zen Ministern vorgeschlagenen Parlaments⸗Reform zu erken⸗ nen giebt und die Bewohner Irlands auffordert, fuͤr den Augenblick die Frage uͤber die Aufloͤsung der Union und alle Privat⸗Interessen und Vorurtheile zu beseitigen, dagegen aber in allen Städten, Flecken und Doͤrfern sich auf das schleunigste zn vereinigen, um gesetzmaͤßige Bittschriften an das Parla— ment und die Reglerung mit dem ernst und kräftig ausge— sprochenen Gesuch abzufassen, die Wohlthaten der beabsich— tigten Reform auch auf Irland auszudehnen, das bekanntlich in der eingebrachten Bill nicht so gut bedacht sey, als Eng— land und Schottland. — Unter den redlich meinenden Anti— Unionisten, welche auch die Mehrzahl derselben bilden, hat dieses Schreiben einen großen Eindruck gemacht; sie zeigen
ch geneigt, das Geschehene zu vergessen, um der neuen
esorm⸗Maaßregel kein Hinderniß in den Weg zu legen. Die Minoritaͤt oder die Ultra⸗Unionisten dagegen tadeln Hrn. O Connell laut und heftig, und scheinen entschlossen zu seyn, ihre eigene Bahn zu verfolgen. Uebrigens ist der Lord⸗Mayor von Dublin von einer großen Menge der angesehensten Einwoh⸗ ner schriftlich aufgefordert worden, so bald als moͤglich einen Tag zu einer Versammlung zu bestimmen, um in selbiger eine Dank⸗Adresse an die Regierung wegen der vorgeschlage⸗ nen Reform abzufassen. Diese Aufforderung ward zuerst von dem Herzoge von Leinster und dann von den ausgezeich— netsten Personen der verschiedensten Ansichten unterzeichnet. An die Partei der gemaͤßigten Anti-Unionisten, die sich so guͤnstig fuͤr die Reform ausspricht, schließt sich die Mehrzahl der katholischen Praͤlaten und Geistlichkeit, die bisher auch für die Aufloͤsung der Union waren; kurz, die Reform-⸗Bill scheint, fuͤr den Augenblick wenigstens, alle andere Interes— sen in den Hiytergrund stellen zu wollen.
Zu den Uebelstaͤnden, denen jetzt der hiesige Handel mit Portugal unterliegt, gehort namentlich das gelegentliche Zu— räckhasten der Briefe in Portugal, und sogar solcher, die
Rimessen und auf Privat Verhaͤltnisse sich beziehende Pa⸗ ptere enthalten. Ein solcher Fall ist von dem hiesigen Post⸗ Rin in Lissabon, wiewohl ohne Erfolg, anhängig gemacht worden; man erwartet jetzt, daß eine hoͤhere Behoͤrde zur Beseitigung dieser Angelegenheit einschreiten werde. Nach Briefen vom Vorgebirge der guten Hoffnung wa— zen dort deträchtliche Einschraͤnkungen in den Gehalten der Beamten vorgenommen worden. Berichte aus dem Innern melden, daß die Kaffern große Fortschritte in der Civilisa— gion machen, was man dem von der Regierung befolgten System und den Bemuͤhungen der Missionarien zuschreibt.
Niederlande.
Aus dem Haag, 14. Marz. Die zweite Kammer der Generalstaaten wird am Dienstag den 22sten d. M. wieder zusammentreten. ;
Der General⸗Lieutenant van Geen befindet sich mit meh⸗ reren Offizieren seines Generalstabes immer noch in Breda, wo er, wie man glaubt, sich auch noch einige Zeit aufhalten wird. Bei der Besatzung dieser Festung sind neuerdings ei⸗ nage Veraͤnderungen eingetreten. Die hier angekommenen Belgischen Kaufleute haben keine andere Absicht, als der einberufenen General- Versammlung der Nlederlaͤndischen Handels⸗Gesellschaft beizuwohnen.
Antwerpen, 12. Maͤrz. Vorgestern fuhr der Befehls⸗ haber der vor der hiesigen Stadt liegenden . Flo⸗ tille, Capitain Koopman, nach der Citadelle zum General Chasss. Das Fahrzeug mußte, um eine Stroͤmung zu ver⸗ meiden, dicht an der St. Michaels⸗Batterie vor den Ruinen des abgebrannten Entrepots vorbeisegeln. Als die am Quai befindlichen sehr zahlreichen Arbeiter dies bemerkten, naͤherten sie sich dem Ufer und warfen mit Steinen nach dem Fahr⸗ . diese von Beleldigungen und Drohungen beglel⸗
n
Hollandischen Offiziers veranlaßten, so wollten die Arbeiter eine in der Naͤhe befindliche Belgische Schildwache zwingen, ihr Gewehr gegen die Hollander abzufeuern, und ließen sich end— lich, da der Soldat dies zu thun sich weigerte, in Flamaͤndi⸗ schen Schimpfworten gegen seine Feigheit aus. Das Fahr— zeug kam gluͤcklich nach der Citadelle; aber bereits am naͤch⸗ . rg ging hier ein Schreiben des Generals Chassé ein, der, wegen der einem hohen Hollaͤndischen Offizier zu— z ngen schweren Beleidigung, vollstaͤndige Genugthunng verlangte. .
Bruüssel, 14. Maͤrz. Der Regent hlelt am gestrigen Sonntage die angekuͤndigte Musterung uͤber die Buͤrgergarde. Von seinem Generalstabe und den hler an vesenden Offizie⸗ zen des Heeres, etwa 150 an der Zahl, begleitet, ging er zu Fuß durch die Reihen der Garde, die von der Place⸗Royale Rs zum Schaarbeecker Thore aufgestellt war, und sah dann
ovocatlonen einige kraftige Gegenvorstellungen des
⸗
heißt als: Euer eigenes
vom Balkon des Koͤnigl. Palastes dem Parade⸗Marsche der Buͤrger zu. Abends erschien der Regent im Theater, wo er vom lauten Beifalls-⸗Ruf des Publikums empfangen wurde.
Durch eine Verordnung des Regenten ist bestimmt wor— den, daß die dem Reglement nach sonst stattfindende jaͤhrliche
Ausscheidung und neue Erwählung einiger Mitglieder der
Provinztalstaͤnde fuͤr dieses Mal nicht eher ersolgen soll, als bis ein Gesetz die Provinzial-Institutionen von neuem fest— gestellt hat.
Im Vral Patriote liest man: „Gewiß ist es, daß nur durch kuͤnstliche Mittel die Ruhe in Bruͤssel, wir wollen nicht sagen aufrecht erhalten worden, doch uͤberhaupt vor— handen ist. Das herbeigezogene Mistel, wodurch man Tau— sende von Bei ern beichäͤftigt und in Ruhe erhalt, ist we⸗ der das Werk unser s Sicher heits-Chefs, Hrn. Plaisant, noch
das der Regierung oder der städbtischen Verwaltung, son—
dern einzig und allein die Wirkung der Furcht und Noth— wendigkeit. Hätte jene Masse, welche die Revolution ihrer fixen und gewöhnlichen Huͤlfsquellen beraubt hat, wahrend des Winters kein Arbeit gehabt, so wuͤrden die Ungluͤckli⸗ chen wahrscheinlich durch die Verzweiflung zu Ausschweifun— gen getrieben worden seyn, deren Opfer zuerst die Manner gewesen waͤren, welche die Revolution nicht sowohl gemacht, als zu ihrem persoͤnlichen Nutzen verwandt haben. Diese Herren haben ihre Gefahr sehr wohl empfunden, und der
chrecken, den ihnen eine Bevoͤlkerung einfloͤßte, die sehr gelehrig ist, wenn sie Arbeit hat, aber fuͤrchterlich, wenn es ihr am Noͤthigen fehlt, zwang sie, alle mogliche Mittel an— zuwenden, um jenen Haufen von Arbeitern zu beschaäͤftigen
und sich dadurch vor den Folgen ihres muͤßigen Elends zu be⸗—
wahren. So sind denn auch die staͤdtischen und Regierungs⸗Fonds angegriffen worden, um den Beduͤrfnissen des Augenblickes abzu⸗ helfen. In dieser W Relt wird jedoch Alles am Ende abgenutzt und erschoͤpft: die oͤffentlich Meinung, die man irre geleitet, eben so⸗ wohl, als die Einkuͤn te der Administeation. Es ist unmoͤglich, so bedeutende Ausgafen laͤnger noch zu tragen, und es heißt, daß die Hälfte der auf den Waͤllen beschäftigten Arbeiter, die sich auf 5 — 6000 belaufen, heute verabschliedet werden soll. Zu anderen Epochen hätte eine solche Maaßregel keine Un⸗
ruhe verursacht; bei der Annaherung des Fruͤhjahrs waren
solche Leute immer jewitz, in den Fabriken, auf den Land⸗ straßen, bei den Bauten neuer Haäͤuser, die uͤberall entstan— den, fuͤr den ganzen Sommer Beschaͤftigung und Brod zu finden. Jetzt sind alle diese Existenz-Mittel fuͤr die arbei⸗ tenhe Klasse dahin; man baut und fabrizirt nicht mehr, man gräbt keine Kanaͤle und legt keine Kunststraßen mehr an. Was wird nun aus dieser Masse arbeitsloser nothleidender Individuen werden, oder vielmehr was wird sie thun? Es waͤre des Hrn. Plaisant wuͤrdig, das Ende seiner Laufbahn durch eine That voll Glanz und hoher Weisheit zu bezeich nen, indem er die Verwaltung aus Verlegenheiten, ja sogar aus Gefahren befreit, die ihr bevorstehen. Es handelt sich jetzt nicht mehr darum, das Volk gegen angebliche Orangi— sten, St. Simonianer, Republikaner oder andere gute Buͤr⸗ ger aufzureizen; Ihr Herren, vestra res agitur, was so viel Haus brennt, und das Feuer ist um so heftiger, als die oͤffentliche Meinung, die Euch retten koͤnnte, durch Eure fruͤheren Handlungen und Gauklerkuͤnste von Euch zuruͤckgekommen ist. Alle Welt weiß jetzt ehon so gut wie Ihr, daß die Belgische Revolution nichts weiter als eine Frage des Pfaffenthums, der Persoͤnlichkeiten und der individuellen Eigenliebe ist.“
Polen.
War schau, 15. Maͤrz. Die Natlonal⸗Regierung ha in Betracht, daß der jetzige Municipal⸗Rath der Hauptstadt, wie er seit der Revolution besteht, noch durch keine neue
Wahlen seine Zusammensetzung veraͤndert hat und nur das
Resnltat einer dringenden Nothwendigkeit ist, um die Ruhe
und Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten, eine Ver⸗ ordnung in Betreff dieser Behörde erlassen, welche so lange gelten soll, bis der Reichstag ein allgemeines Municipal Ge⸗
setz votirt haben wird. Diese Verordnung besteht aus 3 Ti—
teln und 45 Artikeln und handelt im 1sten Abschnltt uͤber die Wahlen und innere Organisation des Munielpal-⸗Raths
(in Uebereinstimmung mit der letzthin mitgetheilten Bekannt— machung der letzteren Behoͤrde). Der 2te Abschnitt, welcher von den Befugnissen des Munieipal-Raths handelt, enthaͤlt folgende Bestimmungen: Der Praͤsident dieser Behörde wird in geheimer Abstimmung durch Stimmen-Mehrheit von der⸗ selben gewählt. Der Munieipal-Rath vertheilt die oͤffentli— lichen Lasten aller Art unter die Kontribuenten, sowohl die—
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jenigen, welche dem Schatz zufließen, als auch die Kollekten fuͤr die Beduͤrfnisse der Stadt und die außerordentlichen Opfer, welche bei der jetzigen Lage des Landes von der Regle— rung gefordert werden; bei Repartition der außerordentlichen Steuern soll derselbe seinem eigenen Gutduͤnken folgen. Die Vertheilung aller oͤffentlichen Lasten soll in jedem Stadt⸗Be— zirk an die Bureau-Thuͤre des Bezirks⸗-Kommispaars angeschla— gen werden. Ferner hat sich der Munielpal-Rath uͤber die Beduͤrfnisse der Muntcipalitaͤt und der staͤdtischen Admini— stration zu berathen, den Entwurf zum Etat der staͤdtischen Einnahmen und Ausgaben zu machen und Kollekten vorzu— schlagen, die Einkuͤnfte zu repartiren, welche die Munieipali— taͤt aus ihren Fonds und Guͤtern bezieht, die Einnahme⸗ und Consumtions-Berechnungen zu revidiren, zu verifiziren und sein Gutachten daruͤber abzugeben, Kauf, Verkauf, Verpach⸗ tung und Vermiethung von staͤdtischem Eigenthum in Vor— schlag zu bringen, über Sicherheit, Spar samkeit und Ordnung zu wachen, die Aufsicht uͤber oͤffentliche Arbeiten, Wege, Bruͤcken, Steinpflaster, Kanaͤle, Loͤschungsgeraͤth und dgl. zu fuhren, alle Mlßbraͤuche einzelner stadtischer Beamten und Offizianten oder des ganzen Municipal⸗Amts anzuzeigen, die staͤdtischen Kassen zu revidiren, um sich von der Unversehrt— heit der dort niedergelegten Fonds zu uͤberzeugen, und uͤber dies Alles an das Ministerium des Innern oder durch dessen Vermit⸗ telung an die Regierung selbst Bericht zu erstatten. In dem Zten Abschnitt wird die Art und Weise der Berathung des Municipal-Raths bestimmt. Die Sessionen sollen 3 Monate hinter einander in ein und derselben Zusammensetzung, wobei aus jedem Bezirk wenigstens ein Rath zugezogen werden muß, fortdauern, alle 3 Monate aber zur Haͤlfte durch an— dere Mitglieder erneuert werden. Fuͤr den Praͤsidenten tritt dasjenige Mitglied ein, welches nach ihm in demselben Be⸗ zirk die meisten Stimmen hatte. Die gewoͤhnliche Zusammen⸗ setzung des Municeipal⸗Raths soll wenigstens aus 5, in wich— tigen Faͤller jedoch aus der Haͤlfte seiner Gesammtzahl, naͤm⸗ lich 15 Mitgliedern bestehen und die Berathungen immer bei ungleicher Zahl stattfinden, so daß, wenn die Zahl ge— rade ist, ein durch das Loos bestimmtes Mitglied austreten muß. Der Munieipal-Rath soll sich in jeder Woche einmal zu einer gewoͤhnlichen Sitzung, auf Geheiß des Praͤsidenten jedoch auch in jedem Augenbick und wahrend der jetzigen Um⸗ staͤude taͤglich versammeln und das Municipal-Amt in seiner Wirksamkelt unterstuͤtzen. Nachdem die Wahlen von der Re— gierung bestaͤtigt sind, soll der Minister des Innern und der Polizei den Munieipal-Rath auf dem Rathhause von War⸗ schau oͤffentlich installiren und in derselben Sitzung noch der letztere seinen Praͤsidenten waͤhlen.
Die hieslge Staats-Zeitung bringt unter den amt—
lichen Nachrichten einen Bericht des Bezirks ⸗Kommissars von
Zamose, woraus hervorgeht, daß am 26sten Febr. das Finn— n. , unter General Kawer die Stadt Janow an der Galizischen Graͤnze eingenommen und die Bürger dieser Stadt Sr. Maj. dem Kaiser Nikolas von neuem den Eid der Treue hat schworen lassen. Die Orts be— amten haben sich verborgen gehalten oder gefluͤchtet. — Unter derselben Rubrik meldet dieses Blatt, daß die Einwohner der Wojewodschaften Plock und Krakau sich freiwillig zur Organisation neuer Kavallerie Regimenter erboten haben. — Außerdem enthaͤlt die selbe Zeitung felgende Nachrichten: „Seit einlgen Tagen ist wieder Frost eingetreten. Die Weichsel treibt sehr viel Eis, und die Kriegs ⸗ Operationen werden daher wohl noch auf eine oder zwei Wochen Unter⸗ brechung erleiden. Unterdessen bringen einzelne Streif ⸗Corps noch immerwahrend r herbei. — Nachdem sich das Corps des General Dwernicki aus der Gegend von Pu—⸗ lawy entfernt hatte, sind die Russen am 9ten d. M. wieder dort eingedrungen. — Aus Radom wird gemeldet, daß die dasigen Einwohner nach Abhaltung eines feierlichen Gottes— dienstes am Jten d., den vom Reichstage anbefohlenen Schwur, dem Vaterlande und der Nation treu zu seyn, geleistet haben.“
Die Warschauer Zeitung theilt folgende Nachrich⸗ ten mit: „Die Russen haben bei ihrem Abzuge aus den Stellungen vor Praga das Dorf Targowek und alle Koͤrbe
und Faschinen, welche sie zur Erstuͤrmung der Festung in
ereitschaft hatten, in Brand gesteckt. Die Doͤrfer und Ko— r, gr, Praga sind voͤllig ruinirt. Die Bruͤcke von Warschau nach Praga wird wahrscheinlich nicht abgetragen werden; doch sind aüs Vorsicht die Truppen, welche zur Re— kognoscirung des Russischen Heeres ausgeschickt worden wa—
Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung K 79.
ren, wieder nach der Hauptstadt zuruͤckgezogen worden. — Der Oberst-Lieutenant Kroryeki von der Kallscher Kavallerie und der Major Sosnkowski vom äten Chasseur-Regiment sind in die Gefangenschaft der Russen gerathen. — Wie es heißt, hat sich ein feindliches Corps unter General Witt der Stadt Pulawy wieder bemaͤchtigt. Die Fuͤrstin Czartoryska ist nach Galizien geflohen.“
Der Warschauer Kurier berichtet unter Anderm: „Seit 5 Tagen schon hoͤrt man nichts von militairischen Operationen. Der Feind hat sich von Praga entfernt und nach Siennica zu begeben. Viele unserer verwundeten Krieger, welche sich in den hiesigen Militair-Lazarethen be— fanden, sind genesen und kehren zu ihren Regimentern zu— ruͤck. Das Kriegsgericht erlaͤßt immerwährend Todesurtheile nicht nur uͤber Spione, die man im gegenwartigen Kriege ergriffen hat, sondern auch uͤber andere, verschiedener Ver⸗ gehen uͤberfuͤhrte Personen. General Geismar hat unseren Oberst Spendowski, welcher verwundet in Russische Gefan— genschaft gerathen war, unverzuͤglich zuruͤckgesandt; Russische Soldaten trugen ihn auf ihren Karabinern bis nach Grochow, weil ihm der Fuß abgenommen worden und er also nicht ge— fuͤhrt werden konnte; in Grochow nahmen ihn die Unsrigen in Empfang. — In der Nacht vom 12. zum 13. langte der Stabs⸗Chef des Dwernickischen Corps, Major Osins ki, mit einem Rap⸗— port an den Generalissimus in Warschau an; bis jetzt aber ist der Inhalt dieser amtlichen Depeschen uͤber die Operatio— nen jenes Corps noch nicht bekannt gemacht worden. — Es sind bereits einige neue Geschuͤtze in Warschau gegossen wor— den. — In kurzem soll eine sehr wichtige Proclamation an die Einwohner der Hauptstadt erlassen werden.“
Dasselbe Blatt sagt: „Mit Erstaunen erfahren wir, daß einige 29 junge Leute aus dem Brzeskokujawer Bezirk noch in gemächlicher Ruhe in ihren Wohnungen sitzen. ir fordern daher sie saͤmmtlich auf, sich innerhalb 10 Tagen in die Reihen der Vaterlandsvertheidiger zu stellen, widrigen—⸗ falls wir uns genoͤthigt sehen werden, ihre Namen dreimal in die oͤffentlichen Blaͤtter setzen zu lassen.“
In eben diesem Blatte beschwert sich das Tischler⸗ Gewerk von Warschau daruͤber, daß sich die gegenwartige Re⸗ gierung mannigfache Mißbraͤuche gegen dasselbe zu Schulden kommen lasse, obgleich es jetzt noch schwerere Lasten trage und großere Abgaben zahle, als fruͤher. „Wir sehen mit Schmerz,“ heißt es darin, „daß alle Fabrieations-Artikel Israelitischen Ueberläufern uͤbergeben werden, welche hierdurch und durch verschiedene andere Speculationen immerwaͤhren⸗ den Vorthell ziehen; wir sehen, daß ein gewisser Herr, der schon im Besitz von Kroͤsus-Schaͤtzen ist, noch die Lieferung von mehreren 1000 Lanzen uͤbernommen hat, welche viele Werkstaͤtten unserer Profession haͤtte beschaͤftigen und unserer Noth vorbeugen konnen, so aber zum Ruin zahlreicher Familien beiträgt. Unsere Werkstaͤtten befinden sich in voͤlli— ger Unthaͤtigkeit; wir koͤnnen uns nichts, als unermeßliches Elend prophezeien, und wir beschwoͤren daher die Regie⸗ rung, daß sie ihr Augenmerk auf unsere Lage zu richten und so vielem Uebel, welches daraus entspringen konnte, vorzubeu⸗ gen geruhe.“ . .
In der Polnischen Zeitung liest man Folgendes: „Der Feldmarschall Graf Diebitsch Sabalkanski hat uns den Oberst Spendowski zuruͤckgegeben, ohne einen Russischen Gefangenen dagegen als Austausch zu verlangen, und zwar mit der Erklarung, daß er ihn gern zuruͤcksende, damit der⸗ selbe eine sorgfaͤltigere Heilung seiner schweren Wunde in Warschau genießen koͤnne. Dem Oberst Spendowski war der Fuß zerschmettert worden, und die Russischen Chirurgen hatten die Amputation desselben gluͤcklich vollfuͤhrt. General Geismar interessirte sich besonders fuͤr das Schicksal des Verwundeten mit Menschlichkeit und Zuvorkommenheit, wo⸗ fuͤr wir ihn unserer Dankbarkeit und Hochachtung versichern. Auch dem Oberbefehlshaber der Armeen, mit denen wir käm⸗ pfen, sind wir sehr verpflichtet und werden gewiß eine Gele⸗ genheit suchen, demselben eine bruͤderliche Erwiederung zu Theil werden zu lassen. “ alte. 2 .
Das genannte Blatt enthält einen Artikel, worin Konstantin Mierznikowski die fruͤher von ihm in dem Blatt „das neue Polen“ mitgetheilte Nachricht widerruft und es fuͤr ein bloßes Geruͤcht erklart, daß 4 Offiziere hoͤheren Ranges aus der National- Garde im Namen der letzteren die Bitte an die Regierung eingereicht hätten, im Fall einer Belagerung der Hauptstadt, sich nicht der National⸗Garde zu deren Ver—