sogar auch eine ihm auferlegte Pflicht. Wie man jenen Grund als Einwand gegen die Bill benutzen kann, begreife ich nicht — wenn ich aber sehe, daß man beinahe den vier— ten Theil der Mitglieder des Unterhauses entlassen will, um sie durch andere zu ersetzen, so finde ich die beabsichtigte Ver⸗ änderung viel groͤßer, als ich sie billigen kann. (Beifall. Man hat mir freilich gesagt, daß man hinsichtlich dieses Punttes die groͤßte Unparteilichkeit beobachtet und nur die Bevoͤlkerung beruͤcksichtigt habe. Ist aber die Bevoͤlterung die einzige Ruͤcksicht, die zu einem solchen Beschluß fuͤhren soll? Ich meine, nicht nur die Zahl der Bewohner, sondern auch die Lage der Burgflecken muͤßte erwogen werden, insofern letztere mit vielleicht 12 Waͤhlern in der Naͤhe einer großen Stadt oder mit einer großeren Anzahl derselben weit entfernt von einer solchen liegen. — Mit Schmerz und Be— dauern muß ich erklaͤren, daß ich die Bill nicht unterstuͤtzen kann, wenn sie nicht so sehr modifizirt wird, wie man es ver— nuͤnftiger Weise nicht erwarten kann, weil sie dadurch ihren ganzen Charakter verandern wuͤrde. Man behauptet, sie baue
la hen noch großeren Veräaͤnderungen vor. Diese Ansicht theile ich nicht, auch weiche ich ubrigens, zu meinem großen
Bedauern, von der Meinung vieler meiner Constituenten ab,
die sich sehr guͤnstig fuͤr eine Reform ausgesprochen haben. So leid mir es aber auch thut, so glaube ich, daß es Au— genblicke giebt, wo man einen Mann verachten muͤßte, wenn er nicht nach seiner Ueberzeugung handelte, was auch dar— aus entstehen konnte. Schon fruͤher wich ich einigemal in meinen Ansichten von denen meiner Constituenten ah, verlor aber deswegen ihr Vertrauen nicht. Ich gab damals meine ehrliche Meinung, ich habe sie jetzt ebenfalls gegeben, und so
habe ich meine Pflicht gethan. (Lauter Beifall) Der Lord⸗
Advokat, der darauf das Wort nahm, erklaͤrte zunaͤchst, daß es im Koͤnigreiche zweierlei unzufriedene Parteien gebe, deren Einfluß gleich groß sey; die eine bestehe aus gewerb— flelßigen, intelligenten und gutgesinuten Leuten, denen man, ihrer Respektabilitaͤt unerachtet, ihren billigen Antheil an der Volks-Vertretung bisher verweigert habe, und die andere Partei bestehe aus armen, nothleidenden, wenig nachdenkenden Menschen, deren Leidenschaften von politi— schen Abentheurern durch kuͤnstliche Mittel angeregt wuͤr— den, und die sich dadurch zu tumultuarischen Ausschwei— fungen verleiten ließen. Unter diesen beiden Parteien wurde, wiewohl sie urspruͤnglich nicht die geringste Beziehung zu einander hatten, doch am Ende eine Art von Sympathie entstehen, die aus der Ueberzeugung entspraͤnge, daß beide ihrer constitutionnellen Rechte beraubt seyen, und eine Folge davon wuͤrde seyn, daß, zur Errichtung des gemeinschaftli⸗ chen Zweckes, sich Gerechtigkeit zu verschaffen, ein Buͤndniß unter ihnen und ein Geist der Opposition sich bilden wurde, denen kein Minister werde widerstehen koͤnnen. Es sey daher die Absicht der Regierung, dadurch, daß sie bei Zeiten den gemaͤ⸗ ßigten Forderungen der achtbareren Partei nachgebe, diese an die Constltution zu fesseln und dadurch den schaͤdlichen Ein⸗ fluß der andern unstaͤten Partei, die nichts in der Welt zu verlieren habe, unwirksam zu machen. — Unter den Red— nern, die sich in dieser Sitzung ferner vernehmen ließen, zeichnete sich noch Herr Croker (der ehemalige Secretair der Admiralität) aus, der einen ausgedehnten Vortrag gegen die Reform-Bill hielt. Das Haus vertagte sich um 17 Uhr.
London, 5. Maͤrz. Der Sun berichtet: „Im West—
Ende der Stadt heißt es, Graf Grey habe die von Herrn
C. W. Wynne in seiner Eigenschaft als Kriegs⸗Minister eingereichte Dimission angenommen.“
Dem selben Blatte zufolge, hat der Oberst Evans in der offentlichen Versammlung, die gestern unter dem Vor— sitze des Sir Fr. Burdett in Westminster gehalten wurde, erklärt, daß er so eben aus der Grafschaft Sussex komme, wo Tausende bereit seyen, nach der . zu marschi⸗ ren, falls die Minister mit ihrer Reform ⸗Bill durchfallen sollten. Außerdem, sagt das genannte Blatt, wuͤrden aus dem Norden Englands Hunderttausende zu demselben Zwecke nach London kommen; die Burgfleckenhaͤndler sollten sich al= so noch zeitig genug warnen lassen.
Nieder land e.
Aus dem Haag, 9. Maͤrz. Dem Vernehmen na werden Se. Königl. Hoheit der Prinz von 3 a 15ten d. M. aus London zuruͤck erwartet.
Der Major von Omphal, Adjutant Sr. Majestaͤt des Königs, ist vor einigen Tagen mit dem Dampfboote nach
London an e ,. dee, g. Der nister des Innern hat ben Provinzlal⸗Gouvck—
neurs angezeigt, daß es Sr. Maj. zu großer Freude gereiche, die Begeisterung wahrzunehmen, die sich im Lande uͤber all kundthue, dem heldenmuͤthigen van Speyk ein National—⸗ Denkmal zu errichten. Dem Wunsche der Nation nachge⸗ bend, wollen Se. Majestaͤt von dem fruͤheren Vorsatze, ein solches Denkmal auf Kosten der Regierung errichten zu lassen, abstehen, damit dasselbe ein vom Volke selbst ausge— gangenes wahrhaftes National⸗Unternehmen sey.
Aus Mastricht wird unterm Aten d. gemeldet, daß das
kleine Heer des General Mellinet sich nach der Seite von
Thienen zuruͤckgezogen habe. Das Geschuͤtz, das sich in Maaseyk befunden hatte, ist nach Hasselt abgefuͤhrt worden, doch sind in der Gegend von Dilsen einige schwere Stuͤcke, des schlechten Weges halber, stecken geblieben.
Bei Weert und Niederweert haben wiederum mehrere Gebiets-Verletzungen von Seiten der Belgier stattgefunden, die sich Gewaltthätigkeiten gegen diesseitige Einwohner ge— statteten. .
Nachrichten aus Eindhoven zufolge, hatten einige beim 12ten Regimente stehende aus Nassau gebuͤrtige Soldaten
den Plan gefaßt, zum Feinde uͤberzugehen. Ein Franzose,
der in der Provinz Nord-Brabant wohnt und vom Koͤnige der Niederlande eine Pension genießt, soll sie dazu ange⸗ spornt haben. Ein Schweizer, der ebenfalls eine Aufforde⸗ rung der Art erhielt, hat jedoch seinem Hauptmann das Komplott angezeigt, worauf ungefahr 30 Nassauer festge— nommen worden sind.
Bruͤssel, 9. März. Der Regent hat vorgestern den Besuch des Lord Ponsonby und gestern den einiger Kongreß— Deputirten des Grorherzogthums Luxemburg empfangen. Letztere stellten dem Regenten den Zustand ihrer Provinz vor und haten sowohl um Truppen, als um affen. Der Regent antwortete ihnen, daß er, seinem Eide treu, alle noͤ— thige Maaßregeln anordnen werde, um die Integritaͤt des Gebietes zu behaupten. ge.
Die Proelamatten des Herzogs Bernhard von Sachsen— Weimar (Vgl. Deutschlanz), die gestern hier ankam, ist so—⸗ gleich von hier aus durch einen Courier nach Paris gesandt worden.
Hr. Le Hon ist in der Eigenschaft eines außerordentli— chen Gesandten und bevollmaͤchtigten Ministers vorgestern Abends nach Paris abgereist.
Der General Mellinet hat nach seiner hierselbst erfolgten Ankunft in mehrere hiesige Zeitungen einige von ihm an den Krlegs-Minister, an Herrn Rogier und an den Obersten Nypels gerichtete Briefe einruͤcken lassen, worin er zunaͤchst darzuthun sucht, daß er nicht subordinationswidrig gehandelt, aks er sich nicht sogleich nach erhaltener Aufforderung nach Bruͤssel begeben habe; alsdann aber klagt er den General Daine auf ein sehr heftige Weise schlechter Handlungen an.
Gestern Vormittags hat die feierliche Installation des Herrn Gendebeen, als ersten Praͤsidenten des Ober-Tribu⸗ nals von Bruͤssel, stattgefunden. Der General-Prokurator van Meenen hielt die Einfuüͤhrungs⸗Rede an den Praͤsiden⸗
ten, der zugleich Justiz⸗Minister ist.
Deutschlan d.
Hannover, 12. Marz. Die Hannoöverschen Nachrichten enthalten im heutigen Blatte Folgendes; Es wird in jetzigen Zeiten kein Mittel unversucht gelassen,
das Vertrauen zu der Regierungsgewalt J erschuͤttern, und es
wird nicht verschmaͤht, selbst zu den frechsten und uͤbertriebensten Unwahrheiten die Zuflucht zu nehmen, wenn es darauf ankommt, jenen Zweck zu erreichen. Je mehr es die Revolutionnairs aͤr⸗ hen muß, daß es noch Truppen giebt, welche, ihrem Eide und hrer Pflicht getreu, den Pfad der Ehre zu bewahren wissen, desto
n ergreifen sie jede Gelegenheit, um Geruͤchte von dein Ge⸗
entheile auszubreiten. Es ist deshalb auch nicht zu verwundern, aß in mehreren auslaͤndischen Zeitungen uͤber einige tumultug⸗ rische Vorfaͤlle, die sich am 18. und 19. v. M. unter einem Theile der Garnison zu Gottingen zugetragen haben, die unverschaͤmte⸗ sten Verdrehungen und neberkreibüngen aufgeführt sind. Die nachstehende aktenmaͤßige Erzaͤhlung der obigen Ercignisse mag . ung alles desjenigen dienen, was auswaͤrts daruͤber t ö
Am 18. Febr. waren zwei Soldgten vom 1sten Bgtalllon des 2ten Infanterie⸗Regiments in Arrest geschickt, weil sie sich beim Em pff ige der Lebensmittel ungebuͤhrlich und dienstwidrig benom⸗ men hatten. In der Daͤmmerung vereinigten sich mehrere be⸗ trunkene Soldaten desselben Bataillons, um ihre Kameraden zu befreien. Da gerade Jahrmarkt in Göttingen war, so entstand dadurch ein U. gu beitrugen, die von der Wache abgegangenen Patrouillen an der Arretirung der tumultuirenden Soldaten zu verhindern. Der
General Major von Linsingen, welcher in Abwesenheit des Ge⸗
neral⸗Lieutengnts von dem Bussche (der auf Urlaub in Hanno⸗
d ver war) die Truppen kommandirte, 6 auf erhaltene Meldung
auf von Menschen, die zum Theil dazu
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zue sofort Allarm schlagen, worauf nicht nur die beiden 3 Goͤttingen liegenden alaillone mit größter Schnellig⸗ keit unter die Waffen traten, sondern auch saͤmmtliche Soldaten des tumultuirenden Bataillons sich ruhig in Reihe und Glied stellten.
des Zten Regiments, wurden in Arrest gebracht, und als keine weitere Unordnungen fuͤr den Augenbli e befuͤrchten standen, wurden die Truppen in die Quartiere entlassen. Am 19ten des Morgens ruͤckten die Bataillone zum Exereiren aus, und als nach dem Einruͤcken die Wochen . wurden, rottirte sich noch ein⸗ mal eine bedeutende Anzahl Soldaten, jedoch bloß aus dem 1sten Ba⸗ taillon des Zten Regiments, vor der Wache zusammen, um die Loslassung ihrer Kameraden zu verlangen. Einwohner und Stu⸗ denten hatten sich unter sie gemischt, so daß ohne die Gefahr eines allgemeinen Blutvergießens keine gewaltsame Maaßregeln angewandt werden konnten. Doch wurden einige Soldaten ar⸗ retirt, Der General⸗Major von Linsingen, welcher persöͤnlich vor der Wache anwesend war, gab, wie es Tages zuvor schon gesche⸗ hen war, den Befehl, Allarm zu schlagen. Augenblicklich eilten saͤmmtliche Soldaten wieder guf ihr Sammelplaͤtze, und der anze Tumult hatte nicht laͤnger als 5 Minuten gedauert.
s war nicht zu verkennen, daß diese Zusammenrotttrung am I19gten Mittags vorher verabredet gewesen sey, und da überdies mehrere lien and? erwiesen waren, aus welchen hervorging, daß man auf die Stimmung der Soldaten nachtheilig einzuwirken Piuch hatte, so mußten durchgreifendere Maaßregeln eintreten.
er Genergl⸗Major von Linsingen ließ daher sofort das betref⸗ fende Bataillon von seinem Allarmplatze nach Dransfeld abmar⸗ schiren. Zugleich ward dem Magistrate und dem Prorektor ange⸗ ze tg daß Einwohner und Studenten sich bei jedem Allarm so⸗ gleich in ihre Wohnungen zu begeben haͤtten, und daß sie mit Gewalt der Waffen wurden auseinander getrieben werden, wenn mehr als sechs zusammen staͤnden. Auch ward Befehl gegeben, sofort die Marktbuden wegzuraͤumen, welche vor der Wache stan⸗ den und den Tumulten sehr guͤnstig gewesen waren. Der Marsch des Bataillons nach Dransfeld ging in aller militairischen Ordnung von statten. Es wurden dasesbst noch zwei der Hauptraͤdelsfuͤhrer in Arrest genommen, und die verfuͤhrten Soldaten bezeigten, nachdem ihnen die Strafbarkeit ihres Vergehens vorgehalten war, eine so aufrich⸗ tige und tiefe Reue, daß sie um Erlaubniß baten, von jeder Com⸗ vagnie rg Mann nach Goͤttingen schicken zu duͤrfen, um den General⸗Major von Linsingen um Verzeihung bitten zu lassen. Tages darauf ward das Bataillon nach Muͤnden verlegt, wo es bis zu seitzem jetzt bevorstehenden Ruͤckmarsche aus dem Goͤttin⸗
genfchen sich völlig dienstmäͤßig betragen hat. Eine kriegsrecht⸗
liche Unterfuchung ward uber die BVorfaͤlle sogleich eingeleitet, und binnen kurzem werden die Schuldigen ihr Urtheil empfa.—= gen. Hoffentlich wird die Untersuchung auch einiges Licht Aber die Machinationen gewaͤhren, die angewandt worden sind, um die Soldaten zu jenen strafbaren 9 lungen zu verleiten. Haben die heimlichen Feinde der gesetzlichen Ordnung das Vergnuͤgen gehabt, daß es ihnen gelungen ist, einige unerfah⸗ rene junge gar en zur Pflichtverletzung zu bewegen, so werden sie dabei auch Gelegenheit gehabt haben, sich zu uͤberzeugen, daß unter den übrigen im Goͤttingenschen anwesenden Truppen dieser Vorfall die größte Erbitterung gegen die Schuldigen erregt hat, und daß es nur eines Winkes bedürft haͤtte, um den Auflauf mit Gewalt zu zerstreuen. — Man vergleiche diese, auf aktenmaͤßigen Berichten beruhende Erzaͤhlung mit deinjenigen, was guswaͤrtige Blaͤtter daruͤber verbreitet haben, so wird man uͤber die Quellen nicht zweifelhaft bleiben konnen, aus denen die Erzaͤhlungen jener Blaͤtter geschoͤpft sind.“ .
Kassel, 8. Maͤrz. Der hiesige Stadtrath hat, bei dem bevorstehenden Schlusse des Landtags, der Staͤndever— sammlung in einer Adresse den Ausdruck der Verehrung und Dankbarkeit fuͤr ihre elfrigen Bemuhungen zum Besten des Landes dargelegt. — In dem von der Staͤndeversamm⸗ lung hierauf erlassenen Antwortschreiben wird der hiesigen Buͤrgerschaft fuͤr die freundliche Aufnahme, welche die Staͤnde hier gefunden und fuͤr die ihnen erwiesene Gast—
freundschaft gedankt.
Luxemburg, 5. Marz. Der Herzog Bernhard von Sachsen⸗Weimar hat, nach seiner gestern hier erfolgten An⸗— kunft, eine an die Einwohner des Großherzogthums gerichtete Koͤnigliche Proclamation (deren Mittheilung wir uns aus Mangel an Raum vorbehalten muͤssen) bekannt gemacht, die hier einen sehr guͤnstigen Eindruck gemacht hat. Naͤchstdem hat Se. Hoheit selbst, als General-⸗Gouverneur des Groß⸗ herzogthume, folgende Proelamation erlassen:
„Einwohner des Großherzogthums Luxemburg! Die po— litische Lage des Königreichs hat den Koͤnig entschieden, dem Großherzogthume elne besondere, von den anderen Provinzen
getrennte Verwaltung zu verleihen. Diese, hauptsachlich aus
Eingebornen gebildet, wird mit vollkommener Kenntniß des Landes verfahren; sie wird auf den Charakter und auf die Beduͤrfnisse der Einwohner immer Rucksicht nehmen. Das Vertrauen des Köoͤnigs hat mich an die Spitze dieser Ver— waltung gestellt; Einwohner des Großeherzogthums, ich hoffe, auch das Eurige mir zu erwerben. Die Rechte des Koͤnigl. Hauses auf dieses Land, so wie dessen Verhaͤltnisse
zum Deutschen Bunde, sind von der Londoner Konferenz anerkannt und aufrecht erhalten worden. Es wurde vom Koͤnige abhaͤngen, seine Autoritaͤt durch das Bundes—
Mehrere der straffaͤlligsten Leute, auch einige vom 1sten Bataillon Heer wieder herstellen zu lassen; er hat es jedoch vorgezo—
gen, bevor er dem Lande die Last einer militairischen Be— setzung zuzieht, Euch Zeit zu lassen, damit Ihr zu Euren Pflichten zuruͤckkehret. Ich werde die Zastimmungen, die mir schriftlich oder muͤndllch binnen einem Monate vom heu— tigen Tage an ertheilt werden, entgegennehmen. Ich bin unter Euch angekommen, um Euch mit den vaͤterlichen Ab— sichten des Königs bekannt zu machen. Einwohner von Luxemburg, gehorchet Seiner Aufforderung. Eure Pslichten
sind mit Euren wohlverstandenen Interessen in Uebereinstim⸗
mung. . Luxemburg, 5. Marz 1831. Der General Lieutenant, General-⸗Gouverneur Bernhard, Herzog von Sachsen-Weimar.“
Oesterreich.
Wien, 8. Marz. Nachdem Ihre Majestäten der Kal— ser und die Kaiserin, der Koͤnig und die Königin von Un— garn schon am verflossenen Sonnabend das Hofburg-⸗Theater mit Ihrer Anwesenheit begluͤckt hatten, erschienen die Aller⸗ höͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften gestern abermals in die— sem Theater, welches zu dem Empfange der Erlauchten Fuͤrsten beleuchtet war. Die ungemein zahlreiche festlich geschmuͤckte Versammlung empfing die geliebten Souveraine mit emem oftmals wiederholten feurigen Vivatrufe, welcher mit der ruͤh⸗ rendsten Herablassung erwiedert wurde.
Die Reichs-Deputation, welche die Ungarischen Staͤnde der ersten Kunde von der bevorstehenden Vermaͤhlung Sr. Maj. des Koͤnigs von Ungarn und Kronprinzen der uͤbri= gen Oesterreichischen Staaten mit der Prinzessin Marie Anne Karoline von Sardinien aus ihrer Mitte abgeordnet haben, um dem Erlauchten neuvermahlten Königspaar die Gluͤckwuͤn⸗ sche und die Huldigung Ungarns darzubringen, hielt vor— gestern ihre feierliche Auffahrt nach der Kaiserl. Hofburg, wo sie sich dann ihres Auftrags entledigte und demnächst die Gnade genoß, mit einem Koöͤnigl. Gastmahle bewirthet zu werden, zu welchem auch die hier anwesenden angeseheneren Ungarischen Civil- und Militair-Beamten beigezogen wurden.
Se. Masestät haben unterm 22. Febr. d. J. die Ausfuhr von Pferden auf unbestimmte Zeit im Allgemeinen zu ver— bieten geruht.
Se. Majestaͤt haben, als Ausnahme von dem Gesetze, bewilligt, daß alle en n Unternehmungen, die auf die Erzeugung des Zuckers aus inlaͤndischen Urproduk— ten gerichtet sind, durch zehn Jahre von der Erwerbsteuer befrelt bleiben.
Italien.
Die Nachrichten uͤber das Befinden Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Sardinien lauten fortwaͤhrend befrtedigend; auch die Nacht vom 25. auf den 26. Februar war (wie der Oesterreichische Beobachter meldet) ruhig, das Fieber hatte nachgelassen und der Erlauchte Kranke mit Unterbrechun⸗ gen mehrere Stunden geschlafen.
— Im Nuͤrnberger Korrespondenten liest man: „An der Spitze der in Savoyen vorbereiteten Insurrection soll der im Jahre 1821 aus Piemont verbannte Fuͤrst della CTisterna stehen. An die Verschwornen in Faucigny und Cha⸗ blais sind kleine silberne Medaillen ausgetheilt worden, mit der Inschrift: „Freiheit! Unabhaͤngigkeit!“ und mit einer Eichenkrone, in deren Mitte man liest: „Allobrogien (der alte Name Savoyens und des angränzenden Genfer Gebiets) 1831.“ — Die Reglerung zu Genf hat eine Versammlung von Savoyarden in Tarouge zerstreuen lassen. — Der Ge⸗ neral⸗Gouverneur des Herzogthums Savoyen 6 eine Pro⸗ elamatlon erlassen, in welcher er die Piemontesischen Flücht⸗ linge in Frankreich als eine Horde bewaffneter Näͤuber schil⸗ dert, die nichts zu verlieren und nichts als Pluͤnderung zu hoffen hatten. Ahr Anfuͤhrer seyen die nämlichen, die im Jahre 1821 so viel Unheil über ihr Vaterland gebracht und es dann feig verlassen häͤtten u. s. w.“ =
— Nach einem Schreiben aus Bologna vom 1. Mär (welches de Allgemeine Zeltung im neuesten Blatte mittheilt) war daselbst am 28. Febr. das Fest der Union der insurgirten Provinzen feierlich begangen worden; ungefähr 1700 Mann Linientruppen und Buͤrger- Garden, worunter eine Abtheilung Dragoner und einige Juͤnglinge von Fer— rara und Bologna zu Pferd, standen in Parade auf der Piazza. Ein Saͤngerchor sang Nationalhymnen; den Gesang begleitete die Musik zweier Militairbanden. Man erwartet nunmehr, daß in den naͤchsten Tagen eine Reihe von Festen
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