1831 / 72 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 13 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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das Ministerium des Innern und die Natlonal-Neglerung appelliren durfen, was jedoch dle augenblickliche Benutzung seines Hauses zu den Lazareth⸗-Beduͤrfnissen nicht behindert. Ehe die Kommission zu einer unbedingten Abschaͤtzung schrei— tet, soll sie sich bemuͤhen, den Eigenthuͤmer zu einem gutwil⸗ ligen Uebereinkommen zu bewegen. Aus einem, auf solche Weise in Beschlag genommenen, Hause sollen die Miether, ohne Anspruͤche an den Eigenthümer, ausziehen; die Kosten ihrer Wohnungs-Veraͤnderung sollen ihnen jedoch von der Kommission nach einer diesfälligen Abschaͤtzung verguͤtigt werden. Dem Eigenthuͤmer soll der Quartal⸗Betrag der ihm zu bewilligenden Entschaͤdigung praͤnumerand o ausgezahlt und der dazu noͤthige Fonds aus dem Etat des Kriegs ⸗Ministe⸗ riums genommen werden.

Der Municipal⸗Rath macht unterm 5ten d. M. bekannt, daß, einer fruͤheren Verordnung der National⸗-Regierung zu— folge, die wegen der Kriegs-Ereignisse aufgeschobenen Wah⸗ len neuer Municipalraͤthe nun morgen und uͤbermorgen statt— finden sollen; die Buͤrger haͤtten sich daher an diesen Tagen in den betreffenden Bezirks-Versammlungen zu vereinigen und je 4 Mitglleber fuͤr jene Behoͤrde zu waͤhlen. .

Die hiesige Staats-Zeitung theilt unter amtlicher Rubrik einen Armee-Bericht des Divisions-Generals Dwer— nicki aus Markuszow vom Zten d. M. mit, welcher Fol— gendes enthält: „In Folge der Bewegung, welche General Kreuz, nachdem er bei Kozienice auf das rechte Weichselufer uͤberzusetzen genoͤthige worden, von Maciejowice nach Pu— lawy zu machte, brach ich am 1. Maͤrz auf und kam in der Nacht in Gniewoszow an, um am folgenden Tage nach Pu— lawy uͤberzusetzen. Als ich jedoch erfuhr, daß General Kreuz, nachdem er bei Bobrowntki uͤber den Wieprz gegangen, sich selbst nach Kurow zu gewendet, ein Dragoner, und ein Kosaken⸗Regiment aber unter dem abgesonderten Kommando des Herzogs Adam von Wuͤrtemberg gegen Pulawy abge— schicks habe, zog lch sogleich aus den In fanterie-Bataillonen einige 100 Freiwillige zusammen, um noch waͤhrend der Nacht nach dieser Stadt äberzusetzen, und gab dem Oberst Koza— kowski, welcher sich mit seiner Kolonne von Zwolen aus der Weich⸗ sel naͤherte, Befehl, in derselben Nacht in Pulawy einzutref— fen. Dies Alles wurde vor Tagesanbruch bewerkstelligt. Von der Kolonne des Obersten Kozakowski setzten die Jager des Oberst— Lieutenants Julius Malachowski, die Jaͤger vom Mineur— Corps und von meinem Corps die dazu beorderten Freiwilli⸗

en uͤber die Weichsel, vertrieben den Feind und nahmen ohne . ganz Pulawy; worauf der Oberst, Lieutenant Mala— chowski die Anhöhen und einige auf der Seite von Kousko— wola die große Landstraße beruͤhrende Alleen besetzte und die

Freiwilligen aus den Bataillonen sich nach der linken und

rechten Seite hin begaben, um die wichtigsten Punkte um Pulawy einzunehmen. Die auf die Straße nach Konsko⸗ wolg zuruͤckgedraͤngten Dragoner, welche 2 Stuͤcke Geschuͤtz bei sich hatten, versuchten es einige Male, zuruͤckzukehren und Pulawy wieder zu nehmen, vorzuͤglich aber den Uebergang meines Corps uͤber die Weichsel, den sie leicht voraussehen konnten, zu verhindern. Aber die unerschrockene Infanterie leistete ihnen nicht nur tapferen Widerstand, sondern drang sogar zweimal mit dem Bajonett auf ihre Escadrons ein. In diesen Scharmuͤtzeln wurden dem Feind 100 Mann und gegen 50 Pferde getoͤdtet; diesen Verlust verursachte ihm das Jaͤger⸗ Regiment von Julius Malachowski, welches aus tuͤchtigen Schuͤtzen besteht. Um dieselbe Zeit setzte mein Corps gtuͤck⸗ lich und mit so großer Eil uͤber das Eis der Weichsel, daß es sich noch vor Einbruch der Abenddaͤmmerung in Pulawy verfammelt befand. Einige auf die Straße nach Konskowola abgeschickte Escadrons drängten den Feind bis hinter dieses Staͤbtchen zuruͤck. Als ich durch Konskowola marschirt war, zeigte sich nur ein starker feindlicher Wachtposten auf den Anhöhen; aber bei Annäherung meiner Flanqueurs kg sich derselbe sogleich nach Kurow zuruͤck, und als er n die Stadt eingeruͤckt war, drangen eine Abthei⸗ lung des Iten Uhlanen⸗ Regiments und eine Abthei— lung des Regiments Fuͤrst Poniatowski mit außerordent— licher Schnelligkeit und Tapferkeit uͤber einen Deich hinweg, ihm nach und nahmen auf dem Marktplatz 2 Stuͤck Geschuͤtz und 20 Gefangene, unter denen sich ein Artillerie⸗Offtzier be⸗ fand. Nachdem sie den Feind aus der Stadt verdraͤngt hat⸗ ten, wagten sich die genannten Abtheilungen zu weit vor; ein Dragoner⸗Regiment, welches aus 4 heranruͤckte, vereinigte sich mit den Zuruͤckgedraͤngten, hieb mit großer Heftigkeit auf die Abtheilung des Aten Uhlanen-Regiments und die Schwadron des Fuͤrsten Poniatowski ein, und zwang dieselben zum Ruͤckzuge, welchen sie in aller Ordnung bewerk— stelligten. Aber ehe sie die Stadt erreichten, eilten ihnen andere Kavallerie⸗Abtheilungen, von Artillerie unterstuͤtzt,

welche schnell durch die Stadt drangen, zu Huͤlfe, und nach- dem sie nun in Gemeinschaft den Feind zum Ruͤck— zug genoͤthigt hatten, nahmen sie ihm wieder 2 Kano— nen und zersprengten ihn in solcher Eil, daß bei dem Durchzug durch Markuszow auf dem Platz und den Straßen viele Russen durch das große Gedraͤnge von den Pferden stuͤrzten. Wenigstens 100 Pferde jagten durch diese Stadt, wie die Einwohner derselben bezeugen, ohne Reiter mit dem Sattel unter dem Bauch. In der Stadt nahmen wir 80 Mann gefangen, welche ich zugleich mit 2 Geschuͤtzen nach

Radom senden werde; an Todten verlor der Feind 40, und

Verwundete mußte er sehr viele haben, da der ganze Weg von Kurow bls eine Meile hinter Markuszow, so weit als meine Patrouillen vordrangen, mit Blut bedeckt war. Von unserer Seite sind 60 verwundet und gegen 20 getoͤdtet wor⸗ den, unter diesen Letzteren der Offizier Ostaszewski vom 2ten Uhlanen-Regiment.“ Hierauf folgt noch eine Belobung der einzelnen Militairs, welche sich in diesem Treffen beson⸗— ders hervorgethan haben. Dasselbe Blatt meldet ferner: „Es ist hier die Nach⸗ richt eingegangen, daß das Corps des Generals Kreutz sich durch Lublin gezogen hat, daß General Dwernicki in diese Stadt eingeruͤckt ist, und daß er die Zuruͤckwei⸗ chenden noch weiter verfolgt hat. Ein zur Organisation der Sicherheitswache von hier abgeordneter Beamter meldet, daß die Russen aus Pulawy unter Anderen den Gemeinde— Voigt und den Postmeister als Gefangene sortgefuͤhrt haben.“ Der Warschauer Zeitung zufolge, wird der General Rybinski die Stelle des zum Gouverneur von Warschau er—

nannten Generals Krukowiecki in der aktiven Armee vertreten.

Die genannte Zeitung enthaͤlt unter Anderem Fol— . „Man muß erstaunen, daß einige Bezirks⸗Kommis⸗ are, welche den Landbewohner und Grundbesitzer mlt unbil— ligen Executionen bedruͤcken, sich mit den Sequestratoren in die dem Buͤrger entrissene Beute theilen und der schlechtesten Amtsführung uͤberfuͤhrt sind, sich doch noch erdreisten, die Buͤrger um Ausfertigung von schmeichelhaften Zeugnissen fuͤr sich zu bitten; aber noch mehr muß man erstaunen, daß sie durch ihre Bitten auch die wuͤrdigsten Personen bethoͤren und solche Zeugnisse erlangen. Die Schwaͤche der Nachgiebigen wird in diesem Fall zum Verbrechen; denn sie taͤuscht Treue und Glauben und stellt die unwuͤrdigsten Beamten den treff= lichsten gleich.“ .

Nach Inhalt eines Tages-Befehles des Generalissimus Skrzyneckt ist der Oberst-Lieutenant Zwolinski, von dem Sten Linien-Infanterie-Regiment, zu dem Russischen Heere uͤber⸗ gegangen.

In dem Blatt: „Der gewissenhafte Pole“ und in der „Posnischen Zeitung“ wird noch immer ein Streit daruͤber gefuͤhrt, ob das Ablegen des Bartes von Seiten der Israe— liten gesetzlich sey, oder nicht. Der Vertheidiger der ersten Meinung macht sich in dem letzteren Blatt anheischig, nach Beendigung des Krieges eine vollstaͤndige Abhandlung uͤber dieses Theräa zu schreiben, welche beweisen solle, daß sich die Israeliten dadurch keiner Uebertretung ihrer Gesetze schuldig machten und sich im Gegentheil auf diese Weise der Aufklaͤ⸗= rung und Ciplilisation nähern und den Zutritt zu allen buͤr—⸗ gerlichen Rechten erwerben wuͤrden.

Krakau, 5. Maͤrz. Der hiesige Kurier enthält Felgendes: „Briefe aus Lassßow, einem Städtchen in der Gegend von Zamose, an der Galizischen Graͤnze, melden, daß dort bereits wieder Zeitungen und Briefe aus Warschau ein⸗ egangen sind, welches beweist, daß die Communication mit gen wieder voͤllig hergestellt ist; auch ist die ganze dortige Gegend von den Russen verlassen worden, so daß selbst die Fe⸗ stung Zamose nicht mehr eingeschlossen ist; 000 Mann des allge⸗ meinen Aufgebots, von einer Abtheilung des regelmaͤßigen Heeres aus Zamose unterstuͤtzt, sind unter dem Kommando von Lubowlecki und Bromirski uͤber den Bug gegangen.

Von der Polnischen Graänze, g. Marz. Den neuesten Nachrichten zufolge, soll ein bedeutendes Russtsches Armee Corps in Plock eingerückt seyn, durch die schwache Eisdecke aber noch gehindert werden, uͤber die Weichsel zu

gehen.

Deutschlan d.

ann over, 9g. Maͤrz. Se. Koͤnigl. Majestät haben

dem Staats und Kabinets,Minister Grafen von Muͤnster,

bei dessen Austritt aus den bisherigen Dlenst-Verhaͤltnissen,

das Großkreuz des Großbritanischen Bath-Ordens gnaͤdigst zu verleihen geruht. 3. ;

In den letzten Tagen des Februars fand hier, gegen

eine für die Armen bestlmmte Entree, in mehreren Zimmern

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des Boͤrsenhauses, eine Ausstellung von 732 auserlesenen und geschmackvollen von weiblichen 2 ver fertigten Ar⸗ beiten statt. Selbige waren auf die Aufforderung eines Ver— eins von Damen eingeliefert, welcher zusammengetreten war, um durch die eingesandten und mittelst einer Lotterie aus— zuspielen den Gegenstände einen fuͤr die nothleidenden Landes— Einwohner zu verwendenden Ertrag zu sammeln. Dieser Plan, unterstuͤtzt durch Ihre Koͤnigl. Hoheit die Herzogin von Cambridge und eine große Zahl der hiesigen Bewohne— rinnen, hatte nicht allein hier die guͤnstigste Aufnahme ge— funden, sondern es waren auch von Ihrer Majestaͤt der Koͤ⸗ nigin, saͤmmtlichen in London anwesenden , Prinzes⸗ sinnen und mehreren dortigen Damen, 325 Stuck selbst ver⸗ fertigter Arbeiten zu dem angegebenen wohlthaͤtigen Zwecke hierher gesandt. Die Verloosung erfolgte in der vorigen Woche; der gesammte Ertrag dieses wohlthaͤtigen Unterneh— mens war 25487 Rthlr.

Italien.

Aus Toskana vom 22. Febr. wird (in der Allgemei— nen Zeitung) gemeldet: „Wir waren hler seit kurzem nicht ohne gegruͤndete Besorgnisse, in den Strudel der Re— volution mit hineingezogen zu werden. Es scheint, der letzte Sonntag im Karneval war dazu bestimmt, in Florenz, Pisa und Livorno Volks⸗Bewegungen zu erregen. Doch wurde die Sache von der Polizei entdeckt und dadurch vereitelt. Den noch leben wir in Ungewißheit und Unruhe, da die Gaͤhrung in den Gemuͤthern der Jugend durch die nun genommenen strengen polizeilichen Maaßregeln eher genaͤhrt als vernichtet wird. Die Regierung hat eine freiwillige Buͤrgergarde an— geordnet, die jedoch so eingerichtet wird, daß nur die Geru— fenen dazu kommen, denen dann erst, wenn sie auf die Wache iehen, die Gewehre eingehändigt werden. In Rom sind Ker gn gen vorgefallen, in denen die Regierung die Ober— hand behielt. Um sie zu behaupten, soll dieselbe die Trasteveriner bewaffnet haben. Eine Maaßregel, die sehr gefaͤhrlich werden koͤnnte. Der groͤßte Theil des Paͤpstlichen Gebiets hat sich bereits gegen den heiligen Stuhl aufgelehnt; man besorgt, daß selbst die nahegelegenen Staͤdte um Rom, Spoleto, Or— vieto, Viterbo, Frosinone, nach den Gesinnungen, die man in deren Einwohnern kennt, sich der Bewegung anschließen durften. In Massa, Carrara und der Garfagnana ist die Autoritaͤt des Herzogs von Modena noch aufrecht erhalten. Vor einigen Tagen hat derselbe das den Carraresen im vori— gen Fruͤhjahr ertheilte Versprechen, den Einfuhrzoll auf Korn und Wein aufzuheben, in Erfuͤllung gebracht. Dadurch hat er sehr die Zunelgung des dortigen Volks gewonnen.“

Nach Berichten aus Rom vom 26. Febr. stand (wie ebenfalls in der Allgemeinen Zeitung gemeldet wird) ein zum Angriffe auf diese Hauptstadt bestimmtes In sur— genten / Corps von etwa 10900 Mann bei Otricoli, wo es die von verschiedenen Seiten her anruͤckenden Verstaͤrkungen ab— warten sollte, um sodann (wie es hieß, gegen den 10ten oder 12. Maͤrz) seinen Marsch fortzusetzen. Unweit Civita⸗Ca⸗ stellana waren zwei kleine Gefechte vorgefallen, in deren er— stem die Insurgenten eine Paͤpstliche Truppen⸗Abtheilung von dem Ponte felice verdraͤngten, in dem zweiten aber wieder davon verdraͤngt wurden. Der heilige Vater hatte befohlen, einen Theil der in Civita-Castellana befindlichen Staatsge— fangenen in Freiheit zu setzen. Zugleich schlen derselbe seinen Vorsatz, sich in der Engelsburg einzuschließen, aufgegeben zu haben; die Anstalten zur Einschiffung in Civitavecchia wur— den lebhaft betrieben.

Inland.

Den 12ten März 1831.

Wir haben in einigen Blaͤttern des Derssegrr des Cham⸗ bres einen langen Artikel uͤber Preußen 4. en, welcher auf eine unerhoͤrte Weise die oͤffentliche Schicklichkeit verletzt und uns deshalb mit Verdruß und Unwillen erfuͤllt hat. Wir, die wir, Gott Lob! in unserer politischen Ausbildung noch nicht so weit vorgeruͤckt sind, daß wir Regierung und Volk bestaͤndig als voͤllig getrennt und fuͤr sich bestehend betrach⸗ ten konnten, sind auch noch so weit zuruͤck, daß wir eine un— verdiente Schmaͤhung auf das, was wir Hoͤchstes unter uns kennen, geradezu wie eine dem ganzen Volke widerfahrene

ränkung fuͤhlen. Wenn der Verfasser jenes Artikels wirk—

ch ein Preuße ist, so gehort er nach unserer Art hier zu denken und zu fuͤhlen, nicht allein zu der alleraͤußersten Linken, sondern reicht, wo moͤglich, noch daruͤber hinaus. Um der Wahrheit aber und um des Nutzens willen, wuͤnschten wir sehr, daß man sich in Frankreich nicht täuschte. Diese Stimme ist nicht die Volksstimme, welche allerdings hier beachtungswerth

ist, wie uͤberall, und auch dafuͤr anerkannt wird, wenn es auch nicht jeden Tag so erscheint. Als Erwiederung auf jenen Artikel wollen wir es aber versuchen, das Organ dieser Volksstimme zu seyn, und hoffen, von der Mitte her, we

wir zu sitzen behaupten, und wo an Zahl und Einsicht wohl die Kraft eines jeden Landes ihren Platz hat, keinen Wider⸗

spruch, sondern nur Bestaͤtigung zu hoͤren. Freilich wollen wir dabei dem Verfasser nicht durch alle seine Kreuz- und Querzuͤge folgen, sondern eine Art Ordnung beobachten, bei welcher jedoch nichts Wesentliches, woruͤber der Artikel des Messager sich ergeht, unberuͤhrt bleiben soll.

Zuerst nun wird es sicher nicht von uns erwartet wer— den, daß wir zur Vertheidigung der Personen, die in dem Artikel durchgehends geschmaͤht werden, irgend ein Wort bei— bringen, und glauben darin, daß wir es nicht thun, vor Allem den Sinn derjenigen Fraction der offentlichen Meinung zu treffen, welche diese wirklich ausspricht.

Was nun die Sachen angeht, so beschaͤftigt sich der Artikel vorzugsweise mit Preußens innerer Lage, mit seiner Politik nach Außen und zuletzt mit einigen Betrachtungen, welche rein militairischer Art sind, theils die Armee und die Ruͤstungen, theils die Aussichten Preußens bei einem Kriege betreffen.

Hinsichtlich der inneren Verhältnisse Preußens stehr die Behauptung oben an, „das Begehren nach einer Verfassung, d. h. nach einer, nicht bloß durch die Sitte, sondern auch durch die Form ausgesprochenen Beschraänkung der Koͤniglichen Machtvollkommenheit, sey bei der unermeßli— chen Masoritaͤt des Preußischen Volkes lebhaft vorhanden, und werde nur durch den sklavischen Zustand der Presse zu—

ruͤckgehalten, sich Luft zu machen, wuͤrde dies aber bei der

naͤchsten Gelegenheit sicher thun, wenn die Besorgniß, den sehr geliebten Koͤnig zu kraͤnken, nicht vielleicht noch laͤngere Zeit davon abhielte.“

Diese Behauptung nun traͤgt den Charakter des Ueber⸗ triebenen eben so gut wie die uͤbrigen Angaben des Arti— kels und bedarf, um wahr zu seyn, wesentlicher Beschränkun⸗ gen und Erklärungen. Freilich laßt sich annehmen, daß das Land Garantieen wuͤnsche, um auf dem Wege der histori— schen Fortbildung weiter zu schreiten, auf dem es bisher gegangen, und dem es seine jetzige Ruhe verdankt. Aber es wird dem Franzosen darum kein Preuße zugeben, sein Land habe keine Verfassung, er wird ihm sogar erwiedern, daß er Vieles besitze, was wesentlich zu einer guten Ver— fassung gehoͤre und was dem Franzosen mangele. Der Preuße wird hoͤchstens zugeben, es mangele dem Gebaͤude bei ihm noch jene obenerwähnte Gewaͤhr, dafuͤr aber habe dem Franzosen bis jetzt aller solide Unterbau gefehlt, so daß die Frage ent⸗ stehe, welcher von beiden am besten daran gewesen und es auch kuͤnftig seyn werde. Wir sind daher in unserem Begehren von jeder uͤbertriebenen Unruhe um so mehr fern, als wir sehr gut wissen, daß die zu hitzig getriebenen Pflanzen nichts taugen. Wir hoffen dabei und vertrauen auf die Hand, welche unsere Angelegenheiten bisher gefuͤhrt hat; wir fuͤrchten jede Uebereilung mehr, als ein Verschieben, und begehren nichts, als die Ueberzeugung haben zu können, es solle der wahr— haft zeitgemäßen Entwickelung keine Gewalt angethan werden.

In den Vorstellungen, welche der Verfasser von der a u⸗ ßeren Politik Preußens zu haben scheint, herrscht noch mehr Unklarheit und Irrthum, als in dem eben beruͤhrten, uͤber unsere inneren Verhaͤltnisse. Man muß seine Augen absicht⸗ lich verschließen, um nicht gewahr zu werden, daß sich die Preußische Politik an kein unbedingtes Princip ergeben hat, es heiße Intervention oder Nicht-Intervention. Die Re⸗ gierung fuͤhlt hier eben so wohl wie uͤberall mit der gesun⸗ den Mitte, wie unzurelchend und arm Prineiplen der Art sind; ihre Politik ist die des Wohlergehens, des Interesses im besseren Sinne des Wortes. Wo ihr Wohl es fordert, mischt sie sich ein, unterlaͤßt es aber noch lieber, wo das nicht der Fall ist. Die Ansichten des Verfassers sind aber keines weges die des Preußischen, und eben so wenig des Deutschen Volkes. Jeder Deutsche betrachtet es wie einen Verrath an seinem Va⸗ terlande, auch nur den kleinsten Strich Landes, wo deutsche Zunge herrscht, an den Fremden abtreten zu wollen. Es ist uns wohl klar, daß Frankreich an Kraft und Sicherheit zunähme, wenn es den Rhein wieder, und noch dazu mit seinen neu erbauten Festungen, zu seiner Graͤnze hatte; es ist uns aber eben so klar, daß von dem Tage an Deutschland, und wenn es auch nur ein Reich bildete, bei jeder Gelegenheit den In⸗ vasionen Frankreichs bis zur Elbe hin ausgesetzt ware. o⸗ gen die Franzosen, welche immer von der Rheingraͤnze reden, ihre Strategen fragen, ob es nicht so ist, und dann endlich aufhoͤren, uͤns dergleichen als billig und nothwendig vorzu— schlagen. Kein Preuße will auf solche Vorschlaͤge eingehen,