1831 / 115 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Allerdurchlauchtigster, Großmaͤchtigster König, Allergnaͤ— digster Konig und Herr! Durchlauchtigster Herzog⸗-Mitregent, Gnaͤdigster

e 1

. rr! . Mit Schmerz und Wehmuth ist unsere Brust durch die Nach⸗ richten erfüllt, welche wir äber die neuesten Ercignisse in Dresden erhalten haben. Denn was kann fuͤr den treuen Buͤrger und Un— : z terthan betruͤbender seyn, als die Gewsßheit, daf ein Pöͤbelhanfe, Eisengch erhoben wird, oder so wie es künftig, in Gemäßhn und leider auch ein Theil verircter Bürger, Handlungen begeht; der Bestimmungen des Artikels 3. dieses Vertrages, wird ehe wodurch Ruhe, Eintracht und Alles, was den Fuͤrsten wie das Volk ben werden, unterliegen sollen. Ausgenommen von 8 beglückt, fuͤr lange Zeit unterbrochen werden koͤnnen. Allein in r a) Salz und Spielka

mungen dieses Artikels darauf erstrecken, die Unterthanen 9 anderen Theils nirgends einem Binnenzolle, außer dem Sachsen⸗Weimar-Eisenach zu entrichtenden Thüringenschn Geleit, so wie es gegenwärtig in der Stadt und dem Gebiete Erfurt, in der Stadt und in dem biete Gotha und in dem Großherzogthume Sachsen⸗Weimn

terbrückung des Aufstandes erreicht sey, Befehl gegeben worden, die Papstlichen Staaten wieder zu raumen.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. April. Die zweite Kammer der Generalstaaten wird am 28sien d. M. wieder zusammentreten, un über die noch an der Tages-Ordnung befindlichen Finanz⸗ Gesetze zu berathschlagen.

Aus einem Berichte des Generals Chassé geht hervor, daß

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

die Brigg „Echo“ und die Korvette „Nehalennia“ vor dem Fort St. Marie Posto gefaßt haben. Der in jenem Fort kom⸗ mandirende Belgische Offizier wandte sich darauf in einem Schreiben an den Capitain Geesteranus, Befehlshaber des Schif— fes „Echo“, und sagte darin, daß, falls die genannten Fahrzeuge sich nicht sogleich entfernten, der Niederländische Befehlshaber verantwortlich für die Folgen seyn würde, die aus der Kampf— lust der Belgier entspringen könnten. Capitain Geesteranus ant— wortete darauf, er hoffe, daß die Belgier den Waffenstillstand eben so genau beobachten würden, als es abseiten der Nieder⸗ länder geschehe, und daß der Belgische Kommandant die Kampf— lüst seiner Mannschaften werde zu zügeln wissen, damit er (Cap. G.) nicht gezwungen werde, der Kampflust, von der seine See— leute beseelt sehen, ebenfalls nachzugeben. Auf dieses Schreiben ist aus dem Fort die mündliche Antwort erfolgt, daß man sich dem Uebereinkommen gemäß verhalten wolle. .

In den Belgischen Blättern finden sich fortwährend Nach— richten von Meutereien, Aufständen u. s. w. in der Citadelle von Antwerpen, die jedoch sämmtlich erlogen sind.

Die auf der Schelde befindliche Niederländischen Flotte besteht dermalen aus einem Linienschiffe mit go Kanonen und 750 Mann Besatzung, 3 Fregatten jede mit 366 Kanonen, 250 Mann, 6 Korvet⸗ ten, zusammen mit 160 Kanonen und 8690 Mann, 2 Bombarden, jede mit 22 Kanonen und 120 Mann, 5 Briggs, zusammen mit 76 Kanonen und 420 Mann, 3 Dampfbooten, zusammen mit 32 Kanonen und 191 Mann, und 28 Kanonierbooten, zusammen mit 125 Kanonen und 720 Mann. Demnach befinden sich auf die— ser Flotte in Allem 651 Kanonen, zum größten Theil von star— kem Kaliber, und 4000 Mann. Außerdem werden jetzt noch im Texel 2 Linienschiffe von 74 Kanonen und 700 Mann ausgerü— stet, welche mit der Flotte auf der Schelde sich vereinigen sollen.

Der Haarlemschen Courant zufolge, sindet unter der aus Luremburgern bestehenden Garnison der Festung Venloo fortwährend eine sehr starke Desertion statt.

Antwerpen, 18. April. Gestern wurde hier auf der ßen Markte ein Freiheitsbaum aufgepflanzt. ; ne,.

Das Hollandische Geschwader vor der Stadt befindet sich unverandert in seiner gestrigen Stellung; die Rhede von Phyp⸗ tabak ist mit einem Kanonierboote verstärkt worden.

Brüssel, 18. April. Dem Vernehmen nach, heißt es im Belge, wird eine Deputation nach London gesandt werden, um dem Prinzen Leopold von Sachsen-Kobnrg die Belgische Krone anzubieten. Die Deputation soll aus den Grafen F. v. Merode Vilain lll. und dem Abt v. Foere bestehen, die bereits meh⸗ rere Unterredungen mit dem Mmister der auswärtigen Angele— genheiten gehabt haben sollen.

Der Emaucipation zusolge, sind in Namur mehr als 209 Franzesische Ueberl ufer aus Givet angekommen, die bei dem Belgischen Heere Dienste nehmen wollen. Auch das Regiments—⸗ Musit⸗Corps ais Givet soll sich in Namur befinden.

General Mellinet hat gegen die Aussage des Herrn Ch. Rogier, daß der Oberst Vanderbroek in der Isten Brigade (fruü— her von Mellinet kommandirt), wo nur Unordnung geherrscht hatte, die Ordnung wieder hergestellt habe, protestirt.

Das Instructionsgericht beschäftigt sich jetzt mit den neulich hier vorgefallenen Plünderungen. verhört worden.

Herr Vandeweyer, Vater, ist zum Justructionsrichter am Tribunal zu Brüssel ernannt worden.

Der Franzosische Vicomte v. Culhat, der in Gent zu 6mo⸗ natlicker Einsperrung verurtheilt worden war, ist auf dem Trans⸗ porte nach dem Gefängnisse von St. Bernard entsprungen. Er soll sammt dem Gendarmen, der ihn transportirte, nach der Ci⸗ tadelle von Antwerpen geflüchtet seyn.

Die Herren Mathieu, Jones und Madame Pickard, Ver⸗ legerin des Brai Patriote, haben ihre Forderungen wegen Ent— schädizung für den durch die Verwüstung ihres Eigenthums ge⸗ habten Verlust eingereicht.

Deut sch land.

Dresden, 22. April. Der hiesige Anzeiger meldet im gestrigen Blatte: „Die zur Untersuchung wegen Störung der öffentlichen Ruhe niedergesetzte Kommisston hat bereits gegen fünf Individuen, welche am 17. April an der Befreiung der zwei Arrestanten anf dem Rathhause Antheil genommen, und deren Schuld am schnellsten konstitulrt werden konnte, die Er⸗ kenntnisse gefällt und zwar drei davon zu dreijähriger und zwei zu zweijähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. Sie sind bereits ge— stern dshin abgeführt worden. Wenn die Unterstichung gegen die übrigen größtentheils noch mehr gravirten Gefangenen been— digt seyn wird, wird eine genauere weitere Darstellung des Re— sultats bekannt gemacht werden.“

Der Kommandant der hiesigen Kołmmunal-Garde, Oberst Krug von Nidda, hat unterm gestrigen Tage Folgendes bekannt gemächt: „Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann hat mich be— auftragt, den Mitgliedern der hiesigen Kommunal-Garde, welche in den letztvergangenen Tagen ihre Dienste mit Eifer und Pflicht Treue erflillt haben, wovon Höchstdieselben zum Theil Augen— zeuge waren, Höchstihre vollkommenste Zufriedenheit zu erkennen u geben. Se. Königl. Hoheit haben sich hierbei aufs neue überzeugt, daß das Infiitut der Kommunal-Garden, wenn alle seine Mitglieder von gleichem Pflichtgefühle für Ordnung und Gesetzlichkeit beseelt sind, von unverkennbarem Nutzen für das Gemeinwohl ist und stets bleiben wird.“

Leipzig, 21. April. Die Hauptleute der hiesigen Kom— munal⸗Garde haben gestrigen Tages dem Kommandanten dersel— ben den Wunsch zu erkennen gegeben, in einer Adresse an Se. Maj. den König und Se. Königl. Hoheit den Prinzen Mit-Re— genten die Gefühle auszusprechen, welche die gesammte Kommu— nal⸗Garde Leipzigs bei Eingang der Nachrichten über die beklagens— werthen Auftritte in der Residenz, ergriffen haben. Die Adresse wurde sogleich entworfen, die Nachricht davon ging von Mund zu Munde, und obgleich die meisten Mitglieder der Kommunal— Garde durch die eben stattfindende he ss an ihre Geschaftslokale gebunden waren und die Schrift nur wenige Stunden zur Un— terzeichnung auf dem Versammtungs⸗Zimmer der Organisations⸗ Kommission auslag, erhielt dieselbe dennoch 1429 Unterschriften, welche aufs neue den mit Recht an der hiesigen Kommunal— Garde gerühmten guten Geist bethätigen. Die Adresse lautet folgendermaßen:

Schon über 80 Zeugen sind

unserer Brnst lebt unerschuͤttert die Hoffnung fuͤr die Ruͤckkehr des Friedens und das Vertrauen, durch den Ernst und die Strenge der Gesetze die Ordnung nicht nur wiederhergestellt, sondern auch un⸗ wandelbar befestigt zu seben. Gut ist der Wille, treu die Liebe und stark die Kraft der Sachsen, eine Versicherung, welche jedes Saͤch⸗ sische Herz rechtfertigt und durch die That zu bewaͤhren bereit ist. Jenes ehrenden Namens haben sich die Ruhestbrer unwuͤrdig ge⸗ macht. Dies ist die Zuversicht, dies sind die Hoffnungen, welche die Leipziger Kommunal⸗-Garde bei dieser Gelegenheit auszusprechen sich gedrungen fuͤhlt. Sie hegt die feste Ueberzeugung, daß eigne Kraft das Böͤse niederzukaͤmpfen vermag; sie beschwört aber auch ihre Fuͤrsten, nur sich selbst, nur der Treue des Landes das Wohl desselben anzuvertrauen, nicht in fremder Huͤlfe ein Ersatzmittel fuͤr eigne Kraft zu erkennen. Von der lebhaftesten Trauer uͤber die Er⸗ eignisse der letzten Tage ergriffen, haben wir zugleich den unwan— delbaren Vorsatz gefaßt, die Gesinnungen der unverbruͤchlichsten Treue kund zu geben und fuͤr die Erhaltung der Ruhe und Ord⸗ nung in unserer Stadt, so wie fuͤr die Befoͤrderung und Erhaltung derselben, im ganzen Lande nach Kraͤften Sorge zu tragen.

Mit tiefster Ehrfurcht unterzeichnen wir :e.

(Folgen die Unterschriften.)

Auch der Senat der hiesigen Universitat, ingleichen der ge— sammte 6 haben Adressen an den König und den Prinzen Mitregenten gerichtet, worin der tiefe Abscheu gegen die obgedachten Ruhestörungen nebst den Gesinnungen der unwan— delbaren Anhänglichkeit und Treue dargelegt werden.

6st e Br i c.

Wien, 19. April. In Folge der so glücklich beendeten Ita— liänischen Angelegenheiten, haben Se. K. K. Majestät das nach⸗ stehende Allerhöchste Handschreiben an den Haus- Hof- und Staats⸗Kanzler zu erlassen geruht:.

„Lieber Fürst Metternich! In dem Augenblicke, wo die Maaßregeln, welche die Wiederherstellung der in mehreren Thei— len Italiens gestoͤrten Ruhe, die Erhaltung und Sicherung der vollen Indepedenz der Italiänischen Staaten und des Mir so sehr am Herzen liegenden allgemeinen Friedens zum alleinigen rer. hatten, mit dem schnellsten und glücklichsten Erfolge ge— rönt sind, wünsche Ich, Ihnen einen Beweis Meiner Erkennt⸗ lichkeit für die Dienste zu geben, die Sie Mir und dem Staate bei dieser wichtigen Gelegenheit abermals geleistet haben. Ich verleihe Ihnen sonach die Decoration Meines Königl. Ungari— schen St. Stephaus-Ordens in Brillanten.

Wien, den 18. April 183F.

Franz m. p.“

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Die Schlesische Zeitung theilt folzende Privatschrei—⸗ ben mit:

„Bucharest, vom 2. April. Seit geraumer Zeit hat sich hier nichts von politischer Wichtigkeit ereignet, auch wissen wir noch immer darüber nichts Sicheres, auf wen de Wahl zum Oberhaupte unseres Fürstenthums fallen wird. Die Or— ganisation in allen Branchen der Admim stration schreitet rasch fort, in vielen Fällen hat man die in den eivilisirten Ländern Europas eingeführte Ordnung zum Muster genommen. Die in diesen Staaten übliche Kleidertracht hat ebenfalls Eingang bei uns gefunden, alle Divans-Mitglieder tragen diese, und die Beamten und angesehenen Privaten ahmen ihnen hierin nach.“

. „Venedig, 11. April. Durch ein in 6 Tagen aus Alba—⸗ nien hier eingelaufenes Schiff haben wir folgende wichtige Nach- richten über den Stand der Dinge im Türkischen Reiche erhal-

ser Freihelt des Verkehrs sind: ten, b) alle Gegenstände, von welchen bei der Erzeugu

Großherzoglich Sachsen-Weimarschen Landen, sowohl was d Eingang als die Durchfuhr anbelangt, sollen vom 1. April d.

den, welcher nicht gleichmäßig die eigenen Unterthanen derselb Art unterworfen sind.

es: Am Montage den 18ten d. M. um 6 Uhr Abends ist d Dampfschiff „Friedrich Wilhelm“ zum zweiten Mal nach Lieh abgegangen, um die Russische Post dorthin zu überbringa Vorgestern Abend ist der Kaiserl. Russische General-Major d

zusammengezogenen 1700 Mann starken Russischen Truppen d Kommando übernommen.

kadrons Garde-Pioniers zu Pferde, 2 Grenadier-Compagnitz des Regiments „König von Preußen“, 2 Jäger-Compagnjen und etwa 30 Kosaken, überhaupt 1000 Mann mit 2 Kanonng und 2 Haubitzen verstarkt werden und nunmehr offensiv agiert, Der genannte General wollte sofort auf Dorbian losgehen un die dort versammelten Insurgenten vertreiben, von da aber st nach Russisch Krottingen wenden und dann weiter gegen Tu schen operiren.

Aus Tilsit vom 19gten wird gemeldet: „Wie es heiß werden in Georgenburz mehrere tausend Mann von dem Garde Corps erwartet, um die in dasiger Gegend versammelten Insin genten anzugreifen; auch soll der Kriegs-Gonverneur in Rin mehrere Truppen mit Geschütz von dort gegen die Empörer ch gesandt haben und einiges Geschütz aus der Festung Dünabm auf dem Wege nach den insurgirten Provinzen seyn. Die In surgenten fahren fort, das Volk aufzuwiegeln und ihre Haufth so viel wie möglich zu verstärken. Ueber die Anzahl der Empöh im Augustowschen hat man noch nichts Zuverlassiges erfahren können. Um die Rebellen zu enthusiasmiren, lassen ihre An führer ihnen viel Branntwein verabreichen und gestatten ihnmn manche Excesse, zu welchen besonders die Trunkenheit sie verle tet. In desen Tagen sind, dem Verlauten nach, mehrere In surgentenhaufen aus dem Litthauischen nach der Wojewodschn Augustowo gezogen, wo sie sich mit den dortigen Empörern pa einigen wollten.“

. Königliche Schausptiele.

Montag, 25. April. Im Schauspielhause: Trauerspiel in 4 Abtheilungen.

Mittwoch, 27. April. (Am Bußtage.) Im Opernhans Große Symphonie von Mozart, in C. dur. Hierauf: Das Alerm erfest, große Cantate von Handel, ausgeftihrt von sämmtlich Königl. Scengern und Sängerinnen, so wie von den samm chen Mitgliedern der Königl. Kapelle, der Königl. Masikschu und dem gesammten Chorpersonale des Königl. Theaters, um der Directlon des Königl. General Mustk-Direktors und R

Die Schu

ten: „„Skutari, 4. April. Am 23. Marz ist Mustapha Pascha mit li,ii00 Mann wohlbewaffneter Truppen von hier aufgeoro— chen, hat aber, statt wie man glaubte und wie er früher selbst erklerte, gegen Elbassan zu marschiren und nur seine Grenze zu vertheidigen, seinen Weg über Pesreni nach Skopia eingeschla— gen. Auf diesem Marsche will er die Truppen seiner Verbünde— ten an sich ziehen und in letztgenannter Stadt ein Manifest, wo— durch er sich zum Oberhaupt der Janitscharen erklärt und alle Anhänger derselben unter seine Fahne ruft, publiziren; sodann aber möglichst verstarkt über Küpnü (Gwiuberlia) nach Monastir (Bioglia) marschiren, um den Groß⸗Wesier Reschid Pascha auf— zureiben. Sein Schwiegersohn Zelady, Bei von Ochnida, (wel— cher aus diesem seinem Besitz bekanntlich schon früher durch die Truppen Reschid Pascha's, welche diese Stadt besetzt haben, vertrieben worden ist) ist, um ihn zu unter— stüßen, schon vor 20 Tagen nach Unter-Albanien abgegan— gen, um dort die Umufriedenen zu sammeln und so den Groß⸗-WwWesir zwischen zwei Feuer zu brinzen. Undererseits ver— sichert man, daß Mustapha⸗Pascha von Skopia aus unverweilt über Sophia und Philippopel nach Adrianopel zu ziehen beab— sichtige und sein Schwiegersohn nur den Groß-⸗Wesir zu beschäf— tigen beauftragt sey.“ ; „Belgrad, 11. April. Die Post aus Seres ist heute aus—⸗ geblieben, was vermuthlich seinen Grund in den von Skutari bis nach Bulgarien hinein verbreiteten Unruhen hat. Wir kön— nen deshalb auch nichts Neues hierüber mittheilen. In ganz Servien herrscht vollkommene Ruhe; die hiesigen Türken simnd noch immer in der Festung eingeschlossen.“

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Berlin, 24. April. Nach dem im gestern erschiene— nen Blatte der Gesetz Sammlung enthaltenen Staats-Ver— trag zwischen der diesseitigen und der Großherzogl. Sachsen— Weimarschen Regierung vom 11ten Februar dieses Jahres, werden die Großherzoglichen Lande vom 1. Jan. 1835 an dem Zollverbande der östlichen Preußischen Provinzen beitreten. Bis dahin, daß dieser Beitritt wirklich erfolgt seyn wird, ist zum Be— huf der gegenseitigen Erleichterung des Verkehrs und Gewerbe⸗ betriebs, so wie zur Sicherung der landesherrlichen Zollgefalle, die Verabredung getroffen worden, daß zwischen folgenden Pren— ßischen Landestheilen, als: dem Landkreise Erfurt, dem Kreise Schleusingen und dem Kreise Ziegenrück einerseits und dem Großherzogthum Sachsen⸗ Weimar andererseits vom 1. April d. J. an dergestalt ein freier gegenseitiger Verkehr bestehen soll, daß die von den beiderseitigen Unterthanen innerhalb jener Lande zu verfüh⸗ renden Waaren aller Art überall den eigenen inländischen Waa— ren völlig gleich behandelt werden, auch in dem Gebiete des ei⸗

arrangirt vom Musik-Direktor Kugler.

ters Hrn. Spontini.

. Die Einnahme ist zum Besten einer Unterstützungs-a ,, für hülfsbedurftige Theater-Mitglieder h tumt.

Billets zu allen Plätzen sind von Montag, den Tösten ses Monats an, im Billet-⸗Verkaufs⸗Bureau zu folgenden Pm sen zu haben.

Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rihlr. Ac.

Königstädtisches Theater.

. Montag, 25. April. Lindane, oder: Der Pantoffelmach im Feenreiche, großes romantisches Zauberspiel in 2 Akten, w A. Bäuerle, für diese Bühne bearbeitet von L. Bartsch; Mu Mit neuen Decoration und neuer Maschinerie von Hrn. Roller, bisheriger De koraten und Maschinenmeister beim Hof-Theater zu Kassel, jetzt n engagirtes Mitglied dieser Bühne.

Aus würtige Börsen. ö . Amsterda in il. iederl. wirkl. Schuld 338. Kanz- Bill. 15. Oesterr. 5p Metall. 8o. Russ. Engl. Anl 0. . Hamburg, 22. April , ester. 4proc. Metall. J3. Bank- Actien 1000. Russ. Ens Anl. S635. Russ. Anl. Hamh. Cert. SJ. Poln. pr. Mai 933. Din. dj

Ham ö St. Petersburg, 15. April. . I 921. 8 w n 7 J ö anne r m , ,,,,

, , 19. April. ö proc, Netall S316. 4proc. J229. Louse zu 100 FI. 1553. Pin Oblig. 1141. r, ,. 100. ** a, 1 Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitm S. 845, Sp. 2, Z. 57 1. „Dragoner“ st. „Husaren“.

/ / /// .

KEUESLE ECCRSEN-NACHIRICLHL6ILERM.

Frankfurt a. M, 26. April. Oesterr. 5proc. Metall. 8j

3 , w 1 122 1215. artial⸗Obli . 1153. 115 t . 6

159. Brief. Poln. Eeose 3. . 33. 11583. Loose zu /

Redaeteur John. Mitredaeteur Cottel.

—— 4 .

nen der beiden konträhirenden Theile, so weit sich die Bestim—

Gedruckt bei A. T. Hayn

oder der Bereitung im Inlande eine Abgabe erhoben win In Absicht des Verkehrs zwischen der Stadt Erfurt und du

an die beiderseitigen Unterthanen gleich behandelt werden. Von nämlichen Zeitpunkte an soll auch, ohne Beschränkung auf h sondere Landestheile und Provinzen, von Königlich Preußischn und Großherzoglich Sachsen⸗Weimarschen Unterthanen, welh in dem Gebiete des anderen kontrahirenden Theiles Handel m Gewerbe treiben oder Arbeit suchen, keine Abgabe entrichtet wa

In einem Schreiben aus Memel vom 20. April hef

Rennekampf in Polangen eingetroffen und hat sofort über R Diese Truppen werden durch &

aus Ressienna zurückgedrängte Kaiserl. Russische Truppen⸗Con inter Anführung des Obersten Bartolome, bestehend aus 269

ur Ehre der Nation felbst, vor Europa zu bekennen wagte.

5115.

Berlin, Dienstag den 26 ten April.

* e r

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben den Appellations-Assessor artins zu Köln zum Ober-Bergrath und Justitiarins des hheinischen Ober-⸗Bergamts zu Bonn zu ernennen, und die des— ab ausgefertigte Bestallung Allerhöchsteigenhändig zu vollziehen

etuht.

Der bei dem Land⸗ und Stadtgericht zu Ahlen fungirende zustij⸗Kommissarius Uhlenbrock ist zugleich zum Notarius in

1 1

In Bezirke des Ober-Landesgerichts zu Münster ernannt worden.

Angekommen: Der General-Major und Kommandant j Minden, von Rottenburg, von Breslau.

Durchgereist: Der Königl. Französische Legations⸗Secre⸗ ait, Freiherr von André, als Courier von St. Petersburg ommend, nach Paris. .

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 16. April. Se. Maj. der Kaiser haben ben beim Generalstabe Sr. Kaiserl. Hoheit des Cesarewitsch an⸗ ettellten General-Major von Gerstenzweig für seine ausgezeich⸗ tte Tapferkeit in den Gefechten gegen die Polnischen Rebellen, um Ritter des St. Georgen-Ordens dritter Klasse ernannt,

In einem, von der St. Petersburger Zeitung mitgetheilten, dem Polnischen Blatte Tygodnik entnommenen Aufsatze, dessen Verfasser sich als einen Lithauer zu erkennen giebt, heißt es: „Werfen wir dreist die Frage auf: Verdient die gegenwärtige Re— olution Polens irgend eine Sympathie von Seiten der Zeitge—⸗ nossen, und verdient sie insbesondere die unsriges Nein wahr⸗ lich: sie ist um so widriger, als sie durch keinen vernünftigen Grund, durch keine Nothwendigkeit veranlaßt ist. Damit eine Ration den Selbstbetrug so weit treibe, auf die Heiligkeit der Eide zu verzichten, ihren gegenwärtigen Wohlstand aufzuopfern und dem Unstern einer allgemeinen Umwälzung Trotz zu bieten, mößte wenigstens, menschlicherweise gesprochen, die Summe der Nahtheile ihrer politischen Lage den Vortheilen die Wage hal⸗ ten, die sie aufgiebt, indem sie einen so verbrecherischen nnd ver⸗ sweifelten Schritt thut. Welches sind denn nun die politischen Nachtseiten, die jene Aufwiegler in Warschau den Segnungen entgegenstellen können, die aus der Vereinigung des Königreich es mit dem Russischen Kaiserthume, der Quelle des Wohlstandes und der Exiftenz Polens als Staat, für diesen hervorgehen? Velches sind die Beschwerden, die sie gegen die Regierung des Faisers und Königs vorbringen können? Ist es die einst— weilige Aufhebung der Druckfreiheit, diese Maaßregel, der das Land seine politische Erhaltung, seine Finanz⸗Vortheile und selnen Kredit verdankt? Und seit wann war wohl die freie Presse ein Grundgesetz Polens? Seit wann verschmolz sich diese Ver⸗ günstigung so innig mit den Sitten der Polen, daß sie dieselbe nicht mehr entbehren können? Polen hatte während seiner re⸗ publikanischen Verfassung jederzeit eine Censur und, als es Her⸗ soögthum Warschau hieß, eine noch bei weitem strengere. Oder ss es das Ausbleiben eines constitutionnellen Budgets? Ja, ein solches Budget ist bis jetzt noch nicht der Berathung der Kam⸗ mern vorgelegt worden; allein auf diesen Verzug wurde schon durch die Charte im voraus hingedeutet. Es ist gleichwohl no⸗ torisch, daß, auf ausdrückliche Anordnung des Kaisers und Kö⸗ nigs, das Ministerium daran rastlos arbeitete und dasselbe in furjer Zeit der Berathung des Landtages anheimgestellt haben würde. Unterdessen hat keiner von denen, die in den Tag⸗ blättern dieser vorgeblichen Beschwerde erwähnen, das wahre Wort des Räthsels genannt. Und doch ist es den Unruhestiftern, die in Warschau das große Wort führen, eben so wohl bekannt, als es den Mitgliedern der Regierung war. Alle wissen es gleich gut, daß der Geist des Absolutismus keinen Theil daran hatte, und daß das Zaudern des Ministeriums mit der Darlegung des Budgets ein wenig von einer durchaus einheimischen Rücksicht herrührte, die das ganze Volk vortrefflich begriff, und die i,.

So man mit der Sprache heraus? Wohlan! die Mittheilung des

. Budgets wurde größtentheils aus sehr verständiger Vorsicht der

besten Patrioten Polens verzögert, beruhend auf einer traurigen Erfahrung der Vergangenheit; und die Wünsche aller guten Bürger vereinigten sich dahin, diesen bedenklichen Augenblick noch so weit wie möglich zu verschieben, um den Ideen der Ordnung

eit zu lassen, ihren Platz wieder einzunehmen. Ein übereilter Versuch konnte das Königreich auf ein gewagtes Spiel setzen. Noch gährten die alten anarchischen Träume unter den Depu— tirten, und man kannte die unbedingte Formel, welche die Land⸗ boten von Alters her von ihren Kommittenten mit auf den Weg empfingen: „Keine Abgaben gestattet!“ (na podatki nie how 1wala?c). Außerdem besorgten das Ministerium und alle verstän⸗ dige Leute mit Recht, die Kammer möchte das Buoget ver⸗ weigern, einzig und allein aus wilder Unbedachtsamkeit und um das Vergnügen zu haben, sich nach Art der lieben alten Zeit wider die Regierung aufzulehnen. Die Liberalen in Warschau wissen sehr wohl, daß sie bloß deshalb die Mittheilung des Bud⸗ gets mir lauter Stimme begehrten, um die Schmachscenen der alten Landtage wieder ins Leben zu rufen; und daß das Mini— sterium jene Mittheilung nur darum nicht beschleunigt wünschte, sowohl üm ihnen die Gelegenheit zu ersparen, sich im Angesichte von Europa mit Schande zu bedecken durch Beurkundung des längst bekannten diplomatischen Sprichwortes: „daß die Polen unfähig seyen, sich selbst zu regieren“; als auch um das Land vor den traurigen Folgen dieses Verhängnisses zu bewahren.

Wir gehen weiter in der Erwägung des vorgeblichen Beschwerde⸗ grundes der Aufrührer. Ist es das Bestehen einer geheimen Polizei, die nachsichtsvoll genug war, sie ihre unheilbringenden Zusammenkünfte ruhig fortsetzen zu lassen? Oder ist es endlich wohl gar das Verbot der Oeffentlichkeit der parlamentarischen Ver⸗ handlungen, welches jedoch keinesweges die Freiheit der Bera⸗ thungen des Landtages beeinträchtigte, sondern höchstens die Zu— schauer um eine Ergötzlichkeit brachte? Großer Gott! Sind diese Gründe wirklich so gebieterisch, daß man ihnen die Ehre der Nation, allen Wohlstand des Landes und seine ganze Zu⸗ kunft zum Opfer bringen muß, um seine Städte in eben so viele Schutthaufen und das Vaterland in eine Wüste zu verwandeln? Wo auf Erden ist das Land, und wäre es noch so gepriesen für seine Freiheit und Glückseligkeit, das neben seinen politi⸗ schen Begünstigungen nicht zugleich lästigeren Unbequemlich⸗ keiten ausgesetzt wäre, als diejenigen, über welche die Aufwiegler in Warschau entrüstet sind oder vielmehr sich entrüstet stellen? Welche Ursache hatten sie denn, mit dem blühenden, ruhigen und ehrenvollen Zustande ihres Landes unzufrieden zu seyn? „Unabhängig wollen wir seyn!“ rufen die Aufwiegler zur Ant— wort. Schon gut! euer Wunsch ist in so weit ganz erklärlich, als ihr nichts zu verlieren hattet und also, bei dieser Veränderung der Dinge, die Vertheilung aller vortheilhaften Staats⸗-Aemter und die Mittel an euch bringen konntet, das öffentliche Vermö— gen nach Willkür zu vergeuden. Allein das Land, was sollte das arme Land bei dieser eurer Unabhängigkeit gewinnen? Für seinen ganzen Wohlstand nur dem zwanglosen Handel mit Ruß— land und der edlen Freigebigkeit seines großmüthigen Beherr— schers verpflichtet, vom Meere getrennt durch mächtige Staaten, ohne Häfen, ohne Absatzwege für seine Produkte, würde das

Königreich Polen, wenn es sich selbst überlassen bliebe, sich bald im

schrecklichsten Elend erblicken. Und seibst wenn es irgend einen See⸗ hafen bescße, vermöchte wohl seine auffeimende Industrie es mit den andern Landern aufzunehmen, ohne sogleich erdrückt zu werden? Wem leuchtet es nicht ein, daß die härteste Strafe, welche Rußland dem empörten Polen auferlegen könnte, darin bestände, wenn es für einige Jahre seine Gränzen und Märkte ihm versperrte und, in Hinsicht des Handels, mit demselben wie mit einem unabhän⸗ gigen Staate verführe? Das Land würde unvermeidlich wieder n die Armuth versinken, die sein trauriges Loos war, bevor es unter Alexanders Scepter gelangte. Wir berufen uns also darauf: die Polen hatten durchaus keine vernünftigen Beschwer— degründe gegen die Regierung, der sie eine höchst ehrenwerthe politische Eristenz und einen Schatz von materiellen Vortheilen verdankten. Ihre Empörung erwuchs aus einer Verschwörung junger Leute, denen der Zustand ihres Vaterlandes völlig unbe⸗ kannt, die aber dagegen selbst mit den revolutionnairen Ideen des Tages genährt waren und durch denselben versteckten Hebel

einigen Deutschen Staaten die Fündstoffe anregte, und die Fackel des politischen Weltbrandes ins Herz des schönen Ita⸗ liens warf.“

Nach dem Jahres-Bericht des hiestgen Invaliden-Comités wurden im verflossenen Jahre S5 invalide Offiziere angestellt; an temporairen Unterstützungen vertheilte man unter 43 Offiziere 25,666 Rubel 66 Kop. ; sechs Generale und 86 Offüiere erhiel⸗ ten zusammen an Jahrgehalten 55,200 Rubel; unter die Ritter des St. Georgen-Dedens 1ster und 4ter Klasse und des St. Wladimir-Ordens 4ter Klasse wurden 9g700 Rubel vertheilt. Ueberhaupt hatte das Comité im vergangenen Jahre 13 Gene— rale und 964 Offiziere unterstützt. 52 Vater, Mütter und Witt⸗ wen verstorbener Invaliden erhielten Pensionen, zusammen 22, 800 Rubel betragend; 22 Offiziers-Waisen erhielten Geld⸗ Unterstützungen und wurden in Kronschulen untergebracht; an 3317 Invaliden niederen Ranges wurden an Jahrge halten 175,921 Rubel 655 Kop. ausgezahlt. Die Gesammt⸗ Einnahme des Comités betrug mit Einschluß des Restes vom Jahr 1829 in Allem 12,293, 524 Rubel 58 Kop. in Banknoten, 7374 Rubel 0 Kop. in Silber, 420 Dukaten und 5 Halb⸗Imperiale. Die Ausgaben beliefen sich auf 967,479 Rubel 14 Kop. in Bank⸗ noten, 6750 Rubel 10 Kop. in Silber, 329 Dukaten und 5 Halb⸗Imperiale. Im Laufe des Jahres 1830 erhielt das In⸗ validen⸗Kapital einen Zuwachs von 202,576 Rubel 9b Cop.

Polen.

Warschau, 21. April. Die vorgestrige Sitzung der Land⸗ boten-Kammer eröffnete der Marsch all derselben mit einer Rede, worin er der Versammlung seine Freude darüber zu er⸗ kennen gab, daß er sie wieder in ihrer Vollzähligkeit und an dem gewöhnlichen Ort ihrer Berathungen beisammen sehe; denn es sey dies eine Bürgschaft für die Rückkehr zur constitutionnellen Ordnung, so wie eine Folge der Siege und wohlberechneten Ope⸗ rationen“ des Generalissimus. Durch diese allein sey der Feind verhindert worden, auf das linke Weichsel-Ufer überzusetzen, und der Reichstag der Nothwendigkeit überhoben, sich mit der Armee ins Krakanische zu begeben. Es freue ihn, auch diejenigen schon wieder in der Mitte der Versammlung zu sehen, welche sich kraft eines Reichstags⸗-Beschlusses dorthin begeben hätten und auf den ersten Ruf des Vaterlandes wieder zurückgeeilt wären. Er hoffe, die Volks-Repräsentanten würden anerkennen, daß die kleinere Volljahl das von der Kammer in sie gesetzte Vertrauen nicht ge⸗ mißbraucht habe, sie würden sich vielmehr aus den, seit dem 26. Februar angenommenen Gesetzen überzeugen, daß ihre Zahl nur sehr gering und daß es nur solche seyen, welche der dringenden Umstände wegen nicht der ganz vollzähligen Kammer vorbehalten wer⸗ den konnten. Wenn jedoch dessenungeachtet Einer aus der Ver⸗ sammlung anderer Ansicht sey, so möge er lieber, um des allge⸗ meinen Besten willen, und um die unverkennbare Harmonie, welche die Berathungen bis jetzt begleitet, nicht zu stören, seine Gegen⸗ bemerkungen nicht laut werden lassen, jumgl da durch dieselben das Vergangene doch nicht anders und der Zukunft dadurch nicht genutzt werden könne, indem nun keine Verringerung mehr, son⸗ dern eher eine Vergrößerung ihrer Mitglieder ahl, durch Aufnahme

der Lithauer und Reußen, der Kammer bevorsteht. Der bedeu⸗

behend gelenkt wurden, der in Belgien, in der Schweiz und in

tende und entscheidende Augenblick nahe; dessen eingedenk, solle

man alle entzwejende Gedanken, alle persönlicht Rücksichten

des Uebelwollens, so wie der Freundschaft, aus dieser Versamm⸗

lung verbannen und die eröffneten Meinungen ohne Rücksicht

darauf, von wem sie ausgingen, entweder unterstützen oder be⸗

kämpfen. Die Reden nicht an einzelne Personen zu richten und

den Gegenstand ganz obsektio und unparteiisch zu untersuchen, dies müsse als Gründsatz angenommen werden, und er bitte seine

ehrenwerthen Kollegen flehentlich, in den jetzigen Augenblicken,

wo Einigkeit in den Unternehmungen so Noth thue, ihre

Sprache und ihre Handlungen von demselben leiten zu lassen. Er flehe sie darum, wenn es nicht selbst der Wunsch eines Je⸗ den schon wäre, wenn nicht Alle eben so sehr wie er überzeugt wären, daß Europa, daß insbesondere alle Polen bis an den Dniepr und die Dzwina ein prüfendes Auge auf sie richte, und daß man diese Aufmerksamkeit nicht nur durch die Thaten des Heeres, nicht nur durch die Hingebung der Nation, sondern auch durch ein würdiges Schausplel eintrachtiger Berathungen in der Verfammlung der Volks-Repräsentanten erregen, gewinnen und befriedigen müsse. Es liege der Kammer jetzt das Gesetz über bie Verleihung von Grundeigenthum an die Bauern vor: wie wichtig, gerecht und nothwendig es sey, würden sie selbst beur⸗ theilen können; lange schon habe es die vereinigten Kammern beschäftigt, vielen Veränderungen sey es seit seiner Einbringung unterlegen, was Herr Szanieckl noch näher darlegen werde, da⸗ mit man die bisherigen Arbeiten würdigen und sie durch neue Bemerkungen zum Vortheile des Vaterlandes vervollkommnen und zum erwünschten Ziele führen könne. Hierauf nahm der Minister des Innern, Herr B. Niemojows ki, das Wort und legte der Kammer im Namen der National⸗Regierung einen Ge⸗ sez⸗Entwurf vor, vermöge dessen derselben ein Kredit von 1 Mil⸗ lion Fl. eröffnet werden sollte, um damit die Einwohner derje⸗ nigen Provinzen, welche durch den Krieg am meisten gelitten, mit Getreide zur Aussaat zu unterstützen. Die Majorität der Kammer war dafür, dies Projekt den Kommissionen zu überwei⸗ sen. Sodann las der Marschall folgende Anträge vor; vom Landboten B. Riemojowski, daß die Sißungs⸗Protokolle stets in der nächsten Sitzung vorgelesen werden sollten; vom Depu⸗ tirten Rosenwerth, daß an den von dem Feinde nicht besetzten Orten neut Landboten- Und Deputirten-Wahlen vorgenommen werden möchten; eine Petition des Landboten Cieszkewski, der, obgleich er zur bestimmten Zeit nach Warschau gekommen war, doch seiner geschwächten Gesundheit wegen den Sitzungen nicht beiwohnen konnte, daß ihm die Kammer erlaube, sich zu seiner Wiederherstellung ins Bad zu begeben (was die Kammer auch bewilligte); ein Gesuch des Landboten Suchodols ki, Präsidenten der Spezial-Direction des landschaftlichen Kredit⸗ Bereins der Wojewodschaft Sandomir, um die Erlaubniß, sich nach Radom zu begeben, um wenigstens die wichtigsten mit sei⸗ nem anderen Amt verbundenen Geschäfte abzumachen (auch dies gestattete die Kammer). Im weiteren Verlauf der Berathungen ertheilte der Marschall dem Deputirten Szaniecki das Wort, der vor der gesammten Landboten-Kammer den Entwurf über die Verleihung von Grund-Eigenthum an die Bauern, wie er von der kleineren Vollzahl der Kammer diskutirt und letztlich noch einer neuen Redaction von Seiten der Kommissionen un⸗ terworfen worden, zu entwickeln hatte. Die Kammer beschloß, diesen Gesetz-Entwurf erst dann zur weitern Diskusston vorzu⸗ nehmen, wenn zwei von ihr als dringender erkannte Gegenstände erledigt seyn würden, nänilich die Bildung einer Repräsentation in den alten Polnischen Provinzen und die Bewilligung einer Unterstüßung für die Aussaat der Beuern.

Frankreich.

Paris, 18. April. Gestern Mittag begaben Se. Majestäͤt sich u Pferde, in der Uniform der National⸗Garde, begleitet von den Herzogen von Orleans und Nemours, so wie einem zahlreichen Generalstabe, nach dem Caroussel-Platze, um daselbst das Ste und 19te Linien-Regiment, das 6te Husaren-Regiment und ein Artillerie- Regiment, 5 Bataillone von der National⸗Garde und die 2te Legion der National-Garde des Weichbildes der Hauptstadt zu mustern. Nachdem der König die Reihen der Truppen durchritten und sie verschiedene Manövers hatte aus— führen lassen, ließen Se. Majestät dieselben an Sich vorbei de⸗ filiren. Die Königin und die Prinzessinnen sahen von dem großen Balkon der Tuilerieen aus dem militairischen Schau— spiele zu. ;

; Im Moniteur liest man Folgendes; „Der gestrige Tag, der unter den Auspicien einer von dem Könige abgehaltenen Re⸗ vue begann, die glänzender und belebter als irgend eine andere war, schloß mit der tiefsten Ruhe. Die hiesige Einwohnerschaft überließ sich wie gewöhnlich ihren Sonntags⸗Erholungen. Die Ereignisse des vorhergehenden Tages schienen das öffentliche Ver⸗ trauen verstärkt zu haben, indem man sich von der Ohnmacht der Ruhestörer und der Wachsamkeit der Behörde überzeugt hatte. Die Stimmung, die sich schon vorgestern so lebhaft gegen die Be— günstiger der Unruhen ausgesprochen hatte, befestigt sich immer mehr in diesem Sinne, und man kann alle Betrachtungen, zr denen jene Unordnungen Anlaß gaben, in die Worte zusammen⸗ fassen, die aus jedem Munde ertönten: „Es muß dem Dinge ein Ende gemacht werden!“ So äußerte sich der Handwerker, dem es an Arbeit fehlt, der Kaufmann, der über den Stillstand der Geschäfte klagt, der National⸗-Gardist, der eines beschwerlichen und seinen Interessen nachtheiligen Dienstes müde, der Milit air, der ein Freünd der Ordnung wie der Ehre ist; kurz alle Welt. Die Berichte, die über den vorgestrigen Tag eingezogen worden sind, bezeugen einstimmig, daß nur ein hartnäckiger Widerstand gegen vielfache väterliche und gesetzliche Aufforderungen die An⸗ wendung von Gewaltmitteln nöthig machte und daß aufrühreri⸗ sches Geschrei, von wiederholten Herausforderungen und Stein⸗ würfen begleitet, die Truppenbewegungen veranlaßte. Man kann es nicht genug bedauern, daß die Menge der Neugierigen, ohne

Rücksicht auf die Stimme der Behörde, diesen Aufläufen fort= während ein Ansehen giebt, das sie, auf die Zahl der Ruhestörer

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