1831 / 96 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nern vollzogen, von denen der älteste 2, der jüngste 87 Jahre zählt. Zugleich wurden von Ihrer Majestät der Königin zwölf arme Mädchen neu gekleidet und beschenkt.

Die Königl. Akademie der Wissenschaften beging am 2s3sten v. M. den 72sten Jahrestag ihrer 1759 von dem Kurfürsten Max Joseph III. vollzogenen Gründung durch eine öffentliche feier⸗ liche Sitzung, in Gegenwart Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Otto, der Königl. Mmister, vieler ausgezeichneter Staatsbeam— ter und einer zahlreichen Versammlung. Die gleichzeitige An⸗ wesenheit der Stände des Reichs gab derselben besonderen Glanz. Der Geheimerath und Vorstand der Akademie, Ritter von Schelling, eröffnete die Feier mit einer Rede über die mehrfachen Umigestaltungen dieses gelehrten Vereines wäh— rend seiner bisherigen Dauer, über die ruhmvollen Leistun— gen seiner früheren Epoche, über seine gegenwärtige Rich⸗ tung, seine Verhältnisse und gemeinnützigen Bestrebungen. Er schloß mit dem Wunsche für immer allgemeinere Verbreitung der National-Bildung und ernste Erwägung derselben durch die jetzige Stände-Versammlung und mit fester Hoffnung auf die Verwirklichung dieser Wünsche „durch die Gesinnungen des Re— genten, über dessen allgemeines Wirken uns kein Urtheil, also auch kein Lob zusteht, von dem wir aber doch das laut rühmen dürfen, daß er den Geist achtet und, was ihn erhebt und kräftigt, erkennt.“ Hierauf las der Geheime- und Ministerial— Rath Freiherr v. Hormayr eine Abhandlung über den Ahnherrn des Königl. Hauses, den Markgrafen und Herzog Luitpold, der vom Nordgan herab bis an die Donau und Drau und bis an die Adriatischen Küsten alle Marken Baierns vertheidigte und wider die drei großen Gefahren jener Zeit, wider Normannen, Slaven und Ungarn, ein ächtdeutscher Nationalheld war. Da— mit wurde der Ueberblick des Karolingischen Baierns verbunden, und ein Anhang weitläufiger urkundlicher Noten erhebt diese Rede zu einer bedeutenden Erscheinung in ihrem Kreise.

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Mailand, VN. März. Das in die Legationen eingerückte Kaiserl. Truppen-Corps setzt seinen Marsch mit Raschheit fort; es besteht aus 20 Bataillonen und 12 Schwadronen, nebst einem verhältnißmaßigen Park von Kanonen und Kongreveschen Rake⸗ ten. Am 24sten war das Haupt-Corps zu Forli, am Zösten zu Cesena, und die Avant-Garde stand am 26sten vor Rimini. Die Insurgenten hatten noch nirgends Widerstand geleistet, son⸗ dern sich größtentheils aufgelöst, um in ihre Heimath zurückzu⸗ kehren. In Forli desertirten 50 und verkauften ihre Waffen, die übrigen flüchteten gegen Ankong zu. In Castel San Pietro und in Forli wurden die Kaiserl. Oesterreichischen Truppen aufs freundschaftlichste empfangen; die ganze Bevölkerung ist der Anar⸗ chie müde.

Venedig, 25. März. Man erwartet stündlich die Nach⸗ richt vom Einrücken unserer Truppen in die Städte Faenja und Ravenna, wohin ein Theil derselben am Tage nach ihrem Ein⸗ marsche in Bologna aufgebrochen ist. Von Ravenna bis An⸗ kona kreuzen einige K. K. Fregatten, vermuthlich in der Absicht, der flüchtenden Häupter der Insurrertion habhaft ii werden, be⸗ sonders des ehemaligen Generals Zuechi, über welchen bereits Standrecht gehalten ist, wonach sein Name an den Galgen ge⸗ heftet wurde. Nach Bexichten aus Turin vom neuesten Datum befindet sich Se. Majestät der König von Sardinien wieder auf dem Wege zur Genesung. Durch die gegenwär— tigen politischen Verhältnisse ist eine merkliche Stockung in un— serm Handel erzeugt worden, wozu auch die Ereignisse in der Türkel wesentlich beitragen. Einige Schiffe, welche dieser Tage mit beträchtlichen Ladungen nach Skutari und anderen Küsten— städten Albaniens abgehen sollten, wurden auf von dort einge⸗ troffene Nachrichten wieder ausgeladen.

Genug, 23. März. Noch immer werden in den hiesigen Kirchen Gebete für die Erhaltung Sr. Majestät des Königs ge— alien.

ö Aus Pietrasanta in Toscana ist die Nachricht eingegangen, daß dort eilf Personen verhaftet worden sind; man vermuthete, daß sie zu denen gehören, welche bei Madrone einen Landungs⸗ Versuch machten; wahrscheinlicher aber sind es Flüchtlinge aus Modena, die sich einschiffen wollten; sie waren mit Wechseln und Geld versehen.

Rom, 24. März. Der Französische Botschafter beim hei⸗ ligen Stuhl, Graf v. St. Aulaire, ist am 20sten d. hier ein⸗ etroffen.

; B gestrige Diario kündigt bereits den für den 2lsten d. M. beschlossenen Einmarsch der Kaiserl. Oesterreichischen Trup⸗ pen in Bologna an. Auch meldet es einen neuen bei Castiglione Über ein Insürgenten⸗Corps erfochtenen Sieg, wobei acht Gefan⸗ gene, unter ihnen ein Offizier, Namens Rossi, in die Hände der Truppen fielen; auch eine Fahne, einige Munition und 30 Ge⸗ wehre wurden ihnen von den Siegern abgenommen, die Insur⸗ genten setzten jenseits der Tiber ihren Rückzug fort. Die Com⸗ munication der Delegation Viterbo mit der Hauptstadt sowohl als mit dem benachbarten Toscana ist wieder vollkommen her⸗ estellt. en Bologna, 246. März. Der hiesige Erzbischof und zum Legaten a latere Sr. Heiligkeit ernannte Kardinal Oppizzoni hat, nach seiner Ankunft hierselbst, an die Einwohner seiner Diö⸗ cese und der vier Legationen Bologna, Ferrarg, Forli und Ra— venna nachstehende Kundmachung erlassen: „Wenn es zu jeder Zeit erfreulich für mich war, mich in Eurer Mitte zu befinden, geliebteste Kinder der meiner Hirten⸗ Sorgfalt anvertrauten Heerde, so ist es mir doppelt werth, in diesem Augenblicke un⸗ rer Euch zu seyn, in welchem ich den Trost habe, nach einer kurzen, aber schmerzlichen Veränderung die Lrdnung, öffentliche Ruhe und den Gehorsam gegen die rechtmäßige Arttorität wie⸗ derhergestellt zu sehen. Nachdem mit dem mächtigen, Beistande der Waffen Sr. Kaiserl. Apostolischen Majestat die wenigen Ruhestörer, die es thörichterweise versuchten, sich gegen die un—⸗ verjahrbaren Souverainetäts-Rechte des heiligen Stuhles außu— lehnen, komme ich, um Euch und Euren Brüdern der, vier Le⸗ gationen mit der Wiederherstellung der Päpstlichen Regierung die wohlwollenden Gesinnungen jenes liebevollen Souverains zu verkündigen, den Ihr noch nicht kennt, und der für seine Unter⸗ thanen eine wahrhaft väterliche Neigung hegt. Von Sr. Hei⸗ ligkeit Gregor XVI., der auf Erden der Statthalter eines Got⸗ tes des Friedens und der Liebe ist, mit dem Charakter eines Legaten a latere beehrt, freue ich mich, Euch in seinem Namen anzeigen zu können, daß die Irrthümer einer kleinen Anzahl von Indibidzien die Liebe, die er zu allen seinen Unterthanen ohne TÜnterschied hegt, nicht schwächen können. Die tiefe Betrübniß, die sein Her; beim Anblick der unheilvollen neulichen Ereignisse ergriff, wird aufgewogen durch die daraus hervorgegangene un⸗ erschütterliche Treue und Religiosität der großen Masse der Bevölkerung, die ihren Pflichten mit Festigkeit ergeben und in ihren Principien unwandelbar ist. Der heilige Vater hegt das feste Vertrauen, daß durch das standhafte Beharren des

e, = , e e, n . e, n, m, . 2. e m , e e . ma ü. 3 2.

772 größten Theiles seiner Unterthanen bei den guten Grundsäz— zen und durch die schnelle Rückkehr der wenigen Verirrten, die um so werthvoller seyn wird, jemehr sie freiwillig ist, alle seine Kinder sich vereinen, ein süßes Band um ihn schlingen und eine einzige friedliche Familie bilden werden. Wie glücklich

würde ich mich schätzen, wenn es mir beschieden wäre, für ein

so glückliches Ergebniß mitzuwirken, und wenn ich bei Ein⸗ sendung dieser tröstlichen Nachricht an unsern gemeinsamen Souverain zugleich an seine Großmuth die Bitte werde richten

können, daß auch auf die meiner Leitung provisorisch anvertrau⸗

ten Bevölkerungen die Wirksamkeit der wohlthätigen Bestimmmn⸗ gen ausgedehnt werde, welche der erste Erguß seines Herzens hei der Besteigung des Päpstlichen Thrones waren ein Zeitpunkt, der durch zu bittere Erinnerungen bezeichnet wird, die man Hof⸗— fen darf durch eine ruhigere Zukunft verwischt zu sehen. logna, 22. März. C. *r. Oppizryoni.“

.

Der Courrier de Smyrne meldet in seinem neuesten,

vom 27. Febr. datirten Blatte aus Konstantinope! vem 21.

Febr.: „In den letzten Tagen lief ein Algierisches Schiff mit . ] ehrenvollen Platz unter unsern Universitätslehrern anweisen will, wenn ich nicht doch gestehen müßte, daß ich mich lieber auch

dreifarbiger Flagge in den hiesigen Hafen ein. Die in Algier für dasselbe ausgestellten Schiffs-Pässe bezeichnen den Capäain

und die Mannschaft, welche sännntlich Algierer und also Mu

selmänner sind, als Franzosen. Dieses Ereigniß hat unter den Türken großes Aufsehen erregt, weil es das erste ist, das ih— nen die Eroberung und Besitznahme Algiers durch die Franzo⸗ sen augenfällig macht. Der Großherr beschäftigt sich eifrig mit der Verschönerung der Hauptstatd. In einigen Hauptstra⸗ ßen hat er bereits eine Menge Krämer-Buden abreißen und an deren Stelle elegante und regelmäßige Läden erbauen lassen. Bisher herrschte des Nachts in sammtlichen Vierteln der Stadt die tiefste Dunkelheit und begünstigte die Pläne der Ruhestörer und Verbrecher. Diesem Mangel scheint man jetzt abhelfen zu wollen. Vor der Thüre des Palastes des Seraskiers sind große Laternen angebracht worden, und man will ähnliche, wenigstens während des Ramasans, vor den Kaufläden aufstellen. Die Vortheile dieser wohlthätigen Maaß⸗ regel werden sich bald fühlbar machen und eine Erweite⸗ rung derselben herbeiführen. Auch spricht man von der Erbauung eines Quais längs des Kanals, so weit die Lokalität es gestat⸗ ten wird. Noch einige Versuche dieser Art, und man wird nicht mehr sagen können: „„daß man die äußeren Umgebungen Kon⸗ stantinopels bewundern und wieder abreisen müsse, ohne das In⸗ nere der Stadt gesehen zu haben.““ Tair-Pascha, der Gene— neral der Bombardiere und Kanoniere (Kombaradschis und Top— schis), der sich nach dem Unglück bei Navarin vortheilhaft aus⸗ zeichnete und den Rang und Titel eines Vice⸗-Admirals erhielt, ist vor einigen Tagen abgegangen, um die Befestigung von Varna zu leiten. Im Arsenal herrscht große Thätigkeit. Der K. Russische Gesandte, Herr von Butenieff, ist durch die schlechten Wege und den Eisgang der Donau einige Tage in Bucharest aufgehalten worden.“

Ini gn d.

Berlin, 5. April. Aus Stettin wird gemeldet: Das Gymna⸗ sium zu Stargard in Pommern feierte am 12. März seine vor 200 Jahren durch das segenreiche Vermächtniß des damaligen Bür⸗ germeisters Gröning erfolgte Stiftung. Auf Veranstaltung des Scholarchats und des Kuratoriums der Gröningschen Stiftung war der Hörsaal des Gymnasiums zu diesem Tage in einem edlen und geschmackvollen Style neu dekorirt, auch mit einem neuen Katheder bereichert worden, dem durch die Eröffnungsrede des als Kommissarius des Königl. Konsistoriums und Provin— zial-Schul-Kollegiums zu Stettin abgeordneten Konsistorial⸗ raths Br. Koch die erste Weihe zu Theil wurde. Hier— auf folgte unter abwechselnden Musik- und Gesang-Alufführun— gen die Festrede des Direktors, Schulrath Falbe, der mehrere Gelegenheits-Reden von Gymnasiasten sich anschlossen. Eine Gesellschaft von 100 Personen aus allen Ständen hatte sich demnächst zu einem Mittagsmahle vereinigt und versäumte diese Gelegenheit nicht, sich in feierlichen Toasten auf das Wohl des hohen Beschützers der Wissenschaften, unsers verehrtesten und hochgeliebten Königs, laut und dankbar auszusprechen.

An die Redaction der Staats-Zeitung.

In einigen Artikeln des Messager des Chambres über Ber— lin, die im Februar erschienen, ist auch von mir auf ziemlich sonderbare Weise die Rede gewesen. Dies veranlaßte mich zu einem berichtigenden Briefe an die Redaction jenes Blattes, dessen Einrückung ich aber bis jetzt vergeblich entgegen gesehen habe. Und da ich nun die Hoffnung fast aufgeben muß, daß derselbe dort noch erscheinen werde, so bitte ich die Redaction der Staats-Zeitung, ihm einen Platz in dieser zu vergönnen. Vielleicht veranlaßt dies den Redacteur des Messager zu einer Erklärung darüber, weshalb er meinen unverfänglichen Zeilen den Platz verweigert hat, den ich wegen der Art, wie meine Persönlichkeit öffentlich ausgestellt worden war, in Anspruch neh⸗ men zu dürfen glaubte. Mein Französisch geschriebener Brief lantete zu Deutsch so:

Berlin, den 8. März.

Mein Herr. Da es einem Ihrer hiesigen Korrespondenten beliebt hat, meiner mehrere Male zu erwähnen; so hoffe ich, Sie werden diesen Zeilen einen Platz in einem Ihrer nächsten Stücke nicht verweigern, wärt es auch nur Ihren Deutschen Le— sern zu Liebe.

Ich muß erstlich den pomphaften Beinamen des großen ablehnen, da wir Deutsche uns dieses Wortes mit einer selchen Sparsamkeit bedienen, daß es von einem Manne meines Schla— ges nicht füglich gesagt werden kann, ohne ihn lächerlich machen zu wollen, was ich doch nicht zu verdienen glaube.

Zweitens bin ich eben so wenig der erste christliche Redner Deutschlands ich glaube das war der Aus— druck; auch können meine Kanzelvorträge, da ich sie nicht vorher aufschreibe, keine Meisterstücke der Beredtsamkeit seyn. Aber als Prediger erhaben seyn zu wollen, wäre sogar gegen meine Grundsätze. Je erhabener das Evangelium selbst ist, desto ein⸗ facher darf die Predigt seyn.

Drittens. Wir beten sonntäglich, daß Gott dem König die Weisheit verleihen wolle, deren er bedarf, um den ihm von Gott auferlegten Pflichten zu genügen. Aber wir wissen dabei von keinen andern Wünschen des Volkes, als von dem, „unter dem Schutz und Schirm des Königs ein geruhiges Leben zu führen und dem Ziel der christlichen Vollkommenheit näher zu kommen“. Dies, mein Herr, ist die Sprache unserer protestan⸗ tischen Kanzel, und von dieser Sprache habe ich mich niemals entfernt.

Viertens, Es ist sehr wahr, daß mir für einige Zeit un⸗

Bo⸗ bin auch ich meütes Theils sehr sicher, immer auf der Seitt des Königs zu sein, wenn ich auf der Seitt der einsichts vollen Mäm er des Volkes bin.

Endlich aber, um nicht in allen Stücken und vellständig Ihrem Korrespondenten das Widerspiel zu halten, so wollte 1

1 tersagt gewesen ist, zu predigen, aber das Verbot kam von meinem Att. Fuͤnftens. Gehöre ich zu keiner linken Seite. Ausdrücke rechte und linke Seite, linkes und rechtes Centrum,

sind unsern Verhaͤltnissen völlig fremd; und wenn Ihr Korrespon⸗

dent in Wahrheit ein Preuße wäre, so würde er sich nicht solche Abthei⸗

Ihre

lungen ersonnen haben, die sich bei uns Niemand wird aneignen mögen;

vorjüglich aber würde er nicht von einer linken Seite geredet

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

haben, welche Gedanken an eine Revolution im Hinterhalt hätte. Wir haben seit dem Tilsiter Frieden reißende Fortschritte ge.

macht, und das ohne Revolution, ohne Kammern, ja selbst ohnt Preßfrelheit, aber immer das Volk mit dem König, und der König mit dein Volk. Müßte man nun nicht seiner gesun⸗

——

.

Berlin, Donnerstag den 7ten April.

r / /// //

*

. ——

den Sinne beraubt seyn, um zu wähnen, wir würden von nun

an besser vorwärts kommen mit einer Revolution? Darum

hm gern meinen Dank dafür abstatten, daß er mir einen

in dem breiten und so weiter verlöre, unter dem so viel Männer von den ausgexeichnetsten Talenten versteckt sind. Genehmigen Sie ꝛc. Ech leiermacher.

Fuͤr das, dem verewigten SchiFs⸗Licutengnt van Speyk in sel= nem Vaterlande zu errichtende Denkmal sind ferner bei der unter— zeichneten Redaetion folgende Beitrage eingegangen: .

4 Durch M. E., von einigen Freunden ei Tische gesammelt, nn

dem Motto: Dulce et decorum est pro patris et rege moi.

40 Rthlr., worunter 25 Rthlr. Gold, üdmlich von 8.4

5 Rthlr. Cour. v. S. 5 Rthlr. desgl.,ͥ, von v. C. 3 th.

Gold, von Wilh. Beer 10 Rthlr. Cour., von Moritz Eber

20 Rthlr. Gold. 3 Von Jos. Mendelssohn 10 Rthlr. K. A. b) Von 3. 10 Sgr. Die Redaetion der Allg. Preuß. Staat s⸗-Zeitung.

Königliche Schauspiele. Mittwoch, 6. April. Im Schauspielhause: Iphigenia auf Tauris, Schauspiel in 5. Abtheilungen, von Göthe.

Die Rosen des Herrn von Malesherbes, Lustspiel in 1 Akt.

Donnerstag, 7. April. Im Schauspielhause: Der Kammer . Karl XII. auf seine Heimkehr, militairisches Lustspsel in 4 Abtheilungen, vom Hr.

diener, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf:

F. Töpfer.

Königstädtisches Theater. Mittwoch, 6. April. Der Diamant des Geisterkönigs, Zam berspiel in 2 Akten. Freitag, 8. April. Zum erstenmale: Die reisenden Operisten, komische Oper in 2 Akten, von Herklots; Musik von Fioravanti.

Berliner Börse. Den 5. April 1831.

Amtl. Fonda- und Geld-Cours-Zettel. (Rreiusi;. Cour.

, Tammlung Vers oder Nach mittag ju sehen wöinscht, kn die e

8 * XVI. ri ef. C eld. dz 83 971 947 75 83 83 86 84

St. Schuld- Sch. Pr. Eug]l. Anl. 18 Er. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. dbl. m. I. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt . Oblig. Königsbg. do.

Elbinger do.

Danz do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grosshz. Pos. do.

Wechsel- Cour a.

Amsterdam 250 FI. dilo 250 FI. Hamburg 300 Mb. dito .. 300 Mb. London ö

Paris

Ostpr. Pfandbrf. 4 Pomm. Pfandbrf. Kur- n. Neum. do. 4 Schlesische do. 4

16

Rkst. C. d. K- n. N. L. Sch. d. K.- u. N.

Holl. vollrr. Dub. Neue dito

Friedrichsd'or .. Dis conto

16

353 9g

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Eræus. Cou/ Brief. Geld

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Augsbur Hrelan ĩ

8 S8

3 Woch. Kurꝝ

1

Petersburg BN. Warschau

Auswärtige Börsen. Amaterdam, 31. Mrz. Niederl. wirkl. Schuld 33. Kanz - Bill. 15. Metall. S0.

Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitunn S. 765, Sp. 3, Z. 3 v. u., statt „20“ lies „26“.

Oesterr. Spro

NACHSCHRIETL.

Parts, 31. März. In der vorgestrigen und gestrigen Ei . zung der Deputirten⸗Kammer gab der Gesetz-Entwurf 37 1)

Aufläufe zu sehr lebhaften und interessanten Erörterungen laß, besonders indem der General Lafayette Gelegenheit nahm Gegenstände der auswärtigen Politik zur Sprache zu bringen Der Prasident des Minister-Raths sprach sich hierauf gesten ausführlich über das Verfahren der Regierung aus und wieder holte namentlich in Bejug auf das Princip der Nicht⸗Ein mischung die darüber schon früher abgegebene Erklärung indem er zugleich mit Hinsicht auf die Ereignisse in Italien en schieden jede Meinung bestritt, als ob der neuerdings verlangh Kredit von 100 Millionen dazu dienen solle, irgend einer A von Propaganda förderlich zu seyn.

Paris, 30. März. Sproc. Rente J8. Zproc. 48. 70. Spro RNReapol. 56. 5proc. Span. Rente perp. 43.

Frankfurt a. M., 2. April. Am Schluß der Bör (1 Uhr) Oesterr. 5proc. Metall. 80J. 4proc. dito 67. Banz Actien 1123. Aproc. Part. ⸗Oblig. 112. Geld. .

Redaetenr John. Mitredacteur Cottel.

n

Vorher

100

gen soll, erklärte in dieser Sitzung, n vorh⸗ henden Tage zugegen gewesen, er jenen Antrag sofort zurückgewiesen

Gedruckt bei . B. Hayn.

Amtliche Nachrichten.

Kronike des Tag es.

Seine Majestät der König haben dem bei dem Ober-Berg— Amt zu Brieg angestellten Kanzlei⸗Diener Wolff das Allgemeine 'Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Der bisherige Ober-Landesgerichts-Referendarius Andre

st zum Justiz⸗Kommissarius im Bezirk des Landgerichts Torgau,

nuit Anweifung des Wohnsitzes in Annaburg, bestellt worden.

Bekanntmachung.

Die Bilder- und die Antiken⸗Gallerie des Königl. Museums nd dem Publikum an jedem Sonnabend und Montag, zit Ausnahme der Feiertage, gegen Einlaß-Karten geöffnet, nd zwar:

in den 6 Sommer-⸗Monaten: am Sonnabend: von 9—1 Uhr und von 3 —6 Uhr, am Montag: von 9 1 Uhr; in den 6 Winter-Monaten: an beiden genannten Tagen von 10— 3 Uhr. Wer Einlaß-Karten zur Bilder- und zur Antiken⸗-Gallerie

ju erhalten wünscht, hat ein schriftliches Gesuch, welches nur

je Adresse des resp. Bestellers, so wie die Zahl der gewünschten Farten, zu enthalten braucht, bei dem Kastellan des Museums In den hierzu bestimmten Kasten werfen m lassen, worauf die berlangten Karten (jedoch nie mehr, als drei auf ein Gesuch) en Bestellern durch die Stadtpost zugeschickt werden. Die Sammlung der antiken Vasen ist dem Publikum an edem Mittwoch gegen Einlaß-Karten geöffnet, und zwar: in den 6 Sommer-⸗Monaten: von 9—1 Uhr und von 2 4 Uhr; in den 6 Winter-Monaten: von 102 Uhr. Der Eingang zur Vasen-Sommlung ist durch die Thür dem ehemaligen neuen Packhof gegenüber. Die Einlaß⸗Karten zur Vasen⸗Sammlung werden auf dieselbe Weise und unter denselben Bedingungen, welche für die Bilder- und die Antiken-Gallerie hiervor angegeben worden, den resp. Bestellern durch die Stadtpost zugeschickt, mit dem Unter⸗ chiede jedoch, daß in den desfallsigen eldungen, außer der Adresse des Bestellers, auch noch anzugeben ist, ob derselbe die

ahl der Beschauer, welche zu gleicher Zeit Eintritt haben fönnen, beschränkt sehn muß.

Schließlich werden noch diejenigen Personen, welche die er⸗ haltenen Einlaß-Karten zu den verschiedenen Sammlungen des Königl. Museums an den bestimmten Tagen nicht benutzen könn⸗ ten, nochmals ersucht, dieselben im General⸗ Intendantur⸗Bureau abgeben oder umtauschen ju lassen, indem, vom 1. April

d. J. an, die Einlaß-Karten verändert und altere Karten am

Eingange der Gallerieen nicht mehr angenommen werden. Berlin, den 23. März 1831. General-Intendant der Königlichen Museen. Graf Brühl.

Mit der Nachricht, daß heute das Zte Stück der Gesetz—⸗ sammlung erschienen ist, welches enthält: unter

Nr. 1281. die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 17. März d. J.,

wegen Einführung der Städte ⸗Ordnung nebst der

Städte-Ordnung selbst; deszleichen der Instruction

Behufs der Geschäftsführung der Stadt⸗Verordne⸗

ten und der Verordnung über die Einführung der

Städte-Ordnung in den mit der Monarchie wieder

und neu vereinigten Provinzen und Landestheilen. kündigt das unterzeichnete Comtoir auch einen zu größerer Be⸗

guemlichkeit des Publikums mit höherer Genehmigung veranstal⸗ teten Abdruck dieser Gesetze in Taschen⸗Format auf, gutem Schreibpapier 2 5 Sgr. zum Vortheil derjenigen Familien an, deren Väter als Landwehrmänner ausgerückt sind, und ist dieser

Abdruck in Berlin, in der Zeitungs-Ausgabe- Expedition, beim

n. des Hof-Post-AUnits, in den Expeditionen der Staat s⸗

eitung, der Haude- und Spenerschen und Voßschen Zeitung, wie auch im JIntelligenm⸗-Comtoir, in der Provinz aber von sämmt⸗ lichen Post⸗Anstalten zu beziehen.

Berlin, 7. April 1831.

Debits⸗-Comtoir.

Abgereist: Der Königl. Sardinische Major, Flügel Adju⸗ tant und Geschäftsträger am hiesigen Hofe, Graf von St. Marsan, als Courier nach Dresden. ;

Der Kaiserlich Brasilianische Geschäftsträger am hiesigen Hofe, A. de Menezes Vasconzellos de Drummond, nach Dresden. . 1.

Durchgereist: Der Königl. Französische Kabinets⸗Courier Alliot, von Paris kommend, nach St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland. Frankreich.

Palts-Kammer. Sitzung vom 29. März. Der Vicomte Lain é, welcher Tages zuvor von dem Präsidenten zu einem der Mitglieder der Kommission ernannt worden war, die sich mit der Prüfung des Gesetz⸗Eutwurfes wegen der Aussschlie⸗

Fung der vorlgen Dhynastie vom Franjösischen Gebiete beschäfti⸗

daß, wenn er am vorherge⸗

haben würde, und zwar aus dem Grunde, weil er dem Ent— wurfe völlig abgeneigt sey. Als der Präsident hierauf be⸗ merkte, daß er es stets für seine Pflicht gehalten, bei der Zu⸗ sammenstellung von Kommisslenen auf alle Meinungs⸗-Nuancen Rücksicht zu nehmen, und daß, selbst wenn ihm die Ansichten des Vicomte Lalné über den betreffenden Gesetz⸗Entwurf bekannt gewesen, er hierin keinen Grund gefunden haben würde, ihn von der Kommission auszuschließen, erwiederte dieser Letztere: „Wenn der Herr Präsident, bloß weil ich dem Gesetz-Entwurfe entgegen bin, darauf besteht, daß ich ein Mitglied der gedachten Kommission sey, so bleibt mir nur übrig, zu gehorchen.“ Nach dieser Erörterung wurde der Gesetz-Entwurf, wodurch die Stadt Rouen zu einer Anleihe ermächtigt werden soll, mit 86 gegen A Stimmen angenommen. Es begannen sodamn die Berathungen über den Gesetz⸗Entwurf wegen des gerichtlichen Verfahrens vor den Assisenhöfen bei Pireßvergehen. Der Graf v. Montalem— bert widersetzte sich dem Entwurfe; es sey unrecht, meinte er, die Zeitungsschreiber einem Ausnahme⸗Gesetze zu unterwerfen; gern würde er die Maaßregeln unterstützen, die der Staat zu seiner Erhaltung vorschlage; indessen seyen diejenigen, die man seit 6 Monaten angenommen, weit entfernt, die Regierung zu befestigen, vielmehr nur dazu geeignet, sie zu erschüttern; es gebe zur Konsolidirung der bestehenden Ordnung der Dinge nur zwei Mittel, einmal, wenn man den Wahl-Census bis auf 50 Fr. ermäßige, und zweitens, wenn man das linke Rheinufer wieder mit Frankreich vereinige. Der Graf Portalis und der Her⸗ zog v. Broglie traten zur Vertheidigung des Gesetz Entwurfes auf. Nach einigen Bemerkungen des Herzogs Decazes, des Barons Sguler und des Berichterstatters, Grafen Bastard, wurden die Ü Artikel des Entwurfes mit einigen Amendements, die eine nochmalige Vorlegung desselben in der Deputirten-Kam⸗ mer nöthig machen, angenommen. Der ganze Gesetz-Eutwurf ging sodann mit 86 Stimmen gegen 10 durch.! Am Schlusse der Sitzung wurde noch die Proposition des Grafen v. Tascher wegen einer Ergänzung des Reglements für Falle, wo ein Pair von dem Minssteriun Aufschlüsse verlangen will, mit großer Stimmen-Mehrheit angenommen.

In der Sitzung vom 30. März begannen die Berathun⸗ gen über das Wahlgesetz. Der Marquis von Dreur⸗Brez hielt unter den gegenwärtigen Zeitumständen jeden Wahl-Census für unzulässig; man müsse, meinte er, alle Franzosen ohne Aus⸗ nahme, die in die Rolle der direkten Steuern eingetragen wären, ju den Wahl⸗-Kollegien zulassen; er sey weit entfernt, dem Staate lnarchie und Republikanismus bereiten zu wollen; vielmehr

laube er, daß die Anhänger dieses letztern bei ihryn gewaltigen La schaften und ihren unbesiegbaren Vorurtheisen die Grund— sätze der Freiheit falsch verständen; flir eben so unrichtig halte er aber atich das System, wonach man den bisherigen Verwaltungs—⸗ Absolutismus fortsetzen wolle; die Katastrophe des Juli wäre nimmermehr erfolgt, wenn man alle Franzosen an der Wahl der Landes-Repräsentanten hätte Theil nehmen lassen; ein Wahl⸗ gesetz müsse hentigen Tages nothwendig demokratisch seyn, weil der demokratlsche Geist, in Folge der fortschreitenden Aufklärung und der Verbreitung des Reichthums, tiefe Wurzeln in den Sit⸗ ten der Nation geschlagen habe; man könne diese Thatsache nach Gefallen bewundern oder beweinen, aber sie sey wahr; das vor— liegende Wahlgesetz sey offenbar nur transitorisch, denn es handle sich darin weit weniger um die wahre Repräsentation der Interes⸗ sen des Landes, als um das Uebergewicht der Parteien, die sich den Vorrang streitig machen. Auch der Graf v. Ses maisons war der Meinung, daß das Gesetz auf einer viel zu beschränkten Grundlage beruhe; man müsse den Wahl-Census bis auf 590 Fr. ermäßigen und die Zahl der Adjungirungen bedeutend vermehren, um nicht einflußreiche Männer von den Wahl-⸗-Kollegien auszu— schließen. Die allgemeine Diskussion wurde hierauf geschlossen und der 1ste Artikel des Gesetz-⸗ Entwurfes in folgender Abfas⸗ sung angenommen: . . ö „Art. 1. Jeder Franzose, der im Genusse seiner bürger⸗ lichen und pvolitischen Rechte ist, das 25ste Lebensjahr zurück⸗ gelegt hat und an direkten Steuern als Hauptbetrag eine Sunne von 150 Fr. zahlt, ist Wähler, insofern er die übri⸗ gen in dem gegenwärtigen Gesetze aufgestellten Bedingungen erfüllt.“ Der 2te Artikel lautet also: . J . „Art. 2. Sind gleichfalls Wähler, wenn sie an direk— ten Steuern als Hauptbetrag eine Summe von 75 Fr. zah⸗ len: 1) die Mitglieder und Korrespondenten des Instituts und 2) die Offiziere von der Land- und Seemacht, die mindestens eine Pension von 1290 Fr. beziehen und sich über einen drei⸗ jährigen wirklichen Wohnsitz im Wahlbezirke aus weisen kön⸗ nen. Die pensionirten Ossiziere können sich, um die obigen 1200 Fr. vollzählig zu machen, das Gehalt mit in Anrech⸗ nung bringen, das sie als Mitglieder der Ehrenlegion bezie— hen möchten.“ ö. . . .

Der Antrag des Marschall Jo urdan, daß man jene Of szziere, auch wenn sie gar keine Steuer zahlten, an der Wahl Theil nehmen lasse, wurde verworfen. Die nächstfolgenden Ar⸗ tikel der beiden ersten Titel des Gesetz-Entwurfes gingen ohne Weiteres durch. 3t Aue land von keinem erheblichen Interesse sind, so übergehen wir sie mit Stillschweigen. Der Ite Artikel lautet folgendermaßen:

„Art. 3. Wenn in einem Wahlbezirke die Zahl der Wähler keine 150 beträgt, so sollen, um diese Zahl zu errei⸗ chen, die höchstbesteuerten Bürger von 150 Fr. abwärts hinzu—

ogen werden.“ ge g. folgenden Tage wollte die Kammer ihre Berathung

über das Wahlgesetz fortsetzen.

ODeputirten-Kammer. In der Sitzung vom 29. März erfolgte zuvörderst die Annahme, des von der Pairs⸗ Kammer amendirten Gesetz⸗ Entwurfes über die künftige Pen⸗ sionnirung der Militairs von der Landmacht mit 240 Stimmen gegen 17. Sodann legte der Finanz-Minister den Tages

judor von dem Präsidenten des Minister-Rathes angekündigten

=. ( ** F Da sie, mit Ausnahme des Iten, für das Aus⸗

Gesetz Entwurf wegen eines der Regierung für die Zeit der Ab⸗ wesenheit der Kammern zu bewilligenden abermaligen Kredits von 100 Millionen Fr. mit folgender kurzen Rede vor: „M. H., die Mittheilung, die Ihnen gestern von dem Präsiden⸗ ten des Conseils gemacht worden, hat Sie ohne Zweifel von der Nothwendigkeit überzeugt, der Regierung die benöthigten Mittel an die Hand zu geben, um sie für den Fall eines Ereig⸗ nisses sicher zu stellen, das wir Alle zu vermeiden wün⸗ schen, welches vorauszusehen uns aber unsere Pflichten gegen das Vaterland gebieten. Wir schlagen Ihnen daher vor, durch einen besonderen Gesetzes⸗ Artikel zu erklären, daß die Regierung in Abwesenheit der Kammern ermächtigt sey, durch eine Königl. Verordnung die ihr bereits bewilligten Kredite zu verdoppeln. Freilich können wir Ihnen für diesen Beweis Ihres Vertrauens kein anderes Pfand als unsere Ver⸗ antwortlichkeit bieten; indessen werden wir von den verlangten Hülfsmitteln nur Gebrauch machen, insofern Begebenheiten ein⸗ treten sollten, die der Ehre des Thrones und der Unabhängigkeit des Landes Gefahr drohen. Alles spricht dafür, daß wir nicht in diesen Fall kommen werden; geschähe es dennoch, so würde der Lauf der Exeignisse uns hinlänglich rechtfertigen. Die Kam⸗ mer wird es ohne Zweifel für angemessen finden, den Gesetz⸗Ent⸗ wurf, den ich hiermit vorlege, derselben Kommission zu überwei⸗ sen, die sie mit der Untersuchung der finanziellen Lage des Lan⸗ des beauftragt hatte.“ Nachdem der Minister hierauf, den Ent⸗ wurf vorgelesen hatte, wonach die verlangten 100 Millionen ent⸗ weder durch eine Renten-Ausgabe oder durch eine außerordent⸗ liche Steuerhebung herbeigeschafft werden sollen, beschloß die Kammer, seinem Antrage zuwider, eine neue Kommission jur Prüfung desselben zu ernennen. Hierauf begannen die Berathungen über den Gesetz⸗- Entwurf wegen des künftigen Verfahrens bei Volksaufläufen. Hr. Legendre wi⸗ dersetzte sich mit Nachdruck derjenigen Bestimmming, wonach es den Truppen erlaubt seyn soll, im Falle das Volk sich weigert auseinanderzugehen, ven ihren Waffen Gebrauch zu machen. Hr. Patailke stimmte dagegen für die unbedingte Annahme des Gesetz- Entwurfes und erklarte sich mit großer Heftigkeit ge⸗ gen die Associationen, die er als eine förmliche Verschwörung gegen die bestehende Regierung darstellte. Der General La⸗ fahette wurde durch den Vortrag des vorigen Redners zu fol⸗ gender Erwiederung veranlaßt: „M. H., die Rede, die Sie so eben vernommen, veranlaßt mich, das Wort zu ergreifen. Man bezeichnet trotz aller Artigkeiten, die man den Personen sagt, die Associationen gegen die Rückkehr Karls X. und gegen eine fremde Invasion als eine Verschwörung. Ich habe die Oktaven der ministeriellen Rundschreiben, die, allmällg bis zum höchsten Tone steigend, den eingestandenen Zweck haben, die Theilnehmer dieses Vereins we⸗ gen des Vergangenen nachdrücklich zu tadeln und für die Znu⸗ kunft einzuschüchtern, bereits durchlaufen. Ich erkenne mir nicht das Recht zu, Anderen so harte Lehren uber Freiheit und öffentliche Ordnung, über Ergebenheit gegen das Vaterland und Festigkeit in den politischen Neigungen und Grundsätzen zu ge— ben, glaube aber, am Ende meiner Laufbahn auch das Recht zu haben, mir deren von Niemand geben zu lassen. (Mißbilligung in den Centris . . . . Beifall zur Linken.) Auch wunde⸗ re ich mich nicht, daß die Regierung, statt diese neue Aeußerung der Vaterlandsliebe und der Anhänglichkeit an die jetzige Ordnung der Dinge anzuerkennen und ihr sogar bei— zutreten, der Assoclation schlechte Absichten unterlegt und bei die⸗ ser Gelegenheit eine Trennung jwischen den Staats⸗Beamten und der Masse der Bürger macht, während die Beamten aus zwei Kategorieen bestehen: aus den im Amte gebliebenen Anhän— gern der dorigen Regierung, die ohnehin nicht beitreten werden, und den Mannern des Jull, die nicht begreifen werden, wie die Regierung gegen einen Verein, dessen einfacher und meiner An⸗ sicht nach verfassungsmaßiger Zweck es ist, sich der Rückkehr des ältern Zweiges der Bourbonen und der fremden Invasion zu widerseßen, so in Harnisch gerathen kann. Läge es etwa daran, daß die Regierung ein gewisses Mißtrauen nicht in ihre Gesin— nungen, sondern in ihre Voraussicht und ihre Energie darin fin⸗ den will? Nun wohl, m. H., ist denn unsere Diplomatie so stolz, so einflußreich gewesen, daß es es einem nicht in den Sinn kommen könnte, noch einmal den Ministern zu sagen: „„Fürch⸗ tet nichts, wir werden Euch mit allen unsern Mitteln, mit un⸗ serer ganjen Kraft unterstützen?““ Was konnten wir j. B. für Polen thun? so fragt man. Wir antworten: Ihr konntet wenigstens unter Berufunz auf die Wiener Kongreß— Akte erklären, daß Polen unter einer Verfassung selbstständig bestehen sollte, daß dies aber nie der Fall gewesen. Was Ita⸗ lien betrifft, so wünsche ich seit gestern der Regierung Guck dazu, daß fie die Nothwendigkeit fühlt, sich dem Einrücken der Oesterreichischen Truppen zu widersetzen und ein unserer Würde wie unseren Versprechungen angemessenes Verfahren zu beobach— ten. (Hier unterbrach Herr Casimir Perier den Redner mit der Frage: „Was sind dies für Versprechungen? Ich fordere Herrn v. Lafahette auf, zu sagen, wer diese Versprechungen gegeben hat, er oder wir?“ Eine Stimme von der linken Seite erwie— derte: „Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat es gethan, indem er sagte, Frankreich werde die Intervention nicht zugeben.“ General Lafayette fuhr fort: „Indem ich dem Herrn Präsidenten des Minister-Raths antworte, werde ich mich der Erwähnung aller Privat- und namentlich aller vertraulichen Mittheilungen enthalten; es wird mir aber erlaubt seyn, daran zu erinnern, daß ich selbst dreimal an dieser Stelle eine Definition unsres Systems der Nicht-Einmischung gegeben habe, ohne daß sie von einem der anwesenden Minister bestritten worden wäre. Es wird mir gestattet seyn, an die Glau⸗ bens-Bekenntnisse der Minister selbst zu erinnern, namentlich an das des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, als er zu— gab, dem Desterreichischen Kabinet erklärt zu haben, daß wir in eine Einmischung in die Italiänischen Angelegenheiten nie willi⸗ gen würden. Das Ministerium ist jetzt geneigt, diese Erklärung aufrecht zu erhalten, und wenn es für diesen Zweck viel Geld von uns verlangt, so dürfen wir von ihm erwarten, daß es auch

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