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seine Existenz die ihrige nicht gefaͤhrden werde; dazu gab es nur Ein Mittel: die Folgen und die. Anwendung aller Principlen der Revolution des Juli bei sich zu koncentriren und auf de— ren Verbreitung im Auslande zu verzichten. Weder die Ehre noch die Wuͤrde Frankreichs erheischten in der That einen Angriffskrieg, um vermittelst desselben jene Principien in den Nachbarstaaten auszubreiten; die Ungerechtigkeit eines solchen Krieges wuͤrde vielmehr in die Augen springend gewesen seyn; ganz Europa haͤtte sich wider Frankreich verbunden, und wie groß auch immer dessen Krafte seyn mogen, so bleiht die Groͤße selbst doch relativ. Frankreich erkannte darum bald, daß es sich darauf beschränken muͤsse, die Principien seiner Revolu— tion bei sich und in den Graͤnzen seines Gebiets zu behaupten. Dies wird hinfuͤhro seine Politik seyn, weil es die Bedin— gung seiner Existenz ist, die es uͤberdies noch im Innern selbst vollenbs konsolidiren muß. und Oesterreich in Bezug auf Polen und Italien nicht wi—
dersetzen, wenn es sich nicht dem begruͤndeten Vorwurf aus“
setzen wollte, daß es seine Grundsaͤtze nach außen zu verbrei.
ten suche. Haͤtte Frankreich sich das Recht angemaaßt, in den anderen Staaten die Begruͤndung seiner neuen Regierungt— Principlen unter dem Vorwande zu beguͤnstigen, daß es da— durch dort eine Buͤrgschaft mehr fur seine gegenwartige Exi— stenz finden wuͤrde, so haͤtte es sich geradezu auf Kosten sei— ner Nachbarn befestigen wollen. Als diese sich dazu verstan— den, die Franzoͤsische Regierung anzuerkennen, verpflichteten sie sich kein'sweges, ihr nachzuahmen, vielmehr haben sie das Recht, sich zu behaupten. Hätte Frankreich zu proklamiren gewagt, daß die Principien seiner revolutionnairen Regterung mit der Existenz der Regierungen seiner Nachbarstaaten hin— fuͤhro unvertraͤglich seyen, so wurde es sein eigenes Verdam— mungs⸗-Urtheil ausgesprochen haben. Frankreich hat durch die Verwerfung der ihm untergeschobenen Plaͤne zu einem An— griffskriege, den wahren Principien des Voͤlkerrechts gehul— digt. Durch die Bildung eines Ministeriums, das seiner— seits die Erhaltung des Friedens verspricht, giebt es Europa Buͤrgschaft fuͤr seine Maͤßigung, und selnen Unterthanen ein Unterpfand fuͤr die Wiederherstellung des oͤffentlichen Kredits und Vertrauens, die fast schon unwiederbringlich verloren schienen. Seine minder schwankende Stellung wird dazu bei— tragen, die Voͤlker, die im Vertrauen auf seine Unterstuͤtznng das gewohnliche Geleise verlassen hatten, in dasselbe wieder zuruͤckzufuͤhren. Belgien besonders, getrennt von Holland, wird weniger Schwierigkeiten finden, sich der Regierung und dem Fuͤrsten seiner Wahl, der seinen wirklichen politischen und materiellen Interessen zusagt, zu unterwerfen.“
Polen.
Schreiben aus Siennica vom 16. März. Seit eini— gen Tagen hat die Armee keine weitere Operatfonen unter— nommen. Das Eis der Weichsel faäͤngt an, sich in Bewegung zu setzen, und die Truppen muͤssen deshalb noch eine Zeitlang unthaͤtig bleiben.
Auf dem rechten Fluͤgel hatte der General-Major Ba— ron von Sacken den Auftrag erhalten, das Land zwischen der Wkra und der Narew vom Feinde zu saͤubern und eine Verbin— dung mit Lomza zu eroͤffnen. Um diese Bewegung auszufuͤhren, richtete der General seinen Marsch von Nasielsk aus nach Makow und Rozana. Da er jedoch auf demselben von den Rebellen beunruhigt werden konnte, welche ein Corps von 5000 Mann mit g Kanonen und eine ungefaͤhr gleiche Trup⸗ penzahl in den Dörfern am Ufer der Wera, zu Maluszyn, Sochacöyn und Kuchary, stehen hatten, nahm er den Schein an, offensiv verfahren zu wollen. Er befahl dem⸗ nach dem Obersten Lachmann, sich mit 4 Eskadronen der Laneiers von Nowomirgorod und einigen Kosaken nach So— chaezyn zu begeben, eine Stellung zu Nowomiasto anzuneh⸗ men und am folgenden Morgen Maluszyn anzugreifen. Am 8. Marz bei Tagesanbruch langte der Oberst Lachmann bei die⸗ sem Dorfe an, in dem sich ein aus ungefaͤhr 1000 Mann bestehendes
Milizen⸗Detaschement befand; auf dem andern Ufer der Wkra
standen zwei Polnische Laneiers⸗ Regimenter, die uͤbrigens an dem Gefechte keinen Antheil nahmen. Der Oberst Lachmann ward mit Gewehrfeuer empfangen, worauf er seine Karabiniers und Kosaken absitzen und das Dorf von vorn angreifen lteß. Zu gleicher Zeit detaschirte er zwei Lanciers-Eskadronen nach beiden Flanken und beauftragte den Lieutenant Muͤller, die Brucke zu besetzen. Diese Anordnungen wurden durch einen vollstaͤndigen Erfolg belohnt, der Feind ward im Dorfe zu— sammengedraͤngt, auf den Fluß zuruͤckgeworfen und konnte seinen Ruͤckzug nicht mehr uber die Bruͤcke bewerkstelllgen. Ungefaͤhr 300 Mann ertranken im Strom, viele andere wur— den getödtet, und diefenigen, welche sich in den Häusern vertheidigen wollten, fanden ihren Untergang in den Fiam—
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Es durfte sich Rußland
gern, Major Wengrodzki, 3 Hauptleute, 2 Lieutenants und 200 Soldaten und Unteroffiziere fielen als Gefangene den Russischen Truppen in die Hände. — Die Schnelligkeit des Angriffs hat das Detaschement des Obersten Lachmann vor jedem Verlust von Bedeutung bewahrt. — Indessen war Ge— neral Sacken nach Golymine marschirt, und der Oberst Lach— mann erreichte ihn in der Nacht vom Sten auf den g. Maͤrz. Dieser Erfolg wird von guter Wirkung seyn und das Land wieder beruhigen, in welchem die Milizen schon anfingen, sich auf allen Straßen zu verbreiten.
Auf dem linken Fluͤgel war der General- Lieutenant Creutz bis nach Suchodol vorgeruͤckt. Er beschloß hierauf, über den Wieprz zu gehen, welches auch am gten geschah, nachdem er am 7ten und Sten fortwährend mit den Truppen des Dwernieki tiraillirt hatte, der, wie es scheint, dasselbe Vorhaben ausfuͤhren wollte. Mittelst eines Flankenmarsches begab sich der General Baron Creutz nach Lenezna. Da er hier erfuhr, daß nur 2000 Mann von den Rebellen sich zu Lublin befanden, und daß die Truppen des Generals Grafen Witt nur zwei Maͤrsche weit entfernt waren, so beschloß er, sich dieser Stadt zu bemaͤchtigen, und griff dieselbe am 11ten Marz an. Die Vorstaͤdte, deren Einwohner man bewaffnet hatte, setzten thm einen kräftigen Widerstand entgegen, aber, nachbem er die Dragoner hatte absitzen lassen, wurden die⸗— selben genommen, man drang in die Haͤuser, in denen die Rebellen sich vertheidigen wollten, und die Stabt sandte einen Parlamentair an den General, um ihre Unterwerfung auf Gnade und Ungnade ihm anzubieten.
In der Vigniawschen Muͤhle war der Widerstand vor— zuͤglich hartnaͤckig. Die Russischen Dragoner sahen sich ge— noͤthigt, die Barrikaden in den Straßen mit Gewalt zu durchdrin⸗ gen, die erhöhten Verschanzungen mit Sturm zu nehmen und den Feind, der sich hinter den Verzaͤunungen vertheidigte, aus seinen Stellungen zu vertreiben. — Allenthalben mußten die Rebel— len der Tapferkeit und dem Ungestuͤm der Russischen Trup— pen weichen. Der General-Lieutenant v. Creutz erwaͤhnt mit dem größten Lobe der Bravour, welche bei dem Angriffe auf die Vorstäͤdte und die Muͤhle von dem General Kawer, dem Obersten Schilling, dem Obersten Prittwitz und beson— ders dem General Dellingshausen bewiesen ward, die alle ihre Truppen zu Fuße und mit dem Gewehr im Arm dem Feind entgegenfuͤhrten.
Die Rebellen haben 300 Mann an Gefangenen und viele Todte und Verwundete verloren; den Ueberrest hat die Flucht nach allen Richtungen zerstreut.
Man sagt, der General Dwernieki habe einen Theil seiner Truppen nach Zamosc gesendet und befaͤnde sich noch mit einem Theile derselben zu Krasnostaw. Er scheint dem— nach den Plan, nach Wolhynien zu marschiren, aufgegeben zu haben. Der Graf von Toll war schon am 13. Maͤrz zu Lublin, und man erwartet jeden Augenblick einen Bericht von ihm uͤber die Maaßregeln, welche er wird ergriffen haben, um Dwernicki den Ruͤckzug abzuschneiden. Natuͤrlicherweise hat Letzterer den Vortheil voraus, sich um einige Maͤrsche weiter vorwaͤrts zu befinden. ꝛ
— Der Oesterreichische Beobachter vom 17. Maͤrz giebt Nachrichten aus dem Russischen Hauptquartier bis zum 5ten d. M., welche direkt in Wien eingegangen. Dieselben enthalten (nebst Mehrerem, was bereits gemeldet worden) Folgendes: „Der Zustand der Polnischen Armee stellte sich durch verschiedene unverkennbare Merkmale als sehr kritisch
24. und 25. Febr. ward von den Polen selbst auf 15,000 Mann an Todten und Verwundeten geschaͤtzt. Unter den Generalen scheint wenig Einigkeit zu herrschen. Die Erhe— bung des Generals Skrzynecki zum Generalissimus erweckt den Neid der aͤlteren Generale, und General Chlopicki's Wunde entzog der Armee noch fortan seine Dienste. ) Die Organisation des Landsturms geht sehr schlecht von Statten, und der Landmann sucht sich auf alle moͤgliche Art, selbst durch Flucht, der Stellung zu entziehen. Va dedc⸗ fuͤhlbar ist der Mangel an Waffen, namentlich an Gewehren. — Aus der Festung Modlin war ein Polnischer Stabs-Offizier zu den Russischen Truppen uͤbergegangen, der die Staͤrke der Besatzung auf sechs Bataillons angiebt.“
„Der Feldmarschall Graf Diebitsch ist von seinem Mo⸗ narchen zum General-⸗-Gouverneur des Koͤnigreichs Polen
) In einer Randbemerkung meldet das genannte Blatt die (schon bekannte) Ankunft des Generals Chlopieki in Krakau, mit dem Hinzufuͤgen, daß, dem Urtheile der Aerzte zufolge, die Kon⸗ tusionen, welche derselbe in der Schlacht vom 25. Febr. erhielt, bedeutend genug seyen, um ihn wenigstens fuͤr 8 Wochen dienst⸗
unfaͤhig zu machen.
men, Der Befehlshaber des Detaschements von Parteigän⸗
dar. Ihr Verlust in den blutigen Gefechten vom 19., 20.,
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ernannt worden und hat in dieser Eigenschaft kereits meh— rere Verfuͤgungen hinsichtlich der administratipen Organlsation der Palatinate auf den vorigen Fuß erlassen.“
Deutschland.
Dresden, den 15. Maͤrz. (Leipziger Zeitung.) Bei den am 2. Maͤrz begonnegen Berathungen der hier ver— sammelten Landstaͤnde hat sich auf eine erfreuliche Weise von allen Seiten das Bestreben gezeigt, auch schon jetzt, und ohne die verfassungsmäßig noch bestehende Geschaͤfts⸗Ordnung auf— zuheben oder wefentlich abzuändern, den oft, sowohl oͤffent— lich als auch von den staändischen Kurien ausgesprochenen, Wunsch nach Beschlennigung und. Veroffentlichung der staͤn— dischen Verhandlungen so viel als möglich zu erfuͤllen. Sogleich in der ersten Versammlung ist der Beschluß gefaßt worden, den wichtigsten Gegenstand, welcher der Berathung vorliegt, den Entwurf der Verfassungsurkunde, nicht wie sonst uͤblich, einer aus den staͤndischen Kollegien niedergesetzten Deputation zur Bearbeitung zu uͤbergeben, sondern denselben sofort in jeder Kurie gemeinschaftlich in Erwaͤgung zu ziehen, wodurch nicht nur der bei einem so umfaͤnglichen Geschäͤft mit den vorlaͤu— figen Deputations-Arbeiten unumgänglich verbundene Zeit⸗ verlust vermieden, sondern auch ein gegenseltiger Aus— tausch und größere Vereinigung in den Ansichten der ein— zelnen Mitglieder einer jeden ständischen Kurie erreicht werden kann. Eben so ist die in der staͤndischen Schrift vom 9g. März 1831 in Antrag gebrachte oͤffetnliche Bekanntmachung der ein allgemeines Interesse darbietenden Verhandlungen der staͤndischen Kurien durch den Druck durch hoͤchstes De⸗ kret vom 14. Maͤrz bereits genehmigt worden, und es wird in kurzer Zeit die erste Nummer dieser staͤndischen Mitthei— lungen erscheinen. ;
Leipzig, 21. Maͤrß. In Dresden haben, wie die Sach sen-Zelstung meldet, neuerdings leider wiederum ei— nige ruhestoͤrende Auftritte stattgefunden. Der Hergang bei dem einen derselben war folgender. Seit einiger Zeit wird vor dem Loͤbtauer Schlage, um Arbeitslose zu beschaͤfti, gen, das Bett der Weiseritz regulirt, wodurch man sehr vlel Land zu gewinnen und die jetzige oͤde Wuͤste in Felder zu verwandeln beabsichtigt. Vor einigen Tagen war ein Theil dieser Arbeiter abgedankt worden, weil das angewachsene Weiseritzwasser die Arbeiten hemmte. Diese Arbeiter mit den noch Beschaͤftigten begaben sich aber am 15. d. Abends vor die Wohnung des diese Arbeiten leitenden Straßenbau⸗ Kommissars von Karlowitz, auf den neben der, Wache am Loͤb⸗ tauer Schlage liegenden Straßenbauhofe schickten eine s. g. Deputation hinauf und verlangten stuͤrmisch Ar— beit? Auf das erhaltene Versprechen aber, daß sie sol⸗ che erhalten wurden, ging der Haufe auseinander, ehe das Einschreiten der Kommunal Garde noͤthig wurde.
Karlsruhe, 18. Maͤrz. Die Staͤnde Versammlung ward gestern von Sr. Köoͤnigl. Hoheit dem Großherzog mit folgender Rede vom Throne eroͤffnet:
„Edle Herren und liebe Freunde! Mit Vertrauen er— oͤffne Ich, heute zum ersten Mal, die Versammlung der Stande Meines Volks. In dem Augenblick, wo die Vor— sehung die Sorge fuͤr deffen Wohl in Meine Haͤnde gelegt hat, faßte Ich den bleibenden Entschluß, durch redliche Er— fuͤllung der Pflichten Meines hohen Berufs dem Vorbild Meines geliebten Vaters nachzustreben. Möge sein Segen aber uns walten! Unvergeßlich bleiben Mir die Beweise treuester Ergebenheit, die Mir bei dem Antritt Meiner Re⸗ gierung und spaͤter bei Meinem Aufenthalte in den ver schie⸗ denen Gegenden des Landes zu Theil geworden sind. Vor Mir sehe Ich einen Verein achtungswuͤrdiger Maͤnner, Freunde des Vaterlandes, berufen, seine wichtigsten Interes⸗ sen mit Mir zu berathen. — Alles dieses, Edle Herren und liebe Freunde, berechtigt Mich zu der frohen Erwartung, daß wir unser vorhabendes Werk in Eintracht 22 und, ge⸗ leitet von der Ueberzeugung, das wahrhaft Gute konne nur aus der Wuͤrdigung aller Verhaͤltnisse in ihrem Zusammen— hange entspringen, es koͤnne nur allmaͤlig reifen, zum Gluͤck unseres Vaterlandes vollenden werden. Bei Meinem Fuͤrsten⸗ wort erneuere Ich die schon oͤffentlich verkuͤndete Zusicherung, die Verfassung des Großherzogthums wahrhaft und treu zu beobachten und beobachten zu lassen, Gerechtigkeit zu uͤben die Ruhe und Ordnung mit Kraft zu erhalten und Allen un Jedem gleichen Schutz und Schirm zu gewaͤhren. Gern wer— den Sie es vernehmen, und dankbar muß Ich es ruͤhmen, daß Ich von allen auswärtigen Regierungen unverkennbare Merkmale der freundschaftlichsten Gesinnungen erhalten habe. Durchdrungen von der Heiligkeit Meiner Pflichten als Deut— scher Bundes fuͤrst, zaͤhle Ich auf Ihre treue Beihuͤlfe zu de⸗ ren Erfuͤllung. Eine Familienverbindung, in welcher Mein
theurer Bruder, zu Melner und Meines Hauses innigster Freude, sein häusliches Glück gefunden, hat die Bande der Freundschaft mit einem beuachbarten Staate fester geknuͤpft. Mit Beruhigung kann Ich auf die innere Verwaltung blik— ken. Das Großherzogthum erfreut sich seit mehreren Mo— naten eines gleichfoͤrmigen Maaßes und Gewichts, fuͤr den innern Handel und Verkehr von großem Werth. Der Ent— wurf einer allgemeinen Gerichtsordnung, den Anforderungen des Rechts und der Zeit entsprechend, ein Gesetz uͤber die Verfassung und Verwaltung der Gemeinden, das ihnen meh— rere Selbststaͤndigkeit verbuͤrgt, ohne der Staatsgewalt die noͤthige Einwirkung zu entziehen, werden Ihnen, so wie noch einige weitere Gesetz-Entwuͤrfe, zur Pruͤfung vorgelegt wer— den. Die Lage der Finanzen hat sich auch in der nun ablaufenden Finanz⸗Periode wesentlich verbessert. Die indirekten Steuern er⸗ reichten eine unerwartete Hoͤhe. Der Amortisations-Kasse ist ein Ueberschuß von anderthalb Millionen zugeflossen, der es ihr moͤg⸗ lich machte, den Zins fuß der ganzen aufkuͤndbaren Staatsschuld herabzusetzen, dadurch eine weitere Ersparniß zu erzielen und auf Minderung des Zinsfußes auch zum Vortheil der Pri— vaten zu wirken. Bedeutende Erleichterungen, die Herab— setzung des Wein-Ohmgeldes und die gaͤnzliche Aufhebung des Straßengeldes sind dem Lande ꝛreits zu Theil gewor— den. Den Staatshaushalt habe Ich sorgfaͤltig pruͤfen lassen und alle Einschraͤnkungen verfuͤgt, welche stattfinden koͤnnen, ohne bestehende Rechte zu verletzen oder die Verwaltung in ihrem Gange zu hemmen. — Und wenn Ich, die Zeit und ihre Beduͤrfnisse beruͤcksichtigend, fuͤr den Unterricht und fuͤr mehrere andere Zweige des oͤffentlichen Dienstes bedeutende Summen in das Finanz-Gesetz aufnehmen ließ, so gereicht es Mir zur großen Freude, dennoch durch Aufhebung der Straßenbau-, der Militair- und der Gerichts⸗Frohnden einen Ihrer laͤngst gehegten Wuͤnsche erfuͤllen und noch weitere Verminderung der öffentlichen Lasten in Vorschlag bringen zu konnen. Dirfes gluͤckliche Ergebniß ist die Folge einer zweck— maͤßigen den Handel und Gewerbfleiß fordernden Gesetzge— bung, des regelmäßigen Ganges der Verwaltung und des besonderen Zutrauens, dessen unsere Schuldentilgungs-TKasse genießt. Vor Allem aber verdanken wir diese guͤnstigen Ver— haͤltnisse dem hohen Sinn fuͤr Ordnung und der unermuͤde— ten Thätigkeit des verewigten Großherzogs, Meines hochver⸗ ehrten Herrn Bruders, der dadurch seinem Gedaͤchtniß ein bleibendẽ's Denkmal gestiftet hat. Edle Herren und liebe Freunde! Das Vertrauen des Vaterlandes ruht auf uns. Sein Gluͤck soll unser hoͤchstes Streben seyn. Sie werden nun den Eid ablegen, den die Verfassung von Ihnen sor— ber
Auf Befehl des Großherzogs verlas sodann der Mini— sterial Chef des Innern, Herr Staatsrath Winter, die For— mel des Verfassungs-Eides und rief die neu eintretenden Mitglieder der ersten Kammer und die anwesenden Mitglie— der der zweiten Kammer namentlich auf, den Eid * schwoͤ⸗ ren. Nach abgelegtem Eise erklaͤrte derselbe, auf Alterhoͤch— sten Befehl, die Staͤnde-⸗Versammlung fuͤr eroͤffnet.
Italien.
Die Turiner Hof-Zeitung berichtet in einem Schreiben aus Chambery uͤber eine Affaire, die bei Etrem⸗ bleres stattgefunden hat; der dasige Donanenposten ward naͤmlich von Contrebandiers und deren Helfershelfern aus be— nachbareen Orten, denen sich auch noch mehrere von schllm—⸗ meren Absichten beselte Mensche zugesellt hatten, angegriffen. Die Douaniers hatten jedoch nicht nur von den benachbar⸗ ten Stationen Sukkurs erhalten, sondern sie wurden auch von den Einwohnern, die vor Ungeduld brannten, eine kurz vorher bei Annemaße stattgehabte revolutionnaire Ausfor—⸗ derung zu raͤchen, aufs kraͤftigste unterstuͤtzt. Die vor edach⸗ ten Angreifenden wurden festen Fußes auf einer Anhoͤhe er⸗ wartet und ließen 1 Todten und 26 Verwundete, von denen 3 schwer blessirt sind, auf dem Platze. — Es erging ihnen sonach nicht besser als bei Annemaße, wo sich ein aufruͤhre— rischer Haufen mit revolutionnairen Proelamatio nen und Fahnen am Sonntag zuvor (27. Febr.) gezeigt hatte, aber augenblicklich zuruͤckgeschlagen und von dem erbitterten Volke uͤbel zugerichtet wurde.
— Nach Aussagen von Schiffs-Capitainen, welche am 11ten d. M. zu Triest aus Ankong angekommen waren, soll (wie der Gesterreichische Beobachter meldet), in Folge der am gten daselbst angelangten Nachricht von dem Einruͤk⸗ ken der Kaiserl. Oesterreichischen Truppen in Ferrara, der Marsch von beiläufig 400 Mann Insurgenten-Truppen von Ankonag gegen Rom eingestellt und die Getreide Ausfuhr aus dem dortigen Hafen verboten worden seyn.