1831 / 80 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 21 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Tem ps aͤußert sich uͤber die Ernennung des Hrn. Casimir Per n n! Praͤsidenten des Minister Rathes fol⸗ gendermaßen: „Der Koͤnig hat durch die Wahl des Herrn Tasimir Périer, den die Beputirten⸗Kammer zweimal zu ih⸗ rem Praͤsidenten ausersehen hatte, den verfassungsmaͤßigen Grundsaͤtzen gehuldigt; wir koͤnnen derselben, da wir in der Person des Praͤsidenten des Minister⸗Rathes ein ganzes po— sstisches System erblicken, nur unsern Beifall zollen. Man versichert, Hr. Cas. Périer habe sich Bedingungen gemacht. Desto besser; dies wurde beweisen, daß er bestimmte Ansich— ten hat, und diese fehlten bisher den Rathgebern des Koͤnigs. Vor 3 Monaten begruͤßten wir Herrn Laffitte bei dem An— tritte seines Amtes mit demjenigen Vertrauen, das die be⸗ kannte Rechtlichkeit seines Charakters einfloͤßen muß. Die Gewalt der Dinge ist aber staͤrker wie er gewesen; er faͤllt, ohne daß jedoch die Achtung, die seiner Person gekuͤhrt, da⸗ durch geschwaͤcht wuͤrde; er zieht sich zuruͤck, weil er der Meinung ist, daß die oͤffentlichen Angelegenheiten seit einiger Zeit eine Wendung genommen haben, die ihm nicht erlaubt, noch laͤnger am Ruder zu bleiben. Wir wollen jetzt sehen, ob die Regierung von ihrer Schwaͤche und Nachgiebigkeit zu— ruͤckkommen und endlich jenen ärgerlichen Auftritten ein Ziel setzen wird, wogegen sich in der neuesten Zeit alle wohlge— sinnten Klassen der Gesellschaft ohne Ausnahme erhoben ha— ben. Die Verletzung des Voͤlkerrechts in der Person eines fremden Botschafters hat endlich Jedermann uͤberzeugt, daß es fuͤr die Anstifter jener Unruhen nichts Heili— ges mehr giebt. Das Maaß ist voll.“ Die Ga— zette de France sagt bei Gelegenheit des Ausscheidens des Hrn. Laffitte: „Die Revolution des Juli hat dte poli tische Konsistenz dieses Mannes, wie seine finanzielle Kon— sistenz verzehrt. Der bedeutungsvollste Name unter den Li— beralen ist gleichsam von der Scene verschwunden und der— selbe Mann, der noch vor 6 Monaten bereit war, sein koͤ— nigliches Vermoͤgen dem Fuͤrsten zu vererben, zu dessen Er— . er so maͤchtig beigetragen hatte, besitzt jetzt nicht ein— mal mehr fo viel Popularitaͤt, daß sein Name an der Spitze eines Ministeriums dem neuen Koöͤnigthume von Nutzen seyn könnte. Hr. Laffitte hatte das Staatsruder in der Hoffnung übernommen, daß es ihm durch die Wiederherstellung der Finanzen gelingen werde, die Regierung zu kraͤftigen. Statt dessen mußte er, der Gewalt der Dinge nachgebend, der, wie Hr. Barthe sich aͤußerte, keine menschliche Vorsicht gewachsen ist, seinen Namen zu den ver derblich sten finanziellen Maaßregeln hergeben. Hr. Laffitte ist vielleicht von allen Finanz⸗Ministern derjenige, der, gestuͤtzt auf die Zeitumstaͤnde, das Meiste von den Kammern verlangt und erlangt hat; daß er von denselben Schwierigkeiten e gh worden ist, die er beherrschen zu konnen glaubte, leuchtet ein; eben dies wird aber auch seinem Nachfolger begegnen, wer er auch seyn mag. Die Gewalt der Dinge, die jetzt den Sieg davon getragen, wird auch kuͤnftig dieselben Resul⸗ tate herbeifuͤhren: das Mißtrauen in die Zukunft, das Einhalten der Kapitalien, der Stillstand in allen Geschaͤften, die bedraͤngte Lage der arbeitenden Klasse, die Aufstaͤnde, das

Sinken des oͤffentlichen Kredits, dies sind Ursachen und

Wirkungen, woran alle Finanz⸗Utopier scheitern muͤssen. Was die Politik des Minister-Rathes betrifft, dessen Praͤsident Hr. Laffitte war, so trieb sie eln doppeltes Spiel mit den Parteien des Widerstandes und der Bewegung; den erstern egegnete sie kalt und handelte fuͤr sie; fuͤr die andere zeigte sie rr w dchte und handelte gegen sie; sie hielt anscheinend viel von Freiheit und beguͤnstigte das Monopol; sie ließ oft einen auswaͤrtigen Krieg befuͤrchten, blos um sich eine Armee egen die inneren Parteien zu verschaffen. Dies war etwa 8 System des Laffsitteschen Ministeriums, das, wie alle Ministerlen von der Mitte, seine Episoden der Mystificirung gehabt hat und manches Raͤthselhafte zuruͤckläßt.“ Der Messager des Chambres meldet aus Pont de Beauvolsin (an der Savoylschen Granze) vom g. d. M.: „Der Prinz von Carignan hat gestern Chambery eilig verlassen, um nach Turin zuruͤckzukehren; der König ist le— bensgefahrlich krank. In Savoyen herrscht die vollkommenste r*, 8 den Piemontesischen Flüchtlingen ist nicht mehr e Rede.

Gestern Mittag versammelte sich eine Menge von Stu⸗

direnden auf dem . nr, um Herrn Merilhou und Herrn Comte bel ihrem Austritte aus dem Staats dienste zu beglückwuͤnschen. National⸗Garden und das Husaren⸗Re— ent Chartres umringten sogleich den Platz, zerstreuten die ruppen und verhafteten die Widerspenstigen; bei anni der letzteren fand man Dolche. Das Volk zeigte große Er bitterung gegen die Ruhestöoͤrer, denen es die Schuld von dem Stillstande der Geschaͤfte und dem Mangel an Arbeit

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vorwarf, und war der National-Garde bei der Verhaftung der selben behuͤlflich Dem Temps zufolge wurden unter den Studirenden viele Exemplare des Prospeectus zu einer neuen Ausgabe der Reden von Marat, Robespierre und Saint-⸗Just ausgetheilt, worin der Herausgeber sagt: „die Zeiten, in welchen diese Männer eine Rolle spiel— ten, sind mit den jetzigen gewissermaßen uͤberein⸗ stimmend, und wir ergreifen diese Gelegenheit, um das Benehmen, die Pläne, Ansichten und Ta— lente dieser Staatsmänner in ihr rechtes Licht zu stellen.“ Das Journal des Débats begleitet den Bericht uͤber obiges Ereigniß mit folgenden Be— trachtungen: „Ist es nicht wahrhaft beklagenswerth, daß die National-Garde alle acht Tage unter die Waffen gerufen wird, daß Familienvaͤter und Gewerbetreibende

genoͤthigt sind, ihre Geschaͤfte zu verlassen, um auf den oͤf—

fentlichen Plaͤtzen zu bivouaquiren; daß eine ganze große Stadt in Unruhe und Besorgniß geraͤth, weil es einigen jungen Stu—⸗ direnden gefaͤllt, mit Meutereien zu splelen. Ist ein solcher Zustand zu ertragen, ist es nicht der hoͤchste Grad von Thor— heit, daß Schuͤler dem Koͤnige, den Kammern, den Behoͤr— den Lehren geben, uͤber Krieg und Frieden entscheiden und die Hauptstadt tyrannisiren wollen? Wenn ihnen die oͤffent⸗ liche Ruhe wenig am Herzen liegt, so sollten sie wenigstens bedenken, welchen Kummer sie ihren Eltern verursachen. Sie nennen sich die Repraͤseatanten der Schulen und die große Majoritàͤt der Studirenden desavouirt sie; sie suchen das Volk zu verleiten, und dieses antwortet ihnen durch nur zu gerechte Verwuͤnschungen. Diese letzte Lehre wird die unbesonnenen Juͤnglinge beschaͤmen und bessern. Sle fuͤhlen nur das Vergnuͤgen uͤber die Aufregung, die sie hervorbringen und die Art von Wichtigkeit, die sie sich da— durch geben; der Nachtheil davon fallt auf das Volk. Die Ruhestörer muͤssen erfahren, duß das nicht lange so fortdauern kann. Nicht um seinen Handel und seine Ruhe gefaͤhrdet zu sehen, gewaͤhrt Paris den jungen Leuten aus allen Pro— vinzen die Benutzung seiner Lehranstalten. Bibliotheken, Museen und anderen Huͤlfsmittel fuͤr die Studien. Nicht um ihre Beleidigungen zu dulden, errichtet die Regierung Lehrstühle fuͤr alle Facher. Wenn sie nicht studiren wollen, so mögen sie ihrer Wege gehen. Einen Mittelweg giebt es nicht. Die Regierung wird sich gezwungen sehen, wider ihren Willen eine allgemeine Maaßregel zu treffen und die Eltern werden einsehen, daß es besser ist, wenn man ihnen ihre Soͤhne zuruͤckschickt, als wenn man sie den beklagens— werthen Folgen ihres ruhestöͤrenden Geistes langer aus setzt.“

Der Messager des Chambres haͤlt es fuͤr nothwen⸗

dig, daß das Gesetz vom 10. Vendemiaire des Jahres IV.,

266 jede Gemeinde fuͤr den auf ihrem Territorium durch aufruͤhrerische Haufen angerichteten Schaden verantwortlich gemacht ist, wieder in Kraft gesetzt werde, um den vielfa— chen Beschäͤdigungen des offentlichen und Privat- Eigenthums ein Ende zu machen, die in Folge der Pariser Unruhen des Februar in den Provinzen vom Poͤbel begangen worden. Der in Alby kommandirende General, Lieutenant Soult hat Befehl erhalten, sich nach Perpignan zu begeben und

den Oberbefehl uber die Departements der Ost⸗ Pyrenäen, ber

Arriège und des Aude zu uͤbernehmen. Eine telegraphische Depesche aus Bayonne vom 10. d. M. meldet, daß ein Haufen Spanischer Fluͤchtlinge unter Anfuͤhrung des General Torrijos abermals einen Landungs⸗ Versuch an der Spanischen Kuͤste und zwar bei San -Fer⸗ nando gemacht hat; obgleich ein Theil des Marine⸗Batail⸗ lons sich mit den Insurgenten vereinigt hatte, wurden dle⸗ selben dennoch voͤllig geschlagen und ließen viele Todte und Gefangene zuruͤck. An demselben Tage wurde der Gouver⸗ neur von Cadixy ermordet; beide Ereignisse scheinen in Ver⸗ bindung mit einander zu stehen. Das Volk hatte keinen Theil daran genommen; in Cadixy herrschte Ruhe. Einem Schrelben aus Figuieras vom 6. d. M. zufolge, welches das Journal des Debats mittheilt, wären in der Umgebung von Valeneia aufruͤhrexische Bewegungen ausgebrochen und die in Barcelona in Garnison liegende Königl. Garde von dort nach Madrid marschirt. Die gestrige Nummer der Tribune ist auf der Post an⸗ gehalten worden; dies ist die zweite Beschlagnahme welche dieses Blatt binnen acht Tagen trifft. Der Assisenhof wird den 5. April uͤder die eines Kom⸗ plotts en die innere Sicherheit des Staats angeklagten nen, unter denen sich die gewesenen Capitaine bei der National Garde Cavaignae, Guinard⸗ 96 faͤllen.

Beilage

Artillerie der hi der Literat Danton u. A. befinden; selsn Urt

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 30. r mim imm, a/ / 7 ä UU

Nieder lande.

Aus dem Haag, 15. Maͤrz. Der Gouverneur der Provinz Nord-Brabant, Hr. van den Bogaerde (ein gebor— ner Belgier) und der Gouverneur der Provinz Oberyssel, Graf von Rechteren, sind zu Rittern des Niederlaͤndischen Löͤwen-Ordens ernannt worden.

Von den hier angekommenen Belgischen Kaufleuten ha— ben fuͤnf, naͤmlich dte Herren S. Dierksens, Donnet und Cock aus Antwerpen, so wie die Herren du Pasquieer und van der Elst aus Bruͤssel, der General-Versammlung der Niederländischen Handels-Gesellschaft beigewohnt; die uͤbri— gen jedoch, unter denen auch Hr. Osy aus Antwerpen sich befindet, haben dies nicht fuͤr rathsam erachtet. Sie sind saͤmmtlich schon wieder von hier abgereist.

Aus Herzogenbusch wird unterm 13ten d. gemeldet: „Vorgestern sind mehrere Reisewagen von Privatpersonen und gestern ist auch zum ersten Male seit einigen Monaten die ordinaire Fahrpost von Mastricht uͤber Eindhoven hier eingetroffen, ohne Belgischen Truppen begegnet zu seyn. Am Suͤdh-⸗Wilhelms-Kanal werden inzwischen noch einige Doͤrser von ihnen besetzt gehalten und auch in Turnhout sind wieder Belgische Soldaten, und zwar sogenannte Freiwillige in blauen Kitteln, angekommen.

. General van Geen ist von Breda nach Bergen op Zoom abgegangen, um die dortige Besatzung in Augenschein zu nehmen.

Bruüͤssel, 15. Maͤrz. Der Regent musterte gestern fruͤh um 7 Uhr das aus Gent angekommene dritte Bataillon des 7ten Linien-Regiments, das sich zunaͤchst nach Namur begiebt und alsdann, dem Vernehmen nach, nach dem Luxem— burgischen sich begeben wird. Im Laufe des Tages stattete der Regent dem Kriegsminister, Hrn. Goblet, welcher krank ist, einen Besuch ab.

In Antwerpen sieht man einer neuen Beschwerde von Seiten des General Chassé entgegen, denn neuerdings ist ge— stern Nachmittags ein von der Citadelle kommendes, unserer Stadt vorbeisegelndes Fahrzeug, welches Kranke am Bord hatte, von den am Ufer Stehenden beschimpft worden. Die Beschimpfung ging zwar nur von unerwachsenen Buben aus, doch ist man unwillig daruͤber, daß die Polizei soichem Un— wesen kein Ende macht.

Die Belgischen Tirailleurs, die in Maaseyk standen, ha— ben sich nach Venloo zuruͤckgezogen.

Einer Lütticher Zeitung zufolge, wird General Daine den General Mellinet wegen vier Haupt-Anklagepunkte vor Gericht verfolgen und außerdem noch auf persoͤnliche Ge— nugthuung dringen.

In der Zukunft, heißt es, soll zur Beschleunigung des Geschäftsganges woͤchentlich nur zweimal der Minister-Rath zur Berathung der allerwichtigsten Angelegenheiten sich ver— sammeln; minder wichtige Dinge soll jeder Minister auf seine alleinige Verantwortlichkeit uͤbernehmen koͤnnen.

Der zu Luͤttich erscheinende Courrier de la Meuse, naͤchst hem Journal des Flandres bekanntlich das maͤchtigste Organ der Klerisei, hat eine Fehde mit dem Vrat Pa— triote, wegen dessen Angriffe auf die Herrschaft der Prie— ster, begonnen. Die Ausfaͤlle des ersteren veranlassen das letztgenannte Blatt zu nachstehender Erwiderung: „Der Tourrier de la Meuse aͤrgert sich uͤber einige Wahrheiten, die ihn quaͤlen; da er diese jedoch vernuͤnftigerweise nicht ge— radezu angreifen kann, so schuͤttet er gegen uns, die wir ihr Organ gewesen sind, feinen Zorn aus. Wir haben nur That— sachen eitirt und die daraus entspringenden Folgen nachge—⸗ wiesen; wir wollen sie hier wiederholen, und zwar mit üm so groͤßerer Kraft, als sich uns die Ueberzeugung von ihrer Richtigkeit täglich mehr aufdringt. Die Belgische Revolu⸗ tion ist nur zum Besten des Ultramontanismus unternom— men worden und wird auch jetzt zum Nutzen desselben durch—⸗ gefuͤhrt. Die Famllie Oranien ist vom Belgischen Throne nur ausgeschlossen worden, weil sie protestantisch ist. Dieses letzte Faktum wird dem ersteren als Beweis dienen. Waͤre die Belgische Revolution nur unternommen worden, um unsere Tren⸗

nung von Holland durchzusetzen, um uns die Theilnahme an der Regierung und am Aemter-Besitze in unseren Provinzen zu sichern, ferner um unsere Freiheit und Unabhaͤngigkelt doll staͤndig n machen, indem wir sie auf Vertrage und bestimm⸗ te unabaͤnderliche Stipulationen gruͤndeten, so konnten wir

Journal de la Haye zufolge, sich nicht der Erniedrigung un— terwerfen will, einem anderen Volke bloß accessorisch ange— schlossen zu seyn, haͤtte auch der Belgler beweisen können, daß er nicht Lust habe, eine solche Erniedrigung sich gefallen zu lassen. Allein mit der Trennung von Holland hatte auch fuͤr Belgien Alles beendigt seyn muͤssen; der Zweck der Re— volution war erreicht, und die Liberalen haͤtten sich mit der Regierung verstaͤndigen konnen, deren Chef zu verbannen man damals nicht die Idee hatte; im Gegentheile, von allen Sei— ten liefen Protestationen gegen eine Veraͤnderung der Dy— nastie ein. Die Kaͤmpfe von Bruͤssel, die darauf eintraten, haben freilich den Gemuͤthern uͤber gewisse Punkte eine andere Richtung gegeben; sie veraͤnderten jedoch nichts an den Motiven und in der Tendenz der Revolution; wir begehrten nämlich das gröoͤßtmoͤgliche Maaß von Unabhängigkeit, materiellem Wohl— seyn und Freiheit. Das begehren wir auch noch und wir wurden es erlangt haben, wenn sich die Belgische Klerisei nicht allen Interessen entgegengestellt und auf der Kanzel wie im Beichtstuhle den einzigen Fuͤrsten, den wir haͤtten erwaͤh— len koͤnnen, ohne mit ganz Europa zu brechen, dem Volks— Hasse preisgegeben, wenn sie nicht diesen Fuͤrsten einzig und allein verworfen, weil er Protestant war, und das Land in die schreckliche Alternative gebracht hätte, entweder von einem Nachbarlande verschlungen, oder der blutige Schauplatz eines endlosen Krieges zu werden, um nach unzaͤhligen Leiden dem Sieger als Beute anheimzufallen. Dies ist die Lage Bel— giens, in die es von seiner Klerisei versetzt worden ist; eine andere Aussicht hat es nicht. Kann man sich nun wohl taͤuschen, wenn man das System der Intoleranz, das uns einem so traurigen Schicksale entgegenfuͤhrt, mit dem Geiste in Verbindung bringt, der bestaͤndig jene Handlungen hervorgerufen, durch die eine verbreche— rische Faction immer ihren Thron auf den zerstreuten Fetzen der Volker und Koͤnige zu errichten wußte? Wer wird wohl glauben wollen, daß sich die Klerisei, wenn sie in Belgien erst allein herrscht, hier anders benehmen werde, als in Spanien, Italien und uͤberall, wo sie dominirte? Wer wuͤrde sie alsdann wohl hindern, wieder ihre Foltern zu er— richten und ihre Scheiterhaufen zu erbauen, wie sie es uͤber— all gethan hat, wo sie ohne Furcht und ohne Nebenbuhler 2 hat? Seht nur, mit welcher Geschicklichkeit ihre einen Parteigänger sich jetzt schon der wenig aufgeklaͤrten Volksklasse bedienen, um diejenigen, die ihre Tendenz und ihre duͤstern Unternehmungen aufdecken, dem Abscheu und der Rache preiszugeben. Diese Maͤnner, sagen sie, die nicht so denken, wie wir reden, greifen Eure Religion an und machen Alles laͤcherlich, was Euch heilig ist; als ob man die heiligste, moralischste, sanfteste und darum auch wahrste aller Religionen kraͤnkte, wenn man Priester entlarvt, von denen sie entehrt wird, und welche die philosophischen Lehren dieses Slaubens zu unerträglichen Ketten fuͤr das Volk ver— wandeln wollen.“

Dasselbe Blatt erklaͤrt, daß die angekuͤndigte Ent⸗ lassung der auf den Waͤllen beschäftigten Arbeiter noch nicht stattgefunden habe, aber mit Naͤchstem wohl eintreten duͤrfte.

Der Messager de Gand bekanntlich eben so wie der Vrai Patriote, eln Oppositionsblatt, zeigt an, daß sich die Zahl seiner Abonnenten während der letzten zwei Monate sehr bedeutend vermehrt habe.

Deutschland.

Muͤnchen, 15 Marz. In der gestrigen Sitzung be⸗ schaͤftigte die Kammer der Abgeordneten sich mit der Ver— handlung uͤber die Guͤltigkeit der Wahl des Abgeordneten, nr. Jaͤger von Wurzburg und der des Baron von

losen; die erstere ward fuͤr unguͤltig erklaͤrt. Was den Baron von Closen anlangte, so war derselbe zum ersten Ab⸗ geordneten aus der Klasse der Gutsbesitzer im Isarkreise ge⸗ wahlt worden. Er erklaͤrte, von der Regierung aufgefordert, die Wahl annehmen zu wollen, und bat zugleich, als quies⸗ zirter Ministerial / Rath, um die Erlaubniß zum Eintritte in die Kammer. Diese wurde ihm verweigert. An demsel—⸗ ben Tage, wo ihm dies insinuirt wurde, dem 4. Februar, gab er Jedoch, um dem Ruf in die Kammer folgen zu koͤn⸗ nen, und um das deshalb erhobene Hinderniß zu beseitigen, die gaͤnzliche Entlassung aus dem Staatsdienste ein, welche er auch unterm 10. Febr. erhielt. Inzwischen wurde jedoch sein Ersatzmann Baron von Vegquel von der Regierung in

sie nur loben; denn eben so gut wie der Hollander, dem

die Kammer berufen. Bel der Einweisungs⸗Kommission mel⸗

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