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eheidigung zu bedienen, und daß man fuͤr Capitulation der Stadt gestimmt habe.
Die Absicht des Reichstages, nach Beendigung des ge— genwaͤrtigen Krieges den Soldaten liegende Grundstuͤcke zu schenken, hat einen Aufsatz in dem Neuen Polen veran— iaßt, in welchem auseinandergesetzt wird, wie wichtig es fuͤr die Kultur und Civilisation des Landes sey, die Lage der nie— drigeren Klasse von Polens Bewohnern dadurch zu verbessern, daß man sie emancipire und zu Grundbesitzern mache, weil sie dadurch fester an das Interesse ihres Vaterlandes gelnuͤpft werden wurden; auch habe dieser Gedanke schon unter der Russischen Regierung viele Freunde und Vertheidiger ge— unden.
Der General⸗Gouverneur der Hauptstadt hat in Erfah— rung gebracht, daß das in Praga garnisonirende Militair die von den Eigenthuͤmern verlassenen Haäͤuser niederreißt, um sich derselben als Brennmaterial zu bedienen, so wie auch, daß in verschiedenen anderen, besonders in den an der Weich— fel und beim Waffenplatze gelegenen Straßen, zu demselben Zweck Zaͤune uns Salle zerstoͤrt werden. Um diesen Miß— brauchen zu steuern, erlaßt derselbe an die Befehlshaber der betreffenden Truppentheile strenge Befehle, ähnlichen Unfug in der Folge zu verhüten, und droht ihnen, daß etwanige . fernerhin aus ihrem Traktament ersetzt werden ollten.
In kurzem werden, der Warschauer Zeitung zufolge, in den Kammern 2 wichtige Projekte, naͤmlich uͤber die Ver— leihung von Grund⸗-Eigenthum an den Bauernstand und uͤber die Pensionen der Beamten, eroͤrtert werden.
Im Warschauer Merkur heißt es: „Das Gerücht, daß die Polnischen Pfandbriefe in diesem halben Jahre nicht verlost werden sollten, ist ganz grundlos. Wir können ver— bürgen, daß die Verlosung zu der bestimmten Zeit gewiß vor sich gehen wird.“
Laut Bekanntmachung der Muͤnz-Direction ist das Ge— ruͤcht, daß die veünze kein Gold und Silber mehr kaufe, ungegruͤndet, da diese Metalle täglich zu denselben Preisen, wie bisher, angenommen wuͤrden.
Am vergangenen Sonnabend hat einer unserer Beamten einen Brief aus Kairo vom 10. Jan. von unserem Lands— mann Ludwig Sobotowski erhalten, welcher Letztere sich schon seit 7 Jahren auf Reisen im Orient befindet, um sich in den Sprachen der dortigen Nationen zu vervollkommnen; er mel— det in jenem Briefe, daß die Nachricht von unserer Revolu— tion in den ersten Tagen des Jimuar in Aegypten eingelau— en ist. ö. . Die Königsberger Zeitung meldet: „Von unserer Gränze erfahren wir, daß in der Naͤhe derselben Alles ruhig ist. In dem Theile des Königreiches, welches von den Rus⸗
sischen Truppen besetzt ist, besonders in Augustowo und der
Umgegend, haben die Einwohner dem Kaiser von Rußland, 3 Konig von Polen, den Huldigungseid von neuem ge— et.“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Marz. Auf den Antrag des erzbischoͤf— lichen Dom⸗Kapitels in Upfala hat die Regierung genehmigt, daß das Grab Chor Gustavs J. Wasa in der dortigen Dom⸗ kirche nicht allein von außen zweckmäßig verziert, sondern
auch inwendig mit sieben Fresko⸗Gemaͤlden, Vorgaͤnge aus
feinem Leben darstellend, versehen werde, wozu dem Maler Hrn. Sandberg 14,000 Rthlr. Beo. bestimmt werden. Der Flotten Capitain Graf A. v. Rosen hat ein aus—⸗ schließliches Privilegium auf eine Verbesserung an der Me⸗ chanik der Dampfmaschinen erhalten.
Deutschlan d.
Dresden, 16. Marz. Dle nunmehr beendigte Unte r⸗
sfuchung der bei Auflösung der National⸗Buͤrgergarde vorg e— fallenen Unordnungen ) hat, nach Inhalt einer im heutigen BVlatte des Anzeigers enthaltenen Bekanntmachung der Aller— hoͤchst Verordneten Unter suchungs⸗Kommission, die anfangs een Besorgnisse nicht bestaͤtigt. Von einer tumultuari— chen Absicht oder einer vorhergegangenen Verabredung ist keine Spur zu entdecken gewesen. Alles Vorgefallene? be⸗ schraͤnkt sich auf ein Mißverstaͤndniß der von dem Hrn. Gou⸗ verneur General Lieutenant von Gablenz bei dem Auflosungs⸗ akte gehaltenen Anrede, in Folge dessen ein Theil der ver— sammelten Mannschaft den Wunsch, beisammen zu bleiben und die Uniform nebst den uͤbrigen zeitherigen k behalten zu duͤrfen, auf eine allerdings ungeziemende, in Ge— schrei ausartende Welse ausgesprochen hatte, so wie auf ein
) S. Nr. 342 der St. Zeit. v. vorlgen Jahre.
unschickliches mehrmaliges Vivatrufen wahrend des anbefoh—
lenen Hereinmarsches nach dem Neumarkte und auf die vor— naͤmlich strafbare Weigerung der ersten Compagnie, abzu— marschiren, bevor sie, jenes Verlangen betreffend, Resolutlon erhalten haben werde. Dabei fiel einige Schuld noch auf die zahlreich zugegen gewesene Volksmenge, welche theilweise die National⸗Gardisten aufzuregen gesucht und in deren Ru— fen mit Geschrei eingestimmt hatte. Ueberhaupt aber waren von dem 800 Mann starken Bataillone nur 450 ausgeruͤckt. Von diesen hatten wiederum die Meisten an jenem unge— buͤhrlichen Benehmen nicht Theil genommen, Andere ihr Miß— fallen sofort und laut ausgesprochen, noch Andere waren aus Mißvergnuͤgen daruͤber, bevor sie entlassen worden, ausge— treten. Alle Vernommene aber hatten reuevoll oder mit Be— dauern des Vorgefallenen dessen Strafbarkeit anerkannt. Der bei weitem groͤßere Theil der National-Buͤrgergarde erschien daher in Folge der Uutersuchung vollkommen schuldlos und gerechtfertigt. Durch das von der gedachten Kommission nach dem Gesetz abgefaßte Erkenntniß wurden drei der Angeschuldigten zu Gefaͤngnißstrafen von einem, zwei und drei Monaten verurtheilt; zwei anderen wurde der er— littene Arrest zur Strafe angerechnet; noch anderen Reini— gungs-Eide auferlegt und die uͤbrigen theils noch zur Zeit und in Mangel mehreren Verdachts, theils gestalten Sachen nach, theils in Ermangelung einigen Verdachts, freigesprochen. Se. Majestaͤt der Koͤnig und Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Mitregent haben jedoch, auf die mehrmals wiederholten reu— muͤthigen Bitten der Angeschuldigten und andere Verwen— dungen, in gnaͤdigster Erinnerung der von der National— Buͤrger-Garde fruͤher geleisteten wesentlichen Dienste, sich bewogen gefunden, die den beiden Individuen, welche erwie— senermaßen die Wortfuͤhrer gemacht hatten, zuerkannten Ge— faͤngnißstrafen bei dem Einen auf vier Wochen und bei dem Anderen auf vierzehn Tage herabzusetzen, die Strafe eines Dritten, so wie die auferlegten Reinigungs-Eide zu erlassen und saͤmmtliche Betheiligte mit Abstattung der Kosten aus Gnaden zu verschonen. Auch hat das verordnete Ehren— gericht erklart, daß der Aufnahme der gewesenen National— Buͤrger Gardisten in die Kommunal-⸗Garde kein Bedenken entgegen stehe.
Karlsruhe, 14. Maͤrz. Se. Koͤnigl. H. der Großher— zog haben Höchst Ihren Herrn Bruder, des Markgrafen Wil— helm Hoheit, zum Praͤsidenten der erster Kammer der Land— Staͤnde ernannt.
Die heutige Zeitung enthält das Programm uͤber die auf uͤbermorgen festgesetzte feierliche Eroͤffnung der Staͤnde⸗ Versammlung. .
; Italien.
— — Von der Italiänischen Gräͤnze, 9. Maͤrz. Der Ober⸗Befehlshaber der Kaiserl. Oesterreichischen Trup⸗ pen in Italien, Baron von Frimont, hat aus Mailand fol—⸗ gende Proclamationen an die Modeneser und an die Par⸗ mesaner erlassen:
„Modeneser! Se. Kaiserl. Koͤnigl. Apostolische Maje⸗ staͤög mein erhabener Herr, hat auf das offizielle Ansuchen Sr. Koͤnigl. Hoheit des . von Modena geruht, mir zu befehlen, mit einem Armee? Corps in das Herzogthum Modena einzuruͤcken, dessen Ruhe durch revolutionäre Ma—⸗ chinationen und durch die verbrecherische Empoͤrung gegen die Person und gegen die Autorität seines legitimen Souverains gestoͤrt worden ist. — Modeneser! Euer gnaͤdiger Gebieter betritt seine Staaten, begleitet von den Truppen Sr. Kaiserl. Majestaͤt meines Herrn. Seine Proclamation vom 14. Febr. d. J. reicht hin, das Schicksal kennen zu lernen, welches die schuldige Unterwerfung von seiner Gnade, oder eine ver— brecherlsche Halsstarrigkeit von seiner Gerechtigkeit zu erwar⸗ ten hat. — Um diese erhabenen Absichten Eures Herrn zu unterstuͤtzen, liegt mir in Gemaͤßheit der hohen Besehle Sr. Majestaͤt des Kaisers meines Herrn die besondere Verpflich— tung ob, mit den von mir befehligten Truppen die strengste Ordnung und Disciplin zu beobachten. Dieser Pflicht werde ich mit groͤßter Genauigkeit zu genuͤgen und das unter mei— nen Befehlen stehende Armee-Corps an das Zlel seiner Be⸗ stimmung zu fuͤhren wissen.
Malland, den 21. Febr. 1831.
Der General en Chef, Baron von Frimont.“
„Parmesaner! Se. K. K. Apostol. Majestaͤt, mein gnaͤdiger Herr, hat mir, auf den offiziellen Antrag Ihrer Maj. der Erzherzogin, Herzogin von Parma, Marie Luise, befohlen, mit einem Armee⸗Corps in das Herzogthum Parma
einzuruͤcken, dessen Ruhe durch revolutionnaire Machinatio⸗
nen und durch eine verbrecherische Empoͤrung gegen die Per⸗ . 3 die Autorität der legitimen Herrscherin gestoͤrt wor⸗ en ö.
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Parmesaner! Von Piacenza aus, wo Eure gnaͤdige Herrin in der Mitte ihrer treuen Unterthanen ihren Wohn— sitz genommen hat, hat Ihre Majestaͤt bereits ihre Allerhoͤch— sten Befehle an das verführte Volk von Parma erlassen. Indem die Truppen des Kaisers, meines Herrn, auf An— suchen Ihrer gedachten Majestaͤt in Euer Gebiet einruͤcken, wiederholt und bestaͤtigt Eure Herrscherin, was sie bereits in
ihrer Proclamation vom 26. Februar uͤber das Schicksal ge—
satzt hat, welches die schuldige Unterwuͤrfigkeit von ihrer Gnade, oder verbrecherische Halsstarrigkeit von ihrer Gerech— tigkeit zu erwarten hat. Parmesaner! Hoͤrt die Stimme Eurer Herrin und folgt dem Beispiele der treuen Piacen— tiner, welche mit Jubel ihre gluͤckliche Ruͤckkehr gefeiert ha— ben. — Um die erhabenen Absichten Eurer Gebieterin zu un— terstuͤtzen, liegt mir, in Gemaͤßheit der hohen Befehle Sr. Majestaͤt des Kaisers, meines Herrn, die besondere Verpflich— tung ob, mit den von mir befehligten Truppen die strengste Ordnung und Diseiplin zu beobachten. Dieser Pflicht werde
ich mit groͤßter Genauigkeit zu genuͤgen und das unter mei⸗
nen Befehlen stehende Armee⸗-Eorps an das Ziel seiner Be— stimmung zu fuͤhren wissen. Gegeben Mailand, den 1. Maͤrz 1831. Baron von Frimont.“
Inland. Berlin, 19. Maͤrz. Des Koͤnigs Majestaͤt haben, wie Rheinlaͤndische Blatter melden, ein Gnadengeschenk von
3000 Rthlr. zum Wiederaufbau des groͤßtentheils abgebrann—
ten Dorfes Hohen wepel (Reg. Bez. Minden) zu bewilligen ruht. z — Nachrichten aus Breslau zufolge, gerieth am 12ten d M. fruͤh gegen 7 Uhr das mit S857 Centner Eisen beladene Schiff des Schiffers Warczecka unweit der Gruͤneichner Kalk— brennerei auf eine Sandbank, und als es der Mannschaft gelang, sich von dieser loszumachen, wurde das Hintertheil des Schiffes von der Gewalt des Stromes dergestait gegen einen der Eisboͤcke geworfen, daß das Steuerruder abbrach und das Schiff ein starkes Leck bekam, wodurch bald so viel Wasser eindrang, daß es, bevor die Ladung geborgen werden konnte, untersank. Die auf dem Schiffe befindliche Mann— schaft bestand in dem Schiffs-Eigenthuͤmer, dessen Sohne, einem Knecht, dem Gerichtsschulzen Kuͤhn und drei andern Personen aus Polnisch Steine. Kuͤhn wurde durch das bre— chende Steuerruder uͤber Bord geworfen und waͤre ertrun— ken, wenn nicht der am Ufer mit Netze, Aue stellen beschäj— tigte Fischer Karl Proll sogleich mit seinem Kahne zu seiner Rettung herbeigeeilt wäre, welches ihm auch mit Huͤlfe eines unbekannt gebliebenen Schifferknechts gelang. Auch die uͤbrige Mannschaft wurde theils durch den Proll, theils durch den Fischer Fiedler und dessen 14 Jahr alten Bruder, die mit einem zweiten Kahne zu Huͤlfe kamen, gerettet. Der Knecht sprang ins Wasser und schwamm an das Ufer. — Aus Koln vom 14. Maͤrz schreibt man: Die Schiff— fahrt scheint in dem bevorstehenden Fruͤhjahr sehr lebhaft werden zu wollen, besonders hinsichtlich der Getreide⸗Trans—
porte. Von hier sind bereits viele leere Schiffe nach Mainz ab—
gegangen, um daselbst Getreide fuͤr . zu laden. — Im Betreldehandel wurde namentlich Weizen und rother Klee— saamen gesucht. Auch Branntwein wurde lebhaft gesucht und gut bezahlt. — Seit dem 11ten d. fahren die Dampf— schiffe„ Friedrich Wilhelm“ und „Concordia“ wieder auf dem Mittel⸗Rheine. In den naͤchsten Tagen wird auch die An— kunft des Schiffes „Prinzessin Mariane“ erwartet, welches die hiesige Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Holland ange— kauft hat. — Durch hlesige Stadt gehen seit einigen Mona— ten fast täglich kleine Transporte von 8, 12, 16 Mann Schweizer ⸗Soldaten nach Holland durch. — Im Kreise Bonn hat sich die Gewerkschaft Bleibtreu auf dem Alaun— werke . Puͤtzchen durch eine väterliche Sorge fuͤr das Wohl ihrer Knappschaft wahrend dieses Winters verdient gemacht. Diese Knappschaft zählt nebst Weibern und Kindern 530
Köpfe und hat von der Gewerkschaft, ungeachtet der ungun⸗
stigen Konjunkturen fuͤr den Absatz des Alauns, den vollen Verdienst waͤhrend des Winters zugesichert erhalten.
In Ruͤcksicht des vielseitigen und gerechten Befrem— dens, welches ein am Schlusse der Nr. 72 der Allgem. Preuß. Staats⸗Zeitung, unter der Ueberschrift: Den 12ten März 1831, enthaltener Aufsatz erregt hat, sehen wir uns veran⸗ laßt, hier zu erklaͤren, daß, wenn gleich ifa Aufsatz nur
altes doch allerdings der Aufnahme desselben in die Staats⸗
eitung vorgebeugt haben wuͤrde. —— n —
,. aus spricht, eine strengere Pruͤfung seines In⸗
Historische Parallelen und Zeitstimmen, Belgien
und die Belgier betreffend. (Fortsetzung des in Nr. 65. 8. Zeit. abgebrochenen Aufsatzes.) Es. giebt keine Art Untreue, welche nicht gegen Maximi— lian, sowohl da er nur noch Erzherzog, als da er König und Kaiser der Deutschen geworden, von den Suͤd⸗Nieberländern veruͤbt worden waͤre. Als die Umtriebe der Familie Raven— stein aufgehört, fingen die des Hauses Egmont in Geldern wieder an. Sie druͤckten beide nur die antipathische Stim— mung des Hochadels gegen den Verband mit dem Reiche und die Lust aus, eine selbststaͤndige oligarchische Foͤderation, auf gemeinsame Unkosten des monarchischen und des demo— kratischen Princips, zu begrunden; die Genter ahmten dies Beispiel fur ihre demokratisch ochlokratischen Zwecke bestens nach und waren theülweise und abwechselnd Verbuͤndete, Feinde, Anreizer und Werkzeuge des Adels gegen die Rechte der neuen Dynastie, je na hdem das Beduͤrfniß des Augen— blicks solche Ermäplgungen im Systeme mehr oder minder er heischte.
Fast alle Geschichtschreiber preisen die Verwaltung der ersten Statthalterin Margarethe als ein Muster von Maͤßi— gung und die Periode, welche die Wirksamkeit derselben in sich begreift, als giucklich und glorreich. Nichtsdestoweniger hatte auch die made, geistvolle, gerechte Frau mit hundert
Hindernissen zu kampfen, und es fehlte weder an nichtswuͤr—
digen Umtriben, noch an zwecklosen Empoöͤrungen, wobei besonders der eben so geistlose, als intriguante und unruhige Karl von Egmont, Herzog in Geldern, fast immer an der Spitze stand. Wargareche starb, und nicht ohne tiefes und inneces Mipvergnuͤgen uber einen großen Theil der Bevoͤl— kerung und nicht ohne traurige Ahnung vieler kommenden Uebel. — Die Negerlaͤnder werden des Lobes von Karl V. nicht muͤde; er erscheint vorzugsweise als ihr National⸗Held, und von allen Thaten, die er vollbracht, schreiben sie mit einer Eitelkeit, welche zu verzeihen ist, einen Theil auf ihre Rechnung, da er ju aus ihrer Mitte hervorgegangen. Aber es waren gerade wiederum diese Niederländer, welche ihm Unruhe der mannigfäͤchsten Art genug gemacht, welche in vie en seiner wichtigsten Unternehmungen durch Mangel an Unterstuͤtzung oder partielle Aufstände ihn gehindert; es wa— ren Niederländer, und zumal Belgier, welche sein Regiment den Spantern verhaßt, seinen Namen unvolksthuͤmlich auf der Halbimsel gemacht, und welche gleich in den ersten Jah⸗ ren seiner Königschaft durch Uebermuth, Bedruckung, Er⸗ pressung und Bestechlichkeit, auf Kosten der Eingebornen, den Aufstand der Communeros herbeifüuͤhrten. Es waren Niederlandische, und zumal Belgische, welche, darin allein nit den Spaͤnischen genau harmonirend, in den Angelegen⸗ heiten des Protestanti mus seine Ansichten ihm wirrten und steis zu den heftigeren Maaßregeln ihn verfuͤhrten. Sein Zug gegen die Genter und ihre Zuͤchtigung sind allbekannt:— er setzte fuͤr diese Rache sein eigenes Leben, oder doch seine Sicherheit bei der Reise durch Frankreich, in Gefahr. Die Belzier haben eine gemuͤthliche Phrase des großen Kaisers, welche er in einer guten Stunde zu ihren Gunsten, und auch so noch etwas doppelsinnig, äußerte, mit einer Allgemeinheit erklart und ausgedehnt, welche mit spaͤteren Erklärungen Karls sehr in Widerspruch steht und auf jeden Fall einiges Lächeln abzwingt. Der größte Fehler der Belgier war zu allen Zeiten übertriebener Hang zu Prahlerei und Großthun, ohne Verdienst und That. — Als der Saame der Reforma⸗ tion auch in den Niederlanden und selbst in Belgien aufge⸗ gangen, sah man von Seiten der Staatsgewalt beklagenswer—⸗ the Reactionen gegen die Gewlssensfreiheit und Eingriffe in die politischen Verfassungen. Allein, wenn der Name Phi— lipps Il. auch im verdienten Haß der gebildeten Menschheit fortleben wird, so muß andererseits doch auch zugestanden werden, was selbst der große Schiller in seinem berühmten Werke deutlich zu erkennen giebt, daß die Anhaͤnglichkeit an die neuen Doktrinen nirgendswo mit solch tumultuarischer Heftigkeit, mit solch ruͤcksichtsloser Verachtung aller Verhaͤlt⸗ nuͤsse, mit solch fanatischer Intoleranz gegen die Bekenner der alten Lehre, mit solch bilderstuͤrmerischem Eifer gegen Kultus und Formen, mit solcher absichtlichen Verhöhnung der Ge ⸗ setze und der Autoritaͤten an den Tag gegeben wurde, wie in ben Riederlanden, ganz besonders aber in Belgien. Ein
solches Benehmen entfremdete den ersten Protestanten selbst
ben Schutz maͤchtiger Häupter, welche das verletzte Gesetz hier — — rächen mußten und nichts Stichhalten⸗
des hatten, was sie zu Gunsten jener Fanatiker vorbringen
llten. Barunter litten natuͤrlich die Gutgesinnten, Gemaͤ⸗ . und wahrhaft Aufgeklarten mit. Selbst die Oranien und Egmont mußten mehr als einmal in diesem Systeme handeln, und noch spaͤter, als die Revolution bereits weiter