1831 / 96 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

viel schöne Dinge thun werde. und Intrigue die Kurzsichtigkeit und die Furcht zu ihrem Vor⸗ theile benutzt; vereinigen wir uns, um diesem gegenseitigen Miß— trauen ein Ende zu machen und der Ehre unseres Vaterlandes, so wie den Principien unserer Revolution zu dienen. Der vorige Redner hat an die Vorgänge seit 1789 und an das Unglück erinnert, das Frankreich zu beklagen hatte, und dem es nicht vorzubeugen wußte. Wer weiß das besser, als ich, der, als ich, mich jenen Ausschweifungen widersetzend, den constitutionnellen Thron hier zu vertheidigen suchte, von der Menge der Gemäßigten, die so schön gesprochen hatten, so schlecht unterstützt wurde, daß ich mich in einer Einsamkeit befand, von welcher die Geschichte des Tages Zeugniß ablegt; was ich nicht aus Eigenliebe, sondern zu meiner Rechtfertigung sage. Der vorige Redner bemerkte ferner, daß wir nach einer langen Reihe unglücklicher Versuche in der Juli— Revolution die für unsere Freiheit günstigste Combination gefun— den hätten. Meine Freunde und ich sind, so scheint es mir, nicht ganz ohne Theilnahme an diesem Funde und haben des— halb so gut wie jeder Andere das Recht, unsere Meinung über die Principien und Pflichten dieser neuen Ordnung der Dinge abzugeben, für die wir Alles, was in unsern Kräften steht, thun sollen. In diesem' Geiste habe ich auch meinen Na— men auf die Liste der Mitglieder eines Vereins gesetzt, dessen patriotische Gesinnungen man verkannt hat.“ Herr Dupin der Aelt., der dem General Lafayette auf der Tri— bune folgte, sprach sich in folgender Weise aus: „Man müßte sich über den Irrthum und also über die allgemeine Bedingung des Menschlichen erhaben nennen kömen, um zu glauben, man sey so weit gekommen, daß man nichts Neues mehr, wäre es auch nur eine Erfahrung, lernen könne. In uns ist eine leben— dige Lehre vorhanden, die uns an unsere Pflicht mahnt, die Lehre des Eides, den wir, nicht einem Programm, an das man immerwährend erinnert, sondern der constitutionnellen Charte geleistet haben. Diese Charte ist von denen beschworen, die uns das Programm vorhalten; wir aber haben das Programm nicht beschworen. Die Charte begreift die Freiheit in sich, die wir wollen, und die die Nation will; denn diese hat, wie wir und mit uns, die Charte und nicht das Progrannn beschworen, sie hat dem Könige und nicht der Republik Treue gelobt und weiß sehr wohl, daß in einem auf die Charte gegründeten verfassungsmäßigen Siaate alle mit der für Frankreich angemessenen und dem ausgedehntesten Systeme der Civilisation entsprechenden Regierungsform verträgli— che Freiheit vorhanden ist. Ist diese Regierung nicht auf die National—⸗ Unabhängigkeit gegründet, da wir bei Errichtung derselben den rößten Souverainetäts-Akt vollzogen haben, den eine Nation begehen kann? Ist sie nicht auf die Ausschließung des alteren Zweiges der Bourbonen gegründet, da es die stärkste Manifesta— tion gegen einen älteren Zweig ist, wenn man den jüngeren an seine Stelle setzt? Was die Association thun will, ist also schon gethan; die Nation hat den älteren Zweig der Bourbonen aus— eschlossen, indem sie den jüngeren auf den Thron berief; dieser ist durch seine Stellung der größte Feind des älteren Zweiges, denn beide können nicht neben einander bestehen; wenn der ältere zurück— kehrte, müßte der jüngere verschwinden; dieser hat also mehrInteresse, als irgend einer Eurer Vereins⸗Mitglieder, die erste Bedingung seiner Existenz aufrecht zu erhalten. Worin besteht die National-Un— abhangigkeit? Darin, daß die Nation selbst ihre Angelegenhei⸗ ten betreibt und jede fremde Einmischung in ihre Interessen ab— weist. Frankreich hat diesen großen Beweis seiner Unabhängig⸗ keit gegeben, und also ist auch in dieser Beziehung der Zweck des reins bereits erfüllt, denn unsere Armee steht mit ihren Anführern dafür, daß ein Angriff auf unsere Unabhängigkeit nicht ungestraft bleiben würde. Was will also die Association mit ihren bekannten oder unbekannten Häuptern? Ich sage es offen heraus, sie will einen Staat im Staate bilden; man darf nur die Worte der Associations-Akte lesen. Was ist denn die Regie⸗ rung anders als ein Verein mit Männern und Geld, um zu handeln? Der Verein hat eine Organisation, eine hierarchische Abstufung,

die in den Journalen nicht bestimmt ausgesprochen ist, weil man

sich hier nicht so offen zeigt, wie in einem Nachbarlande (Bel⸗ gien); :mnan hat Vorsteher, der Geld⸗Beitrag ist bestinmt, das Budget gleichfalls, und es fehlt in diesem kleinen Staate nur die Rechnungsablegung über die Verwendung der Fonds; man wirbt sogar Mannschaften. Was will man mit dem Allen anfangen?

pl! das Geld im Kasten und sollen die angeworbe⸗ nen Mannschaften zu Hause bleiben? Man will sie für die National- Unabhängigkeit marschiren lassen. Ihr wollt alfo Krieg führen, und zwar im Namen eines Vereins, dessen Haupt sich nennen wird. Wenn Ihr nichts von alle dem thut, so hat Euer Verein keine Bedeutung. Dieser Verein, der den

weck hat, die Unabhängigkeit des Landes zu sichern und sich der . des älteren Zweiges der Bourbonen zu widersetzen, ist offenbar nur eine Demonstration, die man machen will, ein Mittel, um Leute an sich zu ziehen. (Zur Linken: Welche lächerliche Erfindungen!) Ich will, daß diese Association lächerlich sey; ich habe kein Interesse daran, es zu verhindern (Gelächter im Centrum). Uehrigens, m. H., haben gute Absichten niemals irgend einem Vereine gefehlt. Ein Beispiel giebt die heilige Ligue unter den Valois; nichts war sobenswerther als sie, sie wurde für das Glück des Landes, für die Vertheidigung der Religion, die damals das höchste In— teresse war, und sogar fuͤr die der Monarchie geschlossen. Um den guten König, den man auch zum Eintritte in die Ligue bewegen wollte, zu beruhigen, sagte man zu ihm:

Seyd ruhig; es wird Euch nichts widerfahren; wir werden über Euch wachen, d. h. wir werden ohne Euch und gegen Euren

Wilen regieren. Vorwände, und so viel wie möglich ehrenwer— the Vorwände sind nöthig, um die rechtlichen Leute anzu⸗ socken, denn in allen diesen Vereinen giebt es steis Gutge⸗ sinnte, welche Eifer und Patriotiemus zeigen, his sie über has wahre Ziel, das man im Auge hat, ausgellärt worden sind. Es glebt aber in ihnen auch Männer, die unbekannt bleiben und ihre Absichten nicht bekennen. Deutet man die Gefahr nicht im voraus an, laßt man die Sache sich entwickeln und Kraft gewinnen, so würde bald jenes Sprichwort auf sie Anwendung sinden: Reicht ihnen den kleinen Finger, so werden sie bald die ganze Hand nehmen. Glücklicherweise ist die Nation aufge⸗ klärt, und einige rechtlich gesinnte Männer, die anfangs unentschlossen waren, sind es nicht mehr, seit die Regierung gesprochen hat. Auch sind die Bemühungen des Vereins sehr erfolgles geblieben; die Mitglieder mögen sich zählen; unsere neue Dynastie und Natignal ; Unab⸗ hängigkeit wären libel daran, wenn sie keine andern Vertheidiger hätten, als die Mitglieder des Vereins. In Lhon z. B., der zweiten Stadt des Landes, haben sich kaum 209 Mitglieder un⸗ terzeichnet. Man fühlt, daß es einen großen und mächtigen Ver⸗ ein, den des ganzen Französischen Volkes, giebt, das, seinem gesunden und zahlreichen Theile nach, will, daß man es vereinige, nicht, daß man es trenne. Ich wende auf die Vereine an, was das Gesetz von 1791 hinsichtlich der Volks⸗Aufstände hestimmte, ich lasse nämlich die gesetzlichen Aufforderungen ergehen und sage dann: die guten Bürger mögen sich zurückziehen.“ (Lebhafter

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Nur zu lange haben Ehrgeiz Beifall in den Centris). Nach Hrn. Dupin ließen fich noch die

Hö. Manuguin, von Montaltvet (der jetzige Minister des offentlichen Unterrichts) und der Großsiegelbewahrer ver⸗ nehmen, worauf die Fortsetzung der Debatte auf den folgenden Tag verlegt wurde.

In der Sitzung vom 30. März bestieg unter Andern der Piräsident des Minister-Rathes die Rednerbühne, um namentlich dem General Lafayette auf seine obige Rede zu ant⸗ worten:

„Ich ergreife in diesem Augenblicke das Wort“, so hob er an, „um die Abstchten des Ministeriums deutlich an den Tag zu legen, damit diejenigen, die vielleicht sein Betragen anschuldigen möchten, seine Gedanken genan kennen lernen. Zugleich werde ich versuchen, einige der Angriffe zuruͤckzuweisen, die gestern einer unserer ehren⸗ werthen Kollegen, der General Lafayette, gegen uns gerichtet hat. Ohne uns in eine allzu weitlaͤuftige Erdrterung in einem Augen⸗ blicke einzulassen, wo die Angelegenheiten des Landes es uns zur Pflicht machen, uns nur mit positiven Gegenstaͤnden zu beschͤftigen, konnen wir es doch nicht vermeiden, uͤber zwei oder drei Punkte, woruͤber man bestãndig falsche Begriffe zu verbreiten sucht, einige kurze, aber foͤrmliche Erklärungen abzugeben. Gewiß braucht man sich hier von Niemanden gute Lehren geben zu lassen, wohl aber von der Geschichte unserer langjaͤhrigen Revolutionen selbst, die deren aller Welt giebt, und namentlich denen, welche die ersten Opfer hochherziger Theorieen geworden sind. Was uns betrifft, so dient bloß der Lauf der Ereignisse uns zur Lehre. Am Vorabend unseres Eintritts in das Ministertum hatten wir die Ueberzeugung gewonnen, daß die Unbe⸗ haglichkeit, woruͤber Jedermann und namentlich auch die Regierung klagte, groͤßentheils aus einem Mangel an Uebereinstimmung zwi⸗ schen den Ministern und einigen Agenten der Regierung herruͤhre. Ei⸗ nigkeit in der Verwaltung schien uns daher das vornehmste Beduͤrf⸗ niß des Landes zu seyn. In diesem Sinne sprachen wir uns unver⸗ holen gegen die Behoͤrden aus. Alle werden, wie wir nicht zwei⸗ feln, uns diesen Beweis unsers Vertrauens durch eine aufrichtige Mitwirkung entgelten, und giebt es Maͤnner unter ihnen, die Arg⸗ wohn gegen die Regierung hegen, so werden sie unser Vertrauen nicht täaͤuschen wollen; denn wenn das Vertrauen Fruͤchte tragen soll, so muß es gegenseitig seyn. Und worauf gruͤndet sich jener Argwohn, der sich in den Associgtionen bemerklich macht? Wer sind die Stifter dieser Buͤndnisse? Was ist der Zweck derselben? Seit 8 Tagen haben wir uns mit der groͤßten Offenheit über die wich⸗ tigsten Fragen ausgesprochen. Es giebt in dieser Versammlung Mitglieder jener Assoeiationen; moͤgen diese sich jetzt ebenfalls aus— sprechen und uns sagen, ob sie irgend etwas wollen, das wir, insofern es sich mit der Charte vertraͤgt, nicht auch verlan⸗— gen? Was koͤnnen sie durch ihre Unterschrift versprechen, das sie durch ihren Eid nicht bereits dem Koͤnige, der Kammer und dem Lande versprochen haͤtten? (Beifall in den Centris). Welche Lücke in der Verwaltung will man denn ausfuͤllen? Glaubt man, daß man uͤber das Interesse der Armee und der Marine besser wachen werde, als die Minister des Koͤnigs? Gab es ein Buͤndniß zur ewigen Aus⸗ schließung der Bourbonen an dem Tage, wo 100,00 Mann auf Rambouillet marschirten? (Stimme zur Rechten: Es waren keine 190,909 Mann!) Man enthuͤlle uns also doch jene geheimen Com- binationen, jene kuͤnstlich ersonnenen Huͤlfsmittel, wodurch man die Energie des Landes und den Patriotismus der Regierung zu er⸗ gaͤnzen gedenkt. Die Associationen haben uns keinesweges einge⸗— schreckt, wie man solches behauptet hat; wir haben nur das Land benachrichtigt, daß der Zweck derselben von der Regierung bereits erfuͤllt sey, sind aber die Kammer mit keiner Maaßregel gegen ein Unternehmen angegangen, das uns beleidigen, nicht aber besorgt machen konnte. Es sey mir erlaubt, m. H, Ihnen hier ein Cir⸗ kular⸗Schreiben mitzutheilen, welches ganz dazu geeignet ist, uͤber den Gegenstand der Debatte einiges Licht zu verbreiten: „„Paris den 15. Maͤrz 183. Meine Herren! Nach dem, was uns die Herren Parabit und Gillet von Ihrem Patriotismus und Ihrer Liebe zur Freiheit gesagt haben, ersuchen wir Sie, ein korrespondirendes Mitglied unserer Gesellschaft zu werden, die Ih— nen durch die Dienste bekannt seyn muß, welche sie in den letzteren Jahren dem Lande geleistet hat. Unsere Grundsaͤtze haben sich seit⸗ dem nicht geandert. Wir verlangen die Folgen der Revolution des Juli in ihrer ganzen Ausdehnung, und wir beklagen den Irrthum der Regierung, die sie dem Lande hartnaͤckig verweigert. Wir sind uͤberzeugt, daß das beste Mittel, dieselben zu erlangen, darin besteht, daß man nach der Aufloͤsung der Kammer auf die Wahl solcher Deputirten hinarbeitet, die dem Interesse der Freiheit zugethan sind, keine vorgefaßte Meinung haben, von jedem persdnlichen are frei sind, mit dem Volke nicht um die Ausuͤbung der Rechte feil⸗ schen, die dieses mit seinem Blute erkauft hat, ünd die Ehre und Sicherheit Frankreichs nicht in der eitlen Hoffnung aufs Spiel sej⸗ zen, dadurch dem Kriege vorzubeugen.““ (Stimmen im Centrum: Das ist klar und deutlich! Hr. Odilon⸗Barrot: „„Dieses Cirkular⸗ Schreiben ist nicht von der Association ausgegangen!““ , „Es ist“, fuhr Hr. Cas. Périer fort, „von der Gesellschaft: Hilf dir, so wird der Himmel dir helfen, und ich habe dasselbe bloß mit⸗ getheilt, um auf den Zweck und die Absichten aller jener Assoeia⸗ tionen hinzuweisen. Gleich meinen alten politischen Feeunden, die, wie ich, den Grundsaͤtzen getreu geblieben sind, welche der Ge⸗ neral Foy und so viele andere von dieser Rednerbuͤhne herab ver⸗ theidigten, bin ich seit 13 Jahren daran gewoͤhnt, mir immer deutlich zu sagen, was ich will, muß hiernach aber auch wuͤnschen, daß unsere Geqner sich eben so deutlich daruͤber erklaͤren, was sie wollen. Alle Meinungen sind ehrenwerth, sobald man sie offen eingesteht, und was ich verlange, ist, daß man solches thue, daß man sich deutlich ausspreche und nicht Alles im Dunkeln lasse. Was will man z. B. mit einem Programm des Stadthauses sagen, das nicht an⸗ genommen worden oder in Ausfuͤhrung gebracht sey? Welch ein anderes Programm giebt es denn in Frankreich, als die Charte, die von dem Koͤnige angenommen worden ist und stets von denen befolgt werden wird, die er mit seinem Ver— rauen beehrt? Auch ich war im Stadthause zugegen, habe aber dort von nichts Weiterem ernstlich sprechen hoͤren, als was in der von uns beschworenen Charte enthalten ist. Die Charte ist unser Aller Programm. (Lebhafter Beifall. Was der Köͤnig versprochen, das hat er dem Lande versprochen, und das Land verlangt von ihm nichts weiter, als was ihm verheißen worden. Die Versprechungen der inneren Politik sind in der Verfassung verzeichnet. Handelt es sich um die aͤußeren Angelegenheiten, so andere Versprechungen, als die traktatenmaͤßigen. Frank⸗ reichs Ehre kann nur bei Fragen betheiligt seyn, die das Land wesentlich berühren, und ich habe schon einmal erklaͤrt, daß das Franzöͤsische Blut bloß Frankreich angehoͤrt. Huͤlfsleistungen sind versprochen worden, sagt man uns. Von wem? An wen? Der Insurrection? Von der Regierung, niemals! Hat Je⸗ mand im Namen und ohne Vorwissen Frankreichs Verheißungen gemacht, so ist es seine Pflicht, daß er sich laut bereit erkläre, die Verantwortlichkeit dafuͤr zu übernehmen. (Bravo!) Der von die⸗ ser Rednerbuͤhne herab verkuͤndigte Grundsatz der Nicht⸗Einmi⸗ schung war kein Schutz, den man den gegen ihre Regierung empoͤr⸗ ten Völkern anbot oder bewilligte; es war eine Fur fi i, die man dem wohlverstandenen Interesse des Landes gab, und kein fremdes Volk ist berechtigt, die Anwendung desselben zu seinen Gunsten in Anspruch zu nehmen. (Sensation.“ Man suche daher nicht auf die Regierung die Verantwortlichkeit dessen zu waͤlzen, was außerhalb ihrer Sphaͤre geschehen oder gesagt worden ist, indem man sich be⸗ müht wie man solches aus einer Aeußerung des Herrn Gene⸗ ral Lafayctte schließen könnte Europa zu überreden, daß der, nach der Einnahme von Bologna, verlangte Kredit von 109 Millionen eine Art von Propaganda zum Gegenstande habe. (Sensation. ) Ich erwiedere nn dem chrenwer⸗ then General, an den mich so viele Bande der Achtung und Freundschaft knuͤpfen, daß wir die Verantwortlichkeit fuͤr ein hal hblautez Wort, das uns an uns fremde Versprechungen

giebt es keine

binden möchte, nicht übernehmen. Die Riglerung ist bei ihren Ba schlaͤgen, die ihr led lich die Vorsicht eingegeben hat, bloß von de Interesse der Unabhaͤngigkeit und der Ehre ger s eleitet wo den; sie hat nur die uͤber die Italiaͤnischen Angelegenheiten ange knüpften Unterhandlungen unterstüͤtzen wollen, und diese werd hoffentlich zur Zufriedenheit beider Maͤchte ausgeglichen werd Zeichen der Zufriedenheit in den Centris. Man erklärt uns den Associations⸗ Akten, daß man unsere Verantwortlichkeit nig mit üͤbernebmen möchte; wir unsererseits erklaͤren, daß wir jt fremde Verantwortlichkeit zuruͤckweisen. Wir theilen in dieser 8 ziehung die Sorge eines ehrenwerthen Deputirten, der vor etn zwei Monaten an die Existenz einer Propaganda, welche Frankres zum Kriege verleiten wolle nicht glauben mochte,. Herr von verte sagke damals: „„Die Worte, die von dieser Rednerbuͤh berab gesprochen worden, widerhallen nicht bloß in Frankreich, si dern in ganz Europa. Was sollen aber die fremden Maͤchte d von denken, wenn sie hoͤren, daß ehrenwerthe Maͤnner das D seyn von Propagandisten behaupten, die um jeden Preis eim Krieg mit dem Auslande herbeifuͤhren wollten? Berechtigt ma sie nicht dadurch, zu den Waffen zu greifen und einem A riffe von unserer Seite r n, Giebt es dergleicht Propagandisten, so nenne man sie. Das allgemeine Beste erheise dies.““ Man nannte aber Niemanden: Niemand gesteht also eh daß ihm oͤffentlich oder im Vertrauen Versprechungen gemacht wo den; Niemand kann also eine Erfuͤllung derselben verlangen; N mand kann daruͤber klagen, daß sie verletzt worden; und ohne 3we fel wird Niemand auch es zu bedauern haben, daß er dergleich Versprechungen unbefugterweise gemacht. Wir wuͤnschen dies Les

tere lebhaft, da mit einem solchen Versprechen eine große Veram

wortlichkeit verknuͤpft seyn wuͤrde, die wir unsererseits nicht theilt mochten. Ich fasse mich kurj; Ja, wir haben von den Behörd eine aufrichtige Mitwirkung verlangt; ihr Ehrgefuͤhl sichert u eine solche zu; ohne sie ist keine Regierung denkbar. Ja, wir he trachten das Mißtrauen der Associationen als eine Beleidigung, den sie usurpiren unsere Pflichten, von denen wir innig durchdrungen sin Ja, wir haben die Charte mit allen ihren Folgen, die einzigen geseß lichen der Revolution als das alleinige und vollstaͤndige Programm d Rechte des Velkes und der Verbindlichkeiten der Regierung ang nommen. Ja, wir weisen aus allen unsern Kraͤften jede Ben gung von Versprechungen, die nicht von uns ausgegangen sind, zu rück, indem wir unsere Politik sowohl dem Auslande als unsen Lande selbst offen darlegen. Diese Freimuͤthigkeit ist in unsern A en das erste Beduͤrfniß der Zeit; Jedermann fuͤhlt sich wohl dabe— ie ist die vornehmste Buͤrgschaft nicht bloß fuͤr die Völler, sonde fuͤr die Regierung selbst, die, nach einer so offenen Erklaͤrung, nich u fuͤrchten hraucht, daß Versprechungen nach außen hin ünd g 3 Programme im Innern sie jemals in den Augen Frankreiq oder Europa's kompromittiren werden. Jetzt ist es an Ihnen, n H., uns die von Ihnen verlangten Kredite und Gesetze 3 bewill gen, um uns in den Stand zu setzen, jene positiven Erklärungen ünterstuͤtzen; Sie kennen den ganzen Umfang unserer Bedurfnis zugleich aber auch unsere innersten Gedanken; Ihr Vertrauen kam auf unsere Ergebenheit rechnen.“

Nach Beendigung dieser Rede, die von der großen Meh zahl der Versammlung mit großem Beifalle aufgenommen wurd ließ Herr Salverte sich vernehmen. Als er unter Andertr äußerte, daß wenn, wie er besorge, aus dem gegenwärtigen Syster der Regierung irgend eine Katastrophe für das Land hervorg hen sollte, der Präsident des Minister-⸗Rathes allein dafür würd ut sagen müssen, rief Herr Casimir Périer von seine

latze mit lauter Stimme, daß er die ganze Verantwortlichkt dafür übernehme, eine Erklärung, die, da sie mit solcher B stimmtheit gegeben wurde, eine ungemeine Sensation erregt (Eine weitere Mittheilung über die interessanten Verhandlungn dieser Sitzung der Kammer müssen wir uns vorbehalten.)

Paris, 31. Marz. Der König ertheilte gestern dem Ka serl. Russischen Botschafter, Grafen Pozzo di Borgo, eine Pf vat⸗Audienz und führte in einem zweistündigen Minister-Rath den Vorsitz.

Vorgestern Abend von 8 11 Uhr war der Minister-Ra bei Herrn Casimir Périer versammelt.

Nachdem auch die vorgestrige Ballotirung zwischen Hem Villemain und dem General Mathieu⸗Dumas zu keinem en scheidenden Resultat geführt hatte, erhielt in dem gestrigen dri ten Skrutinium der Letztere die erforderliche Stimmenzahl un wurde demgemäß zum Deputirten proklamirt.

Herr Martin Laffitte ist von dem Bezirks⸗Wahl⸗Kollegiun Avetot (Depart. der niedern Seine) mit großer Majorität wil der zum Deputirten gewählt worden.

Der Graf Vilain XlIIII., Mitglied des Belgischen Nationa Kongresses, ist, wie man sagt, mit einer außerordentlichen M; sion hier eingetroffen.

Der gestrige Moniteur promulgirt mit dem Datum d 20. März das Gesetz, wodurch die Stadt Paris ermächtigt with eine Anleihe von 15 Millionen zu eröffnen.

Dasselbe Blatt zeigt an, daß ein Präfekt aus dau Departements, der sich beim Minister des Innern gemeldet, ohn die Erlaubniß erhalten zu haben, nach Paris zu kommen, nich , . worden sey, und daß jeder Präfekt, der sich ohne ln laub aus seinem Departement entferne, sich in den Fall setze entlassen zu werden.

Der Graf v. Lanjuinais, Pair von Frankreich und Batai lons-Chef bei der hiesigen National-Garde, ist zum Ritter de Ehren⸗Legion ernannt worden. .

Bei der am verwichenen Sonntag stattgefundenen groß Revue wurden 175 Kreuze der Ehrenlegion vertheilt, und zwe . an die Infanterie, 62 an die Kavallerie und 9 an die A tillerie.

Der Minister des Handels und der öffentlichen Bauten am vorigen Sonntag in Begleitung der beiden hiesigen Präfel ten den Besuch sämmtlicher hiesigen Gefängnisse begonnen.

Der akademische Rath der hiesigen Universität hat di Summe von 12,000 Fr., welche für den Gottesdienst in de Kirche der Sorbonne jährlich auf das Budget der Universit gebracht wurden, für die Zukunft gestrichen.

Der außerordentliche Gesandte des Bey von Tripolis, d sich einige Zeit hier aufhielt, ist nach Marseille abgereist um wird sich auf einer Französischen Brigg in Toulon nach sein Heimath einschiffen; in drei Monaten will er nach Frankreit zurückkehren.

Aus Toulon vom 2Zösten d. wird geschrieben: „Die Eng lische Korvette „Wasp“ ist nach einmonatlicher Abwesenheit wi der hier eingetroffen. Im April werden große Truppen-Bew gungen, namentlich der Artillerie, hier stattfinden; alle hier durch kommende Artillerie⸗Regimenter sollen im Departement des Vn und die durch St. Maximin kommenden im Departement de niedern Alpen Quartiere beziehen. Zwölf bespannte Batterier werden zwischen dem 1. und 12. April hier ankommen und nat der Gränze gehen; die Pferde für dieses Geschütz, 1700 an d Zahl, werden in die Umgegend vertheilt werden; in Arles sim 5 6000 Centner Heu bestellt, woran wir gänzlichen Mang leiden. In Lavalette und anderen umliegenden Ortschaften sim roße Magazine von ö,, und Bohnen angelegt. Das i Marseille stehende 4te Linien⸗Regiment ist gestern nach Sisteren

gegangen; die Truppen in Arles, Avignon und anderen Stad

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sind ebenfalls ausmarschlrt. Die Korvette us Navarin, das fle am ten d, verlassen hat, lanfen; die Brigg „Surprise“ ist am 2tsten r die Occupations⸗Truppen in Morea eben angen. Die Fregatten „Armide“ und

gestern hier ein⸗ mit dem Solde dahin unter Segel „Independante“ sind zu holen.“

9 Algier abgesegelt, um Truppen

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz— ung vom 28. März. Lord Wharneliffe hatte auf * sßerordentliche Zusammenberufung des Hauses angetragen, um e Reform⸗Frage zum ersten Male zuni Gegenstande einer re— mäßigen Debatte im Oberhause zu machen. Als Vorwand zu diente der Antrag auf Vorlegung von Nachweisen über e Zahl der Einwohner von England und Wales. Nachdem r Lord vorangeschickt, daß er zwar bei einem der von der Re— rm⸗Bill betroffenen Burgflecken ein persönliches Interesse habe, jedoch Alle, die ihn naher kennten, ihm leicht das Zeugniß

ben dürften, er werde sich von selbstsüchtigen oder eigennützlgen

Lotiven nie zu einer Handlung bewegen lassen, fügte er hinzu, ß er zu denen gehöre, die nicht alle Reform überhaupt ver— maähten, daß er aber seine Zustimmung keiner Reform ben würde, deren Nothwendigkeit nicht dargethan werde. war dürfte man ihm darauf erwiedern, daß das Land

Opfer verlange, allein dies sey nicht hinreichend; es üßte ihm vielmehr auch bewiesen werden, daß das Land cht bloß Parlaments-Reform überhaupt verlange, sondern ch mit keiner geringeren zufrieden seyn würde. Die Gesim⸗ ng des Volkes spreche sich freilich in dieser Hinsicht sehr siark s; ja, man könne sie unwiderstehlich nennen; seit 3— 4 Jah— n werde sie bereits in allen öffentlichen Versammlungen ge— ahrt, und es würde ein müßiges Unternehmen seyn, diejenigen arlaments⸗-Mitglieder tadeln zu wollen, die jetzt bereit seyen, n so laut geäußerten Forderungen nachzugeben. Der Redner innerte nun an die früheren Parlaments-Proceduren bei der ahlrechts-Entziehung einzelner Flecken und gab nicht undeut— ch zu verstehen, daß der Eigensinn, mit dem das Oberhaus sich weigert habe, dieses Wahlrecht auf große Städte zu übertra⸗ n, nicht wenig dazu beigetragen, daß die Reform-Frage im olke immer mehr angeregt worden. Von der unglücklichsten birkung aber sey es gewesen, als bei der ersten Zusammenkunft 6 gegenwärtigen Parlaments der edle Herzog (von Welling— n), der sich damals an der Spitze der Verwaltung befunden, radezu erklärt habe, daß er aller Parlaments⸗Reform entgegen In Folge dieser Erklärung sey eine neue Verwaltung auf r Basis der Reform zu Stande gekommen, und Se. Masjestät itten dem gegenwartigen Premier⸗Minister gestattet, sich für die wendung dieses Principes zu verbürgen. Unter solchen Um—⸗ inden sey es moralisch unmöglich, dem Andrange der Reform nnger zu widerstehen, und er selbst sey, wiewohl mit großem 'biderstreben, ein Reformist geworden. Als solcher wolle er aber wenig als möglich denjenigen zugestehen, welche behaupteten, ß man, um einigen vorhandenen Uebeln abzuhelfen, alles ute der bestehenden legislativen Form vernichten müsse. Was daher gegen die vorgeschlagene Maaßregel auszusetzen habe, sey nur, sie keine gemäßigte Reform wäre. Keine Bürgschaften seyen m Ministerium ertheilt worden, eine so ausgedehnte Reform ein— hren zu wollen; selbst der edle und gelehrte Lord (Brougham) habe, s er von einer großen Grafschaft (Nork) nim Mitgliede des terhauses durch Acclamation erwahlt worden, nicht gesagt, ß er eine Maaßregel dieser Art unterstützen werde. Sämmt⸗ he Mitglieder des Kabinets sähen einen berühmten Mann danning), der sich derParlaments-Reform immer widersetzt ha⸗ „als ihren Meister an, und doch schlügen sie eine Maaßregel , die, wenn sie auch in gewisser Hinsicht nicht revolutionnair )und nicht zur Anarchie und Unsicherheit jedes Eigenthums hren würde, doch eine radikale Veränderung sey, indem sie ei⸗ n der wichtigsten Theile der Landes-Verfassung bei der Wur⸗

ausreiße. Der Redner las nun aus einem Werke über

Englische Verfassung eine Stelle vor, worin es heißt, ß ein populaires Unterhaus jedem wahren Talente verschlos—

seyn würde, und führte darauf an, daß fast sämmtliche Mit⸗ ieder des gegenwärtigen Ministeriums Repräsentanten der so hr verrufenen Burgflecken gewesen seyen. Nächstdem suchte er chzuweisen, daß bei dem vorgeschlagenen Wahl-Census (der gabe von 10 Pfd.) das Ackerbau-Interesse durch das Han⸗ ls⸗ und Manufaktur-Interesse ganz in den Hintergrund ge⸗ ängt werden würde, und las sodann einen Zeitungs-Artikel s dem „Examiner“ vor, worin es heißt, daß das reformirte arlament schon dafür sorgen würde, daß auch alle übrige euerungen, die man noch wünsche, namentlich das Abstimmen rch Kugelung u. s. w., zu Stande kämen. Er schloß mit folgender emerkung: „Sollte es der Regierung, unterstützt von einer mächti⸗ n Presse, gelingen, diese Maaßregel im Uuterhause durchzuführen, so rd es die Pflicht des Bberhauses seyn, sich zwischen Krone und Volk stellen und Krone und Aristokratie vor Eingriffen zu verthei— gen. Nun sehe man aber, in welche Lage ein liberales Whig— inisterium uns versetzt hat. Denn geht die Bill im Unter— use nicht durch, so wird das Parlament aufgelöst, und ein neues mt zusammen, das nicht mehr aus freien Stücken wird vo⸗ en können, weil alle größere Orte ihre Vertreter gebunden ben werden, für die Reform zu stimmen. Unter welchen Um— nden wird alsdann aber das Oberhaus die Maaßregel zu dis— tiren haben?“ Als der Lord seinen Vortrag beendigt hatte, lärten Viscount Sidmouth und Graf von Eldon, ß sie die Art und Weise, wie derselbe die Reform⸗ ill, bevor diese selbst vorliege, zum Gegenstande der Diskus— n gemacht, unregelmäßig nennen müßten. Graf Grey und

Lord⸗Kanzler meinten jedoch, daß, nachdem einmal die en Lords sich dazu verstanden hätten, die Anklage der Bill zuhören, sie nun auch deren Vertheidigung sich müßten ge— en lassen. Diese übernahm zunächst Lord Durham, der n ersten Redner in seinen Details folgte und selbige zu wi— legen suchte. Auch der Herzog v. Richmond, der Marquis Clanricarde, Lord Plunkett und der Lord-Kanzler ten mit ausführlichen Vorträgen zu Gunsten der Bill auf. kinen Auszug aus denselben behalten wir uns noch vor.) ernächst erhob sich der Herzog v. Wellington und ließ sich folgender Weise vernehmen:

„Seit ich im Anfange der Session das letztemal uber die Re⸗ m sprach, habe ich meine Ansichten keinesweges geandert. In ner Grundlage ist das Repraͤsentativ⸗System des Landes so voll⸗

men, daß es nicht veraͤndert werden sollte; es darf, dieser Grund⸗ ge zufolge, einem Burgflecken, ohne Beweis, daß er sich eines rgehens schuldig gemacht, eben so wenig sein Wahlrecht entzogen rden, als man mir meinen Parlaments-Sitz oder meinem edlen eunde (Lord Grey) seine Guͤter in Horkshire nehmen darf. Die othwendigkeit kann Ausnahmen von der Regel gebieten, das gebe

zu, behaupte aber noch jetzt, was . immer behauptet habe, daß se Nothwendigkeit nicht vorhanden ist. Der edle und gelehrte

d (Broöugham) spricht von ben Anspruͤchen derer, die ihr Blut

.

„Dillgente⸗ lst

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im Dienste (hres Vaterlandes vergossen. Ich fühle wahrlich eben w. tief fuͤr sie, muß aber bemerken, daß ihnen kein Wahlrecht zuge⸗ acht wurde. (Hört, hort Es scheint, alle edle Lords und alle . des Ünterhauses, die bis jetzt sprachen, haben den Punkt uͤbersehen, daß sie eine gesetzgebende Versammlung und keine Cor⸗ phration von Stimmfaͤhigen, ein Unterhaus und kein neues System fuͤr die Konstituenten zu schaffen haben. Diesen Punkt gerade muͤs⸗ sen die Minister hauptsaͤchlich im Auge behalten. Der edle und ge⸗ lehrte Lord sagt uns, er möchte gern , einige verfallene Burgflecken beibehalten. Ein bewilligter Vorzug ist gegen das Prin—⸗ eip der Bill; bewilligt er ihn, so muß er diesem Princip entsagen. Was das dermalige ünterhaus betrifft, so behaupte ich, daß es fuͤr eine gesetzgebende Corporation so vollstaͤndig ist, als man es verlan⸗ gen ann. Es zeigte sich seit dem Frieden als der kraͤftigste Huter des Thrones, der Interesten der Nation, und der Rechte des Vol⸗ kes. Ja noch mehr, es leistete bessere Dienste, als irgend ein fruͤ⸗ heres Unterhaus, und ist in seinem wohlthaͤtigen Wirken nur durch die gegenwaͤrtigen Verhandlungen unterbrschen worden. (Hört!) Ich berufe mich hierbei auf die eigene Aeußerung eines edlen Mar⸗ Juis, daß, wenn er ein Unterhaus zu sammensetzen sollte, er kein besseres waͤhlen könnte, als das dermalige, das den Landbesitzern das ndthige Uebergewicht giebt. Auch der an der Spitze der Regierung stehende edle Graf gab es im Jahre 1817 bei Ucberreichung einek Bittschrift zu, daß das Unterhaus immer bereit sey, die Juteressen der Nation aufrecht zu erhalten. Diese beiden Acußerungen können mich nur in meinen zeitherigen Ansichten bestaͤrken. Einige Bemer⸗ kungen des edlen Barons (Durham) und des Lord-Kanzlers von Irland (Lord Plunkett) scheinen mir mit den bekannten Thatsachen nicht vollig i gm ff n Wahr ist es, daß die vorige Re⸗ gierung die katholische Emancipgtions-Bill in das Parlament brachte, und eben so wahr, daß ich dadurch manchen werthen Freund verlor; ich that indessen nur meine Pflicht, ohne mich durch einge⸗ bildete Gefahren oder auf andere Weise in Schrecken jagen zu lassen. Ich that, was ich als Mann thun mußte, und was ich als Mann wieder thun wurde. (Hört, hoͤrt) Spaͤter fanden einige Mißver⸗ staͤndnisse zwischen mir und einem edlen Grafen Grey) statt, die mich indessen nicht abhielten, meine Stellung im Kabinette so lange beizubehalten, als ich die Billigung meines Souverains und das Vertrauen der gesetzgebenden Gewalt besaß. Dann kam die Fran⸗ zoͤsische Revolution; ihr folgte die Belgische, und beide, so wie fruͤ⸗ her die Neapolitanische und Spanische, erregten hier den lebhaften Wunsch nach einer Parlaments⸗Reform. Meiner Meinung nach ist dieser Wunsch jetzt eben so wenig unwiderstehlich, als er es damals war. Wenn das Parlament Grunde haben sollte, sich dahin zu ent⸗ scheiden, daß die vorgeschlagene Veraͤnderung unndthig sey, so bin ich uͤberzeugt, das Land ist mit dieser Entscheidung zufrieden. 96. hört!) Schon hat der Eindruck, den die Franzoͤsische und Belgi⸗ che Revolution bei uns machten, , , . die Nation hat deren Re⸗ sultate gesehen und ist durch die Leiden ihrer Nachbarn gewarnt worden. Es kam jedoch um jene Zeit die Civil⸗Liste zur Sprache. Ich will zwar nicht behaupten, daß schon damals ein Verein verschiedener Parteien gegen die Regierung bestand, gehoͤrt aber habe ich davon; dem sey indessen, wie ihm wolle die Minister wurden in der Mi⸗ noritaͤt gelassen und nahmen ihren Abschied. Mit diesem Entschluß hatte die Parlaments⸗Reform nichts zu thun. Am Montage waren wir uͤberstimmt, am naͤchsten Morgen bat ich um meine Entlassung, und zwar aus dem Grunde, weil ich Se. Majestaͤt und das Land nicht der Inkonvenienz aussetzen wollte, hei Gelegenheit der Parla⸗ ments⸗Reform überstimmt zu werden. Das ist das Wahre an der Sache. Jetzt komme ich zu den Umstaͤnden, unter welchen das der⸗ malige Ministerium seine Geschaͤfte antrat. Am ersten Tage kam der edle Graf in dieses Haus und sagte, er haͤtte sein Amt unter 3 Bedingungen angetreten: Ersparnisse Friede Parlaments⸗ Reform. Was die beiden ersten betrifft, so denke ich, findet kein Unterschied zwischen dem edlen Grafen und mir statt. Bis jetzt sind von dem edlen Grafen und seinen Kollegen noch keine 6 Pence erspart worden, und wenn ich nicht irre, so haben sie zugegeben, daß wir in Hinsicht auf Ersparniß alles Mögliche thaten, was ge⸗— than werden konnte. Auch in Bezug auf den Frieden hoffe ich, daß der edle Graf Alles so vorfand, um jeder Feindseligkeit in der ganzen Welt ausweichen zu koͤnnen. Ueber einige geringere Punkte moͤgen Differenzen obwalten; da ich indessen den edlen Grafen in keine schwierige Stellung versetzen will, erklaͤre ich hiermit, daß ich niemals dafuͤr seyn werde, an ihn auch nur eine Frage uͤber unsere . Angelegenheiten zu richten. (Beifall.) Niemand wuͤnscht das Gluͤck und die Dauer der Verwaltung des edlen Grafen ernst— licher als ich und das wahrlich nicht aus persoͤnlicher Anhaͤng⸗ lichkeit, sondern des Besten des Landes wegen, das durch raschen Wechsel wesentlich leiden muß. Hinsichtlich des dritten Punktes, der Parlaments⸗Reform, scheint es, daß die Minister des Koͤnigs Zustimmung erhielten, und daß man sich des Königl. Namens nicht nur von Seiten nicht autorisirter Personen bediente, sondern auch bei unpassenden Gelegenheiten. Wenn aber auch der König seine Zustimmung gab, so folgt daraus noch nicht, daß sich Se. Majestaͤt zu etwas Mehrerem verpflichteten, als dein Rath Ihrer Minister Gehdör zu geben. (Hoͤrt, hoͤrt) Wir wollen zuerst sehen, was die Maaßregel seyn sollte, und dann, was sie ist. Sie sollte eigentlich die Regierung faͤhig machen, dem Koͤnige im Parlamente so dienen zu koͤnnen, als es die bestehende . erlaubt. Vom Jahre 16ss an bis jetzt wurden durch einen Verein von Reichthum, Ta⸗ lenten und mannigfachen Kenntnissen, der die großen Interessen des Koͤnigreichs repraͤsentirte, die Angelegenheiten des Landes auf das beste und ruhmvollste geleitet. Will man nun ein solches Haus aufloͤsen, so sorge man auch dafuͤr, daß ein neues die Verwaltung hinlaͤnglich unterstuͤtze. Der in Rede stehenden Bill zufolge, wuͤrde die groͤßere Masse der Waͤhler aus Kraͤmern bestehen; glaubt man denn etwa, daß dieses die Leute sind, welche die Mitglieder fuͤr den roßen Rath der Nation zu waͤhlen haben, der uͤber die einheimi⸗ h und auswaͤrtigen Angelegenheiten, so wie uͤber die Interessen des Ackerbaues, der Kolonieen, und Fabriken, zu entscheiden hat? Man nehme doch nur ein Beispiel an Frankreich. Seit 1317 fan⸗ den dort zwei Veranderungen im Wahlgesetz und zwei allgemeine Wahlen statt, von denen die letzte fuͤr die Regierung noch unguͤn⸗ stiger ausfiel, als die erste. Das Resultat davon waren Kammern, mit denen kein Minister regieren kann. Mit den Französischen Ministern stand ich ubrigens nie in Verbindung; niemals schrieb ich an den Fuͤrsten Polignae, niemals an Karl X. vor seiner Abdan⸗ kung, oder an irgend ein Mitglied des Franzoͤsischen Kabinets, ohne Mitwissen und Theilnahme meiner Kollegen. Ich kann daher dem edlen Cord auf dem Wollsack versichern, daß ich mit der Franzosi⸗ schen Regierung nicht mehr zu thun hatte, als der edle Lord selbst, ja vielleicht nicht einmal so viel. (Gelaͤchter. Schließlich muß ich noch bemerken, daß es mir wehe thut, von den Ansichten einiger meiner Freunde abweichen zu muüssen; ich darf aber die mei⸗ nige nicht zuruͤckhalten, da ich nur das Beste des Landes im Sinn

l ich den edlen Grafen und seine Kollegen von M! ir, . l i ; habe. Gott gebe, daß ich den edlen Grafen und seine Kollegen von es in künftiger Zeit jenem benachbarten Lande, falls unglück—

ihrem Irrthume uͤberzeugen koͤnnte. Erfahrung und die gengueste Nachforschung geben mir die volle Ueberzeugung, daß das Land der größten Gefahr ausgesetzt wird, wenn die Bill in ihrer jetzigen Form durchgeht.“ ü Nach einer kurzen Bemerkung des Lord-Kanzlers über des Herzogs Aeußerung hinsichtlich der Französischen Minister, womit er erklärte, daß er sich damit gern einverstanden zeige, nahm Graf Grey das Wort und sagte: . „Ich fange damit an, dem zuletzt geaͤußerten Wunsche des edlen erzogs den meinigen entgegenzusetzen, daß der Himmel wolle, ich könnte ihn von seinem Frrthume überzeugen, Uebrigens kann nur die Zeit entscheiden, wer von uns sich irrte. Etwas indessen spricht fuͤr mich daß naͤmlich Niemand im Hause oder im ganzen Lande seyn durfte, der nicht eine Reform fuͤr nothwendig hielte. Dagegen möchte sich schwerlich Jemand finden, der des edlen Herzogs Mei⸗ nung von der dermaligen Vollkommenheit des Hauses theilte. Der edle Herzog hat sein Bedauern zu erkennen gegeben, daß er von den Ansichten einiger seiner Freunde ahweichen muͤsse; ich glaube, daß

Niemand der einigen ist. Was der edle Herzog über ben Bewe⸗ gungsgrund seiner Resignation aͤußerte, sagt nichts mehr und nichts weniger, als daß gerade die Reform der Bewegungsgrund derselben war. Der edle Herzog beruft sich auf eine Erklarung, die ich im Jahre 1217 gegeben haben soll, und scheint damit andeuten zu wollen, als haͤtte ich seitdem meine Meinung geandert. Unmbglich kann ich mich alles dessen erinnern, was ich seit den 45 Jahren, die ich im Parlament sitze, geaͤußert habe, nur das kann ich dreist behaupten, ohne Widerspruch befürchten zu durfen, daß ich niemals etwas ge⸗ gen Reform 6 Hinsichtlich des Unterhauses stehe ich keineswe⸗ es an, zu erklären, daß ich, aller seiner Maͤngel ungeachtet, seine BVerdienste vollkommen anerkenne, daß ich aber auch glaube, es werde seine Zwecke besser erreichen, wenn die vorgeschlagene Bill ins Le⸗ ben tritt. Der edle Herzog meint, daß im Punkte des Frie⸗ dens kein Unterschied zwischen uns obwalte; wenn er damit den Wunsch fuͤr Aufrechthaltung des Friedens meint, so hat er Recht. Ich thue mir etwas darauf zu gut, daß ich mich bemühte, den Frie⸗ den zu erhalten, versichere aber auch, daß ich niemals etwas zum Opfer bringen werde, wodurch, meiner Ansicht nach, die Ehre und das Wohl Englands , ,. werden konnte. Ersparnisse konnte ich leider nicht so viel machen, als ich es sehnlichst wuͤnschte; hier⸗ bei dienen mir indessen die Umstaͤnde zur Entschuldigung, unter de⸗ nen die neue Regierung ihre Geschaͤfte antrat. Diesen Umstaͤnden emaͤß glaube ich dennoch nicht unbedeutende Ersparnisse bewirkt zu rn wie z. B, in der Pensions-Liste, im Postwesen und in man⸗ chen anderen kleinen Verwaltungs-Zweigen. Der letzte Punkt, über den der edle Herzog sich geaͤußert, betraf den angeblichen Miß⸗ brauch des , ,. en r, War es indessen gegen die Verfassung e. elt, wenn wir erklaͤrten, daß die Bill dem Koͤnige unterlegt wurde und e, Zustimmung erhielt? und mehr haben wir nicht getban. Meiner Ansicht nach kann man den Mi⸗ nistern jenen Vorwurf durchaus nicht machen. Schließlich erklaͤre ich meinerseits, daß die Folgen einer Verwerfung der Bill gar nicht zu berechnen sind. Das getaͤuschte Volk wurde in die groͤßte Aufre⸗ gung kommen und mit donnernder Stimme das fordern, was es jetzt als Geschenk annehmen wurde und wer ist im Stande, alle Uebel vorherzusehen, die eine allgemeine Aufregung nach sich ziehen kann?“ (Hort, hoͤrt!)

Nach einer kurzen Schluß⸗Bemerkung des Lord Wharn⸗ eliffe wurde der Antrag desselben genehmigt und vertagte sich

das Haus um 23 Uhr. Hr. Goul⸗

Unterhaus. Sitzung vom 28. März. burn stattete einen Bericht des mit Untersuchung der Parla— ments⸗-Wahlen beschäftigten Ausschusses ab, aus dem hervor⸗ ging, daß der Lord⸗Advokat für Schottland (Hr. Franeis Jeffrey) nicht in gehöriger Weise erwählt worden und daß an seine Stelle Hr. Ogilvio als Mitglied für den Flecken Forfar aufzunehmen sey. Nach dieser Entscheidung wurde auch Hr. Ogilvio sogleich introducirt und vereidigt. Sir E. Forbes sagte, er hätte einige Bemerkungen über die Schottische Reform-Bill zu machen, un⸗ terlasse es jedoch, weil der Lord-Advokat, der seinen Sitz verloren, nicht mehr anwesend sey; inzwischen hoffe er doch, den gelehrten Lord noch vor der zweiten Lesung der Bill hier im Hause zu sehen, denn unbezweifelt würde es ihm bis dahin vermittelst eines verfallenen Burgfleckens gelungen seyn, seinen Weg wieder in das Haus zu finden. (Man lacht.) Der General-Anw alt entgegnete, daß, wenn die Reform schon eingeführt gewesen wäre, der Lord⸗Advokat seinen Sitz gewiß nicht verloren haben würde; inzwischen hege auch er die Hoffnung, ihn bald wieder hier zu sehen. Durch einen anderen Bericht jenes Untersuchungs⸗ Ausschusses wurde ferner erklärt, daß auch der an die Stelle des Hrn. Huskisson in Liverpool erwählte Hr. Evarts nicht in regel⸗ mäßiger Weise, sondern durch Bestechung zu seinem Sitz ge⸗ kommen sey und diesen daher wieder aufgeben müsse. Der Aug⸗ schuß hat es nicht für zweckmäßig erachtet, sogleich wieder auf ein neues Ausschreiben anzutragen. Hr. F. Lewis brachte eine Bill zur bessern Regulirung des Kohlen-Verkaufs in Lon⸗ don ein, wonach in Zukunft dieser Artikel nicht mehr nach dem Maße, sondern nach dem Gewicht verkauft werden und noch mehrere andere Abänderungen zum Nutzen der Konsumenten stattfinden sollen. Die Bill wurde zum ersten Male verlesen. Schließlich fanden wiederum mehrere Ausgaben-Bewilligungen zum Besten der Marine statt.

London, 30. März. Ihre Königl. Hoheit die Herzogin von Cumberland, die sich seit einigen Tagen in Folge einer Er⸗ kältung unwohl befand, ist bereits wieder zum ersten Male aus⸗ gefahren. .

Heute wird sich der Lord Mayor, in Begleitung mehrerer Banquiers und Kaufleute, nach dem St. James⸗Palaste bege⸗ ben, um Sr. Maj. die im Mansion-House zu Stande gekom⸗ mene Bittschrift zu Gunsten der Reform zu überreichen.

Am 27sten d. M. wurde wieder von den Bevollmächtigten der fünf großen Mächte eine Konferenz im auswärtigen Amte gehalten. Bis heute hat das Hof-Cirkulare noch nicht berich⸗ tet, daß der Graf v. Aerschot aus Belgien eine Audienz bei Lord Palmerston gehabt habe.

Das Gerücht von dem Unwohlseyn einer erlauchten Person hat an der gestrigen Fondsbörse die Course etwas gedrückt; das⸗ selbe scheint sich jedoch glücklicher Weise nicht zu bestätigen.

An die Stelle des Hrn. O Gorman Mahon ist in der Grafschaft Clare Hr. Maurice O'Connell, Sohn des Hrn. Da⸗ niel O'Connell, zum Parlaments⸗-⸗Mitgliede erwählt worden. Er hatte 325 Stimmen für sich, während sein Mitbewerber, Sir E. O'Brien, nur 177 Stimmen zählte.

In den (gestern erwähnten) ven der Times mitgetheilten Briefen über Holland und Belgien heißt es ferner: „Wie verhielt sich nun die Sache, als Belgien mit Holland vereinigt wurde? Belgien war, und zwar ebenfalls nicht mit dessen Zustimmung, sondern durch Eroberung gewonnen und mit Frankreich vereinigt worden; Jahre lang hatte es nur als De— partement des Französischen Reiches existirt. Es wurde, damit der Friede von Europa aufrecht erhalten werde, für nothwendig erachtet, daß Frankreich diesen Theil seiner eroberten Provinzen wieder aufgebe; derselbe Beweggrund machte es aber auch nö—

thig, darauf zu sehen, daß Belgien kein Feld für Kriegslustige

und nicht in einem solchen Zustand der Schwäche bleibe, daß

licherweise der Eroberungsdurst bei diesem wieder über bessere Gesinnungen und Prineipien den Sieg davontragen sollte, nicht als leichte Beute anheimfalle. Nur Ein Mittel gab es, Bel⸗ gien Kraft zu verleihen, und dies bestand darin, es mit ver— mehrter physischer Macht auszustatten. Man war der Meinung, daß Holland nicht weniger durch eine Gebiets-Vermehrung ge— dient seyn würde, und daß durch eine Vereinigung zwei Länder, die einander berührten, und zwischen denen keine natürliche Scheidewand vorhanden war, augenscheinlich einen bedeutenden gegenseitigen Nutzen ziehen müßten. Durch dieselbe Vereinigung wurde auch eine Abwehr gegen die Eingriffe einer Macht ge— schaffen, deren Ehrgeiz den Frieden Europa's so oft schon gesthrt hatte. Nächstdem zeigte es sich noch, daß dadurch die innere Wohlfahrt des Belgischen Volkes wesentlich befördert werde. Weniger deutlich ist es, ob dabei auch die materiellen Vortheile, die eine Vereinigung für das Holländische Volk ha—