20) Johann Gottfried Rausch, ein Tageldhner, geboren am 5. Februar 1764. Beide Soͤhne des Huͤfgers Johann Gottlieb Rausch zu Roitzsch, sollen sich am 21. Februar 1794 aus Roitzsch mit dem Vorhaben, nach Ostindien zu gehen, ent- fernt, und seitdem keine Nachricht von sich gegeben haben; Johann Christian Gottlieb Kuhrniann, Sohn des verstorbenen Fleischermeisters Johann Gottlieb Kuhrmann zu Liebenwerda, geboren am 29. Marz 1792, welcher vor laͤnger als 20 Jahren als Fleischergesell aus seiner Heimath gegangen, und seitdem verschollen ist; der Backermeister Johann Christoph Lehmann aus Belgern, Sohn des versiorbönen Wagners Johann Gottfrird Lehmann aus Boͤnitzsch, geboren am 15 Juli 1749, welcher seit dem Jahre 1823 verschollen ist;
oder die von ihnen etwa hinterlassenen unbekannten Erben und Erbnehmer, werden hierdurch aufgefodert, sich spaͤtestens in dem auf den 28. Januar 1837, Vormittags 10 Uhr, vor dem Herrn Landgerichts-AUsessor Moritz anberaumten Termine schriftlich oder persoͤnlich bei uns zu melden, und weitere Anwei— sung zu erwarten, widrigenfalls die benannten Verschollenen wer⸗ den fur todt erklaͤrt, und ihr Vermoͤgen denjenigen, die sich als ihre Erben legitimiren, eventualiter aber den Fiseus als herren⸗ loses Gut ausgeantwortet werden wird. Torgau, den 11. Maͤrz 1831.
Königl. Preuß. Landgericht.
Edietal⸗Citation.
Nachdem uber den Nachlaß des zu Neumuͤhl verstorbenen ehe— maligen Forst⸗-Kassen-Rendanten Carl Christian Friedrich Heiland der erbschaftliche Liquidations-Prozeß eroͤffnet worden, und dessen bekannte Erben als: ; .
1) der pensionirte Koͤnigl. Negierungs-Canzlei⸗Secretair Johann
Friedrich Heiland ju Alt⸗Damm,
2) die Wittwe des Gastwirths Zeglin, Dorothee Caroline, geb.
Heiland zu Stettin, sich det Erbschaft entsagt haben, so werden die etwanigen unbe⸗ kannten Erben des verstorbenen ehemaligen Forst-Kassen-Rendanten Heiland hiermit oͤffentlich vorgeladen, ihre Erbrechte bei uns spaͤ— testens in dem zu diesem Behufe auf
den 30. Januar 1832, Vormittags 10 Uhr, in unserm Gerichts-Loeale hierselbst anberaumten Termine, entwe⸗ der ptrsoͤnlich der durch einen zulaͤssigen Bevollmaͤchtigten nach zuweifen, widrigenfalls der nach Bezahlung der Schulden etwa ver— bleibende Ueberschuß des Nachlasses als herrenloses Gut dem Fis- kus ausgeliefert werden wird.
Ueckermuͤnde, den 5. April 1831.
Föoͤnigl. Preuß. Justij⸗Amt ueckermuͤn de.
Mit Genehmigung des Koͤniglichen Ministerii des Innern fuͤr Gewerbe und Handel wird der hiesige Woll markt in den vier Tagen: vom 21. bis 36 Juni dieses und jedes solgenden Jahres, auf der Speicher⸗-Insel, wo jede Feuers-Gefahr entfernt ist, abgehalten werden. Sie Kommune wird fuͤr die noͤthig:n bedeckten und unbe— deckten Lagerstaͤtten und Waagen gegen ein billiges Lager- und Waagegeld sorgen, ohne den Gebrauch dieser Kommunal-Anlagen einem Zwange ju unterwerfen. Institute und Kaufleute werden Vorschüͤsse zu leisten bereit und wit gerne bemuͤht seyn, den Ver⸗ lehr auf dem Wollmarkte fuͤr Verkaͤufer und Kaͤufer zu erleichtern, welchen die guͤnstige Lage Damigs gewiß manche Vortheile dar— bieten wird.
Danzig, den 13. April 1831.
Ober-Buͤrgermeister, Bürgermeister und Rath. Winkelmann.
Da die Glaͤubiger des am 15. November 1850 zu Aix in Frank⸗ reich verstorbenen Großherzogl. Mecklenburgischen Kammer -⸗-Direk⸗ tors und Kammerherrn von Pritzbuer, .
zum zweiten Juni d. J. ad liquidandum, sub poena praeclusionis et imponendi perpetui leni, peremtorisch vor hiesige Großherzogl. Justiz-Kanzlei vorge⸗ laden werden; so wird solches durch den gegenwaͤrtigen Auszug aus dem in den Schwerinschen Intelligenz-Blaͤttern vollstaͤndig abge⸗ druckten Proelama annoch weiter oͤffentlich bekannt gemacht.
Schwerin, den 12. Februar 1831.
Zur Großherzogl. Mecklenburg. Justij⸗Kamlei verordnete Direktor, Vice-Direktor und Raͤthe.
Martini.
Vorl ad ung.
Auf Antrag ihrer naͤchsten Verwandten, werden
1) Georg Leonhard Hertlein, von der Wolfsau, geb. den 16. Dee. 1770, welcher im Jahre 1795 mit Kaiserl. Oesterreichischen Werbern außer Land gegangen ist; ö.
2) Franz Maximilian Philipp Schnijlein, von Moͤnchsroth, ge⸗ boren den 24. Oktober 1794, Sergeant beim Koͤnigl. Baier⸗ schen vormaligen leichten 3. Infanterie-Bataillon;
3) Joseph Minicke, von Schillingsfuͤrst, geboren den 23. Dechr. USS, Soldat unter dem 1. Grenadier⸗Regiment; und
4) Johann Gottfried Brehm, von Bellershausen, geboren den 2l December 1792, Soldat unter dem vormaligen Königl. Baierschen leichten Jaͤger⸗-Bataillon Buttler;
letztere drei seit dem Russischen Feldjuge von 1812 vermißt, oder ihre allenfallsigen Deszendenten, hiermit aufgefordert, sich binnen 9 Monaten, und zwar laͤngstens in dem auf den 26. Oetober d. J., Vormittags 9 uhr, anberaumten Termine bei hiesigem Gericht, persoͤnlich oder schrist—= lich durch hinreichend Bevollmächtigte zu melden, widrigenfalls sie zu gewaͤrtigen haben, daß sie fur todt erklaͤrt werden, und ihr vor— handenes Vermögen ihren näͤchsten Verwandten, welche sich als solche gesetzlich legitimiren koͤnnen, gegen Caution ausgeantwortet werden wird.. Schillingsfuͤrst in Baiern, am 11. Januar 1831.
Fuͤrstl. Hohenlohesches Herrschaftegericht.
Kümmel, Herrschafts-⸗Richter.
Zu dem, von Gerichts wegen erkannten, meistbietenden Ver— kaufe nachbenannter, im hiesigen Amte belegenen, dem hier wohn— haft gewesenen aer n n Schmidt jugehdrigen Realitdten, als:
1) des adlig freien vormals von Doͤndpschen Gutes allhier,
2) des Gellhausischen Colonats Nr. 1 allhier,
3) des Kineschen Colonats Nr 34 allhier,
4) des Taschenmeierschen Colonats Nr. 36 allhier, und
5) des Lohmeierschen Colonats Nr. 29 der Bauerschaft Ehrsen
und Breden, ;
und zwar in der Art, daß das adlige Gut und die Colonate zu⸗ sammen und ersteres und letztere jedes einzeln um Verkaufe aus— gesetzt werden, ist Termin auf Donnerstag den 19. (neunzehnten) k. M. Mai, Vormittags 10 Uhr, angesetzt, wozu Kaufliebhaber hiermit eingeladen werden und bemerkt wird, daß nur dann, wenn ganz besondere und unvorhergesehene Falle es wu nschenswerth und . machen sollten, ein nochmaliger Verkaufs⸗Termin Statt nden wsroö⸗
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Das Gut liegt in einer der volkreichsten und angenehmsten Ge⸗ genden des hiesigen Landes, im lieblichen Bega- und Werre⸗Thale, unmittelbar im hiesigen Kirch-, Amts- und Markt-Dorfe, wo Handwerker jeder Art und hinreichende Handarbeiter den Betrieb der Landwirthschaft und der damit allenfalls zu verbindenden tech— nischen Gewerbe sehr erleichtern. Den Absatz der landwirthschaft⸗ lichen Erzeugnisse beguͤnstigt die Naͤhe der durch Kunststraßen ver⸗ bundenen Staͤdte Salzuflen, Herford, Lemgo, Detmold und Bielefeld. Das bequem eingerichtete, im einfach edeln Italienischen Style in der letzten Haͤlfte des vorvorigen Jahrhunderts erbauete, mit Souterrains versehene, Wohnhaus, ist umgeben von einem Bosquete nebst Blumengarten und bedeutenden Obst- und Gemuͤsegaͤrten. Vom Haupt-Saale im zweiten Stockwerke schweift der Blick uͤber das wohlangehauete anmuthige Thal und wird im Suden die romantisch schoͤne Aussicht durch den Teuteburger Wald begraͤnzt.
Die Wirthschaftsgebaͤude nebst Pachter- oder Verwalterwoh⸗ nung sind vor einigen Jahren, dem Ganzen angemessen, neu erbauet und finden sich in demselben auch hinreichende Arbeiterwohnungen.
Die Verschiedenheit des, keinem Abfließen unterworfenen Acker⸗ bodens — schwerer Maschboden an den gut befestigten Ufern der Bega und Werre, so wie strenger und milder, auch einiger gut— artiger Sandboden — sichert dem denkenden Landwirthe bei ratio—⸗ nellem Wirthschafts-Systeme sowohl in duͤrren als nassen Jahren einen lohnenden Ertrag. Wie sehr bei Einzelnverpachtung der Bo— den rentirt, beweist die jetzige bei niedrigen Kornpreisen vorgenom— mene Verpachtung.
Hinreichend vorhandene gute Wiesen und Kuh⸗ und Schaaf— huden unterstuͤtzen kraͤftig den erfolgreichen Betrieb der Landwirth— schaft. Die Holzungen liefern weit mehr, als den eigenen Bedarf an Nutz- und Brennholz, und ist davon immer bedeutend in einer Gegend, wo Brenn-Material im hohen Preise steht, verkauft. Bei dem vom Gute entlegendsten Hauptholze ist eine Aufseher⸗Wohnung nebst Garten und Feld.
Außerdem wird die Annehmlichkeit und Nuͤtzlichkeit des Guts noch durch ausgedehnte und wildreiche Jagdreviere sowie durch die Fischerei auf der, einen Theil der Gutsgrundstuͤcke durchfließenden, Bega⸗ und andern Gewaͤssern vermehrt.
Der jetzt aufgenommene Anschlag von den zu verkaufenden Realitaͤten, kann bei dem hiesigen Amte eingesehen und gegen Ent— richtung der Copialien abschriftlich mitgetheilt werden.
Schoͤtmar, den 5 April 1831.
Vermoͤge Auftrags Hochfuͤrstl. Lippischer Justiz-Kanzlei.
Fürst l. Lippisches Amt. Helwing.
Auf Antrag des Buͤrgers Schlottmann zu Teterow ist nachste— hendes Proelama erkannt. Es werden demnach alle diejenigen, die an nachfolgenden Grundstuͤcken, welche er und seine Ehefrau Maria, geboren Glamann, von dem Herrn Stadt-Secretair Stoof zu Berlin in Vollmacht seiner Ehegattin Carolina Friederiea, geb. Brandt, gekauft haben, namentlich:
1 dem hiesigen Hause Nr. 360 nebst dazu gehoͤrigen Stallung und Garten, welche die hiesige Stadt-Kaͤmmerei, nach einge— gangener Scharfrichterei, unterm 20. Maͤrz 1829 an die ver— ehelichte Stoof kaͤuflich uͤberlassen hat;
2) dem, in dem ehemaligen Walle, ohnweit des Steinthors an der Mauer, neben dem Wulffleffschen belegenen Garten; 3) dem, in der Steingasse, neben einem Kirchengarten belegenen
Garten, welche beide letztere Stuͤcke die Secretairin Stoof
bescheinigtermaaßen, durch Erbtheilung respective von ihren.
Ascendenten und von ihrem Bruder, dem verstorbenen Stall⸗
meister Johann Carl Brandt, bekommen hät, wegen Eigenthum, Schuld, Hypothek, Nachbarrecht oder sonst einem Grunde Ansprache haben, hierdurch geladen, selbige
̃ am 17. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr,
bei uns anzumelden, und mit den Urschriften, die sie darüber be⸗ sitzen, zu bestaͤrken, bei dem Nachtheil, daß diese Grundstuͤcke auf den Extrahenten und dessen Ehefrau zu Stadtbuch verlassen werden sollen, und mit dem Anfuͤgen, daß gegen die unterlassene Meldung keine Restitution statt habe.
Malchin, den 26. Maͤrz 1831.
Bürger meister und Rath.
Hagelschaͤden-Versicherung.
Nach Ausweiß des im Allgem. Anzeiger d. D. gegebenen Rech⸗ nungs⸗Abschlusses, hat die Versicherung auf gewohnliche Feldfruͤchte unsern Mitgliedern im vorigen Jahre 1 pCt. gekostet.
Auch in diesem Jahre fahren wir fort Versicherungen auf alle Feld- und Gartenfruͤchte abzuschließen, und sehen uns bei großer Concurenz im Stande, jede Summe zu zeichnen.
Man versichert bei unserm Institute auf 1 Jahr oder auf 5 Jahre, und sind die auf 5 Jahre Versicherten die Theilhaber an den allen⸗ fallsigen. Ueberschussen.
Doͤllstaͤdt und Gotha, am 1. April 1831.
Direktion der , nn, ne sett⸗ schaft fuͤr Deutsch land.
Literarische Anzeigen. So eben ist. in der Schlesingerschen Buch- und Musik- handlung unter den Linden Ne 34. erschienen:
Reissiger QGuatuor p. J. Pfte,, Viol, Alto et Violoncelle op. 70. Preis 23 Tl. — Diesen Quatuor, das erste des berülimten Componisten, ist höchst brillant, zugleich ungemein melodiös, und darf zu den besten in dieser Gattung erschienenen Com- positiguen gezählt werden.
Sammlung von Märschen, Fanfaren etc. sür Trompeten— Musik zum bestimmten Gebrauch der Königl. Preuls. Cavalle- rie. Partitur No. 19. Geschwindmarsech aus der Oper Audreas Hofer arrangirt von Lie s. Preis 122 Sgr. No. 1 — 18. zusammen 12 ThI. 22 5gr.
C. M. v. Weber, Jubel- Cautate, nebst einem zweiten Text unter dem Titel: Erndte - Cantate. Partitur op. 58. Preis 7 ThlI.
. im Klavier- Aus zu ge vom Componisten. Preis 24 Thlr.
Oesterreichische militairische Zeitschrift 1831. Dr nt ee n
Das dritte Heft dieser Zeitschrift wird so eben an alle Buch— handlungen versendet werden. Dasselbe enthält folgende Aussaͤtze: L. Ueber militairische Selbstbildung. (Schluß). II. Den Krieg der
Englaͤnder gegen die Birmanen, in den Jahren 1824 bis i826. (Fortsetzung). 11II. Den Feldzug der Russen 1829 in der Tuͤrkei. 1V. Miscellen: Bemerkungen uber das osmanische regulirte Mili— tair 1829. Aus den Briefen eines Reisenden. V. Literatur. VI. Neuestie Militair-Veraͤnderungen.
Fuͤr die unterzeichnete Buchhandlung nehmen alle Buchhand— lungen des In- und Auslandes — in Berlin die Stuhrsche — Praͤnumeratien auf den Jahrgang 1831 dieser Zeitschrift mit Acht Thalern Saͤchsisch an. Auch sind durch dieselben alle altern Jahr
gaͤnge der Zeitschrift seit 1318 zu erhalten. Wer die ganze Samm⸗
lung von 1818 bis einschluͤsig 1830 auf ein Mal abnimmt, vem wird jeder Jahrgang nur zu Sechs Thalern berechnet, und der Preis
der gesammten dreizehn Jahrgaͤnge ist dann Acht und Siebenzig
Thaler Saͤchsisch. Wien, Maͤrz 1831. J. G. He ubner.
In Berlin, Stuhr sche Buchhandlung, Schloßplatz Nr. 2.
Bei Trinius in Stralsund ist so eben erschienen, und in der Stuhr schen Buchhandlung in Berlin zu haben: Fahrie nus, Stralsunds Verfassung und Verwaltung. Brochirt 15 sgr. Diese Schrift ist hervorgerufen durch eine Aeußerung des Hrn. v. Laneizolle in seiner Geschichte des Deutschen Staͤdte⸗ Wesens, wo es der Herr Verf. bei Erwaͤhnung solcher Städte, die ihre Verfassung und Selbststaͤndigkeit bewahrt haben, neben Leipzig und Rostock auch Stralsunds gedenkt, und wo es heißt: „Es waͤre wuͤnschenswerth, daß Kundige eine recht ins Speeielle eingehende Darstellung der Verfassung solcher Staͤdte lieferten; fuͤr Geschichte und praktische Politik konnte das lehrreicher seyn, als 100 Systeme der Staatswissenschaft und 100 allgemeine Weltgeschichten.“
Vollstaͤndig ist nun erschienen, und durch alle Buchhand⸗ lungen des In- und Auslandes von mir zu keziehen:
Philipp Melanchthon's Werke, in einer auf den allgemeinen Gebrauch berechneten Auswahl. Herausgegeben von Friedrich August Koͤthe. 6 Theile, 1829 — 30. Svo. 103 Bogen. Subseriptions-Preis 2 Thl. 10 sar. Um die Anschaffung zu erleichtern, lasse ich den ungemein bil— ligen Subseriptions-Preis einstweilen noch fortduern.
Leipzig, im April 1831. F. A. Brockhaus. In Berlin zu haben bei
Ludwig Oehm ig ke, Burgstraße Nr. 8 an der langen Brucke, und in Neu⸗Ruppin.
So eben ist erschlenen, und in Berlin zu haben bei Ludwig
Oehmigke, Burgstraße Nr. 8S an der langen Brucke: Lebensgeschichte der Giftmoͤrderin Gesche, Margarethe Gottfried, geb. Timm. Nach ersolgtem Straf⸗Erkenntnisse hoͤchster Instanz. Herausgegeben von dem Defensor derselben,
; , . (Bremen, 1831. Bei W. Kaiser). Preis 1 Thl.
Hier ist die laͤngst erwartete, genaue und wahrhafte Lebens- geschichte der allgemein bekannten, jetzt rechtskraͤftig verurtheilten Verbrecherin, von dem ihr zugeordneten Defensor, mit der groͤßten Sorgfalt nach den Akten und außerdem nach den genauesten, so⸗ wohl bei der Missethaͤterin selbst, als bei ihren Bekannten einge⸗ zogenen Erkundigungen, verfaßt. Die verbrecherischen Thatsachen selbst sind schauderhaft und Entsetzen erregend. Aber die vorliegende Geschichte wuͤrde wenig Verdienst haben, wenn sie die Darstellung derselben zu ihrem Hauptzwecke gemacht haͤtte. Sie sucht vielmehr, dieses so tief versunkene Leben in seinen ersten Anfaͤngen ju erfor— schen, und von Stufe zu Stufe in seinen Fortschritten es verfol⸗ gend, bis zur schrecklichen Vollendung darzustellen. So ist diese Biographie zu einem psychologisch und moralisch hoͤchst wichtigen, belehrenden und warnenden Gemaͤlde menschlicher Verblendung und Entartung geworden.
Mon erblickt hier ein schreckendes Beispiel, wohin die uͤber alle Staͤnde sich je mehr und mehr verbreitende Halbkultur und Verfeinerung, Eitelkeit, Doppelherzigkeit und Doppeliuüͤngigkeit fuͤhren, und wie aus kleinem unbeachteten oder wohl gar, in thoͤ⸗ richter Liebe, gepflegten Keime das groͤßte Unheil erwäͤchsen konne. Eltern, Lehrer und Erzieher werden, besonders in benannter Hin⸗ sicht, wichtige Warnungen daraus schoͤpfen, und dem Freunde des Volks und der Wahrheit wird das Buch tiefere Blicke in das Volksleben und dessen Ausartung oͤffnen.
Der Verfasser hat seinen Gegenstand mit großer Sorgfalt und moͤglichster Ruhe, selbst nicht ohne ein Gefuͤhl des Mitieids mit der so schwer verschuldeten Missethaͤterin, bearbeitet, und dadurch dem erschuͤtternden Ganzen die historische Haltung gegeben. Moͤge denn diese Geschichte schrecklicher Unthaten, deren Ge— ruͤcht sich zu allen eioilisirten Voͤlkern verbreitet, nicht bloß Schau— der und Ensetzen erregen, sondern vielmehr in den Herjen derer, die dazu helfen konnen, den ernsten Wunsch erzeugen und beleben, mit Rath und That fuͤr aͤchte einfache Volksbildung in Einfalt des Herjens und der Sitten kraͤftig zu wirken.
—
⸗ . Fuͤr Gartenkuͤnstler, Gartenfreunde uns Oeconomen. In der Jos. Lindauerschen Buchhandlung in Munchen sind erschienen, und in allen Buchhandlungen Deutschlands, in
Berlin bei E. F. Pl ahn, Jaͤgerstraße Nr. 37, zu haben:
Sckell, F. L. v, Beitraͤge zur bildenden Gartenkunst, fuͤr an— gehende Gartenkünstler und Gartenliebhaber, mit 8 Stein-Ab— drucken. 2te Aufl. gr. 8. 21 Thl.
Blumengaͤrtner, neuester allgemeiner, oder vollstaͤndige An⸗ weisung, wie alle fremde und einheimische Blumen, Gewaͤchse und Zierpflanzen im Freien, im Zimmer, in Glas- und Treib— haͤusern erzogen, gepflanzt und fortgepflanzt werden; nebst einem Blumisten-Kalender z., einem Anhang uͤber die Sinndeutung der Blumen, und einem alphabetischen Register, von einem
xrxraktischen Blumenfreunde, gr. 8. geh. 1 Thl.
Bürchner, Ch., Unterricht in der Bienenzucht. Nach Deso mes, Riem, Werner und andern bewahrten Bienenvaͤtern . und in katechetischer Form dargestellt. gr. 8. geh. 53 19gr;
Deißbock, J, neuer allgemeiner Gartenfreund, oder kurjer, leicht faßlicher, und doch vollständiger Unterricht zum Anbau des Kuͤchen⸗, Blumen- und Obstgartens; dann der vorzüglich sten und uͤblichsten Zimmer-Gewaͤchse. Nach eigener Erfahrung, und den vorzuͤglichsten neuesten Gartenbuͤchern, nebst mehre ren Figuren zur Erlaͤuterung des Propfens und Beschneidens der Baͤume und 3 Tabellen. gr. 8. 1 Thlr.
Deißbock, J. Uebersichts- und Trinnerungö⸗-Tabellen, zur Pflege h. n, des Kuͤchen-, Blumen⸗ und Fenstergartens. gr. Fol. 23 Sgr.
Sigenschaften, die, aller Heilpflanzen, nebst ausfuͤhrlichem Unterrichte, sie in Gaͤrten zu ziehen, zu pflegen, zu warten, und als Heilmittel zu gebrauchen. Die Anfertigung aller Krauntersaͤfte., Kräͤurerbiere und Kraͤuterweine. Nach den vor— iüglichsten Duellen und nach untruͤglichen Erfahrungen. gr. 8. geh. 20 Sgr. )
Der neue allgemeine Hausfreund auf dem Lande, oder vollstaͤndige Beschreibung aller beim Acker-, Garten und Ybst= bau, bei der Viehzucht, im Forstwesen, in der Fischerei, in Bausachen und andern Theilen der Oekonomie vorkommenden Beschaͤftigungen und nützlicher Betriebe mit gruͤndlicher An⸗ weisung zur Bienen- und Seidenzucht, dann den nöthigen Vor— schriften des Verhaltens und zur Heilung der Krankhesten aller Arten, sowohl fuͤr die Menschen als die nuͤtzlichen Hausthiere, nebst einem Anhange von vorzüglich gemeinnützigen Hauskün— sten, dann einem Wirthschaftéfalender. Alles nach den erprob— testen Vorschriften und nach Cigener Erfahrung geschrieben von J. D. in 2 Theilen. 1ster Theil Feidwirthschaft, A2ter, Hauswirthsch aft. gr. 8. in Umschlag geh. 1 Rehlr,
Allgemeine
Preußische Staats—
Berlin, Sonnabend den 23 sten April.
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Se. Majestät der König haben dem Justiz-Kommissarius hahn zu Goldberg den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu Lerleihen geruht. ;
Se. Majestät der König haben dem Steuer-Aufseher Bar— ier zu Magdeburg das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen
eruht.
Die von dem unterzeichneten Rektor und Richter hiesiger riedrichWilhelms-⸗Universitat vorschriftsmäßig zu prüfenden Ge— che der Studirenden,
um Stundung und resp. Erlaß der Honorare für
die Vorlesungen,
sissen nicht nur durch genügende Maturitäts-Zeugnisse (mit
her No. L oder II. bei den Inlandern) und resp. durch günstige lbgangs-Zeugnisse von den früher besuchten Universitäten, son⸗ sern insbesondere auch durch Zeugnisse der Bedürftigkeit gehörig zegründet werden. ;
In Ansehung dieser Bedürftigkeits-Atteste ist festge— etzt, daß sie bel Waisen nur von der betreffenden Vormund— chafts-Behörde und für Studirende, deren Eltern noch am beben sind, von dem Magistrate des Wohnorts oder von den AUmts-Vorgesetzten des Vaters ausgestellt werden können, und aß in diesen Zeugnissen folgende Punkte ausdrücklich enhalten eyn müssen:
1) Angabe des Vor- und Zunamen und des Alters der Stu— direnden;
2) Amt, Stand und Wohnort der Eltern und, bei Waisen, der
Vormünder;
3) Zahl der etwanigen übrigen, versorgten oder unversorgten,
Kinder, oder Bemerkung, daß keine vorhanden seyen;
4) Angabe der Lehr-Anstalt, auf welcher der Bittsteller seine Vorbildung erhalten hat;
5) die von den Eltern oder Vormündern zu machende be— stimmte Angabe der Unterstützung, welche dem Studiren⸗ den jährlich zugesichert worden, aus welcher Quelle sie auch kommen und von welcher Art sie auch seyn möge, und die bestimmte Versicherung, daß die Eltern oder Vormün— der nach ihren der attestirenden resp. Behörde genau be⸗ kannten Vermögens-Verhältnissen dem studirenden Sohn oder Mündel nicht mehr als die unter Nr. 5 anzugebende Unterstützung gewähren können.
Indem wir diese hohen Anordnungen hierdurch zur öffent— lichen Kenntniß bringen, damit dieselben bei Ausstellung der be⸗ zeichneten Dürftigkeits-FZeugnisse von den resp. Behörden in der vorgeschriebenen Art berücksichtigt werden, sind wir zu der Be⸗ merkung verpflichtet, daß bei mangelhaften Attesten die von uns vorschriftsmaßig zu prüfenden Gesuche um Stundung der Ho⸗
norare für die Vorlesungen nicht bewilligt werden können.
Berlin, den 21. April 1831.
Der Rektor und der Richter hiesiger Friedrich-Wilhelms-Universität.
Böckh.
Heute wird das 5ste Stück der Gesetz-Sammlung ausgege—
F. Krause.
ben, welches enthalt: unter
Nr. 1284. den Staatsvertrag zwischen der Königlich Preußi— schen und der Großherzoglich Sach sen-Weimarschen Regierung über den künftigen Beitritt des Groß— herjogthums zum Zoll⸗Verbande der östlichen Preu— ßischen Provinzen. Vom 11. Februar d. J.
Berlin, den 23. April 1831. Debits⸗Comtoir.
Angekommen: Der General-Major und Commandeur
der 5ten Landwehr⸗Brigade, von Rudolphi von Merseburg.
Der Königl. Schwedische General-Konsul zu Stralsund,
von Lundblad, von Stettin.
Abgereist: Der Rittmeister und Flügel⸗-Adjutant Sr. Ma⸗
. jestät des Kaisers von Rußland, Fürst Suwarow-Rimnicky, als Courier nach Posen.
Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger Nowi⸗—
koff, als Courier von Paris kommend, nach St. Petersburg.
Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
1 Rußland. St. Petersburg, 13. April. Se. Majestät der Kaiser
haben den General⸗Majoer v. Schilling J. zum Befehlshaber der Aten Brigade der Aten Dragoner-Division ernannt.
Dem auf der Kaukasischen Linie und am Schwarzen Meere
befehligenden General von der Infanterie, Emanuel, sind, einem
Allerhoͤchsten Befehl vom 13. (25.) Marz zufolge, für seine aus—
gezeichnete Tapferkeit und seine einsichtsvollen Anordnungen wäh⸗ rend des vorjährigen Feldzuges gegen die Gebirgsvolker, 6900 Dessätinen Land in der Provinz Käaukasten erb- und eigenthüm—
lich verliehen worden. . ᷣ Es ist hier folgender, vom 24. März (5. April) datirter
Kaiserlicher Ukas erschienen: „In Folge der in einigen Kreisen
des Wilnaschen Gouvernements ausgebrochenen Unruhen haben Wir es für nöthig erachtet, das an jene Kreise granzende Gou— vernement Kurland in Kriegszustand zu erklaren und den Ge— neral⸗ Gouverneur desselben, General ⸗Lieutenant Baron Pahlen, Er Sicherstellung des genannten Gouvernements gegen jeden
ersuch der Emporer, in dasselbe zu dringen, und zur Erhaltung der innern gesetzlichen Ordnung, mit der Gewalt und den Rech⸗ ten eines abgesonderten Corps Commandeurg in Kriegszelten zu hekleiden,
Im Olwiopolschen Kreise hat die Cholera völlig aufgehört, und in ganz Bessarabien waren am 20. Februar nur noch 5 Kranke übrig, die sämmtlich Hoffnung zur Genesung gaben.
In Riga herrschen viele Krankheiten; aus den evangelischen Stadt-Gemeinden wurden in einer Woche 27 Personen zur Erde bestattet; besonders sterben viele Greise.
In Reval ist in Folge eines Kaiserlichen Befehles, daß in den Gouvernements-Städten Provinzial-Bibliotheken zum öffent— lichen Gebrauch angelegt werden sollen, eine solche angeschafft und bereits dem Publikum eröffnet worden. Die sämmtlichen Lehranstalten des Revalschen Gouvernements zählten zu Ende des vorigen Jahres 170 Lehrer und 1473 Schuler, wonach in 6. angestellter Berechnungen jedes 16te Kind die Schulen desucht.
In dem hiesigen Stadttheile Wassili⸗Ostroff wird ein Post—⸗ Bureau errichtet werden, um den Einwohnern dieses eine Insel bildenden Stadttheils und der entfernteren Stadttheile die Be⸗ sorgung ihrer Korrespondenz zu erleichtern.
Mach : amtlichen Berichten betrug der Werth des im vorigen Jahre im Ural gewonnenen Goldes 17,750,600 und der Platina 1, 09,600 Rubel. Die Ausbeute seit 10 Jahren betrug für Gold 107,700,000, und für Platina 3, 8hö5, 520 Rubel.
In der Umgegend einer im Gouvernement Nertschinsk belegenen, großen, zum Ausschwemmen des Silbers bestimmten Anstalt, so wie an mehreren andern benachbarten Orten, ver⸗ spurte man am (3.) 15ten Januar ein leichtes Erdbeben, das ungefahr 19 Sekunden dauerte. Das Wetter war heiter, und ein Domer ähnliches Rollen ging der Erschütterung voraus, die ihre Richtung von Sudost nachaNordost nahm, auf welcher letz⸗ teren Seite sie am heftigsten war. Früher schon, am (27sten Dezember) Sten Januar, zeigte sich in derselben Gegend ein schönes Nordlicht. Die genannten beiden Erscheinungen sind um so merkwürdiger, da ein Erdbeben dort etwas Seltenes und ein Nordlicht etwas noch nie Gesehenes ist.
In einem Schreiben aus Orenburg vom (5ten) 17ten März heißt es: „Hier ist die Nachricht eingegangen, daß der Chan von Chiva, AÄAllakul, 20, 000 Usbeken und Karakalpaken vereinigt habe, um mit diesen in die Persischen Provinzen einzufallen. Ein ähnlicher im Jahre 1829 gemachter Versuch war für Chiva schlecht ausgefallen, indem von 30,000 Mann, die in Persien eingedrungen waren, kaum der dritte Theil, und noch dazu in einem vollkommen erschöpften Zustande, zurückkam; die übri⸗ gen hatte die Cholera fast ganz aufgerieben. Die Feindseligkei⸗ ten der Bewohner von Chiva bezwecken jedesmal die Eroberung von Sklaven zu ihren Feld⸗ und Garten-A1Arbeiten; andere Beute machen sie fast nie, indem die reichen Persischen Chane in festen Schlössern wohnen, zu deren Besitz die Horden Chiva's nie ge⸗ langen konnten, da sie keine Kanonen haben, und in welche sich die reichen Perser gewöhnlich hin zu flüchten pflegen, wenn ssie Ueberfälle von Chiva aus befürchten.“
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Aus dem Russischen Hauptquartier, vom 16. April. Nach den letzten Nachrichten war der baldige Uebergang der Haupt-Armee über die Weichsel zu erwarten, um die Entschei⸗ dung des Krieges schnell herbeizuführen. Alle Anstalten dazu waren gemacht, als sich aus den Nachrichten von der ansehn— lichen Stärke der aus Warschau gebrochenen feindlichen Trup— pen die Wahrscheinlichkeit ergab, den entscheidenden Schlag un⸗ mittelbar auf sie selbst zu führen. Der Feldmarschall brach da— her am 4. April mit dem Isten Infanterie-Corps, Zten Kaval— lerie-Corps, Lithauischen Garde-Corps und mit dem größten Theil des Grenadier-Corps gegen Zelechow auf und poussirte seine Avant-Garde gegen den Überall zurückweichenden Feind bis vor Latowicz, wo der Zwitterbach und die ihn umgebenden Süm⸗ pfe sehr schwierige Defileen bilden. Die Haupt⸗Armee würde dieser Bewegung gefolgt seyn, wenn nicht die großen Schwierig— keiten der Subfistenz den Ober-Feldherrn genöthigt hatten, sie ihren Zuführen mehr zu nähern, zu welchem Behuf sie sich am 10ten dei Lukow koncentrirt befand, mit einer unter dem Für⸗ sten Gortschakoff bis Stoczeck vorgeschobenen Avant⸗Garde, welche sich bei Dembe mit der Armer wieder vereinigte. Der Feind dirigirte sich in forcirten Märschen, parallel mit der Chaussec, auf Siedlce, und General Sivers suchte mit der unter seinen Befehlen stehenden Husaren-Brigade und dem Litthatuschen Uhlanen⸗Regiment diese Bewegung aufzuhalten. Als die Polen sich gegen Mittag den Muchäwiee genähert hatten, griffen sie in geschlossenen Kolon⸗ nen den General Rosen an. Die Russische Kavallerie blieb auf dem linken Ufer dieses Baches bei Igdani, um den Rückjug der Rosenschen Avant-Garde zu decken, welche in Jagnodna auf der Chaussee stand. Die 3te Brigade der 1 Divisson vertheidigte die Muchawiecbrücke auf der Seroczyner Straße. Bei der An⸗ näherung der Avant-Garde ward eine Abtheilung derselben un⸗ ter dem Befehl des Generals Faesi detaschirt, um dem Feinde in die Flanke zu fallen. Das Gefecht dauerte bis Abends 7 Uhr. Mehrere Kavallerie- Angriffe und wiederholte Bajonet⸗ Attaquen, protegirt von der Artillerie, hielten den Anfall des Feindes alif und nöthigten ihn, sich zurückzuziehen. Die Russi⸗ schen Truppen nahmen eine starke Stellung ein und fuhren Bat⸗ terieen auf, um die Brücke zu bestreichen. Da der Feldmarschall annehmen mußte, daß der Feind dennoch am andern Morgen den Uebergang versuchen würde, so dirigirte er das Gros der Armee auf Siedle; die Polen nahmen aber den Kampf nicht an, sondern zogen sich in der Nacht vom 10ten zum siten atif Kaluszyn und Serochhn zurück, und die Russische Avant-Garde folgte ihnen sogleich bis Mingosy. Gene⸗ ral Thiemann beobachtet das Land zwischen der Weich⸗ sel, dem Wieprz und der Warschauer Chaussee; General Gerstenzweig hat Kock besetzt, und General Ougrumoff hat Wen⸗ grow zu besetzen und Verbindung mit unserer rechten Flanke zu halten. ᷣ General Uminski zog sich seit dem 2ten mit seinem Corps auf , zuriick, und General Sacken erhielt den Auftrag, die feindliche Bewegung ju beobachten, nachdenj er durch das Garde⸗
Uhlanen⸗Regiment verstärkt worden war. Indeß erhielt man bald die Gewißheit, daß die Polen bei Stary⸗Zambel eine Brücke konservirt hatten, welcher Umstand den Großfürsten Michael be⸗ wog, unter dem General Bistram ein Detaschement zu bilden, zu lvelchem auch das Sackensche Corps gehörte, um das Land zwischen der Narew und dem Bug zu säubern. Das Deta⸗ schement fetzte sich am Ften in Bewegung, in der Richtung auf Wyßßkow, stieß aber nicht auf den Feind, welcher bei der ersten Nachricht von seiner Annäherung über den Bug und den Na⸗ rew bei Stary⸗Zambel zurückgegangen war und die Brüqke zer⸗ stört hatte. Nachdem der Zweck dieser Expedition vollständig er= reicht war, bezog das Garde⸗-Corps Kantonirungen in der Prosm Augustowo, um dort die Ruhe des Landes aufrecht zu erhalten, und das Sackensche Corps ward nach Ostrolenka verlegt.
Auf der linken Seite hatte der General Sierawski am 7. und 8. April die Weichsel bei Rachow und Josefow mit einem Corps von 6000 Mann überschritten, und General Creutz mel⸗ dete, er werde sein Corps zusammenziehen, um Dwernieki an⸗ zugreifen, von welchem er annahm, daß er einen Rückmarsch über die Weichsel versuchen würde. Zu gleicher Zeit ging aber ein Rapport vom General Rüdiger ein, Dwernicki habe jwischen Uscilug und Latowicz den Bug überschritten. General Rüdiger koncentrirte seine Truppen bei Targowice und zog die Zte Bri⸗ gade der 10ten Divisson und das Husaren⸗Regiment Prinz von Dranien an sich, wodurch er nunmehr stark genug wurde, Dwer⸗ nickt anzugreifen, während der General CreuJ den Befehl er⸗ halten hatte, ihn in möglichster Eile zu verfolgen, und General Demidoff auf feine Verbindung mit Zamosc wirken wird.
General Ougrumoff, welcher mit der 1sten Grenadier⸗-Divi⸗ sion das Land auf dem rechten Flügel zu säubern hatte ohne jedoch den Liwiec zu passiren, stieß . Morgen auf das limini⸗ kische Corps, welches sich auf deni rechten Ufer, dem Flecken Liw gegenüber, festgesetzt und selbst einen Brückenkopf angelegt hatte. Dle Karabinier-Brigade griff den Feind lebhaft an, warf ihn über den Haufen, bemächtigte sich der Befestigung und stürmte mit ihm zu gleicher Zeit über den Fluß. Schon hatte der glän⸗ zende Erfolg die Russischen Truppen in den Besitz mehrerer feindlichen Kanonen gesetzt, als der plötzliche Anfall von einer Masse Polnischer Kavallerie die Russen nöthite, ihre Beute fahren zu lassen und sich auf die Infanterie jurücksuzie hen, welche alle Angriffe zuruckwies. Es wurden 3 bis 400 csangene gemacht, unter denen sich ein Oberst-Lieutenant vom isten Chas⸗ seur⸗Regimente befindet. Der feindliche Verlust muß sehr groß gewesen seyn, besonders von dem mörderischen Feuer der Russi⸗ schen Artillerie, welche fast alle ihre Munition verschoß. Russi⸗ scherseits sind nur einige hundert Mann außer Gefecht gesetzt, unter welchen sich der Capitain Lwoff, Adjutant des Feldmar⸗ schalls, mit einer leichten Fußverwundung befindet.
Der Feind scheint nach diesem Echec seine Hauptkraft gegen Kalusjzyn dirigirt zu haben, und General Ougrumoff, welchem nicht erlaubt worden ist, ihm über den Liwier zu folgen, bleibt in der genommenen Position und rasirt die vom Feinde aufgewor⸗
fene Befestigung.
Warschau, 17. April. Der General⸗Gouverneur belobt in der Warschauer Zeitung das neu organisirte 23ste In⸗ fanterie⸗Regiment und eine Abtheilung des 2ten Masuren⸗Regi⸗ ments, welche die Vorposten und Vedetten jenseits Praga und innerhalb der Festungswerke dieser Vorstadt besetzt halten, wegen der Ordnung und Pünktlichkeit, in der sie der Oberst Koß, Kom⸗ mandant von Praga, bei einer gehaltenen Inspeetion angetroffen habe, und erinnert sie daran, daß ihre Posten, wenn auch vom Kampfplatze entfernt, doch nichtsdestoweniger von der größten Wichtigkeit seyen und die äußerste Wachsamkeit im Dienste er⸗ orderten.
Die Reichstags⸗-Kammern setzten auch am 13ten ihre Bera⸗ thungen über den Gesetz- Entwurf wegen Verleihung von Grund⸗ Eigenthum an die Bauern noch fort.
Dem Polnischen Kurier zufolge, soll nächstens eine Ver⸗ änderung in dem jetzigen Ministerium stattsinden.
Am 14. d. ist hier der Polnische General Stanislaus Sxuy⸗ manowski mit Tode abgegangen.
Wie die Polnische Zeitung berichtet, seyen die Russi⸗ schen Garden am Bug in der Vereinigung mit der Armee des Feldmarschalls Diebitsch begriffen.
In dem Warschauer Kurier üest man Folgendes; „Bei Sucha, in der Nähe von Ceglow, fand am 14. 8d. ein Gefecht statt; unsere Kavallerie soll daselbst mit den in den Waldern umherschweifenden Kosaken zusammengetroffen seyn; auch heißt es, daß eben daselbst das àte Infanterie-Regiment sich in einem Treffen ausgezeichnet habe; doch haben wir noch keine hinrei⸗ chende Kunde von diesem Kampf. An demselben Tage soll Ge— neral Uminski bei Wengrow nochmals mit dem durch neu heran— gejogenen Truppen verstärkten Feinde gekämpft haben und der Kampf sehr hartnäckig gewesen seyn. Es heißt, daß sich von un⸗ serer Seite vorzüglich das 1ste Jäger-Infanterie⸗Regiment und das 20ste neue Infanterie⸗Regiment, welches schon einmal dort im Treffen war, hervorgethan hätten, doch soll das letztere Regi⸗ ment in dem Kampf am Donnerstag sehr viel gelitten, trotz dem aber zu einem neuen Vortheil über den Feind beigetragen haben.“
Vermöge einer Verordnung der Nationg!⸗Regierung soll, wie die Wojewodschafts-Kommission von Masowien anzeigt, eine bedeutende Anzahl Russischer Gefangenen in die genannte Wojewodschaft gesandt, in Bezirken, Gemeinden und Dörfern vertheilt und zum Ackerbau, so wie zu anderen dem Lande nütz⸗ lichen Arbeiten, gebraucht werden. Diejenigen Eigenthümer, welche auf ihren Gütern solche Gefangene zu haben wünschen, sollen sich daher zeitig bei dem betreffenden Bezirks⸗Kommnissar oder bei der Wojewodschafts⸗Kommission melden und, wenn ste⸗ dergleichen empfangen, die Zahl derselben mit ausdrücklicher Be⸗ zeichnung ihres Namens bescheinigen; für deren Unterhaltung und Ernährung darf aber dann keine Reclamation gemacht wer⸗ den, da die Gefangenen sich dieselbe mit ihrer Lirbeit verdienen sollen. Die Vögte, Prässdenten und Bürgermeister werden n⸗
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