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Die General-Majore Vicomte Borelli, Baron Brun de Villeret und Baron Lahure sind zu General-xLieutenants be⸗ fördert und der General-⸗Majer Baron Baurot ist zum Kom— mandanten der Kriegsschule von la Fläche ernannt worden.
Gestern wurden vor dem Assisenhofe unter dem Vorsitze des Präsidenten Hardouin die Verhandlungen in dem Prozesse gegen mehrere Studirende, Mitglieder des aufgelösten Artillerie⸗Corps der hiesigen National-Garde, und einige andere Individuen eröff— net, welche des Komplotts gegen die Sicherheit des Staats und der Aufreizung zum Aufruhr wahrend der Dezember⸗nruhen an— geklagt sind. Eine große Anzahl von Advokaten in ihrer Amts— tracht und von Zuschauern füllte den Sitzungssaal und versperrte die Zugänge zu demselben. Zahlreiche Detaschements der Na— tional⸗Garde, der Linie und der Munieipal⸗Garde waren im Ju⸗ stiz⸗Palaste und in den Höfen desselben aufgestellt. Die Posten der Gendarmerie und der Minicipal-Garde waren verdreifacht. Die anwesenden 18 Angeklagten waren folgende: J. Sambuc, 26 Jahr alt, Studirender des Rechts; Audry, 20 J. alt, desgl.; Penard, Uhrmacher, 25 J. alt; Rouhier, 23 J. alt, Studiren⸗ der der Medizin; Ehaparre, 21 J. alt, Pharmaceut; Gourdin, Commissionair, 47 J. alt; Trelat, Arzt, 35 J. alt; Cavaig⸗
nac, 30 J. alt; Guinard, 30 J. alt, Eigenthumer; Chauvn,
Maler, 29 J. alt; Guilley, 31 J. alt, gewesener Adju— tant und Lehrer bei der Artillerie der National-Garde; Pecheux d'Herbinville, Mitglied desselben Corps; Lebastard, Ar— chitekt; C. Garnier, ohne bestimmten Beruf, 28 Jahr alt; 21. Garnier, 20 Jahr alt, reisender Commis; Danton, Student, 28 Jahr alt; Lenoble, 26 Jahr alt, Studirender des Rechts; Pointis, Studirender der Medizin, 23 Jahr alt. Nachdem der Präsident in einer Anrede die Geschwornen zur Unparteilichkeit und die Angeklagten und deren Vertheidiger zur Ruhe und Beobachtung des Anstandes, die Zuhörer aber zu gäͤnzlichem Still— schweigen vermahnt hatte und die Anklage⸗Akte vorgelesen worden war, faßte der General -Advokat, Herr Miller, die Hauptumstände dieser Akte zusammen und theilte sie in mehrere Klassen. Hierauf wurden die Zeugen aufgerufen; unter den 9tz auf Antrag des öffentlichen Ministeriums Vorgeladenen bemerkte man die Pairs, General Caffarelli und Graf Simeon, den Ge— neral Pernetti, den Kommandanten des Louvre, Carrel, den Banquier Rougemont und den Obersten Feisthammel, der wäh— rend des Prozeffes der Exr-Minister Gouverneur des Palastes Lu— remburg war. Unter den 77, zu Gunsten der Angeklagten vorgeladenen Zeugen, befanden sich der General Lafayette, die Herren Blondeau und Hippolht Royer⸗Collard, Professoren bei der Rechtsschule, und Herr Laffitte, Bruder des gewesenen Prasidenten des Minister⸗ Raths. Hierauf schritt der Prasident zum Verhöre des ersten der Angeklagten, des Studenten Sambuc, aus dem sich ergab, daß derfelbe im September v. J. hier angekommen sey, um die Rechte zu studiren, daß er eine an die Studenten gerichtete Broschüre über die Juli-Ereignisse geschrieben und den Plan zu einem Studenten⸗Vereine entworfen habe, der im Anfang des Dez. auch wirklich unter dem Namen: „Verein der Ordnung und der Fortschritte“ zusammentrat; der monatliche Beitrag jedes der Mitglieder betrug 3 Fr. Der abwesende Angeklagte, Franefort, war Kassirer des Vereins. Unter den in Beschlag genommenen Papieren des Letztern hat man folgendes Reglement des genann⸗ ten Vereins gefunden: „In Betracht der wichtigen Umstände, in denen Frankreich und Europa sich befinden, und in der Ab— sicht, alle nothwendige Folgen unserer glorreichen Juli-Revolu— tion zu erlangen, haben wir beschlossen, durch alle mit der Ehre gertragliche Mittel den Versuch zu machen, Frankreich in den ö zurückzuversetzen, worin es sich am 29sten Juli be— fänd, und durch einen Aufruf an die Nation auf po⸗ fftive Weise den National-Willen, zu konstatiren. Ar⸗ tikel 14. Jedes Mitglied soll, sobald der Präsident den Zweck der Gesellschaft auseinandergesetzt hat, schwören, über die geheimen Berathungen derselben das tiefste Stillschwei⸗
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gen zu beobachten, oder jedem von uns für einen etwanigen Ver— . i ü lange Genugthuung zu geben, bis es unterlegen ist. Art. 2.
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enn einer von uns im Augenblick der Ausführung nicht Theil darat nehmen oder ausscheiden will, so kann er es unter den Bedingungen des 1sten Artikels. Art. 3. Wenn einer von uns in die Hände der richterlichen Gewalt fallen sollte, so verpflichten wir uns Alle, ihm Beistand zu leisten. Art. 4. Jedes Mit⸗ glied des Vereins ist gehalten, ein gutes Gewehr und 59 Pa⸗ tronen in seiner Wohnung zu halten. Das diplomatische Comité wird zu einer vom Vereine zu bestimmenden Zeit in dieser Hin⸗ sicht eine Prüfung anstellen. Art. 5. Das diplomatische Comitè wird mit den verschiedenen, denselben Zweck verfolgenden Verei⸗
nen in Verbindnug treten und mit Beglaubigungsschreiben ver⸗
sehen seyn. Art. 6. Die Mitglieder werden nach Stadtvier—⸗ teln eingetheilt. Die Mittheilungen dürfen nur im Falle der Abwesen⸗ heit des Präasidenten und mit der nöthigen Vorsicht schriftlich gesche⸗ hen. Art. 7. In kritischen Augenblicken soll ein regelmaßiger
Dienst eingerichtet werden, damit einer oder mehrere von uns stets
im Stande seyen, den Präsidenten von Allem, was vorgeht, schnell zu benachrichtigen. Vedetten sollen nach den Instructionen des diplomatischen Comité's entweder beim Palast Luxemburg, oder bei der Deputirten-Kammer aufgestellt werden. Art. 8. Der Präsident, die Mitglieder des diplomatischen Comité's und der Secretair haben ein eigenes Losungswort. Art. 9. Jedes Mit⸗ glied muß sich auf die Einladung des Präsidenten unverweilt zur bezeichneten Stunde nach dem angegebenen Lrt verfügen. Art. 10. Jedes Mitglied, das einen besondern Auftrag vom Präsidenten erhalt, ist gehalten, ihn sogleich zu vollziehen. Art. 1I. Im Fall eines Aufruhrs versteht der Präsident, unter Bei⸗ stand der Secretaire und eines Mitgliedes des diplomatischen Comité's, die Functionen als General, und jedes Mitglied ist verpflichtet, ihm zu gehorchen. Art. 12. Der Verein wird ei⸗ nen oder mehrere Deputirte bezeichnen, deren Schutz wir zu ge— winnen suchen müssen. Art. 13. Dieses besondere Reglement wird am Schlusse jeder Sitzung vorgelesen. Art. 13. Es wird ein Mitglied des Vereins gewählt werden, das dieses Reglement verwahren soll.“ Als der Präsident, mit Be⸗ rufung auf dieses und mehrere andere bei Franefort ge⸗ fundene Aktenstücke, den angeklagten Sambuc fragte, ob es nicht der Zweck des Vereins gewesen sey, die republikani⸗ schen Princspien zu verbreiten und die Dezember⸗-Unruhen zu einer Veränderung der bestehenden Regierungs-Form zu be⸗ nutzen, da es ausdrücklich heiße, daß man Frankreich zu dem Zu⸗ stande zurückführen wolle, worin es sich am 29. Juli befunden, antwortete dieser, der Zweck des Vereins seh nur auf eine inni⸗ gere Verbindung unter den Studirenden gegangen, obiges Reg⸗ fement enthalte nur die Privat-Ansichten eines mit der wahren Tendenz noch unbekannt gewesenen Mitgliedes und sey nicht zur Kenntniß der übrigen Mitglieder gekommen. Ueber mehrere
Stellen aus dem aufgefundenen Tagebuche der Angeklagten, die
der Präsident hervorhob, und in denen eine auffallende Ueberein⸗ stimmung mit dem angegebenen Reglement zu bemerken ist, gab ber Angeklagte ebenfalls nur ausweichende Antworten. Der zweite
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Angeklagte, Audrh, sagte aus, er habe im Dezember die Bekannt⸗ schaft Sambuc's gemacht und sey in den genannten Verein ge⸗ treten, der den Zweck gehabt habe, die Französischen Studirenden mit den ausländischen in Berbindung zu bringen. Auf die Einwendung des Präsidenten, daß man bei ihm eine zu Papier gebrachte Rede gefunden habe, in der es unter Anderm heiße: „M. H., ich glaube, keiner von Ihnen wird über das Ziel, das wir uns stecken, abweichen⸗ der Äusicht seyn; wir wollen alle die Republik; wir wollen sie um den Preis jeder, auch der größten Opfer, und sollten wir für diesen Zweck unsern letzten Blutstropfen vergießen müssen“, erwiederte der Angeklagte, diese Rede habe gar keine Beziehung auf den fraglichen Verein; er habe vielmehr einen besondern Verein stiften und diesen auf jene Weise anreden wollen; er ver—⸗ hehle nicht, daß ihm die republikanische Staatsform als die beste erscheine. Die Verhöre der Angeklagten Rouhier, bei dem man Ss5 Patronen und mehrere geladene Gewehre gefunden hat, Pe— nard, welcher zugab, einige Artikel des Reglements, dessen Ver⸗ fasser Francfort fey, gekannt zu haben, und Chaparre, so wie das des Präsidenten des Vereins der Volksfreunde, Trelat, waren ohne Interesse. Der Angeklagte Cavaignac, gewesener Lieutenant bei der Artillerie der National-Garde, suchte sich gegen die An⸗ klage, daß hauptsächlich durch seinen Einfluß die Mitglieder des Vereins der Volksfreunde in die Batterie, bei der er gestanden, aufgenommen worden, und daß er geäußert, er werde die Kano⸗ nen dem Volke bei einem Angriffe widerstandslos preisgeben, zu rechtfertigen. Auch läugnete er, insgeheim Patronen unter ei⸗ nige Artilleristen ausgetheilt zu haben; er habe es öffentlich und gegen alle gethan. Als der Präsident fragte, ob er die Aeuße— rung, die ein Zeuge aus seinem Munde vernommen haben wolle: „Wenn man mit einem Könige nicht zufrieden sey, so schaffe man ihn sich vom Halse“, wirklich gethan, antwortete er, er wisse dies nicht gewiß; jedenfalls aber sey in den Juli-Tagen nichts Anderes geschehen, als dieses Princip angewendet worden. Diese erste Sitzung schloß um 51 Uhr mit dem Verhöre Gui⸗ nard's, welches kelnen Umstand von Interesse darbot. In der heutigen Sitzung des Hofes wird das Verhör der Angeklagten fortgesetzt und demnächst werden die Zeugen vernommen werden.
Das Journal du Commerce bemerkt: „An der gestrigen Börse unterhielt man sich viel von dem Vorschlage, die Anleihe von 120 Millionen durch Subseriptionen zu Stande zu bringen, so daß 30,0090 Personen sich verpflichten sollen, 200 Fr. 5proc. Renten zum Pari⸗-Course, also für 4009 Fr., zu nehmen. Meh— rere waren Willens, zu unterzeichnen, im Allgemeinen aber hielt man das Unternehmen für wenig ausführbar, indem man jedoch der guten Absicht des Urhebers Gerechtigkeit widerfahren ließ.“ Im Fournal des Débats erbieten sich der Advokat L. Me⸗ chin und der Kaufmann Carez, Ersterer 4000, Letzterer 25,000 Fr. für diese Anleihe zu unterzeichnen.
Vorgestern gab der General Lafayette eine Abendgesellschaft; unter den zahlreichen Gästen, welche die Säle anfüllten, be⸗ merkte man auch Herrn Casimir Périer, der über eine Stunde dort verweilte.
Herr Arnault, Mitglied des Instituts, ist zum Professor der Franjösischen Literatur an der polytechnischen Schule ernannt worden.
Baron Osy, Mitglied des Belgischen Kongresses und Di⸗ rektor der Bank von Antwerpen, ist von Bruͤssel hier ange⸗ kommen.
Ein hiesiger Zoll-Beamter, von Perigny, der Mitglied des National-Vereins ist und seinen Tadel über die Absetzung sei⸗ nes Chefs, des Herrn Duboys-Ayme, öffentlich ausgesprochen hatte, ist seines Amtes entlassen worden.
Großbritanien und Irland.
London, 9. April. Sir R. Ferguson ist zum Parlamentas⸗ Mitgliede für die Stadt Londonderry erwählt worden.
In Cornwall hat eine Versammlung stattgefunden, in der man unter Anderem beschlossen hat, bei einer etwanigen Auflö⸗ sung des Parlaments, den bisherigen Vertreter der Grafschaft, Sit R. Vyvhan, nicht wieder zu erwählen. Dieser war es be⸗ kanntlich, der vor der zweiten Lesung der Reform-Bill auf de⸗ ren sechsmonatliche Vertagung antrug. An seine Stelle soll Hr. W. Peter kostenfrei gewählt werden. Eben so geht man auch in
Nottingham damit um, statt des Admirals Sotheron einen Re⸗
formisten kostenfrei ins Parlament zu bringen.
Hr. Grant wird beim Wiederzusammentreten des Unterhau⸗ ses darauf antragen, daß der Ostindischen Compagnie diejenige vom Gesetze vorgeschriebene Anzeige gemacht werde, welche der Beendigung ihres Freibriefes vorangehen muß. Der Marquis v. Anglesea befindet sich gegenwärtig in der Grafschaft Clare, welche von furchtbarer Anarchie heimgesucht wird; man hört dort nichts als von Mordthaten, Räubereien und Brandstiftungen. Der Zustand der Dinge in Irland ist noch immer sehr bedenklich, O'Connell ist wieder in Dublin an⸗ elangt. ; . den im Britischen Buchhandel angekündigten Werken bemerkt man eine „Geschichte Frankreichs von der Wieder-Ein⸗ setzung der Bourbonen bis zur Revolution des Juli 1830, von T. B. Macauley!, dem bekannten Parlaments⸗Mitgliede, so wie das „Leben Petrarkas, von Thomas Moore.“
Niederlande.
Aus dem Haag, g. April. JJ. MM. der König und die Königin sind gestern Mittags um 2Uhr von hier nach Am— sterdam abgereist. (S. Amsterdam.)
Dem Vernehmen nach hat der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in dem General-Comité, das vorgestern in der zwesten Kammer der Generalstaaten stattfand, eine bestimmte Mittheilung in Bezug auf die Trennung von Holland und Bel— gien gemacht.
Vorgestern Nacht erhielt der hiesige Französische Gesandte einen vom Belgischen Regenten abgesandten Courier, der im Laufe des gestrigen Tages wieder abgegangen ist.
Man schätzt den Verlust, den die Stadt Bergen op Zoom
durch die letzte Pulver-Exploston erlitten hat, auf 200,000
Gulden.
— — Amsterdam, S8. April. Ihre Majestäten der Kö⸗ nig und die Königin sind heute Nachmittag aus dem Haag hier eingetroffen, um einige Tage hier zu verweilen. Die Freude der hiesigen sehr zahlreich versammelten Einwohner bei Ankunft des geliebten Landesvaters war außerordentlich und gab sich auf die enthusiastischste Weise kund. Man sieht morgen auch der Ankunft Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien entgegen.
— — Amsterdam, 9. April. Papieren war während der abgelaufenen Woche nicht von Be⸗ deutung; die von Paris täglich niedriger angekommenen Course wirkten drückend auf die hiesigen Preise, ungeachtet die feste Haltung des Französischen Ministeriums die Hoffnung auf Er⸗ haltung des Friedens wieder mehr belebte. Nachrichten von ei⸗ ner Insurrection zu Wilna haben die Russischen Fonds etwas
Der Handel in Staats⸗
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herunter gebracht; dagegen haben die Englischen, wegen günst erer politischen Aussichten, sich gebessert. Holländische Staat . erfuhren wenig Preiswechsel; doch gingen sie in den! ten Tagen ein wenig in die Höhe. — Am gestrigen Getrein Markte waren die Besitzer von Weizen und Roggen sehr zurüt haltend, da es scheint, daß die eingegangenen Nachrichten vn einem Ausfnuhr-Verbote aller Getreide⸗-Arten von Seiten Ruf lands und Polens sich bestatigen; es sind daher auch für jeng Getreide bei lebhafterem Umsatze etwas höhere Preise bewillt worden. Hafer war wenig ausgeboten und dagegen stark begeh Gerste blieb preishaltend. Folgende Preise sind bezahlt worden für 125pfündigen weißbunten Polnischen Weizen 400 Fl., si 125pfündigen bunten 350 Fl., sür 123pfünd. dilo 385 Fl., si 125pfündigen rothen Königsberger 380 Fl., für 120. 123pfün Memeler J30. 346 Fl., Alles im Verbrauch; für 126pfünd. we
bunten Polnischen unter Schloß 400 Fl., für 119. 120. 122. 14
pfünd. Preußischen Roggen 227. 230. 236. 239 Fl., für 1 pfünd. Pernauer 220 Fl.; 119. 120pfünd. Rigaer galt 220.2
Fl., 114pfünd. Archangeler 207 Fl., Süpfünd. dicker Hafer
Fl., Futter-⸗Hafer ohne Gewichts⸗Angabe wzs. 87 Fl.
Brüssel, g. April. Als in der gestrigen Kongreß⸗-Sitzun wiederum der namentliche Ausruf der Mitglieder geschah m auch der Name des Hrn. Fendius, Deputirten aus dem Luxen burgischen, genannt wurde, sagte Hr. Claes, daß derselbe i möglich noch ju den Mitgliedern des Kongresses gezählt werde könne, da er, dem Vernehmen nach, zum Feinde übergegangt sey. Auf die Bemerkung, daß man vor allen Dingen wis müsse, ob die Thatsache gegründet sey, erklärte der Präsident, wolle dieserhalb bei Hrn. Thorn, dem in Arlon befindlichen B gischen Gouverneur, eine Anfrage machen lassen.
welche die Ansprüche der Bittsteller untersuchen soll. Hr. Raike erstattete im Namen der Central-Section den Bericht über eim von mehreren Mitglieder früher gemachte Anträge, deren ers dahin ging, dem König von Holland den Krieg zu erklären, we er binnen einem Monate nicht das linke Schelde⸗Ufer, das Lin burgische und das Luxemburgische geräumt haben sollte. Hl sichtlich dieses Antrages schlug die Eentral⸗Section vor, zur] ges⸗Ordnung überzugehen, weil das Recht, über Krieg und Fu den zu bestimmen, der Verfassung zufolge, dem Regenten zusteh⸗ In Bezug auf einen andern Antrag, der dahin ging, daß Rongreß am 25. April aufgelöst werde, schlug die Central⸗Sectz
vor, beide Kammern auf den 1. August einzuberufen; bis dah
sollte man zu den Wahl-Operationen schreiten und der Kong an dem Tage des Zusammentritts der beiden Kammern auß löst seyn. Injwischen würde er sich auch dann noch immer Erwählung des Staats-Oberhauptes vorbehalten, falls sie bis hin noch nicht zu Stande gekommen seyn sollte. Dieser ð richt, so wie ein Antrag des Herrn Serruys auf Abandern der Vorschriften wegen der Einfuhr von Fischen, wurde zum Du und zur Vertheilung verordnet. Der Gesetz- Entwurf wegen hebung einer Anleihe von 2 Millionen Fl. wurde darauf zur? stimmung gebracht und von 113 gegen 5 Stimmen angenn men. Nach geschehener Abstimmung machte der Marquis d Ro des bemerklich, daß die beiden Flandern, welche nach dem de maligen Grundsteuer⸗-Kataster am höchsten besteuert seyen, n auch zu der vorgeschlagenen Anleihe mehr als die anden Provinzen, und namentlich noch einmal so viel als die Pror Hennegau, beizutragen haben würden, was in jedem Falle n großes Unrecht gegen die beiden Flandern seny. Der Finan Minister gab dies zu, meinte jedoch, daß es vorläufig nicht andern sey, daß aber bei der Herstellung des Friedens zunat an der Berichtigung der Kataster gearbeitet werden würde. Folgendes ist das vom Kongreß angenommene Gesetz wegen des Anlehns: Art. 1. Es soll ein Anlehn von 12 Millionen Gulden hoben werden, um den Bedürfnissen des Staates nachzukomm rt. 2. Das Anlehn ist am 1. Januar 1833 rückmahlbar, n auch früher, wenn es die Umstände gestatten. Art. 3. J Grimdbesitzer oder Nutznießer soll zu dem Anlehn nach dem hältnisse der Grundsteuer beitragen, welche auf den Gütern last in deren vollem Besitz er ist, oder deren Nutznießung ihm mi rend des laufenden Abgaben-Termins zufallt, unbeschadet? Abzuges der Zusatz-Centimen, welche zum Besten der Komm nen und der Provinzen erhoben werden. Von Grundstücken,! in Folge des Krieges zerstört oder unter Wasser gesetzt werd soll indessen nichts zu dem Anlehn entrichtet werden. Die hebung findet beim Grundbesitzer statt, so lange er den Nutzn ßer nicht kenntlich gemacht hat. Art. 4. Die Erhebung! Theiles des Anlehns, der die Grundstener zur Basis hat, geschi nach den Grundsteuer-Rollen des laufenden Abgaben-Termi Die eine Hälfte ist am 1. Mai und die andere am 1. Juli bar. Die Obligationen der patriotischen Anleihe von 1830 len bei dem gegenwartigen Anlehn statt baarer Zahlung an nommen werden, jedoch mit Abzug der Zinsen pro Rata dern nicht abgelaufenen Zeit. Art. 5. Ein der Hauptsumme! Personal-Steuer von 1830 gleichlommendes Kontingent soll i jeder Gemeinde erhoben und von dieser unter den beiden D teln ihren Höchstbesteuerten repartirt werden. Art. 6. Die zweite Theil der Anleihe ist am 14. Juni zahlbar. Die Sten Rollen sollen von der Kommunal-Verwaltung festgestellt exrekutorisch gemacht werden. Art. 7. Die Steuer ⸗Einnehr sollen den Darleihern kostenfrei eine Anzeige von dem Bent des sie betreffenden Steuersatzes zukommen lassen. Art. 8. . jeder Zahlung werden die Einnehmer auf den Namen Darleiher provisorische Empfangscheine über die eingeza Summe ausstellen. Diese Scheine sollen als Effekten orteur angesehen und in dem Kreise, wo sie aut tellt, später umgetauscht werden. Art. 9. Der Umtan geschieht vom 1. Aug. bis zum 31. Dei. d. J. Pen Scht Dbligationen von 506, 100, 50, 25 und 10 Fl. Die Komm nen werden autorisirt, die provisorischen Empfangscheine der] haber, die es wünschen, ii vereinigen, so daß nur ein ein Umtausch im Namen der Kommune stattfindet, die sodann! den Interessenten, denen sie einstweilen Bons au porteur ge kann, sich berechnen muß. Die Schatz-Obligationen sind Visa des Rechnungshofes unterworfen und werden ebenfalls Effekten au porteur angesehen. Sie tragen vom 1. Juli al pCt. jahrliche Zinsen. Art. 19. Die mit dem Umtausche beg tragten Agenten sind autorisirt, die zur Kompletmirung einer ligation nöthige Summe in baarem Gelde zu empfangen. hen die Interessenten es vor, so sollen ihnen neue Empfa⸗ scheine zur Vervollständigung derjenigen ertheilt werden, welch Obligationen verwandelt werden sollen. Art. 11. Die Einzahlung Anlehns muß zu den angegebenen Terminen geschehen, welt auch die Reelamationen seyn möchten, die die Interessenten machen haben sollten; im Falle einer günstigen Entscheidung, len sie jedoch das zu viel Entrichtete unverzüglich zurückge)ahlt
kommen. Art. 12 und 13 enthalten lolale Bestimmungen. Art. .
; Auf Anh! einiger, vom Justiz-Minister dem Kongreß übersandten Naturalss tionsgesuche, beschloß die Bersammlung, eine Kommission zu ernennt
eder kann bis zum 1. Juli an dem Anlehn durch freiwilli zubscriptionen von öh0, 100, 50, 10 und —⸗ nn i n. Art. 15. Die Regierung wird autorisirt, die Obligationen des genwärtigen Anlehns nach und nach zurückkaufen zu lassen fen, w . n ,, es gestattet. ; Aus dem Luremburgischen wird gemeldet: „In d ö en Tagen der vorigen Woche ritt ein dran cher ö et, das aus Thionville abgegangen war, big nach dem im roßherzogthume gelegenen Dorfe Frisange. Der Regiments— dberst wurde davon benachrichtigt und gab am folgenden Tage sehreren Offizieren Arrest; eben so wurden auch die Dragoner elche die Französische Gränze überschritten hatten, bestraft. Seit⸗ em ist den Detaschements, welche den Dienst haben, der Be— hl zugegangen, nicht über das Dorf Roussy hinaus, welches nt Stunde von der außersten Granze entfernt liegt, zu reiten.“ Man geht hier damit um, dem General Lamarque die Be— hlohaberst elle uber das Vertheidigungs⸗Heer anzubieten, falle e Deutschen Bundes-Truppen in Luxemburg einrücken sollten. Die Emancipation meldet: „Unsere Regierung hat den Beschluß gefaßt, einen Aufruf an die Freiwilligen zu erlassen. s sollen acht Bataillone gebildet und in Mons und Nainur ganisirt werden. Die Freiwilligen verpflichten sich, bis zum leden zu dienen, und sollen ihre Offiziere und Unteroffiziere lbst erwahlen können. Demnächst wird dieses Truppen-Eorps, 1s auf 8009 Mann gebracht werden soll, nach dem Luxembur— sschen gesandt werden.“ Die Besatzung von Antwerpen, die bereits 12, 000 Mann Ihlen soll, wird noch eine bedeutende Verstärkung erhalten. Das rt St. Marie ist jetzt mit Feldstücken besetzt. Die Stellung 6 Holländischen Geschwaders vor Antwerpen bleibt unverändert. 6 Firmin Rogier ist gestern Abends wieder nach Paris ereist. ; Aus pern wird gemeldet, daß außer den Häusern der Herren zehaghel und Steurs auch noch das des Herren Cardinael mit rchterlicher Wuth verwüstet worden sey. Der Letztere kam selbst nter die Plünderer und bat flehentlichst um Schonung; er machte gar Anerbietungen; es half jedoch Alles nichts, da durchaus ine Behörde vorhanden war. Der Haufe, der die geplünderten auser um 4 Uhr Morgens verlassen hatte, steilte sich um g Uhr Vor— ittags wieder ein und trug Alles fort, was noch mitzunehmen war. ie anwesenden Soldaten haben, statt dem Unwesen ein Ende zu achen, daran Theil genommen und den Diebstahl mit n Plünderern getheilt. Als nach 9 Uhr, aus Be sorg— ß, daß Feuer entstehen möchte, eine Sprütze herbeigebracht irde, stürzte das Volk, das der Memung war, man habe eine anone aufgefahren, aus dem Hause, das eben geplündert wurde; s es jedoch seinen Irrthum wahrnahm, ging es ruhig wieder rück und setzte seine Plünderungen fort. Erst Mittags ließ der Hiutant Simons zwei Kanonen auffahren und stellte dadurch e Ruhe wieder her. Aus Furcht vor Haus suchungen warfen sele die gestohlenen Möbel auf die Straße oder in den Fluß, D man sie zum Theil zertrümmert wieder gefunden hat. Ein Mitglied der hiesigen Association ist gestern Abend nach
nördlichen und nordwestlichen Granzen von Frankreich abge⸗
ist, um dort den Französischen Associationen die Hand zu bieten. In Gent ist am 7Tten d. die sogenannte Belgische National⸗ ssoctation feierlich installirt worden; auch in Bassevelde und Ecclos ben ähnliche Feierlichkeiten unter der Aufpflanzung von Frei— itsbäumen stattgefunden. Lüttich, 9. April. Folgendes ist ein Auszug aus dem an
n Bürgermeister und die Schöffen erstatteten Bericht des Ober—
fehlshabers der hiestgen Bürgergarde, Herrn Vercken, über die eignisse des 28sten und 29sten v. M. „Am 28. Marz gegen Uhr Abends empfing ich ein Schreiben von Herrn Lambremont, mich bat, ihn und sein Eigenthum gegen die Gewaltthaten, n denen er am genannten Tage bedroht zu seyn vorgab, zu jützen. Schon einige Stunden früher durch Sie unterrichtet, ß ein anderes Indiwiduum von Unordnungen gesprochen habe, am Abend stattfinden sollten, gab ich, ohne daß mir die seit igen Tagen geäußerten Besorgnisse sehr gegründet schienen, n Trommelschlägern Befehl, sich beim Rathhause zu versam⸗ in, um nöthigenfalls den Generalmarsch zu schlagen, was auch der That das einzige Mittel war, das mir Behufs der Vereini⸗ g der Garde zu Gebote stand. Ich schrieb an Herrn Behr, den esehlshaber der Nord-Legion, um ihm den Brief des Herrn mbremont mitzutheilen und ihn zur Wachsamkeit und zur greifung aller ihm zweckmäßig scheinenden Maaßregeln aufzu— dern. Anderen Beamten machte ich dieselbe Mittheilung, ewohl nur mündlich. Andererseits war mit ihnen die Ueber— kunft getroffen worden, daß der Posten der Pompiers verdop⸗ t und dem Militair angedeutet werden sollte, eine Eskadron ürassiere bereit zu halten; das Nämliche geschah hinsichtlich der ensdarmen. Diese Maaßregeln, die einzigen, welche die Um— nde nothwendig zu machen schienen, wurden vollzogen; wir nten mithin ruhig seyn. Dessenungeachtet befahl ich zur it der Ablösung der Wache der abziehenden Garde, in vorgeblich bedrohten Stadbttheil zu patrouilliren. Der
befehligende Lieutenant Praigneur berichtete mir, daß es ruhlg und kein Zusammenrotten zu bemerken sey. a die aufgezogene Garde, die unter den Befehlen des Capi— ns Ducros alis 50 Mann bestehen sollte, nicht vollzählig war, trug ich einem Korporal und 2 Mann auf, die Gardisten, ungeachtet der an sie erlassenen schriftlichen Aufforderungen cht auf ihren Posten erschienen waren, in ihren Wohnungen fjusuchen. Zu gleicher Zeit fertigte ich nach allen Richtungen donnanzen ab, üm zu erfahren, ob keine Zusammenläufe statt—⸗ den. Die mir in Rathhause, wo ich mich beständig aufhielt, ßegangenen Berichte meldeten mir, daß überall die größte he herrsche. Gegen 10 Uhr Abends wollte ich mich persön—
von der Lage der Dinge unterrichten und begab mich, in egleitung der Legions-Befehlshaber Behr und Richard La— arche, des Capitains Demany und anderer Offiziere, nach dem t. Leonardus-Thore, in der Absicht, die hintere St. Thomas⸗ traße und mehrere andere Straßen zu passiren; ich fand Alles hig und keine Spur von Aufregung. Im Zurückkommen, als E eben den Platz St. Barthelemi durchschnitten, sahen wir ötzlich aus der Straße Ferenstrée einen Haufen von 60 Men— sen aus verschiedenen Ständen mit dem Geschtei: „„Weg t den Orangisten, es lebe Belgien!““ herausstürzen; sie schie⸗ übrigens unbewaffnet zu seyn. Ich hielt diesen Haufen für njenigen, welcher Herrn Lambremont für das Haus besorgt macht hatte, in welchem das Echo, ein den neuen Einrichtun— rin Belgien feindliches Blatt, gedruckt ward, das sich täglich ange⸗ en seyn ließ, anders denkende Personen und aus der Revolution tsprungene Verfügungen zu schmähen und herabzuwürdigen.
eilte mit den Herren Behr und Richard dem Rathhause zu,
die nöthigen Befehle zu ertheilen. Die anderen Offiziere theilten sich, um den oben genannten Haufen zu beobachten.
fertigte sogleich eine Abtheslung Pompiers mit dem Befehle den Haufen, der, meines Dafürhaltens nach, seinen Weg nach
der hinteren St, Thomas⸗-Straße genommen häben mußte, aus einander zu treiben. Auch schickte ich von dem damals noch nicht vollzähligen Posten der Bürgergarde, der das Rathhaus besetzt hielt, eine Patrouille dahin. Den Trommelschlägern befahl ich, den Generalmarsch in solchen Stadttheilen zu schlagen, die nicht 3m den niedrigeren Klassen bewohnt werden, wozu man meine Beweginngsgründe leicht einsehen wird. Nach wenigen Augenblicken stellte sich ein starkes Peloton Garde beim Rathhause ein, das ich unter den Befehlen der Lieutenants Rensonnet und Martial nach der St. Thomas⸗Straße abfertigte; der Haufen war aber theilweise schon in das Haus des Herrn Lambremont eingedrun— gen, und mit lautem Geschrei verlangte die Menge die Ausliefe— rung der Pressen der oben genannten Zeitung, die ihre WButh veranlaßt hatte. Ich befahl den Capsftain's Ducros und Hu⸗ bert, die allmalig ankommenden Gardisten bei dem Rathhause in Pelotons zu formiren, und eilte mit Herrn Behr und einigen anderen Personen dem Schauplatz der Unruhen zu. Es hatten sich dort beträchtlich viele Menschen versammelt, die dem, was dort vorfiel, ihren Beifall bezeugten. Ich fand bald, daß es un— möglich war, die Vernichtung des Hausgeräthes zu verhindern;
Vorstellungen, Bemerkungen, Bitten waren fruchtlos; die Wuth
der Zerstsrer machte sie taub. Unsererseits konnte die Anwen— Ie, . Gewalt nür von traurigen Folgen seyn, da die Massen 9 enen sympathisirten, die wir bekämpfen sollten. Einige, den Urhebern dieser Unordnungen entschlüpften Worte und die Ueber— zeugung, daß der einmal in Bewegung gesetzte Strom der Volks— massen schwer zu bändigen ist, brachten mich zu dem Entschluß, so schnell als möglich zum Rathhause zurückzukehren, um dort eine größere Trup⸗ penzahl zu organisiren und andere Punkte, die bedroht werden konnten, zu beschützen. Zwei Eskadrone Kürassiere hatten Befehl erhalten, sich auf den Theaterplatz zu begeben, um das Haus des Herrn Orban zu , Nachdem noch eine gehörige Ainjahl iöhardisten beim Rathhause angekommen war, bildete ich eine starke Kolonne, die durch zwei von Herrn Lambremonts Haus zurückgekehrten Pelo— tons verstärkt wurden und behielt mir den Befehl über dieselben vor, Jetzt erhielt ich die Nachricht, daß ein Theil der Volks— masse, die jenes Haus zerstört hatte, dem südlichen Theile der Stadt unter Drohungen gegen Herrn Orban zuzog, worauf ich mich nach dem Theaterplaß begab, den ich mit der Menge zu— gleich erreichte. Die Kürassiere waren vor dem Orbanschen Hause in Schlacht-Ordming aufzestellt. Ich machte sogleich eine Bewegung, um mich ihnen und dem Vapitain Ichotte anju— schließen, der in dem Augenblick mit einem Peloton aus der St. Thomasstraße anrückte. Fast mit mir zu gleicher Zeit langten der Bürgermeister und die Schöffen Demonceau, Defooz und Dejaer auf dem Platz an. Wir wurden von der Menge umzin— gelt und konnten nur mit Mühe durchkommen. Nachdem die Kürassiere die Fronte verändert hatten, marschirte ich gerade auf das Haus Froidbise los, um von dort aus durch eine Seiten— bewegung das bereits mit Steinwürfen bestürmte Orbansche Haus zu befreien. Biele Gardisten hatten sich in der Menge verloren, weshalb ich mehrere Male Rappell schlagen ließ, um sie wieder zu vereinigen und in Reihen zu bilden. Aller An— strengungen ungeachtet, von meiner Seite sowohl als von Seiten der Capitaine Demany, Nagelmackers, Forgeois und Remont, und trotz der Mitwirkung des Hrn. Behr und mehrerer anderer Offi— ziere, die ich hier nicht nennen zu können bedaure, kam die Bil— dung der Kolonne nicht zu Stande. Ueberall setzte man uns eine Kraft der Träghett entgegen, die unbesiegbar war. Fast Jedermann raisonnirte und wollte da etwas Politisches er⸗ blicken, wo man doch nur die Angriffe auf das Eigenthinm hätte ins Auge fassen sollen. Die geringe Zahl derer, die noch meiner Stimme gehorchten, konnte nach außen hin nur einen fruchtlo— sen und sehr gefährlichen Widerstand leisten. Schon waren ge— waltsamer Weise Oeffnungen in den beiden au das Thor stoßen— den Fenstern gemacht worden und einige der Stürmenden in das Innere des Hauses gedrungen. Ich glaubte uns mithin besser im Innern postirt und stieg durch ein halbzerschlagenes Fenster in das Haus hinein, indem ich zugleich die Gardisten aufforderte, mir zu folgen; drei nur folgten. Wahr ist es, daß die Gefahr groß war, denn man warf Flaschen und andere Ge— genstände aus den Fenstern, durch die man hinein mußte, und Hausgerathe aus den Fenstern des ersten Stockes. In dem Theile des Hauses, der zum Laden diente, angekommen, befanden wir uns in der größten Dunkelheit und hörten um uns her Alles zerbrechen, ohne die Thäter erkennen oder derselben habhaft werden zu können. Uebrigens nahm die Zahl der Zerstörer immer mehr zu.“ (Hier berichtet Herr Vercken über die Scenen, die im Innern des Hauses stattfanden, und führt mehrere Einwohner an, die sich mit großer Anstrengung den Verwüstungen widersetzt haben. Herr Vercken fertigte spater eine Abtheilung Garden nach dem Hause des Herrn Cockerill ab, das man bedroht glaubte.) „Ich erfuhr inzwischen,“ heißt es weiter, „daß sich eine neue Men— schenniasse gegen das Haus des Herrn Stephany, eines ehema— ligen Direktors der Holländischen Polizei, in Bewegung gesetzt
hatte. Da ich nicht genug Mannschaft hatte, um Ge⸗ walt brauchen zu können, begab ich mich in aller Eile, in Begleitung des Lieutenants Collard und des Adjutanten Centroul, dahin, und in wenigen Augenblicken gelang es mir mit Beistand der genannten Herrn, das ganze Haus von den
Eingedrungenen säubern zu lassen. Darauf begab ich mich nach
dem Orbanschen Hause. Hier machte ich die wichtige Bemerkung,
daß ein großes von Herrn Delmarmol bewohntes Zimmer vom
Volk verschont worden war, woraus deutlich der Geist hervor—
geht, der sein Verfahren leitete. Ich hatte Gelegenheit, die näm⸗—
liche Bemerkung im Hause des Herrn Lambremont zu machen,
als ich selbiges mit den Herren Schaffen Plumier und Dejaer
am 29sten um 7 Uhr Morgens besuchte. Mit Leichtigkeit ge⸗
lang es uns, die zahlreichen Arbeiter, die es demolirten, durch
die Bemerkung zu entfernen, daß ihre Verwüstungen nur zum
Nachtheil des Praäsidenten Fabry gereichen würden. Am 2gsten
des Morgens ließ ich in allen Theilen der Stadt den General- marsch schlagen, um genug Mannschaft zum Widerstande zu versammeln, im Fall sich die Unordnungen erneuern sollten. Die Gardisten, entweder aus Ermüdung oder aus Gleich⸗ gültigkeit gegen Gefahren, die sie nicht für bedeutend hielten, sammelten sich nur langsam. Um 58 Uhr ward die Menge, die abermals in das Orbansche Haus gedrungen war, durch ein Peloton der, den Bürgermeister begleitenden Garde wieder hinausgetrieben. Während dessen meldete man mir, daß das Haus des Herrn de Macar, dem das Volk, mit Recht oder mit Unrecht, die Auflösung unserer schönen Kommunal-Garde vorwirft, von einer beträchtlichen Volksmasse angegriffen wurde. Es war g Uhr Morgens. Herr Richard führte elligst eine Ko⸗ lonne Garden dahin; es war aber schon zu spät, das Haus war bereits erstürmt und Alles, was sich an Hausgeräth vorgefunden hatte, zerstört oder weggetragen worden. Die Verwüster wurden gewaltfam hinausgejagt, wobei ein von Herrn Bahet ange— führtes Peloton Pompiers die größten Dienste geleistet hat,
fehligtes Peloton, das bis zum folgenden Tage das Haus besetzt gehalten und es gegen einen am Nachmittage er⸗ folgten, äußerst heftigen Angriff tapfer vertheidigt hatte. Es haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden. Die J. ten wurden den Gerichten übergeben, die über die Veranlassun⸗ gen und über die Urheber der begangenen Gewaltthatigkeiten strenge Untersuchungen anstellen werden. Man hat die Frage aufgestellt: warum die Kürassiere nicht auf das Volk eingehauen haben? Ich meinerseits frage dagegen, ob in der Zeit, in wel⸗ cher wir hier leben, die Kürasslere einhauen konnten, wenn sie die Bürgerschaft unbeweglich sahen. Diese unglücklichen Erxeignisse, die wir nicht genug beklagen können, sind das gewisse Resultet politischer, täglich durch die unvorsichtigen Feinde der Revoln⸗ tion aufgeregter Leidenschaften, dieser Manner, die sich auf die nur zu große Nachsicht der Regierung gegen eine Klasse von Leuten stützen, gegen welche die Belgier den tiefsten Widerwil⸗ len hegen. Was man übrigens auch sagen möge, ich bleibe da— bei, daß es kein Komplott gegeben hat, und bin der Meinung, daß Alles aus freiem Antriebe und in Folge von Leidenschaften geschah, die bis zur Wuth gesteigert waren.“
Gestern ist General Daine hier angekommen. Mittags hielt er eine Revne ab, worauf die Offijiere der Constitution und den Belgischen Gesetzen Treue schwuren.
Polen.
Aus dem Kaiserl. Russischen Hauptquartier zu Ryki den 6. April.
Das Wetter ist seit einiger Zeit beständig tind trocken, so daß Wege und Felder bald Truppen⸗Bewegungen mlassen wer⸗ den. Es befinden sich hier koncentrirt das Grehadi er⸗Corps, die Lithauischen Garden, das sste Armee-Corps und das 3te Kaval⸗ lerie-Corps. In wenigen Tagen werden die kräftigsten Offensio⸗ Operationen stattfinden. Man sieht den Truppen nicht an, welche beschwerliche Marsche sie bereits im Laufe dieses Winters genracht haben. So eben geht ein Ponton⸗-Train hier durch. Heneral Dwernicki ist nach den neuesten Nachrichten noch immer in Za— mos eingeschlossen.
Warschau, 11. April. Die hiesigen Blätter enthal— ten eine Verordnung der National-Regierung vom 25. März, welcher zufolge eine Rechnungs-Kommission zur Durchsicht und Verificirung der Rechnungen über die von der früheren Armee⸗ Verpflegungs⸗Kommission verausgabten Gelder und über die von ihr bezogenen und verabfolgten Produkte und Armee-Bedürfnisse niedergesetzt werden soll. Diese Rechnungs⸗Kommission soll un⸗ ter Aufsicht des Ministeriums des Innern stehen und aus 2, von der National-Regierung ernannten Räthen, einem General-Se⸗ cretair und einem Controlleur bestehen.
Unter amtlicher Rubrik bringt die hiesige Staats⸗Zei⸗ tung folgende Berichte: Vom aten bis 7ten d. M. ist bel den unter unmittelbarem Befehl des Generalissimus stehenden Corps kein Gefecht von Bedeutung vorgefallen. Die Avant⸗Garden brachten einige Gefangene und etwas Gepäck ein. Das Haupt⸗ Quartier ist nach Latowicz vorgerückt. Der Feind hat, durch unsere Bewegungen gedrängt, einen bedeutenden Theil seiner Streitkräfte von der Weichsei und dem Wieprz zurückgezogen. Der übergus schlechte Zustand, in welchem sich die Wege nech immer befinden, setzt den militgirischen Operationen große Hin⸗ dernisse entgegen. — Am 4ten d. M. setzten einige Abtheilungen der Leibgarde-Husaren und Dragoner unterhalb Rozan über
dronen des Zten Chasseur-Regiments an; der Feind wurde zRry⸗
zben so wie ein anderes von dem Capitain Martini bt—
die Narew. Der Oberst Dluski griff dieselben mit 2 . .
streut und warf sich theils in den Fluß, theils in die am fer in Bereitschaft gehaltenen Kähne. Es blieben 2 Offtziere, 10 Unteroffiziere und Gemeine, und ein Oberst (Lanskor, Wach den Aus sagen der Gefangenen), 4 Offiziere und gegen ertranken; in Gefangenschaft geriethen ein Fahnenj Soldaten; auch wurden an 50 Pferde erbeutet. Unser beschränkt sich auf einen Todten und 6 Verwundete.“ ö Außerdem enthält die Staats⸗-Zeitung unter Anderm noch folgende Nachrichten: „Vom 7ten. Daß dle Pomische Kavallerie bis jenseits Siennica auf die Communications⸗-Linie der Russen vorgedrungen, beweist am besten das genommene He⸗ päck und die Verschiedenheit der Regimenter, zu denen die in diesen Tagen eingebrachten Gefangenen gehören; die letzten sind aus den Corps der Generale Fürst Schachoffskoi und Graf Pahlen. Nach der Stellung und Bewegung der Armeen zu urtheilen, kann möglicherweise heute oder morgen eine große Schlacht stattfinden.— Eine Abtheilung von Freiwilligen der National⸗Garde zu Pferde und zu Fuß, desgleichen Artillerie unter dem Kommando des Bür⸗ gers Rojewski, eines ehemaligen Militairs, ist nach den Wäl⸗ dern bei Kaluszhn marschirt, um die Russischen Nachzügler aus jenen Gegenden zu verdrängen. — Aus Zamose wird unterm 28sten v. M. gemeldet, daß das Corps des Generals Dwernicki sich in gutem Zustande befinde und durch Freiwillige einigen Zu— wachs erhalte. — „Vom 8ten. Privat-Nachrichten aus dem Polnischen Feldlager bei Latowicz vom ten zufolge, beabsichtigte der Generalissimus, am folgenden Tage dem Feldmarschall nach⸗ zurücken. — Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael hat seit einiger Zeit sein Hauptquartier in Lomza.“ — „Vom gen. Gestern wurden einige Offiziere und gegen 50 Gemeine nach Warschau gebracht, welche am 5teun d. bei Stoczek gefan⸗ gen genommen wurden.“ — „Vom 1ten. Personen, wel—⸗ che von jenseits Okuniew in der Hauptstadt angekommen sind, sagen aus, daß sie vorgestern und gestern Nachts in der Ent⸗ fernung von einigen Meilen eine starke Kanonade gehört haben. Eine offizielle Nachricht darüber ist nicht eingegan⸗ gen, doch heißt es, daßdie Polnischen Truppen wieder gegen 1500 Mann zu Gefangenen gemacht hätten. Diese Kanonade konnte möglicherweise von der Kolonne des Generals Andrychewicz her— rühren, welche bei ihrem weiteren Vordringen gestern unter im⸗ merwährendem Kampf in Wengrow eingerückt seyn soll. — Die Nachrichten von dem Corps des Generals Dwernicki reichen bis zum 4ten d. M. Er stand noch immer in der Umgegend von Zamosc; die sehr schlechten Wege in jenen morastigen Gegen— den erlaubten ihm nicht, offensive Bewegungen zu machen. — Mehrere Russische Gefangene und einiges Gepäck sind von der linken Seite des Weichsel⸗Ufers eingebracht worden, da der Fluß bei Stenzyca schon passirt werden kam. — Aus Miechow wird gemeldet, daß am 2sten v. M. die dortigen Einwohner den von dem Reichstage vorgeschriebenen Eid geleistet haben, und daß zugleich die Adler des zweiten Krakusen-⸗Regiments, welches die Wojewodschaft Krakau auf eigene Kosten unter dem Kommando des Obersten Paßye organisirt hat, eingeweiht worden seyen.“ Dem Polnischen Kurier zufolge, zieht der Feldmarschall Diebitsch von dem jenseitigen Ufer des Bug her ein Corps des Generals Pahlen an sich. Unter diesen Truppen sollten sich Spuren der Cholera gezeigt haben, doch errege diese Krankheit in Polen keine Besorgniß, weil sie sich, nach der Behauptung erfahrener Aerjte, in diesem Lande nicht leicht mittheile⸗