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der Nacht vom 17ten zum 18ten bewerkstelllgt hätte. — Wir haben kein einziges Stück Geschütz verloren, zählen aber 1200 Todte, worunter leider der brave Oberst⸗Lieutenant, Graf Julius Nalachoweéki, der bei der Deckung des Rüchuges, so wie der Oberst⸗Lientenant Graf Wielochonski, der, als er an der Spitze seiner Schwadron schwimmend über die Weichsel setzte, in den Bellen seinen Tod fand. Der offizielle Rapport des Generals Sierawski über diese Kriegs-Begebenheiten sst noch nicht einge⸗ gangen; es fehlt daher noch an den näheren Details darüber; mittlerweile sind dem General neue Verstarkungen zugeschicki worden.
= In einem andern Schreiben aus Warschau vom näm— ichen Tage heißt es: „Die Niederlage des Generals Sierawski bestätigt sich vollkommen. Nur mit einem großen Verluste hat er das linke Weichsel-Ufer erreichen können. — Die Ankunft des Generals Dwernieki in Wolhynien soll daselbst nur einen ge⸗ ringen Eindruck gemacht haben. Die Cholera hat sich in eini— Jen Lgzarethen gezeigt; sse ist jedoch nicht besonders bösartig. — Das Polnische Hauptquartier soll am 20sten d. M. in Minsk gewesen seyn. Seit dem 18ten Abends treffen unaufhörlich schwe⸗ res Geschütz, Mimitionswagen, Feldschmieden ꝛc. hier ein. Man will hieraus schließen, daß der Generalissimus einer Schlacht auszuweichen gesonnen sey. — Bei Praga und Grochow wird sortwährend geschanzt. Die Russischen Truppen unter General Sacken sollen in Pultusk eingerückt seyn.“
Dem Oesterreichischen Beobachter zufolge, wird aus Krakau vom 12. April gemeldet: „Man behauptet, daß neuerdings ein Versiuch gemacht werden soll, Unterhandlungen anjuknüpfen. Die Zusammenberufung des Reichtags⸗ Plenums ür den 15ten d. M. soll den Zweck haben, über eine annehm⸗ dare Initiative zu einem gütlichen Umebereinkommen Ri berathen. Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß bei der großen Ei⸗ genthum besitzenden Masse der Nation die Sehnsucht nach Ruhe und einem geregelten Zustande der Dinge vorherrsche. — Die Wunden des Generals Chlopicki sind beinahe geheilt.“
Frankrerch.
Pairs-Kamm er. Die Sitzung vom 16. März eröff— nete der Prräsident des Minister-Raths mit der Vorle— gung des am vorhergehenden Tage von der Deputirten-Kammer angenommenen Gesetz⸗ Entwurfes, wodurch dem Ministerium des Innern für die Ausgaben der geheimen Polizei ein Zuschuß von 1 Millionen Fr. bewilligt werden soll. — Nachdem zur Prufung dieses Gesetzes eine Kommissson ernannt worden, die zu esem Behufe unmittelbar zusammentrat, beschaftigte die Ver— saunnlung sich mit dem Gesetz-Entwurfe wegen Bewilligung der Steuern bis um 1. September und der Ausgabe von 2440 Nill. in Schatz Kammer-Scheinen. Nur ein Redner, der Vi⸗ omte Lainé, ließ sich darüber vernehmen, worauf der Präsi⸗ dent die einzelnen Artikel des Entwurfes vortrug. Die 9 ersten
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man lasse die überflüfsigen Aemter allmähllg eingehen, verkürze aber nicht noch den Beamten ihr spärliches Einkommen. Ich protestire gegen alle solche Abzüge, die zugleich einen nach— theiligen Einfluß auf Handel und Gewerbfleiß üben. Lei— der erlaubt mir der vevorstehende Schluß der Kammern nicht, in dieser Beziehung ein förmliches Amendement ju machen. Diejenigen aber, die sich jetzt acht Monate lang (vom 1. Mai bis 31. Dezbr.) Entbehrungen mancher Art auflegen sollen, mögen wenigstens erfahren, daß sse Vertheidiger in dieser Kammer gefunden haben und daß ihre Rechte zu einer gelegenern Zeit nicht unberücksichtigt bleiben werden. Auch der Marquis v. Dreur-Bréz« erhob sich gegen die Verkürzung des Soldes der Offiziere, die ohnehin schon von allen Militairs in Europa am schlechtesten bezahlt wären. Der Baron Mou— nier und der General v. Ambrugeac sprachen die Hoffnung aus, daß, nachdem der Kriegs-Minister sich in der andern Kam— mer den Gehalts-Abzügen für das Militair auf eine so lobens— werthe Weise widersetzt hake, die ganze Maaßregel auch bloß transitorisch seyn werde. Der Marschall Sonlt erwiederte hier— auf Folgendes: „Wie sehr man auch den Obersten, den Oberst—⸗ Lieutenants, den Bataillons-Chefs, ja ich möchte wohl sagen, allen Offizieren der Armee ihr Einkommen schmälern möchte, so halte ich mich doch überzeugt, daß dies auf ihr Betragen keinen Einfluß haben wird; sie werden ihren Untergebenen immer als Vorbild dienen. Was einige Redner zu meinem Lobe ge⸗ sagt haben, rührt mich tief. Wenn ich mich in der andern Kammer der vorgeschlagenen Maaßregel widersetzte, so folgte ich
bloß dem Gefühle meiner Pflicht, die mir gebietet, als das Or—⸗ gan der Armee die Interessen derselben wahrzunehmen. Wie
damals, glaube ich auch heute noch, daß man in jener Maaß— regel zu weit gegangen ist; gleichwohl habe ich mich zuletzt in dieselbe gefügt, indem ich hoffte, daß sie auf die Treue und Er— gebenheit der Armee keinen nachtheiligen Einfluß haben würde. Was die von dem Herrn Marschall Macdonald angeregte Frage betrifft, ob auch von dem Gehalte der Mitglieder der Ehren⸗Le⸗ gion ein Abzug zu erheben sey, so ist dieselbe nach dem Inhalte des Gesetzes zweifelhaft; es wird indessen bei der Ausfuhrung eine Königl. Verordnung zur Interpretation dieses Theils des Ge— setzes erfolgen; vorläufig ersuche ich die Kammer nur, dieses Gesetz anzunehmen.“ Nachdem noch der Baron Mounier die Bemer— kung gemacht hatte, daß das Institut der Ehren-Legion schon deshalb nicht durch das Gesetz betroffen werden könne, als es seinen eigenen Dotations⸗Fonds habe und nicht im Staats-Bud— get figurire, wurden der 10te Artikel des Entwurfs, so wie dem— nächst auch die 8 übrigen, und zuletzt das ganze Gesetz mit g4 gegen 8 Stimmen angenommen. — Am Schlusse der Sitzung
gen des der Regierung zu bewilligenden eventuellen Kredits der 100 Millionen, und trug auf die Annahme desfelben an. Die Versammlung vertagte sich sodann bis zum nächsten Montage.
nicht minder achtungswerthe Männer, die da glaubten, h Nichts sie ihrer früheren Verpflichtungen entbinden könne, un daß sie ihre Ergebenheit nicht bloß deni Vaterlande, sondern aut Dieses Gefühl man vielleicht nicht das ganz richtige seyn, aber es entspringt un
ihrem Herrscherstamme schuldig waren.
streitbar aus einer laͤutern Quelle und knüpft sich an eine G
dankenreihe, der man seine Achtung nicht verweigern darf. Kam man hiernach wohl gesetzlich diejenigen bestrafen, die einen We verfolgten, den ihr Gewissen und ihre Pflicht ihnen vorzuschreihen
schienen? Kann man, ohne ungerecht zu feyn, einen loyalen Milita gesetzlich wohl eines Rechtes berauben, das er sich durch lan jahrige Dienste erworben hatte? Unmöglich laßt sich dies anne men, und ich kann daher in der oberwähnten strengen gel nur einen Irrthum oder eine falsche bl nnn, .
Pension von ihr verlangen; wundern müsse er sich aber,
so könne er doch einen Ausdruck nicht ungerügt lassen,
phe gewesen sey, ͤ also; schon seit einem Jahre habe sich die Katastrophe voraus
sehen lassen, und der glückliche Ausgang derselben sey dem Lande Der General Lam arque meint, die Juli⸗Männer waren noch weit schlimmer daran, als die O fiziere der ehemaligen Garde; noch am vorhergehenden Tage här Revolution verwund et worden, bei ihm gemeldet, die nun schon seit mehreren Monaten mit
höchst willkommen gewesen.
ten sich deren 4, wovon 3 in der
schönen Versprechungen hingehalten würden. Der Red ein Pantheon unter den Waffen. Alle übrige Leglonen hat- ner gedachte hierauf noch einmal des Betragens, das de en Corps in den verschiedenen Stadtvierteln aufgestellt. Um die Graf von Sainte -Aulaire auf seiner Reise nach Ron ittagszeit hatte sich, wie vorgestern, auf dem Chatelet-Platze
beobachtet haben soll, und worüber sich dessen Schwiegersohn, du
Herzog Decazes, schon am 14ten in der Pairs-Kammer mit Hm. Cas. Périer verständigt hatte. Er behauptete, Hr. v. Ste. Au— laire sey damals zwischen Rom und Aquapendente aus ein in For organisirtes Bataillon von Insurgenten gestoßen, an das er sich mit folgenden Worten gewandt habe: „Geht nach Hause, iht Leute, sonst werdet Ihr alle von den Oesterreichern niedergemacht;
wenn Ihr auf Frankreich rechnet, so irret Ihr Euch; mein Son verain befiehlt mir, die weltliche Macht des Papstes zu unterstüj⸗ zen und ihr so viel wie möglich Achtung zu verschaffen.“ Wäh⸗ rend einige Stimmen diese Aeußerung als ein in irgend einem Kaffee. hause erfundenes Mährchen bezeichneten, machte der Vicomte Ve— berichtete noch der Graf Mollien über den Gesetz-Entwurf we— ea zes dem General Lamargue bemerklich, daß er besser gethan hatte, die Geschichte für sich zu behalten, cazes) ihm hier nicht antworten könne. Der Großsiegelbewahrer
da sein Bruder (der Herzog De⸗
auch kein daß man von der Rednerbühne herab behaupte, die letzte Revolution seh den Lande unerwünscht gekommen und Frankreich sey darüber gan bestürzt gewesen. So sehr er auch die Meinungs-Freiheit ehrt wonach es das Ansehen gewinne, als ob die Revolution eine Katasmi⸗ die Frankreich tief gebeugt habe; dem sey nich
Ingen ohne Weiteres durch. Hehalts-Abzügen handelt, ergriff der Marschall Jourdan das Dort. Ware der Gesetz-Entwurf früher vorgelegt worden, äu⸗ Ferte derselbe, so wurde er auf die Verwerfung einer Bestimmung auzetrasen haben, die eben so ungerecht als unpolttisch sey; am Voratend des Schlusses der Session aber lasse sich, wie er wohl ein— sehe, das Gesetz nicht füglich mehr ändern, ohne die Regierung der Hülssmittel zu berauben, deren sie bedürse, um die Ehre und die Unabhangigkeit des Landes würdig zu behaupten; es zeuge von einem ungemeinen Vertrauen zu dem Patriotismus des Militairs, wenn man zu einer Zeit, wo es noch ungewiß sey, ob es Krieg gehen werde oder nicht, mit dem Vorschlag hervortrete, die Mi— litair- dehalte und Peusionen einem Abzuge zu unterwerfen; er zweisle nicht, daß die Armee dieses Vertrauen rechtfertigen werde, erklare indessen schon jetzt, daß, wenn spaterhin der Antrag ge⸗ macht werden sollte, jene Abzuge auch für das Etats-Jahr 1832 sortbestehen zu lassen, er sich seiner Seits demselben nach allen Fraften widersetzen würde. Der Graf von Montalembert gab seine Verwunderung zu erkennen, daß sich nicht zahlreiche Stimmen gegen den Gesetz-Entwurf in der Kammer erhöben; in einen Au enblicke, wo Frankreich sich von ganz Europa bedroht sahe (Nein, Nein!), halte er die vorgeschlagene Maaßregel für vollig unjeitig, und glaube sonach, daß es mindestens angemessen seyn w ürde, die Gehalts-Abzüge erst von dem General-Majors⸗Range an ein⸗ treten zu lassen, indem der Oberst, der gleichsam der Vater sei— nes Regiments sey, eine Gehalts-Verminderung am wenigsten ertragen könne, wenn anders man nicht wolle, daß er künftig zu seinen Offizieren sage: „Bisher, meine lieben Kameraden, war ich gewohnt, Euch von Zeit ju Zeit bei mir zu Tische zu fehen,
z Ueber den 19ten, welcher von den Deputirten-Kammer. April kamen verschiedene, bei der
Blutvergießen bewahrte, für ein Französisch es
lonieen verwaltet worden.
der Armee behandelt werden. Hr.
der in denselben eingesetzt worden sind. Labourdonnaye
Linie eingetreten seyn würden.
In der Sitzung vom 16. Kammer eingegangene Bitt— schriften zum Vortrage. — Eine Eingabe mehrerer Ein vohner von Marseille, worin diese verlangten, daß man das Regiment Ho— henlohe, als Lohn für sein schones Betragen nach den Juli— Ereignissen, indem es damals die Stadt Marseille vor einem Regiment erkläre, wurde dem Kriegs-Minister überwiesen. — In einer audern Vorstellung trugen die beiden bekannten Farbigen von M nique, Herren Fabien und Bissette, darauf an, daß man die Verordnungen zurücknehme, wonach bisher die Französischen Ko⸗— Auf die Bemerkung des Herrn Sal— verte, daß die Kolonieen hinführo, eben so gut wie der Mutter— staat nur nach Gesetzen regiert werden dürften, wurde die Bitt— schrift dem Ser⸗Minister iind dem Großsiegelbewahrer zugefer⸗ tigt. — Zu einer weitlauftigen Debatte gab die Dentschrift eines Einwohners von Dünkirchen Anlaß, worin die verschiedenen gesetzli⸗ chen Bestimnmmngen beleuchtet wurden, nach welchen die Offiziere von v. Las Cases nahm sich derjenigen Offiziere an, die in den hundert Tagen befördert wur⸗ den, spaterhin ihren Grad verloren und bis jetzt noch nicht wie— Der Graf Arthur v. verwandte sich für die Ofsiziere von der Garde, die durch die Verordnung vom 11. August v. J. ihr Anciennetäts-Recht verloren hatten und sich mit um so großerem Rechte beklagen dürften, als sie, wenn ihr Ausscheiden vor der Auflösung der Garde erfolgt wäre, ihrem Range nach in die
mn den Gemeinsinn im Regimente aufrecht zu erhalten; jetzt ist mir dies nicht mehr möglich; geht und esset, wo Ihr wollt!“
Wan verwerfe indessen, fuhr der Redner fort, jedwedes Amen— dement, weil die Herren Deputirten im Begriffe ständen, den Pom wagen zu besteigen; als ob dieselben nicht noch 23 Stunden langer bleiben könnten; es sey die Pflicht der Pairs-Kammer, alle wohlerworbenen Rechte zu beschutzen und es gabe keine hei— ligeren, als die des Militairs. „Da ich so eben den Handels⸗ Minsster eintreten sehe“, so schloß Hr. v. Montalembert, „so itnschte ich wohl, daß er mir einige Aufschlüsse über die ungeheun⸗ ren Bauten gabe, die im Schlosse der Tuilerieen vorgenommen wer—⸗ Den. Jedermann sragt sich, ob ein Schloß, das dem Geschlechte der Valles und der Beurbonen, so wie dem ehemaligen Kaiser und
seiner Fäcnilie genügte, nicht auch für einen bürgerlichen Konig
groß genug serr und ob sich jur Erweiterung und Verschönernng
desselben wohl eins
* .
verdoppelt würden. Jin Uebrigen sind die Tuilerieen ein Natio-
nal-Eigenthum, an das man ohne die Erlaubniß der Kammern nicht Hand anlegen darf.“ Der Graf v. Arg out erwiederte, wenn gleich er nicht glaube, daß die Minister verpflichtet waren, auf alle an sie gerichtete Fragen zu antwerten, so wolle er doch dem vorigen Redner bemerklich machen, daß die in den Tuile⸗ rieen begonnenen Bauten auf Besehl des Königs und für Rech- nung der Civil-Liste stattfänden, und daß man es dem Monar— Gen nur danken könne, daß er seine Einkünfte großentheils dazu verwende, der arbeitenden Klasse Beschaftigung zu verschaffen. Der Marschall Macdonald verlangte in seiner Eigenschaft als (Groß⸗Kanzler der Ehrenlegion, daß die Gehalte, welche die Offiziere von der Land- und Seemacht als Ehrenlegions⸗Ritter beziehen, von den Abzügen ausgenommen würden;: auch hielt er im Allgemeinen fiskalische Maaßregeln, wie diejenigen, die in dem Gesetz⸗Entwurfe enthalten sind, für ungerecht und vera— torisch. „Gehalts⸗Abzüge“, äußerte er in dieser Veziehung, „sind immer eine erbärmliche Hülfsquelle für den Staat; sie miißten nothwendig eben so viel Unzufriedene machen, als von ihnen betroffen werden, wenn nicht jeder Einzelne von so patrio⸗ tischen Gesinnungen beseelt ware. Es scheint in der That, als ob man sich gegen die Besoldungen der Beamten förmlich ver⸗ schworen hätte. Außer dem uns verliegenden Gesetze will man auch noch das Beziehen mehrerer Gehalte auf einmal verbieten. Dies ist nicht der Weg, eine weise Sparsamkeit einzuführen;
Zeit eigne, in welcher die Lasten des Volks
Eben so sprach der Redner zu Gunsten derjenigen Offiziere, die der neuen Regierung den Eid der Treue verweigert hatten. Das Gesetz vom 31. Angust we⸗ gen der Eidesleistung spreche nämlich bloß von den aktiven oder disponiblen Militairs, nicht aber von denjenigen Offizieren,
die auf Reform⸗Gehalt stehen oder pensionirt sind; gestützt auf diesen Umstand hätten viele Offiziere, um den Eid nicht leisten zu dürfen, sich damals auf Reform-Gehalt
setzen lassen wollen; man habe ihnen indessen geantwortet, daß solches nur geschehen könne, wenn sie dem gedachten Gesetze ge⸗ nügten, indem sie, als dieses erschienen, noch aktiv gewefen wä— ren; und als nichtsdestoweniger mehrere von ihnen auf ihrer Weigerung bestanden hätten, wären sie ohne ein Gehalt gämslich entlassen worden; diese Maaßregel sey aber offenbar ungerecht und trage den gehässigen Charakter der Retroaktivität an sich; das Reform-Gehalt sey, gleich der Pension, der Lohn für dem Staate geleistete Dienste und könne keinem Offizier ver⸗ weigert werden, der die gesetzlichen Jahre im Militair zurückge— legt habe; die Eidesleistung sey eine Cewissenssache und des halb, ihrem Wesen nach, frei; die Regierung könne sie eine Bedingung ihres Vertrauens vorschreiben; niemals dürfe die Verweigerung des Eides eine Strafe ren, am allerwenigsten eine retroaktive. „Man muß übri— gens bekennen“, fügte der Redner hinzu, „daß, als die vorige Dynastie in 3 Tagen verschwand, es eben so wenig ver— nünftig als politisch war, zu verlangen, daß man sofort der neuen Dynastie den Eid der Treue leiste. Frankreich, noch ganz be⸗ stürzt von einer Revolution, die es nicht gewünscht und nicht vorhergesehen hatte, war dazu völlig außer Stande, und Niemand wird behaupten mögen, daß die öffentliche Moral durch jenen voreilig verlangten Eid nicht wesentlich gelitten habe. Gewiß gab es unter den Männern, die sich zu der Eidesleistung ver— standen, Viele, die solches aus den ehrenwerthesten Motiven tha— ten; wenn gleich ihnen das Unglück heilig war, so glaubten sie doch nicht, daß in einem Augenblicke, wo dem Lande die furcht⸗ barste Anarchie drohte, der gütgesinnte Bürger sich zurückjtehen dürfe, daß dieser vielmehr dem wankenden Gebäude als eine Stütze dienen miisse; dieses Betragen, das der Parteigeist umsonst zu entsiellen suchen würde, wird über kurz oder lang immer Anerkennung finden, und wer von jenen Bürgern in das Privatleben zurücktritt, wird stets das Gefühl mit sich nehmen, daß er seine Pflicht erfüllt habe. Aber in jener unruhigen Zeit gab es auch noch andere,
als aber herbeifuh⸗
gab sein Bedauern zu erkennen, daß der Kriegs-Minister nicht zugegen sey, um die oben angeführten Thatsachen zu widerlegen; jedenfalls glaube er, daß man dabei von einer falschen Ansicht ausgegangen sey, indem das Gesetz vom gJ1. August aus drücklich besage, daß, wer den Eid in der gesetzlichen Frist nicht leiste, alt Dimissionair zu betrachten sey. Kr. Manguin fragte den See— Minister, ob es wahr sey, daß Französische Fahrzeuge im Mit— teliändischen Meere von Sardinischen Kriegsschiffen visitirt wor⸗ den wären. Der Admiral v. Rigny erwiederte hierauf Folgen⸗ des: „Es ist wahr, daß zwei Sardinische Fregatten, die an den Küsten von Italien kreuzten, zwei unserer Fahrzeuge visitirt ha—
ben; eben so wahr ist es aber auch, daß, als dieselben Freganen auf der Hohe der Insel Elba einer Feanzösischen Fregatte be— Visttation Kenniniß erhalten
gegneten, deren Capitain von jener dem Sardinischen Capitain eine
hatte, dieser darüber von Erklarung forderte und hinzufügte, daß, wenn ein solcher Fall sich erneuern sollte, er Genugthüung deshalb verlangen würde. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat übrigens in dieser Beziehung sofort an unsern Botschafter in Turin geschrie⸗ ben.“ Nach dieser Erklärung, die sehr beifällig aufgenommen wurde, ließ sich noch einmal der Graf v. Labourdonnaye über die betreffende Eingabe vernehmen, worauf diese dem Kriegs⸗ Minister überwiesen würde. Da die Versammlung nicht mehr
zahlreich genug war, um sich mit der Proposition des Hrn. Mü— rat wegen Aufhebung der Todesstrafe für die nach Frankreich zu⸗
rückkehrenden Glieder der Familie Buonaparte zu beschäftigen,
so stattete uoch Hr. Thil einen dritten unerheblichen Petitiont⸗ Bericht ab, worauf der Prasident die Sitzung mit dem Bemer— ken aufhob, daß am nächsten Montag und Dienstag nichts an der Tagesordnung sey. Auf die Frage, ob der König am Mitz⸗ woch die Session in Person schließen würde, gab der Prasident keine genügende Antwort.
Paris, 17. April. Königl. Sardinischen Privat⸗Audienzen.
Mit dem 1. Mai wird der König das Schloß von Neuillh beziehen und vorher einige Tage in St. Cloud zubringen.
Der Herzog von Orleans beehrte einen vorgestern Abend vom Englischen Botschafter gegebenen Ball mit seiner Gegen⸗ wart.
Der, Minister-Rath war gestern um 1 Uhr bei Herrn Casss mir Périer und Abends unter dem Vorsitz des Konigs im Pa— lais-Rohyal versammelt.
Der Prasident des Minister-Raths hat die Präfekten in ei⸗ nem Rundschreiben angewiesen, zur Feier des den Isten nächsten Monats eintretenden Namensfestes des Königs Paraden der National-Garden, öffentliche Belustigungen, Illuminationen u. dal. zu gestatten. Die Wirksamkeit der Behörden soll sich an diesem Tage nur auf die Anordnung der Festlichkeiten beschrän⸗ ken, und jusbesondere zu veranlassen suchen, daß die se Feier durch Akte der Wohlthätigkeit, milde Stiftungen u. s. f. bezeichnet werde.
Die unbedeutenden Volks-Aufläufe, welche in den letzt ver⸗ slossenen Tagen an einigen Punkten der Hauptstadt stattfanden, batten den vor dem Assisenhofe schwebenden Prozeß gegen eine Anzahl von Theilnehmern an den Dezember-Unruhen zum Vor⸗ wand. Sie wiederholten sich vorgestern, wo das Urtheil in der genannten Sache zu erwarten stand, doch reichten die gese tz lichen Aufforderungen der Municival-Behörde hin, um die Hausen, die sich auf dem Chatelet-Platze, dem Pont-au⸗-Change und dem Blumen-Qnai gebildet hatten, zu zerstreuen. Einige Individuen wurden verhaftet, und eine Ifnzahl junger Leute, die sich mit Geschrei nach dem Pantheon-Platze zurückzog und einige Later⸗ nen einwarf, wurde von einer sie verfolgenden Patrouille der Municipal⸗ Garde aus einander getrieben. Obgleich der er— wähnte Prozeß vorgestern mit der Freisprechung der Ange⸗ klagten geendigt hatte und also aller Vorwand zu ferneren Unruhen verschwunden war, so kehrten dennoch (wie unsern hie⸗ sigen Lesern durch die Nachschrift zum gestrigen Blatte der Staats-Zeitung bekannt ist) die Volks⸗Aufläufe, und zwar mit
Gestern ertheilten Se. Majestät dem Botschafter und dem General Pernetti
snem bel wetten drohenderen Eharakter, wieder. Der Mon— ur enthält darüber nachstehende Relation: „Wir haben
Heute über ernsthaftere, aber auch entscheidendere Auftrit⸗ als die gestrigen, Bericht zu erstatten. Wenn die ge⸗ achten Verstiche hartnäckiger waren, so zeigte sich die Be— ßrde nicht minder entschlossen, und die ganze Frage beruhte auf r Festigkeit der Regierung. Diese hatte ihre Maaßregeln ge⸗ offen. Einem ausdrücklichen Beschlusse des Conseils gemäß, satte der Kriegs⸗ Minister dem die erste Militair-Diviston be— hligenden General-Lieutenant Ordre ertheilt, diejenigen Truppen— heile der hiesigen Garnison, welche dazu disponibel waren,
l:
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Aanneh n Verein mit der National-Garde für die Wiederherstellung Maaßre⸗ Auslegung des Gesehe Salverte äußerte hierauf, Jedermann haht seine eigenen Ansichten; was ihn betreffe, so würde er, wenn lf einer Regierung den Eid der Treue nicht leisten könnte,
er Ordnung mitjuwirken, zur Verfügung des Grafen Lobau zu ellen. An sammtliche Maires war die Aufforderung ergangen, ch nach dem Hauptquartier zu verfügen, und einer ihrer Adjünk— mn sollte permanent auf der Municipalität bleiben. Der Poli— ⸗-Prafekt hatte überall eine Proclamation anschlagen lassen, e Niemanden den Vorwand der Unkunde über die vom Gesetze luferlegten Verpflichtungen übrig ließ. Fünf Polizei⸗Kommißssa⸗ jen waren zu Pferde gestiegen, um die vorgeschriebenen Auffor— trungen an die Menge zu richten. Von vier Uhr an waren immtliche Truppen deplohirt, nachdem der General Lobau sie mustert hatte. Die Generale Jacgueminot und Darriule hat— nsich in das Kommando der verschiedenen Abtheilungen Der sational-Garde, der Linien⸗Infanterie, der Dragoner, der Jä⸗ r und der Husaren getheilt, die um den Greve⸗ und Chate— t⸗Platz aufgestellt waren. Die National-Garde hatte zu en in Bewegung befindlichen Truppen das vierte Bataillon er Aten Legion und das 2te Bataillon der 11ten Legion gelie— ert. Im Hofe der Tufilerieen standen als Reserve die 2te Le— son und zwei Bataillone von der Linie; die 12te Legion stand
!
n ziemlich zahlreicher Volkshaufe gebildet. Um 2 ihr treunten ich davon 5 — 600 Menschen und nahmen ihre Richtung nach sem Viertel von St. Jacques. Die Mimizipal-Garde schickte ich an, sie auf diesem Punkte zurückzuwerfen, und zerstreute auch pirklich die Haufen, die sich nach dem Pont-au⸗Change und der Brücke St. Michel gewendet hatten. Die Ruhe schien sich ge⸗ en 6 Uhr wiederherzustellen. In dieser Zwischenzeit hatten missaire in verschiedenen Vorstädten versucht, das Volk zu ver⸗ ihren und falschen Larm zu verbreiten. Auch an den Thoren Zaint-⸗Martin und Saint-Denis fanden Volks-Aufläufe statt, streuten sich aber vor der festen Stellung der National⸗ Garde. m 6 Uhr füllte eine bedeutende, besonders durch Neugierige ermehrte Masse die dem Mittelpunkte des Auflauss benachbar⸗ n Quais an; zugleich aber wurden große Streitkräfte entwik— lt. Die Polizei⸗-Kommissarien, mit ihren Scharpen geschmückt, llten sich zu Pferde an die Spitze der bewaffneten Macht. hachdem höchst väterliche Ermahnungen an die zunächst stehen⸗ en Personen gerichtet worden, mußte dem Gesetze gehorcht wer—
en. Als die unter Trompetenschall ergangenen Aufforderungen
ur mit neuen Herausforderungen erwiedert wurden, setzten sich die saballerie, die National-Garde und die Linien-Infanterie in Bewegung und trieben die Haufen, welche Widerstand leisteten, nd aus deren Mitte beschimpfende Ausrufungen gegen die Rational-Garde ertönten, während auf die Truppen Stei— e geworfen wurden, vor sich her. Die Brücken und nais wurden schnell gesäubert. Einige Individuen schie— n sich nach dem Palais⸗Royal wenden zu wollen, wur—⸗ en aber von diesem Vorhaben abgebracht, als sie erfuhren, aß dort imposante Streitkräfte versammelt waren. Obgleich hieser neue Versuch des Geistes der Unordnung die Ergebenheit her Truppen, die Uebereinstimmung in den Gesinnungen der lational-Garde und die sich entschieden aussprechende Stimmung er ganzen Einwohnerschaft gegen die Ruhestörer an den Tag ge⸗ tgt hat, so läßt er dennoch in der Secle der guten Bür⸗ jr herben Schmerz zurück; er floößt insbesondere der Re⸗ erung inniges Bedauern ein, — ein Bedauern, das durch en Gedanken an die zu ihrer Verfügung stehenden mäch— sgen Unterdrückungs - Mitte!l und an die Ohnmacht der erstörenden, durch heftige Leidenschaften und vielleicht auch durch handliche Pläne gegen die Ordnung und den Kredit, die beide Wiedererstehen begriffen waren, vereinigten Elemente nicht ge— nildert werden kann. Wenn bei dem Zusammentreffen der Ka— allerie mit den Volkshaufen einige Unglücksfälle stattgefunden haben, so waren sie nicht zu vermeiden, man muß sie tief be⸗ lagen, aber die Gewissensbisse darüber mögen auf die schändli⸗ ben Anstifter dieser Unordnungen zurückfallen, die sich hoff ent⸗ ich nicht erneuern werden. Die Regierung wird fortfahren, ihre Pficht zu thun. Die guten Bürger werden sie, wie gestern, es sh in den Reihen der National-Garde oder außerhalb derselben, harin unterstützen. Die Regierung rechnet auf sie, mögen auch Ie ihrerseits auf dieselbe rechnen.“ Der Moniteur enthält dem⸗ ichst einen Bericht des General-Majors Jacgqueminot, als Chefs ts Stabes der hiesigen National-Garde, uber die von ihr ge— ern gestellten Streitkräfte und einen andern Bericht des Gene— a Majors Darriule, Platz-Kommandanten von Paris, üer die zestemn thätig gewesenen Linientruppen; die Letztern bestanden uus 2 Bataillonen Linien-Infauterie, 1 Schwadron Dragoner ind 6 Schwadronen Husaren. . Die in der obigen Meldung erwähnte Bekanntmachung des Po⸗ jti⸗Präsekten lautet, wie folgt: „Seit zwei Tagen ist die öf⸗ entliche Ruhe durch eine aus hergelaufenem Gesindel, das von llen Rechtlichgesinnten mit Unwillen zurückgewiesen wird, beste⸗ hende Handvoll, Unruhestifter gestört worden. Diese Un— tdnungen verbreiten Linruhe, unterbrechen die Arbeiten, die wie— er in Gang zu kommen begannen, und schaden allen In⸗ eresen. Die Behörde hat ihre Maaßregeln ergriffen; die Ord⸗ ung wird aufrecht erhalten werden. Die guten Bürger wer⸗ en hiermit aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben und de Haufen nicht durch unpassende Neugierde zn vergrößern. Die Anstifter der Unordnungen, die dann allein der Behörtz gegenüber stehen bleiben, werden bald vor ihr zurückweichen; die ehörde ist entschlossen, die Gesetze, die ihr für die Aufrechter—
Paris, 16. April. mitn, Dem Journal des Dabats zufolge, sind bei den gestri⸗ gen Unruhen 60 Individuen verhaftet worden. Das Journal! du Commerce meldet, daß sich eine ansehnliche Anzahl junger Arbeiter aus der Vorstadt Saint-Antoine bei dem Maire des Zten Bezirks erboten habe, 6. einem besondern Kemnei— chen gegen die Ruhestörer zu marschiren. ] E Hen n, ,, Chambres glaubt, daß, da der Prä— dent der Deputirten⸗Kammer in der gestrigen Sitzung angezeigt hat, für nächsten Montag und Dienstag sey nichts an der Ta— ges⸗Ordnung, und den Mitgliedern werde daher eine Einladung in ihre Wohnungen zugeschickt werden, wenn Anlaß zu einer
zu Gebote stehen, vollziehen zu lassen.
altung der öffentlichen Ruhe und für den Schutz der Hauptstadt
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Sitzung vorhanden seyn sollte, die Sitzung, iu welchey der Kö— nig die Session der Kammern schließen wird, und die anfangs auf nächsten Dienstag anberaumt war, am darauf folgenden Tage, also am Mittwoch, stattfinden werde. „Der König“, be⸗
merkt das angegebene Blatt, „wird diefer feierlichen Ver⸗
sammlung, in welcher seine Macht ihre erste Bekräftigung er⸗ hielt, in Person beiwohnen, und die Thron-Rede wird die Prin⸗ eipten, welche unsere Politik bis zur nächsten Session befolgen soll, mit Bestimmtheit und edler Hingebung darlegen.“
Der Moniteur und das Journal des Debats geben wieder lange Listen von Subskribenten für die National- Anleihe. Auch in den Departements zeigt sich großer Eifer für das Un— ternehmen. In Lyon sind in den ersten 24 Stunden S88, 600 Fr. zusammengekommen; in Lille waren 504,000, in Rouen 257000, im Departement des Niederrhein 340,009, in Calais S8, 769 Fr. unterzeichnet worden.
Der Chef des hiestgen Handlungshauses Seilllere, welches einen großen Theil der Tuche für die Armee liefert, verpflichtet sich in einem vom Moniteur mitgetheilten Schreiben an den Kriegs-Minister, auf seine Kosten 206 Soldaten, gleichviel von welcher Waffe, zu bekleiden. Der Minister hat, bei dankbarer Annahme dieses Anerbietens, Herrn Seilliere überlassen, solches durch Bekleidung von 200 Kürassieren in Erfüllung zu bringen.
Der Verkauf der Staats-Waldungen hat vorgestern in Ver— sailles begonnen; es hatten sich reiche Grundbesstzer und Kapi⸗ talisten in großer Anjahl eingefunden. Im nächsten Monate werden in Orleans, Melun, Chartres und Beauvais neue Ver— käufe stattfinden.
Einige Blatter hatten angezeigt, die alte Bildsäule Napo⸗ leons solle bereits am 5ten kommenden Monats, als dessen Todestage, wieder auf der Säule des Vendome⸗Platzes aufgestellt werden. Da sich aber seitdem ergeben hat, daß dieselbe bei dem Guß der Statue Heinrichs 1V. mit eingeschmoljen worden ist und die neue, für deren Anfertigung bekanntlich von Französi— schen Bildhauern Modelle bis zum J. Juni eingesandt werden können, nicht vor dem 14. Januar beendigt seyn wird, so läßt sich voraussehen, daß die Aufstellung derselben erst am 5. Mai des nächsten Jahres stattfinden wird. Mehrere Blätter haben vor—⸗ geschlagen, das Modell Chaudets, welches Napoleon in dem Ko⸗ stüm eines Römischen Triumphators darstellte, beizubehalten. Napoleon selbst war aber damit nicht zufrieden, und da sämmt⸗ liche Figuren auf den Basreliefs mit Französischen Uniformen dargestellt sind, so ist es wahrscheinlich, daß die neue Statue ihn in seiner bekannten Bekleidung und Stellung wiedergeben wird. Die Regierung will, sagt man, die Zwischenzeit benutzen, um seine Asche von dem Englischen Minsterium zur Beisetzung unter der Säule zu verlangen. Auch soll die alte, von Visconti versaßte, Lateinische Inschrift über der Eingangsthüre wieder hergestellt werden.
Der Großbritanische Gesandte am Königl. Baierschen Hofe, Lord Ecskine, ist von London hier angekommen.
Der Marine⸗-Minister hat Befehl ertheilt, aus dem Hafen von Brest eine Fregatte mit 400 Mann Truppen nach Marti⸗ nique zu senden.
Die Königl. Stückgießerei zu Nevers hat Befehl erhalten, 400 Geschütze zu gießen.
Das hiesige Journal l'Artiste enthält einen Aufsatz des Vicomte Chateaubriand über die Bauten, die gegenwärtig in den Tuilerieen unternommen werden.
Gestern wurde der Advokat Duez und ein anderes Indivi⸗ dunm, welche als Anführer des Volkshaufens, der im Sktober v. J. sich der Er-Minister in Vincennes bemächtigen wollte, und als Theilnehmer an einem Komplotte zum Umsturze der Regierung angeklagt waren, von den Alsisen freigesprochen.
General Lafahette hat seinem Agenten in Florida Auftrag ertheilt, die Hälfte der Ländereien, die er dort besitzt, 24, 006 Morgen, zu verkaufen.
General Schneider, welcher aus Morea nach Frankreich zu⸗ rückjukehren im Begriff steht, hat mit dem Präsidenten von Griechenland große Begünstigungen für die Franzosen stipulirt, die sich in Griechenland niedertassen wollen.
Ueber 300 von den Italiänischen Insurgenten, und unter ihnen der General Sercognani, sind in Korsika gelandet.
Da die in Bourges befindlichen Spanischen Flüchtlinge nicht
in die in der Bildung begriffene Fremden-⸗Legion eintreten wol⸗ len, so hat der Präsident des Minister-Raths den dortigen Prãä⸗ fekten beauftragt, ihnen anzuzeigen, daß sie es dieser ihrer Wei⸗ gerung zuzuschreihen haben würden, wem sie sich später entblößt fanden, da die Unterstützung, welche die Regierung ihnen bis jetzt gewährt habe, nnr vorübergehend sey.
Paganini giebt heute im Saale der großen Oper ein großes Konzert zum Besten der Armen.
Nachrichten aus Lissabon vom 30sten v. M. zufolge, war eine Französische Kriegs-Brigg in den Tajo eingelaufen und hatte an den Portugiesischen Minister der auswärtigen Angelegenhei⸗ ten, Vicomte Santarem, eine Note überbracht, worin die diessei⸗ tige Regierung für die gegen Framzösische Umnterthanen, und na— nientlich gegen die Herren Sauvinet und Bonhomme, die zur Deportatlon nach Angola verurtheilt sind, begangenen Gewalt— thätigkeiten Genugthunung verlangt.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Vexhandlung en. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 15. April. Gegen den Grafen von Rosenberry, der eine Bittschrift um Einführung der Engl. Armen-Gesetze in Irland überreichte, erklärte der Graf von Limerick, daß er einem solchen Plane seine Beistimmung nicht geben könne. Der Herzog von Newrastle nahm gegen eine frühere Behauptung des Herzogs von Richmond die Unparteilichkeit des Sir Char⸗ les Wetherell in Schutz. Der Herzog habe nämlich gesagt, das Mitglied für Borenghbridge sey von dem Patron dieses Ortes nur unter der Bedingung ins Parlament gesandt worden, daß er sich der Reform-Bill widersetze. Diese Behauptung sey eben so ehrenrührig für den edlen Lord, welcher der Patron des genannten Ortes sey, als für den gelehrten Vertreter desselben, der keinem andern
Parlamentsgliede etwas nachgebe. Nächstdem frage er, ob es wirklich,
wie es heiße, die Absicht der Minister sey, im Falle einer Auflösung des Parlaments keine neue Wahlausschreiben an diejenigen Burgflecken zu erlassen, denen man ihr Wahlrecht nehmen wolle? Bei die⸗ ser Gelegenheit erlaube er sich, einen Reform⸗Plan nach gener Idee vorzuschlagen. Man möchte nämlich allen denjenigen Lords, welche erklärt hätten, daß sie den Rechten ihrer Burgflecken entsagen wollten, dies gestatten; keinesweges aber sollte man diejenigen, die nicht Willens seyen, diesem Beispiele zu folgen, dazu zwingen. Der Herzog von Richmond erklärte mnaͤchst das ganze Raisonnement des Herzogs von, Neweastle für unre⸗ gelmäßig; alsdann sagte er, er hege die größte Achtung vor dem Ildvokalen-Tlalente des Sir Charles Wetherell, allein er i ob dieser gelehrte Herr, falls er etwa für die Neform⸗ ill stimmte, wohl die Aussicht hätte, auch ferner der Vertreter von
n z zu bleiben Auf die Erwleberung bes ge; von Neweastle, daß Sir Charles in diesem Falle seinen Platz im Parlamente aufgeben würde, brach die Versammlung in lau⸗ tes Lachen aus. Die übrigen Bemerkungen des Herzogs hatten keine weitere Erörterung zur Folge.
— Unterhaus. Sitzung vom 15. April. Nachdem auf den Antrag des Kanzlers der Schatzkammer das even⸗ tuelle Witthum für die Königin auf 109,000 Pfd. jährlich und auf den Besitz der beiden Schlösser Marlborough-House und Bushy⸗Park festgesetzt worden war, brachte Hr. Fowel! Bux⸗ ton den früher von ihm angekündigten Antrag auf Abschaffung der Neger-Sklaverei in den Westindischen Kolonieen zur Sprache. Er schickte die Bemerkung voran, daß ihn durchaus kein person⸗ liches Motiv gegen irgend einen Plantagen⸗Besitzer zu seinem Antrage bewege, daß er auch zur Unterstützumng desselben keine einzelne Fälle citiren wolle, wiewohl jedem Zeitungs-⸗Leser be⸗ kannt leh, daß er zahlreiche Beispiele von Graͤtifamkeit und har— tem Druck anführen könnte. Nicht aber auf einzelne Bei⸗ spiele, sondern auf das weltbekannte allgemeine Faktum, daß die ganze Sklaven-Bevölkerung in dem aller elendesten Zustande sich befinde, und daß die Sklaverei, wie sie in den Ko— lonieen existire, jeder moralischen Entwickelung des Menschen im höchsten Grade zuwider sey, gründe er seinen Antrag. In der Bevölkerung von 14 Kolonieen habe seit 10 Jahren eine gk⸗ nahme von nicht weniger als 45,800 Seelen stattgefunden. Die einzige Thatsache, . in kurzer Zeit ein Siebentel, der ganzen Westindischen Bevölkerung ausgeroftet worden sey, müßte seinem Antrage mächtig zu Hülfe konnen. Bei der Ab schaffung des Sklavenhandels habe sich diese Bevölkerung auf 7ih,905 Seelen belaufen, 10 Jahre später habe sie nur 650,900 betragen, und jetzt betrage sie gar nur 600,000 Seelen. Dulde man den jetzigen Zustand noch länger, so unterzeichne man damit das Todes-Urtheil vieler tausend Menschen, und sorge man nicht bald für Abhülfe, so würde die einzige Hoff⸗ nung derjenigen, welche die Abschaffung der Sklaverei wünschen, auf die traurige Reflexion sich beschränken, daß binnen wenigen Jahren die gange Neger-Bevölkerung ausgerottet seyn würde. Der Redner schloß mit dem Antrage auf die Resolution, daß, da das Haus im Jahre 1823 die Ln ne gr der Abschaf⸗ fung der Sklaverei in den Westindischen Kolonieen anerkannt und die Erwartung ausgesprochen habe, daß sich bald ein Mit⸗ tel auffinden werde, den Zustand der Sklaven, mit Rücksicht auf das Privat⸗Eigenthum, zu erleichtern; da jedoch wahrend der seitdem verflossenen 8 Jahre die Kolonial-Legislatur nichts gethan, um dieser Erwartung nachzukommen, dieses Haus nun die Ungerechtigkeit, die Unmenschlichkeit und das Unpolitische der Kolonial-Sklaverei öffentlich ausspreche und ihre vollstandige Abschaffung hierdurch empfehle. Lord Morpeth unterstützte den Antrag. ö K. Douglas suchte dagegen zu zeigen, daß die Sklaven-Bevölkerung in einigen Kolonseen fich vermehrt habe, die Resolution könne er demnach nicht unterstützen, wiewohl er für einen Ausschuß zur int ginn des Gegenstandes stimmen würde. Der Kanzler der Schatzkammer hielt dafür, daß der Antragsteller das Haus nicht hätte auffordern sollen, für den gegenwär⸗ tigen Augenblick weiter zu gehen, als im Jahre 1823, nämlich zu erklären, daß Maaßregeln genommen werden müßten, um den Zustand der Sklaven-Bevölkerung zu verbessern, und zwar im⸗ mer mit der Aussicht ihrer endlichen Emancipation. Demnach schlage er (Lord Althorp), an die Stelle der von Herrn F. Bur⸗ ton in Antrag gebrachten, die folgenden Resolutionen vor: „Die⸗ ses Haus hat durch seine Resolutionen vom 15. Mai 1823 das Unpolitische und die Ungerechtigkeit der Kolonial⸗Sklaverei un⸗ maaßgeblich anerkannt und erklärt, daß es pflichtmäßig sey, ent⸗ scheidende Maaßregeln zur Verbesserung des Zustandes der Skla⸗ ven-Bevölkerung zu nehmen, so daß sie zu Rechten, welche die anderen Klassen genießen, ebenfalls zugelassen werden sollten; in den unter der unmittelbaren Kontrolle Sr. Maj. befindlichen Ko⸗ lonieen sind demnach auch Befehle in dieser Hinsicht erlassen worden, und Gesetze wurden zur Verbesserung des Sklaven⸗Zu⸗ standes gegeben; in den anderen Kolonieen sind während der 8 Jahre, die seit jenen Resolutionen verflossen, die legislativen Versammlungen von der Regierung wiederholentlich angegangen worden, ähnliche Gesetze zu erlassen; es sind jedoch von ihnen keine Maaßregeln, um den Resolutionen dieses Hauses und den Wünschen der Bri— tischen Nation nachzukommen, an eordnet worden.“ Der Mi⸗ nister fügte hinzu, daß mit diesen Resolutionen noch eine andere verbunden werden sollte, wodurch den Kolonieen aufgegeben würde, die Empfehlungen des Hauses zu beherzigen. Denn wiewohl er nicht wünsche, daß das Parlament mit direkten Maaßregeln ein⸗ schreite, so wäre es doch gut, wenn dasselbe den Kelonieen zu verstehen gäbe, daß es nöthigenfalls zu ernstlicheren Maaßregeln schreiten wolle, um seine Empfehlungen eindringlicher zu machen. Zu diesen ernstlicheren Maaßregeln würde er aber zun achst eine Bevorzugung derjenigen Kolonieen zählen, welche den Winken des Parlements und den Wünschen der Britischen Nation Gehör gegeben hätten. Herr Burge behauptete, daß die Kolonisten durchaus nicht grausam gegen ihre Sklaven seyen, er widersetze sich daher den vorgeschlagenen Resolutionen und stimme für ei⸗ nen Untersuchungs⸗Ausschuß. hr. Lushington suchte in einer ausführlichen Rede nachzuweisen, daß die Erledigung dieser gro⸗ ßen Frage nicht länger mehr aufgescholen werden könne. Sir Rob. Peel widersetzte sich den Resolutionen, die er als nach⸗ theilig für das Hanudels⸗Interesse des Landes ansah und als kei⸗ nesweges genügend, um den beabsichtigten Zweck zu erreichen. Hr. A. Baring sagte, der Zustand der Sklaven würde sich nach dem Plane des Antragstellers nur verschlimmern, und die Sklaverei würde nicht abgeschafft, sondern vielmehr verewigt werden, falls die Resolutinnen durchgingen. Endlich kam man überein, die weitere Erwägung der Frage bis zur nächsten Woche zu verschie— ben. — Herr Charles Grant machte den von ihm angekün⸗ digten Antrag, welcher einer eventuellen Aufhebung des Freibrie— fes der Ostindischen Compagnie vorangehen muß. Seiner Pro⸗ position gemäß wurde beschlossen, der Ostindischen Compagnie die ihr schuldige Summe von 1,200,009 Pfd. am 22. April 1831, zur Zeit, da ihr Freibrief abläuft, zurück ubezahlen und den Spre⸗ cher zu beauftragen, daß er der Compagnie die nöthige Anzeige mache.
London, 17. April. Vorgestern Abend war Kabinetsrath im auswärtigen Amte, nachdem Fürst Liewen eine sehr lange Konferenz mit Lord Palmerston daselbst gehabt hatte.
In der Times heißt es: „Das jetzt im West⸗-Ende der Stadt abssichtlich verbreitete Gerücht, daß der König nicht geneigt sey, einer Auflösung des Parlamentes seine Sanctionirüng zu ertheilen, ist durchaus grundlos.“
Die Sunday Times meldet: „Lord Granville hat aus Paris berichtet, daß das Französische Kabinet eine sehr genligende Antwort von Oesterreich auf seine Note in Betreff des Ein rtickens Oesterreichischer Truppen in Italien erhalten: der Först
v. Metternich habe erklärt, daß, nachdem der Zweck durch Un⸗
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