Hauptmacht des Feldmarschalls Diebitsch macht eine rückgängige Bewegung. Das ganze rechte Weichsel-⸗Ufer bis an den Einfluß des Wieyrz ist frei, und das Russische Hauptquartier soll von
Ryki nach Baranow, jenseits des letzteren Flusses, verlegt wor⸗
den seyn. Jeden Augenblick sieht man neuen bedeutenden Er— eignissen entgegen.“ .
Die Staats-Zeitung meldet: „Die Avant-Garde des Uminskischen Corps, unter den Befehlen des Generals Andry— chiewiez, ist in Wengrow eingerlickt und hat daselbst bedeu⸗ tende Magazine und eine Menge Geräthschaften und Lazareth— Effekten vorgefunden.“
Der Warschauer Zeitung zufolge, wäre Wengrow am 9gten d. M. von den Polnischen Truppen, nach einem hartnäcki— gen Gefechte mit einer Abtheilung der Russischen Garden, besetzt worden, und das ganze Corps des Generals Uminski soll über den Liwier gegangen seyn. In diesem Augenblicke, meint dieses Blatt, müsse schon ein entscheidendes Treffen mit dem Garde— Corps stattfinden.
In der gestrigen Staats-Zeitung liest man Folgendes: „In Lemberg sind mehrere Staffetten von der Russischen Gränze mit der Meldung angekommen, daß in Wolhynien ein Aufstand ausgebrochen sey, wozu eine Feuersbrunst in Poezajow, an der Gallizischen Gränze, das Signal gab; man hörte an der Oester— reichischen Gränze Kanonendonner und sehr in der Nähe sogar klein Gewehrfeurr. Da diese Nachricht nicht direkt aus Lem— berg, sondern über Krakau hier eingegangen ist, so müssen wir die Bestätigung derselben noch abwarten.“
Ferner enthält dieses Blatt einen Handels-Brief aus Brodh vom 1. April folgenden Inhalts: „Es ist ganz gewiß, daß in dem Städtchen Poczajow, 4 Meilen von Brody, die Einwohner gegen die Russische Regierung aufgestanden sind. Die dortigen Basilianer, mehrere Hundert an der Zahl, reizten das Volk zur Empörung auf. Diese Ordens-ꝛGeistlichen besitzen ein großes befestigtes Kloster (eines der größten und reichsten in ganz Europa), daher man das ganze Städtchen gewissermaßen als eine Festung betrachten kann. Gestern Abend hörte man eine starke Kanonade, und, allem Anschein nach, hat in der Gegend von Beresteczko, welches 2 Meilen von hier entfernt ist, ein Ge— fecht stattgefunden. Auch behauptet man, daß eine Abtheilung Polnischer Truppen vom Corps des Generals Dwernicki anf Wolhynischem Boden angelangt sey. Der hiesige Oesterreichi⸗ sche Konsul zeigte um Mitternacht der Orts-Obrigkeit von Brody an, daß die Gränz-Besatzung von Seiten Oesterreichs verstarkt werden müsse, und in Folge dieser Vorstellung wurde eine Staf— fette nach Lemberg abgesandt. Nachschrift. In diesem Au— genblick erhalten wir durch Staffette die Nachricht, daß eine an— sehnliche Abtheilung Polnischer Truppen in dem eine halbe Meile von hier entfernten Gränzort Radziwillow angekommen und ge— genwärtig mit Besetzung der Zoll-Kammer beschäftigt sey.
Der Polnische Kurier berichtet, daß sich in den Wäl— dern von Minsk noch einige Hundert Kosaken zeigen, welche vom Gros der Armee abgeschnitten seyen; es sey bereits ein Corps von Warschau abgegangen, um dieselben aufzuheben.
In demselben Blatte heißt es: „Die Polnischen hörden kehren in den von den Russen verlassenen Landestheilen wieder an ihre Bestimmungsorte zurück. Die Dorfbewohner finden sich mit den wenigen ihnen übriggebliebenen Habseligkei— ten auf ihren Wohnplätzen wieder ein. f an
Ze⸗
Die Felder fangen zu grünen, und die Wintersaat verkündet eine ergiebige Frucht.“ Dem Warschauer Kurjer zufolge, kehren auch bereits mehrere von den Bewohnern der Vorstadt Praga wieder in ihre früheren Wohnungen zurück. In der Staats⸗Zeitiung wird darüber Beschwerde⸗ führt, daß das evangelische General-Konsistorium noch keine Pro— elamation an die Mitglieder jener Konfession erlassen habe, um sie zur n fiir, der Polnischen Sache aufzufordern. Da⸗ gegen werdei im Warschauer Kurier die Vorwürfe wider⸗ liegt, welche von vielen Seiten den Bekennern der Mosaischen Religion gemacht werden, daß sie lässig in der Unterstützung der Vnfstnrectson sehen. . Der Depitirte V. Zwierkowski hat einen Artikel in die
hiefige Staats⸗Zeitung einrückem lassen, worin er dem Re—
dacteur derselben vorwirft, daß er sich eine Unrichtigkeit bei Mit—
theilung der Kammer-Verhandlungen habe zu Schulden kommen lassen. Die Kammern hätten nämlich keinesweges den Aus— spruch gethan, daß die Verfügung des General-Gouverneurs vom Isten d. nicht verpflichtende Kraft habe, ja, sie hätten nicht ein— mal den in dieser Beziehung gemachten Antrag zur Disküssion vorgenommen, sonst würde derselbe zuvor den Reichstags-Kom— missionen zur Prüfung übergeben worden seyn. Das Einzige, was sie gethan, sey gewesen, daß sie den Gegenstand an die National⸗Regierung überwiesen hätten, vor deren Forum er eigent⸗ lich gehöre. Hierauf macht der genannte Deputirte, zur Bekräf— tigung seiner Aussage, einen Theil des Protokolls der Reichs tags⸗-Sitzung vom ten d. bekannt. .
Um die Hauptstadt von der Gefahr einer ansteckenden Krank— heit zu befreien, die durch die Anhäufung so vieler Kranken in derselben, von denen viele an hitzigen Fiebern darniederliegen, leicht entstehen könnte, hat der General-Gouverneur der Natio⸗ nal-Regierung den Vorschlag gemacht, in dem Feldlager bei Warschau ein großes Militair-Lazareth anzulegen; nach erhalte— ner Bevollmächtigung hat derselbe anbefohlen, daß die in Pri— vathäusern von Warschau liegenden Kranken, sobald das Lager der 2ten Infanterie- und der Garde-Grenadier-Division zum Lazareth eingerichtet sey nwird, dorthin transportirt werden sollen.
Auf die hier verbreitete Nachricht, daß Polen von der Cho— lera bedroht werde, hatte das Kriegs-Ministerium die Aerzte Malcz und Woyde zu der Armee abgesandt, um Untersuchunger deshalb anzustellen; diese sind aber am 9gten d. mit der beruhi— genden Nachricht zurückgekehrt, daß jenes Gerücht durchaus un— gegründet sey.
Das Untersuchungs-Comitsé in Angelegenheiten der geheimen Polizei hat wiederum 7 Personen auf freien Fuß gesent.
Der Professor Romuald Hube wird, wie die Warschauer Zeitung meldet, in diesen Tagen aus Wien wieder zurück er— wartet. dal
Vom Professor Joachim Lelewel ist hier ein h storisches Werk, unter dem Titel: „Geschichtliche Vergleichung Spaniens und bei im 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts,“ im Druck erschienen. ,
Die Getreidepreise auf den hiesigen Märkten sind vom Iten bis zum 9gten d. noch mehr gestiegen. Für den Scheffel Roggen zahlte man schon bis 32 Fl., für Weizen 30 bis 34 Fl., für Gerste 22 bis 25 Fl., für Hafer bis 157 Fl., für ein einspänni⸗ ges Fuder Heu 26 bis 32 Fl., für ein zweispänniges 40 bis 47 Fl. und für eine Fuhre Stroh 7 bis 12 Fl.
Frankreich.
Paris, 9. April. Morgen wird der König im Hofe der Tuilerieen sechs Bataillone der hiesigen Garnison mustern.
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Durch eine Königl. Verordnung vom 22sten v. M. wird die Uebernahme der hiesigen Elementar-Erziehungs-Anstalt von Cochin durch die Hospiz-Verwaltung der Hauptstadt, so wie der Ankauf des zu jener Anstalt gehörenden Grundstücks, genehmigt und zugleich bestimmt, daß diese letztere, um das Andenken ihres Stifters Cochin zu ehren, seinen Namen führen soll.
Der Präsident des Minister-Raths hat wieder mehrere Rund— schreiben an die Präfekten in Betreff der Reorganisirung der National-Garde erlassen; in dem einen ordnet er die Behufs der gesetzlich vorgeschriebenen Eidesleistung der gegenwärtig fun⸗ girenden Offiziere zu treffenden Maaßregeln an. Ein zweites Schreiben benachrichtigt die Präfekten, daß die Uniform der National-Garde dieselbe bleiben solle, wie die bisherige.
General Delort, Mitglied der Deputirten-Kammer, ist statt des General Sémels zum Commandeur der im Mosel-Depar⸗ tement stehenden Division ernannt worden.
In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗-Kammer wird man sich aufs neue mit dem Wahlgesetze beschäftigen. Eine vorberei⸗ tende Versammlung einiger 90 Deputirten von der linken Seite fand noch gestern unter dem Vorsitze des Obersten Grouchy bei Lointier statt. Da die Amendements der Pairs-Kammer in Betreff des Wahl- und des Wählbarkeits-Census bereits von dem Ministerium selbst aufgegeben worden waren, so berieth man sich bloß liber den von der Regierung in Vorschlag gebrachten tran⸗ sitorischen Artikel, wonach die 30 Zusatz-C'entimen, um welche man die Grundstener in diesem Jahre erhöhen will, bei der Be⸗ rechnung des Wahl-Census nicht mit in Anschlag gebracht werden sollen; die große Mehrzahl der Versammlung erklärte sich gegen diese Bestimmung.
Zweinndsechzig Deputirte, worunter die Herren v. Laborde,
v. Mosbourg, Bertin de Vaurx, v. Lameth, Kératry, Marschall Gérard, die Generale Mathien Dumas und Clausel, die Herren v. Schonen, v. Noailles, Guizot, Humann u. A., sind mit mehr oder minder starken Summen der National-Subseription beige⸗ treten, wodurch die Anleihe der 120 Millionen zum Pari-Eourse aufgebracht werden soll. Für den Fall, daß die Anleihe nicht ganz zu Stande käme, sollen den Subskribenten Schatzkammer⸗ scheine, die auf ein Jahr lauten und 5 pCt. Zinsen tragen, aus— gehändigt werden. Die Mannschaft der Fregatte „Dido“, Capitain Latreyte, wor⸗ auf der Prinz v. Joimville seine erste Fahrt machen soll, wird aus 294 See-Soldaten und 154 Matrosen bestehen; wann das Schiff in See gehen werde, ist noch nicht bestimmt.
Das Jvurnal des Débats äußert in einem Artikel über den jetzigen Zustand Belgiens: „Belgien besitzt Alles, was man auch uns geben wollte, Klubs, Freiheitsbäume und patriotische Vereine, welche die Regierung unterstützen sollen; hat es aber mehr Freiheit, Sicherheit und Kraft, als wir? Die wesentlichste der Freiheiten, diejenige, welche alle übrige vertheidigt, welche alle Uebel, sogar die, die sie selbst verursacht, heilt, die Preßfrei⸗ heit lebt in Belgien unter dem Joche der Volks-A Aufläufe, das viel schwerer drückt, als die Censur; denn hier sind es Tausende von unwissenden und ungeschliffenen Censoren, welche auf einen Verdacht, auf ein Gerücht hin, nicht etwa einen Satz verstüm—⸗ meln, sondern sogleich die Pressen zerbrechen, das Haus zerstö⸗ ren lind die Personen angreifen; eine Censur, die ihre Spur nicht durch Streichen, sondern durch Verwüstungen bezeichnet. Was die Sicherheit der Bürger und die Kraft des Staates be⸗ trifft, welche Sicherheit können die Bürger da genießen, wo Nie—⸗ mand seines Lebens und seines Eigenthums sicher ist; welche Kraft kann ein Staat haben, wo neben den Proclamationen der Regierung der patrjotische Verein die seinigen anschlägt, damit Jedermann erfahre, daß es zwei Autoritäten giebt, welche befehlen und bisweilen in ihrem Willen übereinstimmen, biswei— len von einander abweichen? Wie kann da Sicherheit seyn, wo es des einzigen Rufes: „Er ist ein Orangist!“ bedarf, um sein Haus angezündet und sein Leben bedroht zu sehen. Das ist keine Französische, keine des neunzehnten Jahrhunderts würdige Frei⸗ heit; es ist die Freiheit der alten Flandrischen Aufstände, die Freiheit eines Volkes, das minder aufgekiart ist, als das un⸗ srige, eines Volkes, zu dem die Civilisation Französisch spricht, das aber nur Flamändisch versteht. Darin liegt der Unterschied des Französischen von dem Belgischen Volke. In Frankreich sprechen das Volk und die Gebildeten eine und dieselbe Sprache; die Mittheilung unter ihnen ist daher leicht und schnell. In Belgien sprechen die Schriftsteller Französisch, und das Volk spricht Flamändisch; daher die geringen Fortschritte der Civilisation und die Hartnäckigkeit schlechter Leiden⸗ schaften. Der verschiedene Grad der Civilisation unter⸗ scheidet die Französische Revolution von der Belgischen. Weil in Frankreich das Volk aufgeklärt ist, haben die Klubs kei⸗ nen Erfolg gehabt, sind die Studenten-Aufläufe von den Arbei⸗ tern gezüchtigt und die National-Vereine von dem gesunden Sinne des Publikums verworfen worden. gegen das Volk nicht aufgeklärt ist, sind die Klubs, die Aufläufe ünd die Vereine gelungen und haben die Folgen herbeigeführt, die wir jetzt sehen. Belgien geht jetzt durch die Mittel unter, die man uns als Heilmittel anrieth, die wir aber, Gott sey Dank, verschmäht haben. Mögen wir unserer Verständigkeit und der Thorheit unserer Nachbarn eingedenk bleiben, möge ihr Unglück uns bewegen, auf der Bahn zu beharren, die uns unser richtiger Sinn bisher geführt hat.“
Der Abbé von Chabrillan, welcher von der Regierung Lud⸗ wigs XV. bis zu der Karls W. Königl. Almosenier und Dom⸗ herr des Kapitels von St. Denis war, ist Ende v. M., 88 Jahre alt, im Departement der Ardäche mit Tode abgegangen. Der schon vor einiger Zeit angekündigte große Ball im Opernhause zum Besten der Armen wird endlich am 11ten d. M. stattfinden.
Großbritanien und Irland. London, 9. April. Der seit einiger Zeit krank liegende
Herjog von Glocester ist in vorschreitender Besserung, und es werben keine Bulletins mehr ausgegeben, wie es bisher der
ö *. Fall war.
Die Brighton Gazette widerspricht einem ziemlich all⸗
gemein verbreiteten Gertichte über den vorgeblich außerordentlich
schwachen Gesundheitszustand der präsumtiven Thronerbin, Prin⸗ zessin Bictoria, und versichert, daß sie sich, mit Ausnahme einer
Disposttion zu Erkältungen, ihres zarten Körperbaues ungeachtet, einer vollkommenen Gesundheit erfreue.
Wie man sagt, wird Lord John Russell, im Fall einer Auf⸗ lösung des Parlaments, als Wahl-Kandidat für die Grafschaft Devon, gegen Sir Thomas Dyke Aeland, auftreten, mit dem seine Konstituenten wegen seiner bei der zweiten Lesung der Re⸗ form-Bill gehaltenen zweideutigen Rede sehr unzufrieden seyn ollen.
, Im Liverpool Courier heißt es: „Die Freunde des Herrn Denison haben ihre Absicht zu erkennen gegeben, wenn eine neue Wahl stattsinden sollte, ihn wieder zu wahlen. Daß
Weil in Belgien da⸗—
sich eine solche Gelegenheit bald zeiger wird, ist sehr wahrschein lich. Sollte ein neues Ausschreiben erlassen werden, um di dermalige Vakanz auszufüllen, oder das Ministerium nicht in Stande seyn, die Reform -Bill durchzubringen, so dürfte ein
allgemeine Auflösung stattfinden und ein neues der Maagßregt
möglicherweise günstiges Parlament daraus entspringen. Wem das aber auch geschähe, so möchte das neue Parlament waht, scheinlich nicht von langer Dauer seyn, indem natürlich die M nister darauf hintrachten werden, ein Parlament unter den Be dingungen des neuen Systems zu erhalten, um dieses kräftig ins Leben treten zu lassen. Es hat nur selten ein Zeitpung stattgefunden, wo sich den neuen Aspiranten nach parlamentan schen Ehren so diele direkte Aussichten gezeigt haben dürften, g es in den nächsten 18 Monaten der Fall seyn wird.“
Auf den nach Rotterdam fahrenden Dampfbooten wird vn Gold verschifft, und fast alle mit Holland in Verbindung stehenn Kaufleute sind dabei betheiligt. Man ist hier der Meinum daß sowohl, wenn der Friede erhalten wird, als wenn ein Krie ausbräche, eine große Frage nach Gold für den Kontinent un ausbleiblich sey; im ersteren Falle nämlich zum Behuf von An leihen, um die nothwendig gewordenen gesteigerten Ausgaben ah ler Europäischen Staaten zu decken, und im zweiten zur Besw dung der Armeen.
Niederlande.
Aus dem Haag, 11. April. JJ. KK. HH. der Pri und die Prinjessin von Oranien sind vorgestern Vormittags va hier nach Amsterdam abgereist.
In ihrer Sitzung vom gten d. M. hat die zweite Kamm der Generalstaaten den Gesetz-Entwurf, wegen einer freiwillign
Anleihe von 42 Mill. Gulden à 6 pCt. Zinsen, nach 47 stünd ger Berathung angenommen. Von ä8 Mitgliedern haben nm
5 (die Herren von Asch van Wyck, Dedel, van Alphen, Dont Curtins und Warin) dagegen gestimmt. Acht Mitglieder, worn ter die Deputirten der Provinz Nord-Brabant, waren abwesem (Einen Auszug aus der diesfälligen Debatte behalten wir uns vor,
In den Schiffswerften von Rotterdam sind neuerdings meh rere Kanonierboote fertig und zur Verfügung des Marine-B fehlshabers nach Vließingen gesandt worden.
Amsterdam, 19. April. Die Begeisterung der hiesiger Einwohner bei der Ankunft Ihrer Majestäten war ungemei groß; sämmtliche Häuser am Neuen und am Harlemer Damn waren bis zum Harlemer Thor mit Flaggen verziert, und ein unzählbare Menge begrüßte das einziehende Herrscher-Paar mi den lebhaftesten Aeußerungen der Freude. Ein Detaschemen der hiesigen Schutterei zu Pferde geleitete Ihre Majestäten hh zum Palaste, wo, besonders als Höchstdieselben sich auf den Balkon zeigten, der freudige Vivat-Ruf gar nicht aufhören wollt Auch JJ. KK. HH. der Prinz und die Prinjessin von Oranie wurden mit großer Theilnahme begrüßt. Die Audienz, die Si Majestät gestern Vormittag ertheilte, war sehr ansehnlich im zahlreich. Abends beehrten Ihre Majestäten das Stadt-Theatt mit Ihrer Gegenwart; das zahlreich versammelte Publikum nah jede Gelegenheit wahr, um seine Anhanglichkeit und Liebe a den Tag zu legen.
— — Antwerpen, 5. April. (Aus dem Schreiben eine Deutschen.) Die Zeitungen werden Sie bereits von den bell genswerthen Ereignissen unterrichtet haben, welche neuerdings d hiesige Stadt, so wie mehrere andere Belgische Städte, betroff haben. Die Geschäfte am hiesigen Platze, die noch so sehr de Aufmunterung bedurft hätten, haben dadurch einen neuen Sy erlitten, und die Lage Antwerpens, die ich bei meiner Ankun schon so sehr verändert fand, ist jetzt vollends so traurig gewen den, daß ich in der That oft zweifeln möchte, ob ich mich not in derselben belebten Handelsstadt befinde, die ich vor andertha Jahren voll heiterer Eindrücke und Erinnerungen verlassen hahe Sie sind unstreitig durch Deutsche Blätter, die ihre Nachrichtt über Belgien nur aus der unlauteren Brüsseler Quelle schöpfen belehrt worden, daß es die Orangisten gewesen seyen, welch durch ein unkluges Benehmen das Volk erbittert und es zu st nen wilden Ausschweifungen verleitet hätten. Ich glaubte di auch, so lange ich die Verwüstungs-Seenen nur aus den B schreibungen von Brüssel, Gent und Lüttich kannte; eigene An schauung hat mich jedoch eines Besseren belehrt. Zuwvörderst hat ich wahrgenommen, daß es gar nicht das eigentliche Volk od auch nur der Pöbel war, der hier die Ausschweifungen begam und durchführte. Die Plünderer, höchstens 75 bis 100 Köpf stark, kamen vielmehr von außerhalb her und schienen absichtlt einen Feiertag zum Beginn ihrer Excesse gewählt zu haben, wa sie an einem solchen Tage auf einen größeren Anhang unter du müßigen Hafen⸗-Arbeitern rechnen zu können glaubten. Sie tu ben die Unordnung mit einer gewissen unverkennbaren Or nung; sie plünderten methodisch, ohne Zorn, ohne Geschrei, sie sangen sogar dabei; man konnte deutlich sehen, daß sie nich den Eingebungen des Augenblicks, sondern einer früher empföh genen Vorschrift folgten. Wiewohl nun aber in der Nacht ve Donnersiag zum Freitag mehr als 4000 Mann, sowohl Sold ten als Bürgergarden, auf den Beinen waren, haben diese det nichts weiter gethan, als verhindert, daß die Plünderer in 4 Häh ser von den sseben, auf die sie es abgesehen hatten, nicht ein gedrungen sind; äußerlich wurden auch diese 4 Häuser in Beiseyn der Truppen mit großem Muthwillen beschädigt, wah rend man in die übrigen, die total verwüstet wurden, ohne git ßen Widerstand eindrang. Alle Augenzeugen stimmen dath überein, daß das Militair, entweder aus eigener schlechter Go sinnung, oder in Folge geheimer Instructionen, dem Unwesen das man eine Lection für die Orangisten nannte, ruhig zugest hen hat. Hätten sie auch noch am 2ten d. M. eine solche Nach ässigkeit gezeigt, so würde der Skandal zu groß gewesen seyn kaum hatte aber die Besatzung eine ernstere Miene angenommen, als auch der ganze Unfug sogleich aufhörte. Wie wenig da Volk selbst Theil daran genommen, geht schon daraus hervoh daß, während die 7 bezeichneten Häuser angegriffen wurden, in allen übrigen Theilen der Stadt die größte Stille und Rih herrschte. Man bemerkte sogar nicht einmal sehr viele Zuschauer au dem niedern Volke, und der ganze Aufstand wäre leicht zu dämpft gewesen, wenn nicht die Soldaten, so oft einige gute Bürger s anfenerten, ihre Pflicht zu thun, von den Offizieren selbst zurith gehalten worden wären. Dlese ganz auffallende Eigenthümlith keit einer sogenannten Volks-Bewegung ist eben sowohl ih Brüssel und Lüttich als hier bemerkt worden, und es geht daran hervor, daß Alles, was die revolutionngiren Blätter von den Ürsachen dieser Bewegung und von der Erbitterung des Volle sagen, welche durch die Umtriebe der Orangisten erweckt worden erlogen ist und nicht ohne Absicht in Umlauf gesetzt wird. Vlt/ mehr geben alle meine Bekannten und selbst diejenigen Wohl habenderen unter ihnen, die der neuen Ordnung der Dinge be freundet nd. zu, daß das ganze Manöver eines von den großen
Mitteln ist, welche die neue in Brüssel gegründete Associatsti⸗ anwendet, um eine Schreckens⸗Regierung zu errichten und dui
Reoßherzogthums vor sich gehen würde.
liche Ereignisse, wie die des Jahres t793 in Frankreich, zu er Republik zu gelangen. Der Charakter der Männer welche der Spitze jener Association stehen, zeugt dafür hinlanglich. rher, wo der neue Verein bis jetzt am wenigsten hat Wurzel en können, hat man an die Stelle des Grafen v. Robiano doch gewiß nicht für einen Gegner der Revolution gelten kann, enungeachtet aber den wüthenden Revolutionnairen zu gemaßigt en, Hru. Tielemans, ehemaligen Minister und Präsidenten der ge⸗ nien Assorciation, als Civil⸗ Gouverneur gesandt, und dieser Mann d nun das arme Antwerpen auf dasselbe Geleise zu büingen hen, in welchem sich das bevorzugte Brüssel, welches das ick hat, solche erleuchtete Männer in Masse zu besitzen, nun n seit längerer Zeit befindet. Bereits hat sich durch die Be— hungen der Association und in Folge der von den“ Plünde⸗ dargelegten Argumente, eine der hiesigen Zeitungen, das irnal d' Anders, von ihrem bisherigen Unglauben bekehren en. Der Eigenthümer dieses Journals, Hr. Jouan, ist durch gegen sein Haus gerichtet gewesenen Demonstrationen so er— ckt worden, daß er sich sogleich auf die Namenliste der Asso— on hat einzeichnen lassen und nun aus einem Bekämpfer lich ein Bewunderer der Revolution geworden ist. Die Er— mung des hiesigen Journal du Commerce ist, in Folge jener gnisse, seit mehreren Tagen unterbrochen worden, und es frägt welche Farbe dieses Blatt, das bisher, als Organ der hiesi— Kaufmannschaft, ein Opponent der revolutionnairen Regie— h gewesen ist, nun annehmen wird. Wie sehr aber die Kauf— nschaft Ulrsache hat, den jetzigen Zustand der Dinge zu beklagen, man aus solgendem ganz einfachen Zahlen⸗-Verglesch ersehen kön⸗ In den Monaten Januar bis März wurden, wiewohl die Schelde fits wieder im Januar eröffnet und die Schiffahrt auf diesem e durch den Eisgang gar nicht unterbrochen worden ist, nicht als 91l8 Ballen Kaffee aus Java und Sumatra eingeführt, end in demselben Quartale des vorigen Jahres, wo die ifffahrt lange Zeit durch den Eisgang unterbrochen war, 10 Ballen und 64 Fässer Kaffee aus den genannten Kolo— eingeführt wurden. Aber nicht bloß aus Holländischen Ko— en, sondern auch aus Havana, Brasilien, St. Domingo w. hat die Kaffee⸗-Einfuhr in einem ähnlichen, wenn auch in demselben, Verhältnisse abgenommen. An Reis wur— hier im abgewichenen Vlertel-Jahre 125 Fässer und 371 en, in den drei ersten Monaten des Jahres 1830 aber 2ß Fässer und 15,960 Ballen eingeführt. Die Baum— le hat sich von 10,77 Ballen auf 416 vermindert, und te, einer der Haupt-Gegenstände des hiesigen Handels, wo— die Einfuhr im ersten Quartale des vorigen Jahres 133,178 ck betrug, haben sich auf 59, 065 Stück reduzirt. Daß diese hältnisse sich in den nächsten Vierteljahren ändern werden, ist keine Aussicht vorhanden; vielmehr ist aus den angege— Gründen, und da mit mir so viele andere sogar angesessene fleute den hiesigen Ort verlassen, zu befürchten, daß der Han— hier immer mehr in Verfall gerathen werde. . Brüssel, 11. April. Kongreß-Sitzung vom 10ten. rangois stattete im Namen der Central-Section den Be— über das Dekret wegen des dem Kriegs-Minister zu bewil⸗ den Zuschuß Kredites ab und schlug dessen Annahme vor. dieser Gelegenheit sagte Hr. A. Rodenbach, es freue ihn, die Forsthüter in Aktivität gesetzt werden sollen; seiner Mei— nach sollten auch die Feldwächter herangezogen werden, man e dadurch 3000 Mann aktive Truppen erhalten. Nächstdem e man von den vorhandenen 1109 Gendarmen ebenfalls die e jum Kriegsdienste gebrauchen. Der Abbe Andries machte den Zustand des Hollandischen Flandern aufmerksam und erte es sehr, daß die Belgischen Frei⸗Corps unter Ponté— nt und Gregoire, welche zuerst dort eingedrungen, sich so ht benommen hätten; dem nur dieses Betragen sey Schuld, die Belgier aus Dostburg verjagt worden und daß die Bra— r Fahne, die bereits in Sluis, Aardenburg, Mendyk, Sas Gent und Hulst geweht habe, dort wieder verschwunden Die Einwohner des linken Schelde⸗-Ufers seyen die er der Belgier; die Gerechtigkeit verlange daher eben l, als die Politik, daß die Belgischen Truppen Fals möglich in das Holländische Flandern als Freunde ein— und daselbst eine strenge Mannszucht beobachten. Auf die des Herren Nothomb und Gendebien, warum, da nach Dekrete des Regenten“) in mehreren Belgischen Provin— reiwilligen⸗-Corps errichtet werden, Luxemburg allein ausge— nen worden, antwortete Hr. v. Brouckere, daß sich im herzogthume keine angemessene Lokalität zur Organistrung ei— schen Corps befinde; auch würde sie dort, da das Großherzogthum er bedrohte Punkt sey, nicht ruhig stattfinden können. Dagegen man Namür ausersehen, wo die Organisirung in der Nähe she Was die Förster Forsthüter betreffe, so wolle man diese keinesweges in Masse ffnen; nur die des Großherzogthums, die durch ihre Lokal— misse von Nutzen seyn könnten, werde man unter die Waf— fen. Nach der von Hrn. Nothomb gemachten Gegenbe⸗ ing, daß die Organisirung für das Großherzogthum in der St. Hubert, welche 21 Stunden von der Stadt Luxemburg ent— sey, geschehen könnte, wurde das Dekret einstimmig angenom— Hr. Behts erinnerte darauf an einen von Hrn. Delougne gemachten Antrag wegen der Loos-Renten. So lange nicht eine Maaßregel gegen den Umsatz dieser Obligationen „ werde es den Holländern immer leicht seyn, sich durch Verkauf solcher Loos-Renten in Belgien Geld zu machen, war Geld, vielleicht 100 Millionen, zur Kriegführung ge— ie Belgier. Es sey auf den Antrag des Hrin. Delougne Kommission zur Untersuchung des Gegenstandes 'er⸗ worden, und diese müßte nothwendig etwas von sich lassen. Da man bemerklich machte, daß von die— ommission mehrere Mitglieder dermalen nicht im Kon— seyen, so wurden auf den Antrag des Finanz⸗Mi— Es, welcher meinte, daß es noch immer nicht zu spät sey, ommission zu ihrer Arbeit schreiten zu lassen, einige neue ieder derselben ernannt. Hr. Jottrand schlug im Namen entral-Section die Annahme des Antrages vor, wodurch gierung autorisirt werden soll, ausländische Offiziere in Dienste zu nehmen, jedoch mit dem Zusatze, daß die Re— g auf diese Weise beim Kommando der Armee nur einen al en Chef und drei andere höhere Offiziere aus dem nde anstellen soll; bei der Artillerie und beim In— r-Corps soll es ihr inzwischen auch gestattet sehn, se aus ländische Offiziere anzustellen, als sie für gut findet. an de Weyer sagte, daß man zuerst den Kriegs⸗Minister müsse, ob denn unter den angestellten 24 Belgischen Ge— wirklich kein einziger sich befande, der im Stande wäre, lrmee zu kommandsren. Einem ausländischen General dürfe nicht so leichtsinnig den Ober-Befehl des Heeres anver— .Die erste Belgische Revolution sey nur deshalb ohne
Vergl. das gestr. Blatt der St. Zeit.
44 815 Erfolg geblieben, weil die Belgier durch zwei ausländische Ge— nerale, welche ihr Heer befehligt hätten, verrathen worden seyen. Da Hr. van de Wer er darauf angetragen hatte, daß der nicht anwesende Kriegs-Minister herbeigeholt werde, so entgegnete Hr. Jottrand. daß es nicht in der Absicht der Central-Sectlon liege, die Regierung zwingen zu wollen, ausländische Generale anzustellen; diese sollte vielmehr nur die Befugniß erhalten, es nöthigenfalls thun zu können; in diesem Falle würde sie sich im⸗ mer vom Kriegs⸗-Minister Bericht erstatten lassen; dessen Anwe— senheit sey also jetzt gar nicht nöthig. Hr. Lebeau erklärte, daß, wenn er Kriegs⸗Minister wäre, er dem Hrn. van de Weyer gar nicht antworten würde. Denn jetzt, da ein dringender Ver— dacht auf so vielen hohen Generale hafte und die Polizei einem verrätherischen Komplott auf der Spur sey, würde es wohl nicht an der Zeit sehn, wenn der Kriegs-Minister von der Redner— bühne Worte vernehmen ließe, die das Heer desorganisiren könn⸗ ten. Sollte daher der Minister kommen, so müßte es ihm die Versammlung verbieten, auf dergleichen Fragen zu antworten. Hr. van de Wehner, der wegen dieser Zurechtweisung von Sei⸗ ten des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten etwas arger⸗ lich war, entgegnete, daß er den Kriegs-Minister nur ge— fragt haben würde, ob es jetzt wohl an' der Zeit sey, einen solchen Antrag zu berathen. Hr. v. Rob aulxr, der diesen An— trag nebst 19 andern Mitgliedern unterzeichnet hatte, sagte, sie hätten, da der Krieg nahe bevorstehend sey, dabei nur im Auge gehabt, einen General, der bereits einen Europäischen Ruf besitze, an die Spitze des Heeres zu stellen, das sich gewiß nur sehr freuen würde, wenn es sich von einem Feldherrn aus der Napo— levnischen Schule befehligt sähe. Man habe daher nicht den Bel— gischen Generalen ihre Talente streitig machen, sondern nur der Regierung ein Mittel an die Hand geben wollen, den Krieg mit Erfolg zu führen. Der Präsident machte dieser ganzen vorläufigen Diskussion mit der Erklärmmg ein Ende, daß der Kriegs⸗Minister, nach welchem man geschickt habe, nicht zu Hause getroffen worden sey. Als nun die allgemeine Berathung begann, sagte er, er zweifle gar nicht, daß auch die Belgische Armee ihre Skrʒyneckis und ihre Dwernickis haben werde; das junge Bel— gische Heer würde jedoch gewiß jetzt die Nothwendigkeit einsehen und es für keine Herabfetzung halten, daß erfahrene Offiziere aus dem Nachbarlande in seine Reihen eintreten. Zu anderen Zeiten könnte ja einmal Belgien dagegen fein? Generale darleihen. Hr. v. Brouckere meinte, wenn es den Belgiern an geschickten Artillerie⸗Offizieren fehle, so liege es nicht an ihrer Unwissenheit, sondern weil sie unter der Hölländischen Herrschaft mit geringen Ausnahmen zu den Militair-Schulen gar nicht zu— gelassen worden seyen. In der Regel seyen sie beim Examen nicht durchgekommen, und dazu hätten die Examinatoren ihre be— sonderen geheimen Vorschriften gehabt. Herr Gendebien sagte, die Belgier seyen deshalb immer von den Mili— tair⸗Schulen ausgeschlossen gewesen, weil sie in der Re— gel kein Holländisch verstanden hätten. Hr. van de Weyer nannte den Vorschlag verfassungswidrig, weshalb er auch, als Belgier, immer dagegen opponiren werde. Herr Lebeau ent— gegnete, daß, eben so wenig wie die Nord-Amerikaner den Ge— neral Lafahette und die Griechen den Lord Byron und den Obersten Fabvier zurückgewiesen hätten, auch die Belgier keinen Ausländer zurückzuweisen brauchten, wenn er für ihre Sache
kämpfen wolle, möge er nun aus Frankreich, England oder sogar
aus Deutschland kommen — wenn es nämlich überhaupt mög—
lich wäre, daß aus dem letztgenannten Lande den Belgiern Jemand, Da indessen mehrere andere Mitglieder Konsistoriums zu Magdeburg und überkam zugleich spaterhin als
altester evangelischer Konsistorialrath die Functionen eines Gene?
zu Hülfe kommen könne. ebenfalls den Vorschlag als verfassungswidrig bekämpften, so wurde auf den Antrag des Hrn. Des touvelles von 61 gegen 41 Stimmen beschlossen, den ganzen Dekret-Eutwurf nochmals der Kommission zu überweisen, damit dlese in der Abfassung desselben eine Aenderung eintreten lasse.
Gestern wurde hier und in der Nähe der Stadt die Kirmeß von Laeken gefeiert. Zum ersten Male erhielt dadurch unsere Stadt wieder den heitern Anblick, den sie feit vielen Monaten ganz entbehrt hat.
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Schwerin, 11. April. Am 7Jten d. M. trafen J. J. K. K. H. H. der Erb-Großherzog und die Erb-Großherzogin und Se. Hoheit der Herzog Karl von Ludwigslust hler ein und kehrten am Sonnabend den gten d. M. dahin zurück.
Se. Hoheit der Herzog Albrecht von Mecklenburg-Schwerin ist von Berlin in Ludwigslust eingetroffen.
Spaniern.
— — Madrid, 31. März. Laut einem (letzthin bereits erwähnten) Königl. Dekret ist zur Aufrechthaltung der Ruhe und Sicherheit in der Hauptstadt angeordnet worden, in jedem Stadt— viertel, deren es zwölf giebt, eine FKommission, aus einem Stabs— Offizier, 1 Adjutanten, 1 Sergeanten und 8, 10 bis 12 Mann Königl. Freiwilliger, niederzusetzen. Wer zuni Präsidenten dieser Militair⸗-Kommissionen ernannt werden wird, ist noch nicht bekannt. Allgemein wünscht man, daß der nebst einigen andern Militairs vom General-Capitain in Vorschlag gebrachte General-Major Urbina, ein Mann von hoher Rechtschaffenheit, diesen Posten erhalten und annehmen möge. — Ohbschon hinsichtlich der Rebellen, die sich dem General Quesada bedingungsweise unterworfen haben, noch nichts Amtliches bekannt gemacht worden ist, so scheint doch so viel gewiß zu seyn, daß die Soldaten und Unterossiziere nicht werden am Leben gestraft werden. — Vorgestern wurde ein Schuhmacher, Namens Juan de la Torre, auf dem gewöhn— lichen, mitten in der Stadt gelegenen Hinrichtungsplatze, Pla— zuela de la Cebada genannt, gehangen, weil er am 22sten d. M. in einer Schenke, wo er gleichzeitig mit mehreren Königl. Frei⸗ willigen zechte, ausgerufen hatte: „Es lebe die Freiheit! Tod den Königl. Freiwilligen!“ Das gewöhnliche Kriminal-Gericht, die Sala de Alcaldes de Real Casaey Corte, hat die Untersu— chung geleitet und das Urtheil gefallt; jedoch stimmten nicht alle Alkalden für die Todesstrafe. Die Ansicht emiger Personen über dieses schnelle und strenge Verfahren ist, daß der Gerichts— hof in einem Augenblicke, wo die Militair-Kommissionen, var welche auch Räuber, Diebe und Mörder gehören, ihre Wirksam— keit beginnen, habe zeigen wollen, daß auch er Kriminal-Pro⸗— zesse, die sonst sehr lange zu dauern pflegten, schnell zu heendi— gen im Stande sey. Andere dagegen behaupten, man habe den Königl. Freiwilligen durch die Hinrichtung des 24jährigen de la Torre eine Gewähr für ihr ferneres Fortbestehen als bewaffnetes Corps geben wollen. — Die Mörder des Gouverneurs von Cadir sind nebst sieben andern Insurgenten von der Bande des Man— zanares, die sich lange an der Küste verborgen gehalten hatten, unlängst aber, als sie im Begriff waren, sich nach Gibraltar einzuschiffen, entdeckt und gefangen genommen wurden, erschos⸗— sen worden,
Inlan d.
Berlin, 16. April. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist am 13ten d. Nachmittags um 4 Uhr zu Stettin eingetroffen und im Landhause abgestiegen. Tages darauf und gestern hat Se. Königl. Hoheit die dasigen Truppen inspicirt und gleich darauf Höchstseine Inspections-Reise weiter fortgesetzt.
— Nachrichten aus Tilsit vom 11ten d. melden, daß es der Oberst Wagiliwanof gewesen sey, der am 29. März die In⸗ surgenten bei Rogollen geschlagen hat. Später sey er von diesen bei Rossienna zwar wieder eingeschlossen worden, er habe sich aber durchgeschlagen und seinen Marsch nach der Gränze in der Rich— tung von Schmaleninken genommen. Die Insurgentenhaufen, die ihm auf seinem Wege begegneten, sind, jenen Nachrichten zufolge, von ihm überall geschlagen und er mit 2 Eskadrous Reiterei, 2 Compagnieen Infanterie und 4 Geschützen in dem dicht an der Preußischen Gränze gerade über Schmaleninken liegenden Dorfe Paschwenten angekommen, wo er Verstärkung abwarten will.
— Nach einem Schreiben aus Memel vom 11ten d. ist nun die Communication mit Rußland auch landwärts vollkom— men wiederhergestellt und schon ein Extrapostreisender von Pe⸗ tersburg über Polangen in Memel angekommen. Eben so ist auch die Reitpost nach Petersburg und ein Courier von Memel über Polangen abgefertigt worden. Das Dampfschiff „Frie⸗ drich Wilhelm“ ist am 11ten d. in Memel eingetroffen und wird dort bis zur gänzlich hergestellten Ruhe bleiben. In Memel war man der Meinung, daß die Insurrection in Litthauen von keiner besonderen Bedeutung sey und sich allem Anscheine nach von selbst auflösen werde.
— In der Nacht vom 11ten zum 12tem d. ist das eine halbe Meile von Königsberg in Pr. liegende Dorf Altenberg nieder— gebrannt. Der Pächter hat nichts gerettet und ist kaum für seine Person entkonmen; drei zu seiner Familie gehörige Per⸗ sonen sind leider verbrannt.
— n — Nekrolog. Am 1. März 1831 starb zu Magdeburg nach achtwöchentli— chem Kraukenlager am Lungenschlage der evangelische Bischof, General-Supersntendent und erste Dom-Prediger Dr. Franz Bogislaus Westermeier Y. Er wurde am 22. August 1773 zu Flechtorf bei Braunschweig, wo sein Vater, Georg Ludwig Westermeier, Prediger war, geboren. Nach des Vaters Tode kam er, damals zehn Jahr alt, zu seinem Oheim mütterlicher Seite, Prediger Hartmann im Braunschweigschen, wo er seine erste wissenschaftliche Bildung empfing. Hiernachst wurde er auf der Martinischule und dann in dem Carolinum zu Braunschweig zu den akademischen Studien vorbereitet. Er widmete sich drei Jahre lang auf der Universität zu Helmstedt der Theologie und trat dann eine Hauslehrerstelle in Braunschweig an. Im Jahre 1799, within in seinem 26sten Lebensjahre, wurde er von dem Kirchen-Kollegium der Kirche St. Ulrich und Levin zu Magde—⸗ burg zum zweiten Prediger an der gedachten Kirche gewählt. Er wußte sich die Liebe und das Vertrauen, womit ihn seine Gemeinde empfing, zu bewahren, und der Beifall, welchen seine Kanzel⸗-Vorträge fanden steigerte sich von Jahr zu Jahr. Im Jahr 1896 berief ihn das späterhin aufgehobene Dom--Kapitel zu Magdeburg zum zweiten Prediger an der Stifts- und Domkirche daselbst. Im Jahre 1809 wurde Westermeier zum ersten Domprediger und das Jahr daranf zugleich zum Super⸗ intendenten ernannt. Im Jahr 1812 ward er Mitglied des
ral-Superintendenten für den damaligen Konsistorial-Bezirk. Bei der im Jahre 1817 eingetretenen veränderten Einrichtung des Mag deburgischen Konsistoriums blieb er ebenfalls Rath nsel⸗ ben, so wie er auch von da an bei der mit der Re Magdeburg verbundenen Kirchen- und Schul- Kommff hiernächst bei der Abtheilung der Regierung für Pie s Verwaltung und das Schulwesen vorzüglich thätig war. 1. Jan. 1826 begnadigte ihn des Königs 3 Bere hung der Würde eines evangelischen Bischofs, und im 3 1829 wurde ihm der wichtige Wirkungskreis eines Genersl i. perintendenten der Provinz Sachsen anvertraut. Als solch ward er zugleich Direktor des Konsistoriums der Provinz.
Rastlose Thätigkeit und nie ermüdender Diensteifer zei ten den Verstorbenen in allen seinen Aemtern aus. Selten wird man die Eigenschaften, die ihm als Geistlichen die Liebe seiner Gemeinde bis zu seinem letzten Lebenshauche erhielten und fort— dauernd dicht gedrängte Reihen erbauter Zuhörer um seine Kan⸗ zel sammelten, und die ihm als Geschaftsmann die gründliche Erledigung einer großen Masse von Arbeiten und das Gelingen der schwierigsten Aufträge sicherten, in einem solchen Grade ver— einigt finden, als es bei ihm nach dem einstimmigen Zeugnisse Aller, die ihn zu beobachten Gelegenheit hatten, der Fall war. Mit seltenem Ueberblicke wußte er das Ganze seines weitgreifen— den Wirkungskreises aufzufassen und festzuhalten, ohne je das Einzelne aus dem Auge zu verlieren; nie sind Gegenstände sei— nes Amtes bei ihm unerledigt geblieben, und den Eifer, der ihn beseelte, wußte er auch in Andern anzuregen.
Solchen Bestrebungen konnten Anerkenntnisse aller Art nicht fehlen. Die Gnade des Königs hate ihm schon vor Ertheilung der Bischofswürde den rothen Adler-Orden dritter Klasse verlie— hen. Am 31. Oktober 1817 ertheilte ihm die theologische Fakul— tät zu Halle die Würde eines Doktors der Theologie, und der 25. Juni 1824, an welchem er sich 25 Jahr im Predigt-Amt befand, wurde ihm und semer Familie zu einer schönen Feier, indem ihn die Superintendenten mehrerer Ephorieen, als ihren bisherigen General-Superintendenten, durch Ueberreichung eines schön gearbeiteten silbernen Pokals überraschten.
Aus seinen häuslichen Verhältnissen sey angeführt, daß ihm in einer glücklichen Ehe, die er am 19. September 1799 schloß, sieben Kinder geboren worden sind; vier davon starben in früher Jugend, die drei übrigen, ein Sohn und zwei Töchter, haben ihn Überlebt. Wie viel Gattin und Kinder an dem Entschlafe— nen verloren haben, davon zeugen die heißen Thränen, die sie ihm mit zerrissenem, aber demüthig in den Willen des Höchsten sich ergebenden Herzen nachweinen. .
Eine durch nichts wankend zu machende Treue in der Freundschaft war ein Hauptzug in dem Charakter des Dahinge— schiedenen. Mit tiefem Schmerze wird daher auch von seinen Freunden, denen er die Tage der Freude durch seine herrlichen geselligen Tugenden verschönerte und in Leidenstagen mit der liebevollsten Theilnahme mit Trost und Hülfe nahe war, sein Verlust betrauert, und groß ist der Kreis derer, welche in ihm den Vorgesetzten voll Milde und Vertrauen erweckender Güte, welche in ihm den Gönner und Berather verloren haben und beweinen.
Eine kurze Todes⸗-Anzeige ist bereits in dieser Zeitung vom
6. Maͤrz gegeben worden.