Whig befördert worden ist. Dann hat Se. Herrlichkeit auch wieder die niederen Stellen den Bischöfen zur Verfügung über⸗ lassen, welche schon Sorge dafur getragen haben, Männer nach ihrem Sinne, mit Bezug auf ihren politischen Glauben, anzu— stellen. Dies ist nun, unserer bescheidenen Meinung nach, we⸗ der gerecht noch politisch. Es ist nicht gerecht gegen die gewis— senhaften Geistlichen, die, trotz aller Verfolgungen, für die Sache der Reform gefochten haben — es ist nicht gerecht, solche Man— ner zu übergehen und einen Anderen von gerade entgegengesetzten Gesinnungen zu befördern, und doch wissen wir, daß dies bei mehr als einer Veranlassung geschehen ist. Mit Bezug auf diese Politik nehmen wir keinen Anstand, zu behaupten, daß, wenn man einen anderen Weg eingeschlagen hätte, der Erfolg der Camhridaer Wahl ganz ande s ausgefallen wäre.“ Diesen Bemerkungen, womit die in der Times befindlichen überemstimmen, fügt der Courier Folgendes hinzu: „Wenn die Geistlichkeit Großbritanniens mit Recht für das Betragen der Cambridger Universitat verantwortlich geniacht werden konnte, so ware ein ernstlicher Grund vorhanden, der Besorgniß, daß der nothwendige Einfluß der Geistlichkeit im Staate verkurzt und die ihnen zugehörenden Rechte nicht länger beachtet werden würden, Raum zu geben; denn in der That ist dies keine günstige Zeit für die Geistlichen, die Fackel dec Zwietracht anzuzünden, aber wir wollen nicht vergessen, daß die geistlichen Wähler der Universitat, welche für die Herren Goulburn und Peel gestimmt haben, einen sehr kleinen Theil der Geistlichkeit im ganzen Königreich ausmachen, und daß die sehr große Mehrheit derselben jeden Reform- Plane, der auf Vernunft und auf die Rechte des Volks sich gründet, günstig ist.“ .
Der Sun richtet Folgendes an die Irländischen und Schot— tischen Wähler: „Die Irländischen und Schottischen Wahlen sollen nun beginnen. Diejenigen von England und Wales, wel— che schon bedeutend vorgeschritten sind, werden, ehe dieses Tages Sonne untergeht, nahe an hundert Stimmen als Gewinn für die Reform geliesert haben, und wir fordern nun die Wähler der zwei Schwestec-Lander auf, ihren Antheil zur großen Sache ebenfalls beizutragen. Schottland! vergiß nicht, daß dieser Kampf über Leben und Tod entscheidet. Deine politische Exi— sten; hängt von dem Ausgange ab. Bisher bist Du ein großer verfallener Burgflecken gewesen, es ist nun Deine heilige, drin— gende Pflicht, zu beweisen, daß Du es verdienst, ein freies Vo— tum in der Gesetzgsebung zu haben. Laßt Eure Stunme hören, Ihr Schottischen Wähler, wir wissen, daß sie geachtet werden wird. Irlander! folget den Rathschlägen Eures erfahrenen Füh— rers O'Connell und bedenket, daß Ihr gegen krämerische Staats— männer zu Felde zieht, die nur erst im vorigen Jahre durch Er— höhung der Steuern und Einschränkung Eurer fresen Presse, Euch an Handen und Füßen binden wollten. Denket an Goulburn und seine Stempel-Ntte!“
Das Hof-Journal äußert: „Man sagt sich unter der Sand, daß Sir Robert Peel sich hinsichtlich der Reform einiger— maßen bekehrt habe, angeblich der Nothwendigkeit wegen, ünd weil er ohnehin schon einigen Ultra Anti-Reformisten zu nahe geireten sey; auch dürfte er es wohl rathsam halten, auf die Zeichen der Zeit und die offentliche Meinung Rucksicht zu neh— men, insofern sich die Grundsatze der Bersasfung und eine wahre Anhanglichkeit an dieselbe damit vertragen.“ ͤ
Im Courrer heißt es: „Einer unseter Kollegen sagt, daß es die Absicht der Minister sey, unmittelbar nach Eröffnung des neuen Paclanments bei Gelegenheit der Wahl eines Sprechers des Unterhauses ihre Kraft zu prüfen. Welches nun auch die Peivat-Ansichten des ehrenwerthen Herrn seyn mögen, der seit vielen Jahren auf eine so geschickte Weise jenem hohen und wich— tigen Posten vorstand, und welches Verfahren man auch im an— geregten Falle zu beobachten für politisch halten dürfte — die Aeußerung unseres Kollegen war mindestens voreilig.“
Man vernimmt, daß ein Haus in Liverpool kürzlich von der Brasilianischen Regierung, durch Verwendung des Gouver— nements der Vereinigten Staaten, eine vollkommene Entschädi— gunz fur den Werth einer Ladung erhalten hat, welche während des Krieges zwischen Brasilien und Buenos-Ahres von einer Brasilianischen Escadre auf dem Plata⸗-Strom geuommen wurde. Die Güter waren von Liverpool nach New-Aork gesendet und, da sie dort keinen günstigen Markt fanden, in einem Amerika— nischen Schiffe nach Buenos-A Ayres verschifft worden und wur— den mit dem Schiffe, wie oben erwähnt, aufgebracht. Es wür— de aus diesem Umstande zu ersehen seyn, daß die Brasilianische Regierung eine größere Geneigtheit an den Tag legt, den Ame— rikanischen Ansprüchen, als denen Englischer Unterthanen, Ge— hör zu geben.
Niederlande.
Aus dem Haag, 9. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich ist am 6ten d. M. aus Breda und Ihre K. K. Ho⸗ heit die Prinzessin von Oranien am 7ten d. aus Soestdyk hier angekommen.
Aus den von Seilen der Regierung der zweiten Kammer der Generalstaaten gemachten Mittheilungen geht hervor, daß sich dermalen noch 72 in den südlichen Provinzen geborne Beamte, die ganzen oder halben Sold zum Total-Betrage von 176,6 Fl. 88 Cts. beziehen, in Königl. Niederländischem Dienste befin— den. Man bemerkt darunter den Fürsten von Gavre und den Baron Couhau d'Hovorst, beides Mitglieder der er— sten Kammer; ferner Herrn Sandelin, Mitglied der zwei⸗ ten Kammer; den Baron Keverberg van Kessel und Herrn d'Olislager, Mitglieder des Staats⸗-Rathes; den Grafen v. Nor— man, Mitglied der Rechenkammer; den Vicomte v. Quabeck, Gesandten in Kopenhagen; den Grafen von Liederkerke, Ge— sandten in Rom; Hrn. Sullivan de Graß, Legations-Secretair in St. Petersburg; den Baron v. Crombrugghe, Gesandten in Stockholm; den Grafen v. Hemricourt, Legations-Secretair in Stockholm; Hrn. Germain, zuletzt bei der außerordentlichen Gesandtschaft in Rom angestellt; Hrn. de Knyff, ehemaligen Polizei⸗Direktor in Brüssel; Hrn. de Moor, früheren Kriminal— Prokurator von Antwerpen; Herrin van den Bogaerde, Gouver— neur von Nord-Brabant; Hrn. van der Fosse, ehemaligen Gou— verneur von Süd⸗Brabant, und Baron v. Beekman, ehemaligen Gouderneur von Limburg. Wartegelder beziehen 79 ehemalige Beamte aus den südlichen Provinzen, und zwar zum Belaufe von 73,301 Gulden.
Das Linienschiff „de Zeeuw“, das in Vließingen ausgerüstet wird, ist nun veinahe sertig und wird mit schwerem Geschütz versehen.
Brüssel, 8. Maj. Das Journal des Flandres mel-⸗ det aus Gent vom gestrigen Tage: „Diesen Morgen ist Herr Vanderlinden, früher Mitglied der provisorischen Regierung, hier angekommen, um den Posten unseres zeitherigen Gouverneurs, Hrn. Baron v. Lamberts, zu übernehmen. Zugleich besetzten 3 von Eecloo eingetroffene Compagnieen des 8ten Regimentes die
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Brüsseler Thor ein. Die Offiziere der Bürgergarde versammel⸗ ten sich in großer Anzahl im Hauptquartier und beschwerten sich bitter über die Zurücksetzung, die ohne Unterschied alle Männer des 2ten Februar “) erdulden müßten. Indessen hatte sich eine Deputation der verschiedenen Civil- und Militair-Autoritä— ten in Begleitung mehrerer Notabeln zu Hrn. Vanderlinden begeben, um ihn zu bitten, wenigstens seine Installation im Interesse der öffentlichen Ruhe aufzuschieben, die sonst durch das Ausscheiden des Herrn von Lamberts ernstlich gefährdet werden konnte. Herr Vanderlinden wird diese Vorstellung gewiß berück— sichtigen, da ste durch den Eifer unserer besten Bürger für die
wurde. Die unter den Civil- und Militair-Autoritäten obwal— tende Uebereinstimmung, die Eintracht der Bürger-Garde und
wenigen Ausnahmen, bei den Bewohnern von Gent zeigt, sind uns Bürgen für die Aufrechthaltung des allgẽmeinen Friedens. Möchte unser aufrichtiger Wunsch nicht getäuscht werden! Möchte die Regierung begreifen, welche große Verantwortlichkeit in die⸗ sem Augenblick auf ihr lastet.“
Aus Antwerpen schreibt man unterm 7. Mai: „In der vorigen Nacht desertirten 5 Schweizer“) aus der Citadelle mit schossen auf ste und tödteten einen; die übrigen 4 kamen davon, ohne verwundet zu werden. Heute früh ward eine Holländische Barke, die Depeschen für den Befehlshaber der Flotte an Bord hatte, aus welchem Grunde, weiß man nicht, von unseren Trup— pen mit Flintenschüssen angegriffen. Heute früh kamen auch hier 50 Mann vom 9gten Regiment an und bezogen dang, o hne die mindeste Einwendung zu machen, die Kasernen. In Hoboken befinden sich gegen 4) Mineurs, die sich mit Er—
richtung von Batterieen bei der alten gegenüber Borght belege⸗ nen Schleuse beschäftigen.“ .
In einem hiesigen Blatte liest man: „Der Gedanke, Verschanzungen und Batterxieen an beiden Ufern der Schelde anzulegen, ist nicht so neu, wie einige Personen glauben; er schreibt sich vom Monat Januar her, und die Ausführung des— selben ward damals auf Verlangen des Generals Chassé durch die unbegreifliche Schwäche der provisorischen Regierung und des diplomatischen Comité's ausgesetzt; durch den Regenten aber wurde der Wiederbeginn der KÄrbeiten aubefohlen.““
m oe, e n.
Warschau, 10. Mai. In der Sitzung der Senatoren—⸗ Kammer vom 6ten d. theilte der Präsident derselben, Sena— tor Wojewode Mionczynski, der Versammlung eine Procla— mation der National-Regierung mit, worin die letztere dem Se— nat anzeigt, daß die Staatsrathe und Referendarien, um in den Meinungen der Beamten, welche sich in den Kammern im Na— men der Regierung aussprechen, Ordnung und Einigkeit aufrecht zu erhalten, in Zukunft unter keiner anderen Bedingung ermach— tigt seyn sollen, in den Reichstags-Sitzungen das Wort zu neh— men, als kraft einer ausdrücklichen Bevollmächtigung, welche sie dem Senats-Präsidenten oder Landtags-Marschall vor dem Be— ginn der Sitzung einzureichen verpflichtet sind. Ferner las der Präsident eine von der Regierung dem General-Secretair Rath Plichta ertheilte Bevollmächtigung vor, welcher zufolge derselbe im Senat den Gesetz-Entwurf hinsichtlich Organisation einer Re— präsentativ-Verfassung in den Polnischen Rußland einverleibten Provinjen vertheidigen soll; die weiteren Verhandlungen über diesen Gesetz-⸗Entwurf sollten in der gegenwärtigen Sitzung statt— finden. Vorher jedoch wurde von den Kommissionen ein Gesetz— Entwurf vorgelegt, wonach die bis jetzt gesetzlich erforderliche Mitglie⸗ der-Zahl des Senats zu außerordentlichen Verhandlungen auf 11 Personen herabgesetzt werden sollte. Nachdem der Senator Kastellan Wodzynski zur Rechtfertigung dieses Projekts auf- getreten war, ließ sich nur der Senator Kastellan Nakwaski gegen dasselbe vernehmen und behauptete, man müsse, statt die gesetzliche Zahl zu vermindern, die Anzahl der Senatoren lieber vergrößern. Andere Mitglieder aber, namentlich die Senatoren Gliszezynski, Mencinski, Bienkowski und Bninski, erklärten sich für den Entwurf. Als die Diskussion geschlossen war, fragte der Prasident, ob eines der Senats-Mitglieder fich noch über den ganzen Gesetz-Entwurf vernehmen lassen wolle; da jedoch Niemand das Wort verlangte und auch der Senator Nakwaski nicht auf seinem Antrage bestand, wurde der einge— brachte Gesetz⸗Entwurf einstimmig angenommen. Die Verhand- lungen über den oben erwähnten Gesetz-Entwurf aber, welcher eigentlich an der Tages-Orduung war, wurden der späten Tages⸗ zeit wegen auf die nächste Sitzung verschoben, welche der Präsi— dent auf den gten festsetzte.
Die Sitzung der Landboten-Kammer vom Tten d. M. eröffnete der Marschall damit, daß er derselben einige amtliche von der National-Regierung erhaltene Anzeigen mittheilte, un— ter denen sich die Bekanntmachung befand, daß die Regierungs— Kommission der Finanzen, dem Willen der Kammer gemäß, den Auftrag erhalten habe, die Einkünfte des Fürstenthums Lowicz zum Besten des Schatzes einzuziehen, so wie auch, daß die von der Behörde für das Hypothekenwesen bestätigte Protestation de non amplius onerando nec alienando in die Hypotheken dieses Fürstenthums eingetragen worden sey. Hierauf nahm der Justiz⸗Minister das Wort und ertheilte in Folge einer frühe— ren Forderung einiger Repräsentanten mehrere Aufschlüsse hin— sichtlich des Prozesses gegen die Personen, welche dem ehemali— gen Vice⸗Praäsidenten Herrn Lubowidzki zur Flucht behülflich ge⸗ wesen waren; auch gab er einige Aufklärungen über die Namen— liste der zur geheimen Polizei gehörigen Personen, wie sie das in Angelegenheiten der letzteren niedergesetzte Unter— suchungs⸗Comité bekannt gemacht hatte. Diese Eröffnun— gen, und besonders diejenigen in der Sache des Herrn Mat— thaus Lubowidzki, gaben zu weiteren Diskussionen Anlaß; mehrere Mitglieder beschwerten sich nämlich über die Nachgiebigkeit und Lassigkeit, welche daraus hervorgehe, und der Deputirte Sza— niecki sprach seine Verwunderung darüber aus, daß das Ge— richt in jener Sache seinen Ausspruch so lange suspendirt habe, bis eine genügende Entscheidung in der Haupt-Angelegenheit des ehemaligen Vice-Präsidenten erfolgt seyn würde. Er meinte, daß der Justiz-Minister verpflichtet sey, ein ähnliches mit den Gesetzen unvereinbares Verfahren der Gerichte nicht zuzulassen, die aus den ihnen vorlie zenden Akten, und nicht nach dem Grund— satz eines erst zu fällenden Ausspruchs in einer anderen Angele— genheit, das betreffende Urtheil fällen müßten. Der Redner fügte noch hinzu, daß die Sache des Herrn Joseph Lubowidzki, eines der Mitangeschuldigten, zur Flucht des Matthäus Lubo“ widzki behülflich gewesen zu seyn, ten, von der Sache der anderen Personen getrennt werden müsse,
Des Tages, an welchem Gregoire in Gent uͤberwaͤltigt wurde.
öffentliche Ordnung und die National-Unabhängigkeit veranlaßt
der Truppen jeder Gattung, der gute Geist endlich, der sich, mit
Waffen und Gepäck; die Holländer, welche sie entlaufen sahen,
der t ; Tages⸗Befehle erlassen. als eines Repräsentan- Fortschritte der aus Rekruten bestehenden Reserve⸗AUrtillerie, wel— che von dem Major Przedpelski eingesibt wird und so weit ge— langt ist, daß sie den Dienst bei dem Geschütz auf den Wällen völlig zu versehen im Stande ist.
und zwar um so mehr, als dieser, da er der Bruder des Ent flohenen sey, auf keinen Fall eines Vergehens für schuldig er klärt werden könne und daher so bald als möglich wieder in di Kammer zurückkehren müsse. In Erwiderung auf die obigen
satz der Constitution, worin bestimmt ist, daß die Gericht sbarke in Polen unabhangig sey, und erklärte, daß kraft dieses Grunz, satzes, so irrig auch die Aussprüche der Gerichte seyn möchten es der Ministerial-Gewalt nicht zukomme, weder auf deren En theilung, noch auf deren Verbesserung, Einfluß auszuüben. Siet auf benachrichtigte der Landbote von Warta, Bonaventura Ri., mojowski, die Kammer davon, daß er als Minister des In nern und der Polizei seine Entlassung eingereicht habe, m war in Folge der von der Kammer hinlänglich gekannten En eignisse; er fügte übrigens hinzu, daß er es für angemessen halte, sich wegen einiger Vorwürfe zu rechtfertigen, die ihm in früheren Sitzungen in seiner Gegenwart gemacht worden. Zum Beweis, daß die Behauptung unrichtig sey, als habe er öffent lich dem Willen der Regierung zuwiderlaufende Vorschläge ge⸗ macht, las er die Redaction des 2ten Artikels in dem Gesez⸗ Entwurf hinsichtlich des den Litthauern u. s. w. zu leistenden Beistandes vor und erklärte, daß er zur Unterstützung dieser R. daction, nachdem er sich über seine Ansicht mit dem Staatz. rath Wielopolski, dem Dolmetscher der Absichten des Ministen der auswartigen Angelegenheiten, verständigt, von der Regie rung ausdrückliche Bevollmächtigung erhalten habe. Indem er sodann den Sinn des von ihm vorgeschlagenen Artife entwickelte, suchte er darzulegen, daß derselbe nichts em halte, was den Wünschen und Zwecken der Nation en gegen wäre, was nicht darauf hinausginge, die verlangten Grundsätze hinsichtlich der Gleichheit aller Landes-Einwohner pn dem Gesetz aufrecht zu erhalten, und wovor man sich daher be der Vereinigung mit den Brüdern der Polen pflichtmaßig hättt verwahren müssen. Der Redner ging sodann die Veränderun= gen durch, welche in der Polnischen Regierung seit dem Jahte 1815 vorgegangen, verglich dieselben mit der gegenwärtigen Re gierung und behauptete, daß die letztere völlig den Erwartungen der Nation entspräche, und daß die entgegengesetzte Ansicht emi— ger Mitglieder, als ob dieselbe nicht dem Geist der Revolution gemäß handelte, als ob die Minister nicht einig wären und de⸗—
gleichen, einerseits mit der Wahrheit nicht libereinstimme und andererseits nur dazu dienen könne, den Feinden der Polen eint
Waffe in die Hand zu geben und die Sache der Nation wan—
kend zu machen. Gegen ein solches Verfahren, meinte Hr. Nit—
mojowski, halte er es für seine Pflicht sich nachdrücklich zu er⸗
klären und es nicht zu gestatten, und so lange er als Repraäsen
tant auf dlesen Bänken sitze, werde er diese Pflicht streng zu er—
füllen nicht unterlassen. Nach dem genannten Redner nahmen
noch mehrere Repräsentanten das Wort und suchten theils da
Verfahren der Kammer zu rechtfertigen, theils einige Behaup—
tungen des Herrn Niemojowski zu berichtigen. Hierauf schti
die Kammer zur Tages-Ordnung, und es wurde ihr das am
vorhergehenden Tage vom Senat angenommene Projekt vorgt—
legt, wonach die zu außerordentlichen Verhandlungen gesetzlch
erforderliche Mitglieder⸗Zahl desselben auf 11 herabgesetzt werden
sollte. Viele Mitglieder erklärten sich gegen dieses Projekt, mit der
Bemerkung, daß die Zahl der Senatoren eher vermehrt werden musse,
da dieselbe besonders in Rücksicht auf die Wichtigkeit außeror—
dentlicher Senats-Verhandlungen sehr gering sey; vorzüglich behaup—
teten diese Mitglieder, daß die Bestimmung, wie viele Senatoten
und in welcher Reihefolge in dem obersten Landesgericht Sæ
und Stimme haben sollten, wichtiger sey, als es vielleich
scheine, und daß, ohne dem Charakter der Personen, welch gegenwartig den Senat bildeten, zu nahe treten zu wollen, doch
bei einer geringeren Mitgliederzahl unter diesen Verabredungtn stattfinden könnten, welche dem Wohl von Privat-Persontn, deren Angelegenheit im obersten Landesgericht verhandelt würde, nachtheilig werden könnten. Als es demnach zur Abstimmunz kam, ergaben sich nur 8 Stimmen für, 65 aber gegen den einä gebrachten Gesetzentwurf, in Folge dessen der Marschall erklärte daß derselbe, dem Gesetz gemäß, nachdem er von der Landboten— kammer verworfen worden, noch einmal den vereinigten Kam— mern zur Diskussion vorgelegt werden müsse.
Durch einen Tages-Befehl des Generalissimus, datirt au dem Hauptquartier Jendrzejow bei Kaluszn vom 1. Mai, wir den mehrere Beförderungen und Versetzungen in der Armee vot— genommen. t Der Warschauer Kurier sagt: „Vorgestern hieß es, daß Diebitsch an der Spitze eines Streif-Corps fich von Radzhmin und sogar von Nieporent der Vorstadt Praga nähere; aber auch dieses Gerücht ist noch nicht bestätigt. Es scheint, daß in kur— zem eine Hauptschlacht stattfinden wird.“
Die Staats-Zeitung und die Polnische Zeitung suchen ihre Leser noch über die Entwaffnung des Dwemlnickischen Corps in Uingewißheit zu halten, indem die erstere nach Prmat— Nachrichten, die letztere nach einem Schreiben aus Gallizien vom 7. Mai wissen will, daß Dwernieki nur sein Ehrenwort gegeben habe, die Waffen auf Oesterreichischem Gebiete nicht zu gebrau— chen und die Entscheidung der Oesterreichischen Regierung in die— ser Hinsicht abzuwarten; als jedoch nach einigen Tagen das Cors des Generals Roth, welches sich mit dem Rlidigerschen vereinigt hatte, wieder zurückgegangen sey, hätte auch Dwernicki die Wol— hynische Gränze wieder betreten. Die Staats-Zeitung fügt in— deß, dieser Meldung sogleich hinzu, daß keine amtliche Nachricht darüber eingegangen sey und man daher die Bestätigung dersel—⸗ ben noch abwarten müässe. Dagegen sagt die Warfchauer Zeitung, daß sie ihren Lesern leider auch ein zweites Gerücht nicht verschweigen könne, obgleich auch dies noch der Bestätigung bedürfe, welchem zufolge General Dwernieki mit seinem Corps auf Befehl der Oesterreichischen Regierung entwaffnet und nach
Ungarn abgeführt worden sey.
Der Warschauer Kurier berichtet, es hätte sich das Ge—
rücht verbreitet, daß General Skarzhnski bedeutende Vortheile errun⸗
gen und daß sich der rechte Flugel der Polnischen Armee wie— der bis nach dem Wieprz hin ausgedehnt habe. Die Russischen
Garde-Regimenter, welche lange Jahre hindurch in Warschau garnisonnirten, sollen jetzt unter Anfüuhrung des Generals Kuruta in Stanislawow stehen.
Unter amtlicher Rubrik meldet die Staats⸗ Zeitung, daß
der Bürger-Rath der Wojewodschaft Krakau sich bereit erklärt habe, noch ein neues Jäger⸗Infanterie-Regiment, unter dem Na- men „Krakauer Brüder“, zu stellen.
Der General-Gouverneur der Hauptstadt hat gestern zwei In dem ersteren derselben belobt er die
In dem anderen wird der
„) unstreitig dieselben, von denen gestern das Fournäàal diAn⸗
Festung, und 2 Eskadronen Jager zu Pserde zogen durch das
vers berichtete.
Warschauer Nationgl-Garde wegen Disciplin Lob ertheilt.
ihrer guten Haltung und
Vorwürfe berief sich der Justiz-Minister auf einen Grund
legte den
In dem Warschauer Kurier besmmdet sich ein Aufsatz mit a Unterschrift: „Die Bürger“, worin der Wunsch ausgespro⸗— In wird, die Kammern möchten endlich einmal anordnen, daß mn besoldeter Beamter mehr im Reichstage Sitz und Stimme sben solle, und daß neue Wahlen von Repräsentanten ausge⸗ frieben würden, welche unter dem Namen: „Revolutions-Re⸗ säsentanten“ mit dem ausdrücklichen Mandat der Nation ver— hen wären. .
Vorgestern war bei Grundlegung einer neuen Kirche, welche m Andenken an die Constitution vom 3. Mai 1791 errichtet erden soll, von dem patriotischen Vereine eine gottesdienstliche prier veranstaltet worden, wobei der Landtags-Marschall, der Jouverneur der Hauptstadt, der Befehlshaber der National-Garde id mehrere Repräsentanten zugegen waren und von den Bür⸗ en Muszynski, Franz Grzymala und einem Meister des Schuh⸗ nacher⸗Gewerkes, Choderowski, Reden gehalten wurden.
Der Dichter Julian Niemcewicz hat eine Erzählung: „Die offnung“ zum Besten der zu Grunde gerichteten Bewohner itz rechten Weichsel⸗Ufers herausgegeben.
Gestern hat sich, wie die Staats-Zeitung meldet, eine deutende Menge von Rekonvaleseenten aus den Warschauer laarethen wieder zur Armee begeben.
Derselben Zeitung zufolge, haben die Russen der Pol— ,, zwei in Mienie ihr weggenommene Aerzte wieder
estellt.
ö. e e ser Tage starb hier, als ein Opfer seiner in den Laza— then bewiesenen Anstrengungen, der sehr geachtete Arzt Dr. Gamelson; sein Verlust wird allgemein bedauert. .
Auf den vorgestrigen Warschauer Märkten zahlte man für n Korzecr Rogen 285 — 31 Fl., Weizen 31— 34 Fl., Gerste 3z— 255 Fl., Hafer 157 — 163 Fl., für das einspannige Fuder Fen 23 — 372 Fl., für das zweispännige 36 — 40 Fl., für die huhre Stroh 7— 12 51. ;
Deuts hien d.
Hannover, 11. Mai. Die hiesige Zeitung vom hen— igen Tage meldet die (zestern erwähnte) Ernennung des Ge— nerals Grasen v. Alten zum Kriegs- und des bisherigen Gehei— men Raths v. Schulte zum Finanz- und Handels⸗-Minister.
Der Königl. Preuß. Gesandte am hiesigen Hofe, Kammer— herr Graf v. Maltzan, ist von hier nach Hamburg abgereist. Kassel, 9. Mai. In der Sitzung der Stände⸗Ver⸗ sammlung vom 4ten d. M. stellte der Land-Syndikus bor daß durch eine Bekanntmachung im hiesigen Wochenblatt hom 25. Februar der Staats-Minister im außerordentlichen Dienst, herr v. Meysenbug, zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Wiener Hofe ernannt sey, aber dem Vernehmen nach sich zu Frankfurt a. M. aufhalte, und zwar schon über 6 Wochen. Da es nun zur Erfüllung der Be⸗ simmungen des Staatsdienst-Gesetzes erforderlich sey, zu wissen, b und seit wann der Urlaub hierzu ertheilt und der Gehalt sortbezogen werde, so trage er darauf an, den Herrn Landtags⸗ Kommissar um geeignete Auskunft hierüber zu ersuchen, welches, nach dem Vorschlag des Ausschusses, genehmigt wurde. Der kand-Syndikus verlas ferner eine Mittheilung des Staats— Rinisteriums, worin Gur näheren Erläuterung der der Deputa— tion der Stande bereits mündlich gegebenen Antwort Sr. Kö—⸗ nigl. Hoheit des Kurfürsten auf die Bitte, in die Residenz zu⸗ tückzukehren) die der fortgesetzten Abwesenheit Sr. Koönigl. Ho— heit unterliegenden Beweggründe auseinandergesetzt sind. ö.
In der Sitzung vom 6. d. M. nahm Herr Bürgermeister Echomburg das Wort in Bezug auf die Mittheilung des Gtaats-⸗Ministeriums über die Beweggründe der verlängerten Ab— vesenheit Sr. Königl. Hoh. des Kurfürsten aus Ihrer Residen;, welche in der vorigen Sitzung nicht vom Landtags⸗ Kommissar vorgetragen, sondern vom Landtags-Syndikus verlesen worden seh, und sagte: Schon in voriger Sitzung habe es für ihn der haltenden Vergegenwärtigung des Unterschiedes zwischen seiner Stellung als Landtags-A1Abgeordneter und der als Bürgermeister der Residenz bedurft, um seine versönlichen Gefühle und Ueber⸗ zeugungen hierbei nicht sofort auszusprechen. Aber die hohe Ach⸗ lung der Stadt gegen die Vertreter des Landes bewege ihn zu der Anzeige, daß in einer eigens vorbereiteten Denkschrift darge⸗ than werden würde, daß die Bürger dieser Stadt, — die Bürger des 14. und 15. Septembers — dieselben, deren Jubelruf am 8. Januar beim Anblick Ihres erhabenen , n ,. begei⸗ stert zum Himmel stieg — deren Ruhm durch keinerlei Verglei⸗ chung erhöht zu werden brauche — daß sie diese Vorwürfe nicht verdient hätten! Bei diesen Worten äußerten sich im Publikum laute Beifalls-Bezeugungen. Der Landtags-Kommissar Antrag der Staats-Regierung vor, den zur Deckung der Kosten für Mobilmachung eines Theiles des Kurhessischen Truppen⸗-Kontingents erforderlichen Kredit zu bewilligen; zur Er⸗ theilung der nöthigen Nachweisungen und näheren Verständigung hierüber mit dem ständischen Ausschuß sey Herr Direktor Gschwind beauftragt, dessen Vollmacht mitgetheilt wurde. Zugleich legte der Landtags-Kommissar den Antrag zur Aufnahme eines Anle⸗ hens von 350, 00 Thir.,, um die Haupt-Staatskasse in den Stand ju setzen, den Staats-Bedürfnissen auf befriedigende Art zu ent— sprechen, auf die Tafel nieder.
Spanien.
— — Madrid, 28. April. Gestern den 2sten, als am Geburtstage Ihrer Masjestät der Königin, war in Älranjueß roße Gala und Handkuß bei Hofe. Die Regierung . den Rath und Mitglied des hohen Raths von Kastilien, Don Tadeo Ignacio Gil — (ehemaligen Corregidor von Madrid) — in der Eigenschaft eines Königl. Kommissarius nach dem Kö⸗ nigreiche Granada gesandt, um an Ort, und Stelle zu untersu⸗ chen, ob das Betragen der dasigen Behörden während der Epo⸗ che vor und nach Entdeckung der beabsichtigten Verschwörung gegen die Souverainetäts-Rechte Sr. Kathol. Majestät mit den Pflichten ihres Amtes übereinstimmend gewesen ist. Es will nämlich verlauten, daß weit wichtigere. Entdeckungen, als die erlangten, hinsichtlich der Verzweigung jener Verschwörung mit der Hauptstadt und anderen Stadten hätten gemacht werden können, wenn eine unbescholtene Pflicht-Erfüllung von Seiten a Behörden zugleich ebenmäßig mitwirkend gewesen wäre. m mehr Licht hierüber zu verbreiten, ist gedachter Herr Gil mit den ausgedehntesten Vollmachten versehen worden. — Die General-Direction der Amortisations-Kasse hat in der
zu rufen.
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hierzu ausgesetzt worden sind, verschiedene Papiere zum nomi⸗
nellen Betrage von 45,942, g87 Realen 123 Pesos erworben habe,
deren Kapitale amortisirt wurden. — Der Banquier Don Alex⸗
andro Aguado, Marques de las Marismas del Guadalquivir,
welcher die Geschäfte der Spanischen Regierung in Paris be⸗
sorgt, steht, laut einem mit dem hiesigen Gouvernement abge⸗
schlossenen Kontrakt, an der Spitze eines Unternehmens, welches
für den Handel im Innern dieses Landes sowohl, besonders aber
zu Erleichterung der Versendungen der Erzeugnisse des Spani⸗
schen Bodens seewärts, von dem größten Nutzen seyn wird. Die
Gesellschaft der Unternehmung, welche Hr. Aguado repräsentirt, macht sich verbindlich, den Kanal von . zu beendi⸗ gen, und zwar innerhalb sieben Jahren. Dieser besteht aus drei Abtheilungen, wovon die erste von Albures nach Valladolid geht und 46,767 Varas lang ist, die zweite, 53, 560 Varas lang, von Pare⸗ des de Nava bis Rioseco geht und die dritte von Alar del Rey bis Golmir sich erstreckt und 75, 664 Varas lang ist. In dem 45 Artikel enthaltenden Kontrakt werden den Unternehmern die Einkünfte des Kanals, der Mühlen, Schleusen 2. auf 80 Jahre zugesichert, ihnen 2400 Galeeren-Sklaven als Arbeiter überlassen u. s. w. Einige Konskribirte, welche von Carthagena nach Cadix (unter Aufsicht einiger alten ausgedienten Soldaten, die wiederum aufs neue Kriegsdienste genommen hatten) marschirten, langten am 28. März in Lorea an. Kaum waren sie in einem Weinhause eingekehrt, als die alten Soldaten die daselbst gegenwartigen Personen nöthigten: „Es lebe Riego, und es sterbe der König!“ Dieser Frevel wurde sogleich dem Kommandanten hin— terbracht, welcher die Verbrecher in Verhaft nehmen ließ. Die Konstribirten sagten aus, daß jene Soldaten sie auf dem ganzen Wege schon unter allerhand Drohungen hätten zwingen wollen, jene Worte auszurufen, und sie auch gemißhandelt hätten, weil sie sich standhaft geweigert, dies Verlangen zu erfüllen. — Die Sangerin Dlle. Henriette Carl aus Berlin ist hier angelangt; sie ist am hiesigen Theater nebst der Tost als Prima Donna mit 90,000 Realen Gehalt für die Italiänische Oper engagirt und wird zuerst in der Oper „Lorfana della Selva“ auftreten. Die Alt-Säangerin Madame Fanny Ekerlin ist ebenfalls kürzlich hier angekommen.
Meri ko.
Ein in 42 Tagen von Vera-Cruz nach London gekomme⸗ nes Mexikanisches Schiff, das der erste in einem Britischen Ha— sen eingelanfene Mexikanische Kauffahrer ist, hat Zeitungen aus Mexiko bis zum 1. und aus Vera⸗-Cruz bis zum 16. März mit— gebracht, in welchen sich auch die Abschrift eines am 7. Januar d. J. an die Merikanischen Kammern abgestatteten Berichtes des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Alaman, befindet. In diesem Bericht heißt es unter Anderem: „Die auswärtigen Verhältnisse der Republik sind die alier— freundschaftlichsten. Brasilien hat einen Gesandten ernannt, der in Mexiko residiren und einen Vertrag mit der Republik abschlie— ßen soll; auch Chili hat einen Gesandten abgefertigt. Bei dieser Gelegenheit mache ich bemerklich, daß ich meinem früheren zur Zeit der Kongreß-Versammlung in Panama dargelegten Plan, die Bande der neuen Amerikanischen Staaten enger zusammen zu ziehen, keinesweges aufgegeben habe; Mexiko wird an die ver— schiedenen Republiken Gesandten abfertigen, um dazu die noth— wendigen Unterhandlungen anzuknüpfen. Die Transactionen mit den Englischen Inhabern Mexikanischer Staatspapiere werden durch die MexikanischeRegierung erleichtert werden; auch wird sie dafür sor⸗ gen, die monatlich bestimmten Zahlungen pünktlich volljogen zu sehen. Die Grundsätze, die ich zur Basis der Politik Mexiko's, hinsicht⸗
ter Schiller in bedrängter Lage gasifreie Aufnahme gewährte, und später, als es den rühmlichen galt, einen Sohn unter das Panier P durch Leier und Schwert die gange Deutsche Jugend begei⸗ sterte und mit seinem Tode seinen Glauben an die Befreinng des Vaterlandes besiegelte.
Kampf gegen fremde Herrschaft reußens stellte, welcher
— Die Magdeburger Zeitung giebt nachträglich einen
Bericht über die (bereits mehrfach erwähnte) Feier, welche am
19ten d. M. in Magdeburg stattgefunden hat. Nach dem vormit— täglichen feierlichen Gottesdienste im dasigen ehrwürdigen Dome be— gann gegen 12 Uhr die auf dem Stadthause angeordnete Festlichkeit. Man hatte dazu den alten, bei Zerstörung der Stadt wenig beschaädig⸗ ten und nachmals wieder hergestellten Bürgersaal gewählt, auf dessen würdige Verzierung, besonders nach den Angaben des zur Stimmführung in so hohem Grade berechtigten Herrn Regie— rungsraths Mellin, des sehr verdienten Mitarbeiters an der Wiederherstellung der Domkirche, so viel Sorgfalt verwandt war, als der Gegenstand erforderte. Der alte Saal ist weiß, im Geschmacke der Zeit seiner Wiederherstellung architektonisch verziert. Dies veranlaßte, die Abschnitte, welche die Hauptver⸗ zierung umgaben, mit den Fahnen zu schmücken, welche sonst die dreizehn Bürger-Compagnieen bei Huldigungen des Landes— herrn führten. Zwischen diesen war auf der Nordseite des Saa— les, der von Osten her sein Licht erhält, ein großes carmoisin⸗ farbenes Gewand ausgebreitet, von zwei gleichfarbigen Säulen getragen und so reich als möglich drapirt. Auf diesem Grunde stand die von Tieck in Berlin gearbeitete Büste des berühmten Bürgermeisters Otto v. Guericke, aus kararischem Marmor; ein längst verdientes Denkmal, das an diesem Tage geweiht wurde. Ueber diesem hing das von unserem Sieg gemalte Bild des Dompredigers Bake, mit symbolischen Andeutungen der bewundernswürdigen Kraft und Besonnenheit, womit er von dem zürnenden Tilly die Begnadigung der in den Dom geflüchteten Tau⸗ sende errang. Dem Auge des Beschauers rechts neben der Büste hing ein großes, von Hasenpflug gemaltes Bild, die Stadt möglichst treu dacstellend, wie sie früh um 9 Uhr am 19. Mai des Jahres 1631 anfängt, ein Raub der aufsteigenden Flamme zu werden. Links der Büste zeigte sich ein zweites, von eben dem Künstler gemaltes Bild, die Stadt von einem Standpunkte auf der Süd⸗ westseite darstellend, wie sie am 10. Mai 1831 erschien. Die entgegengesetzte Seite des Saales war gleichförmig verziert; auf dem Grunde des Gewandes hing ein von Wach in Berlin ger maltes Bild des geliebten Königs in Lebensgröße, umgeben von vier Bildern hochverdienter Mitbürger dieser Stadt: des Prop⸗ stes Rötger, der Konsistorial-Räthe Koch und Rathmann und des Kaufmanns Helle. Vor dem Bilde des Königs stand eine Tribune, gleichfarbig mit den Wänden bekleidet. Wegen Be⸗ schränktheit des Raumes hatten nur 790 Personen zur Feier ein⸗ geladen werden können. Die Feierlichkeit eröffnete ein Chorge⸗ fang unter Leitung des Musik-Direktors Wachsmann; dann bestleg der Ober-Bürgermeister Franke die Tribune und theilte der Versammlung einen von dem Stadt-Bibliothekar Gerloff ausgearbeiteten Vortrag mit, welcher historische Andeutungen ent— hielt, zur Rechtfertigung der Wahl gerade dieses Saales für die Feier; dann die Erxeignisse erwähnte, welche die Stadt in den Abgrund der Vernichtung drängten, die Stunden des Jam⸗ mers schilderte, dabei die Aufmerksamkeit auf das Bild richtete, welches die brennende Stadt darstellt, und hierauf der Verdienste des Dom-Predigers Bake erwähnte. Da noch eine Urur⸗Enkelin des verdienten Mannes in unserer Stadt lebt, die Jungfrau Henriette Meißner, Tochter des verstorbenen Postmeisters Meiß⸗ ner, so bot sich eine willkommene Gelegenheit dar, in ihr das
lich der auswärtigen Politik, gemacht habe, bestehen in völliger Reciprocität und Gleichstellung mit allen Nationen. Künftig wird Mexiko keine fremde Konsuln mehr empfangen, wenn die Nationen, die solche senden, nicht auch zugleich diplomatische Agenten beglaubigen; und da es nicht mehr als recht ist, daß Nationen, die mit der Republik Handelsverträge eingegangen sind, Vorzüge vor denen genießen, die keine abgeschlossen haben, so werden die Letzteren höheren Zöllen unterworfen seyn, als die Ersteren. Ich bin der Meinung, daß die Staaten der Föderation in ihrer besonderen Eigenschaft die Ausländer nicht besteuern dürfen. — Mehrere Familien vertriebener Spanier befinden sich in New-Orleans im größten Elende, indem die Häupter derselben Opfer des dortigen Klima's geworden sind. Die Mexikanische Regierung schlägt vor, zu ihrem Beistande 500, 000 Piaster aus⸗ zusetzen. — Die Colonisation der Provinz Texas hat erstaunlich zugenommen; mit Ausschluß der Eingeborenen zählte man dort ant 2. Jan. d. J. 6391 Bewohner. — Es sind mehrere neue Schulen errichtet, auch ist das Kollegium St. Luis de Potosi wieder eröffnet worden.“ 3
Ein interessanter Theil dieses Berichtes, heißt es in Eng⸗ lischen Blättern, bezieht sich auf die inneren Verhältnisse. Es sind Gesellschaften gebildet und Kapitale unterzeichnet wor⸗ den. In Texas pflanzte man Baumwollenstauden, die eine reich⸗ liche Ernte versprechen. In fremden Ländern waren Ankäufe von Maschinen gemacht worden. Die Kultur der Wolle hatte man nicht vernachlässigt und mit vielem Erfolg die Racen der Merino's und Tibetanischen Ziegen mit denen des Landes ge⸗ kreuzt. Der Seidenbau war im Vorschreiten, so wie die Kul⸗ tur von Zucker, Kaffee, Wein und Baumoöl. Die Bergwerke bringen immer größeren Gewinnz die Minen von Guanaxttato lieferten im Jahre 1828 einen Betrag von 176,063 Mark Sil⸗ ber und 873 Mark Gold; im Jahre 1829 betrug die Ausbeute 255, 574 Mark Silber und 1177 Mark Gold. Einer ähnlichen Zunahme erfreute sich der Staat Zecatecar; nicht nur die durch Fremde bearbei⸗ teten Bergwerke waren im Fortschreiten, sondern auch die der Einze⸗ borenen. Im Staate Dierango hatte man Eisen gefunden, das dem Englischen gleichgestellt wird. Dampfboote hatten die Schiff⸗ fahrt auf den Strömen erleichtert, die bei Tampico ins Meer fallen. — Aus Vera⸗Cruz schreibt man, daß die Verhalt⸗ nisse des Landes durch die gute Leitung der gegenwärti⸗ gen Regierung sich täglich bessern, und daß die meisten der Häupter der letzten Revolution entweder verhaftet wurden oder sich selbst auslieferten, so daß man in sehr kurzer Zeit die Ruhe wieder völlig hergestellt zu sehen hoffte.
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Berlin, 14. Mai. Gestern Mittag, gegen zwölf Uhr, ver—
Beilage der heutigen Madrider Zeitung die Nummern derjeni⸗ gen Spanischen Staatspapiere, welche zum Nominal-Betrage von 37,146,215 Realen 14 Pesos im 4àten Quartal des Jahres 1830 amortisirt worden sind, zur Kenntniß des Publikums ge⸗ bracht. Die genannte General-Direction macht ferner bekannt, daß dieselbe vermittelst einer Summe von 4,415,576 Realen 33 Pe— sos, welche zur Tilgung von Staats-Schuld-Scheinen diver— ser Klassen für das 1ste Quartal des laufenden Jahres be⸗ stimmt und, dem Reglement der Amortisations-RKasse zufolge,
schied, nach kurzem Krankenlager, der Köniz! Geh. Ober⸗Negie⸗ rungsrath Dr. Chr. G. Körner, fräher Appellationsrath in Königl. Sächstschen i uft metz u, n beinahe vollendeten fünfundsiebenzigsten Lehbens⸗-Jahre. Der Kö⸗ nig verliert in ihm einen treuen, rastlos und unermüdet thätigen Hen, die Seinen einen liebevollen sorgsamen Vater und ĩ ü f. . 6. 2 Freund; das Vaterland aber wird mit dankbarer Auerken umg. die Manen des Mannes ehren, welcher einst seinem großen Dich⸗
Diensten, sanft und schmerzlos in seinem
Andenken ihres hochverdienten Ahnherrn zu ehren. Sie war zu der Feier mit einigen Damen eingeladen, und es wurde ihr eine Urkunde überreicht, durch welche ihr eine außerordentliche Ober⸗ Präbende in dem hiesigen Magdalenen-Stifte verliehen wird. Rühmlich erwähnt wurden in dem Vortrage die Wiederhersteller der Stadt: Schmidt, Kühlewein, Brauns, Westphal ind Laue; hierauf die Gründe entwickelt, welche den Bürgermeister Otto von Guericke des ihm geweiheten Denkmals würdig machen. Endlich wurde die Aufmerksamkeit der Versammlung auf das zweite Bild: Magdeburg am 10. Mai 1831, gerichtet, mit den Worten: „Ein Bild soll ns den Zeitpunkt einer glücklichen Gegenwart mit Einem Blicke anschaulich machen. Wir weihen es heute, als ein heiliges Denkmal von Freude und Dank überfließender Herzen, mit der Verpflich—⸗ tung, Enkeln und Urenkeln es laut zu verkünden: das ist Mag⸗ deburg in schöner Blüthe unter dem unsterblichen Könige Fried⸗ rich Wilhelm dem Dritten, dem unschätzbaren Kleinod seines Reichs, der den prächtigen uralten Dom wiederhergestellt, den wir aufs neue mit Dankgebeten geweihet am 10. Mai des Jah— res 1831. Mitwelt und Nachwelt verehren und preisen Ihn als den Schild seines Volkes, den Stolz Deutschlands, den segnen⸗ den Genius, der, über Europa schwebend, die Palme des Frie— dens sich nicht entreißen läßt von Orkanen und Wetterwolken, durch die er in stiller Majestät zu dem Gott der Heerschaaren aufblickt, der mit ihm seyn wird. Heil und Segen dem Könige und seinem Hause!“ Hieran schloß sich das, von der ganzen Versammlung mitgesungene, von dem Sängerchor vorgetragene Lied von Karl von Holtei: „Heil Dir, dem Gottes Hand ꝛc.“ — Obgleich keine gesetzliche Beschränkung des Gewer— bes in den Stunden nach dem Gottesdienste stattfand, so herrschte doch durch den freien Entschluß der Einwohner an dem gan— zen Tage eine so feierliche festliche Stille, daß gerade da— durch auf eine rühmliche Weise sich kund gab, wie rich— tig Alle den tiefen Sinn des Dankfestes aufgefaßt hatten. Aber am schönsten offenbarte sich dieser herrliche Sinn der Mag⸗ deburger Abends um 6 Uhr. Vom Altan und den Gallerieen des Rathhauses, welche mit so viel Sängern und Musikern be— setzt waren, als sie fassen konnten, ertönten in den Pausen eines allgemeinen Glockengeläutes die beiden Lieder: „Auf Gott und nicht auf meinen Rath 2c.“ und „Nun danket alle Gott ꝛc.“ Vom schönsten Wetter begünstigt, sah man zu dieser großen Zeier. der Stadtgemeinde, versammelt in den Häusern, welche den Markt ungaben und auf dem Markte an jwanzigtausend Men— schen, Männer, Frauen, Greise, Kinder, Krieger, Bürger, neben einander, die ruhig, friedlich, eines Sinnes, von der Größe des Dankfestes ergriffen, in Demuth anbeteten den, dessen Friedens— sonne so freundlich auf sie herabstrahlte. Keiner ven ihnen kann diese Stunde jemals vergessen! Und wie endete sie! Ein feier— licher Dank, Gott dargebracht, gestattete, nach der früheren An— sicht der Obrigkeit, keinen Zusatz. Aber wie konnte sie dem ent— gegen seyn, was dem Herzen der Tausende ein unabweisliches Bedürfniß war. Es fehlte etwas. Das Geläute war verstummt. Die Menge blieb unbeweglich. Da stimmten endlich die Sän— ger an: „Heil dir im Siegerkranz,“ und Alles ward befriedigt, Illes sang mit; und ein „Hoch lebe der König!“ aus vielen Tausend Herzen, mit vielen Tausend Zungen, ein Wehen mit Tüchern von den Dächern bis in die Kellerräume schloß den herrlichen Tag.
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