immer Britische Unterthanen waren, ihrer Freiheiten beraubt. Wenn diesen Leuten, die, möge man es nun Fanatismus, Aberglauben oder Aufregung nennen, poll Unerschrockenheit fuͤr buͤrgerliche und reli⸗ giöfe Freiheit gegen ihre kleinen Tyrannen sich erhoben, wenn die⸗ sen Leuten, sage ich, das Haus keine Gnade zeigte, welches Mitge⸗ fühl sollen wohl verfallene Burgflecken und bestochene Waͤhler erregen? Hat die Nothwendigkeit eine Rechts⸗-Entziehung der Ir— laͤndischen 49 Lech l (hre r gerechtfertigt, so erzeugen wohl die gegenwartigen umstaͤnde eine gleiche Nothwendigkeit und eine gleiche Rechtfertigung. Es wird behauptet, daß das Land blühend und die Staats⸗Maschine vortrefflich sey, daß England, mit seiner Abgaben-Last und mit seinen Tausend Millionen Pfd. Schul= den auf dem Nacken, aufrecht und fest stebe, daß seine ungeheuren Ausgaben und die Verschwendun seiner Lebenssaͤfte kein zu großes Dpfer fur die Freiheit seyen, daß Großbritanien, was es auch im⸗ mer bedruͤcken moge, seinen Zustand mit dem des Kontinents stolz vergleichen und die maͤchtige Arbeit anderer Nationen, die nur ein vergeblicher Sturm in revolutionnairer Aufregung sey, mit gefaͤlli⸗= em Selbstbewußtseyn seiner eigenen Sicherheit uͤberschauen duͤrfe. llein darauf erwiedere ich, daß im Innern des Landes selbst die Vernichtung wuͤhlt und das Mißvergnuͤgen immer groͤßer wird, das nicht etwa eine vöruͤbergehende Erscheinung ist, sondern seinen tie⸗ fen bestaͤndigen Sitz hier hat. Muͤßig ist die Behauptung, daß es noch nicht lange vorhanden seyn konne, weil es sich erst kuͤrzlich gz⸗ zeigt habe. Die ploͤtzliche Gewalt, mit der es hervorbrach, ist viel⸗ mehr ein Beweis, daß der Stoff dazu sich lange schon angehaͤuft hat. Wenig beweist es, wenn gesagt wird, daß es mit den Ereig⸗ nissen auf dem Kontinent in Verbindung stehe. Sollen wir deshalb etwa unsere eigenen Institutionen nicht befestigen, weil unser Land den großen Schlag nachempfand, der die Regierungen von Frank; reich und Belgien zu Boden gestuͤrht hat? Eben so nichtssagend ist das Berufen darguf, daß die Presse alles dies bewirkt habe. Wird etwa die Preffe ihren natuͤrlichen Beruf aufgeben? Und ist es nicht viel weiser, diejenigen Dinge, die sie als Mißbraͤuche bezeichnet, zu pruͤfen, statt auf den Einstuß der Presse zu schimpfen? Ist. das Mißvergnügen begründet? Das ist die rechte, ja die einzige Frage. Sind. alle die Uebel, über welche die Presse und das Volk Beschwerde fuhren, bloß in der Einbildung vorhanden! Existiren sie nur in der kranken Phantasie politischer Hypochondristen, oder ist wo ein Krebsschaden, den man wahrnehmen kann, und der sich augenscheinlich nach den Lebenstheilen des Staates Bahn macht? Ich mag nicht den breit getretenen Pfad einschla⸗ gen, auf dem Viele schon vor mir die groben Mißbräͤuche des ge= zenwärtigen Repraͤsentgtiv⸗ Systems einzeln nachgewiesen haben. Ich mag nicht wiederholen, was Andere schon ss oft wiederholt, und Fefchränke mich auf die einzige mehr als alles Andere redende That⸗ fache, daß die Majoritaͤt des Unterhauses nicht vom Volke, sondern von 150 Individuen erwaͤhlt wird. Vier oder fuͤnf große Besitz er von Burgflecken sind im Stande, die Minister zu kontrolliren und durch ihre oligarchische Verbindungen dem Monarchen selbst Vorschriften u machen. Daß ein sosches System existiren kann, ist schon eine große ha⸗ lun an sich, das üchel wird aber noch erböͤht durch an dere Misbraͤu⸗ che, die sich ihm beigesellen. Parlamentt⸗Sitze sind foͤrmlich ein Gegen⸗ stand des Handels geworden, und eine Messe gleichsam, ein gemeinsamer Stapelplatz, ein parlamentarischer Bazaar ist fuͤr den Verkauf der Volks⸗ Freiheiten errichtet worden. Ein „Parlaments-⸗Maͤkler !/ ist ein gan ewöhnlicher Ausdruck, und so weit ist es gekommen, daß Burg= en zur Heiraths-Aussteuer wurden und die Rechte derselben oft schon eine Bestimmung in Ehe- Kontrakten ausmachten. Das Voll erkennt denn auch das Unterhaus fuͤr nichts weniger als eine Rational⸗Vertretung an, und statt in den Parlaments⸗Mitgliedern einen Spiegel der bffentlichen Meinung zu erkennen, sieht es in penselben nür einen Reflektor, der die Bilder weniger großer Burg⸗ flecken⸗Besitzer getreu wiedergiebt. Das moralisché sowohl als das politische Interesse des Landes wird dadurch verletzt. Wenn Lords hre Parlaments-Intereffen in Geld verwandeln, so ist es wehl kein Wunder, wenn der niedere Wahler durch einen leichten Prozeß nach ahmender Alchimie sein lumpiges Votum ebenfalls in Gold zu ver⸗ wandeln sucht. Wie I5nnen wir demnach die Bestechlichkeit des Ei⸗ nen bestrafen, wenn wir der des Anzern ruhig zusehen! Darf man nan aber verwundert seyn, wenn eine Nation, welche die Tugend eben so sehr als die Freiheit preist, über solche Mißbraͤuche unwillig und entrüstet wird? Das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Cornwall sagt, daß die vorliegende Magßregel den Einfluß der Aristokratie vernich⸗ ten würde. Aber es sollen ja 55 neue r . fuͤr Grafschaften ins Unterhaut kommen; würden diese wohl, die unkbezweislt alle den hoheren Einwohner⸗Klassen angehbren werden, ihr Gluͤck auf den Truͤmmern ihres Vaterlandes zu erbauen suchen? Werden die Einwohner großer und reicher Städte wohl den ersten besten fahren⸗ Sen Ritter oder cinen Mann zu ibrem Vertreter erwaͤhlen, det nicht ihrem Interesse zugethan und mit demselben verwachsen ist? Nur die ge⸗ deimen und unterirdischen Gaͤnge des Aristokratismus, die in dieses Haus führen, duͤrften abgeschnikten und dagegen die breiten, verfas⸗ fangsmaͤßr gen Volks⸗Kanaͤle zu demselben 906 werden. Fort snit der Anschuldigung, daß das neue System die Monarchie schwaͤ⸗ chen werde; der I . wird auf dem Vertrauen des Volkes erbaut sehn und in den: Adel neue Stützen finden; Peit davon ent, fernt, die Krone wankend zu machen, wird es sie vielmehr durch Un neues Band auf den Haupte des Monarchen befestigen. Man hat jedoch eingewendet, die Reform sey keine Schluß⸗ h regel; leine Schluß ⸗Maaßregel! — was kann man aber wohl in menschlichen Angelegenheiten eine Schluß⸗Magßre el nennen? Das Hrinciz der Saler in ihr ist in kinem solchen Grade vorhanden, bie man es vielleicht nicht besser wuͤnschen kann. Das Volk kann nicht damit zufrieden seyn, daß man zu ihm von bestehenden Miß⸗ brauchen: sprich tz; es muß aber zufrieden seyn, wenn ihm die vor⸗ geschlagen? Abhüälfe wird, Alle Grunde zu gerechten Beschwerden Wären durch diefelbe aus dem Wege gerdumt, und ganz vernůnftig war die Voraussetzung, daß der richtige Verstand der Britischen Nation sich dieser Manßregel fest anschließen wurde. Der Einwurf, Daß es keine Schluß-Magßregel sey, war pon jcher das Lieblings⸗ Ritual aller Vergötterer jeder Art von Mißbraͤuchen. Ich habe bemerkt, daß die Gegner der Reform mehr die mdglichen Gefahren von Kon. cessionen im Auge haben und gar nicht an die üͤbeln Folgen einer Verweigerung derselben denken. Sie sollten doch ja nicht die Grund⸗ saäͤtze vergessen, die sie selbst auf die katholische Emgneipation an- wendeten. Nur mit Schüchternheit berühre ich diese große Ange⸗ legenheit und, habe dabei auch nicht im entferntesten Sinne die Absicht, derselben zum Nachtheil eines Mannes zu erwaͤhnen, den ich al einen Wohlthäter seines Landes betrachte, und der, mein er Ueberzeug ung nach, sich einen i, , , Ruhm erworben hat; int Gegenth eil erkenne ich hei Erwähnung derselben erst den vollen Werth der von ihm geleisteten Dienste. (Lauter Beifall) Gewiß ird man es weder fuͤr unzeitig, noch fuͤr unnütz halten, wenn ich hier darauf aufmerksam nach, daß jeder Grun, der fuͤr jene Emancipa⸗ tion fprach, mit noch weit grbperem Rechte auf die Reform des Parlamen⸗ res angewendet werden kann. Einer zer Hauptgründe war ohne Zweifel pamal die Furcht vor den verderblichen Fölgen eines entgegenge⸗ setzten Verfahrens. Kann nicht jeder elnzelne Umstand, der die Emancipation unvermeidlich machte, auch 3 den gegenwaͤrtigen Fall angeführt werden? Damals stellten sich derselben die groͤßten Hindernisse entgegen — naͤmlich die 3, protestantische Be⸗ ä kerung Irlands — ein großer Theil der beichsten un aufächltär. testen Männer und die Voörurtheile der Englischen Nation. Sind etwa jetzt dergleichen Hindernisse vorhanden Wer sind die Gegner der Refürm ; — sie sind (leicht zu zaͤhlen. Wer sind ihre Verthei⸗ diger? Millionen von Briten, mit ihrem Könige an der Spitze. (Hort) Wenn man einst der Stimme Irlands Gehoͤr verlich, will man j'tzt dem Rufe Englands das Ohr verschließen? Wenn Ir⸗ land Kraft genuͤg jn feinem Arm hatte, als es an die Thüre des Kabinets schlug, um den maͤchtigen Leiter desselben zu erwecken — sollte Englands Hand so 66 und machtlos seyn, das Parlament nicht mit dem Donner seiner Schläge zum Erwachen bringen zu önnen? (Lauter Beifall Wenn Irland in diesem Augenblick noch
754
nicht ganz heruhigt ist, so liegt die Schuld daran, daß man es nicht fruͤher beruhigte. Man nehme sich doch ja in Acht, England glei⸗ chen Grund zu einem aufgeregten Zustande zu geben. (Lauter Bei⸗ fall. Man gebe nach — und uni mit Sicherheit nachgeben zu können, gebe man bei Zeiten nach.“ (Ein lauter anhaltender Beifall von beiden Seiten des Hauses folgte, als Hr. Sheil diese seine Erstlings⸗Rede Lmaiden- z3peech] beendigt hatte.)
London, 25. März. In der Sitzung des Unterhauses vom 2tsten waren die Mitglieder so zahlreich versammelt, als man sich jemals erinnern kann. Bei einer früheren Gelegenheit hatte sich ein Ausschuß des ganzen Hauses aus 558 Mitgliedern gebildet; diesesmal aber waren 628 jugegen; ) es fehlten also nur 30 Mitglieder an der Gesammtzahl der 658 Repräsentanten im Unterhause. Herr Calcraft hat wahrscheinlich durch seine Stimme die große Frage entschieden.
Herr Alexander, der frühere Herausgeber eines nicht mehr erschelnenden Morgenblatts (des Morning⸗Journal), ist aus sei⸗ ner Gefangenschaft in Newgate entlassen und von der ihm von der Regierung auferlegten 3er fn e entbunden worden.
Der Sün mißt in seinem Börsen-Berichte das heutige Steigen der Stocks der bestimmten Entschließung bei, welche Graf Grey in seiner Rede im Oberhause gestern ausgesprochen, daß er mit der Reform-Bill stehen oder fallen wolle.
Heute wurde die ansehnlichste Versammlung, dit seit vielen Jahren in der City stattgefunden, im Mansion⸗house unter Vor— sitz des Lord⸗Mahors, unterstützt von den vornehmsten Kauf⸗ und Gewerbsleuten der Hauptstadt, gehalten. Sie dauerte bis spät am Nachmittag, und nach mannigfaltigen Reden zur Verthei—⸗ digung der ministeriellen Reform⸗Bill wurden Petitionen für dieselbe an beide Häuser des Parlaments einstimmig beschlossen.
Niederlande.
Aus dem Haag, 25s. März. Die heutige Staats-Cou— rant enthält ein großes Verzeichniß Königlicher Ordens-Verlet⸗ hungen an diejenigen Militairs, die sich bei dem Feldzuge in Java ausgezeichnet haben. Man bemerkt darunter den Major vom General-Stabe, de Stuers, und den Hauptmann van Geen, einen Sohn des General-Lieutenants.
Von allen Seiten gehen noch immer freiwillige Geld⸗Bei⸗ träge zur Unterstützung des Vaterlandes ein. So hat der Nie⸗ derländische Capitain⸗-Lientenant van de Graaf, der das in Su⸗ rinam befindliche Schiff „Sirene“ befehligt, in seinem und seiner Schiffs-Mannschaft Namen die Summe von 678 Fl. 80 Cts. eingesandt, damit diese, unter den gegenwärtigen Um⸗ ständen, für die Bedürfnisse der Marine verwandt werden. In den Monaten November und Dezember v. J. sind allein zum Nutzen des Vaterlandes 319,662 Gulden an freiwilligen Bei⸗ trägen in baarem Gelde eingegangen.
Der Kaiserl. Russische Vice⸗Admiral, Graf von Heyden, hat, als Beitrag zu dem Ehren-Denkmale van Speyks, 100 Gulden eingesandt und zugleich in einem an den Königl. Niederländi⸗ schen Gesandten in St. Petersburg gerichtet gewesenen Schrei⸗ ben seine Anhänglichkeit an die Niederländische Marine, in wel⸗ cher er, ein geborner Niederländer, seine Laufbahn begonnen und bis zum Jahre 1796 gedient hat, zu erkennen gegeben.
In Folge Königl. Verfügung wird bei unserm mobilen Heere eine Feld⸗Post unter der Leitung des Herrn Morjour, ehe⸗ maligen Post-Direktors in Gent, errichtet.
Rotterdam, 25. März. Se. Königl. Hoheit der Prim von Oranien ist gestern, aus dem Haag kommend und nach Luxemburg sich begebend, hier durchgereist.
Brüfsel, 26. März. Unsere Blätter enthalten vier Ver⸗ fügungen des Regenten. Durch die erste vom 23sten d. M., die von Herrn Gendebien kontrasignirt ist, wird Herr E. von Sauvage an die Stelle des Hrn. Tielemans, zum Minister des Innern, durch die zweite, vom 2ästen d., wird Herr Paul De⸗ daur, an die Stelle des Herrn van de Weyer, zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten, und durch die dritte werden die Herren Barthelemy und van Hane de Steenhuyze, an die Stelle der Herren Gendebien und Goblet, zum Justiz⸗ und zum Kriegs⸗ Minister ernannt. Die vierte Verordnung endlich besagt nichts weiter, als daß die von Herrn von Brouckere, in seiner Eigen⸗ schaft eines Finanz⸗Ministers, eingereichte Dimission nicht ange⸗ nommen worden sey. Die drei letzten Verfügungen sind sämmt⸗
lich von Hrn. v. Sauvage kontrasignirt.
Herr Devaux, der neue Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten und der Marine, ist hier angekommen, hat aber, dem Ver⸗ nehmen nach, die ihm angetragenen beiden Portefeuilles nicht angenommen.
Auf das Gerücht, daß Oberst Borremans an einem öffent⸗ lichen Orte die Absicht zu erkennen gegeben, mit seinem Regi⸗ mente die Ansprüche des Prinzen von Dranien auf Belgien m unterstützen, begab sich ein Volkshaufe nach seiner Wohnung und verlangte seine Verhaftung, die auch bald darauf durch einen Polizei⸗Kommissar stattfand.
Gestern Abend haben sich, dem Courrier zufolge, in Vaux-Hall, wo vorgestern die Mitglieder der Belgischen Asso— ciation eine Sitzung gehalten hatten, viele Personen eingefun⸗ den, um die Statuten des Vereins zu unterzeichnen. Das g e⸗ nannte Blatt zeigt denselben, um ihnen jeden ferneren unnützen Gang zu ersparen, an, daß der Zweck des Ausschusses des Ver⸗ eines sich vorerst noch auf die Verbreitung desselben in Brabant und den andern Provinzen beschränke, und daß zu dem Eude Listen für die Unterzeichnung auf den Bureaus seiner Re⸗ daction, so wie in denen des Independant, des Belge und der Emancspation, ausliegen. Das erstere Journal giebt die An⸗ zahl der hiesigen Mitglieder des Vereines auf 700 an.
In Tongern sind am 2zsten d. die Herren Abercromby und Whlte als Kommissarien der Englischen Regierung ange⸗ kommen, und am folgenden Tage, von zwei Belgischen Stabs— Capitainen begleitet, nach Mastricht abgegangen.
Die St. Simonlaner haben wieder einige neue Missiona— rien, und namentlich Herrn Barrot, ihren berühmtesten Prediger, aus Paris hierher gesandt.
Deut sch lan d. .
Karlsrithe, 26. März. Ihre Königl. Hohest, die Groß— herzogin hat auf das Anfuchen der Kommissson der höhern Töch— terschule das Protektorat dieser Anstalt angenommen. Vorgestern wohnte Höchstdieselbe in Begleitung der Prinzessin Alexandrine der Prüfung der Schülerinnen bei ünd gab demnächst Ihre Zu⸗ friedenheit mit den Leistungen zu erkennen, wobei sie sich mit mehreren derselben auf das leutseligste unterhielt. —
Italien.
Turin, 17. März. Der Zustand Sr. Maßjestät des Kö⸗ nigs hat sich in Folge wiederholter Aderlasse seit gestern bedeu⸗
) Die Zahl der wirklich abstimmenden Mitglieder war jedoch, wie bereits gemeldet, nur 603.
Neap. pr. compt. 58. 25. fin our. 58. 30.
,
tend gebessert; die letztverwichene Nacht war minder unruhig, als dle vorhergegangene, und der Fleberanfall am gestrigen
Abende gelinder.
Inland.
Berlin, 31. März.
esultats der Wirksamkeit des Schiedsmanns-Instituts in der Provinz Preußen, im Jahr 1830. Dieselbe liefert wiederum (so wie die frühere vom Jahre 1829) das erfreuliche Ergebniß, daß von gähz in dem gedachten Jahre angemeldeten 6949 wirklich verglichen sind und nur in 1146 Fällen ein Ver— gleich nicht zu Stande gebracht werden konnte, die übrigen aber entweder noch schweben oder wegen Ausbleibens der 4 von den Schiedsmännern nicht beendigt werden konnten. — Dieses günstige Resultat von Sr. Majestät dem enehmigte Institution fich auch ferner in ihren segensrei 6. ewähren wird.
Königliche Schau spiele. Tit g 1. April. Keine Vorstellung.
zonnabend, 2. April. Im Schauspielhause: Der Verräther, ⸗
Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Karl XII. auf seiner Heimkehr, = . l gr 1) General⸗Major v. Both,
11 At Feen-Bper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von
militairisches Lustfpiel n 4 Abtheilungen, vom Dr. C. Töpfer. Sonntag, 3. April. Im Opernhause: Oberon, König der
M. v. Weber.
arteien
Das Amts-Blatt der Königl. Re⸗ / gien n zu Königsberg enthält eine summarische Uebersicht des
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung
achen
iebt zu der Hoffnung Raum, daß diese zönige auf den Antrag des 2 ö en
Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen des erstes Ran⸗ .
ges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc. Im Lic pic
aufe: spectacle demandeè: 1) La chatte
métamnorphosée en femme, folie-vaudeville en 1 acte. 2) P . ⸗
La zeconde représentation de: La damo et la demoiselle, comèêdie nouvelle en 4 actes et en prose, par MM. Maxeres et Empis.
Montag, 4. April. Im Opernhause: Joconde, Oper in 3 .
Abtheilungen, mit Tanz; Musik von N. Isouard. Die jungen Pensionairinnen, Ph. Taglioni. (Hr. Fleury: Rustic, als Gastrolle.)
Im Schauspielhause: Die Jäger. Sittengemälde in 5 Ab⸗ theilungen, von A. W. Iffland.
Dlenstag, 5. April. Im Opernhause: historische Tragödie in 8 Abtheilungen, von E. Raupach.
Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.
Königstädtisches Theater.
Freitag, 1. April. Keine Vorstellung. Sonnabend, 2. April. liche Nachbarschaft, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Der alte Geist in der modernen Welt, Zauberspiel in 2 Akten. Sonntag, 3. April.
Hierauf:
omisches Ballet in 1 Akt, von 1) Oberst⸗Lieut. v. Kwintkow ski, interim. Commandeur des
König Friedrich, .
Schmelder Fips, oder: Die gefächr⸗
Ouvertüre aus der Oper der Maurer,
von Auber. Hierauf wei Lieder mit Begleitung der Guitarre, ;
gesungen von Herrn Holmmiller. ; Schuster, komische Oper in 2 Akten; Musik von Paer.
Berliner Börae. Den 31. März 1831.
und Geld- Cours-Eettel. (Preuusi. Coum.)
.. 1 h vam . 7
Amtl. Fonda-
Ostpr. Pfandbrt. Pbomm. Pfandbrł. Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Rkst. C. d. K- u. N. L. Sch. d. K- u. N.
St. Schuld- Sch. Pr. Eng]. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. Obl. m. I. C. Nenm. Int. Sch. do. Berl. Stadt- Oblig. Königabg. do.
Elbinger do.
Dan do. in Th. VWestpr. Pfandbr. Friedrichsd'or .. 131
k! Grosaliz. Pos. do. k Dia conto 33 a 2 0 —
Wechsel- Cours.
18 20 125 M Prei sK Cour.
Brief Ger. amm ma —
Holl. vollvr. Dub. Neue dito
11
C 8 . . 9 m .
11161
2 *
5!
Fehr a. M. Petersburg BN. Warschau
2
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 26. Märx.
F dJ e 1 8
Zum Beschluß: Der lustige
12) 13
Um die Ablösung der im Jahre 1822
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
( Se. Majestät der König haben am 30. März folgende Be⸗ förderun
Der
in der Armee . geruht: eneral⸗Major v. Borst ell, Kommandant zu Stral⸗ sund, erhält den Charakter als General-Lieutenant. Zu General-Lieuntenants:
Commandeur d. 19ten Diyis. ꝛ⸗ v. Zepelin, ⸗ 2 3ten Köhn v. Jas ki, vom Kriegs⸗Ministerium.
v. Witzleben, General⸗Adjutant.
Zu General-Majors: J 5 ellwig, Commandeur der 15ten Kavall.-Brig. Wulffen, ? 7ten Landw. Gagern, 6ten Infant. Ledebur, Sten Landw. Boyen, 15ten Infant. Wedell, 11ten Landw. Zglinitzki, Iten Infant. Sch malensee, 13ten⸗ Zu Obersten:
n n aa w m w
23sten Infanterie⸗Regiments.
v. Zimmermann, Commandeur des 6ten
Landwehr⸗Regiments.
v. Arnauld de la Perridre, inter. Com⸗ mandeur des 7ten Infanterie⸗Regiments. v. Holleben, Commandeur des 17ten In⸗ fanterie⸗Regiments. v. Zastrow, Commandeur des 30sten In⸗ n ,
ach nick, Festungs⸗Inspecteur.
v. Delius, vom riege. Min stertum. v. Valentini, inter. Commandeur des 19ten Infanterie⸗Regiments. v. Podewils, agr. der Garde⸗-dü⸗Corps. v. Tümpling, Commandeur des 1sten Garde⸗ Uhlanen-(Landwehr-⸗) Regiments.
v. Froelich, Commandeur des 1sten Küras⸗ sier⸗Regiments.
v. Bojanows ki, Flügel⸗Adjutant.
* *
J Major Prinz Albrecht von Preußen Königl. Hoheit.
. n n, , f ei dem Banquier
N. M. Rothschild in London gemachten Anleihe von 3,500,000
Pfd. . nach 1829
Sterl. zu beschleunigen, hatte die Seehandlungs-Societät der öffentlichen Bekanntmachung ihres Chefs vom 26. Sept. beschlossen, halbjährlich 320, 000 Pfd. Sterl. in dazu ge⸗
hörigen Obligationen verloosen zu lassen, wobei sie sich jedoch
vorbehielt, nach Maaßgabe der Umstände auf die in der Obligation vom 15. Mai 1822 bestimmte Amortisation zugehen.
Haupt⸗ surück Von diesem Vorbehalt wird sie jetzt, da die Obliga⸗
tionen wieder unter dem Nominal-Werth aufgekauft werden kon⸗
nen, theilweise Gebrauch machen, und zwar die halbjãährliche Amor⸗
tisations-⸗Rate von 320,000 Pfd. Sterl. noch bestehen, jedoch
vorerst keine Verloosungen eintreten lassen, sondern die zur Til— gung bestimmten Obligationen anderweit beschaffen.
Für den am 1. Juli k. J. eintretenden Tilgungs⸗-Termin
sind bereits folgende Obligationen, im Belauf von 320,000 Pfd.
. Sterl., angeschafft werden:
12
Niederl. virbl. Ssihsät 33. Ke. istf 153. Oentert. Sproc.
Metall. Si].
Hamburg, 29. Märx. Oesterr. 4proe. Metall. pr. uit Jo. Bank- Aetien g58. Engl. Anl. 88. Rugs. Anl. Hamb. Cert. SS. Poln. 85. Dun. 55z.
St. Peters bur 22 Mirz. Hamburg 3 Mon. 9. Silber 86.
Wien, 26. März. . Fproc. Metall. 8324. A4proc. 683. Loose au 100 FI. 154.5. parii ] hg 114. Bauk-Acien 961. NEUESTE BGRSEN- N. AcHIRICHLIE.
Paris, 25. Märr. 5proc. Nente Pr. compi. 81. 20. sin cour. 81. 25. Zproc. pr. compt. 52. 156. sin Cour. 52. 29. õproc. hproc. Spanische Rente perp. 453.
Frankfurt a. M., 28. März. 833. 83. 4proc. 70. 605. 23zproc,. 421; Bank⸗Actien 1164. 1160. , 1143. 114. 100 Fl. 1573 Brief. Poln. Loose 466. 453.
Redaeteur John. Mitredaeteur Cottel. — — Gedruckt bei A. W. Hahn.
Oesterr. 5proc. Metall. 1proc. 173 Brief. Loose zu
6b
Russ. ö
Silber- Rubel 34 Kop. Sproc. Insc. in .
228
Litt. A. Nr. 13. 118. 210. 211. 220 bis incl. 223. 271. 272. 290. 292. Stück à 1000 Pfd. St Litt. B.
Nr. 79. 82. 170 bis inel. 173. 178 bis inel. 185. 192. 193. 220 bis incl. 224. 231 bis incl. 234. 239. 366. 423 bis inel. 426. 433. 434. 437. 440. 441. 444. 481. 182. 493. 494. 511. 567. 680. 706 bis incl. 711. 715 bis incl. 718. 720. 721. 764. 803. 804. 824. 825. 830 bis inel. 832. 834. 835. Stück à 500 Pfd. St.
] Litt. C. Nr. 26. 27. 65. 103. 171. 173 bis inel. 175. 178. 181. 183. 184. 188. 190. 524. 525. 757. 758. 811 bis incl. 815. S84. S885. g44. gä5. 966 bis inel. 977. 1006 bis incl. 1009. 1016 bis incl. 1023. 1028 bis incl. 1033. 1038 bis incl. 1035. 1703. 1706. 1707. 2033 bis incl. 2040. 2065 bis incl. 2072. 2145 bis inel. 2152. 2169 bis incl. 2176. 2209 bis incl. 2224. 2289 bis incl. 2296. 2313 bis incl. 2320. bis incl. 2392. 2441 bis incl. bis incl. 2480. 2553 bis incl. 2 bis incl. 2616. 2681 bis incl.“ bis incl. 2728. 2761 bis inel. bis incl. 2784. Stück à 250 Pfd. St
12, 00 Pfd. St.
33, 000)
1863 bis incl. 1872. 1898. 1905 bis inel. 1907. 2934. 2938. 2949 bis incl. 2963. 3134. 3279. 4585. 4608. 5222. 5541. 5565. 5614. 6623 bis incl. 5632. 5710 bis incl. 5719. 5824. 6392. 6584. 7688. 7828. 7904 bis inel. 7906. 7944, 7950.
HLatus 102, 090 Pfd. St.
Berlin, Sonnabend den 2ten April.
Transport 102, 000 Pfd. St. glzd. Si64. Saas. 830, Srid. gelt bid is — inc. 16,25. 10,31 bis incl. 15,45.
li, zot bis incl. Ii ä9s5. 11,06 bis in-. 11,„5io. 2,231 bis incl. 12,149. 13,6 bis incl. 15 355. iz, Sh bis incl. 3, oh. 146435 bis incl. 14,615. 15, 56 bis intl. 15, 3536. 15, 6h6 bis incl. j, ho. 16,46 bis inel. 16,850. 17,376 bis inel. 17,585. 18,C93 bis incl. 6,636. iz. sitz bis incl. 15 655. 19,175 bis incl. 6,580. 19,6 bis incl. 19,790.
2iso Stick 2 166 Pfd. St
2486 Stück zusammen liber 320,000 Pfd. St.
Diese Obligationen werden kassirt und die Engl. Hälfte der⸗ selben im Monat Juni k. J. bei der Bank in London niederge⸗ legt werden.
Nachrichtlich wird zugleich bemerkt, daß bis inel. 1. Januar d. J. in 14 Terminen abgetragen waren. I00, 000 Pfd. St.
Nach den Bekanntmachungen vom 2. ö Januar und 1. Juli d. J. sind verloost und zur Zahlung aufgerufen
In den oben bezeichneten Obligations Nummern werden am 1. Juli 1831 getilgt
Es sind also bis jetzt zur Amortisation bestimmt und von den überhaupt ausgefertigten Obli⸗— gationen im Betrage von
bleiben nach dem 1. Juli 1831 noch rück— standig. 2, 2d0, O0 Pfd. St. Berlin, den 31. Dezember 1830. General-Direction der Seehandlungs-Societät. (gez.) Kayser. Mahet. Wentzel.
640, 0 ⸗ 320,009
1,260, 000 Pfd. St. 3, 500,000 ö
Angekommen: Der Kaiserl. Oesterreichische General-Ma—⸗ jor und Brigadier, Freiherr von Scheibler, von Hamburg. Durchgereist: Der Kaiserl. Oesterreichische Kabinets⸗-Cou⸗ rier Beck, von St. Petersburg kommend, nach Wien.
Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
r a Rr e, ch.
Deputirten-Kammer. In der Sitzung vom 24. März (deren Verhandlungen wir bereits gestern im Auszuge ge— geben haben) verlas zuvörderst Herr von Murat die nachste— hende, Tages zuvor von ihm auf das Bureau niedergelegte Proposition: „Die Bestimmungen des Art. 4 des Gesetzes vom 12. Januar 1816 werden, insoweit sie gegen die Mitglieder der Familie Buonaparte die im gisten Artikel des Strafgesetzbuches festgesetzte Strafe (nämlich die Todesstrafe), sowie den Verlust aller bürgerlichen Rechte verfügen, hiermit aufgehoben.“ Am nächsten Sonnabend (26sten) wollte Herr von Murat seinen Antrag näher entwickeln. — Hiernächst wurden die Berathungen über die Proposition des Herin Baude wegen der Ausschließüing der vorigen Königl. Familie vom Französischen Gebiete fortge⸗ setzi. Herr Salverte stimmte für die von der Kommission in Antrag gebrachte Abfassung des zweiten Paragraphen (siehe das vorgestrige Blatt der Staats⸗-⸗FZeitung). Der Artikel des Herrn Baude, meinte er, würde nur die Folge haben, daß der ältere Zweig der Bourbonen noch eine geraume Zeit Agenten in Frank— reich halten könnte, um seine Güter verwalten, die Einkünfte davon erheben, mit den Gläubigern unterhandeln, den Verkauf vornehmen und die Kaufsumme einziehen zu lassen; nach dem Systeme der Kommission dagegen würde eine Art von Seque⸗ ster eingeführt, wodurch man den Gefahren vorbeuge, die mög⸗ licher Weise aus der Verwendung der Gelder, welche die vorige Dy⸗ nastie aus Frankreich beziehe, für das gegenwärtige Staats⸗QOberhaupt und die Verfassung des Landes entstehen könnten. Der Be⸗ richterstatter, Herr Girod, bemerkte, die Abfassung der Kom⸗ mission sey der Gegenstand eines so lebhaften, zugleich aber auch so widersprechenden Tadels gewesen, indem die Einen behauptet, die Kommission gehe zu weit, die Anderen, sie gehe nicht weit genug, daß man daraus schließen müsse, sie habe den richtigen Weg eingeschlagen. „Das macht“, rief hier eine Stimme, „sie hat die rechte Mitte gehalten!“ (Gelächter. Nachdem der Berichterstatter noch das System der Kommission vertheidigt hatte, trat Hr. Pataille und nach ihm Hr. Duvergier de Hauranne mit einer neuen Abfassung hervor. Hr. Baude widersetzte sich aber sämmtlichen Amendements, da dieselben mir den Geist des Gesetzes entstellen würden. Endlich wurde als 2Ater Artikel das nachstehende Amendement des Grafen Gaétan v. Larochefoucauld mit ziemlich starker Stimmenmehrheit ange— nommen:
„Art. 2. Die im vorigen Artikel bezeichneten Personen sind gehalten, binnen Jahresfrist, von dem Tage der Bekannt⸗ machung des gegenwärtigen Gesetzes an, alle Güter ohne Aus— nahme, die sie in Frankreich besitzen, zu verkaufen, wobei drit⸗ ten Personen und dem Staate ihre Rechts-Ansprüche aus⸗ drücklich vorbehalten bleiben. Bis dahin werden die unbeweg⸗ lichen Güter von der Domainen⸗Verwaltung administrirt.“
Der letzte Satz dieses Artikels rührte von Herrn Mar— chal her. Es seh nothwendig, meinte er, diese Bestim⸗ mung anzunehmen, wäre es auch nur, um dem Gesetze, womit man sich beschaftige, die contrerevolutionnaire Farbe zu benehmen, womit es . sey. (Murren in den Centris. . „Gewiß,“ fuhr der Redner fort, „würde das Gesetz eine solche Farbe ha—⸗ ben, wenn man in den übrigen Artikeln nicht wieder gut machte, waä man durch den 1sten verdorben hat; denn in diesem verbie⸗
tet man zwar dem Könige und seiner Familie die Rückkehr nach Frankreich, knüpft aber an dieses Verbot gar keine Strasbestim⸗ mung, so daß es gleichsam das Ansehen gewinnt, als ob das Gesetz keinen andern Zweck habe, als Karl X. über die Folgen einer Rückkehr nach Frankreich zu beruhigen. Hinsichtlich des Eigenthums ist man eben so glimpflich verfahren, denn anstatt daß man den Verkauf der Güker der vorigen Dynastie in mög— lichst kurzer Frist verlangt hat, läßt man derselben dazu ein Jahr lang Zeit. Will man nun vollends noch in diesem Zeitraum die Verwaltung jener Güter den bisherigen Administratoren be⸗ lassen, so giebt man der vorigen Königl. Familie alle Mittel au die Hand, ihre Verbindungen im Lande fortzusetzen und Kom⸗ plotte zu schmieden; diesem Uebelstande wird dadurch vorgebeugt, daß man die Administration der gedachten Güter, bis zu de⸗ ren Verkauf, der Domainen⸗Verwaltung übergiebt.“ Herr von Riberolles widersetzte sich diesem Antrage, wogegen Herr Bande erklärte, es sey seine Absicht gewesen, jed—⸗ wede Gemeinschaft mit dem älteren Zweige der Bourbonen aufzuheben; aus diesem Grunde habe er auf die Verbannung angetragen, da eine folche, seinen Ansichten nach, eine Strafbe⸗ stimmung schon stillschweigend in sich schließe; da man das Wort Verbannung gestrichen habe, so fey schon hierdurch seine Pro⸗ position entstellt worden, noch mehr aber sey solches dadurch ge⸗ schehen, daß man der vorigen Königlichen Familie zu dem Ver⸗ kaufe ihrer Güter ein ganzes Jahr Zeit lassen wolle, um den größtmöglichsten Nutzen daraus zu ziehen; unter diesen Umstän— den könne er für seinen Antrag nicht mehr verantwortlich seyn und ziehe es daher vor, ihn ganz und gar zurückzunehmen. Diese Erklärung machte großes Aufsehen. Der Graf Gastan v. La⸗ rochefoncauld behauptete, Herr Baude sey nicht berechtigt, auf seine Proposition zu verzichten, nachdem man sich bereits zwei Tage lang damit beschäftigt und sie zum Theil schon ange⸗ nommen habe. Der Präsident dagegen erinnerte an den 50sten Art. des Reglements, wonach eine Proposition zu jeder Zeit von ihrem Urheber zurückgenommen, dagegen aber von einem anderen Deputirten wieder aufgenommen werden könne. Als Herr v. Larochefoucauld von mehreren Seiten aufgefordert wurde, dieses Letztere zu thun, gab er zu verstehen, daß er sich schön dafür bedanke. Hr. Odilon-Barrot war der Meinung, daß, wenn Niemand die Proposition aufnehme, die Berathung darüber auch nicht fortgesetzt werden könne; der Baron Hélh d' Oy ssel bestritt diese Ansicht, indem in diesem Augenblick nicht mehr von der Proposition des Herrn Baude, sondern von den Amendements der Kommission die Rede ' Herr B. De⸗ lessert machte endlich dem Streite dadurch ein Ende, daß er den Präsidenten⸗Stuhl an Hrn. Dupin d. Aest. abtrat und die . Proposition für seine eigene Rechnung aufnahm. Die Berathung wurde hierauf fortgesetzt und der oben aufgeführte Zusatz des Hrn. Marchal zum 2ten Artikel angenommen. Um einem Scheinkaufe vorzubeugen, machte Hr. Bouch ot den nach⸗ stehenden Antrag, welcher von Hrn. March al unterstützt und als Zter Artikel des Entwurfs mit schwacher Stimmen-Mehr⸗ heit genehmigt wurde:
„Art. 3. Der Verkauf der im vorigen Artikel bezeich— neten Güter muß öffentlich und meistbietend geschehen.“
Als 4ter Artikel wurde der 3Zte §. der ursprünglichen Pro— position des Herrn Baude angenommen; er lautet also:
„Art. 4. Ist der Verkauf der gedachten Güter nicht in der vorgeschriebenen Frist erfolgt, so wird von der Domai⸗ nen⸗Verwaltung nach den für die Veräußerung von Staats⸗ Gütern bestehenden Formen dazu geschritten.“
Der 5te Artikel ging ohne Weiteres in folgender Abfas⸗ sung durch:
„Art. 5. Der Verkaufs-Ertrag, so wie die Einkünfte der im 2ten Artikel erwähnten Güter sollen in die Depositen⸗ Kasse geschüttet und demmächst, sammt den aufgelaufenen Zin⸗ sen, den Anspruchsberechtigten eingehändigt werden.“
Hr. Marchal trat hierauf noch mit dem Antrage hervor, die Feier des 21. Januar durch einen besondern Artikel des Ge⸗ setzes abzuschaffen. Zwar, meinte er, werde dieser Tag ohne⸗ hin nicht mehr gefeiert werden, indessen möchte es schon um des— halb gut seyn, das Gesetz, wodurch die Todtenfeier des 21. Jan. eingesetzt worden, ausdrücklich aufzuheben, als die Gerichtshöse darüber uneinig wären, ob sie an diesem Tage Sitzung halten könnten oder nicht. Die Versammlung genehmigte hierauf den Antrag des Hrn. Marchal in folgender Abfassung:
„Art. 6. Das Gesetz vom 19. Jan. 1816 über die jährliche Todtenfeier des 21. Jan. wird hiermit aufgehoben.“
Der ganze Gesetz-⸗Entwurf ging sodann mit 210 Stimmen gegen 122 durch. — Herr Odier berichtete jetzt über den Ge— setz⸗Entwurf wegen der Anleihe der 200 Milltonen und stimmte für diellnnahme des Amendements der Pairs-Kammier, die 1) in bloßen Redactions⸗Veränderungen und 2) in der Wegstrei⸗ chung des 6ten Artikels wegen der Abtretumg der 300,000 Hek— taren Waldungen an eine oder mehrere Handels-Compagnieen bestehen. Der einzige Redner, der sich über die Amendements der Pairs-Kammer vernehmen ließ, war Hr. Bailliot. Es scheine gewiß zu seyn, äußerte er unter Anderm, daß die Regie— rung eine Anleihe werde machen müssen, doch schmeichle er sich, daß sie sich nicht augenblicklich dazu genöthigt sehen, sondern einen günstigeren Zeitpunkt dazu werde abwarten kömen. Die einzelnen Artikel des Gesetz Entwurfes wurden hierauf angenom— men, und das ganze Gesetz ging demnächst mit 227 gegen 7 Stimmen durch. Ueber den 6ten Artikel wurde gar nicht abge⸗ stimmt, da die Regierung schon vorher in die Weglassung des⸗ selben gewilligt und ihn mithin gar nicht mehr der Kammer vor— gelegt hatte.
Paris, 25. März. Gestern arbeitete der König mit dem Kanzler der Ehrenlegion, Marschall Macdonald, so wie mit den Ministern des Krieges, der Marine, des Handels und der aus— wärtigen Angelegenheiten, und ertheilte dem Admiral Cochrane und dem zum Kommandanten von Guadeloupe ernannten Contre⸗ Admiral Arnault Privat⸗Audienzen.
In dem Rundschreiben, das der Prässdent des Ministen⸗