dauerndes Geschrei „Byng und Hume für immer“ aus; Reiter mit fliegenden Fahnen umringten den Wagen, und so ging es in langsamem Trott und fortwährendem Jubel fort bis Breut— sort, wo der Zug mit dem größten Jubel empfangen wurde.
C 22 3 6 In der bald darauf folgenden Wahl-Versammlung trat zuerst Hr.
Serjeant Pell auf und äußerte sich in Bezug auf die neu zu er— wählenden Repräsentanten zu Gunsten der Herren Byng und Hume. Von Ersterem sagte er unter Anderem, er habe die Graf— schaft während 10 Jahren in iz auf einander folgenden Parla— menten würdig und im Interesse der Grafschaft repräsentirt; nachdem er darauf auch Kerrn Hume das größte Lob ertheilt, , . er die dermalige Lage Englands in Beziehung auf die Reform und machte auf die möglichen furchtbaren Folgen auf— merksam, wenn letztere nicht zu Stande käme, indem, bei aller Duldsamkeit des Englischen Volks, die Dinge auf einen Punkt kommen könnten, wo diese Eigenschaft keine Tugend mehr seyn würde. Er nahm dabei Gelegenheit, des Lord-Kanzlers auf das allerrühmlichsie zu erwahnen, so wie der Lords Cavendish und Russell, von denen er unter Anderem sagte, daß ihre Vorfahren bereits für das Land anf dem Schaffott 89 und im Felde gefochten, und daß sie selbst, als würdige
achkommen derselben, jetzt dieselbe Laufbahn betreten hätten. Dem Könige hielt er eine lange Lobrede, die durch haufige laute Beifallszeichen der Versammsung unterbrochen wurde. Gegen den Schluß seiner Rede sprach er seinen Wunsch aus, zur Ehre und zum Besten Englands die Sklaverei und die Todesstrafe in allen seinen Besitzunzen aufgehoben zu sehen, und erklaͤrte dann, daß er für die Aufrechthaltung der Pairs-Kammer sey, jedoch auf die Abschaffung der Mißbräuche bestehen müsse, die sie sich in Ausübung ihres Einflusses habe zu Schulden kommen lassen. Er endigte damit, Herrn Byng zum neuen Parlaments-Gliede vorzuschlageu. Darauf trat Sir J. Deott Lilley auf und schlug Herrn Hume als zweiten für Middlesex zu erwählenden Repräsentantein vor. Beide Voͤrge— schlagene wurden einstimmig gewählt und, nachdem die ganze Ver— sammlung ein lantes „God save the King“ abgesungen, auf ihrem Rückzuge durch laute Beifalls-Bezeugungen der jubelnden Menge bis außerhalb der Stadt begleitet.
Die letzte Nummer der Quarterly Review enthält einen Artikel über Parlaments-Reform, worin es heißt: „Die Mini— ster wurden durch eine Gewart angetrieben, deren sie sich nicht gewachsen zeigten, weil sie nicht die Krast besaßen, ihr zu wider— stehen. mit großem Beifall, steigerte von diesem Augenblick an taglich ihre Forderungen und bestand auf die Etsüllung mit einer so mächtigen Stimme, daß die Regierung nichts zu erwidern wagte, ein Umstand, auf den sie vielleicht kaum vorbereitet war. Bitt— schriften für Parlaments-Reform liefen nun in Menge von allen Seiten ein; und statt der vierzehn, welches die ganze Anzahl de— rer war, die bei dem Hause in der Sessien von 1839 einliefen, wurden diesmal schon vor dem 4. März 645 auf die Tafel ge— lezt. Auf diese Weise befand sich das Land zum erstenmale, seit die jetzt regierende Familie den Thron inne hat, in der außerordentlichen Lage, daß die Minister der Krone, wel— chen die walt zu Gebote steht, sich in eine Verbindung mit einer verachtlichen revolutionnairen Faction eingelassen haben, um, un— terstützt von einem großen, aber irre geleiteten Theil der mittleren und niederen Klassen und einigen wenigen in Furcht gejagten oder fanatischen Personen der höheren Klasse, eine große Ver— änderung in den alten Einrichtungen des Reichs herbeizuführen, ganz in! Widerspruche mit den Interessen und Wünschen der großen Masse der Aristokratie und einiger der Reichsten und An— gesehensten der anderen Stände. Bei der Bekanntwerdung der Bill setzten die Zeitungen ihre Kräfte mit erneuter Kühnheit in Bewegung. Es wurden nicht allein alle Beweisgründe, welche nicht für die Maaßregel sprachen, sorgfaltig verdeckt, sondern auch das alleroffenste System der Drohung gegen diejenigen gebraucht, welche in irgend einer Art gegen die Bill in Opposition treten würden, und gegen das ganze Land, falls dieselbe scheitern sollte. Der Eine versucht es, uns durch die Versicherung in Angst zu versetzen, „daß eine Revolution, durch die Verweigerung der Reform und durch das hartnäckige Aufrechthalten des gegenwär⸗ tigen Bestechungs⸗-Systems hervorgerufen, in der That schrecklich sehn würde, denn sie müsse mit Blut bezeichnet werden!“ Ein Anderer, und dieses ist das anerkannte offizielle Organ aller sich folgenden Verwaltungen (der Courier), droht dem Parlamente mit Zerstörunz und Niedermetzelung in Worten, wie diese: — „von Tausend verlangen Neunhundertneunundneunzig die Re— form und verwünschen die Opposttien, welche sich dagegen er⸗ hebt — sie sind bereit, zum Aeußersten zu schreiten, um den Thron gegen diejenigen zu beschützen, die ihn dadurch, daß sie ihm die Achtung rauben, umstürzen wollen. Neunhundertneun⸗ undneunzig von jedem Tausend sind bereit, wenn es Noth thut, ihr Leben daran zu setzen, um die Grundsatze einer Verfassang zu vertheidigen, welche Andere, indem sie ihre Mißbräuche ver— längern, gern zu Falle bringen möchten.“ Ein ahnlicher Ton wird in den öffentlichen Versammlungen angenommen — wo man übrigens nichts von dieser achten Manisestatien der Volks— Gesinnung findet, die man bei der katholischen Frage wahrnahm, und wo ein kleiner, lärmender und unermüdlicher Haufen Radi— kaler es auf sich nimmt, den Reichthum, das Talent und die achtbaren Theile des Landes zu vertreten.“
Der Courier erwidert auf diesen Artikel: „Es dürfte schwer seyn, in so wenigen Zeilen eine größere Masse von Unrichtigkei— ten und falschen Argumenten anzuhäufen, wie es hier geschehen ist. Weit entfernt, einer Macht nachzugeben, welcher zu wider⸗
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Es scheint, daß die Meinung, die man letzthin an der Börse efaßt hatte, daß die Englische Bank in Bezug auf ihren Um— fi einen bestimmten Gründfatz angenommen und die Absicht aufgegeben habe, eine fernere Beschränkung eintreten zu lassen, voreilig war. Der Verkauf von Schatzkammer -Scheinen hat heute wieder begonnen, und, wie einige sagen, bis zum Belaufe von 200,000 Pfund; und die vorherrschende Meinung ist jetzt, daß man damit eine Zeit laug in dem Maße fortfahren werde, wie es die Lage des Geldmarktes erlaubt. „Der Grund“, sagt die Times, „welcher die Bank veranlaßt, die Circulation so zu
schwankende Politik der Bank und die gänzliche Unbekannt⸗ schaft derselben mit der eigentlichen Lage der Geld⸗-Interessen ist ein großes Uebel, und man verfolgt ihre Unternehmungen mit großer Aengstlichkeit.“
Beinahe die ganje Presse empfing ihre Zusichermungen
anze Macht und der Einfluß der exekutiven Ge⸗ Patrioten acht bewaffnete Schiffe zu ihrer Verfügung haben,
stehen sie nicht die Kraft besaßen, folgten die Minister vielmehr
Auf die Nachricht, daß Hr. Hunt auf seiner Reise von Pre— ston nach Manchester durch Bolton kommen würde, hatten sich dort zu seinem Empfange zwischen 15 — 0,000 Menschen ver— sammelt, die ihn bei seiner Ankunft mit Freudengeschrei bewill— kommneten. In dem Saale, aus dessen Feustern hinaus er frü— her seine Reden an das Volk zu halten pflegte, gerieth er sogleich in Wortwechsel mit dem Herausgeber einer Zeitung, die seiner in beleidigenden Ausdrücken erwahnt hatte, und wiederholte dann, als sich die dadurch entstandene Verwirrung gelegt hatte, dieselbe Rede, die von ihm früher in Blackburn und Maunchester gehal— ten worden war. Tages darauf fuhr er nach Manchester.
„Wir sind“, heißt es im Courier, „zu der Anzeige er— mächtigt, daß Alles, was in Frauzösischen Blättern über eine angebliche Unterhandlung zwischen Mexiko und Spanien, in Be— zug auf die Theilung der Spanischen oder sogenannten Cortes— Schuld, oder irgend eine andere pekuniäre Verhandlung ge— sagt wird, unwahr ist. Wir wissen, daß kein Mexikanischer Agent in Europa vom Spanischen Gouvernement die geringste Mit— theilung hinsichtlich des oben erwahnten Gegenstandes erhalten hat,
und wir vermuthen daher, daß diese Nachricht von denen ver- breitet ist, welche es früher schon so gut verstanden haben, die Wir z wenn selbst Spanien ein soölches Projekt oder eine sosche Absicht nährte, es kein solches Resultat s 2 9 2 j
chen Verschwörung gegen den in ganz Belgien so hoch geachte⸗
Spekulanten der Pariser Borse zum Besten zu haben. kennen auch hinzufügen, daß,
heroorbringen könnte, weil die Mexikanische Regiermig schon vor langer Zelt vermittelst ihrer diplomatischen Azenturen erklärt hatte, daß sie mit Spanien nur auf der Basis einer ubeding⸗ ten Anerkennung und auf demselben Fuße, wie sie mit anderen Mächten negocisre, unterhandeln würde.“ :
Man hat heute auf Lloyds Kaffeehaus durch das Schiff „Chanticleer“, welches in Falmouth angekommen ist, die Nach— richt erhalten, daß die Inseln Fayal und St. Michael durch eine Expedition von Terceira genommen worden seyen. Hinsichtlich St. Michaels hat man an der Börse einige Zweifel gehegt, aber die Einnahme von Fayal wird als gewiß betrachtet. St. Michael war wenigstens am 28sten v. M. noch nicht erobert, denn von diesem Batum sind Briefe von daher in der Stadt, worin gemeldet wurde, daß das Geschwader von Terceira Pico genommen habe, daß es von dort nach Fahal und später nach St. Michael gehen würde. Man sagt, daß die Portugiesischen
um die Truppen nach St. Michael hinüberzubringen. Von die— ser Insel war ein Schiff nach Lissabon gesezelt, um Verstärkung zu holen, und man sagt, daß der Britische Konsul durch den „Chanticleer“, zur Hinsendung eines Kriegsschiffes aufgefordert habe, um die Beitischen Interessen zu beschützen, im Fall die erwartete Invasion stattfinden würde.
Nach Berichten aus Halifax vom 31. März hatte in der Stadt St. Johns in Newfoundland eine große Feuersbrunst siattgeftinden, die vieles Eigenthum zerstorte und gegen 20 Fa— milien ihres Ohbdaches beraubte; glücklicher Weise ging kein Le⸗ ben verloren.
— — London, 10. Mai. Obgleich die Universitäten (Ox— ford, Cambridge und Dublin) bei uns die Grundlagen des Kon— servativ-Princips, fast alle kleinere Städte (wovon die meisten durch die beabsichtigte Reform in ihren Rechten angegriffen wer— den) und endlich selbst ein paar Grafschaften Anti-Reformisten erwählt haben, so berechnet man doch unter den 447 bereits er⸗ wählten Mitgliedern einen Gewinn von 93 oder gä für das Mi— nisterium. Und da diejenigen, welche noch nicht erwählt sind, größtentheils den Englischen Grafschaften in Irland angehören, wo der demokratische Geist der herrschende ist, so läßt sich gar nicht zweifeln, daß bei der nächsten Entscheidung des Parlaments die Stinmen ziemlich nahe wie 2 gegen 1 für die ministe— rielle Reform ausfallen werden. Daß nnter solchen Umstän— den das Oberhaus es unternehmen sollte, sich dem Willen der Nation in irgend einem Hauptpunkt entgegemusetzen, steht kaum zu erwarten, aber wäre dies auch, so darf man wohl glauben, daß die Regierung mit derselben Entschlossenheit, mit welcher sie das Parlament auflöste, auch eine hinlängliche An— zahl neuer Pairs creiren wird, um ihren Sieg gewiß zu machen. Hat man sich ja doch schon oft dieses Mittels bedient, wenn es die Erreichung geringerer Zwecke galt; könnte man es also dem Ministerium verargen, wenn es dasselbe ergriffe, um auf gesetz— lichem Wege eine Maaßregel durchzusetzen, die sonst durch Ge⸗ walt errungen werden würde? Feinde der Regierung haben das Gerücht verbreitet, sie beabsichtige die Reformfrage bis zum Herbst hinauszuschieben; aber selbst die vernünftigen Tories schmeicheln sich nicht, daß ihre Gegner so unvorsichtig seyn könnten, einen Schritt zu wagen, der sie um alles Vertrauen bei der Nation bringen müßte, wenn er auch keine schtimmere Folgen für die Ruhe des Landes hätte. Es ist freilich wahr, daß die Verhand—
nur den Vorschriften ihrer Vernunft und lösten das Wert em, lungen über die einzelnen Verfügungen der Bills in beiden welches sie gegeben hatten, als sie sich noch in der Opposition be⸗= Häusern an 2 Monate rauben würden, und daß das eben auf⸗
fanden. Wir läugnen nicht, daß sich eine Macht kund gegeben hat, welcher kein Ministerium zu widerstehen im Stande gewesen wäre, ohne das Land heftigen Erschütterungen auszusetzen — denn diese Macht war die öffentliche Meinung, welche früher oder spätet, es sey unter welchem Ministerium es wolle, gesiegt haben würde. Aber es ist eben so falsch, als unedelmüthig, zu sagen, daß Männer, die, als sie noch nicht im Amte waren, in jeder Session für Parlaments⸗Reform gekämpft haben, und die, sobald sie Minister wurden, das Werk der Wiedergeburt vornah— men, ohne welches, ihrer Ueberzeugung nach, das Land zu Grunde gehen müsse — daß solche Männer nur einer Macht gehorchten, dey zu widerstehen sie nicht Kraft genug besäßen; denn ihren ei⸗ genen Grundsatzen gemäß, die sie darlegten, als sie noch nicht im Amte waren, und nur nach diesen dürfen sie beurtheilt wer⸗ den, besteht eben das Löbliche ihres Verfahrens darin, daß sie einem Impulse gehorchten, den sie selbst mit veranlaßt hatten, und den sie auf eine angemessene Weise würdigten, während die Führer der anderen Partei die Sicherheit des Thrones und der Verfassung aufs Spiel setzten, indem sie der offentlichen Mei— nung widerstanden.“
gelöste Parlament andere nöthige Arbeiten, welche sich gewiß nicht in weniger Zeit abmachen ließen, liegen lassen müßte; um jedoch das Mittel zu treffen, ist es wahrscheinlich, daß man sich für jetzt damit begnügen wird, von beiden Häusern den Beschluß fassen zu lassen, daß alle Städte, welche nicht eine bestimmte Anzahl Einwohner enthalten, ihre Repräsentanten entweder gan oder zum Theil verlieren sollen. Dies sieht man von beiden Seiten für die Hauptsache an; und die Vertheilung der dadurch gewonnenen Mitglieder, so wie die Qualification zum Stimmen ließen sich dann füglich bis zu einer neuen Versammlung des Parlamentes im Oftober verschieben, während bis zum August die sonstigen Geschäfte desselben beendigt werden könnten. Man versichert auch mit großer Wahrscheinlichkeit, die Regierung habe wieder bedeutende Modificationen in ihrem Plan gemacht; unter Anderm heißt es, daß sie nicht mehr gesonnen sey, das be— stehende Verhältniß in der Vertretung der 3 Königreiche bedeu— tend zu verändern, dagegen aber (um die Kaufmannschaft mehr für sich zu gewinnen), den Haupt-Kolonieen Vertreter im Parla⸗ ment zu gestatten. — Der Besuch des Konigs in der City ist wieder verschoben und als Ursache die Unpäßlichkeit des Königs
beschränken, kann nur den Direktoren bekannt seyn; aber die
angegeben, der gewöhnlich um diese Jahreszeit Anfälle von Gicht zu häben pflegt. Die wahre Ursache aber ist ohne ö. daß der Monarch nicht im gegenwärtigen Kampfe der Parteien als Anhänger einer derselben zu erscheinen wünscht, was gewisserma— ßen der Fall seyn würde, wenn er in dleser bewegten Zeit den Lord- Mayor mit seinem Besuch beehrte, welcher Magi strats-Beamte, obgleich er gerichtlich bewiesen hat, daß er nicht, wie ihn emige Oppositions-Journale beschuldigt, in seinem Eifer seine Amtspflicht vernachlässigt hat, doch zu sehr seine po— litischen Gesinnungen in seinem Amte hat vorwalten lassen. Auch würde der Pöbel wieder die Bewohner der Hauptstadt zur Be— leuchtung ihrer Häuser zwingen wollen und wahrscheinlich um so mehr Verheerungen anrichten, als es sich ergeben hat, daß, wie das Gesetz jetzt abgefaßt ist, Niemand, dessen Fenster vom Pöbel zerschlagen werden, wenn solches nicht geschehen ist, um das Haus zu berauben, eine Entschädigung von der Kommune zu fordern berechtigt ist. — Der unermürliche Lord Brougham foll alle Prozesse des Kanzlei-Gerichtshofes bereits geschlichtet und sich erboten haben, jetzt dem Vice⸗Kanzler zu helfen. Solche
Arbeit würde einen neuen Beweis von den merkwürdigen Ta-
lenten jenes berühmten Rechtsgelehrten liefern.
men, an d e.
Brüssel, 11. Mai. Die Emancipation sagt in Be— zug auf die (gestern mitgetheilten) im Courrier enthaltenen Nach⸗ richten: „Eine Zeitung glebt sich die großte Muhe, um glauben zu machen, daß gesiern hier eine Bewegung stattgefunden habe, die sie mit dem Ramen einer Französisch-Oranischeu bezeichnete.
Diese ganze Bewegung bestand aus nichts Weiterem, als aus
den Excessen einiger betrunkenen Menschen, die am Montage nichts Seltenes zu seyn pflegen. welche die Zeitunz die Burgergarde zu Fuß und zu Pferde und die ganze Garnison der Stadt aufmarschiren läßt. indessen noch besser unterrichtet und können unseren Lesern sagen, wie sich die Sache eigentlich verhielt. Von Gent aus ist ein panischer Schrecken in Herrn Lebeau gefahren. Er fürchtete einen gegen ihn gerichteten Volks-Aufstand und fand es für seine persönliche Sicherheit ersprießlich, eine Zuflucht auf seinem Landhause zu suchen. Es war also nicht einer angebli—
ten und geliebten Regenten, sondern seiner eigenen Sicherheit wegen, daß Herr Lebeau die ganze Stadt in Bewegung brachte.“
In der Emancipation heißt es: „Der für Gent ernanntt Gouverneur Herr Banderlinden ist zurückberufen und der Baron von Laniberts bestatigt worden. Herr Lebeau hat mithin einge— sehen, daß die Bewohner von Gent Recht hatten, als sie riefen: „„Nieder mit den Ministern!““ Er hat eingesehen, daß der Baron von Lamberts Recht hatte, gegen den Messager du Gand einen Beschluß zu erlassen, den wir nicht näher bezeichnen wollen. Er hat eingesehen, daß er selbst Unrecht hatte, diesen Beschluß zu mißbilligen; er hat eingesehen, daß er es war, der durch die Absendung des Herrn Vanderlinden nach Gent die dortige öffent= liche Ruhe storte. Ob er aber eingesehen habe, daß er sein Porte— senille nicht länger beibehalten könne, davon hört man noch nichts. Wir unsererseits halten dafür, daß er es, ohne sich zu schämen und ohne Gefahr für das Land, nicht behalten dürfe. Möge Herr Lebeau sich nicht darüber täuschen; er hat eine wirkliche Niederlage erlitten.“ .
Gent, 19. Mai. Da man hier neuerdings die öffentlich Ruhe zu stsren versucht und zu diesem Zwecke die beunruhigend—
sten Gerüchte verbreitet hatte, so fanden es die Behörden da
Stadt für nöthig, einzuschreiten, um der Ausführung solcher böt— willigen Pläne vorzubeugen. Eine Deputation der Bürgergarde und die Offijiere der verschiedenen Truppen der Garnison hatten sich zu diesem Behuf auf dem Waffenplatz versammelt, um sich gegenseitige Unterstutzung in Aufrechthaltung der Ruhe zuzusichern, in welchem Entschluß sie durch eine kräftige Rede des Divisions— Generals Wauthier bestärkt wurden. Diese Scene machte auf die Bewohner den erwünschten günstigen Eindruck.
Polen.
Warschaun, 12. Mai. Die Sitzung der Land boten⸗ Kammer vom 10ten d. ging fast nur mit Fragen über Gegen stände hin, die nicht zur Tagesordnung gehörten. Unter Anderen fragte der Deputirte Gumowski den Finanz-Minister, ob es wahr sey, wie die öffentlichen Blätter gemeldet hätten, daß ut trotz den bestehenden Vorschriften dem Chef einer Abtheilung in der Regierungs-Konmission der Finanzen, Herrn Ostrowski, das Gehalt eines Staatsraths und General-Direktors der indirekten Steuern ertheilt habe, obgleich es bekannt sey, daß dieser Her Ostrowski den zuletzt erwähnten Beamten nicht vertrete. Diese Frage veranlaßte eine weitlanftige Diskussion, nicht nur hinsichtlich des
dem Finanz⸗Minister gemachten Vorwurfs, daß er zu wenig Sparsam⸗
keit beobachte, ohne auf die Bedürsnisse des Landes und die bestehen⸗ den Vorschriften Räcksicht zu nehmen, sondern auch hinsichtlich der von diesem Minister versprochenen und nicht erfüllten Vorlegung ei⸗ ner Liste der einzelnen Beamten-Gehalte zur Durchsicht von Sei⸗ ten der Reichstags-Kommisstanen. Da jedoch die Kommisstons— Mitglieder Zwierkowski und Slaski der Kammer in dieser leh— teren Hinsicht befriedigende Aufschlüsse gaben, endigte die ganse Diskufsien damit, daß der Finanz-Minister erklarte, er werde nicht ünterlassen, den vom Deputirten Gumowski beregten Gt— genstand in Ordnung zu bringen. Hierauf nahm der Deputirte Dembowski das Wort und gab sein Erstaunen darüber zu er—⸗ kennen, daß in Folge der Vorfälle vom 2Aten d. M. zwei Mini⸗ ster, nämlich der des Innern und der des Auswärtigen, zuglei
ausgeschieden seyen, da, wie er meinte, schon das Ausscheiden des einen hingereicht hätte. Er fragte ferner den Finanz-Minister, auf wie lange er sich anheischig mache, mit den offentlichen Fonds die gegenwärtigen außerordentlichen Bedürfnisse zu bestreiten, und ob er, mit Rücksicht auf diese Bedürfnisse, Maaßregeln zut Vergrößerung der Fonds ergriffen habe. Endlich sprach sich der Redner über die National-Regierung aus und meinte, daß die Trennung derselben in Abtheilungen, welche der Leitung einzelnen Mitglieder anvertraut wären, der beabsichtigten Genieinsamkeit in ihren Handlungen entgegenstehe, drückte auch sein Bedauem darüber als, daß die vollständige Zusammensetzung derselben aus 5 Personen, unbedeutender Veranlassungen wegen, fast im⸗ mer auf 3 Personen reducirt zu sehn pflege. Hierauf ent— gegnete der Finanz⸗-Minister, daß sich unter den Fragen des vorigen Redners solche befänden, über die er aus Rücksicht au die jetzige Lage des Landes keine öffentliche Aufschlüsse ertheilen könne. Nichtsdestoweniger behauptete der Landbote Swi⸗ dzins ki, daß es dem allgemeinen Interesse keinesweges nachthei= lig seyn könne, wenn der Finanz⸗WMinister Aufklaͤrungen darüber gäbe, wie weit man mit Kontrahirung einer Anleihe Seitens des landschaftlichen Kredit-Vereins auf die Bergwerke, die eingezogenen Güter u. s. w. vorgeschritten sey, und welche Maaßregeln man hin sichtlich einer Anleihe im Auslande getroffen habe. Dieser Gegenstand wurde jedoch auf den Antrag der Majorität nicht weiter bespro—
Das ist die ganze Sache, für
Wir sind
sn, zumal da der Landbote Solthk in seinem Eifer zußerte, bei der Bereitwilligkeit der ganzen Nation, alles Privat—
mögen für das Vaterland auszuopfern, der öffentliche Schatz
nesweges erschöpft sey, welchem der Deputirte Szanierki ch hinzufügte, daß nach einer privatim gegebenen Erklä— lng des, Finaunz.⸗ Ministers, die Finanzen noch für einen henjährigen Krieg hinreichen würden. Hierauf schritt die mmer endlich zur Tages⸗Ordnung und nahm den Gesetz—⸗ wurf vor, wonach diejenigen Senatoren und Repräsentanten, sche bis zu einem bestimmten Termin den Reichstags-Akten m 18. Dezember vorigen und 25. Januar dieses Jahres ht beitreten, sie mögen sich nun innerhalb oder außerhalb des indes befinden, das Recht, in den Kammern zu sitzen, verlieren sollen. legen diesen Gesetz⸗Entwurf sprach sich der Landbote Tymewski ssfern aus, als er meinte, daß sich unter den aus dem König— che abwesenden Senatoren auch solche befänden, welche, wie 1. B. er Thomas Grabowski in Wien, gegen die Sache der Nation undelten, und daß solche Senatoren unter keiner Bedingung feder in den Senat zugelassen werden sollten. Die Landboten palchnow ski, Niemojowski u. A. machten zwar noch ei⸗ fe Einwendungen gegen einzelne Artikel des Gesetz⸗Entwurfes, deß wurde. der letztere am Ende mit unkedeutenden Verande⸗ ngen einstimmig angenommen und dem Senat übersandt.
Die Polnische Zeitung beschwert sich in sehr bitteren usdrlicken über das von der National⸗Regierung hinsichtlich Gutsbesitzers Raphael Cichocki beobachtete Verfahren. „Alle lätter“, sagt diese Zeitung unter Anderem, „erheben sich gegen e Unverschamtheit, mit welcher jener von dem Kriegsgericht surtheilte Edelmann in Schutz genommen wird, und erstaunen ber den patriotischen Eifer des Repraäsentanten, der mit diesem nirag in der Kammer aufgetreten ist; und die National- Re— fernung, ais ob sie schon auf wohlverdienten Lorbeern ruhte, hweigt und gestattet, daß die moral sche Kraft der Nation durch sesen Umstand geschwächt wird. Wir haben schon vor vier Ta⸗ n auf der Forderung bestanden, daß man wenigstens die Grün— bekannt machen solle, welche die Aufschiebung der Execution hifertigen; aber die National-Regierung verachtet die öffent— ht Meinung, welche sich offen in allen Blättern ausspricht. Mn den gegenwärtigen Llugenblicken ist Gleichgültigkeit gegen das, az allgemeine Gesinnunz schwaͤchen kann, ein unverzeihlicher schltritt. Man achtet die Meinung des Volkes für Nichts, und as Volk bildet die Reihen der Krieger, das Volk erschöpft sich Opfern und ist die Hauptstütze unserer Insurrection. Die egierungs-Mitglieder sollten nur wissen, welche Aufregung und
iche nachtheilige Folgerungen aus der Aufschiebung jener Ere⸗
tion in der Hauptstadt entstanden sind.“
Deutsch land.
München, 12. Mai. Se. Majestät der König haben vor⸗ fstern im Staats⸗Rathe den Vorsitz iu führen gernht.
In der gestrigen öffentlichen Sitzung der Kammer der bgöordneten wurde nach Bekanntmachung des Einlaufs der bgeordnete Sepp beeidigt und sodann die Diskussion über die Beschwerde wegen der durch die Censur-Verordnung vom 28sten sanuar 1831 angeblich geschehenen Verletzung der Verfassung sschlossen. Es sprachen 33 Abgeordnete, dann der Minister v. Fchenk und der Ministerialrath v. Ab el. Die Diskussion ehte sich um die Fragen: wurde durch die Censur-Verordnung Verfassung verletzt? ist eine Anklage gegen den Staats-Mi—⸗ lier des Innern begründet? Bei der ersten Frage wurde für f Begründung der Verletzung der Verfassung angeführt, die ensur-Verordnung enthalte eine authentische Interpretation des Bortes politisch im 5. 2 des III. Edikts; sie enthalte ferner die—⸗ im Edikte widerstreitende legislative Bestimmungen; gegen sel— ge aber: es werde durch sie nichts Neues, nichts der bisherigen zesetzsbung und der usuellen Interpretatisn Wid erstreitendes urch die Censur-Verordnung festgesetzt; in Bejiehung auf die frage hinsichtlich der Anklagestellung wurde bemerkt, daß diese ogleich nicht beschlossen werden zönne, sondern, daß ein besonde⸗ r Ausschuß die Anklagepunkte prüfen müsse; daß der Beweis es Vorsatzes nur durch Indizien geführt zu werden brauche, nd daß diese Indizien aus dem Zusamwienhalte der neuesten zerfügungen des Ministeriums Schenk geschöpft werden mun— m; dagegen wurde bemerkt, ein Ausschuß zur Bearbeitung einer klage konne nur zusammengesetzt werden, wenn beide Kam⸗ nern den Beschluß gefaßt hätten, es sey ein Minister in den Anklagestand zu versetzen; der Versuch, die vorsatzliche Verletzung der Verfassung durch den Zusammenhalt verschiedener Verfügun— hen des Ministeriums zu beweisen, trage die Natur eines Ten— , an sich, ein solcher sey nicht zul ässig.
arlsruhe, 12. Mai. In der öffentlichen Sitzung der jweiten Kammer vom 10. d. machte Secretair Grimm die neu cingekommenen Petitionen bekannt. Die Tages-Ordnung führte mn auf Fortsetzung der Diskussion über den Antrag des Abge⸗ frdneten Knapp, die Revision und Modification des Gesetzes von 1820), die Ablöfung der Herrenfrohnden betreffend, an welcher die Reglerungs-Kommissare, Finanz-Minister v. Böckh, Geheime Rath v. Weiler und Staatsrath Winter, so wie die Abgeord— neten Mittermaier, Regenauer, v. Rotteck, Welker und Andere, Antheil nahmen. Bei der Abstimmung wurden die einzelnen Anträge des Kommissions⸗Berichtes 4 große Ma⸗ srtität angenommen. Luremburg, 11. Mai. Das hiesige Journal ent⸗ hilt den nachstehenden Artikel: „Das Militair-Gouvernement der Bundes-Festung Luxemburg, für die Sicherheit des Platzes kerantwortlich, hatte es sich bisher zum Gesetz gemacht, sich auf feine Weise in die Ereignisse einzumischen, welche sich in den limzebungen zutrugen. Von dem Augenblick an indessen, wo die mnsurrectionnelle Behörde, welche das Land regiert, es unternahm, hre militarischen Organisationen bis auf den allernächsten Kreis der Vertheidigun gs-Lnstalten der Festung vorzuschieben, mußte ein solches Unternehmen vothwendiger Weise die Aufmerksam⸗ it des Gouvernements im höchsten Grade in Anspruch nehmen. Diese Organisationen gewannen endlich sichtbar an Konsisten; urch das Auftreten der Bürgergarde. Man vertheilte in allen örsern der Umgegend, welche au die Außenwerke der Festung hranzen, Waffen, und die solchergestalt gebildete Garde, machte u wiederholtenmalen mit bewaffneter Hand Einfälle in as an die Festungswerke gränzende Gebiet, welches durch Yahle abgesteckt ist; es erfolgten, daraus Handlungen, pbelche den Stempel einer willkürlichen Gewalt trugen. les war mehr, als die Sicherheit der Festung zu dulden er—
laubte; man sah' in dieser Art zu handeln einen Anfang offensi⸗
ber Demonstrationen, besonders da es der entgegengesetzten Par⸗ tei nicht fremd seyn konnte, daß die Rechte der Bundes-Festung durch die Gegenwart einer fremden militairischen Macht unter den Kanonen und so zu sagen vor den Thoren des Platzes ver— kh werden — ein Zustand der Dinge, der dem militairischen Reglement aller Zeiten und aller Völker entgegen ist. Aus wohl⸗ wollenden Rücksichten, die aus dem Wunsche entsprangen, die Um—
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gegenden der Stadt den Einfällen mit bewaffneter Hand zu ent— ziehen, welche die Interessen der Einwohner gefährdeten, und in Folge der Grundsätze der Mäßigung, welche zu allen Zeiten der Militair⸗Verwaltung zur Richtschnur gedient haben, versuchte sie es, den Weg gegenfeitiger Aufklärung eimuschlagen, um die Reclamationen zu erledigen, welche die Umstände unvermeid— lich herbeiführen mußten. Sie stellte der Regierung, welche de facto das Land regiert, zu drei verschledenen Malen die Nothwendigkeit vor, die Waffen zurückzunehmen, welche sie in den der Festung zunächst liegenden Gegenden hatte vertheilen lassen, und machte sie auf die unbeugsame Strenge der Gesetze, welche die Sicherheit der Festung beschützen, aufmerksam. — Da der erste Versuch, um ju einer gütlichen Ausgleichung der Schwierigkeiten zu gelangen, eine ausweichende Antwort zur Folge hatte und die beiden folgenden Mittheilungen ganz ohne Antwort blieben, so würde eine längere Nachsicht eine Schwäche gewesen seyn, die mit den Pflichten unverträglich ist, von denen das Militair-Gouvernement so innig durchdrungen ist. Es mußte seine Rechte durch alle Mittel aufrecht erhalten, welche in seiner Gewalt stehen, und die Verantwortlichkeit für die traurigen Folgen, welche daraus entstehen können, auf diejenigen werfen, welche sie freiwillig und mit Verachtung der drin—⸗ gendsten Rücksichten hervorgerusen hatten. — Das Militair⸗Gou⸗ vernement ließ daher am 9ten d. N. Morgens die Infanterie Waffen wegnehmen, welche in den Dörfern Eich, Dommeldange, Weymerskirch, Hollexich, Bonnevoye, Neudorff und Rollinger— grund ausgetheilt waren. Sie hat sich auf Ausübung dieser ein⸗— zigen, aber unvermeidlichen Maafregel beschränkt, indem sie in Bezug auf viele andere Umstände, welche der Ruhe der Festung entgegen sind, die Augen verschloß. — Die Festigkeit und die musterhafte Ordnung, mit welcher diese zugleich schwierige und unangenehme Unternehmung in Vollzug gesetzt worden, geben den schlagendsten Beweis von dem guten Geist und der Dis—⸗ ciplin der Truppen, welche den Erfolg derselben gesichert haben.“
Herr Thorn, der von der Brüsseler Regierung in Arlon nie— dergesetzte Gouverneur, hatte sich in Bezug auf den kürzlich“) in Neuhoff verhafteten Bauer mit einer Beschwerde an das hie⸗ sige Militair-Gouvernement gewandt. Unserem Journal zu⸗ folge, hat das letztete dem Herrn Thorn unter Anderem geant⸗ wortet: „Aus mehreren Ausdrücken, die in Ihrem Briefe vom 6ten d. M. enthalten sind, geht hervor, daß Sie der Meinung seyen, daß gesetzliche und rechtlich begründete Verhaltnisse zwischen dem Mili⸗ tair-⸗Gouvernement der Festung Luxemburg und der insurrectionnel⸗ len Behörde, welche die Civil-Verwaltung in diesem Lande ausübt, stattfinden können. Obgleich das Militair-Gouvernement sicher— lich nicht zu diesem Irrthum Anlaß gegeben hat, so glaubt es sich doch verpflichtet, um allen Folgerungen dieser Art, welche aus der Korrespondenz, die es mit Ihnen gehabt hat, gezogen werden könnten, vorzubeugen, bestimmt zu erklären, daß diese Mittheilungen in der einzizen und alleinigen Absicht stattgefun— den haben, um, wem es möglich ist, Handlungen der Unter— drückung und jum Schaden des Landes durch ein gemäßigtes und überlegtes Betragen von Seiten der Regierung, welche da⸗ selbst de facto errichtet ist, vermieden zu sehen.“
D erst e re i ch.
Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien vom 7ten Mai: „Es heißt, dem General Dwernieki und einem Theile seines Sffizier-Corps werde Laibach, den übrigen Offizieren aber Grätz zum Aufenthalts-Orte angewiesen, die Soldaten aber würden in Siebenbürgen und Mähren vertheilt werden. — Der Englische Botschafter, Lord Cowley, trifft. Anstalten zu seiner Abreise, da sein Nachfolger, Herr Lamb, in kur⸗ zem hier erwartet wird. — Nach Handels⸗-Briefen aus Semlin hat der Sultan in einem Aufrufe alle Gläubigen zur Bekrie⸗ gung der Rebellen aufgefordert. Man betrachtet hier die Ereig— nisse in der Türkei als sehr ernstlich.“
Fta liz n.
Genua, 4. Mai. Vorgestern reiste J. Majestt die ver⸗ witwete Königin Marie Therese mit Ihrer Prinzessin Tochter von hier nach Turin ab.
Rom, 5. Mai. Am 2. d. M. überreichte der Marquis Crosa di Vergagni Sr. Heiligkeit in einer Privataudienz sein Beglaubigungsschreiben als Gesandter des neuen Königs von Sardinien, Karl Albert, beim Päpstlichen Stuhle.
Noch immer treffen aus den verschiedenen Städten des Kirchenstaates Deputationen ein, um Sr. Heiligkeit zu Ihrer Thronbesteizung Glück zu wünschen und die Versicherungen treuer Anhänglichkeit an den Päpstlichen Sttihl zu erneuern.
Bologna, 29. April. Ein Edikt des Kardinals Oppizzoni untersagt die Anfertigung und den Besitz aller Arten von Feuer⸗ und blaͤnkem Gewehr. Ausgenommen von diesem Verbot sind die Jagdflinten, die Pistolen von gesetzlichem Kaliber, wozu be⸗ sondere Erlaubniß ertheilt worden ist, die Messer bis zu einer Länge von 3 Palmen und die zur Ausübung eines Gewerbes unentbehrlichen Stich- und Schneide⸗Werkzeuge.
— Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Bologna vom 14. Mai: „Die Feanzösischen Zeitungen, mit Ausnahme des Moniteur, der Quotidienne und ein Paar anderer von gleicher Farbe, die nur von sehr Wenigen gelesen werden, sind nun seit gestern hier verboten, wovon wir wenig⸗ stens den Vortheil ernten, daß wir nicht mehr mit so vielen aberwitzigen Neuigkeiten und Schwätzereien heimgesucht werden. Man sollte die Wahrheit nicht nach der Pariser Mode kleiden, wenn man nicht einen ausgestopften Bajazzo daraus machen will, der zur Ergötzung des Publikunis herunigaloppirt und ein Klei⸗ dungsstück nach dem andern von sich wirft. Nach den Pariser Blättern sind die Bäume Italiens zu lauter Galgen geworden, rasend und mordend schwesfen Panduren und Rothmäntel in seinen Fluren herum, seit fünfzehn Jahren stehen Kanonen mit brennenden Lunten auf den Plätzen von Mailand und Venedig, die Italicnischen Regimenter seußen an der Türkischen Grämze, die Deutschen wurden bei Rimini geschlagen, und mußten alle ihre Hoffnung in eine Verstärkung von 123, 00 Mann von — (damit ja die Geschichte noch lächerlicher würde, kam der ver⸗ zweifelte Druckfehler hinzu) von Warschau aus setzen u. s. w. Bis jetzt ist noch Niemand gehangen worden; Wenige wurden verhaftet, Allen oder wenigstens fast Allen, die sich nicht allzu⸗ sehr vergangen oder allzuweit verlaufen haben, soll Verzeihung verkundet werden. Wie ich selbst angegeben habe, wurden Tau⸗ sende von Pässen ausgestellt; die Inhaber derselben machten aber größtentheils keinen andern Gebrauch davon, als daß sie thaten, als reiseten sie weg, aber auf dem Lande in entlegenen Villen blieben. Die Pol zei schaute ihnen auf ihrer Reise nach und dann — schloß sie das Auge zu und lächelte Beifall. Ungefähr 70 find in Marseille angelangt, vielleicht eben so viele in Korsika.!— Toschi hat keinesweges, wie es in den Französsschen Zeitungen
G Nr. 165 der Staats Zeitung.
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stand, aus Parma fliehen müssen. Er lebte dort sehr ruhig und ganz seiner Kunst. Diese Woche erst kam er hier durch, um sich nach Florenz zu seinem Stampatore, Hrn. Barbi, wegen eines seiner Blätter zu begeben. Sein Verlust wäre ein großer gewe⸗ sen, denn Toschi ist jetzt der einzige, der unter den Italiänischen Kupferstechern wirklich hoch steht. Morghen in Floren; ist alt
und hat sich schon überlebt; Rosaspina in Bologna ist ebenfalls alt und fast immer kränklich. Longhi in Mailand starb vor we⸗ nigen Tagen; Folo in Rom verdient neben ihnen keiner Erwäh⸗ nung. Morghen hat keine Schüler herangebildet; die besten Ro⸗ saspina's sind gestorben. Also bleibt nur Toschi und auf niede⸗ rerer Stufe Garavaglia und Anderloni.“
Inland.
Berlin, 17. Mai. Aus Koblenz ist die betrübende Nachricht eingegangen, daß dafelbst am 13. d. M., Nachts 11 Uhr, Se. Er⸗ cellen; der Königl. Geheime Staats⸗Minister und Ober⸗räsident der Rhein⸗Provinzen, Freiherr von Ingersleben, plötzlich, und nachdem er noch an demselben Abend einen Spaziergang im Gar⸗ ten gemacht hatte, mit Tode abgegangen ist. Der König verliert in ihm einen der bewahrtesten Staatsdlener und die Provmz einen ehrwürdigen Chef, dem sie mit inniger Liebe zugethan war. — In Wittenberg wurde am 6ten d. das Amts⸗Jubi⸗ läum des dasigen Pastors und General-Superintendenten, Hrn. Dr. Karl Ludwig Nitzsch, Professors der Theologie und er—⸗ sten Direktors des Königl. Prediger-Seminars, gefeiert. Der⸗ selbe hat vor 50 Jahren sein erstes Kirchen-Amt als Pfarrer zu Beuche bei Leipzig angetreten und seitdem mit so rastloser und uneigennütziger Thätigkeit auf Kanzel und Katheder gewirkt, daß sein Jubelfest die regste Theilnahme bei seinen zahlreichen Schülern, Freunden und Verehrern erwecken müßte. Schon der Vorabend des festlichen Tages wurde von den Kommunal⸗ Schulen durch eine passende Musik begrüßt. Am Taze selbst empfing der Jubilar zahlreiche Gluückwünschungs⸗ De⸗ putationen, aus deren Mitte zunächst der Herr Geheime Ober— Regierungs⸗Rath und Vice⸗Prästdent des Konsistoriuins zu Mag⸗ deburg, Hr. v. Seydewitz, hervortrat und dem Jubelgreise die Insignien des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit Eichen⸗ laub, begleitet von einem gnädigen, die Allerhöchste Theilnahme bezeügenden Schreiben Sr. Maj. des Königs, überreichte. Der Jubilar wurde durch diese Beweise Königlicher Huld und Enade auf das innigste ergriffen. Nachstdem wurden ihm auch von Hrn. v. Seydewitz die Glückwünschungs⸗-Schreiben Ihrer Excel⸗ lenzen des Hrn. Geheimen Staats⸗-Ministers Frhrn. von Altenstein und des Hrn. Geh. Staats⸗Ministers von Klewitz, so wie des Ken sto⸗ riums und Schul⸗Kollegiums der Provin; Sachsen, überreicht. Das Glückwünschungs-Schreiben der Königl. Regierung zu Merse⸗ burg übergab Hr. Konsistorial- und Regierungs⸗-Rath Haasen⸗ ritter. Auch dit theologischen Fakultäten zu Leipzig und zu Halle begrüßten den Herrn Jubilar. Nach ihnen die verschiedenen Mi⸗ litair⸗ und Civil-Behörden der Stadt. Die Bürgerschaft über⸗ brachte eine von Hrn. Medailleur Held in Berlin ausnehmend schön ausgeführte Jubel-Medaille, geschmückt auf der einen Seite mit dem sehr getroffenen Bildnisse des Herrn Jubilaré, am Rande und auf der Kehrseite versehen mit passenden Inschrijten. Zugleich bat die Gemeinde durch ihre Deputation, einer beabsich⸗ tigten Stiftung für verwaiste und verwahrloste Kinder den Na⸗ nien der Ritzsch'schen beilegen zu dürfen. Die Deputirten der Diöcesan-Geistlichkeit überreichten einen Ehrenbecher und ein Gedicht. Auch das Gymnasium (Lehrer und Schuler), so wie die Kommunal⸗-Schullehrer der Stadt und die Landschullehrer der Diöcese, hatten ihre Glückwünsche durch Gedichte ausgeshro⸗ chen. Die Mitglieder aber des Königl. Prediger⸗-Seminars uher⸗ reichten ein geschmackvoll gebundenes Pracht-Exemplar der Gries⸗ bachschen Ausgabe des Neuen Testaments nebst einer Fest⸗Rede. Die tiefste Rührung sprach sich, wie bei allen Theilnehmern an dieser feierlichen Handlung, so auch besonders in den Worten und dem ganzen Wesen des verehrten Jubelgreises aus, den Gott so gnädig geführt, und den er noch lange für Wissenschaft und Kirche erhalten möge.
— Die hiesige Hau de und Spenersche Zeitung bringt heute unter der Rubrik? „Litthauische Gränze vom 11. Mai“ wortlich die vorgestern von uns aus Privat⸗Quellen mitgetheilten Nachrichten aus Memel mit der voraugeschickten Bemerkung, daß sie der Königs⸗ berger Zeitung entlehnt seyen, was jedoch keinesweges der Fall ist, da das ebengenannte Blatt obige Nachrichten in der von
So wenig uns nun auch daran gelegen ist, die Staats⸗Zeitung in jedem einzelnen Falle, wo Nachrichten aus derselben entlehnt worden, genannt zu sehen, so scheint uns doch mindestens das Verlangen nicht unbillig, daß da, wo die Staats-Zeitung be— nutzt worden ist, nicht andere Quellen angegeben werden.
Literarische Nachrichten. Vocabulaire frangais-arabe du dialeet d' Alger, de Tunis et du Maroc, à l'usage des militaires fran ais; par M. J. J. Marcel. 2. dition. Paris, chez Denain.
Die Französische Expedition hat verschiedene Felgen gehabt; von der einen Seite die Herbeiführung einer Krisis, die, lange vorbereitet, endlich zum Verderben derer hervorbrach, die den bö⸗ sen Geist geweckt hatten, und in ihren Schwingungen noch jetzt fortdauert. Aber anch durch eine Fluth von Schriften ist die politische Welt überschwemmt worden, die, in näherer oder ent⸗ fernterer Verbindung mit dem Hauptgegenstande stehend, meist ein sehr neugieriges Publikum fanden. Schilderungen von ein— zelnen Scenen, Lob⸗ und Abscheugedichte der ganzen Richtung, gelehrte Rechts-Erörterungen, historische Schilderungen der Drna⸗ stieen und der einzelnen Männer u. s. w. u. s. w. sind ein⸗ ander gefolgt uud werden mit derselben Schnelligkeit, mit der sie gelesen und verschlungen, ja mit der sie verfaßt wurden, alich verschwinden und vergessen werden, da stets neue Erschei⸗ nungen die Aufmerksamkeit des Publikums auf andere Gegen— stände lenken. — Sehr zweckmäßig ist dies Unternehmen zu nen— nen, das uns zu den eben gemachten Bemerkungen v ranlaßte. Es steht, wie aus dem Titel erhellt, in unmittelbarer Verbindung mit jener merkwürdigen Expedition, die, so nahe sie uns der Zeit nach liegt, doch schon weniger beachtet wird. Bei dem großen Studium, dessen sich die Orientalischen Sprachen unter den aus— gejeichnetsten Männern jetzt in Frankreich erfreuen, war es kein Wunder, daß schon srüher lexikalische Arbeiten unternommen waren. Für Kaufleute, die meist vom Süden Frankreichs aus nach der Levante, Aegypten oder der Nordküste von Asrika schiff⸗ ten, war es schon lange ein Bedürfniß, die Sprache auf eine einfachere und leichtere Weise, als auf dem weitläuftigen und schwierigen wissenschaftlichen Wege, zu erlernen. Gelegenheiten boten sich dazu genug dar, und mehrere oft sehr brauchbare lexi⸗ kalische Arbeiten unterstüätzten dies Studium. Wenn nun an⸗ geführtes Werk sich besonders auf die Raubstaaten beschränkt,
so wird es den Militair-Personen, für die es besonders bestinnmnt
uns mitgetheilten Vollständigkeit noch gar nicht enthalten hat.
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