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Anträgen abzuweichen, doch die Oeffentlichkeit eine heilsame Wirkung üben würde. — Der Druck dieses Berichts und die Vornahme der Diskusston in der nächsten Sitzung ward beschlossen. — Herr Schomburg trug sodann auf die als⸗ baldige Ausführung des Stände-Hauses und auf die Ein⸗ ziehung von Bauplänen an, um welche das Ministerium zu ersuchen sey; bei welcher Gelegenheit der Landtag s-Com⸗ missair erinnerte, daß noch mehrere Gegenstände, welche mit der Dotation des Churfürstlichen Hofes in einiger Verbindung ständen, zu erledigen seyen, wozu er die Ernennung eines Aus⸗ schusses, wo möglich aus denselben Mitgliedern, wie beim vori— gen Landtage, bestehend, vorschlug. Die Bestellung von Aus— schüssen zu beiden Zwecken wurde verfügt. Dasselbe ward über einen Antrag des Herrn Dedolph beschlossen, daß bei minder wichtigen Anträgen mit der Zustimmnng von drei Vierteln der Mitglieder, ohne Voruntersuchung durch einen Ausschuß, zur Diskussion und Abstimmung übergegangen werden solle. — Hr. v. Hammerstein verlangte, daß der ständische Ausschuß, wel— cher für die Zwischenzeit der beiden Landtage bestanden habe, über seine Wirksamkeit Bericht abstatte, welches, als sich von selbst verstehend, genehmigt wurde. Ein Antrag des Herrn Müller, die Staatsregierung um Auskunft zu ersuchen, ob die Begnadi— gung zweier in Hanau durch richterlichen Spruch zu dreimonat— licher Gefängnißstrafe verurtheilter Personen mit Kontrasignatur erfolgt sey, so wie drei Anträge des Herrn Struberg über Mittel zur Abhülfe des Nothstandes u. s. w., so wie um schleu— nige Aufstellung des Budgets, wurden in Erwägung genommen. — Herr Eckhardt nahm einen Antrag, daß geheime Sitzungen nur in den durch die Geschäftsordnung bezeichneten Fällen und mit össentlicher Angabe des Gegenstandes gehalten werden soll— ten, mit der Bemerkung, daß derselbe durch einen bereits vor— liegenden Antrag erledigt sey, zurück. Die Sitzung ward in eine geheime zur Ernennung von Ausschüssen und neuer Kan— didaten für die nun erledigte Präsidentenstelle (wozu dem Ver— nehmen nach die Herren Wilhelm von Baumbach, Schomburg und Dedolph neben den drei früher schon erwählten in Vor— schlag gebracht worden sind) verwandelt.
Karlsruhe, 10. Mai. zung der zweiten Kammer führte die Tages-Ordnung zur Diskussion über den von der Regierung vorgelegten Vertrag mit Würtemberg, wegen wechselseitiger Ueberlassung einzelner Orte in den gegenseitigen Zollverband. Nach einer kurzen Debatte wurde diesem Vertrag mit einer Mehrheit von 48 Stimmen ge— gen 8 die Zustimmung ertheilt.
d est eren n ch.
Wien, 12. Mai. Der heutige Oesterreichische Beob— achter enthält Folgendes: „Nachrichten aus Lemberg vom 6ten Mai melden: Nachdem der General Rüdiger die Nachricht er— halten hatte, daß das Dwernickische Corps die Waffen nieder— gelegt habe, verließ er die Stellung von Kolodno und begab sich über Poczajow nach Radziwillow, wo er gestern mit seinem Trup— pen-Corps anlangte, welches, wie man versichert, die Marschrich—⸗ iung nach dem Bug erhalten soll, um sich mit den Truppen— Abtheilungen des Generals Rosen, welcher gegenwärtig in zwei ter Linie befehligt und die Gegend zwischen Brzese, Luboml und Wlodzimirz zu sichern hat, in Verbindung zu setzen. Es waren nämlich in dieser Gegend, während General Dwernicki noch in Wolhynien stand, an verschiedenen Orten Aufstände aus⸗ gebrochen, die für die Communication hinderlich zu werden droh— ten, als kürzlich ein Haufen von beiläufig 5000 Insurgenten von mehreren Pulks Kosaken unvermuthet überfallen und auseinan⸗ dergesprengt wurde. Die Häupter des Aufstandes fielen hierbei in die Hände der Russen, wodurch die Insurrection im Beginn erstickt und die Communication über Kowel nach Brzesc wieder frei geworden ist.“
— Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien unterm 6. Mai: „Gestern Abends hat hier die Vermählung Sr. K. H. des Großherzogs von Oldenburg mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Cäcilie, Schwester des Prinzen Gustav von Wasa, im Beiseyn des Allerhöchsten Hofes in dem Hotel des Prinzen statt— gefunden. — Fürst Jablonowski, ehemaliger Kaiserl. Gesandter am Neapolitanischen Hofe, ist von Sr. Majestät dem Kaiser beauftragt worden, die Glückwünsche des K. K. Hofes zur Thron⸗ besteigung des Prinzen von Carignan nach Turin zu überbringen, wohin derselbe heute oder morgen abreisen wird. — Der bishe— rige Englische Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Cowleny, hatte vorgestern seine Abberufungs-Schreiben aus London erhalten und wird, wie es gleich anfangs nach der im vorigen Jahre erfolg ten Ministerial-Veränderung geheißen hatte, durch Sir Frederik Lamb (Bruder des Lords Melbourne, gegenwärtigen Staats- Secretairs des Innern) ersetzt werden.“
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— — Florenz, 5. Mai. Dem Anscheine nach dürften Abtheilungen der Kaiserl. Oesterreichischen Truppen auf einzelnen Punkten der Päpstlichen Staaten noch einige Zeit verweilen. An der Wiederherstellung der Festungswerke von Ankona wird noch immer thatig gearbeitet; der General Resta ist von Seiten der Päpstlichen Regierung zur Uebernahme des Kommandos die— ser Stadt beordert. — Die Kardinäle Benvenuti in Ankona und Oppizzoni in Bologna verfahren mit großer Milde und Mä— ßigung gegen die Theilnehmer an der Revolution und setzen na— mentlich denen, die sich durch die Flucht der Strenge der Gerichte zu entziehen suchen, wenig oder gar keine Hinder— nisse entgegen. Aus Bologna und den nördlichen Theilen der Legationen hält die Auswanderung noch immer an; unter den Auswandernden befinden sich viele Gelehrte und junge Leute von den Universitäten, zum Theil Griechen, deren es auf den Ita— liänischen Hochschulen immer eine bedeutende Anzahl giebt. In
Perugia sind mehrere Prosessoren der dortigen Universi— tät wegen revolutionnairer Prinzipien ihrer Stellen entsetzt worden. Der Delegat in der genannten Stadt, Mon— signor Impaccianti, geht indessen gleichfalls mit großer
Schonung zu Werke. Da die Päpstliche Regierung die Wieder— eröffnung der Universitäten noch nicht für rathsam hält, so soll man den Plan haben, den Professoren, zu denen man das meiste Vertrauen hegt, die Erlaubniß zu ertheilen, ihre Vorlesungen privatim wieder zu beginnen. — Bei Ascoli, nicht weit von der Neapolitanischen Gränze, streifen 1009 Mann bewaffneter Berg⸗ bewohner der Abbruzzen, unter dem Kommando eines gewissen Seiaboloni, des Sohnes eines bekannten Banditen, umher. Sie ziehen ihren Unterhalt aus der Umgegend, indem sie die Land— leute dieses gebirgigen und wilden Landstrichs in Contribution setzen, welche meist ihre Nachbarn und Bekannte sind und ihnen Vorschub leisten, um sich nicht einer gewaltthätigen Behandlung auszusetzen. Die Neapolitanische Regierung hat Anstalten zur
In der gestrigen öffentlichen Siz⸗
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— — Rom, 1. Mai. Das gestern erschienene Päpstliche Am⸗ nestie⸗Edikt ') hat hier einen sehr günstigen Eindruck gemacht und wird diesen wohl auch im ganzen übrigen Italien nicht verfehlen, wo man es als ein Muster der Mäßigung und der Nachahmung ansehen dürfte. Das genannte Edikt unterscheidet sich auf das vortheilhafteste von vielen anderen ähnlichen Verfügungen, die zwar denselben Zweck, aber von einer wirklichen Amnestie nur den Namen haben. Die Päpstliche Amnestie ist klar und be⸗ stimmt, und man kann aus zwei Gründen sogar sagen, daß sie unbedingt sey. Denn es ist doch wohl nur eine natürliche Folge der Flucht, welche diejenigen ergriffen haben, die sich gefährdet glaubten, wenn ihnen verboten wird, ohne Erlaubniß in die Hei⸗ math zurückzukehren — eine Erlaubniß und Vergebung, die auch das frühere Edikt vom 14ten jetzt ganz bestimmt hoffen läßt, falls sie die Sicherheit des Staates und die Würde des Papstes nicht gefährden. Was aber zweitens die Ausnahmen betrifft, die in Bezug auf die noch im Staate Anwesenden gemacht wer⸗— den, so folgen sie einestheils aus dem Begriffe des Verbrechens, das diese Ausnahmen begründet, und andererseits treffen sie nur sehr wenige und klar bezeichnete Personen, etwa 20 — 30 an der Zahl, und selbst diese sind aller Wahrscheinlichkeit nach sämmtlich in der ersten Klasse der Abwesenden begriffen. Die Folgen dieser weisen Maaßregel sind nicht zu berechnen; im Innern werden sie tausend Herzen dem großmüthig und bald verzeihenden Herrscher gewin— nen und die sichere Grundlage einer glücklicheren Zukunft bilden, die für sen Volk herbeizuführen und kräftig zu begründen und zu sichern der erste Gedanke des neu erwählten Papstes war. Und sollte dieses Beispiel für das übrige Italien verloren seyn? — Was aber endlich die allgemeinen Europässchen Angelegenheiten betrifft, so wird diese Maaßregel bedeutend dazu beitragen, die Apostel und Jünger der Anarchie, die in den Verwickelungen der Italiänischen Angelegenheiten die ihnen so oft schon ent⸗ wundene Veranlassung eines allgemeinen Krieges sehen, wo nicht zu belehren, doch zu beschämen und bloßzustellen. Das vergeb⸗ lich angeblasene Strohfener der Italiänischen Revolution erlosch bei dem Erscheinen des Vortrabs der Oesterreichischen Truppen. Das Trügerische der Vorspiegelungen fremden Beistandes, wo⸗ mit die Anführer das Volk hintergingen, tritt jetzt nach den Er— klärungen der Französischen Regierung um so deutlicher hervor. Die Keime der Gährung und Unzufriedenheit, die letzte Hoff⸗ nung der Feinde der Ruhe und wahren Freiheit, werden jetzt erstickt durch eine Handlung weiser Großmuth und Milde, Vor⸗ boten und Bürgen weiterer Segnungen und Wohlthaten.
Vereinigte Provinzen vom La Plata.
In England eingelaufene Zeitungen aus Buenos-Amhres bis zum 22. Jan. enthalten Nachstehendes: „Eine so eben abgeschlos— sene Offensiv⸗ und Defensiv-Allianz zwischen Buenos⸗Ayres, San⸗ ta-⸗Fé, Entre-⸗Rios und Corrientes hat den innigen Verband die— ser Provinzen auf die Dauer begründet. Es ist hiermit der erste Schritt gethan, um das große Werk, den Gegenstand der eifrig— sten Anstrengungen, zur Ausführung zu bringen — nämlich die Erlösung der inneren Provinzen aus ihrer schimpflichen Unter—⸗ drückung und die Wiederhersiellung der von den profanen Fuß— tritten verwegener Glücksjaͤger niedergetretenen Gesetze und In⸗ stitutionen; zugleich kann man sich der Hoffnung überlassen, den lang ersehnten Tag schneller heranrücken zu sehen, wo die Ar⸗ gentinische Republik sich einer den Wünschen ihrer Bewohner entsprechenden Verfassung erfreuen, des Glücks, daß sie durch ihre großmüthigen Anstrengungen für die Sache der Freiheit ver—
dient, genießen, und in der Reihe der Staaten den ihr gebüh⸗ renden Rang einnehmen. — Ein neulich von Cordova in Bue—⸗ nos⸗-Lhres eingetroffener Reisender sagt aus, daß dort die größte Unordnung herrsche. Von den übrigen Provinzen hört man nichts. Eine aufrührerxische Bewegung in Santjago hat in Cor⸗ dova, wo man sie Anfangs nur unbedeutend geschildert hatte, später große Sensation verursacht. Die imeren Bezirke Cor⸗ dova's befanden sich in der größten Gährung, und ein baldiger offener Aufstand schien unvermeidlich.“
Inland.
Berlin, 16. Mai. Die nachstehenden Notizen liefern einen erfreulichen Beweis von dem Fortgange des Seidenbaues in den Regierungs-Bezirken Potsdam und Frankfurt— Im Regierungs⸗Bezirk Potsdam beschäftigten sich vor der Periode des edc eben nur 58 Individuen mit dem Sei— denbau, im Jahre 1829 bereits deren 165. Der Ertrag der Einzelnen war sehr verschieden. Den größten Ertrag hatte un— ter den alten Seidenbauern, wie in früheren Jahren, der Küster Herr Henning zu Zinna, nämlich 32 Pfund, der Küster Herr Götze zu Stücken mit 22 Pfd. und Herr Götze zu Chemnitz mit 30 Pfd. Unter den neueren Seidenbauern hatten der Geheime Rechnungs-Revisor Herr Haupt in Potsdam und der Regie— rungs-Rath Herr von Türk zu Klein-Glienicke das größte Quan⸗ tum producirt, nämlich resp. 51 und 50 Pfd. Unter den Krei— sen zeichnete sich vorzüglich der Zauch-Belzigsche aus, wo 36 Seidenbauer 252 Pfd. 23 Loth Seide gewannen. Auffallend ist bei vielen einzelnen Seidenbanern das Mißverhältniß zwischen den ausgelegten Grains und dem Produkt an Cocons; bei ge— höriger Besorgung des Seidenbaues nämlich kann man auf 1 Loth Grains 40 — 45 Cocons rechnen, allein viele haben nur 8, 19 bis höchstens 20 Pfd. Cocons von 1 Loth Grains erhal— ten. Der Grund davon dürfte nicht sowohl in der schlechten Beschaffenheit der Grains, als darin zu suchen seyn, daß die Seidenbauer den ihnen zu Gebote stehenden, oft nur sehr geringen Vorrath an Maulbeerbaumblättern überschätzen und so viele Grains auslegen, daß sie die Nenge von Seidenraupen nicht ernähren können. Das Ministerium der geistlichen, Uõinnterrichts- und Medizinal⸗ Angelegenheiten hat durch Bewilligung von Unterstützungen für die Schullehrer zur Anlegung von Seidenbaustuben diese Sache wesentlich gefördert; überdies sind allen Schullehrern, die sich darum beworben haben, junge Maulbeerbaum-Pflänzlenge unent— geltlich verabfolgt worden. Die Preise der gewonnenen Seide waren verschieden von 4 Rthlr. bis zu 5 Rthlr. 227 Sgr., in⸗ dessen für die beste Sorte um 13 pCt. niedriger, als im Jahre 1828, eine Folge der gesunkenen Preise der Italiänischen Seide. Vergleicht man das im Jahr 1829 gewonnene Quantum mit dem des Jahres 1828, so ergiebt sich daraus folgendes Resultat. Im Jahre 1823 waren 145 Seidenbauer, im Jahre 1829: 165, also im Jahre 1829 mehr: 20. Im Jahre 1823 wurden 14,456 Pfund Cocons erzeugt, im Jahre 1829 19, 4gß Pfund, also im Jahre 1829 weniger: Ig66 Pfund. Diese bedeutende Verminderung des Ertrags der Seiden-Ernte hat ihren Grund wohl vorzüglich in der ungünstigen kalten und feuchten Witterung des Jahres 1829 zur Zeit des Seidenbaues. Anfangs fehlte es wegen der Nachtfröste an Futter für die junge
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Deckung ihrer naheliegenden Gränze getroffen.
Brut, und späͤter fiel fast überall Honigthau, der mehr alt Hälfte der Blätter unbrauchbar machte, — Ereignisse, worn die Seidenbauer sich die gute Lehre ziehen sollten, bei ihrer z rechnung nicht den größtmöglichen Blätter-Ertrag, sondern m die Hälfte desselben zum Grunde zu legen. as die An pflanzung von Maulbeerbäumen betrifft, so hat ) Königl. Landes-Baumschule im Jahre 1829 an Sumlingn 11,069 Stück verkauft und 4000 Stück ausgepflanzt. Aus in Pflanzungen des Regiexungsraths von Türk in Klein Glien wurden im Laufe des Jahres 1829 versandt: an 14, 2⸗ un Zjährigen Pflanzlingen nach mehreren Provinzen des Stagg 36,100 Stück, an 8 sährigen hochstämmigen Bäumen 680 Stüt überhaupt 36,789 Stück. Ausgepflanzt für die Baumschu wurden 20,000 Stück. Angepflanzt an hochstimmigen Ban men: 1) aus Pavig 190 Stück, 2) von den Cevennen 1 Stück, 3) aus der Provinz 300 Stück, im Ganzen: 540 Stk — Im Frankfurter Regierungs⸗-Bezirk hat der Betrieb des S) denbaues im Jahre 1829 im Allgemeinen folgendes Resultat e liefert. Es wurden an Grains 11 Pfd. 223 Lth. ausgelegt, za von 3912 Pfd. 6 Lth. Cocons gewonnen, von diesen 395 Mr 30 Lth. verkauft und 1914 Pfd. 23 Lth. abgehaspelt. In reine Produkt abgehaspelter Seide hat 54. Pfd. 4 Lth. behh gen, und diese ist durchschnittlich mit 4 Rthilr. 19 Sgr. 98 pro Pfund verkauft worden. Der Erlss für verkaufte Seide M daher 2,543 Rthlr. 20 Sgr. 7 Pf., der für verkaufte Coco 164 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf., in Summa 2,708 Rthlr. 8 Sn 1 Pf. betragen. Das Resultat würde auch hier günstiger amn gefallen seyn, wenn nicht die Kälte und nasse Witterung in Sommer des Jahres 1829 sehr nachtheilig auf die Maulben bäume gewirkt hätte. — Im Allgemeinen läßt sich indesq nach den obigen Resultaten behaupten, daß der Seidenbau den gedachten beiden Regierungs-Bezirken einen guten Fortgan hat, und nach Verlauf weniger Jahre wird es nicht mehr so seh, wie früher, an Futter für die Seidenwürmer fehlen.
— Aus Achen wird unterm 11. Mai gemeldet: Hemm Abend um 53 Uhr sind Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilheln, General-Gouverneur der Rheinprovinzen und Westphalens, so m J. Königl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm nebst Höchstihren Gefolge, hier eingetroffen und im Gasthof zum großen Monm chen abgestiegen.
— Nachrichten aus Koblenz zufolge, sind die Aussichth auf die diesjährige Ernte im dortigen Regierungsbezirke sehr n freulich. Sommer- und Winterfrucht, Kohlsaamen, Futterkrh— ter und Obst stehen vortrefflich und lassen einen reichlichen EG trag erwarten; daher auch die Kornpreise, welche noch in der h sten Hälfte des April gestiegen waren, in neuerer Zeit wieder ge fallen sind. Der Weinstock berechtigt ebenfalls zu den 33 Hoffnungen.
Königliche Schauspiele. Dienstag, 17. Mai. Im Opernhause: Der Kapellmeisn aus Venedig. Hierauf: Die jungen Penstonairinnen, komische. Ballet in 1 Aufzug, von Ph. Taglioni.
Im Schauspielhause: 1) Tony ou Le canard aceusatemnm pièce comique en 2 parties. 2) Le Sourd ou L'auherg pleine, piece comique en 1 acte. Mittwoch, 18. Mai. Im Opernhause: Der Gott und di Bajadere, Oper in 2 Abtheilungen; Musik von Auber. Vorh̃ Der Oberst, Lustspiel in 1 Anfug.
Im Schauspielhause: Franzoösische Vorstellung.
Königstädtisches Theater. Dienstag, 17. Mai. Lindane, oder: Der Pantoffelmacher i Feenreiche, großes romantisches Zauberspiel in 2 Akten. Mittwoch, 18. Mai. Das Pfeffer-Rösel, oder: Die Fram furter Messe im Jahre 1297, Gemälde der Vorzeit in 5 Akten (Frau von Holtei, neu engagirtes Mitglied dieser Bühne: du Pfeffer-Rösel, als Antrittsrolle.)
Auf vieles Verlangen wird Herr van Klischnig noch einz Kunst-Vorstellungen auf dem Königstädtischen Theater geben was vorläufig hierdurch angezeigt wird.
Berliner Börse. Den 16. Mai 1831.
Amtl. Fonds- und Geld-GQours- Hettel. (Pre ssi. Cour
D, a,; I 3 1 r
St. - Schuld- Sch 4 897 S8 IQatpr. Ffandbr. 4 S6 X, Er. Engl. An 18 5 — 9883 Eonim. Pfandbrf. 4 — i Er. Engl. Anl. 22 5 — 957 Kur- u. Neum. do. 4 — Er. Engl. Obl. 30 4 83 S2 Schlesische do. 4 — Kurm. GObl m k L. 4 S883 — Kst. CG. d. K- u. N — 5aᷓ Neum. Int. Sch. do. 4 S887 — .- Sch. d. R. u. N. — 55 Berl. Stadt- Oblig. 4 — 89 Königshg. do. 4 — 87 Elbinger do. 4 2 — Holl. vollw. Duk. — 185 — Danz. do. in Th. — 355 — Neue dito — 19 — Westpr. Plandbr. 4 92 92 Friedriched'or.. — 131 t Grosshz. Pos. do. 41 95 — IDiᷣcento .. ... — 119 Auswärtige körse mn. . Amesterdam, 11. Mai. 1 Niederl. wirldl. Schuld 3383. Ausgesetzte do. 3. Kanz - bil;
143. Russ. bei Hope S8Sz. Gesterr. 5proe. Metall. 82.
Hamburg, 14. Mai. ; Qerterr. Sproc. Metall. t d S3. 4proe. I3 2 728. Ban Actien 1050). Russ. Engl. Anl. pr. Cassa 93. Russ. Anl. Hanb Cort. SJ. Din. 593. 6m. 90. Wien. 11. Nai. 5proe. Metal. Sin. 4proc. J03. Loone zu 100 FI. 156. Ban Action 1021.
7
NEUESLITE BCGERSEKN-KNACGHRICHLEH. Paris, 10. Mai. 5proc. Rente pr. complt. 88. 95. i cour. S9. proc. pr. Compt. 63. 5. fin our. 683. Ib sproc. Neapol. pr. eompt. 69. 20. in cour. 69. 25. 5pro Span. Rente perp. 54. . Frankfurt a4. M., 13. Mai. Oesterreichische sprocentih Metalliques S833. 333. 4procentige 733. J5rz. 2pprocentige d 1procentige 187. Brief. Bank⸗Actien 1754. 1252. Parti, BSbligationen I6z. 11655. Loose zu 160 Fl. 158. Brief. Polnischt Loose 465. 453.
Redacteur John. Mitredaeteur Cottel.
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) Siehe das gestrige Blatt der Staats⸗-Zeitung.
Gedruckt hei A. W. Hayn.
Betreff des Juli-Kreuzes und der dagegen er tionen: Si mächtigste Bundesgenosse einer loyalen Regierung. für sie, wie sie für ihn. . r so wenig gegen die Regierung, als diese gegen das Gesetz versto⸗ ßen. ; f .. Publikum, das seit einigen Tagen den Debatten folgte, die sich über die Förmlichkeiten bei der Verleihung des Juli⸗-Kreuzes er— hoben hatten, hat die Augen geöffnet und seine Meinung abge— geben, rtheilsspr er zogernd omm! Appellation zuläßt, ist nicht günstig für die Männer ausgefallen,
Allgemeine
ischt Staats-Zeitung.
Berlin, Mittwoch den 18ten Mai.
* — . — —
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Kronik des Tages.
Seine Königl. Majestät haben den bisherigen Appellations— und Landgerichtsrath Johann Baptist Artois zu Trier zum hräsidenten des dortigen Landgerichts und den Landgerichts— rath Anton Runten daselbst zum Geheimen Justizrath und Präsidenten der correctionnellen Kammer des gedachten Gerichts Allergnädigst zu ernennen gernht.
Ihre Majestät die verwitwete Königin von Baiern sind mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie von Baiern aus Dresden hier eingetroffen und auf dem Könial. Schlosse in die für Hochstdieselben in Bereitschaft gesetzten Zim— mer abgestiegen.
Angekommen: Se. Excellenz der Königl. General-Post— meister und Bundestags-Gesandte, von Nagler, von Frank— furt a. M. h
Der Wirkliche Geheime Ober-Finanzrath, Präsident der
handlunss⸗Instimis, Rother, von Schlesten. Der Herjogl. Luccaische Prasident, von Trenta, von Lucca. Abgereist: Der Kaiserl. Russische Feldj iger, Lieutenant
Dobrowolski, als Courier nach St. Petersburg.
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
Frankre mich. Paris, 10. Mai. Gestern Vormittag empfingen Se. Ma—
sestät die Glückwünsche der Geistlichkeit, so wie der Militair⸗, Civil und städtischen Behörden des Departements der Seine und Oise zu Höchstihrer Ankunft in St. Cloud.
Der Graf von Flahault ist zum Gesandten am Berliner
Hofe, statt des Vice⸗Admirals und Pairs Grafen von Verhuell, ernannt worden, der diesen Posten nicht angenommen hat.
obenen Reclama⸗ „Der gesunde Sinn der Menge ist der sicherste und Er handelt Vorgestern sagten wir, das Land werde
Der Moniteur enthält neuerdings , Artikel in
Dieses Vertrauen findet sich bereits gerechtfertigt. Das Sein Urtheilsspruch, der zögernd kömmt, aber auch keine
die aus cinem Ehrenzeichen, einem Pfande der Freiheit ein Werkzeug der Unordnung, ein Sinnbild des Mißtrauens machen
wollten. Die anfangs überraschte öffentliche Meinung hat ihren Irrthum erkannt. Das Protokoll einer Versamm—
lung der Dekorirten des Juli, das von einer vorgeblichen
Einmüthigkeit sprach, t Welt pr . vielfältige Reclamationen von derselben Art, wie diejenige, die
gegen die jetzt alle Welt protestirt;
wir gestern bekannt gemacht, und die eine uaserer ehrenwerthesten Magistrats-Personen, der Maire der Vorstadt St. Antoine, ein⸗ gereicht hatte, — dies war schon zu einem Verdammungs⸗Ur— theile des Publikums hinreichend. Eine Berathung der Kom— mission für die National-Belohnungen, die sich so eben für in⸗ kompetent erklärt hat, die Protestationen gegen die Königliche Verordnung vom 2. Mai anzunehmen und zu unterstützen, und die sonach anerkennt, daß die Regierung innerhalb der Gränzen ihrer Befugnisse gehandelt habe, benimmt jetzt auch den Män— nern, welche die wahren Bürger des Juli irre zu führen suchen, den letzten Vorwand. Es ist indessen natürlich, daß in demsel⸗ ben Maße, wie die eines Besseren belehrte öffentliche Meinung sich offener ausspricht, die schlechten Gedanken, die Niemanden haben täuschen können und jetzt auf ihre eigene Ohnmacht be— schränkt sind, sich auch in einem letzten Geschrei Luft machen. Wie verlautet, haben sich gestern Abend (hten) in einer Versammlung, die nach so vielen getauschten Hoffnungen noch stattgesunden hat, so unsinnige, so abgeschmackte Thatsachen zugetragen, daß wir sie, bevor wir nicht neue Erkundigungen darüber eingezogen haben, gar nicht anführen mögen. Solche Thorheiten sind immer ein Zei— chen der verzweifelten Lage derer, die sich dieselben erlauben; und nach der Abneigung, die sich vor diesen wahnwitzigen Ver— suchen gezeigt hat, dürfen wir uns hierüber nicht wundern. Die National-Garden, die Behörden, die Bürger, die wahren Juli⸗ männer, — Alles hat sich auf eine so entschiedene Weise ausge⸗ sprochen, daß man endlich wohl hoffen darf, daß gewisse Mäãän⸗ ner, die sich selbst eben so wenig täuschen, als sie künftig das Publikum täuschen moͤchten, diesen letzten Wink zu benutzen wis— sen werden.“
Der Constitutionnel seinerseits hält sich streng an das Gesetz, um zu beweisen, daß die mit dem Juli⸗Kreuze De— korirten feinen Eid zu leisten brauchten. In Betreff der Mili— tairs und Beamten beruft er sich auf das Gesetz vom 30. Au⸗ gust v. J., in dessen 1stem Artikel es ausdrücklich heiße: „Alle öffentliche Beamten, sey es im Justiz- oder im Verwaltungs⸗ Fache, so wie die Offiziere von der Land⸗ und See-Macht, sind gehalten, folgenden Eid zu leisten: „„Ich schwöre dem Könige der Franzosen Treue, der Verfassunzs-Urkunde und den Gesetzen des Landes aber Gehorsam.““ Jeder andere Eid kam nur kraft eines Gesetzes von ihnen verlangt werden.“ Das Gesetz vom 30. Dejember 1830 (fügt das gedachte Blatt hinzu), wodurch die Juli-Decoration eingeführt worden, erwähne aber eines Eides mit keiner Sylbe. — Der Courrier frangais sagt am Schlusse eines Artikels über denselben Gegenstand: „Das Ministerium fühlt, daß es einen Fehler bhezangen hat;
Haupt-Ver valtung der Staats-Schulden und Chef des See-
statt ihn aber wieder gut zu machen, will es lieber die Folgen desselben noch verschlimmern; es will lieber der Regierung Feinde zuziehen und das moralische Ansehen, das sie umgiebt, gänzlich vernichten, als zugeben, daß es sich geirrt habe.“ h .
Der Mesfager des Cham bres verfichert, daß die Herren v. Laborde, J. Laffitte und Odilon-Barrot an der Versammlung der Dekorirten in dem Lokale der „Grande-Chaumiere“ am Gten d. M, nicht Theil genommen haben, wie solches von einigen 6öf— fentlichen Blattern behauptet worden sty. Das gedachte Blatt bemerkt nachträglich über jene Versammlung: „Jetzt, wo die Opposition dts Juli auch ihren Eid im Ballhause gehabt hat, wo sie sich durch Aufstehen und Sitzenbleiben fur eine über allen auderen Staatsgewalten stehende Aristokratie mit besonderen Rechten erklart hat, jetzt wird sie nicht mehr, wie noch vor eini— gen Tagen, ironisch fragen, ob im Juli wirklich eine Revoltition stattgefunden habe; sie darf nur ihr Knopfloch ansehen, um sich davon zu überzeugen. ken ein; wir fragen, ob nach der Revolution nicht eine Verfas— sinig gegeben wurde, ob auf die ausgewanderte Dynastie nicht
Uns aber fällt bei der Sache ein Beden-
eine andere folg'e, ob nicht eine Charte, welche die Rechnung mit der Vergangenheit abschloß und alle Rechte und Hoffnun— gen der Zukunft ordnete, erörtert und angenenimen wurde. Wir fragen dann weiter, woher der Erste Beste, weil er im Juli eine inte abgeschessen hat, sich far berechtigt halten kann, alle Siaatsgewalten und unsere ganze gesellschaftliche Existenz in Frage zu stellen, wie wenn die Revolution nur für ihn und einige
gute Feeunde geschehen und ihnen im voraus freigestellt worden ware, damit zu machen, was sie wollen.“
Die Gazette de France sieht sich durch den Streit, wozu die Stiftung des Jul-Kreuzes Anlaß gegeben hat, zu fol— genden Betrachtungen veranlaßt: „Die Forderungen der Juli— männer haben einen politischen Zweck, den es nicht schwer hält herauszufinden; sie wollen nämlich durch ein besonderes äußeres Zeichen diejenige Partei kenntlich machen, die, nachdem sie das legitime Königthum durch die Insurrection umgestürzt hat, sich als ein Princip betrachtet, das älter als das neue Königthum ist, und da sie sehr wohl weiß, daß in politischen Dingen das Aeltere auch das Höhere ist, so will sie sich über der Regierung eine Existenz und Konsistenz bewahren, die unter gewissen Um⸗— ständen einen wirksamen Einfluß ausüben könnten. Diese Ab⸗— sicht geht klar aus den Worten des „National“ hervor, daß es zwischen der vorigen und der jetzigen Regierung eine Volks-Diktatur gegeben habe, und daß, wie Ludwig Philipp seine Krone dieser Diktatur verdanke, also auch die Juli⸗Männer ihre Auszeichnung derselben verdanken wollten. der Aeußerung der „Tribune“, daß die Juli⸗Männer eines poli— tischen Zeichens bedürften, das genug in die Augen falle, inn eintretenden Falls der Sache der Freiheit dienen zu können. Man will also die Diktatoren durch ein äußeres Zeichen kennt— lich machen, und um der Diktatur noch mehr Gewicht zu geben, hat man in der Versammlung der „Grande-Chaumiere“ das Ordensband durch einen Stürmer der Bastille vertheilen lassen, damit die eine Revolution sich gleichsam auf die andere stutze. Die Regierung ihrerseits, die sich ven jenem dem neuen Kö— nigthume vorangegangenen Principe gern losmachen möchte, bemüht sich jetzt, die Partei, die über ihr stand, un— ter sich zu stellen:; sie verlangt daher einen Huldigungs— Eid von den Mannern, denen sie ihre Existenz verdankt, und versucht, die Zeitfolge zu verdrehen, indem sie auf das Zeichen der Juli-Diktatur die Worte: „Gegeben von dem Kö— nige“ setzt. Daß eine solche Gedanken⸗Verwirrung bei den Re⸗ volutions-Männern uble Aufnahme gefunden hat, darüber darf man sich nicht wundern. Was sich in der Grande⸗Chaumiére zugetragen hat, ist ein unheilbares Uebel für das Ministerium. Allen Denen den Prozeß zu machen, die, ohne den Eid geleistet zu haben, den Orden schon jetzt anlegen, — dies würde die Krafte und den Eifer des Herrn Persil übersteigen. Dem Betragen der Dekorirten aber ruhig zuzusehen, wäre eben so verdrießlich. Jeden⸗ falls muß man aus diesem Umstande schließen, daß die Regie⸗ rung von einem Prineipe beherrscht wird, das ihr die Verwal— tung des Landes äußerst schwierig macht.“
Der Temps meldet: „Gestern Abend begaben sich einige junge Leute, nach einem in den „Vendanges de Bourgogne“ gehaltenen Gastmahle, nach der Porte-Saint-Dénis und nach dem Börsenplatze, indem sie aufrührerisches Geschrei ausstießen und die Carmagnole sangen. Mehrere von ihnen wurden ver⸗ haftet.“ J
Im Globe liest man: „Gestern Abend gegen 10 Uhr zog ein ziemlich zahlreicher Volkshaufe die rue neuve St. Augustin hinab nach dem Vendome-Platze, tanzte hier um die Säule, knieete nieder und stimmte die Marseillaise an. Hierauf ließ sich das Geschrei: „„Es lebe die Republik! Es lebe das souve— raine Volk!““ vernehmen, und einige Stimmen, welche die der Rädelsfithrer zu seyn schlenen, riesen: „„Nach dem Revolu—⸗ tions-Platze!““ Der Haufe begab sich auch wirklich dorthin und erneuerte den Tanz um das noch unvollendete Denkmal auf der Mitte des Platzes. Bei einem Wachthause vorbeiziehend, riefen Viele: „„Es leben die Linien-Truppen!““ Auf seinem Wege nach dem Palais-Royal wurde der Volkshaufe durch einen Poften der National-Garde zerstreut.“ — Auch heute fanden Volks-A1Aufläufe auf dem Vendome-Platze statt. Bei der Saule waren Dragoner, Linien-Truppen und einige Abtheilungen Na⸗ tional-Garde aufgestellt, welche mehrere Individuen verhafteten.
Aus Nismes wird gemeldet: „Das Namenssest des Kö⸗ nigs wurde hier höchst glänzend gefeiert. Der städtischen Natio⸗ nal-Garde hatten sich 2 — 3060 Mann aus der Umgegend zu einer großen Revue angeschlossen. Nachmittags wurde ein Fest⸗ mahl veranstaltet, zu welchem die Tische eine ganze Straße ent⸗ lang aufgestellt waren. Auch ließ man einen dreifarbigen Luft⸗ ballon auffteigen. Abends war die Stadt erleuchtet; im Schau— spielhause wurde ein glänzender Ball gezeben. Kein nnangeneh—⸗ mer Vorfall störte die Freude des Tages.“ 5 .
Vorgestern ist in Orleans der Jahrestag der Befreiung die⸗ ser Stadt durch Johanna von Arc gefeiert worden. Der An⸗ ordnung des Masres zufelgt, wurden Abendt miver zur Anfün⸗
Jene Absicht ergiebt sich ferner aus
digung des Festes 21 Kanouenschüsse gelöst. Am folgenden Tage früh um 11 Uhr versammelte sich dse National-Garde in Pa— rade⸗Uniform auf dem großen Platze. Die Büste der Jungfrau wurde dann, von der National-Garde und den Civil- und Mi⸗ litair⸗Behörden der Stadt umgeben, im Triumphzuge und unter Kanonendonner durch die Stadt getragen. Der Orlsangis, ein dort erscheinendes Blatt, tadelt den Maire, daß er die Geisi—⸗ lichkeit, die in früheren Jahren an diesem Tage eine große Pro— zession hielt, nicht zur Theilnahme an der Feierlichkeit einge⸗ laden hahe.
Die Quotidienne zeigt an, daß die Herzogin von Berry durch den Gebrauch des Bades zu Bath von dem rheumatischen
Uebel, woran sie einen Theil des Winters über gelitten, voll—
kommen hergestellt sey.
Gestern erschien ein ehemaliger Königl. Gardist, Namens Coudé, der jetzt als Schneider in einer hlesigen Kaserne gegen Tagelohn arbeitet, vor den Assisen, weil er ein von ihm selbst verfertigtes Gedicht, worin die Person des Königs beleidigt wird, aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in den Hof der Kaserne geworfen hatte, wo es von den dort liegenden Municipal-Gar⸗ disten gefunden wurde. Der Anwalt des Angeklagten bemerkte, daß der Hof einer Kaserne kein öffentlicher Ort sey, wenn man auch einräumen müsse, daß das Gedicht für den König beleidi— gend sey; das Gesetz setze aber nur für die Beleidigung des Kö— nigs an einem öffentlichen Orte eine Strafe fest. In Berück⸗ sichtigung dieses Umstandes verurtheilte der Assisenhof den An— geklagten nur in die Kosten, nachdem die Jury ihn von der
Haupt⸗Anklage freigesprochen hatte. Ein anderes Individuum, das am 3. März in der Mitte eines Auflaufes gerufen: „Es
lebe der Kaiser! Es lebe die Republik! Brod oder den Tod!“ und beleidigende Aeußerungen gegen den König hinzugefügt hatte, wurde zu jährigem Gefängniß und einer Geldstrafe von 500 Ft. verurtheilt.
Der Assisenhof zu Bordeaur hat den Redacteur des dort erscheinenden Blattes „le Propagateur“ wegen Beleidigung der Person des Königs zu fechsmonatlicher Haft und einer Gelestrafe von 1200 Fr. verurtheilt, den Drucker des Blattes aber frei⸗ gesprochen. 6
Aus Angers vom 7. Mai wird geschrieben: „Die Nach⸗ richten aus Sgré und Cholet sind vollkommen beruhigend; es war in diesen Bezirken durchaus nichts Neues vorgefallen. Die Banden von Sortant Und Delaunay werden unablässig von den Truppen verfolgt und müssen zuletzt den Anstrengungen und dem Mangel unterliegen; ohne Vereinigungspunkt und hestimmten Zweck irren sie, vom Zufall getrieben, umher. Das Marschland der Vendée ist von den Banden, die sich darin aufhielten, ge⸗ säubert; was nicht gefangen wurde, hat sich in den unter dem Namen Buschland (ie Bocage) bekannten Theil dieser Provin geworfen.“
Die Fürstin von Talmont, Witwe des Generals, der im Jahre 1792 in der Vendée im Kampfe für die Sache des Kö⸗ nigs fiel, ist gestern hierselbst mit Tode abgegangen.
Bei der Akademie der Wissenschaften ist eine Schrift des Doktor Bennati über die physische Constitution Paganini's ein⸗ gegangen, die der Verfasser als eines der Haupt-Elemente der Virtuosität dieses Violinspielers betrachtet.
Herr Fabien überreichte vor einigen Tagen der Witwe Ben⸗ jamin Constants eine Beileids-Adresse der farbigen Einwohner von Martinique, deren eifriger Vertheidiger der Verstorbene in der Deputirten⸗Kammer war, so oft ihre Sache zur Sprache kam.
Großbritanien und Irland.
London, 11. Mai. Ihre Majestät die Königin hatten vorgestern Abend einen zweiten sehr zahlreich besuchten Bal pars im Palaste von St. James veranstalten lassen. Gleich nach 10 Uhr erschienen Ihre Majestäten, worauf der Tanz begaun. Die Königin tanzte eine Quadrille mit dem Herzog von De— vonshire; um 1 Uhr nach Mitternacht fand ein glänzendes Sou⸗ per statt, nach dessen Beendigung wieder bis gegen 4 Uhr Mor— gens getanzt wurde.
Gestern und vorgestern Nachmittag hatten die Minister der großen Mächte im auswärtigen Amte Konferenzen über die Belgischen Angelegenheiten, die gegen 3 Stunden dauerten.
Der Ausschuß, dem die Oberleitung des zu Ehren Sr. Ma⸗ jestät beabsichtigten Festes in Guildhall übertragen ist, versam— melte sich gestern, um die Antwort des Königs auf die an den— selben ergangene Einladung zu vernehmen. Der Vorsitzer las eine vom Minister des Imnmiern an den Lord⸗Mayor gerichtete Mittheilung vor, in welcher das lebhafte Bedauern Sr. Majestät ausgedrückt wird, Ihrer erschütterten Gesundheit wegen für diesesmal die Einladung nicht annehmen zu können, wobei der Minister hinzufügt, daß er in Beziehung auf die in öffentlichen Blättern bei Gelegenheit der allgemeinen Erleuchtung dem Lord— Mayor gemachten Vorwürfe zu der Erklärung autorisirt worden sey, wie nur Rücksichten für Ihre Gesundheit Se. Majestät ver— anlaßt hätten, dem Vergnügen zu entsagen, die Einladung an— zunehmen. Dieses Aktenstück wird morgen dem versammelten Gemeinde-Rath vorgelegt werden.
Lord Palmerston kehrte Sonnabend Morgen von Cambridge zurück. Der Oesterreichische, Preußische und Spanische Gesandte besuchten ihn im auswärtigen Amte.
inter den neuerdings erwählten Parlaments-Mitgliedern bemerkt man den Marquis von Chandos für Buckingham, Hrn. C. W. Wynn für Carnarvon, Hrn. Calvert für Herfortshice und Lord Morpeth nebst drei anderen Reform-Freunden für die Graf— schaft York.
Gestern fand in dem nahen Brentfort die Wahl der beiden neuen Parlamentsalieder für Middlesexr statt. Schon früh Morgens war die Straße nach Brentfort gedrängt voll von Rei⸗ tern, um die srüheren Repräsentanten der genannten Grafschaft, die Herren Byng und Hume, dahin zu begleiten; von mehreren Häusern sah man Fahnen und Paniere wehen, und dajwischen ertönte das Glockengeläute benachbarter Kirchen. Als die Er— warteten in einem mit vier Pferden bespannten Wagen erschie⸗ nen, brach dit Menge in ein überlauteß, einigt Minuten kan
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