗Be— redtsamkeit besaßen, durch die jetzt gemachten Vorschlaͤge der Eintritt ins Parlament ganz versperrt. Eine so unheilbrin—⸗ gende Maaßregel wurde niemals die Sanctionirung des Hau— ses erlangen, denn erlangte sie dieselbe, so wuͤrds das Par⸗ lament binnen 19 Jahren hoöͤchstens nur noch dem Namen nach vorhanden seyn. Neben einem reformirten Unterhause wuͤrde das Oberhaus in seiner jetzigen Gestaltung nicht lange mehr bestehen konnen, und dies sey auch ein Grund gewesen, daß sich Herr Canning immer der Reform widersetzt habe. Naͤchst dem Sir Rob. Inglis trat auch noch Hr. Twiß als Gegner der Maaßregel auf. Beide Redner wurden von Lord Althorp widerlegt, worauf Lord F. L. Gow er gegen den Antrag sprach und die Debatte auf den folgenden Tag adjournirt wurde. Die Debatte über den Antrag des Lord John Russel wurde in den Sitzungen des Unterhauses vom 2. und 3. Marz

fortgesetzt, ohne daß es zu einem Resultate kam. Sehr viele

Gegner der neuen Maaßregel traten wiederum auf, jedoch waren es meistens Vertreter solcher Burgflecken, die jetzt ihr Wahlrecht verlieren sollen. In der Sitzung vom 2. Maͤ gab zunaͤchst Herr Hume seinen uneingeschraͤnkten Beif fuͤr die von den Ministern vorgeschlagene Reform zu erken— nen. Er sey zwar ein Radikal-⸗Reformer, inzwischen habe doch der Antrag seine Erwartungen bei weitem uͤbertroffen. (Hort, hoͤrt! Gelaͤchter von den Oppositionsbaänken) „Ehe man lacht,“ sagte Herr Hume, „sollte man doch erst den Satz zu Ende hoͤren. Ich wollte naͤmlich sagen, daß, so viel Vertrauen ich der Regierung auch geschenkt, ich doch nicht geglaubt habe, daß sie mit einer so wirksamen, kraͤftigen Reform-Maaßregel auftreten werde. Die Mi⸗ nister haben in Bezug auf diese Frage ihr Verspre⸗ chen geloͤst, und zwar mehr als hinsichtlich der beiden anderen Fragen: Oekonomie und Nicht⸗Einmischung. Ist nur aber erst ein reformirtes Parlament da, so wird dieses auch schon dafuͤr Sorge tragen, daß die beiden anderen Fragen ihre ge— buͤhrende Loͤsung finden. Naͤchst dem, daß der uns jetzt vor« liegende Gegenstand ungemein wichtig ist, ist er auch von großen Schwierigkeiten begleitet, denn es handelt sich um nichts Geringeres, als vom Aergsten zum Besten uͤberzuge⸗ hen. Ich gestehe, daß, als der edle Lord sagte, weder die Frage der Parlaments⸗Dauer, noch die der Abstimmung durch Ballottement sollten einen Theil des gegenwartigen Planes ausmachen, mir da der Gedanke beikam, daß dieser doch wohl nicht vollständig sey. Wenn ich ihn inzwischen näher He⸗ trachte und in Erwaͤgung ziehe, wie sehr man im Lande eine baldige Reform wuͤnscht, so gelange: ö dem Resultate, daß die Regierung sehr weise gehandelt hat, sich mit dlesen beiden Fragen, die in der That von der vorliegenden getrennt und verschieden sind, nicht zu belastigen. Mag man immer⸗ hin auch erst mit den gegenwartig vorgeschlagenen Ver ande rungen einen Versuch machen, und die beiden Fragen vor⸗ laͤufig ganz bei Seite lassen (Beifall). Ließe 3 auch Eini⸗ es gegen die Details des Planes einwenden, so gewaͤhrt die⸗ 3 doch im Ganzen dem Volke nicht bloß, sondern auch der Krone und der Aristokratie ja, moge man auch auf den Baͤnken neben mir nicht derselben Meinung seyn, es ist doch der Fall so viele Vortheiie, daß ich mich denen, die sich den Details widersetzen wollen, nicht anreihen mag. Mach—= dem ich dies vorangeschickt, sey mir nun noch die Bemerkung