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theilig und Elch ich werden könnte. Dessenungeachtet erhob sich noch Herr Wolowski gegen die dem Grafen Wielopolski er⸗ theilten Instructionen und schrieb den geringen Erfolg der diplo— natischen Umnterhandlungen nur dem zu, daß die Detronisations— Atte nicht schön am 18. Dezember proklamirt worden, und daß nan nöicht sogleich ausgesprochen habe, ein selbstständiges Volk seyn zu wollen. Darauf erwiederte der Minister der aus— wärtigen Angelegenheiten, daß, obgleich Herr Wielopolski seine. Jastcuctionen schon vor dem 18. Dezember erhalten, doch in denselben die Revolution als national anerkannt worden, und daß nian sich bemüht, die Höse davon zu überzeugen, daß diese ebolution durchaus keinen demagogischen Zweck habe, und ihre üfmierksamkeit auf Polen zu lenken; auch sey der Reichstag s⸗ Jeschluß hinzugefügt worden, daß eine constitutionnelle Monar— chie das Ziel Polens sey. Herr Morozewixcz gab zu, daß über die noch schwebenden Unterhandlungen keine Mittheilungen ge— macht werden könnten, verlangte jedoch, daß die Kammer ent— weder die Kommission für die organischen Angelegenheiten oder ein be— sonderes Comité mit der Durchsicht der vorgelegten Papiere beauftra—⸗ gen umd entscheiden solle, ob sie einen Bericht darüber anhören wolle oder nicht. Dagegen erklärte Herr Krysinski, daß die ganze diplomatische Thatigkeit der Polnischen Regierung eine Null sey, und da ein einziger Irrthum der diplomakischen Neu— linge Polens dessen ganje Sache verderben könne, so müßten die hetreffenden Papiere durchaus revidirt werden; endlsch behaup⸗ tete er noch, daß man, wenn man sich auf den Wiener Traktat stütze, unmöglich die Vereinigung der Litthauischen Provinzen mit dem Königreiche Polen fordern könne. Herr Kaczkowski fragte, wie man eigentlich etwas über die niedergelegten Papiere erfahren solle, da ihm eine diplomatische Konnnission nicht be— kannt und eine solche nach den organischen Statuten auch gar nicht vorhanden, eben so wenig durch die Reichstagsbeschlüsse vom Jahre 1831 begründet und daher entweder von der Regie— rung usurpirt worden sey oder sich selbst eigenmächtig eingesetzt habe. Hierauf erwiderte der Marschall, daß bis jetzt alle von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten mitgetheilte diplomatische Schriften der Kommission für die organischen An— gelegenheiten überwiesen worden seyhen, da es an einer diploma— tischen Kommisston fehle. Wenn man wüßte, sagte Hr. Kacz— kowséki, daß diese letztere Kommission mit dem besonderen Vertrauen des Ministers beehrt werde, so würde man die Wah— len danach einrichten oder selbst derfelben anzugehoren suchen. Der Marschall versetzte, wenn es sich um ein neues Gesetz handle, so solle der Redner einen Vorschlag dazu bei dem Marschallsstabe niederlegen, und Hr. Wolowskißfügte hinzu, daß eine Konnnission ohne ein neues Gesetz nicht gewählt werden könne, und daß bei der Wahl der Kommissionen gesagt worden, diesenige für die organischen Angelegenheiten solle sich auch mit den diplomatischen beschäftigen; wenn man ihr diese Befugniß nähme, würde man gleichsam damit aussprechen, daß sich die Kommissionen über— haupt nicht mit der Diplomatie befassen könnten; sein ehrenwer— ther Kollege, Herr Kaczkowski, hätte den Antrag vor der Wahl der Kommissionen machen sollen; jetzt sey es zu spät. Hierauf ließ sich der Minister der auswärtigen Angelegenhei— ten nochmals folgendermaßen vernehmen: Er habe nicht aus be— sonderem Vertrauen gerade der erwahnten Kommission Mitthei— lungen gemacht, denn ein Minister könne mit seinem Vertrauen nicht willkürlich schalten; er könne es nur der Kammer zuwen— den, welche wieder das Vertrauen des Landes besitze. Daher würde er eben so gern allen Mitgliedern dieser Kammer die be— treffenden Aufschlüsse ertheilen, wenn er nicht seine ersten Mit— theilungen als Mitglied der Regierung gemacht und sich daher na— türlich an jene Kommission hätte wenden müssen, was ja auch die Kammer selbst sanctionnirt habe. Noch müsse er auf die Vor— würfe des Herrn Krysinski zurückkommen, der der Regierung zwar gute Absichten beimesse, aber hinzufüge, daß sie ein Neu— ling in der Diplomatie sey; wenn die Negierung aus Neulingen bestehe, so befinde sich wenigstens Einer darunter, der von dem Jahre 1816 bis 1824 doch einige Studien in dieser Wissenschaft geniacht habe. Er habe schon erklärt, daß er sein Amt nur einst— weilen übernommen hätte, bis sich ein amderer Tüchtigerer fände, um seine Stelle einzunehmen. Wenn es in dem Eivllrecht viele Formen gäbe, die man bei ihrer Unbedeutendheit doch beibehal— ten misst, so sey dies in dem Staatsrecht noch viel mehr der Fall, und durch Vernachlässigtmng einer solchen Form werde oft die ganze Operation erfolglos. Herr Krysinski behaupte, die Re— sultate aller diplomatischen Uuterhandlungen beliefen sich bis jetzt auf Rull; dies könne er nicht einsehen, denn trotz der schwieri— gen geographischen Lage Polens hätte es sich doch bis jetzt einer strengen Neutralität von Seiten der benachbarten Machte zu erfreuen, obgleich das Interesse dieser Mächte mit dem Polm— schen schon wegen der verschiedenen Verfassung und der von Sei— ten Polens gemachten Ansprüche an die Russtsch-Polnischen Pro— vinzen keinesweges übereinstimme. — Als noch einige Mit— glieder sprechen wollten und die Diskussion sich in die Länge zu ziehen drohte, stand der Deputirte Ziemiencki auf und sagte, man verliere hier nur die Zeit, die man auf wich— eigere Gegenstänoe verwenden könne; dle Polnische Diplomatie habe unter den Verhältnissen, in welchen sich das Land befinde, keinen bedeutenden Erfolg haben können; wozu wolle man sich daher mit minder wichtigen Fragen herumquälen; die Diplo— matie der Polen beruhe auf dem Säbel, in dem Lager Skrzh⸗ necku's werde das Loos der Nation entschieden; bleibe man Sie— ger, so würde sich die Welt und die Politik von selbst für Polen entscheiden, dann habe man immer noch Zeit, zu politsstren. Nach diesen Erklärungen beschloß die Kammer, indem sie die von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten niedergeleg⸗ ten Dokinnente und Aktenstücke für hinreschend hielt, um dle nöthigen Aufklärungen zu gewähren, dem Antrage des Mar— schalls gemäß, für jetzt die Verhandlungen über diesen Gegenstand zu schließen und sich augenblicklich mit der Diskusfson des Sesetz⸗ Entwiürfs zu beschäftigen, wonach der Regierung ein Kredit von 1 Million Fl. bewilligt werden sollte, um die Bauern mit einem Darlehn zur A Aussaat zu unterstützen. Der Landbote Wenzhyk sprach für den Entwurf und zeigte dessen Nothwendigkeit und wohlthätige Folgen. Damit erklärte sich der Landbote Ja⸗ sinski nicht für einverstanden, indem er sich über die Eigen— mächtißkeit der Regierung beschwerte, die dem Reichstage elnen Entwurf zu Eröffnung eines Kredits erst vorlege, nachdem sie schon auticipando 500,900 Fl. zu diesem Zweck verwandt habe. Endlich machte er die Besorgniß bemerklich, daß die der Regie⸗ rung für außerordentliche Fälle bewilligten 3 Millionen Gulden, da sich keine Nothwendigkeit zu deren Verwendung finde, am Ende den Mitgliedern dieser Regierung zu Nutzen kommen wür— den. Dagegen waren die Landboten Turski, Gliszezynski und Walchnowski für die Annahme des Entwurfs. Die Deputirten Klimontowie, und Mazurkiewicz bemerkten, daß derselbe zu spät eingereicht worden und seinem Zweck nicht entspreche. Der letztgenannte Deputirte trug darauf an, daß die Regierung die geforderte Summe von den oben erwähnten
5 78 3 Millionen nehmen solle. Hierauf ersuchte noch der Landbote Swidzinski um das Wort, aber der Marschall prorogirte die Sitzung, weil es schon seht spät war, auf den folgenden Tag.
Vorgestern wurde in der Landboten-Kammer ein Ge— setz Entwurf hinsichtlich der den Insurgenten in Litthauen und Wolhnnien zu leistenden Unterstützung und Zulassung derselben zum Antheil an den Rechten und Freiheiten des Königreichs, nachdem an diesem und dem vorhergehenden Tage darüber ver— handelt worden, angenommen und gestern der Senatoren-Kam— mer vorgelegt.
Die hiesige Staatszeitung enthält unter amtlicher Rubrik einen Armee-Bericht des Generalissimus, datirt aus dem Hauptquartier Jakubow bei Kaluszyn vom 22sten d., folgenden Inhalts: „Da die von uns errungenen Vortheile den Feind nö— thigten, sich von der Weichsel zurückzuzichen, so gingen die Corps, welche bis dahin den Uebergang über diesen Fluß verhindert hatten, auf das andere Ufer hinüber. General Sierawski bewerkstelligte den Uebergang an der Spitze von einigen Schwadronen, 6 neu formirten Bataillonen, die meistentheils mit Sensen und Piken bewaffnet waren, und 6 Kano— nen, unter denen 2 dreipfündige, bei Kazimierz und Solec. Dieser General, der nur zur Führung des kleinen Krleges be— stimmt war, hielt sich nicht an seine Instructionen, drang gegen Lublin vor, an welchem Punkt, da er sehr wichtig für den Feind ist, sich bedeutende Streitkräfte befanden, und beschloß, obgleich er von dieser Lage der Dinge wohl unterrichtet war, mit seinen dazu völlig untauglichen Truppen eine Hauptschlacht zu liefern. Am 16. April traf der Oberst Lagowski, der die Avantgarde des Generals Sierawski befehligte, bei Beljhee auf eine große mit Artillerie versehene Uebermacht. General Sierawski eilte ihm zu Hülfe und langte mit einem Theil seines Corps am Abend in Beljhee an. Als er sich daselbst überzeugt hätte, daß die feindliche Macht ihm bei weitem überlegen war, zog er sich auf das Dorf Wronow zurück, wo er jedoch am folgenden Tage eine Schlacht anzunehmen beschloß, die auch nach Annaherung des Feindes erfolgte und einige Stunden lang kein anderes Resuliat gewährte, als einen Verlust von — 300 Mann auf beiden Sei— ten. Bei diesem Zusammentreffen zeichnete sich unsere Artille— rie, die es mit einer sowohl an Zahl der Geschütze als an Kaliber sehr überlegenen Artillerie zu thun hatte, in gewohnter Weise aus. Unsere Infanterie, welche nur sehr wenig Schießgewehre hatte, richtete mehr aus, als man von ihr zu erwarten berechtigt war. Die Kalischer Kavallerie aber that, ungeachtet des guten Bei— spiels ihres Führers, nicht ihre Schuldigkeit. Man muß dem General Sierawski die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er alles Mögliche that, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Rückzug nach Kazimierz wurde ohne Verwirrung ausgeführt, so daß sogar ein demontirtes Geschüͤtz und 400 Gefangene mitge⸗ nommen wurden. In Kazimierz brachte der General Sierawski den Rest der Nacht und einen halben Tag in Unthätigkeit zu, obgleich er Fahrzeuge zum Uebersetzen über die Weichsel hatte, und ihm auch der Weg nach dem Wieprz offen war. Erst am folgenden Tage gegen Mittag, als sich bereits die feindlichen Kolonnen, von einer Artillerle-Linie unterstützt, vor Kazimlerz jeigte, wurden die Kavallerie, Kanonen und der größte Theil der mit Sensen und Piken bewaffneten Infanterie-Mannschaf— ten übergeschifft. Die übrige Infanterie nebst 2 Kanonen wurde auf den Anhöhen und Seitenwegen aufgestellt und ver— theidigte den Zugang zur Stadt. Als der Feind schon einen heftigen Angriff begonnen hatte, ergriff der Dberst-Lieutenant Julius Malachowskl eine Sense und führte ein Peloton Kossy— nieren gegen den Feind. Dieser Angriff hatte anfangs günsti⸗ gen Erfolg, aber bald stürzte Malacholpski, von mehreren Ku— geln getroffen, lebles zu Boden. Dieser für Armee und Land so unersetzliche Verlust brachte Unordnung in unsere Reihen; der
Feind drang in die Stadt, während General Sierawski mit dem Rest seines Corps und den noch übrigen 2 Kanonen sich nach Pulawy und von da nach dem Dorf Borowa an der Mündung des Wieprz begab, wo er, vom Feinde nicht verfolgt, liber die Weichsel zurückzing. — Die Detail-Berichte über unferen Ver— lust sind noch nicht eingegangen. Nach der Meinung meines Adjutanten, den ich an Ort und Stelle sandte, kann man annehmen, daß er über 20090 Mann beträgt, von de— nen sich der größere Theil, durch die feindlichen Kolonnen abgeschnitten, wie es scheint, von ihrer Bauernkleidung Nutzen ziehend, in den umliegenden Dörfern zerstreut hat. Nach diesen Ereignissen nahm das Corps des Generals Sieramski seine Position auf dem linken Weichselufer. — Was die Opera⸗ tionen der Haupt-rmee nach dem Treffen bei Iganie anbelangt, so hätte Siedle genommen werden können, aber die überfüllten Lazarethe daselbst und die in denselben herrschenden ansteckenden Krankheiten hielten mich davon ab. Jedoch vergebliche Sorgfalt! Schon hatte sich das Uebel durch unsere Berührung mit dem Feinde am 10. April unseren Truppen mitgetheilt. Wir haben einige Hundert Cholera⸗Kranke. Die eiligst getroffenen Vorsichts— maaßregeln werden einer weiteren Verbreitung dieser Krankheit vorbeugen und ihr nicht gestatten, einen zu gefährlichen Charak— ter anzunehmen. — Unterdessen werden kleinere Expeditionen im Allgemeinen mit größerem Vortheil für uns ausgeführt. — In der Nacht vom 20. zum 21. April wurde von einer Schwa— dron des 1sten Uhlanen-Regiments und einer Schwadron des Iten Chasseur⸗Regiments unter Anführung des Majors Sulejewski bei Sokolow ein vom General Umiunski vorsichtig berechneter Angriff glücklich ausgeführt, dessen Resultat war, daß dem Feinde 40 Mann und 2 Ofsiziere getödtet und ein Offizier von höherem Range, 5 Subaltern-Offtziere, 173 Unteroffiziere und Gemeine nebst 101 Pferden, alle vom Sten Chasseur-Regiment, genom⸗ men wurden. Diese ganze Expedition kostete uns 1 Todten 1nd 3 Verwundete. — General Uminski beschloß eine ähnliche Ex⸗ pedition mit gleicher Umsicht für den folgenden Tag, welche in der Nacht vom 20sten auf den 21. April durch den Masor Ka⸗ sperowski bei Mokobudh mit günstigem Erfolg ausgeführt wnrde. Das feindliche Tartarische Uhlanen-Regiment verlor in die sem Gefecht 1 Offizier und 33 Soldaten an Todten und 1Offizier, 67 Unteroffiziere und Gemeine nebst 42 Pferden an Gefangenen. Von unserer Seite gingen 2 Unteroffiziere und 2 Gemeine ver- loren. — Nicht so günstig für uns waren die am 2lsten d. bei dem Dorfe Kolaczhn vorgefallenen Ereignisse. Dort hatte das 5te Uhlanen-Regiment, das Zamoyskische genannt, die Vorposten besetzt und wurde gegen Mittag von Kosaken ange⸗ griffen. Die Unsrigen spengten dieselben sogleich auseinander, aber in der Hitze der Verfolgung wagten sie sich zu weit vor und trafen auf 6 feindliche Husaren-Schwadronen und Infan⸗ terie mit 2 Stücken Geschütz. Der Rest des Ften egiments eilte seinen Waffengesährten zu Hülfe, aber auch so war die Uebermacht des Feindes noch zu groß. Das 5te Regiment kampfte tapfer und nahm dem Feinde seinen verwundeten Be⸗ fehlshaber, Oberst Gawronski, als man ihn gefangen nehmen wollte, zweimal wieder ab; es verlor dabei 2 Offijsere und 50
Mann an Todten und Verwundeten. — Der Oberst⸗- Lieutenant
Zaliwski griff am 18ten d. bei dem Dorfe Udrzyn zwischen de Bug und der Narew eine Abtheilung von der Garde an un zersprengte sie völlig, wobei von Seiten des Feindes ein Rin meister und 15 Gemeine von den Leibgarde-Kofaken blieben un Menge kostbaren Geräths in uns
viele Pferde nebst einer Hände fielen.“
Die hiesige Staats-Zeitung meldet: „Seit einign Tagen machen unsere Truppen rückgäangige Bewegungen mae der Weichsel zu; doch hat kein bedeutendes Treffen stattge funden nur hin und wieder fielen Scharmützel vor. Vorgestern m man in der Arriere⸗Garde scharf zusammen; besonders zeichnen sich das Zte Uhlanen-Regiment bei einem Angriff gegen die Ru sischen Husaren aus; nach Aussage der Verwundeten hätten d Unsrigen 4 Kanonen erobert. Die ganze Einwohnerschaft zm schen dem Liwiec und der Weichsel dan et sich auf diese Sen des Flusses. Seit gestern ziehen lange Reihen von Weibem Greisen und Kindern mit ihrer geringen Habe durch die Sin ßen von Warschau, da sie sich nicht zum zweitenmale den Schrer nissen des Krieges aussetzen wollen. General Krukowiecki em wickelt seine ganze Thätigkeit, um diesen Unglücklichen bei ihren Durchzug durch die Hauptsiadt Hülfe zu leisten. — Vorgesten sind wieder 16 Französische Aerzte hier angekommen. — Di Warschauer Universitat hat nach mehreren vorhergegangeng Sitzumgen eine Kommission zur Entwerfung eines Projekts übn die Organisation des öffentlichen Unterrichts niedergesetzt. Zun Präsidenten dieser Kommission ist der Präses des Municshz RNaths, Hr. Garbinski, und zu Mitgliedern derselben sind di Professoren Mile, Huhe der Aeltere, Ssinski, Brodzinski, Hah Krzhzanowsri und . Szweykowski, der Letztere als Secretaß ernannt worden.“
In der Warschauer-Zeitung heißt es: „Schon seit Tagen sind sowohl unsere als die Rüssischen Truppen in bestin diger Bewegung. Taglich erneuert sich der Kampf. Vorzüglt hartnäckig war er vorgestern bei Minsk. Als unser Generalissimus un längst eine Proclamation an die Armee erließ, worin er sie namentlit für den Fall zur Ausdauer aufforderte, daß er rückgängige r wegungen auszuführen genöthigt würde, ersah dle Polnisth Nation schon aus diesen Ausdrücken, daß er sich auf neue E eignisse vorberelte und neue Pläne mache, welche in diesem A genblick schon in der Ausführung begriffen sind. Niemand wäö sich auch darüber wundern, daß unsere Kolonnen sich auf eing Meilen der Hauptstadt nähern. Gestern war das Haupt-Qua tier des Generalissimus in Milosma; aber bereits ist die Natz richt eingegangen, daß sich die Russen wieder bis hinter Ming zurückgezogen haben. — Der Generalissimus hat dem Mitglin der National-Regierung, Herrn Barzykowski, und dem Minisu der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Gustav Malachowisf das silberne Militairkreuz ertheilt.“
Dem Warschauer Kurier zufolge, hat General Toll in Lublin eine gedruckte Proclamation an die Polen erlassen, woti er zwar ihrer Tapferkeit Gerechtigkeit widerfahren läßt, ihnp jedoch darthut, daß 4 Millionen Menschen nicht im Stan sehen, sich der Russischen Macht auf die Dauer zu widersetzen.
Vor einigen Tagen, sagt dasselbe Blatt, hat der Gem ralissimus eine Musterung über die der Armee nachgeschickm Reserven abgehalten.
Die Regierungs-Kommission des Innern und der Polst hat einen Fonds zu unentgeltlicher Verabreichung von Arzneim teln an die Cholexra⸗ und Typhus-Kranken angewiesen.
Der General-Gouverneur der Hauptstadt fordert die Vin ger auf, keine kranke Soldaten ins Haus zu nehmen, soͤnde dieselben ins nächste Lazareth abzuliefern. Er macht sie dah auf die großen Gefahren aufmerksam, welche daraus entstehn könnten, und legt ihnen die strengste Verantwortlichkeit Mn Hinsicht auf. ö
Die Kanzelei der Landboten-Kammer macht bekannt, des die in verschiedenen Blättern verbreitete Nachricht, als habe da Landbote des Sieradzer Distrikts, Herr Kaczkowékti, wegen Kran heit seiner Frau um Befreiung von seinen Reprasentanten⸗Pflich ten nachgesucht, ungegründet sey, und daß derselbe weder aw diesem noch aus einem anderen Grunde Urlaub gefordert habe, Der Wojewode Wodzieki, Prasident der freien Stadt Kr kau, ist in Warschau angekommen und hat, nachdem er die Di tronisations⸗-Akte unterzeichnet, im Senat Platz genommen.
Unter den zu Mitgliedern der hiesigen gelehrten Gesellschaft gewählten Personen befinden sich auch noch die Generale Prom dzhnski und Chrzanowski, der Oberst Kolaczkowski, der Frans sische Deputirte Aubernon und das Englische Parlamentsglieh Mackintosh.
Der Professor der Warschauer Universität, Herr Zinserling hat seine Entlassung erhalten.
Auf den Warschauer Märkten am 2ͤsten d. galt der Komet Roggen 27 — 313 Fl., Weizen 30 — 34 Fl., Hafer 13 — 143 g, Gerste 22 — 25 Fl., das einspännige Fuder Heu 26 — 30 Fl., det zweispännige 40 — 48 Fl., die Fuhre Stroh 11 — 13 FI.
— — Von der Gallizischen Gränze, 260. Aptl.
dem General Dwernicki in Wolhynien, und zwar bei Boromt am Styr, ein Gefecht geliefert und demselben gegen 1000 6t⸗ sangene abgenommen haben. Zugleich haben die Russen in se⸗ nem Rücken die Brücke zerstört, auf welcher er über jenen Flu gegangen war, so daß ihm leicht der Rückzug abgeschnitten weh— den konnte. — Der General Roth befindet sich mit einem Thel seines Corps in Kamieniec⸗Podolsk. — Der General Kaissartf steht mit dem Iten Armee⸗-Corps in Dubno; 4 Regimenter, wel che seine Avant-Garde bilden, sind schon in Krzemieniec. Hiet⸗ nach dürften die Russischen Streitkräfte in Wolhynien und Pe— dolien für mehr als hinreichend erachtet werden, um die Poltn an dem weiteren Vordringen in jenen Gegenden zu hindem. Ueberhaupt scheinen Letztere, nach Allem, was wir aus Wolhh
Provinz zu machen, indem ihre Bemühungen, die Bevölkerung
derselben aufzuwiegeln, bis jetzt nur einen schwachen Erfolg ge⸗ habt haben.
Frankreich.
Paris, 24. April. Im heutigen Blatte des Moniteurs liest man Folgendes: „dluf die Anzeige von dem Betragen det Portugiesischen Behörden und der schlechten Behandlung, der
sich einige Französische Bürger von ihrer Seite ausgesetzt gesehen,
hat die Regierung angeordnet, daß sich die beiden Fregatten „Melpomene“ und „Armide“ nach dem Tajo begeben und sih mit den schon dort befindlichen Briggs „Endhymion“ und „Egli vereinigen sollen, um Genugthunng und diejenigen Entschädigun= gen zu verlangen, welche die siattgefundenen Ereignisse erheischen möchten. Man versichert, daß die Besehlshaber dieser Station ausgedehnte Vollmachten haben, die ihnen gestatten, alle zut Behauptung der Ehre nnferer Flagge erforderliche Maaßregeln zu treffen,“
Wie wir so eben vernehmen, soll am 18ten der General Rüdi
nien vernehmen, nichts weniger als schnelle Fortschritte in diese
„Briefen aus Lissabon vom gten d. zufolge“, meldet der Femps, „die gestern hier eingegangen sind, hatte die Portu⸗ giesische Regierung auf die ihr von dem Französischen General⸗ Ron ul, Herrn Cassas, im Auftrage seines Hofes gemachten Er— zsnungen noch keine Antwort ertheilt. Herr Cassas hatte dem—⸗ nach noch eine zweitägige Frist (bis zum 11ten) bewilligt, und rine Absicht war, sich an diesem Tage, falls bis dahin noch eine Genugthunng erfolgt wäre, einzuschiffen, jedoch noch vor einer Abreise von Lissabon einige Tage im Tajo zu verweilen.
Der Präsident des Minister⸗Raths hat in Bezug auf die hevorstehenden Wahlen unterm 20sten d. M. das nachstehende Rundschreiben an die Präfekten erlassen: „M. H. Das Wahl—⸗ gesetz wird nächstens bekannt gemacht werden. Ben Artikeln 70 n, folg. gemaß, sollen Sie sofort die Operationen beginnen, die der Eröffnung der WahlKollegien nothwendig vorangehen müs— sen; ich fordere Sie daher auf, sich von dem Geiste des Ge— setzes gehörig zu durchdringen, die verschiedenen Bestimmungen esselben sorgfältig zu prüfen, sie mit der Instruction zu verglei⸗ chen, die ich Ihnen unverzüglich zugehen lassen werde, und sich alle die Aufschlüsse und gutensRathschlage zu verschaffen, die der Verwaltung bei der Ausführung eines neuen wichtigen Ge— setzes als ein sicherer Wegweiser dienen können. Es wird zhnen nicht entgehen, daß, ungeachtet der Bemühungen des Gesetzgebers, und obgleich die Kammern darauf be— dacht gewesen, die meisten der bestrittenen Fragen definitiv ju entscheiden, möglicherweise doch noch mehrere Punkte ver— schiedenartig verstanden werden könnten, und daß sich unfehlbar hei der Ausführung unvorhergesehene Hindernisse zeigen werden. Ihrem Scharfstane wird es gelingen, denselben vorzubeugen oder fe zu beseitigen. Unüberlegte Entscheidungen, die zu gegründe— en Reclamationen Anlaß geben könnten, werden Sle zu vermei— den wissen. Vor Allem darf die durchaus redliche Absicht der Regierung niemals in Zweifel gezogen werden können, und wenn diese einen Irrthum begeht, so muß es sofort Jedermann ein— leichten, daß die Schwierigkeit des Gegenstandes zugleich die Ursache und die Entschuldigung desselben ist. Viele Burger wer—
den sich zum erstenmale zur Ausübung ihrer politischen Rechte berufen
Regeln sollen in Anwendung Erfahrung wird wahrscheinlich Zögerungen, vielleicht sogar eine
sehen. Völlig neue kommen. Der Mangel an einige Ungewißheit, einige
gewisse Nachlässigkeit von Sesten der Anspruchsberechtigten
zur Folge haben; es wäre möglich, daß diese Letzteren nicht alle Formen beobachteten, daß sie nicht alle ihre Rechte geltend mach— ten. Sie dürfen daher nicht warten, m. H., bis das Privat— Interesse sie auffordert; Sie müssen demselben vielmehr an die Fand gehen und allen Bürgern die Ausübung ihrer Gerechtsame, ohne Unterschied der Meinungen, erleichtern; Sie müssen ihnen unverzüglich alle Förmlichkeiten, alle gesetzliche Fristen und Ver— falljeiten ins Gedächtniß bringen, ihnen mit einem Worte aus eige—⸗ nem Antriebe, wozu das Gesetz Sie ermächtigt, behülflich seyn; denn das allgemeine Beste verlangt, daß alle Ansprüche aner— kannt werden, und daß alle Meinungen das Wahlrecht üben, das der vornehmste Hüter der politischen Freiheit ist. Während Sie indessen auf solche Weise Ihre Benehungen zu den Bürgern vermehren, dürfen Sie auch diejenigen nicht vernachlässigen, die Sie mit dem Ministerium des Innern zu unterhalten haben. Tragen Sie Sorge, mir alle zweifelhafte Fragen vorzulegen, mich über die Art und Weise, wie Sie dieselben gelöst haben, in Kenntniß zu setzen und mir alle die Erkundigungen mitzutheilen, die Sie über die An⸗ bendung des neuen Gesetzes und über die etwa daraus entste⸗ hinden Schwierigkeiten emziehen möchten. Sie begreifen wohl RW Wichtigkeit dieses ersten Versuchs. Dasselbe ist mit den bei— da anderen Grundgesetzen der Fall, zu deren Vollziehung Sie zun erstenmale beizutragen haben. Diese dreifache Erfahrung nimmt Ihre ganze Sorgfalt in Anspruch. Der Schluß der Ses⸗— sinn gestattet zugleich der Regierung, der Leitung und Aufsicht der . alle die Sorge zu widmen, die diese erfordert. Verdoppeln Sie daher Ihren Eifer, m. H., und korrespondiren Sie fleißig mit dem Ministerium. Die allgemeine Reorganisa⸗ tion der Verwaltung hat den Geschäftsbetrieb und die Thätig— kest in den Mittheilungen nothwendig hemmen müssen. Dle Politik des Tages hat fast ausschließlich die Behörde beschäftigt; dieser Zustand der Dinge muß jetzt aufhören. Die Regierung verlangt von allen ihren Agenten eine thätigere und allgemeinere Mitwirkung, als bisher; sie veranlaßt Sie, m. H., sich in Ih⸗ ten Geschäfts-Beziehungen mit derselben aller der Pünktlichkeit und Schnelligkeit zu befleißigen, die für das Beste des Dienstes unerläßlich sind. Ihre Ergebenheit für das Gemeinwehl giebt mir die feste Hoffnung, daß ich in Ihnen den Beistand finden werde, dessen ich bedarf, um der allgemeinen Landes⸗Verwal⸗ tung den nöthigen Impuls zu geben. Empfangen Sie zg. (gej.) Cas. Périer.“ Der Courrier frangais giebt seine Verwunderung dar— über zu erkennen, daß sich unter den Kongreß⸗Mitgliedern, die sum Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg geschickt worden, um ihm die Belgische Krone anzubieten, die beiden Häupter der katholischen Partei, der Abbé v. Foere und der Graf Felix von MNerode, befinden. .
Diot durchstreift noch immer an der Spitze einiger Chonans und ausgetretenen Kantonnisten die . von Bressuire und weiß den zu seiner Verfolgung ausgesandten Truppen stets autzuweichen. .
Gestern begannen vor dem hiesigen Assisenhofe die Verhand— lungen in dem Prozesse gegen die Urheber und Haupttheilnehmer an der Todtenfeier, die am 14. Februar in der Kirche St. Ger⸗ main l'Auxerrois stattfand und die darauf folgenden Unruhen blranlaßte. Die angeklagten 5 Personen waren der Bandazist Valerius, Durouchour, Sohn eines Weinhändlers, Quinel, Ma⸗ teriglist, Boblet, Kupferstecher, und Victor v. Balthazard, ehe⸗ maliger Zögling der Kriegsschule von St. Chr. Die beiden Ersteren, Valerlus und Duͤrouchour, sind des Komplotts zun Um⸗ stutz und zur Veränderung der Regierung, Qninel und Baltha⸗ ard der Ausstellung aufrührerischer Bilder in einer öffentlichen Versammlung und Boblet der Theilnahme an letzterem Verge⸗ hen angeschuldigt. Die Frau des Valerius und die Wittwe
enneval, die Anfangs als Theilnehmerinnen an der Todtenseier, so wie die Geschäftsführer der Gazette de France und der Quo— tidienne, die wegen Aufnahme zweier mit einem Trauerrande umgebenen Artikel über den Tod des Herzogs von Berry, mit in den Prozeß gezogen waren, sind später außer dlnklage gesetzt worden.
ie Herren v. Lardemelle und v. Conny, die als Zeugen vor— geladen waren, hatten ssch nicht eingefunden. Der 'Hräsident begann zunächst mit dem Verhör der Angeklagten, cus welchem 1 kein neuer Umstand des bekannten Vorfalles in der Kirche St. Germain böluxerrois ergab. Die Angeschuldigten behaunp— teten, daß der Zweck der Feler durchaus kein politischer gewesen sey, daß die Anheftung eines Bildnisses des Herzogs von Bor⸗
der
deaux an dem Sarkographe sich zufallig so gemacht, daß der
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che nicht für die Verwundeten der Königl. Garde, sondern für die Armen geschehen sey u. s. f. Hierauf begann das Verhör der Zeugen, deren 63 vorgeladen waren, und unter denen sich der Pfarrer und die Vikare der Kirche St. Germain l'Auxerrois befanden. Heute wird die Vernehmung der Zeugen fortgesetzt werden; der General-Anwalt wird sodann sein Requisitorium machen und der Assisenhof darauf die Plaidoyers der Vertheidi⸗ ger der Angeklagten vernehmen. Das Urtheil wird wahrschein⸗ lich erst spät in der Nacht erfolgen.
Der Moniteur enthalt einen Bericht des Grafen von Montalivet an den König und in Folge dessen eine vom 18ten d. M. datirte Königliche Verordnung, wonach künftig keinem Schul⸗ Kandidaten, der sich als Lehrer in einer Elementar⸗Schule mel⸗ det, das erforderliche Fähigkeits-Zengniß ausgestellt werden soll, bevor derselbe nicht die ordnungsmäßlge Prüfung überstanden hat. Gestern hat die Polizei eine im hiesigen Buchhandel er⸗ schienene Broschüre, betitelt: „An den volksthümlichen König“, in Beschlag genommen.
Der Constitutionnel bemerkt: „Wir erhalten aus meh⸗ reren Departements Bemerkungen über den Zuschlag der Anleihe der 120 Millionen. Man äußert, die Subskribenten flir die Na— tional-Anleihe hätten, als sie ihr Geld in die Staats⸗Kassen trugen, die Regierung zu unterstützen und ihr Vertrauen zu zei⸗ gen geglaubt, indem sie eine Anleihe, für welche die Banquiers nur 84 Fr. geboten haben, zum Pari-Preise nahmen. Da die se Betrachtungen den Eifer der Patrioten erkälten könnten, so scheint es uns wichtig, daß die Regierung sich über Zweck, Nutzen und Verbindung dieser beiden Speratlonen, der Anleihe und der National⸗Subseription, klar ausspreche,“
Herr Mesnel, der zu seiner Zeit den Guß der Reiter— Statue Heinrichs JV. besorgte, zeigt in einem Schreiben an die Redaction des „National“ an, daß in dem rechten Arme der Statue, zu welcher die Bildsäule Napoleons mit eingeschmolzen worden, ein kleines Bild Napoleons und in dem Bauche des Pferdes mehrere Papiere enthalten seyen, die er beim Gusse hineingethan habe, um sie als Denkmäler des Zeitgeistes für die Heschichte aufzubewahren. Zugleich erbietet er sich, diese Ge— genstände in einem halben Tage aus der Statue herauszuneh⸗ men, ohne diese im mindesten zu beschädigen.
Von den Spanischen Insurgenten der Insel Leon sind, wie der Constitutionnel meldet, einige nach Marokko entflohen und dort zum Islamismus übergegangen; 360 ungefahr sind nach Gibraltar entkommen, von wo sie nach Malta gebracht wer— den sollen.
In St. Dis (Departement des Wasgaus) hat die Erxrich— tung einer Schule für den wechselseitigen linterricht, der sich die Vorsteher der dortigen Elementarschule, vier Ignorantiner, wider— setzten, zu Unruhen Anlaß gegeben, in deren Folge diese Mönche auf Befehl der städtischen Behörde den Ort verlassen mußten.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz— zung vom 21. April. (Nachtrag.) Hr. Bennel trug darauf an, daß das Haus eine Resolution fasse, in welcher ausge spro⸗ chen werde, daß das Bestechungs⸗System, welches bei den Par— laments-Wahlen in Liverpool herrsche, die Aufmerksamkeit des Hauses verdiene. Der Antragsteller, welcher Berichterstatter in der (bekanntlich annullirten) Wahl des Hrn. Ewarts war, machte die Bemerkung, daß die Corruption in Liverpool eigentlich unter den höheren Ständen zu Hause sey, und daß diejenigen, welche die Bestechung geben, eigentlich noch schuldiger seyen, als dieje⸗ nigen, welche sie annehmen. General Gascoyne nahm sich
sein politischer Charakter in seinem Vaterlande hinlänglich be⸗
kannt seyen. Sir Rob. Peel nannte es unbegreiflich, daß die
Minister deshalb die Reform⸗-Bill aufgäben, weil ein Amende⸗
ment durchgegangen, daß die Zahl der Englischen Parlaments⸗
Mitglieder nicht vermindert werden solle, noch minder aber scheine
ihm die Nothwendigkeit einer Auflösung des Parlamentes ein—
leuchtend. Löse man das Parlament auf, weil die Reform nicht
durchgeführt werden könne, so würden viele angefangene Maaß⸗
regeln, sowohl in Bezug auf die innere Ruhe des Landes, als
in Bezug auf auswärtige Angelegenheiten, unausgeführt bieiben
müssen. Wenn man vorgeblich die noch vorhandene Aufregung
dadurch beschwichtigen wolle, so entgegne er, daß diese schon von
selbst verschwunden seyn würde. Ja, sie sey sogar schon ver— schwunden, wie dies die ministerielle Seite des Hauses selbst zu⸗ gegeben habe, indem sie darüber Beschwerde geführt, daß das Volk bereits gleichgültig gegen die Reform geworden sey. Woe—⸗ ren nur erst die Pariser Ereignisse aus dem Gedächtnisse ver⸗ schwunden, und sähe das Volk erst ruhig auf die Foigen der Re⸗ volutionen von Paris und Brüssel, so würde alle Aufregung vollends sich legen und dies würde dann der rechte Moment seyn, einen Vorschlag zur Verbesserung der Landes-Repräsenta— tion ruhig zu überlegen. Eine Auflösung des Parlamentes aber würde sowohl in England als in Irland die alte Aufregung wie— der herbeiführen. Da der Regierung die unumschränkteren Voll⸗ machten zur Unterdrückung des Aufstandes in Irland nur bis zum Ablaufe der gegenwärtigen Parlaments-Session ertheilt wor⸗ den sehen, so würde die Auflösung die unmittelbare Annullirung jener Vollmachten zur olg haben, und der Regierung würde es sodann an der nöthigen Macht fehlen, die Unordnungen in Ir— land kräftig zu unterdrücken. Herr Brownlow fand es selt⸗ sam, daß die Opponenten der Bill sich so sehr gegen eine Auf— lösung des Parlamentes sträubten, da dies ja die beste Gelegen— heit sey, sich mit den Konstituenten zu vereinigen, deren Bei⸗ stimmung man sich im Verlaufe der Diskussion so oft gerühmt habe. Herr O'Connell sprach die Hoffnung aus, daß die 59 Irländischen Mitglieder, die zu Gunsten der Reform seyen, durch die neuen Wahlen auf 80 vermehrt werden würden; die Mi⸗ nister, fügte er hinzu, würden sich durch ihre Festigkeit unsterb⸗ lichen Ruhm erwerben. Nachdem noch 7 bis 8 Mitglieder äber denselben Gegenstand gesprochen hatten, wollten die Minister, daß das Haus angekündigtermaaßen in einen Geldbewilligungs— Ausschuß übergehe; da machte jedoch Herr W. Bankes den Antrag auf Vertagung, der (wie bereits erwähnt) von 164 ge— gen 142 Stimmen genehmigt wurde.
London, 24. April. Ein gestern Abend erschienenes Extra—⸗ Blatt der Hof-Zeitung enthält die Königl. Proclamation wegen Auflösung des gegenwärtigen und Zusammenberufung eines nenen Parlamentes. Die Wahl⸗Ausschreiben sollen demnach so⸗ fort erlassen werden und die Wahlen bis zum 14. Juni been— digt seyn. .
Der Courier widerspricht der vom Sun mitgetheilten Nachricht, daß die Minister vor der Auflösung des Parlamentes dem Könige ihre Entlassung eingesandt hätten. Der von An⸗ fang an feste Entschluß Sr. Majestät habe, so bemerkt das er st⸗ , Blatt, einen solchen Schritt ganz überflüssig ge— macht.
Im West-Ende der Stadt hieß es gestern, daß zwischen dem e ld von Richmond und dem Marquis von Londonderry in Folge des in der Schluß-Sitzung des Oberhauses vorgefallenen stürmischen Auftrittes ) ein Zweikampf stattgefunden habe.
Man rechnet darauf, daß durch die bevorstehenden Wahlen mindestens 70 neue Reform-Freunde ins Parlament kommen
mit großer Lebhaftigkeit der Wähler in Liverpool an. Es gäbe, sagte er, keinen Ort, der freier von Corruption sey, als dieser; er sey bereits seit 35 Jahren Vertreter von Liverpool, und nicht ei— nen Shilling habe ihm bisher seine Erwählung , im Ge⸗ gentheile besitze er so manches kostbare Stück Silberzeug, das er als Geschenk von seinen Wählern erhalten habe. Ueber 120 Mal sey ihm der Dank seiner Konstituenten votirt worden, die ihn oft erwählt, ohne daß er es verlangt hätte. Er sey auch überzeugt, wieder erwählt zu werden, falls die Wahlberechtigung eine Aenderung erleiden sollte; seine Familie repräsentire die Stadt Liverpool seit der Zeit Oliver Cromwells und Karls l. Der gegenwartige Lord-Kanzler sey einmal als sein (des Gene— rals) Konkurrent in Liverpool aufgetreten, allein an den Stra— ßen⸗ Ecken habe man gelesen: „General Gascohne's Freun— de nehmen keine Bezahlung an“, und wiewohl sichs der edle Lord sehr viel Geld habe kosten lassen, wovon noch manche unbezahlte Schuld herrühre, sey ihm seine Absicht doch mißlungen. Hr. J. Wood widersprach der Behauptung des Generals von der Unbestechlichkeit der Liverpooler Wähler. Nicht bloß bei der Wahl der Parlamentsglieder, sagte Hr. Wood, sondern auch bei der des Lord⸗Mayors und anderer Magistrats⸗ Personen fände Bestechung statt; der General sey ein viel zu guter Taktiker, wie er dies auch erst in dieser Woche bei seinem Amendement bewiesen habe, um davon mehr zu wissen, als in der Regel der Wahl-Kandidat selbst zu wissen brauche. Die Kaufleute von Liverpool schössen in der Regel das nöthige Geld zusammen, um die Wahlen nach ihren Wünschen ausfallen zu machen. Die Wahl des Hrn. Canning sey in Liverpool durch einen sogenannten „Canning-Chklus“ befördert worden, zu wel⸗ chem jedes Mitglied 100 Pfd. beigetragen, wogegen es auf die ministerielle Protection Ansprüche gehabt habe. Ein anderes Mitglied bemerkte, daß Hr. Canning selbst die ses Verfahren niemals gutgeheißen habe. Sir R, Peel und Sir R. Vy⸗ vhan tadelten es, daß der Gegenstand bei der jetzigen Aufregung zur Sprache gebracht worden sey. Als bei dieser Gelegenheit der Auflösung des Parlaments gedacht wurde, sagte der Oberst Davies, er glaube nicht, daß diese Maaßregel der Sache der Reform von Nutzen seyn werde, denn sey, auch die große Mehrheit des Englischen Volkes dieser Sache günstig, so habe doch hauptsächlich derjenige Theil desselben seinen Bei⸗ fall zu erkennen gegeben, der keine Wahl Berechtigung habe. Namentlich dürften die Wähler in demenigen kleinen Burgflek⸗ ken, deren Vertreter ausnahmsweise zu Gunsten der Bill ge⸗ stimmt hätten, diese nicht wieder erwählen. Es thue ihm daher leid, daß die Minister nicht mindestens so viel genommen, als sie hätten erlangen können, bevor sie an das Volk appellirten. Denn selbst mit dem zehnten Theile der Bill würden sie das Parlament mit mehr Hoffnung eines günstigen Erfolges aufls— sen können. Dieser Ansicht wurde von anderen Mitgliedern wi⸗ dersprochen, während Herr M. Fitzgerald auf die Gefahren hinwies, die, seiner Meinung nach, eine Auflösung des Parla⸗ mentes hesonders für Irland haben würde. Herr O'Connell dürfte dort nur noch mehr Einfluß gewinnen, und, wenn dieser sich auch dafür verbürgt habe, daß die Wablen ruhig und fried⸗ lich vor sich gehen würden, daß nur die Frage der Reform und nicht der 1inson dabei erörtert werden solle, so möchte man doch leicht die Rechnung ohne Wirth machen. Wegen seiner eigenen
Immiprtellenkranz nicht unmittelbar über dem Bilde, sondern ttwag seitwärts gehangen habe; daß die Sammlung in der Kir⸗
Wieder⸗Erwählung sey er unhesorgt, da seine Gesinnungen und
Majestat zu ersuchen, das Parlament nicht aufzulösen.
werden, und zwar 32 aus Grafschaften und Orten in England, 14 aus Burgflecken, die unter direktem Einflusse des Ministe⸗ riums sich befinden, und 245 aus Irland. Außerdem hält man aber auch noch die Erwählung von 33 neuen Reform-Freunden, und zwar 246 in England, 5 in Irland und 4 in Schottland, für wahrscheinlich, so daß die Macht des Ministerlums im Unterhause um 103 Stimmen sich vermehren kann.
Im Drurylane⸗Theater wurde vorgestern das National⸗Lied God eave the Kings“ stürmisch gefordert und besonders die Stelle „Consound iheir polities, frustrate their knavish tricks“ mit ungeheurem Jubel begrüßt. ̃
Der Sunday-Times zufolge, haben die Anti⸗Reformisten einen Verein gebildet, um ihrer Partei die neuen Wahlen zu sichern. Große Geldsummen sollen zu diesem Zweck bereits zu⸗ sammengeschossen worden seyn. Ein Graf, der nicht genannt wird, soll 5000 Pfd., unterzeichnet haben. Die Herzoge von Wellington und Northumberland, so wie der Marquis von Lon donderrh, werden als Mitglieder dieses Vereins bezeichnet. London, 23. April. Der entscheidende Schritt ist geschehen, das Parlament ist vertagt, um wahrscheinlich heute schon aufgelöst zu werden; und es muß sich nun bald zeigen, ob die Mehrheit der gegenwärtigen Wähler den Willen oder die Macht hat, ein Unterhaus zusammenzubringen, das bereit sey, den mi— nisteriellen Reformplan anzunehmen, für den, allem Anscheine nach, die ganze Nation gestimmt ist. Es war durchaus noth—⸗ wendig, diesen entscheidenden Schritt zu ergreifen, denn die Par— teiwuth fing an, alle Gränzen des Anstandes zu übersteigen, und warf den Ministern solche Hindernisse in den Weg, daß sie nicht den unbedeutendsten Punkt durchzusetzen vermochten; so z. B. am Donnerstag Abend im Unterhause, wo von einem nicht mit der Regierung verbundenen Mitgliede der Vorschlag gemacht wurde, den der Bestechung bezüchtigten Wählern der Stadt Li⸗ verpool ihr Wahlrecht zu entziehen. Die Opposition, ohne ssch in die Hauptfrage einzulassen, sprach über Reform im Allgemei⸗ nen und bestand endlich auf eine Vertagung, die sie auch durch Stimmen⸗Mehrheit erlangte, obgleich die Minister die Geldbe⸗ willigung für die Zeughäuser vorzuschlagen hatten. An demselben Abend nannte Lord Earnarvon „denjenigen, welcher dem König die Auflösung des Parlaments habe anrathen könen, einen Mann mit dem Kopfe eines Thoren und dem Herzen eines Ver— räthers!“ und ein anderer Lord gab Notiz, daß er den folgenden Tag auf eine Adresse an den König antragen wolle, um Se— Denn die Tories, denen die Auflösung höchst unbequem ist, well sie nothwendig eine bedeutende Verminderung ihrer Stimmen— zahl im Unterhause befürchten, prophezeien die schrecklich— sten Folgen von dem Schritte, nämlich unmittelbare Ver— wirrung im ganzen Lande, besonders in Irland, und dann ein demagogisches Parlament, das die Reform der Minister an— nehmen würde woraus denn Beschlagnehmung des Zehnten, Verminderung der Zinsen der Staatsschuld, wo nicht National Bankerott, Bernichtung der Pairs⸗Kammer und endlich gar der Verlust der Krone für den König folgen würde! — Daß Ehren⸗ männer, welche eine solche Reihe von Unglücksfällen und Ver— brechen wirklich im Geiste sehen oder doch zu sehen vorgeben, und es nicht hindern können, voll Ingrimmes seyn müssen, läß:
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) Vergl. Nr, 116ß der Staatg - Zeitung,