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im Jahre 1789; England, das jetzt keinen Nebenbuhler habe, beherrsche das Mittellandische Meer durch Gibraltar, Korfu und Malta, beherrsche, wie Briareus, mit hundert Armen Ost- und West— Indien, wo es 100 Millionen Unterthanen zahle; Preußen sey der Nachbarstaat Frankreichs geworden, und der Riese des Nor— dens tauche die eine Hand in den Persischen Meerbusen und die andere in die Oder. Nach solchen Veränderungen spreche man noch von Gleichgewicht! Während die meisten Staaten großer geworden, sey Frankreich nicht einmal mehr so groß, wie unter Ludwig XV. Außerdem habe Frankreich auch die Kraste ver—
loren, die es früher durch Bündnisse, im Süden mit Spanien!
und Portugal, im Norden mit Schweden, im Orient mit der Türkei besessen. Vom Eise des Nordpols bis zu den Säu— len des Herkules sey kein Staat vorhanden, der nicht ein Feind Frankreichs wäre. Dennoch beharre das Ministerium bei seiner blinden Zuversicht auf die friedlichen Versicherun— gen der Mächte. Wie Oesterreich in Italien intervenirt sey, so würden andere Mächte in Belgien interveniren, und zu— letzt werde man auch Frankreich für seine letzte Revolntion zur Rechenschaft ziehen. Die Gefahr sey dringend, die eine unge— schickte und falsche Politik nicht abzuwenden gewußt habe. Die richtige Politik Frankreichs wäre die gewesen, alle Völker, in denen die Französische Revolution Widerhall gefunden, und die sich auf Anlaß derselben erhoben hätten, zu un— terstüöen; statt dessen habe man sie preisgegeben; ein equilibristisches Ministerium habe einen Mittelweg zwischen „wei entgegengesetzten Prineipien, der Volks-Souverainetät und dem göttlichen Rechte, gesucht und demüthig um die Anerken⸗ nung der fremden Mächte gebeten. stehen und den Fall von zehn Regierungen erlebt, der in Wien Europa gegen Frankreich verbündet, sey als Botschafter nach London gesandt worden, um zu zeigen, daß man mit den Hrin— cipien der heiligen Allianz nicht ganz gebrochen habe, und nach St. Petersburg sende man den früheren Botschafter Karls X. In. Portugal, habe man einen einflußlosen Konsul, der die Freilassung eines verhafteten Franzosen nicht erlangen könne; kein Französisches Kriegsschiff ließe im Tajo, wahrscheinlich, weil man fürchte, der Anblick der dreifarbigen Flagge werde Dom Miguel Uebelkeit erregen. In diese traursge Lage seh Frankreich durch den Mängel an Principvien und durch vrge Schwankungen in seiner Politik versetzt worden. Das Ministerium möge sich daher beeilen, seinen Irrthum zu er— kennen und seine Fehler wieder gut zu machen, indem es die Bahn der sogenannten richtigen Mitte verlasse und den Grund— satz befolge, daß eine neue Regierung sich nur durch Kriegsruhm befestigen könne. Schließlich erklärte der Redner, er werde die verlangten Gelder gern bewilligen, wenn der Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten ihm auf folgende Fragen geantwortet haben werde: 1) Ob die Französische Regierung darein willige, daß Luxemburg von Belgien getrennt werde? 2) Ob sie es dulden werde, daß Belgien faktisch unter die Holländische Regierung zu— rückkehre und der Prinz von Oranien einen Thron erhalte, den Frankreich ausgeschlagen habe? 3) Ob sie, dem Art. 5. des Trak⸗ tats vom 3. Mai 1815 gemäß, darauf dringen werde, daß Polen nationale Einrichtungen erhalte? 4) Ob Frankreich zugeben werde, daß, im Widerspruch mit der Französischen Politik aller Zeiten, Desterreich faktischer Beherrscher von ganz Italien werde? — Der Graf Sebastiani, der seinen Platz verließ, um dem vorigen Redner zu antworten, kehrte auf denselben zurück, als er sah, daß Herr Manguin der Rednerbühne zueilte. Dieser erklärte; das Ministerium verlange einen außerordentlichen Kredit, weil es an die Erhaltung des Friedens glaube; er seinerseits be—⸗ willige diesen Kredit, weil er den Krieg für unvermeidlich halte. „Kaum“, bemerkte der Redner, „war unsere letzte Revolution in Europa bekannt geworden, als auch überall die Rüstungen begannen, und doch war kein Kriegsruf von unserer Seite er— schollen. Daß diese Rüstungen keine bloße Vorsichts-Maaßre— gein waren, davon zeugen die in Warschau gefundenen Papiere, so wie die Erklärungen des Britischen Ministeriums bei der Er— effnung des Parlaments. Seit einiger Zeit hat die Diploma—
Ein Diplomat, der das Ent-⸗ unde die Integrität feines Geöiets verletzt haben.
burg
tie ihre Sprache verändert, und es sind uns die friedliebendsten
Zusicherungen zu Theil geworden. sen aufgestanden, und die Russen rückten in ihr Land ein, wah⸗ rend der Baron v. Stroganoff in Berlin über den Durchmarsch zahlreicher Corps unterhandelte. Würde Preußen aber wohl ohne den Beistand seiner Alltirten gehandelt haben? Sie wissen, meine Herren, daß Oesterreich und der Deutsche alle Truppen⸗Kontingente auf den Kriegsfüuß gesetzt haben. Linz, das Bollwerk von Wien, ist zu einem Waffenplatze
gemacht worden, und 906 Mann arbeiten täglich an den dorti⸗ zen Festungswerken (Zeichen der Verneinung auf der Minister⸗ k Kaum waren die Unruhen in Italien ausgebrochen, als auch das Wiener Kabinet sich dieserhalb unverholen gegen un-
ank).
fern Botschafter äußerte; dieser berichtete darüber an seine Re⸗ gierung in einer Depesche, die, ich weiß nicht durch welche In—
diseretlon, zum Theil öffentlich bekannt geworden ist. Der Krieg
wurde darin als unvermeidlich dargestellt und sogar die Mei—
nung geäußert, daß man den Oesterreichern zuvorkommen und Warum
sofort eine Armee in Piemont einrücken lassen müsse.
ist diese Depesche zwei Tage lang dem vorigen Präsidenten des Mehrere Stimmen riefen anders kann Ihnen dies gesagt haben, als Herr
Minister⸗Raths vorenthalten worden. hier: „Wer Laffitte selbst.“ Herr Mauguin wollte dies nicht wahr haben, während Herr Laffitte auf seinem Platze weder ein verneinendes, noch ein bejahendes Zeichen gab. ner fort, „auf das Schreiben des Marschalls Maison dadurch
geantwortet, daß man ein dem Kriege zugethanes Ministerium den Frieden um jeden Preis zu bewahren, seitdem aber eine an⸗
durch ein solches ersetzt hat, das damals geneigt schien,
gemessenere Sprache geführt, hat. Man fragt, wie es hei
der Lage unserer Finanzen möglich wäre, einen Krieg zu erkle⸗ Ich meinerseits frage dagegen, ob unsere Finanzen sich
ren. etwa in einem besseren Zustande befinden werden, wem unser
Land vom Feinde verheert wird und wir eine Kriegssteuer zah— len müssen. (Einige Stimmen: „Dahin ist es, Gott sey Dank, mit uns noch nicht gekommen!“) Dahin wird es aber kom— men, wenn Sie dem Kriege nicht vorbeugen. Schauen Sie nur um sich, m. 5. Die Oesterreicher sind in den Kirchenstaat ein⸗ gerückt; zwar sind, wie man behauptet, Unterhandlungen ange⸗ knüpft worden, indessen hat nichtsdestoweniger Oesterreich sei⸗ nen Zweck erreicht und beherrscht jetzt ganz Italien. Dies ist aber dem Interesse Frankreichs zuwider. — Was Belgien an⸗ betrifft, so hatte das Protokoll vom 20. November die Wnabhän⸗ gigkeit dieses Landes mit Ausnahme von Luxemburg ausgespro— chen. Belgien will und kam aber Luremburg nicht fahren lassen, und es wird daher zwischen Belgien und Holland zu einem Kriege kommen. Andererseits nimmt der Deutsche Bund jenes Großherzogthum für sich in Anspruch und will ein Truppen-Corps in dasselbe schicken. Was soll aus dem Allen zuletzt werden? Seit einigen Monaten scheinen wir das Talent ganz verloren zu haben, einen
In der That waren die Po-
Bund
„Man hat“, fuhr der Red⸗—
Entschluß zu fassen und ihn zu rechter Zeit zu fassen. Heute fanden wir vielleicht noch Alliirte, morgen nicht mehr. Es giebt eine Wahrheit für die Volker, wie für die Könige, daß nämlich der Krieg allein eine neue Dynastie befestigen kann. Nichts hat einen größeren Einfluß auf die Einbildungskraft des Menschen, als der Nimhuüs der Macht; um eine siegreiche Regierung reihen sich alle Parteien. In unserer gegenwartigen Lage ist es vor Allem nothwendig, daß wir einer Ungewißheit ein Ende machen, die unsern Kredik und unsern Handel tödtet. Die Mächte mö⸗ geu sich daher endlich gegenseitig erklären; wir indessen dürfen nie vergessen, daß überall, wo das aristokratische Princip vor⸗ herrschend ist, wir auch Feinde haben, und daß wir unsere Ver⸗ bindeten mir da suchen müssen, wo das demokratische Princip waltet.“ Jetzt bestieg der Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten die Rednerbühne und äußerte sich im Wesent⸗ lichen folgendermaßen:
„Wenn man den Rednern Glauben schenken wollte, die wir hinter einander vernommen haben, so muͤßte man annehmen, daß Frankreich von Feinden umgeben sey und gar keine Verbuͤndete mehr habe, und daß alle Regierungen, die auf einem andern Grund⸗ satze beruhen, als die unsrige, nur auf eine willkommene Gelegen⸗ helt warteten, um uns mit ihren Armeen zu uͤberziehen. Zum Be⸗ weise dessen fuͤhrt man uns einen Kaiserlichen Ukas an, worin an⸗ geblich eine außerordentliche Truppen⸗Aushebung von 1,000 Mann anbefohlen und der Krieg laut verkuͤndigt wird. Dieser Ukas,
m. H., ist aber apokryphisch; den wahren Ukas habe ich in Haͤnden und
werde mir die Ehre geben, ihn der Kammer mitzutheilen, damit sie er⸗ fahre, daß darin des Krieges auch nicht mit einer Sylbe erwaͤhnt wird, daß er vielmehr die friedlichsten Zusicherungen euthaͤlt. Ich werde jetzt hinter eingnder alle die Haupt⸗Einwendungen widerlegen, die man uns entgegenstellt. Zuerst sollen wir Belgien aufgeopfert ĩ Was bestimmt denn aber das Protokoll vom 29. Januar? Daß Holland in die Graͤn⸗ zen von 1790 zuruͤcktreten und daß Belgien, als ungbhaͤngiger Staat, alle außerhalb dieser Graͤnzen liegende Gebietstheile des bisherigen Koͤnigreichs der Niederlande, mit Ausnahme Luxemburgs, besiz⸗ zen solle. Welche andere Grundlage haͤtte man denn annceh⸗ men sollen? Zwar gebieten mir die uUnterhandlungen, die hin⸗ sichtlich Luxemburgs? noch gepflogen werden, einige Zurüͤckhal⸗ tung; doch konnen wir schon jetzt das eigentliche Sach verhaͤlt⸗ niß benrtheilen. Die Fro, , Luxemburg ist großen Theils der Belgischen. Insurreetion gefolgt. Die Stadt ist aber derselben fremd geblieben; sie hat eine Besatzung von 310) Preußen und 220 Eingebornen. Das Eigenthumzgrecht gruͤndet sich auf bestimmte An⸗ sprüͤche. Die Wiener Kongreß-Akte hat das Großherzogthum Luxem⸗ dem Hause Nassan, als Entschaͤdigung fur einige Besitzungen, die dieses auf dem rechten Rheinufer hatte, zuerkannt, unter der Bedingung, daß es dem Deutschen Bunde einverleibt werde. Daß dieser Bund auf einer wechselseitigen Garantie beruht, weiß Jeder⸗ mann. Aber unsern Gegnern genügt dies nicht; sie behaupten, daß, da wir die Frage uber Luremhurg unentschieden gelassen, wir auch für Belgien nichts gethan haͤtten. Was kuͤmmern uns, rufen sie, Deurschland und ganz Europa; Frankreich muß noöͤthigenfalls allen Naͤchten den Krieg erklaͤren. Dʒies ist die Sprache unserer Gegner; selbs wenn sie vom Frieden sprechen, ist immer nur der Krieg ihre eigentliche Meinung, und dieser ist es, den wir ihnen ver⸗ weigern. Man wirft uns vor, daß wir keine Alliirten haͤtten. Alle Volker aber, die eine Repraͤsentativ-Verfassung haben, sind unsere naturlichen Verbündeten. Man spricht von der Anwesenheit des Barons Stroganoff in Berlin, der den Austrag gehabt habe, uͤber den Durchmarsch der Russischen Truppen mit der Preußischen Re⸗ gierung zu unterhandeln. Der vorige Redner scheint in dieser Be⸗ ziehung noch nicht Alles zu wissen, und wir können seing Mitthei⸗ lungen vervollstaͤndigen. Noch eine andere Person, der Feldmarschall Dicbitsch selbst, war in Berlin; ihm waren Unterhandlungen, wenn dergleichen stattgefunden, anvertraut; ich schaͤtze mich aber gluͤcklich, Ihnen ankündigen zu können, was das End⸗Resultat dieser Unter= handlungen gewesen waͤre: Preußen beharrt mit Festigkeit bei den erhaltenden Grundsaͤtzen des Friedens; es hat eben so viel Maͤßigung als Weisheit bewiesen und allen Nationen das Beispiel einer Politik gegeben, die dahin trachtet, die Ruhe und das gute Vernehmen der Staaten vor jeder Verletzuug zu bewahren. (Zeichen der Zufriedenheit) Aber Desterreich, sagt man, ruͤsset sich fortwaͤhrend zum Kriege, Linz war in Verfall geraͤthen und ist jetzt eine uneinnehmbare Stadt gewor= den. So viel mir bekannt, m. H., ist Linz ein offener Platz, den man allenfalls mit St. Denis vergleichen könnte, nur daß er min⸗ der stark als dieser ist, denn St. Denis hat einen Wall und Lin; nicht. (Gelaͤchter.. Hinsichtlich der Botschafter, die der Konig im Auslande hält, hat man die Frage gestellt, ob der Repraͤsentant Frank⸗ reichs in London auch wohl eine Politik befolge, wie sie dem Inter= esse und der Wuͤrde des Landes zieme. Ich beeile mich, in dieser Beziehung die beruhigendsten Versicherungen zu geben; es wird hinreschen, wenn ich' an die Laufbahn jenes gewandten Di⸗ ploniaten erinnere, der in Wien, nach allen ünseren Unfaͤl⸗ len, noch einen Traktat zu Stande brachte, wodurch Frank⸗ reichs ehemaliges Gebiet einen Zuwachs erhielt, und der im Ighre 1815 lieber seinen Abschied nehmen, als eine dem Lande tin g. Convention unterzeichnen wollte. Was unsern Botschafter in Ruß⸗ land betrifft, so muß ich mich wundern, daß der Name cines Man⸗ nes von so reinem und edlem Charakter von dieser Rednerbuͤhne herab genannt werden konnte, ohne daß man zugleich dem Zartge⸗ fühle üͤnd dem Patriotismus desselben huldigte. Gewiß, wenn es irgend Femand giebt, der Frankreich und seinen Konig zu repraͤ⸗ sentiren verdienf, so ist es der Herzog von Mortemart. (Großer Beifall.‘ Und jetzt, meine Herren, nur noch zwei Worte: Unsere Gegner haben niemals den Frieden gewollt, weder im August, noch im Dezember, noch im Maͤrz. Wir unsererseits hoffen dagegen, die Wohlthat desselben dem Lande zu sichern, und wir werden alle un⸗
sere Krafte aufbieten, um ihn uns zu erhalten.“ (Mehrere Stim⸗ men: Und Ihr werdet wohl thun.)
Nach dem Grafen Sebastiani verlangte Hr. Mauguin wegen eines persönlichen Faktums noch einmal das Wort. Wenn, meinte er, der Minister behaupte, daß die Oppositions⸗Partei im— mer nur den Krieg wolle, so sey dies zur Hälfte wahr, zur Hälfte unwahr: unwahr, wenn er jener Partei den Wunsch beimesse, den Krieg in ganz Europa anzuzünden; wahr, wenn er glaube, daß diese Partei von der Lage von Europa und den seindlichen Gesimungen der fremden Machte so innig überzeugt sey, daß sie daslir halte, Frankreich könne nicht zeitig genug seinen Vortheil vahrnehmen. Da der Redner auf die sämmtlichen, von dem Minister bereits beantworteten Fragen aufs neue zurückkam, so wurde die Versammlung endlich ungeduldig, was Herrn von Corcelles zu der Aeußerung bewog, daß man doch dem Redner Gehör schenken möchte, da nian einem Mini— ster, der nichts gesagt, ein aufmerksames Ohr geliehen habe. Hr. Mauguin schloß mit folgenden Worten: „Nicht von dieser Rednerblhne herab können wir die Angelegenheiten von Europa zur Entscheidung bringen. Seyen Sie überzeugt, daß die Ereignisse stärker als die Menschen, stärker als Ihre Worte und Gedanken seyn werden. Bald werden wir den Aus⸗ gang derselben kennen, und es wird sich dann zeigen, ob dieje⸗ nigen, die Ihnen den Krieg verkündigten, oder diejenigen, die sich mit de? Bewahrung des Friedens schmeichelten, Recht hat⸗ ten.“ Nach rn. Mauguin wurde das Wort Hrn. Thiers zuerkannt. Mehrere Stimmen aber, und namentlich Hr. v. Cor⸗ celles, riefen laut: „Wo bleibt das Wahlgesetz““ Der Letztere erhob sich von seinem Platze und ging mit schnellen Schritten
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und äußerte sich von der Rednerbühne herab also: „Die Kammer win hoffentlich die Schicklichkeit, womit ein Mitglied den Präsidenten des Minister-Rathes so eben zur Vorlegung eines Gesetzes her ausgefordert hat, nach Gebühr zu würdigen wissen. Das Wah gesetz ist mir erst vorgestern aus der Pairs⸗Kammer zugegangen, die Regierung schickt sich an, Ihnen dasselbe aufs neue vorzu legen; ich glaube aber, daß es alle Rechte eines Deputirten überschreiten heißt, wenn man den Rechten der Regierung nahe tritt. Diese ist unbezweifelt befugt, das Gesetz vorzulegen oder nicht. Wenn man von uns verlangt, daß wir die Pray gative der Kammer ehren sollen, was wir auch stets gethan, s sollte man auch das Beispiel der Achtung vor der Königlichn Prärogative geben. Hr. v. Corcelles beschwert sich aber mit Un gestüm darüber, daß das Wahlgesetz noch nicht vorgelegt wordn ist, und meint, die Minsister dürften sich hiernach nicht wundem wenn man sich gegen eine solche Regierung koalisire.“ Mehren Stimmen riefen hier, daß dies eine große Unschicklichkeit Seiten des Hrn. v. Corcelles sey, während dieser Letztere erklärte, daß n jene Aeußerung nicht in Abrede stelle. Hr. Cas. Périer fuhr fon die Regierung fey eifrig auf die Erfüllung ihrer Pflichten bedach sie verlange das Vertrauen der Kammer und werde dasselbe niema täuschen; sie werde das Wahlgesetz vorlegen, sobald sie ihre AM sichten darüber festgestellt habe; man müsse ihr indessen Zeit a sen, darüber nachzudenken. — Nach dieser Erklärung trat Ha v. Corcelles zu seiner Rechtfertigung auf. So lange, äuße er, das Wahlgesetz nicht angenommen sey, könne auch der K nig sich seines Vorrechtes, die Kammer aufjulösen, nicht bedi nen; am vorigen Sonnabend habe einer der Minister angezein daß das Gesetz unverzüglich vorgelegt werden würde, und enn andere von der Ministerbank ausgegangene Stimme habe d nächsten Montag als den zu der Vorlegung bestimmten Tag bezeichn Da nun die Vorlegung nicht stattgefunden habe, bei der allgemein Unruhe des Landes aber keine Zeit zu verlieren sey, so habe die Minister befragen wollen, wann das Gesetz endlich vorgele werden würde, und dabei hinzugefügt, daß bei der Zurückhaltu des Ministeriums und der Abneigung, sich zu erklären, Nieman sich wundern dürse, wenn man sich gegen die Regierung koa sire. Hr. Thiers wollte hierauf die Debatte fortsetzen; indess herrschte in der Versammlung eine solche Aufregung, daß ma es vorjog, die Fortsetzung der Berathung auf den folgenden zu verlegen. Die Sitzung wurde um 67 Uhr aufgehoben.
Paris, 5. April. Einer der Vice⸗-Präsidenten und die S cretaire der Deputirten-⸗Kammer hatten gestern die Ehre, S Maj. das von der Kammer in der Sitzung vom 2. d. angenom mene Aufruhr⸗-Gesetz zu überreichen.
Der hiesige Platz Kommandant, General Dariulle, ist mm Groß⸗Offizier der Ehrenlegion ernannt, und 26 Obersten sind General-Majors befördert worden, unter ihnen der Chef des R krutirungs⸗Wesens beim Kriegs⸗Ministerium, Oberst Miot, Commandeur des Uhlanen-Regiments Orleaus, Herr Som und Hr. v. Lawoestine, Chef eines Husaren⸗Regiments.
Der General⸗Lieutenant Bachelu hat in die öffentlichen Blätn ein Schreiben an den Kriegs⸗Minister einrücken lassen, worin! seinen Abschied nachsucht, weil er den Gang der Regierung mi billige und seine Pflichten als Deputirter und Bürger mit ?d nen, die er als Beamter zu erfüllen habe, in Kollision komm würden.
Der Minister des Kultus und des öffentlichen Unterri fordert die Präfekten in einem Rundschreiben auf, ihm über a Konflikte der Civilbehörden mit dem Klerus, so wie über Beschwerden gegen den letzteren, unmittelbaren und schnellen richt zu erstatten und den Maires in Erinnerung zu bringen, d es ihnen nicht zukomme, den Geistlichen in Bezug auf die Am . des Gottesdienstes im Innern der Kirche Befehle ju theil en.
Das Bezirks-WahlKollegium von Vannes (Dep. des Ma bihan) hat Herrn Leridant zum Deputirten ernannt.
Der schon seit längerer Zeit bestehende Deputirten⸗V versammelte sich gestern Abend wieder bei Lointier unter du Vorsitze des Herrn v. Lascases; 75 Deputirte hatten sich da eingefunden. Die Berathungen betrafen das Wahlgesetz in endigten mit dem einstimmigen Beschlusse, die Amendements Pairs-Kammer über den Wahl- und Wählbarkeits⸗Census verwerfen. — 5
Graf Ofalia, der, seitdem er den Spanischen Botschafte Posten am hiesigen Hofe bekleidet, seine Mutter, seine Tochtet 2 seiner Neffen und vor einigen Monaten auch seine Gemahl durch den Tod verloren, hat so eben die Nachricht von dem: Granada erfolgten Ableben seines Vaters erhalten.
Unter der Firma Pauwels, Leroy und Comp, ist hier kaufmännischer Verein zusammengetreten, um Dampfschiffe den Transport der Reisenden auf den Strömen und Flüsst Frankreichs zu erbauen.
Großbritanien und Irland.
London, 6. April. Man spricht seit einigen Tagen in höheren Cirkeln von neuen Pairs⸗Ernennungen, die indessen ne nicht sobald stattfinden sollen. An der Spitze derer, denen ma die Pairswürde bestimmit, steht Herr Byng, dermaliges Par ments⸗-⸗Mitglied für Middlesex.
Für den 18ten d. M., an welchem Tage im Parlame die weitern Verhandlungen über die beiden Reform⸗ Bills stat sinden werden, sind unter Anderm auch folgende, ebenfalls in Reform bezügliche Anträge bereits angekündigt worden: 1) v Herrn Agnew, wegen einer Instruction für den Ausschuß für Englische Parlaments⸗Reform, um zu untersuchen, ob es g rathen seyn würde, die kleineren Enghtchen Burgflecken in B zirke zu vereinigen und jedem dieser Bezirke einen oder mehra Mitglieder mehr zu geben, als den Schottischen Burgen u den Plätzen, die an den Burgflecken⸗Wahlen in Wales Th nehmen, dergestalt, daß kein Burgflecken ganz von aller Wal berechtigung ausgeschlossen seyn würde; 2) vom General Gi coyne, wegen einer Instruction für den Reform⸗Ausschuß, i darauf zu ehen, daß bei irgend einer Veränderung oder Ueb tragung der Wahlfreiheit in der Repräsentation des Vereinigtt Königreichs, wie sie die Bill vorschlägt, in Hinsicht der . der Repräsentanten für jeden besonderen Theil des Vereinif ten Königreichs dasselbe Verhältniß beobachtet werde, de zur Zeit der Union Englands und Schottlands und der späten Union Englands und Irlands bestand; 3) gleichfalls vom 6 neral Gascoyne, wegen einer Instruction, wodurch der Refo Ausschuß ermächtigt werden soll, der Bill eine Klausel hinzuh fügen, durch welche jeder Stadt oder jedem Burgflecken mit eim Bevölkerung von nicht weniger als 150 000 ansässigen Einwe nern und mit nicht weniger als 12,000 Gtimmfaͤhgen das Rec zuerkannt werde, à Repräsentanten in das reformirte Parlamef zu senden; 4) von Herrn Hodgson in Bezug auf die Engl sche Reform, daß jede Perfon, die künftig in eine Corporatir
auf die Ministerbank zu, wo er mit heftiger Geberde Hrn. C. Perier zur Rede stellte. Dieser verließ mit großer Kaltblütigkeit seinen Platz
jugelassen wird und in Folge solcher Zulassung, den dermalig⸗
Hesetzn und Gebräuchen gemäß, das Recht erwi Bahlen von Parlamentsgliedern für in . 3 6. end einen Burgflecken mitzustimmen, gehörig eingeschrieben erde, verausgesetzt nämlich, daß diese Person 6 Monate vor er Einschreibung sich innerhalb eines Umkreises von 7 Meilen on dem zur Einschreibung bestimmten Platze aufgehalten hatte. In der Tim es heißt es: „Bei dem großen Mittagsmahl as, wie gestern gemeldet, der Lord:-Mahor gegeben hat sprach er Herzog von Susser mit männlicher Würde die Gesinnungen ines erhabenen Bruders aus und legte dadurch den üer eu⸗ endsten Beweis von der aufrichtigen ünd unbeschrankten Unter— ützung ab, die der n seinen vertrauten Ministern gewährt, wie von der Absicht St., Majestät, Ihr treues Volk in dessen ünstigen Gesinmnungen für die Reform zu bestärken. Die ords Grey, Brougham und Russell wiederholten feierlich nd bestimmt die Aeußerungen des edlen Herzogs und nachten dadurch, einen Eindruck auf die Versammlung, en keine boshafte Ränke auch nur im mindesten verwischen umen; — ein Jeder gewann die volle Ueberzeugung, daß unser adiger Monarch für eine und dieselbe große National ⸗Angele⸗ enhest sich mit Kopf und Hand, mit Herz und Seele sesnem Bolke angeschlossen hat.“ Die Times enthält in ihren letzten Blättern Betrachtun⸗ n über den Zustand Belgiens. In Bezug auf die in Alnt— erpen, Brüssel, Gent und Lüttich vorgefallenen tumultuarischen uftritte sagt sie unter Anderm: „Der angebliche Grund aller eser Unordnungen ist der Haß gegen die Familie Nassau; das Bahre an der Sache aber ist, daß die vorgeblichen Machinatio— en der Lrangisten nur als Deckmantel der Volks-Aufregungen enen. Die von Handarbeit lebenden Klassen sind brodlos uͤnd hen aus Mangel an Beschäftigung müßig. Sie sind mithin allen Angriffen auf fremdes Eigenthum um so mehr geneigt, 6 man sie darauf hinweist, ihre Lage zu verbessern, oder die sogenann⸗ 1 Urheber ihres Elendes zu züchtigen. Natürlich würden sie eine n offene Plünderung vorziehen und sich alsdann eben so natür—⸗ ch die reichsten Opfer, ohne Rücksicht auf politische Mei— ung, aussuchen. Das würde aber ihren wohlhabenderen lufhetzern, deren Plan es ist, Raub und Verwüstung mit der kaske der Vaterlandsliebe zu verdecken, nicht sonderlich gefallen. aher reizen Letztere den von Verschwoͤrungen gegen die beste⸗ nde Regierung nichts wissenden Pöbel auf, Personen anjzu— eifen, die man für Anhänger des Hauses Nassau hält. Der nje neue sogenannte National-Verein, der aus heftigen Revo⸗ tionnairen, Er⸗Ministern, Generalen, Advokaten — kurz aus en Klassen derjenigen Personen besteht, die in die letzte In— rection sehr tief verwickelt sind, prangen als Leiter aller Ün— dnungen. Was würde ihre Zweipfennig-Steuer zur Ausschlie⸗ ng der Nassauschen Familie nützen, wenn sie nicht der Spitze eines Aufstandes gegen die als Orangi— n bejeichneten Personen ständen? Sie verkünden, daß Regierung nicht im Stande sey, wirksame Maagßregeln treffen, um die National-Unabhängigkeit zu behaupten d das Haus Nassau vom Throne auszuschließen. Sie müssen her mehr thun, als die Regierung, und ohne Mitwirkung der stehenden Autoritäten handeln. Dazu nun bedienen sse sich z Mittels, den Pöbel gegen die achtbarsten Bürger, die längst on jenes selbstsüchtigen und factiösen Verfahrens überdrüssig d, aufzureizen. Wahrend mithin die gesetzmiääßigen Autoritä— die Civil⸗ und Militair⸗Macht zur Aufrechthaltüng der Ord— 3 und Unterdrückung der Unruhen aufrufen, schieben die Us den Pöbel vorwärts, um ihre Feinde durch Schrecken zu egen. Schon seit dem Beginn der Revolution befolgten sie teuflische Taktik. Die Folge davon war und ist, daß alle e gemäßigte Männer, die vor der endlichen Trennung der opinzen den König um Abhülse der Beschwerden des Landes en und mit einer unabhangigen Gesetzgebung und Verwaltung ieden gewesen wären, sich vom Schauplatze zurückjogen und meiner noch schlechteren Masse von Ränkemachern überließen, die früheren Mitglieder der provisorischen Regierung oder dit⸗ igen waren, die Europa als seynwollende Diplomaten durch⸗ en. Die Aremberg's, Ligne's, De Secus, so wie die ach— 1gswerthen Reprasentanten von Gent und Antwerpen, werden öffentlichen Angelegenheiten nicht mehr gehört, während Ad⸗ aten oder in der Niedrigkeit geborne Demagogen im Besitz r Gewalt und aller Ehren⸗Aemter sind. Das letzte Kabinet e sich auf, weil jedes Mitglied desselben sein eigenes Zeitungs⸗ tt hatte, aus dem Kabinet sich nach seinem Zeitungs⸗-Bureau ab, die Geheimnisse des Kabinets offenbarte und seine Kolle— kompromittirte. Herr v. Brouckere erklärte in Folge dessen, könne nicht mit Hrn. van de Weyer zusammensitzen; Hert de Weyer sprach sich gleichermaßen gegen Herrn von Brouk⸗ aus, während die Herren Gendeblen und Tielemans sich enseitig dasselbe Kompliment machten, wobei sich alle die ge⸗ nten ehemaligen Leiter des Staates einander Verrätherei d Verleumdung vorwarfen.“ — Hinsichtlich des dermaligen tional-Kongresses äußert da sselbe Blatt: „Der Kongreß mit wenigeren Mitgliedern und mit nicht mehr Weisheit zu— umengetreten; bei dem schlechten Zustande der Finanzen will anarchische Partei Krieg, zuerst mit Holland und dann mit z Europa. Ein Mitglied hat den Antrag gemacht, dem Kö— e den Krieg zu erklären, wenn er nicht im Laufe eines Mo— s dem Besitz von Limburg, Luxemburg, dem linken elde⸗Ufer und der Citadelle von Antwerpen entsagen le. Die Holländer würden in der That außerst gefällig oder derzagt seyn, wenn sse ein Gebiet aufgeben wollten, das im⸗ zu Holland gehörte — das in den Londoner Konferenzen n zuerkannt ward — und das sie jetzt mit starker Macht be— halten. Wir meinen hierbei die Provinz Limburg und den linken Schelde⸗Ufer liegenden Theil von Flandern. Was emburg betrifft, so würden die tapferen Belgier eben sowohl dem Deutschen Bunde als mit dem Könige von Holland zu pfen haben, bevor ihnen ihr Plan gelingt. Mit nur wenigen ppen haben sie zu diesem Zweck die Bürgergarden in Bewe⸗ g gesetzt; es ist jedoch wahrscheinlich, daß, diseiplinirten daten gegenüber, diese Garden sich schneller nach Brüssel zu⸗ als von Brüssel zum Schlachtfelde hin bewegen werden. dieser Extremität, so wie in jeder früheren seit der „„ruhm— en Revolution““, rechnen sie auf Frankreichs Beistand ge⸗ Holland und den Deutschen Bund, und um ein kleines Ge— das ihnen nicht gehört, zu erwerben, setzen sie die Unabhän— eit der ganzen Nation auf das Spiel. In Folge dessen klagte lich ein Ex⸗Minister den anderen öffentlich an, als habe Letz im Conseil die Unterwerfung Belgiens ay Frankreich vor⸗ lagen, um Belgien, selbst wenn es ein Fransösisches De⸗ einent würde, nicht von dem bestrittenen Gebiete getrennt ehen. Herr van de Weyer, von dem diese Anklage ausging, der, da er nicht mehr ini Amte ist, Beweise von seiner tigkeit 7 wünschte, als er noch im Amte war, hat dem * ganze Bände diplomatischer Papiere mit der Bitte vor⸗ „sie drucken zu lassen. Das war jedoch keine leichte Sache.
Das Drucken kostet Geld, und da die Regierun nicht ein⸗ mal Geld verschaffen kann, um ihren Dirne 94 hren. zu reichen, wie wollte sie es anfangen, die Druckkosten für eine Masse von Protokollen, amtlichen Schreiben und diplomatischen Noten zu bezahlen? Der Kongreß gab denn auch Herrn van de Weher den Rath, mit einem Buchhändler in Unterhandlung zu treten; der Erx⸗Minister aber dürfte durch einen solchen Handel seine Finanzen eben nicht verbessern. Im Vorbeigehen gesagt, ih gi, 3, , , . amtlicher Papiere durch einen Buchhänd⸗ n einige un 6k ᷣ — zgli
. . 9g serer ökonomischen Parlamentsglieder
An der gestrigen Stock-Börse Anfang der eschafte beinahe um 13 pCt., was unter Anderem den Reden zugeschrieben ward, welche die Minister bei dem Mahle des Lord-Mayors gehalten haben.
. — — . London, 5. April. Eigentliche Neuigkeiten von einiger Bedeutung giebt es jetzt hier 3 3 das , eben Ferien hat; doch geben uns die Provinzial⸗Zeitungen noch täglich Nachricht von Versammlungen in Städten und Graf⸗ schaften zu Gunsten der Bill, wie man jetzt auf beiden Seiten die Reform⸗Bill vorzugsweise nennt, ingleichen von Anstal— ten, um bei einer etwanigen neuen Wahl Freunde der Reform au die Stelle der Anti-Reformer ins Unterhaus zu bringen. Dec erfahrt man auch, daß eine Anzahl der einflußreichsten Männer bei der Universttät Cambridge sich Mühe geben, in ei— nem solchen Fall die Wahl von Maͤnnern zu bewirken, welche „in Hinsicht auf die Parlaments⸗Reform gemäßigtere Gesinnun⸗ gen hegen möchten, als die jetzigen Vertreter der Universit at“ gerd Palmerston und Herr Cavendish), welche Beide (der Erstere natürlich als Minister) ganz für den Reformplan der Regierung sind, während die Vertreter der Oxforder Universität ächt orthodor gegen alle Reform stimmen. — Gestern, als am write Ostertage, speisten, nebst dem Herzoge von Sussex, die Minister bei dem Lord⸗Mayor, wobei dieselben die Gelegenheit ergriffen, ihren Entschluß, die vorgeschlagene Reform durchzufüh⸗ ren, wiederholentlich auszusprechen, und zwar geschah solches un⸗ ter dem lautesten Beifall der übrigen anwesenden Gäste. Ueber die auswärtigen Angelegenheiten sind die Minister indessen ganz still, und mit dem den Engländern bei wichtigen Vorgängen im Auslande eigenthümlichen Takt bringt auch Niemand den Ge— genstand weder inner- noch außerhalb des Parlamentes zur Sprache. JInjwischen gehen jedoch unsere Rüstungen ihren stil⸗ len Gang fort. Obschon Niemand (als vielleicht einige junge Militairs, alte Tories und Armee -⸗-Lieferanten) Krieg bei uns wünscht, so würde, im Fall es Noth thate, unsere Marine doch furchtbarer erscheinen, als je, und trotz allen Klagen würde es auch alsdann gewiß nicht an Geld fehlen, sowohl einen ausge⸗ dehnten als langwierigen Krieg zu unterstützen. Aber, wie ge⸗ sagt, man wünscht den Krieg nicht, und ein reformirtes Unter⸗ haus würde noch weniger seine Einwilligung dazu geben, als eines, wie das gegenwärtige. Dies ist auch die Meinung der Kapitalisten „ indem unsere Fonds regelmäßig im Steigen be⸗ griffen sind. Aber auch die Staats-Einkünfte haben sich seit kurzem vermehrt, sowohl in den Zöllen, als in der Accise, ) ein sicheres Zeichen der Zunahme an innerem Wohlstand, wovon man auch sonst allenthalben Spuren sieht. — Ueber das tolle Verfahren in Belgien herrscht hier nur ein Gefühl der Verach— tung und des Abscheus. — Für die armen Landleute welche in einigen Gegenden Irlands beinahe Hungersnoth leiden, hat man hier eine Subscription angefangen, wofür der katholische Bischof von Derry in einem Hirtenbriefe die wohlthätigen Engländer dem Segen seiner Pflichtbefohlenen anempfiehlt. Es ist indeß zu bedauern, daß für diesen heiligen Zweck die Gaben nicht so reichlich fließen, als es sonst zu geschehen pflegte. Hierbei ist freilich in Betracht zu ziehen, daß man sich nicht sehr zu Gun⸗ sten der Irländer gestimmt fühlen kann, wenn man die Gräuel— thaten liest, welche sich das Landvolk dort nächtlich (ja wohl auch am hellen Tage) gegen Menschen und Vieh und an jeder Art von Eigenthum zu Schulden kommen laßt; zwar werden diese Leute oft aus Noth zur Wuth getrieben, aber doch zeigen sie dabei auch eine Barbarei, welche nir jenem gesetzlofen Volke eigen ist. Mit Politik haben diese schändlichen Auftritte jedoch gar nichts zu schaffen; denn die Regierung ist, im Ganzen ge— nommen, in diesem Augenblicke in Irland beliebt, und von der Trennung der Union ist keine Rede mehr.
stiegen die Consols gleich zu
Niederlande.
Aus dem Haag, 7. April. Der König hat durch eine Verfügung vom 5ͤten d. eine Kommission von 3 Mitgliedern er— nannt, welche Vorschläge machen soll, wie die für das Vaterland geschehenden ruhmpellen Thaten durch ein Denkmal zu verewigen sehen. Es wird dabei insbesondere die Errichtung emes dem mi— litairischen Wilhelms⸗Orden gewidmeten Ritter- oder Ehren— Saales beabsichtigt. Zum Praͤsidenten dieser Kommission ist der Kanzler des militairischen Wilhelms⸗Ordens, General Janssens, ernannt worden.
Der General-Lieutenant Dibbets berichtet aus Mastricht, daß sich am I1sten d. M. Mittags ein bewaffneter Trupp von ungefähr 50 Mann sogenannter Freiwilligen eine Viertel-Stunde von der Festung gezeigt habe. Ein Piquet, das sogleich aus Mastricht abgesandt wurde, hat den schnell sich entfernenden Feind nicht mehr angetroffen.
Ueber den Verfolg des (gestern gemeldeten) Ereignisses bei der sogenannten Flämischen Platte an der Seeländisch-Flandri⸗ schen Gränze ist folgender an den General- Lieutenant de Cock gerichteter Bericht des Oberst-Lieutenants Ledel aus Oostburg vom 2. April eingegangen: „Als Nachtrag ju meinem Rapporte vom 31. März habe ich die Ehre, Ew. Hochedelgestrengen zu be— richten, daß gestern beim Eintritte der Fluth die Belgischen Truppen von West-Capelle, und zwar 60 Mann an bewaffneten Leuten nebst 3 — 400 Plünderern, sich nach dem gestrandeten Fahrzeuge begeben haben, das von dem Besehlshaber des dort aufgestellten Detaschements wegen eintretender Fluth verlassen worden war, wozu derselbe, damit sein Detaschement keiner Ge⸗ fahr ausgesetzt werde, die Instruction erhalten hatte. Die Bel⸗ gier besetzten sogleich das Fahrzeug und begannen, dasselbe zu plündern, auch begaben sie sich auf ein dabei liegendes Fahrzeug, daß auf Regquisttion des Capitains des gestran⸗ deten Schiffes, von Vließingen gekommen war, und einen großen Theil der Schiffsladung bereits aufgenommen hatte. Die Belgier wollten den auf diesem Fahrzeuge befindlichen Hol⸗ ländischen Schiffer zwingen, nach Hazegras zu segeln, um sich auf diese Weise eine reiche Beute zu sichern. In diesem Au⸗
) Die Einnahme von letzterer hat sich zwar, der Summe nach, im letzten Vierteljahr 7 den Betrag des entsprechenden vorjaͤh= 6 Quartals vermindert, was jedoch (wie schon erwaͤhnt worden) lediglich der Aufhebung mehrerer Tagen (Bier⸗Taxe, Leder⸗-Taxze
genblicke kam der Hauptmann van Hopbergen, Kommandant der Stadt Sluis, mit einem n u nnd ö dessen Spitze sich der Premier⸗ Lieutenant Blom vom 10ten Regimente befand, zur Verstärkung des schwachen zurückgebliebenen Detaschements an. Ein trefflich angebrachtes und unterhaltenes Peloton-Feuer hatte bald, die Wirkung, daß die Belgier das Fahrzeug in aller Eile verließen, sich in die See warfen, schwimmend unter einem Ku⸗ gelregen die Flucht nahmen und zum Theil ihre Waffen zurück ließen, so daß mehreres Waffengeräthe in die Hände unserer Tapferen gefallen ist. Drei Belgier, die sich durch die Flucht zu retten suchten, sind ertrunken und. mehrere verwundet; nicht ungestrast haben sie daher ihre Mord⸗ und Plündersucht auf Hol⸗ ländischem Gebiete auszuüben gesucht. Ein Belgischer Beanster, Namens Duthois *), ehemaliger Premier⸗Lieutenant, befand sich beim Entern unserer Truppen noch am Bord; ich habe die Ehre, die⸗ sen Mann an Ew. Hochedelgestrengen zu übersenden. Die Nachlaͤssig⸗ keit, mit der der Capitain des gestrandeten Fahrzeuges das Ausschiffen seiner Ladung betrieben hat, so wie die heute vom Kommandanten von Sluis empfangene Nachricht, daß sich dieser Capitain nach Brügge begeben habe, bringen mich auf die Vermuthung, daß die Stran⸗ dung des Schiffes nicht zufällig geschehen sey; es läßt sich sonst schwer erklären, warum derselbe, nachdem er den Beistand der Niederländischen Behörden angerufen und militairische Hülfe zur Bewachung des Eigenthums seiner Rheder erhalten hatte, sich jetzt auf die Seite der Plünderer begiebt.“
Brüssel, 7. April. Herr Firmin Rogier, Secretair bei der Belgischen Gesandtschaft in Paris, ist gestern hier als Cou— rier angekommen und hat, dem Vernehmen nach, sehr wichtige Depeschen mitgebracht. Gerüchten zufolge, die über den Junhalt dieser Depeschen in Umlauf sind, berichten sie den vollstandigen Beitritt des Französischen Kabinets zum Londoner Konferenz Protokolle vom 20. Januar, welches sich auf die Gränzbestim⸗ mungen Belgiens bezieht. Auch heißt es, daß die Französische Regierung der unsrigen angezeigt, sie habe ihre Einwilligung daju gegeben, daß Luxemburg von den Deütschen Bundeskrup⸗ pen besetzt werde, und daß die Belgier ihrem Schicksale über— lassen bleiben würden, falls sie sich dieser Besetzung mit bewaff⸗ neter Hand opponiren würden. Dagegen soll sich das Französi⸗ sche Ministerium unseren Ansprüchen auf das linke Schelde⸗Ufer günstig erklärt und uns die Hälfte der Souverainetät über Ma⸗ stricht anerkannt haben. In der heutigen Kongreß⸗-Sitzung wird der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, dem Vernehmen nach, über den Inhalt der von Herrn Rogitr überbrachten De⸗ peschen befragt werden.
Das Beispiel der Plünderungen und Verwüstungen findet immer mehr Nachahmung in Belgien. Neuerdings sind in zwei Städten, Apern und Namur, die bisher noch davon frei geblieben waren, fürchterliche Ausschweifungen begangen worden. Folgen⸗ des sind die in hiesigen (revolutionnairen) Blättern befind⸗ lichen Meldnngen darüber: „Ypern, 5. April, 8 Uhr Abends. Der Gegenschlag dessen, was in Brüssel vorgefallen, ist auch hier empfunden worden. Das Volk, der Prahlereien der Oran⸗ gisten⸗Partei, die in einem Theile der höhern Stände koncentrirt ist, müde plünderte das Haus des ehemaligen Kommandanten der Schutterei, Hrn. Behaghel. Gegen 6 Uhr drangen einige — ex abrupto ein, hatten bald Nachfolger und Kameraden, warfen
ische und Stühle zun Fenster hinaus, zerbrachen die Fensterkreuze und zerschlugen die Scheiben. Bis jetzt ist der Schade an Möbeln nicht bedeutend gewesen, da ein großer Theil, wie es heißt, in Sicher⸗ heit gebracht worden. Das Haus ist von den Leuten geräumt worden, inzwischen glüht das Feuer unter der Asche; von meh⸗ reren Leuten aus dem Haufen hört man, daß sie das Haus ver⸗ nichten und an das Werk gehen wollen, sobald die Truppen nach Hause gegangen seyn werden. Leider befindet sich die Bür— gergarde waffenlos, da die Behörde die Gewehre den Rekruten hat zustellen lassen. Man hat zwar so eben 23 Compagnieen errichtet; sie sind jedoch nicht im Stande, die Truppen zu ersetzen, deren Anblick aber auch nichts weniger als Ruhe einflößend ist. Andere Häuser werden noch bedroht. Die Behorde wacht; möchte es ihr doch gelingen, Ausschweifungen, die der guten Sache schaden, zu unterdrücken! Ich höre eben, daß das Haus des Herrn Steurs, ehemaligen Oberst-Lieutenants, der die ihm von der provisorischen Regierung angebotene Beförderung nicht annehmen wollte, verwüstet wird. Man beschuldigt ihn, die Fahne des 16ten Regiments den Holländern, meh— rere Tage nach ihrer RNaäummg der Stadt, ausgeliefert zu haben, als sich der Prinz von Oranien in Antwerpen be— sand. — Mitt ernacht. Ich konnne vom Verwüstungs— Schanplatze. Man plündert mit einer furchtbaren Thatig⸗ keit und Raubgier. Ver Pöbel hört auf nichts; er zerbrach ein prächtiges Porzellan⸗-Mobiliar, zerriß eine kostbare Gemälde samm⸗ lung und warf Alles zum Fenster hinaus; von dem Hause, in welchem alle Tapeten selbst vernichtet wurden, stehen jetzt mur noch die Mauern. Weiber tragen Alles in Masse fort, was sie aufgreifen können. Ein Mann, der eine Remise aufbrach, ist von der niederstürzenden Thüre erschlagen worden. Mehrere be⸗ trunkene Soldaten haben mit den Plünderern gemeinschaftliche Sache gemacht und unter Anderem die Wagen zerbrochen. Die
u. s. w. zuzuschreihen ist.
Militair-Behörde wird die Schuldigen wohl bestrafen. Welck
auch immer das Unrecht der n seyn 4 . fallene ist zu schauderhaft, um nicht der Strenge der Gesetze zu unterliegen. Sicherheit und Ordnung sind der Gesellschaft zu nothwendig, als daß man sie ungeßtraft sollte verletzen lassen. Vier Uhr Morgens. Das Volk ist ermüdet, es begiebt sich nach Hause.“ . „Namur, 5. April. Schreckliche Unordmmgen haben heute hier stattgefunden, als Nachahmung desjenigen, was in einigen benachbarten Stadten vorgefallen ist. Das Her; aller guten Bürger bebt voll Abscheu vor den Verwüstungs?-Scenen. Madame Coppauxr, Kaufmannsfrau, auf dem Lilon-Platze wohn⸗ haft, wurde von dem Volke als Orangistin bezeichnet, weil sie öffentlich ihre dem Hause Nassau günstigen Gesinnungen geaun— ßert hatte, und ist ein Opfer ihrer Unklugheit geworden. Bereits gestern Abend hatten sich Haufen in der Nähe ihres Hauses ver⸗ sammelt und einige Fenster zerbrochen; auf die Warnung der Behörde lief jedoch noch Alles ruhig ab. Heute gegen Mittag bildeten sich neue Versammlungen vor jenem Hause, und in we— nigen Augenblicken waren sämmtliche Scheiben zerschlagen. Um „Uhr drang man durch Thüren und Fensterläden ein; das Haus wurde verheert, die Möbel wurden auf die Straße geworfen, die Zimmer geplündert und ein Theil des Daches abgedeckt. Wahrend dieser Verwüstungs⸗Scene schleppte man die Frau des Hauses auf die Straße, wo sie der Pöbelwuth preisgegeben war. Die guten Bürger mußten einschreiten, um sie dieser Wuth zu ent⸗ jiehen. Der Gouverneur und der Bürgermeister thaten alles Mögliche, um ste an einen sichern Ort zu bringen; es gelang ihnen mit vieler Mühe, und nur nachdem man die Dame bewo— gen hatte, den Ruf: „Es leben die Belgier!“ vernehmen zu
) Derselbe,
seyn sosste. der nach Belgischen Berichten getbdtet werden