1831 / 75 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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des Vaterlands und die Leiter der Dinge in den Stunden der Krisis, statt jetzt, rebus felieiter Peractis, nach dem Bei— spiel der so oft angerufenen großen Manner des republikani⸗ schen Roms, freiwillig in den Privatstand zuruͤckzutreten und somit einen schlagenden Beweis von Uneigennuͤtzigkeit und Reinheit ihrer bisherigen Absichten und Handlungen zu ge— ben, ihre vortheilhafts Stelle benutzen und alle die wich— tigsten Posten in Besitz nahmen, bel vielen weniger Unter⸗ richteten Verdacht und Mangel an Zutrauen erregen koͤnnte. Man ersieht aus dieser boͤartigen Stimmung, welche leider auch in Belgien herrscht, wie leicht die glaͤnzendsten Erschel— nungen in der constitutionnellen Welt der Gefahr ausgesetzt sind, verkannt zu werden, und das Geschrei in vielen Staͤd⸗ ten: daß man nunmehr unter einer Aristokratie von Advo⸗ katen sich befinde, ist ein noch schlagenberer Beweis fuͤr die Wahrhelt unserer Behauptung. Mit gespannter Aufmerksamkeit und aͤngstlicher Besorgniß erwartet Jedermann hier den Aus— gang der blutigen Tragodie von Warschau, welchem vielleicht bald eine zweite in Italien folgen wird. Waͤhrend so der Parteigeist und der Buͤrgerkrieg manches Europaͤische Land jetzt aufregen, bietet jedoch Hollaud das beneidenswer— the Bild eines Staates, welcher auch nach einer so bei— spiellosen Krise, wie die vorangegangene, zu neuer Krast er— staͤrkt, sobald er nur aus dem eigenen Volks-Charakter, aus dem Vertrauen auf sich selbst und aus besonnener Wurdi— gung der äͤußeren Umstände frische Lebenssaͤfte schoͤpft. Dies ist in einem ungewoͤhnlichen Grase hlerseits der Fall. Waͤh⸗ rend in anderen Staaten die Individualität immer trotziger, gewaltsamer, eigenwilliger aus dem alten Geleise tritt, in dem

sie bisher gewandelt und an dem Werke des Ganzen ruͤttelt,

welches auf dem Blute, den Seufzern, den Anstrengungen und Opfern mehr als eines Jahrhunderts mühsam genug usammengekittet worden, verstummen die Anspruͤche der in, vor dem entschiedenen Willen eines hoͤheren Gesetzes, die hoffaͤrtige Kotterie legt ihren kuͤnstlich angeborgten Schmuck mit ruͤhmlicher Selbstuͤberwindung ab, und selbst der Fana— tismus, noch vor kurzem eisrig und wirksam, erschrickt vor den Fol⸗ gen seines eigenen Werkes, welches ihn wie die gesetzliche Freiheit in gemeinsamer Anarchie erdruͤcken kann, und er verstummt darum und bringt der Nothwendigkeit seine duͤsteren Begier— den zum unfreiwilligen Opfer dar. Alle Meinungs⸗-Diver⸗ genzen in unserem Lande machen sich nun einzig durch heftige, aber unschaͤdliche Polemik in Flugschriften Raum, und der nicht selten langweilige Ton in vielen derselben beninmt dem Stachel den giößeren Theil seiner Spitze. Eine Reihe von Reformen, durch das wuͤthende Geschrel der fruͤheren Belgi— schen Opposition, aus Scheu vor gefaͤhrlichen Ruͤckwirkungen und grundlosen Nachaͤffungen vertagt, treten nun ruhig, auf gesetzlichem Wege und mittelst friedlichen Verstaͤndnisses, hin— ter einander ins Leben. Der Geist, welcher im Ganzen herrscht, zeigt die gluͤckliche und frohe Stimmung der aͤlteren Bewohner eines gemeinsam bewohnten Hauses an, welche lange Zeit, nachdem die wilden, tobenden Mitgaͤste ausgezo— geu, mit verdoppeltem Eifer und ruhigem Behagen das durch einander Geworfene wieder aufrichten die Gemaͤcher rei⸗ nigen, und die alte Ordnung herstellen, mit Beruͤcksichtigung mancher neuen inzwischen nöͤthig gewordenen Einrichtungen. Die Theilnahme der Preußen und andrer Deutschen an der Feier des Andenkens desherrlichen Juͤnglings van Speyk, hat hier den angenehmsten Eindruck gemacht. Es giebt gewisse Gefuͤhle, wo alle loyale und wackergesinnte Völker gemeinschaftlich sich be⸗ ruͤhren, und Stunden, wo fuͤr viele Jahre hinaus Buͤndnisse der Freundschaft fester geschlossen werden moͤgen. Wenn im moralischen Reiche eine einzige schlimme That oft eine unbe— rechenbare Reihe von Uebeln erzeugen kann, so elektrisirt oft

eine einzige klar durchdachte und kraͤftig . zu vie⸗

len andern, welche den Glauben an den Sieg des Gaten und Rechten aufrecht erhalten und trotz aller Zerstoͤrungen und Verirrungen unseres Geschlechtes sein gerettetes Kleinod

immer gleich schoͤn und , , . unverwuͤstlich von Zeit

zu Zeit wiederum vorweisen. ollten Stunden der Gefahr und der Bedrängniß jemals auch uͤber Deutschland kommen, so wird dieser Satz gewiß auch hier eine siegreiche und glaͤn⸗ zende Anwendung finden. 6.

Bruͤssel, 19. Maͤrz. In unserm Minister⸗Rathe soll man sich gestern uͤber eine Proclamation berathen haben, die 4 an 2 Einwohner des Graßherzogthums Luxemburg er— assen will.

Die Belgischen Kommissarien der Niederlaͤndischen Han⸗ dels ⸗Gesellschaft sind von dem Praͤsidenten derselben, Herrn Schimmelpennink, aufgefordert worden, zur General⸗Ver⸗ sammlung nach dem Haag zu kommen. Die hier befindlichen Kommissarien sind vorgestern dahin abgereist.

Die Besatzung von Gent wird naͤchstens wieder veraͤn⸗

ben soll, kann ich jedoch nicht umhin, Ihnen, H

dert werden. Die Truppen, aus denen sie dermalen besteht, werden sich nach der Graͤnze oder in das Innere des Landes verfuͤgen, wahrend ein Regiment Luͤtticher und Wallonen in Gent einruͤcken wird. ͤ

In Antwerpen wollte man Briefe aus Batavia haben, wonach es dem bekannten Rebellen⸗-Haͤuptling Diepo Negoro gelungen seyn soll, seiner Haft zu entkommen und sich aufs neue an die Spitze einer Empoͤrung zu stellen.

Polen.

Warschau, 10. Maͤrz. Der General⸗Gouverneur der

Hauptstadt hat bekannt gemacht, daß sich Niemand erlauben duͤrfe, Militair-Gebaͤude fuͤr Leute oder Pferde in Beschlag zu nehmen, ohne vorher durch ihn dazu bevollmächtigt wor— den zu seyn. Wer in den Kasernen Quartler erhält, muß dem Orts-Inspektor daruͤber eine Quittung ausstellen. Fuͤr die Unversehrtheit und Reinerhaltung der Wohnung muß der Commandeur der ArmeeAbtheilung sorgen, welche daselbst einquartiert wird. Beim Auszuge aus dem bewohnten Quar⸗ tier muß der Commandeur Alles in dem Zustande, wie er es empfangen hat, an den Inspektor zuruͤckstellen und den an— gerichteten Schaden ersetzen. Auch befiehlt der Generaäl— Gouverneur allen Militairs, welche sich gegenwartig in War⸗ schau befinden, sich innerhalb 24 Stunden auf der Platz⸗ Kommandantur zu melden und sich uͤber die Ursache ihres Aufenthalts zu legltimiren, widrigenfalls sie zu ihren betref— fenden Corps transportirt werden sollen. Die Veranlassung zu diesem Befehl war, daß bei dem Uebergange der Polni— schen Truppen auf das linke Weichselufer sehr viele Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine, ohne dazu Erlaubniß erhalten

zu haben, in Warschau zuruͤckgeblieben sind, statt sich auf

ihre Posten zu begeben. Ferner zeigt der General-⸗Gou⸗ verneur den Einwohnern von Warschau an, daß er elnen ihrer verdienstvollsten Mitbuͤrger, Adam Gurowski, welcher einen Paß verlangt habe, um die Stadt und das Land zu verlassen, in diesen entscheidenden Augenblicken, wo die Dienste eines jeden Buͤrgers dringend gebraucht wuͤr⸗ den, sein Gesuch, das von mehr Vorsicht als Patriotismus zeuge, unmoglich habe bewilligen koͤnnen. Dagegen hat der General-Gouverneur allen Soldaten-Frauen, welche Quartierbillets fuͤr Warschau haben, anbefohlen, sich bereit zu machen, um binnen 3 Tagen die Hauptstadt zu verlassen und sich in die Staͤdte zu begeben, welche zu Depots fuͤr die Regimenter bestimmt sind, zu denen ihre Maͤnner gehoren; die von jenen Frauen in Warschau eingenommenen Quartiere sollen eine andere Bestimmung erhalten. Endlich warnt derselbe die Bewohner Warschau's davor, Milltair-Effekten irgend einer Art aufzukaufen, indem ihnen dlese nicht nur wieder weggenommen werden wuͤrden, sondern auch der Kaäu⸗ fer einer dem Werth des gekauften Gegenstandes angemesse⸗ nen Geldstrafe unterliegen solle.

Folgendes ist das (vorgestern erwahnte) Antwort-Schrei— ben bes Kommandanten von Modlin an den Feldmarschall Grafen von Diebitsch⸗Sabalkanski: „Herr Marschall! Da der Oberst Kiel, Adjutant Sr. Kaiserlichen Hoheit des Ce—= sarewitsch, welcher mir Ihren Brief uͤberbrachte, nicht auf schriftliche Antwert von mir warten konnte, so habe ich heute die Ehre, Ihnen dieselbe durch den Lieutenant Sobieski zu uͤbersenden. Sehr schmeichelhaft sind mir die zuvorkommenben Ausdruͤcke, mit denen Sie mich als Privatmann beehrt haben, ich werde mich bemuͤhen und hege die Hoffnung, es auch im Stande zu seyn, durch mein ferneres Verhalten Ihre Achtung, Herr Marschall, und die wohlgeneigte Meinung eines so erfahre⸗

nen Kriegers zu verdienen. Da ich den Geist der Besatzung von

Modlin, welche ich zu kommandiren die Ehre habe, genau kenne, so kann ich Ihnen dreist versichern, Herr Marschall, daß sie in nichts der Armer nachstehen wird, deren Tapferkeit es Ih— nen gefallen hat die gebuͤhrende Gerechtigkeit widerfahren

zu lassen. Ohne mich auf den Inhalt Ihres Schreibens ein⸗ zulassen und besonders ohne die Stelle desselben zu erörtern,

welche des Vortheils erwahnt, den das Kaiserl. Russische Heer in den Tagen des 19. und 25. Februars errungen ha⸗ t err Marschall, zu erklaren, daß wir alle Veranlassung haben, die Ereignisse dieser Tage aus einem ganz andern Gesichtspunkte zu betrach⸗ ten. Aber wenn auch die Lage unserer Armee wirklich so wäre, wie es Ihnen gefallen hat uns dieselbe darzustellen, wenn uns auch nichts Anderes uͤbrig bliebe, als mit unsern Personen die Zahl so vieler Tausende von Opfern fuͤr die Vertheidigung der Natlonal⸗Freiheit zu vermehren, selbst dann wuͤrde die Besatzung von Modlin in der gewissenhaften Bewahrung ihrer militairischen Ehre nicht schwanken und

den Beweis ihrer bürgerlichen Hingebung darlegen, uͤberzeugt,

daß sie auf diese Weise sich die Achtung, selbst von Seiten

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der Ueberwaltiger, und die Theilnahme derjenigen Nationen, deren Wuͤnsche und Hoffnungen sich unserm heldenmuͤthigen Aufstande anschließen, erwerben werde. Ich habe die Ehre, Herr Marschall, Ihnen mit Hochschaͤtzung meinen Gruß ab— zustatten. Modlin, 5. Maͤrz 1831. Der Kommandant der Festung Modlin (unterz.) Graf Ign. Ledochowski.“ Der sogenannte patriotische Verein zeigt dem Publikum an, daß seine Statuten vom 17. Februar von heute an bin— dende Kraft erhalten und seine Berathungen auch ferner in dem Sitzungs aale der Universitàͤt um 5 Uhr Nachmittags statthaben sollten. Das Abzeichen dieses patriotlschen Klubs soll in einem weißen Adler und der Hand mit dem Saͤbel, so wie der Unterschrift: „Seyn oder nicht seyn den 29.

Nov. 1830“, bestehen.

Die Warschauer Zeitung enthaͤlt Folgendes: „Waͤh⸗ rend der Schlacht am 25. Februar lag ein Polnischer Offi— zier schwer verwundet auf der Chaussee; neben ihm ein eben— falls, jedoch nur leicht verwundeter Russischer Soldat. Die— ser Letztere hoͤrt, daß Polnische Reiterei heransprengt; von Menschlichkeit geruͤhrt, macht er den Polnischen Offizier dar⸗ auf aufmerksam und heißt ihn, sich auf den Rand der Chaussee zuruͤckzlehen, damit er nicht zertreten werde; da er aber von dem Gffizier erfaͤhrt, daß dieser sich wegen seiner schweren Wunden nicht fortbewegen konne, kriecht er, obgleich selbst verwundet, an ihn heran, zieht unseren Offizier uͤber die Chaussee hinweg und legt sich neben ihn. Die Reiterei sprengt voruͤber, beide bleiben unbeschaͤdigt; hinter der Kavallerie aber faͤhrt ein Fourgon. Auf diesen nimmt unser Offizier, von Dankbarkeit durchdrungen, den Russischen Soldaten mit hinauf, sorgt von nun an auf das eifrigste fuͤr ihn, laͤßt im Lazareth dessen Bett neben das selnige stellen, betrachtet ihn als seinen Bruder und verspricht ihm, stets seines Schick— sals eingedenk zu seyn. Man hofft, daß beide bald genesen werden.“

Deutschland.

Muͤnchen, 11. Maͤrz. ) In der vorgestern gehaltenen ersten offentlichen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde ein Schreiben der Kammer der Reichsraͤthe, worin diese von ihrer erfolgten Konstituirung und von der Ernennung des Grafen von Montgelas zum zweiten Praͤsidenten Nachricht giebt, demnaͤchst aber ein Reskript Sr. Majestaäͤt verlesen, wonach die Staatsraͤthe von Schirmer und von Kopp zu Königl. Kommissarien ernannt worden sind. Der Finanz— Minister, Graf von Armannsperg uͤbergab der Kammer den Rechenschastsbericht uͤber die Staatseinnahmen und Ausga— ben in den Jahren 1826, 1827 und 1828, desgleichen den Nachweis uͤber die Einnahmen und Ausgaben der Staats Schulben⸗Tilgungs Anstalt in denselben Jahren, so wie uͤber deren jetzigen Stand. Auf den Antrag des Abgeordneten Kulman wurde der Druck der Sitzungs-Protokolle der Kam— mer, Behufs deren Veroffentlichung, beschlossen, auch der Beschluß gefaßt, daß diejenigen, die sich mit der Verbreitung der Verhandlung in den oͤffentlichen Blaͤttern befassen, in ihrem Unternehmen von dem Sekretartat der Kammer un— terstuͤtzt werden sollen. .

Bie Verhandlungen in der gestrigen (zweiten) oͤffentli— chen Sitzung der Kammer der Abgeordneten betrafen haupt— sächlich die Anstaͤnde, welche gegen die Wahl des Aogeordne— ten v. Dresch erhoben worden waren; dieselbe ward schluͤß— lich fur guͤltig erklaͤrt.

Dem Vernehmen nach hat auch die Kammer der Reichs— raͤthe in ihrer vorgestrigen Sitzung beschlossen, ihre Verhand— lungen durch den Druck bekannt zu machen.

us dem von dem Finanz-Minister, Grafen Armannsperg, in der ersten Sitzung der Kammer der Abgeordneten erstat— teten Rechenschafts-Bericht uͤber die Finanz-Verwaltung der

ahre 13535, 1833 und 1833, und uͤber die Verwaltung des taatsschuiden Tilgungs⸗Wesens fuͤr dieselben Jahre, ergeben

sich folgende erfreuliche Resultate: Trotz eines Ausfalls an

den Taxen, Stempel- und Domainen-Gefaͤllen, haben die Staats-Einnahmen den im Budget angenommenen Betrag in 4 Jahren um mehr als 2 Millionen uͤberstiegen, wovon

der Grund zum Theil an dem großeren Ertrage des Malz—⸗ Aufschlags, der Zoll- und Salinen-Gefaälle liegt, so daß an

den Krediten der Minister uͤber 3 Mill. in Ersparung kamen, daß die letzte Rechnung mit einem Aktivreste von mehr als 45 Mill. Gulden abschloß, überdies uber eine Million Gulden an Vor⸗

raͤthen und Ruckstnden auf das folgende Jahr uͤberging

) Einen Artikel Munchen vom Sten d, welcher die von bei⸗ den Kammern an Se. Majestaͤt den König in Erpiederung der Thronrede, gerichteten Dank⸗Adressen enthaͤlt, s in der zweiten

Beilage.

und um eine weitere Milllon das Verlagskapltal vermehrt wurde ferner, daß den Tilgungs⸗Anstalten 1 100, 000 FJ. uͤber ihre Dotation zugewendet werden konnten, daß die Til⸗ gung bei der Haupt-Anstalt uͤber 37 Mill., bei der Special— Anstalt in Wurzburg uber 400,090 Fl. betrug, daß die Last der Pensions-Amortisation am Schlusse von 1835 schon um die jaͤhrliche Summe von 1,167,009 Fl. vermindert war, die 5procentige und die aufkuündbare Schuld gleich sam ver— schwunden, von ersterer insbesondere uͤber 30 Mill. Gulden in 4procentige umgewandelt, fuͤr 21 Mill. Staats-Papiere au porteur bereits vernichtet wurden, daß der Zinsfuß auf den Durchschnitt von 3. *3 pCt. sich herabstellte und 43 Millionen Gulden der Staats schuld in 4procentige Mobilisi⸗ rungs⸗Obligationen konsolidirt wurden.

Kassel, 10. Marz. Der Landtag ist gestern im Aller- hoͤchsten Auftrag Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kurfuͤrsten durch die Landtags⸗Kommissarien, Herren Ober-Appellationsgerichts⸗ Praͤsidenten von Porbeck Excellenz und Regterungsrath Eg—⸗ gena, nach Verlesung und Unterzeichnung des Landtags-Ab— schieds, geschlossen worden.

Die hiesige Zeitung meldet aus Marburg vom 7. Maͤrz: „Gestern Abend um 77 Uhr erschollen Allarmhoͤrner und Trommeln; Buͤrger und Militair traten unter die Waf— fen. Ein Buͤrger⸗Capitain, welchen das Offizier⸗Corps zwei Tage vorher wegen anstöͤßiger Umtriebe von seiner Function suspendirt hatte, hatte durch Vertheilung von Branntwein einen Auflauf unter seiner bisherigen Compagnie zuwege gebracht. Nur der Mäßigung und dem nachsichtigen Verfahren des Commandeurs der Bürger-Garde war es zu verdanken, daß kein Blut vergossen wurde; es gelang endlich, die Ruhe da⸗ durch wiederherzustellen, daß der 3. Compagnie von dem Major gestattet wurde, sich den andern drei Compagnieen anzuschließen. Es ist zu hoffen, daß solchem anarchischen Unwesen durch kraͤftige Maaßregeln ein fuͤr alle Mal ein Ende gemacht werde.“

Dessau, 13. Marz. Gestern fruͤh um 2 Uhr starb der Dichter Friedrich von Matthisson, Koͤnigl. Wuͤrtembergischer Geheimer Legationsrath, Ritter des Or⸗ dens der Wuͤrtembergischen Krone und des Großherzogl. Sachsen-Weimarschen weißen Falkenordens, zu Woͤrlitz, wo er seit mehreren Jahren bei den Verwandten seiner ihm vor sechs Jahren durch den Tod in der schoͤnsten Bluͤthe ihres Lebens geraubten Gattin lebte, im 7isten Lebensjahre— an Altersschwaͤche und Entkraftung.

Schweiz.

Luzern, 6. Marz. In der Sitzung vom Zten d. horte die Tagsatzung einen Rapport des Kriegsrathes uͤber die Maaßregeln, die die Neutralitaͤt sichern sollen, an; sie beste⸗ hen darin: daß 2 Contingente sogleich in marschfertigen Stand gesetzt werden. Durch ein Schreiben vom 2ten kuͤn⸗ digt der Ober-General einen Aufstand in Savoyen und das wahrscheinliche Einruͤcken der Lyoner Freiwilligen an; er hat 3 Bataillons unter dem Befehl des Obersten Forrers in Aktivität gesetzt, namlich bei der Bruͤcke von St. Moritz in Martlgnac, und 2 Compagnieen Schanzgräaͤber, eine in St. Moritz, die andere nach Nugaz beordert, um einige Festungswerke anzulegen. Ein 5tes Kontingent an Geld wurde zugestanden, um die Militairkosten vom Monat März zu bestreit'n. Die eine Halfte soll aus der Militairkasse, die andere Halfte soll von den Kantonen enthoben werden.

Italien.

Neapel, 1. Marz. Der Koͤnig wurde vorgestern im Florentinischen Theater, das er mit seiner Gegenwart be⸗ ehrte, ven dem Publikum mit wiederholten Freudenbezeugun— gen empfangen.

Rom, 2. Maͤrz. Se. Heiligkeit ertheilte vorgestern in einem oͤffentlichen Konsistorium den von Leo XII. und Pius VIII. mit dem Purpur bekleideten Kardinälen de Inguanzo e Ribera, Erzbischof von Toledo, de Cienfuegos⸗y⸗JoveLlanos, Erzbischof von Sevilla, und Fuͤrst Rohan-Chabot, Erßzbischof von Befangon, den Kardinalshut und ernannte demnaͤchst in einem geheimem Konsistorium drei Erzbischoͤfe, worunter sich Monsignor v. Dunin fuͤr Posen und Gnesen und Monsig not Folowrat Krakowékh für Prag befindet, so wie 20 Bischoͤfe⸗ worunter 1 für Ost-⸗Indien und 6 fuͤr Amerika, namlich fuͤr Tlascala, Ehlapa, Linares, Guadalaxara, Durango und Mechoacan.

Nach Privat-Nachrichten von der Italiänischen Graͤnze vom 6. März (welche die Allg. Zeitung mit— theilt), ist Se. Kaiserl. Hoheit der Herzog von Modena am zten d M. von Wien wieder in Mantua eingetroffen. In Modena ist General Zucchi zum General ⸗Praͤfekten des