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anderen Brigaden, angegriffen. Der Kampf begann mit der groͤßten Heftigkeit; die nach und nach herbeigezogenen Verstaͤrkun⸗ gen brachten zuletzt die ganze 24ste Division auf das Schlachtfeld. Die Rebellen thaten alles Moͤgliche, um den Wald zu be— haupten, und gebrauchten dazu einen sehr großen Theil ihrer Infanterie, so daß auch die Zte Brigade der 25sten Division in den Kampf gefuͤhrt wurde. Waͤhrend dessen verstaͤrkte der Chef des Generalstabes der Armee, General-Adjutant Graf Toll, unsern rechten Fluͤgel durch die Batterie des Obersten Renne, und auf dem linken begann der General— Quartiermeister der Armee, General Neidhardt, mit den Regimentern Bialystock, Neu⸗Ingermannland und Feldmar— schall Fuͤrst Kutusoff⸗Smolenski das aͤußerste Ende des Wal— des zu umgehen; als er dort ankam, empfing ihn das Kar— taͤtschenfeuer der Empoͤrer, die bald darauf zum drittenmal in starken Kolonnen den Wald angriffen, wodurch unser aus der 24sten Division bestehendes Centrum zum Ruͤckzuge genoͤthigt ward. Solchergestalt wurde dieser Wald dresmal genommen und wieder genommen, bis ich, um das Centrum zu unterstuͤtzen, eine Reserve von 2 Brigaden der 2ten Gre— nadier-Division abfertigte. Mit Huͤlfe dieser Verstaͤrkung ward der Feind mit sehr beträchtlichem Verlust aus dem Wald getrieben. Da ich seit Anfang der Schlacht eine di— rekte Verbindung mit dem Corps des Fuͤrsten Schachoffskoi zu eroͤffnen wuͤnschte, so hatte ich der von einer Brigade der Division Lithauischer Uhlanen unterstuͤtzten Lithauischen Grenadier-⸗Brigade anbefohlen, ihm entgegen zu marschiren, um eine Vereinigung mit ihm zu bewirken. Der General Fuͤrst Schachoffskoi, der ein abgesondertes Gefecht zu ver—
meiden wuͤnschte, hatte von dem Augenblick an, wo der
Kampf begann, eine Seitenbewegung vor dem Dorfe Marke gemacht, um bis zum Dorfe Zombki zu gelangen und auf diese Weise seine Vereinigung mit dem rechten Fluͤgel der Armee zu bewerkstelligen. Der General-Major Murawieff sollte mit der Brigade der Lithauischen Grenadiere zur Verbin— dung dieser Bewegung dienen; um ihn aber bis zur Ankunft des Fuͤrsten Schachoffskol nicht in Unthaͤtigkeit zu lassen, hatte ich ihm Befehl gegeben, die Rebellen auf der Straße von Zompki nach Praga anzugreifen. Solchergestalt bildete die Lithauische Grenadier-Brigade mit einer Brigade der Lithaui—
schen Uhlanen⸗Division die äußerste Rechte der Schlachtlinie;
ur Reserve diente ihnen das ganze Corps des Generals Fuͤr⸗ en Schachoffskoi, der auf derselben Straße vorruͤckte. Das Centrum stand vor dem Dorfe Kawenczyn und in dem dem Feinde entrissenen Wald, und hatte als Reserve eine Brigade der 2Tten Grenadier-Division, die Abtheilung der Garde und das 3te Reserve⸗Kavallerie⸗Lorps, mit Ausnahme einer Uhla—⸗ nen⸗Brigade. Den linken Fluͤgel bildete das aus der 1sten, 2ten und Zten Infanterie⸗Division bestehende Corps des Gra—⸗ fen Pahlen, dessen Reserve aus 6 Regimentern Kavallerie bestand. In der Absicht, um auf allen Punkten Widerstand zu leisten, hatten die Rebellen ihre Schlachtlinle außerordentlich ausgedehnt. Da ich jetzt die Moglichkeit sah, ihnen einen entscheidenden Schlag beizubringen und durch die Durchbrechung ihrer Linie ihren rechten Fluͤgel uͤber die Chaussee in die Suͤmpfe zuruͤck— zuwerfen, befahl ich der dritten Kuͤrassier-Division vom drit— ten Reserve⸗Kavallerie⸗Corps des Grafen von Witte, mit dem Ukrainischen Uhlanen-⸗Regiment, das von dem Garde— Uhlanen⸗Reglment Seiner Raiserlichen Hoheit des Ce— sarewitsch unterstuͤtzt wurde, vorzuruͤcken. Ich beauftragte den Chef des Generalstabes der Armee, General-Adjutanten Grafen Toll, diese Bewegung auszuführen, die große Schwierigkeiten darbot, denn es mußten drei Graben Über— chritten werden; zwar gelang es dem Obersten Renne, seine
rtillerie an mehreren Punkten hinabzulassen, die Kavallerie konnte jedoch nur drei Mann hoch vorruͤcken, obgleich der Graf Toll sie unter dem Schutze des dem Feinde abgenom⸗ menen Gehölzes vorwärts fuhrte. Bei dem Herausruͤcken aus dem Gehoͤlz bildete der General die Kavallerie im Trabe, unter dem lebhaftesten Feuer ber feindlichen Ar„ tillerie, der es ihm zugleich 7 vler Compagnieen reitender Artillerie, durch die Fuß⸗A1Artillerie des Obersten Nenne verstaͤrkt, gegenuͤberzustellen. Mehr denn 30 auf diese Welse vereinigte Geschuͤtze ruͤckten schnell auf Kanonen⸗ schußweite vor und eröffneten gegen die Infanterie und Ar— ⸗ moͤrderisches Feuer. Unter
tillerte der Rebellen ein höch
dem Schutze der Artillerie blideten sich unsere Truppen auf drei Linien in Schlachtreihe; in der ersten stand das Negi— ment Garde⸗Uhlanen Sr. Kaiserl. Hoheit des Cesarewitsch; in der , . in Echelons gar Rechten und Linken die Kü rassier⸗ Regimenter Prin Albrecht von Preußen, Nowgorod und Starodub; das Tuͤrassier⸗ Regiment des militairischen Ordens des heiligen Georg bildete die Reserve. Das Ukrainische Uhlanen⸗ Regiment war zur Rechten dieser
rr hat.
Schlachtordnung aufgestellt; die ganze Kavallerie war in Angriffs⸗Kolonnen formirt. Der General⸗Major Murawieff marschirte weiterhin mit der Litthauischen Grenadier⸗Brigade auf dem rechten Fluͤgel dieser Kavallerie, auf deren linkem die erste Brigade der zweiten Grenadler⸗Division marschirte. — Vor uns war ein Theil der feindlichen Kavallerie entfaltet, hinter welcher die Infanterie verschiedene Verschanzungen, Haͤuser und andere natuͤrliche Vertheidigungsmittel befetzt hielt. Der Graf Toll hatte sich vorgenommen, die feindliche
Kavallerie anzugreifen, sie auf die Infanterie zu werfen und
in dieser allgemeinen Verwirrung die Rebellen lebhaft zu ver— folgen. Kaum aber hatte unsere Kavallerie sich im Schritte und dann im Trabe in Bewegung gesetzt, als die feindliche die Flucht ergriff. Die reitenden Artillerie⸗Compagnieen Num⸗ mer 17, 18, 19 und 20, die im Galopp in moͤg— lichst nahe Schußweite vorgeruͤckt waren, eröffneten das moͤrderischste Feuer. Zu gleicher Zeit griff unsere Kavallerie mit dem Garde- Uhlanen-Regiment Sr. Kaiserl. Hoheit des Cesarewitsch die feindlichen Kolonnen von vorn an; das Kuͤ⸗ rassier-Regiment Prinz Albrecht von Preußen, das in der Hitze des Angriffs bis zur Chaussee vorgeruͤckt war, machte eine Viertelschwenkung zur Rechten, galoppirte im Ruͤcken die ganze Linie der feindlichen Kolonnen entlang und brachte ihnen einen bedeutenden Verlust bel, wobei es in kurzer Schußweite von der reitenden Artillerie unterstuͤtzt wurde. Bei diesem Angriff nahm das genannte Regiment zwei Ka— nonen dem Feinde ab, der eilig die Flucht nach Praga ergriff, seine Waffen fortwarf, seine Munitionskasten im Stich und eine Menge von Todten auf dem Schlachtfelde zuruͤckließ. In demselben Augenblick ruͤckte der Graf Pahlen mit seinem rechten Fluͤgel rasch auf der Chaussee vor und warf mit dem Hu saren⸗Regimente von Olviopol die feindliche Infanterie in den Morast zuruck, so daß von dieser nur ein sehr geringer Theil davonkam. Die Niederlage, die unsere Kavallerie dem Feinde beibrachte, waͤre noch vollständiger gewesen, wenn es diesem nicht gelungen wäre, die Hoͤhen bei Praga mit Ar— tillerie zu besetzen, unter beren Schutz die Batterie seines rech⸗ ten Fluͤgels den Ruͤckzug bewerkstelligen konnte. Gegen 6 Uhr verließ der Feind das Schlachtfeld und floh bis unter die Mauern von Praga. Unsere zahlrelche Artillerie, ver— staͤrkt durch diejenige des eben angekommenen Corps des Fuͤrsten Schachoffskoi, besetzte die der Vorstadt zunaͤchst be⸗ legenen Hohen und richtete eine fuͤrchterliche Verheerung un— ter den feindlichen Truppen an, die sich an den Thoren von Praga draͤngten. Gegen Abend hoͤrte die Schlacht allmaͤlig auf. Waͤhrend der ganzen Nacht gingen die Truppen der Empoͤrer in großer Unordnung uͤber die Weichselbruͤcke, und am folgenden Morgen besetzten die Unsrigen Praga; der Bruͤckenkopf aber blieb in den Haͤnden der Empoͤrer, die ihn jedoch höoͤchstens mit vier oder fuͤnf Bataillonen besetzt halten. — Ich halte es fuͤr meine Pflicht, Ew. Ma— jestaͤt anzuzeigen, daß die Armee, die Allerhoͤchstdieselben mir anzuvertrauen die Gnade gehabt, bei dieser allgemeinen und entschiedenen Niederlage der Empsrer, die mit der größten Erbitterung fochten, neue Beweise ihres exemplarischen Muths und ihrer trefflichen Mannszucht gegeben hat. Da ich die
Rapporte der Ober- und Unter⸗Commandeurs noch nicht er—
halten habe, so kann ich den von uns erlittenen Verlust nicht genau angeben; doch mag sich derselbe, nach den mir zuge⸗ kommenen ersten Anzeigen, auf etwa 1000 Todte und mehr als 3090 Verwundete belaufen. Nach der Zahl der Todten zu urtheilen, die auf dem Schlachtfelde geblteben sind, und nach der Aussage der Gefangenen, muß der Verlust des 6 viel beträchtlicher gewesen seyn. Das 7te Polnische
nfanterie Regiment und das Zte und Ate Jaͤger⸗Regiment sind fast gaͤnzlich aufgerieben. Die Zahl der Gefangenen be—
laͤuft sich auf mehr als 500, worunter einige Stabs- und
andere Offiziere. Drei Kanonen, eine große Zahl von Mu⸗ , . und eine betraͤchtllche Menge Waffen jedweder Gattung sind in die Hande des Siegers gefallen. Da der Feind keine Fahnen mit sich fuͤhrt, so befinden sich derglei⸗ chen auch nicht unter unseren Trophaäͤen.““
„Am Schlusse seines Berichts“, fuͤgt das Eingangs er— wähnte Blatt hinzu, „legt der Graf Dlebitsch Sr. Maßjestaͤt dem Kaiser Zeugniß ab von den gewandten Mansvers des Chefs des Generalstabes, Grafen Toll, so wie von der Un⸗ erschrockenheit und dem glaͤnzenden Muthe, wovon dieser General an jenem ri nuch Tage persoͤnlich neue Beweise Auch die General⸗Adjutanten Neidhardt und
rst Gortschakoff haben sich sowohl durch ihren th, als durch die puͤnktliche Vollziehung der ihnen uͤbertragenen Dis⸗ posttionen, gerechten Anspruch auf das Lob des Ober⸗Befehls⸗ habers erworben. Der Fuͤrst Gortschakoff hat wahrend der
ganzen Dauer der Schlacht, an der Stelle des verwundeten
.
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al- Abjutanten Suchozanet, die Functionen eines Chefs e, Artillerie verrichtet. Der General⸗Major Reibnitz fuͤhrte, ungeachtet der Blessur, die er am Ften erhalten, die von ihm befehligte 25ste Artillerie Division in eigener Person in die Schlacht. Ueber— haupt laͤßt der Ober-Befehlshaber dem Muthe und den geschickten Dispositionen aller Corps Chefs und uͤbrigen Tommandeurs, so wie dem großen Eifer und der Uner— schrockenheit der Truppen, die an dem Gefechte Theil ge— nommen, volle Gerechtigkeit widerfahren; vorzuͤgliches Lob ertheilt er der glaͤnzenden Waffenthat des Kuͤrassier⸗Regi⸗ mentes Prinz Albrecht von Preußen, das, unter der Anfuͤh— rung seines tapfern Commandeurs, des Obersten Barons Meiendorff, die feindlichen Kolonnen uͤber den Haufen warf und sie bis unter die Thore von Praga ver folgte. Zu glei⸗ cher Zeit berichtet der Feldmarschall Sr. Majestaͤt dem Kai— ser, daß der General⸗Lieutenant Baron Kreutz, der auf das linke Weichsel-Ufer detaschirt worden war, um durch die Be⸗— schaͤftigung der Truppen der Empoͤrer nach dieser Seite zu eine Di⸗ version zu machen und die einzelnen Corps der neu von ihnen aus— gehobenen Mannschaft zerstreuen, sich dieses Auftrags mit Erfolg entledigt habe, und daß, nachdem er bei Kozienice ein zahlreiches Detaschement von Empoͤrern geschlagen, er, den ihm ertheil— ten Instructionen gemäß, auf das rechte Weichsel-Ufer zu— ruͤckgekehrt sey, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, durch das Aufgehen des Eises von dem Gros der Armee abgeschnit— ten zu werden. Der General Kreutz hat diesen Uebergang am 11Iten d. M. bei Trtow bewerkstelligt, und Artillerie und Ge⸗ paͤck sind, ungeachtet das Eis nur noch sehr duͤnn war, ohne irgend einen Unfall auf das rechte Ufer zuruͤckgekehrt. Der Ober⸗Befehlshaber hat dieses Detaschement auf Pulawy di— rigirt, um die Besitzung der Wojewodschaft Lublin sicher zu stellen. Der General-Adjutant Prinz Adam von Wuͤrtem— berg und der General-Major Dellingshausen, von der Suite Sr. Majestaͤt, die bei jener Expedition unter den Befehlen des General-Lieutenants Baron Kreutz standen, haben ihn dabei mit großem Erfolge und musterhaftem Eifer unterstuͤtzt.“
Frankreich.
Paris, 7. Maͤrz. Gestern Vormittag arbeiteten Se. Majestaͤt mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten und ertheilten demnächst dem Praͤsidenten der Deputirten—
Herzog von Orleans musterte auf dem Caroussel⸗Platze einen Theil der Truppen der Garnison und 2 Batterieen reiten— der Artillerie. Unter der Ueberschrift: „Von dem Kriege, wozu die republikanische Partei Frankreich verleiten will“, enthalt die Gazette de France einen Aufsatz, worin es im Wesent— lichen heißt: „Es giebt heutiges Tages Niemand mehr in Frankreich, dem nicht die revolutionnairen Absichten unserer kriegerisch gesinnten Partei vollkommen einleuchteten. Um— sonst verschanzen die Anhaͤnger derselben sich noch hinter die Repraͤsentativ⸗ Monarchie; man merkt aus jedem ihrer Worte, daß sie darunter die Republik meinen. Freilich sprechen sie uns zugleich auch von Freiheit und oͤffentlicher Ordnung; was nutzt dies aber, wenn ihre Theorieen mit jeder Ordnung und Freiheit im Widerspruch stehen? Auch das Wort Frie— den fuͤhren sie im Munde; zugleich aber lassen sie kein Mit— tel unbenutzt, um diesen Frieden zu stoͤren und den Krieg unvermeidlich zu machen. Es ist offenkundig, daß seit un⸗ serer letzten Revolutlon keine Unruhen in irgend einem Lande von Europa ausgebrochen sind, die nicht von jener Partei begünstigt worden waren. Sagte nicht noch kuͤrzlich der Pa— triarch der Revolutionen in der Deputirten⸗Kammer hinsicht⸗ lich der Unruhen in Italien: „Unsere Lehren greifen gluͤck⸗ licher Weise um sich.““ Erklaͤrte er nicht in einer anderen Sitzung, daß der Geist jener Revolution darin bestehe, das republikanische Prineip der Volksherrschaft nicht nur im Innern, sondern zu Gunsten aller uͤbrigen Nationen geltend zu machen? Republik und Krieg sind also die beiden Dinge, die Herr von Lafayette und seine Freunde uns bereiten. Hoffentlich wird das Andenken der Jahre 1793 und 1794 hinrelchen, um uns vor der Ruͤckkehr der republikanischen Anar⸗ chie zu bewahren. Schon spricht sich in diesem Sinne die oͤffentliche Meinung in den Departements aus, wo man allgemein entschlos⸗ sen ist, sich von jeder neuen Revolution loszusagen, die die Hauptstadt den Provinzen aufzulegen versuchen möchte. Möge diese heilsame Stimmung sich je mehr und mehr verbrelten! Sie allein kann Frankreich retten. Leider haben die Kriege der Republik einen Eindruck zuruͤckgelassen, der nur allzusehr * geeignet ist, die — und * den
gefaͤhrlichsten aller Abwege zu fuͤhren. „„Wir haben Europa
und 1815 dies hinlaͤnglich beweisen.
zu deren Lehrmeistern sie sich aufwerfen, zu. „„Jetzt ist an uns die Reihe, zu siegen;““ erwiedern unsere jungen Leute und traͤumen von nichts als von gewonnenen Schlachten. Wie koͤnnte dies auch anders seyn, da man ihnen taͤglich ein⸗ redet, daß sie verständiger und besser als ihre Vaͤter sind? Auf dieses Vertrauen und diesen jugendlichen Eifer speku— lirt nun die republikanische Partei, um Frankreich wi— der seinen Willen und gegen seine theuersten Interessen in einen Krieg zu stuͤrzen. Der leichte Sinn der Franzosen zweifelt an nichts, weil er nichts ergruͤndet. Aus fruͤheren Siegen schließt er mit unerschuͤtterlicher Zuversicht auf kuͤnf— tige Siege, ohne die Zeitumstaͤnde dabei irgend zu beruͤcksich⸗ tigen. Wenn unsere erste Revolution, gleich der Kaiserlichen Re⸗ gierung, die Europaͤischen Maͤchte besiegte, so geschah es, weil diese unter sich nicht einig waren und einzeln angegriffen wurden; vereinigt sind sie noch nie besiegt worden, wie die Jahre 1814 Dasselbe Buͤndniß be⸗ steht aber auch jetzt noch. Die von der neuen Revolutions-Pro⸗
paganda erregten Unruhen haben alle Regierungen veranlaßt, das
Band, das sich zu ihrer gemeinsamen Vertheidigung um sie schlingt, nur noch um so enger zu knuͤpfen. Keine Eifersucht wird Oesterreich und Preußen mehr entzweien, wie im Jahre 1792. Weder Deutschland noch Plemont werden unvorberei⸗ tet uͤberrascht werden, keine Macht, mit einem Worte, wird angegriffen werden, ohne daß nicht sofort alle uͤbri— gen zu ihrem Beistande herbeieilten. 1 von Lafayette und seine Freunde rechnen auf den Aufstand der Voͤl—
ker. Sind sie aber hier ihrer Sache wohl so gewiß?
Und wenn sie sich nun getaͤuscht hatten, wie solches Leuten mit fixen Ideen in der Regel widerfaͤhrt, worauf wollten sie dann noch rechnen? Was haben sie denn bisher bewirkt? Polen und Italien sind aufgestanden, und Polen und Ita—⸗ lien werden wieder unterworfen werden. Gesetzt aber auch, es gelange unseren Propagandisten, alle Voͤlker zum Auf⸗— stande zu bewegen, was anders koͤnnte die Folge davon seyn, als eine allgemeine Anarchie, ein allgemeines Elend? Und nichts aͤndert den Sinn des Menschen schneller als diese bei— den Uebel; die ermuͤdeten Voͤlker vergleichen alsdann die Vergangenheit mit der Gegenwart und weisen diejenigen mit Abscheu von sich, denen sie ihren Jammer verdanken. Wit einem Worte: Im Jahre 1792 hatte Frankreich es nur mit zwei Maͤchten zu thun, im Jahre 18351 wuͤrde es mit
Kammer, Herrn Cas. Périer, eine Privat- Audienz. Der allen Maͤchten, die noch dazu einig und durch die Erfah⸗
rung gereift waren, zu thun bekommen; — und dies ist der
erste Ünterschied zwischen Jetzt und Damals. Im J. 1792
war der Krieg in Frankreich volksthuͤmlich; im J. 1831 wurde es ihm an aller Nationalität fehlen; — und dies ist der zweite Unterschied zwischen Jetzt und Damals. Im J. 1792 gab es, um einen Krieg zu fuͤhren, Mittel, die uns jetzt gänzlich abgehen; — und dies ist der dritte Unterschied zwischen Jetzt und Damals. Dlese Mittel bestanden in der allmaͤligen Aushebung ven 1,500,000 Mann und der Aus— gabe mehrerer Milliarden in Assignaten, zur Ausruͤstung, Ernährung und Besoldung dieses großen Heeres. Die Er— richtung elner starken Armee wurde uns auch heute noch möͤg⸗ lich seyn, denn wir haben eine muthige Jugend und das Elend, das ohnehin schon eine so große Menge von Men⸗ schen dem Feldlager zufuͤhrt. Aber zur Bildung eines Hee⸗ res von 1,6500, 000 Mann, wie damals, wuͤrde es auch, wie damals, des Terrorismus beduͤrfen. Kein Terrorismus der Welt wuͤrde indeß den Assignaten wieder Eingang verschaffen; die Assignaten muͤßten also durch eben so viele Milliarden in baarem Gelde ersetzt werden. Wo wollte man aber diese wohl finden? Bei dem Handel und Gewerbfleiße? Es gäbe weder Handel noch Gewerbfleiß mehr. In den indiretten Steuern? Der Ertrag derselben wuͤrde, so wie der der . mit jedem Tage geringer werden. In dem Grund ⸗ 83 thum? Dies ist schon jetzt uͤbermaͤßig verschuldet, und d
Einkommen vermindert sich täglich. An der Pariser Bör⸗ se? Wo wurde man hier Kapitallsten finden, die Geld gegen Renten hergaͤben, deren Loos von den Zufälligkeiten
n den Staats⸗ und Gemeinde⸗
eines Krieges abhinge? IJ meind Waldungen? Was . die Verschleuderung einer so be⸗
trächtlichen Masse von Holz wohl Großes eintragen, und , . . Verlust fuͤr Frankreich! Es . also, um sich Geld zu verschaffen, nichts uͤbrig, als Nequisitionen, gezwungene Anleihen und Confiscationen. Frankreich ist aber nicht im Stande, nech einmal die Anwendung solcher Mittel zu ertragen; es wuͤrde ohne Rettung verloren seyn, oder es wurde rasch zur Besinnung kommen und um jeden Preis seinen Frleden mit Europa erkaufen. Ein Angriffs⸗ Krieg scheint uns fonach unter den jetzigen Umständen unmöglich. Die Nation kennt keinen politischen Fanatismus mehr; es
besiegt““, rufen die alten Revolutionnairs unfrrer Jugend, gilt hr gleich, nach welchen Grundsaäͤtzen die uͤbrigen atlo⸗
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