Feldkapelle und eine bedeutende Quantität Tuch. In Kock selbst fielen mehrere Magazine mit Lebensmitteln und Fourage in seine Hände, desgleichen der Adjutant des Generals Kreuz, Kindza⸗ koff, und 309 Fl. 10 Gr. baares Geld, welches in die Kriegs kasse abgeschickt wurde. Die beiden Regimenter der Attaman⸗ schen Kosaken und derer vom Schwarzen Meere retteten sich nur dadurch, daß sie bei Lysobyki über den Wieprz schwammen.“ Außerdem enthält dafselbe Blatt noch folgende Nach— richten; „Aus dem Feldlager, Pulawmn gegenüber, vom 12ten Mais In diesem Augenblick geht das Corps des Generals Diie⸗ konski auf das rechte Weichsel-Ufer hinüber. Die ausgeschickten Patrouillen melden, daß sich die Russen auch aus Kazimierz zu⸗ rückfiehen. Pulawy ist schon von unseren Truppen befetzt. Jetzt, gegen Mittag, hört man aus weiter Ferne starken Kanonendon— ner.“ — „Die Russen haben sich im Lublinschen von den Ufern der Weichsel zurückgezogen; am 12. d. stand ihre Arriere-Garde in Garbow. Aber auch unsere Hauptarmee hat seit demselben Tage wieder eine rückgangige Bewegung begonnen. Am 13ten fielen bei der Arriere⸗Garde in der Gegend von Kallusznn und auf unserem linken Flügel jenseits Pultusk kleine Gefechte vor.“
Das genannte Blatt sagt ferner: „Briefe aus Lem— berg vom 6ten d. M. melden, daß General Dwernicki in seiner alten Stellung verbleibt. Sein Corps wird von den Bürgern mit allen Bedürfnissen versehen und hält in Borki, 2 Meilen jenseits Tarnopol, Quarantaine. Es zeigt sich also, daß die Nach— richt von seiner Rückkehr nach Wolhynien voreilig war.“
Die heutige Warschauer Zeitung sagt: „Bis zu diesem Augenblick haben wir noch keinen amtlichen Bericht von den Exg— eignissen der letzten Tage und besonders von einer durch General Chrzanowski in der Gegend von Lubartow gelieferten Schlacht, worüber seit einigen Tagen Gerüchte im Umlauf sind. Die vom Feldmarschall Diebitsch auf seinem linken Flügel vorgenomme— nen Bewegungen waren, wie es heißt, die Veranlassung zu an— gemessenen Mansvers von unserer Seite, welche jedoch bis jetzt ohne Hinderniß und ohne ein bedeutendes Ereigniß ausgeführt wurden. Das Gefecht bei Kaluszyn, welches am 13ten d. vor— fiel, fand zwischen unbedeutenden Abtheilungen statt. Von un— serer Seite waren es das Grenadier-Regiment der ehemaligen
Garde, das dritte Chasseur-Regiment und ein Theil der Kaval— daß
lerie von dem Corps des Generals Uminski. Es heißt, die Russen den Kampf begannen, und zwar vornehmlich die Regimenter der Litthauischen und Wolhhnischen Garde, welche während des Ausbruchs der Revolution in Warschau waren und jetzw mit der größten Hartnäckigkeit gegen uns kämpfen. Unser Grenadier⸗Regiment griff in diesem Treffen mit dem Bajonet an und verursachte dem Feind dadurch bedeutenden Verlust. Wir haben nicht viel dabei verloren: empfindlich jedoch ist der Ver— lust des Majors Serkowski vom Grenadier-Regiment. Der Kom— mandeur dieses Regiments, Oberst-Lieutenant Niewenglowski, ist in Folge einer erhaltenen Kontusion nach Warschan gebracht wor— den. — Das auf Befehl des Generalissimus vom General Prond— zhnski an den Chef des Hauptstabes der Russischen Armee abge— schickte Schreiben, ist, wie es heißt, entsiegelt unseren Vorposten wieder jzugestellt worden. Der Feldmarschall Diebitsch soll auch einen ihm gemachten Vorschlag wegen Austausches der Gefan— genen nicht angenommen haben.“
Die Polnische Zeitung, die so ziemlich als das Organ des patriotischen Klubs betrachtet werden kann, giebt ihren Aer— ger darüber zu erkennen, daß sich aus dem Munde vieler War— schauer Politiker stets das Wort: „vernünftige Ueberlegung“ hö— ren lasse, und daß diese die Nacht des 29. Nov. und den Eifer der Revolurionsmänner mit dem Ausdruck: „Tollheir“ bezeichne— ten, während sie selbst sich ein wichtiges Ansehen gaben und, in— dem sie über die politischen Ereignisse mit Kaltblütigkeit raison— nirten, nur persönlichen Vortheil aus der Insurrection zu ziehen suchten. Es wird ihnen vorgeworfen, daß sie sich zur Zeit der Gefahr, als es gegolten, die Hauptstadt vor Mißbräuchen zu schützen, welche eine Revolution immer begleiteten, in ihren Häu— sern verborgen gehalten und eine sicherere Zeit abgewartet hät— ten, um dann als Patrioten aufzutreten. Hierauf heißt es, daß die Zweideutigkeit in den Handlungen des Administrations-Raths und der provisorischen Behörden, eine Versannnlung von Tausend Bürgern vor den Mauern der Bank zur Folge gehabt, welche ein energischeres Benehmen gefordert hätten; eben dieses Ver—
fahren aber, meint das genannte Blatt, suchten jene Politiker sailles begangen werden soll, selbst bestimmt und dazu Sonn— tag den 79. Mai gewählt habe. Se. Majestät sind alsdann von
durch ihre Speculationen überall zu hemmen.
Frankreich Paris, 12. Mai. Vorgestern hatte der Kaiserl. Russische Botschafter in Saint-Cloud eine Privat-Audienz beim Könige. Gestern kamen Se. Majestät, in Begleitung des Herzogs von Orleans, zur Stadt, arbeiteten mit dem Präsidenten des Mi— nister-⸗Rathes, bewilligten dem Admiral Verhuell eine Privat— Audienz und kehrten gegen 4 Uhr nach Saint-Cloud zurück. Der Moniteur meldet heute in der amtlichen Rubrik die Ernennung des Generals, Grafen von Flahault, zum Gesandten am Berliner Hofe, mit dem Bemerken, daß der früher für die⸗ sen Posten bestimmte Admiral Verhuell einen anderen temporai— ren Auftrag von hoher Wichtigkeit erhalten habe. Eben dieses Blatt äußert über die gestrigen umuhigen Auftritte; „Die Scene des 9. M — mußte irgendwo einen Widerhall finden. Je mehr die Urheber derselben sich kompromittirt fühl— ten, um so mehr bemühten sie sich, die öffentliche Meinung zu täuschen und eine Gährung zu erregen, die den eigentlichen Zweck
kai, — das Bankett in den Vendanges de Bourgogne,
ihrer Versuche bemäntele und die Anfmerksamkeit der Menge
einen Augenblick von demselben abziehe. In der Umgegend des Vendoͤme⸗Platzes wurden daher Zusammenrottungen ange— stiftet, die nach den üblichen Aufforderungen die Anwendung der Gewalt nothwendig machten. Es haben Verhaftungen siattge— funden. Heute Abend (11ten) ist Alles ruhig. Die Beaniten der Gerichts-Polizei waren beständig an der Spitze der Deta— schements der bewaffneten Macht, nicht bloß, um die gesetzlichen Aufforderungen zu erlassen, sondern um die Verhaftungen zu re— geln und Namen und Wohnung der Zeugen zu notiren, damit zur gelegenen Zeit ihre Aussagen entgegengenommen werden köon⸗ nen. Es werden auch ferner alle Vorsichts-Maaßregeln getroffen werden, um die Vollziehung der Gesetze zu sichern. Der öffent— liche Unwille legt der Regierung Pflichten auf, die sie zu erfül— len wissen wird. Die feste Stellung der Behörde und der bewaffneten Macht wird bald jene Bewegungen abnutzen, wozu nicht der mindeste Vorwand vorhanden ist, und welche Be— sorgnisse erregen, denen ein Ende gemacht werden muß. Doch bemerke man wohl, daß diese Besorgnisse das Vertrauen der aufgeklärten Interessen nicht beeinträchtigen. Die heutige Börse beweist solches zur Genüge. Dies kommt daher, daß, wenn man einerseits auch von dem verderblichen Geiste, der jene Um— triebe leitet, überzeugt ist, man andererseits nicht minder die Ohnmacht dieser Handvoll Ruhestörer ohne Bestand, ohne Mit⸗ tel und ohne Anklang bei einem Volke kennt, das dergleichen
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abscheuliche Versuche, deren Erscheinen es stets als ein bevorste⸗ hendes Trübsal betrachtet, mit Unwillen zurückweist. Die arbei⸗ tende Klasse, die seit acht Monaten die Folgen der Unordnungen auf öffentlicher Straße je nach der Thaͤtigkeit oder dem Still⸗ stande ihrer Geschäfte hat abmessen können, zeigt jetzt Gesinnun— gen, welche die Behörde mit Vertrauen erfüllen, und macht ihr Anerbietungen, von denen sie sich glücklich schätzt, gestützt auf den Beistand der Gesetze, auf die Mitwirkung der getreuen Truppen, so wie einer dem Lande ergebenen National-Garde, und auf den Beifall des Publikums, keinen Gebrauch machen zu dürfen.“ Die wiederholte Behauptung des Courrier frangais, daß der Graf Alexander Delaborde an der Versammlung in der „Grande⸗Chaumiere“ am 6ten d. M. Theil genommen habe, hat diesen Letzteren veranlaßt, unterm 11ten d. ein Schreiben an die Redaction des gedachten Blattes zu richten, worin er jene An— gabe als ungenau bezeichnet; wie er angekommen, sey die Siz⸗ zung bereits beendigt gewesen, und er habe sonach an den Bera— thungen der Versammlung gar keinen Antheil nehmen können. „Im Uebrigen“, so schließt das Schreiben, „bedaure ich es sehr, daß ich mich nicht zeitiger eingefunden hatte; vielleicht wäre es mir gelungen, die Wünsche und Meinungen mit einander zu ver— schmelzen und das Band der Freundschaft enger zu knüpfen, das, was auch geschehen mag, stets jene hochherzigen Männer umschlin— gen wird, welche die Stimme des Vaterlandes im Juli zu den— selben Gesinnungen der Ehre und des Heldenmüuths vereinigte.“ Im Journal des Débats liest man ein Schreiben an die Redaction dieses Blattes, worin 54 Einwohner des gten Stadt⸗Bezirks, denen das Juli⸗Kreuz bewilligt worden ist, gegen die in der Versammlung der „Grande-Chaumiere“ am 6ten ge— faßten Beschlüsse protestiren. Sie sagen darin: „Bevor wir das Kreuz anlegen, werden wir dem Könige der Franzosen Treue, der Charte und den Landesgesetzen aber Gehorsam geloben. Wir wissen sehr wohl, daß eine Königl. Verordnung den Bestimmun— gen eines Gesetzes nichts hinzufügen, noch ihnen Abbruch thun kann. Da der verlangte Eid aber national ist, warum sollten wir ihn da verweigern? Was dagegen die Worte: „Gegeben von dem Könige“ betrifft, so glauben wir, daß sie den Gedanken des Gesetzgebers nicht ganz treu wiedergeben. Unserer Ansicht nach wäre es besser, wenn man sagte: „National-Belohnung, gege— ben von dem Könige der Franzosen.“ Doch ist dies bloß ein von uns gehegter Wunsch, den wir dem Patriotismus unseres
Königs unterwerfen.
Möge er in diesem Glaubens-Bekenntnisse den ehrfurchtsvollen Ausdruck unserer Liebe und unserer Erge— benheit für den verfassungsmäßigen Thron erkennen.“
Da einige hiesige Zeitungen sortfahren, die Königliche Ver— ordnung, wodurch die Umschreibung der auf Namen lautenden Renten in Renten au porteur verfügt wird, als gesetzwidrig zu schildern, so erinnert der Moniteur an den gosten Artikel des Handels-Gesetzbuches, worin es heißt: „Für Alles, was die Ne— gociirung und Uebertragung des Eigenthums-Rechtes öffentlicher Effekten betrifft, soll durch Verwaltungs-Reglements Sorge ge— tragen werden.“ Hinsichtlich der Angemessenheit der getroffenen Maaßregel beruft das gedachte Blatt sich auf den in Sachen des Staatshaushalts langst anerkannten Grundsatz, daß Alles, was die Circulation der Valuten erleichtert, auch zur Vermeh— rung des National-Reichthums beiträgt. — Der Moniteur enthält heute in Bezug auf die Renten-Umschreibung eine zweite Königl. Verordnung folgenden wesentlichen Inhalts: „In Verfolg Unserer beiden Verordnungen vom 13. und 29. April, wodurch die Ausgabe von Inseriptionen au porteur, sowohl gegen die Beiträge für das National-Anlehn, als gegen auf Namen lau— tende Renten, verfügt wird; in Betracht, daß mehrere Kapitali— sten neuerdings den Wunsch zu erkennen gegeben haben, daß, um die Zahlung der nicht abgehobenen Zinsen zu erleichtern, den gedachten Inseriptionen auch die rückständigen Coupons beige— fügt werden mögen; — haben Wir verordnet und verordnen hiermit: Art. 1. Den Renten-Inseriptionen au porteur sollen rückstandige Coupons beigefügt werden. Art. 2. Diese Cou— pons, zehn an der Zahl, für fünf rückständige Jahre, werden von dem Schatze zu der für jede Renten-Gaͤttung bestimmten Verfallzeit realisirt.“
Der Maire von Versailles macht in den öffentlichen Blät— tern bekannt, daß der König den Tag, an welchem sein Namens— Fest (dessen Feier durch die zweimalige Verlegung der Musterung der Pariser National-Garde ausgesetzt werden mußte) in Ver—
Ihrer Reise nach der Normandie bereits wieder zurückgekehrt.
Vor einiger Zeit war hier der Prospektus eines neuen Jour— nals unter dem Titel: „Der Franjose“ erschienen, das als Motto die Worte: „Sonne des Juli, was hast du uns gebracht?“ führte. Als Geschäftsführer nannte sich ein gewisser Béraud, der wegen eines in der ersten Nummer seines Blattes vom 13ten v. M. erschienenen Aufsatzes über die Lage Frankreichs, unter der Beschuldigung der Aufreizung zu Haß und Verachtung der Regierung, vor die Assisen geladen wurde. Da er in dem auf gestern angesetzten Termine nicht erschien, so wurde er in con— tumaciam zu 6 monatlicher Haft und einer Geldbuße von 3000 Fr. verurtheilt.
Gestern sprach der Assisenhof sechs Individuen aus dem Schuldgefängnisse Sainte⸗Pelagie frei, welche angeklagt waren, während der Unruhen des 14. und 15. Februars den Versuch gemacht zu haben, gewaltsam aus dem Gefängnisse zu brechen. Ihre Freilassung hängt jedoch nur von ihren Gläubigern ab. — Dasselbe Gericht verurtheilte einen Arbeiter, der überführt wor— den war, während der Unruhen des 5. März d. J. aufrühreri⸗ sches Geschret erhoben und der bewaffneten Macht gewaltsamen Widerstand geleistet zu haben, zu zweijährigem Gefängniß. Meh— rere andere Individuen, die bei denselben Unruhen gerufen hat— ten: „Es lebe Karl der A! Fort mit Ludwig Philipp!“ wurden freigesprochen.
Die Redacteure des Journals „l'Avenir“, Abbé Lacordaire, Vicomte von Montalembert und Herr von Coux, welche bekannt— lich ohne die Eclaubniß der Universitäts-Behörde eine Freischule für den Elementar-Unterricht eröffnet haben, sind auf morgen vor den Instructions⸗Richter geladen worden.
err von Arthuys, ehemaliger Unter-Präfekt des Bezirks von Segré, welcher angeklagt war, auf dem von Orleans nach Angers fahrenden Dampfboote in einer Unterhaltung Ludwig Philipp einen Usurpator genannt zu haben, ist von dem Assisen⸗ hofe der Maine und Loire freigesprochen worden.
General Lamarque hat sich nach seinen Besitzungen im De— partement der Heyden begeben.
Herr Eynard hat, wie es heißt, aus eigenen Mitteln, dem Präsidenten von Griechenland durch die Brigg „Acteon“ aber⸗ mals eine Summe von 200,000 Fr. zugesandt.
Nachrichten aus Orleans zufolge, hatte dort die Feier des Jahresfestes der Befreiung dieser Stadt durch die heldenmü— thige Jungfrau, des schönen Wetters ungeachtet, im Vergleich zu früheren Jahren, nur eine geringe Anzahl von Zuschaͤuern
herbeigelockt, wodurch das ganze Fest einen etwas leeren Chargl ter erhielt. Man schrieb die Schuld davon dem Umstande n daß die Civil-⸗Behörde unterlassen hatte, die Geistlichkeit aufn fordern, das Fest, wie früher, durch eine Prozession zu erhöhen
Aus Toulon vom 5. Mai wird gemeldet: „Die Fregan— )
„Armide“ wird sich nach Beendigung ihrer Ausbesserungen o gleich nach Lissabon begeben, um dort an die Stelle der Fregan „Shyreöne“ zu treten, welche hierher zurückkehren soll, um s mit neuen Vorräthen von Kriegs- und Mundbedarf zu vers⸗ hen. Die Briggs „Hussard“ und „Zebre“ sind eben hin abgegangen. Wenn es dieser Schiffsmacht nicht geln, gen sollte für die gegen die Personen und das E. genthum Französischer Unterthanen in Lissabon begangen Bedrückungen Genugthuung und Entschadigung zu erlangen s⸗ sollen noch mehr Kriegsschiffe nach dem Tajo geschickt werden Die Englische Brigg „Themistokles“ ist, von Malta kommen, hier eingelaufen und hat Depeschen an den Marine-Präfrefth abgegeben; sie wird, sobald der Wind sich günstiger zeigt, mt Marseille weiter segeln. Der Prinz von Joinville wird zun 12ten d. von Paris hier erwartet und in dem Hotel der Me rine⸗Präfektur wohnen; am 14ten wird er sich an Bord h Fregatte „Arthemista“ begeben und von dem Kommandanten Capitain Latreyte, als Marine⸗Zögling installirt werden. In 15ten geht die Fregatte unter Segel, um eine Uebungsfahrt q den Kusten Italiens und der Levante zu machen.“
Die Deutsche Opern-Gesellschaft wird heute Beethoven „Fidelio“ aufführen.
Paris, 12. Mai. Heute ist auf die Bewegungen du letztverflossenen Tage wieder Ruhe eingetreten, obgleich der Him melfahrtstag begangen wird und also zu besorgen stand, daß R Menge der Neugierigen und Müßigen auf den Straßen not größer seyn würde, als an den vorhergehenden Tagen. Gesten Abend wurden, wie man erwartet hatte, die Volkshaufen in di dem Vendoöme⸗Platze benachbarten Straßen immer dichter, um füllten zuletzt, nach dem Platze drängend, dieselben in ihrer gan zen Länge und Breite an. Die Polizei-Kommissarien stellte sich daher zu Pferde an die Spitze von Detaschements der Dun goner, richteten an die Menge die gesetzlichen Aufforderungen, aut einander zu gehen, und ließen, wo diese nicht befolgt wurden, die Haufen durch die im starken Galopp reitenden Dragon auseimauder sprengen, ohne daß Letztere von ihrem Seitengeweh, das ruhig in der Scheide stecken blieb, Gebrauch machten. Be diesem Kavallerie⸗-Ehoe, wodurch die Volksmassen bis nach den Palais-Royal zucückgedrängt wurden, waren einige Verletzungen von denen jedoch zum Glück keine ernster Art war, nicht zu ve meiden. Eine große Anzahl von Individuen, die sich in da Mitte der Haufen durch ihr verdächtiges Aussehen und ihr we worrenes Geschrei bemerklich gemacht hatten, wurden von da Polizei verhaftet. Nach zehn Uhr hatte sich die Menge, di fast nur aus Neugierigen bestand, verlaufen und war die Rüuh— vollkommen hergestellt. General Jacqueminot, den vorgestem sein Pferd abwars, als er eben ein Individuum, das ihn insul— tirte, verhaften wollte, ist außer Gefahr, und man hofft, daß der Sturz keine ernstliche Folgen haben werde. Der König ließ sith gestern theilnehmend nach seinem Befinden erkundigen, und der Herzog von Orleans hat dies in Person gethan. Die gerichtliche Untersuchung über den auf dem Bankett in den Vendanges de Bourgogne am gten getriebenen Unfug wird thätig fortgeseßzt Nach den Aussagen der Dienerschaft des genannten Hoͤteb sind besonders folgende, bei jenem Gastmahl ausgebrachte Ge sundheiten von der Mehrzahl der Gäste mit Beifallsruf aufg nommen worden: der Propaganda und der Republik i allen Ländern! der Revolution von 1831! dem Aeltt— sten der Republik! und dergleichen Toaste mehr. Auffallem ist es, daß alle Aussagen darin übereinstimmen, daß der Nam des Generals Lafayette während der ganzen Dauer des Bam ketts nicht genannt wurde. Also auch diejenige politische Gesmm⸗ nung, welche durch diesen Namen repräsentirt wird, scheint de Gesellschaft zu gemäßigt gewesen zu seyn. Einer der Gäste sol in der Trunkenheit seines Republikanismus so weit gegangen sehn, strafbare Worte mit dem Zucken eines Dolches zu beglti⸗ ten, aber er, so wie ein anderer, der einen den Kä— uig persönlich beleidigenden Toast ausbringen wollte, wur de durch Zischen und Pfeifen zur Ruhe gebracht. Den noch bleibt es immer ein schlimmes Zeichen für den Gest der ganzen Gesellschaft, daß sie, wie dies geschehen semn sel, jene Mitglieder noch länger in ihrer Mitte duldete. Auf den
Ausgang dieser Untersuchung, welche schwerlich, wie frühere Pr
zesse gegen dieselben Judividuen, mit einer Freisprechung endigern dürfte, ist man im Publikum sehr gespannt und zollt der Re— gierung zu der Ruhe und Kraft, die sie bei diesen neuen Unold— nungen an den Tag gelegt hat, unbedingten Beifall.
Großbritanien und Irland.
London, 13. Mai. Folgendes ist das früher schon en wähnte Schreiben, welches der Minister des Innern auf Befehs des Königs an den Lord-Mahor von London, in Bezug auf die nochmalige Aufschiebung des Mittagsmahls in der Eith, gerich̊ tet hat: „Mein Herr! In meinem Briefe vom 4ten d. hatte ich die Ehre, Ew. Herrlichkeit den Wunsch Sr. Majestät des Königs mitzutheilen, daß die Vorbereitungen zu Seinem Em— pfange bis zu der heute erfolgten Rückkehr nach London aufge— schoben werden möchten, wo der Zustand Seiner Gesundheit Ihn in den Stand setzen würde, zu bestimmen, ob es Ihm möbg— lich seyn würde, die Anstrengung zu ertragen, welche Sein Be— such in der City erfordert. Se. Majestät befiehlt mir nun, nach Einsicht des Briefes, welchen Ew. Herrlichkeit gestern an Lord Grey gerichtet haben, Sie zu unterrichten, daß dieselben Ursa— chen, welche Se. Majestät veranlaßten, die Entgegennahme der Einladung der Stadt London am vergangenen Mittwoch zu ver— schieben, leider noch fortbestehen und Se. Majestät zu Seinem noch größeren Bedauern zwingen, den Empfang dieser Einladung in der gegenwärtigen Jahreszeit überhaupt auszusetzen. Nichts als die Nothwendigkeit, welche aus dem Zustande Sei— ner Gesundheit hervorgeht, und die, wie ich nicht zweifle, von des Königs treuen und liebevollen Unterthanen zuerst als alle andere Rücksichten überwiegend angesehen werden wird, konnte Se. Majestat veranlassen, einen Entschluß zu fassen, von welchem Er wohl weiß und es tief bedauert, daß er die Ursache großen Mißvergnügens seyn wird. — Ich bin zu gleicher Zeit ange— wiesen, Ew, Herrlichkeit anzuzeigen, daß die Umstände, die Sit in dem Briefe an Lord Grey berühren, durchaus keinen Einfluß auf die Gesinnungen Sr. Majestäͤt bei dieser Gelegenheit ge— habt haben. Se. Majestät ist mit den Aufklärungen, welche Sie über Ihr bei der letzten Illumination beobachtetes Betra— gen gegeben haben, vollkommen zufrieden und erfuhr mit ganz . Vergnügen, daß die Bekanntmachung, die Anwen⸗ dung der Stadt⸗Polizei betreffend, welche, wie man sagte, von Ew.
Herrlichkeit ausgegangen seyn sollte, durchaus ungegründet ist. Diese
. ten!
bie Geschichte aller Vernichtungen gesellschaftlicher Institutionen
Versicherung welche ich ermächtigt bin Ihnen in den allerbe⸗ immtesten Ausdrücken zu ertheilen, wird, wie ich hoffe, der inzufriedenheit ein Ende machen welche die ungerechten An⸗ schuldigungen in Betreff Ihres Betragens hervorgebracht zu gaben scheinen, und Ihr Gemüth, ganzlich von der Besorgniß be⸗ reien, daß Ew. Herrlichkeit auf irgend eine Weise Veranlassung hazu gegeben hatten, Ihre Mitburger einer Ehre u berauben, auf die sie mit einer so ängstlichen Erwartung blickten. Ich habe die Ehre 26. ( (gez.) Melbourne.“
Die Morning-Post fährt in ihren Oppositionen gegen das Ministerium fort und läßt sich neuerdings folgendermaßen . pernehmen: „Die „„Bewegung“ ist nun von den Ministern
f das herrlichste zu Stande gebracht worden, und auf ihre äupter fällt die fürchterliche Verantwortlichkeit der unberechen— haren traurigen Folgen, welche daraus hervorgehen werden. Der hhwächste Verstand kanm die Art dieser Folgen voraussehen; aber der größte Scharfsinn ist nicht im Stande, die traurige Aus—⸗ dehnung derselben zu berechnen. Die Minister haben beschlossen, Maß in allen Grafschaften und Burgflecken, wo die Gemüther der Menge aufgeregt und ihre Hände gegen die der ministeriellen Naaßregel opponirenden Kandidaten bewaffnet werden können, feine ehrliche Wahl stattfinden soll. Wir sehen in der Geschichte unseres Landes zum erstenmale das fürchterliche Schauspiel, daß die Verwaltung einen wüthenden Pöbel antreibt, die bestehen⸗ den Institutionen des Königreichs durch Gewalt zu vernich— Diese Verbindung der Macht, welche darauf angewiesen das Gesetz zu verwalten, mit einer rohen Kraft, die an— gereizt wird, das Gesetz umzustoßen, führt die allerfurcht— dharste Krisis herbei, die jemals den Gesetzen und allem dem, was bisher zum Glück, zur Ruhe und zum Ruhm dieser großen Nation beschützt und aufrecht erhalten ward, ge— droht hat. Unter welchem Gesetz oder unter welcher Combi⸗ nation die Minister, Urheber dieser Ue“wälzung sich dieserhalb werden verantworten müssen, können wir nicht vorhersagen; aber
s,
lehrt uns, daß die Urheber der Vernichtung immer die ersten sind, die in Folge derselben untergehen.“ — . Gegen die Partei, welche von der Morning: Post vepräsen⸗ tirt wird, äußert der Morning-Advertiser: „Von allen listi⸗ gen Betrügereien der Anti-Reformisten ist das die unverschäm⸗ teste und verächtlichste, sich bei einem Volke, das sie im letzten halben Jahrhundert so ungeheuer bedrückt haben, und für dessen geduldige Bittschriften um Reform sie fortwährend taub waren, seßzt für eine Art von Reform-⸗Freunden auszugeben. Ja, diesel⸗ ben Leute, die beständig behauptet haben, daß die Englische Ver⸗ fassung die Reinheit selbst sey — daß sie vortreffliche Dienste leist, daß sie wahrhaft den Neid und die Bewunderung der be— nachbarten Völker errege — daß sie nicht verbessert oder ver⸗ indert werden könne — und daß die Uebertragung einer Wahlgerechtigkeit von einem verfallenen Burgflecken auf eine bevölkerte und reiche Stadt ein zu großer Einbruch in dieses heilige Gebäude sey, als daß man auch nur darüber berathschla— gen könne — diese Männer treten nun vor und erklären sich für Reformisten, theils in größerer, theils in geringerer Ausdeh⸗ nung. — Aber das Volk ist durch traurige Erfahrungen nur zu sehr belehrt worden, wie wenig es solchen Leuten trauen darf, als daß es jetzt auf ihre betrügerischen Glaubens⸗Bekenntnisse auch nur die entfernteste Rücksicht nehmen sollte.“ ; „Unsere Vorhersagung eines entscheidenden Erfolgs“, sagt ie Times, „wird, wir haben nun keinen Zweifel mehr, vollkommen in Erfüllung gehen. Selbst die Schottischen Vahlen versprechen etwas, und die Irländischen lassen sich gut an. Wales ist mit, einem Eifer zu Werke gegangen, der diejenigen täuschen wird, welche die innere Kraft die⸗ ses alten und kräftigen Volks für bloße, dunnmme Hart— nöäckigkeit nahmen. Die alten Briten werden jetzt, wie immer, jedem Angriffe auf ihre Rechte und Freiheiten widerstehen, und mit dem gesunden Urtheil, welches sie besitzen, begreifen sie es wohl, daß die Männer, welche jetzt mit einer Revolution dro⸗ hen, in der That die eigentlichen Revolutionnairs sind; denn was kann leichter eine Revolution herbeiführen, als die blinde und wüthende Opposition, welche die Anti-Reformisten gegen das wohlthätige und coustitutionnelle Projekt erheben, durch welches unsere Vertretung gesäubert und die gesährlichen Auswüchse hin⸗ wveggeschnitten 1 . moralische und politische Gesundheit des Volks untergraben 3. , Khan, Gesandier Sr. K. H. Abbas Mirza, is von Persien hier angekommen. . Aus Limerik schreibt man, daß vor einigen Tagen in der Nähe von Ennis ein Zweikampf zwischen den Herren O' Gorman Mahon und Steel stattfinden sollte, aber durch das Dazwischen⸗ neten des Sekundanten des Letzteren verhindert worden sey. Es hatten sich nämlich an dem zum Duell bestimmten. Orte eine gtoße Anzahl bekannter eifriger Anhänger des Herrn O' Gorman Mahon eingefunden, wodurch der obgedachte Sekundant veran. laßt worden war, Herrn Steel davon abzuhalten, sich zu schlagen, indem von den Umsiehenden Gewaltthätigkeiten zu befürchten seyen, wenn seinem Gegner ein Unglück zustoßen sollte. — Ferner mel⸗ det man von Limerik die dort erfolgte Ankunft O'Connells aus Clare. In Ennis hatte ihn eine Deputation erwartet, um ihn zu ersuchen, als Wahl-Kandidat für Tipperarh aufzutreten, was er aber ablehnte, bis er erfahren würde, wie es ihm in Kerry ergangen sey, weil, wenn man ihn dort wählte, von Tipperary
natürlich nicht die Rede seyn könne. Niederlande.
Aus dem Haag, 14. Mai. Einige Brüsseler Blätter, namentlich der Ind épendant und der Courrier, haben ihren Lesern triumphirend erzählt, daß mehrere Mitglieder der Opposi⸗ tion der zweiten Kammer unserer Generalstaaten, namentlich auch Hr. van Dam van Isselt, mit der Regierung zerfallen seyen; dies hat den Letzteren veranlaßt, folgendes Schreiben in das Journal de la Hahe einrücken zu lassen: 4.
„Mein Herr! Seit gestern erst ist mir die gute Meinung bekannt geworden, die unsere Belgischen Mitbrüder von mir und meinen ehrenwerthen Kollegen hegen. Ich sehe, wie gut sie un⸗ sere verfassungsmäßige Opposttion zu würdigen wissen, und sehr erfreut würde ich seyn, wenn ich ihnen durch Ihre Zeitung mei— nen innigen Wunsch zu erkennen geben könnte, ihnen an der Spitze meiner tapferen Jäger meine Anhänglichkeit an ihre heilige Sache und meinen Haß gegen den König zu beweisen.
Genehmigen Sie, mein Herr, u. s. w. 6 C. W. van Dam van sselt, Mitglied der
General-Staaten und Befehlshaber eines
Corps freiwilliger Jäger.“ :
Aus Herzogenbusch schreibt man unterm. 11. Mai: „Nicht selten melden sich Belgische Deserteure, meistens Franzo⸗ sen, bei unseren Vorposten; die für den Dienst brauchbaren In⸗ dividuen werden, wie man vernimmt, nach den mehr nordwärts
Brüssel, 13. Mai. Lord Ponsonby ist heute Morgen um 9 Uhr nach London abgereist, wohin er, wie der e, nn berufen worden ist, um die letzten Aufkläaͤrungen über den inneren Zustand Belgiens zu geben. Der Ind äpendant sagt in dieser Hinsicht: „Wir glauben, daß die Reise des Lords Pensonby zum, Zweck hat, den Abschluß der Angelegenheit, welche unsere vier Deputirten nach London geführt hat, zu be⸗ schleunigen, und daß diese Reise, weit davon entfernt, ein beun— ruhigendes Anzeichen hinsichtlich der Wahl des Prinzen von Sach sen⸗Koburg zu seyn, vielmehr dazu dienen wird, die Einwil⸗ ligung des Prinzen zu sichern. Lord Ponsonby wird wahrschein⸗ lich morgen über acht Tage wieder in Brüssel seyn.“ — Der Bel ge versichert, daß der genannte Diplomat vor seiner Abreise einen Brief gezeigt habe, worin ihm mitgetheilt wird, daß der Pring von Sachsen⸗Koburg geneigt sey, die Krone anzunehmen. Ungeachtet der Besorgnisse, welche man hegte, ist die Stadt gestern sehr ruhig gewesen; starke Patrouillen der Bär— gergarde haben während eines Theils der Nacht die Stadt durch— zogen. „Es werden“, sagt der Belge, „die albernsten Gerüchte verbreitet, um das Publikum zu beunruhigen; bald spricht man von der Ankunft des Herrn de Potter, der die Republik prokla— miren will; bald verkündigt man, daß der Regent mit mehreren Millionen die Flucht ergriffen habe, oder man versichert auch, daß die Prinzessin von Oranien mit ihrem ältesten Sohn im Schlosse abgestiegen sey. Wir hoffen, daß man sich nicht länger durch solche grobe Lügen werde täuschen lassen.“
Unter den 17 Personen, welche bei Gelegenheit der letzten Unruhen in Brüssel arretirt wurden, befinden sich 12 Franzosen. Der Lynx, das an die Stelle des „Vrai Patriote“ getre— tene Blatt, äußert: „Es ist erwiesen, daß mehrere Leute „es lebe die Republik“ und „es lebe de Potter“ geschrieen haben; man spricht wohl von dem guten Geiste, von dem alle belebt seyn sollen, wir wissen aber, daß man, jedem Thronkandidaten zum Trotz, geschworen hat, eine Republik zu bilden. Wer küm— mert sich um das Elend, das daraus entstehen würde? Man will einen Freund zum Präsidenten und dann alle Aemter und An— stellungen für sich haben.“
Es hat sich das Gerücht verbreitet, daß Hr. Lebeau, Mini— ster der auswärtigen Angelegenheiten, gestern nach London abge— reist sey. Bei den neuerlichen Unruhen hielt es Herr Lebean für angemessen, nicht in seinem Hause zu bleiben; er begab sich mit seiner Frau nach einem Gasthause und brachte daselbst die Nacht zu.
Es scheint, daß man in Brüssel zum 18. d. einer Ministe— rial-Veränderung entgegen steht. Man spricht von den . Seron, Gendebien, Van de Weyer und dem Vicomte von Beau— lien. „Dies wäre“ sagt ein hiesiges Blatt „eine Combina— tion im Französischen Sinne.“
Hr. v. Robaulx ist gestern Morgen nach Antwerpen abge— reist, wo er sich einige Tage aufhalten wird, um sich als Mit— glied der Untersuchungs-Kommission die nöthigen Aufklärungen zu verschaffen.
Der General en Chef der Bürgergarden hat einen Tages—⸗ befehl erlassen, worin er derselben seinen Dank für ihr festes und musterhaftes Betragen zu erkennen giebt.
Der hiesige Gerichtshof hat entschieden, daß, in Folge des Gesetzes vom 10. Vendemiaire des Jahres 19, die Gemeinden für die in ihrem Bezirke von einheimischen Personen verursach— ten Verwüstungen verantwortlich sind, und daß sie den Scha— denersatz auch dann nicht abweisen können, wenn sie beweisen, daß sie in dem Augenblicke ihrer gesetzlichen Autoritäten beraubt und in völliger Anarchie waren.
Lüttich, 14. Mai. Das hiesige Journal macht folgende Betrachtungen: „Wenn das constitutionnelle Leben in Frankreich von allen Seiten neue Nahrung erhalt, was wird dagegen bei uns aus der Freiheit, unter deren Schatten die Framosen die Zelte des Königthums aufschlugen? Bei uns ist auch nicht ein— mal der Anschein einer Rückkehr der Ordnung und Ruhe vor— handen. Man spricht von der Freiheit, man preist sie, man möchte daran glauben, aber wo ist sie? Es giebt keine Freiheit ohne eine starke Regierung, deren Ansehen, auf die Gesetze be— gründet und von den Bürgern anerkannt, von Niemanden un— gestraft verachtet wird. Haben wir eine starke Regierung? Ha⸗ ben wir überhaupt eine Fegierung? Nein, wir haben eine pa— triotische Association, deren angemaaßte Macht sich der constitu— tionnellen Gewalten bemächtigt und dieselben lähmt. Was ent— steht daraus? Nichts Gutes für die Volksthümlichkeit und Un— abhängigkeit. Anstatt die verschiedenen und heterogenen Theile, woraus das Land besteht, zu verbinden, hat sie sie veruneinigt; ihre Ungeschicklichkeit ist so weit gegangen, daß sie durch die Mittel, welche sie anwendete, um einen Zusammenhang zu bewirken, eine größere Trennung hervorgebracht hat; durch die Bildung von Unterab⸗ theilungen des lestenden Ausschusses in den Städten, welche frü⸗ her Hauptstädte unabhangiger Provinzen waren, hat sie dem Lokalltätsgeiste Anhaltpunkte gegeben und Erinnerungen wieder erweckt, welche zu unterdrücken sie sich hatte bemühen sollen; so daß, obgleich die Association stark genug gewesen ist, die Stelle einer schwachen Regierung einzunehmen, sie doch in sich selbst sehr wenig bedeutet; sie beschränkt sich auf einige Einwohner Brüssels, auf einige Ehrgeizige in der Provinz, welche keine an⸗ dere Aussichten haben und ihr Einfluß ist so unbedeutend, daß sie nicht einmal in Brüssel es hat durchsetzen können, ihre Kan⸗ didaten für den Kongreß erwählen zu lassen. Sie nimmt einen sehr vornehmen Ton an, macht viel Geschrei, aber in der Wirk⸗ lichkeit bedeutet sie nichts. Der Französische Anhang verstärkt sich durch alle diejenigen, welche von ihr abfallen, weil die Fran⸗ zösische Partei sich auf das stützt, was die Nationalen verachten, auf die materiellen Interessen. Wenn die Provinz Lüttich von den Brüsseler Unabhängigen abhängig bliebe, wenn wir zur Herabwürdigung unter ein solches Joch verurtheilt wären, welche Hoffnungen für unser Wohlbefinden könnten uns dann noch übrig bleiben?“
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 10. Mai. Das vom Hofkanzler ergangene Verbot der Herausgabe des Upsalaschen Korrespondenten ist von Sr. Maj. im Staats⸗Rathe definitio bestätigt worden.
Nachdem durch eine ministerielle Erklärung Schwedischen Schiffen in Oesterreichischen Häfen sowohl in Hinsicht der Ab⸗ gaben von Waaren, als der Schiffsgelder, die völlig gleiche Behandlung mit den eigenen des Landes Uigestanden worden, hat unsere Regierung den Oesterreichischen Schiffen in Schwedi⸗ schen Häfen ö n,, von der Eröffnung der
iesjährigen ifffahrt an ertheilt.
,, , Berichte des Chefs des Ingenieur— Corps, General-Lieutenant Frhrn. Frane Sparre aus Wanäs, vom Iten d. M., waren bis dahin an Arbeitssuchenden aus den westlichen Lehnen bei gedachter Festung in Allem 1309 angekom⸗
weilige Ernährung, Unterbringung und angemessene Beschäfti⸗ gung dieser Ungluͤcklichen gesorgt worden.
Dänemark.
—— Kopenhagen, 12. Mai. Die Schifffahrt durch den Sund hat in diesem Jahre früher begonnen, als gewöhnlich; vom 20. Februar ab war der Sund frei von sestem Eise, fo daß schon am nämlichen Tage ein Schiff von Helsingör hierher auf— segeln konnte. Die eigentliche Schifffahrt begann mit dem 7ten März, wo zuerst 16 Preußische Schiffe, von der Ostsee kommens, den Sund passirten; die Fahrt wurde alsdann bald allgemein und nahm so rasch zu, daß bis zum 11ten d. M. bereits 3514 Schiffe zu Helsingör klarirt sind; beilänfig 1737 mehr, als zu gleicher Zeit im vorigen Jahre. Ein höchst interessantes Schal— spiel bot sich am 7ten d. M. dar, wo nach lange anhaltendem östlichen Winde derselbe plötzlich nach Nordwest herumging und an einem einzigen Tage 497 Schiffe aus dem Kattegat in Sunde ankamen; eine solche Menge Schiffe ist seit Menschengedenken noch nicht mit einemmale dort eingetroffen; die Rhede glich einem Walde von Masten, und es ist zu bewundern, daß beim Zusam— mendrängen so vieler Schiffe auf einem kleinen Raum, kein Un— glück durch Ansegelung vorgefallen ist. — Die Getreidefahrt durch den Sund war bis jetzt ziemlich lebhaft; es sind bis jetzt 246 La— dungen Weizen, 155 Roggen, 102 Gerste, 42 Hafer und 287 La— dungen gemischter Körner, im Ganzen 832 Ladungen Getresde aller Art aus der Ostsee exportirt. Nimmt man die Ladung durchschnittlich zu 80 Last an, so giebt dies ein Quantum von 66, 560 Last. Sämmtliche Getreide-Arten sind größtentheils nach England gebracht, nur der Roggen war meistens nach Holland bestimmt. — Mit der Holz-⸗Ausfuhr geht es noch etwas lang— sam, es sind zur Zeit erst 157 Ladungen, sämmtlich von Sreu— ßischen Häfen kommend, im Sunde klarirt. Ungeachtet der in diesem Jahre so außerordentlich günstig begonnen Ostsee⸗ Schifffahrt glaubt man doch allgemein, daß solche von keiner nachhaltigen Dauer seyn werde, da die Getreide-Vorräthe in Danzig beinahe erschöpft sind und neue Zusuhren aus Polen unter den jetzigen Verhältnissen wohl nicht zu erwarten sind.
Deutschland. München, 14. Mai. In der gestrigen öffentlichen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde vom Präsidium die Frage über die Beschwerde wegen der durch die Censur-Ver— ordnung vom 28. Jan. angeblich geschehenen Verletzung der Ver—⸗ fassung der Kammer vorgelegt. Wiewohl man von einer Seite Anstand dagegen nahm, wurde die Frage doch in der vom Prä— sidenten vorgelegten Weise von 71 gegen 47 Stimmen bestätigt. Hierauf berichtete der Abgeordnete Hofr. v. Ehrne-Melchthal im Namen des ersten Ausschusses über den Antrag des Abg. Frhrn. v. Closen: die Kabinets-Befehle und die Verantwortlich⸗ keit der Minister betreffend. Der Ausschuß beantragte, Se. Königl. Majestät möge im verfassungsmäßigen Wege gebeten werden, ein Gesetz an die Stande des Reichs zu bringen, durch welches die in der Verfassungs⸗Urkunde enthaltenen Bestimmum— gen über die Verantwortlichkeit der Minister u. a. Staatsbeam⸗ ten genauer entwickelt und dadurch deren Anwendung gesschert werde. — . Stuttgart, 14. Mai. Se. Majestät haben, auf den Vorschlag des akademischen Senats, dem bisherigen Vice⸗Kanz⸗ ler, Ober-Tribunalsrath, Professor von Schrader, das Rektorat der Universität Tübingen für das Jahr 1837 zu übertragen geruht. Hanau, 10. Mai. Se. Königl. Hoheit der Kurfürst haben geruht, sich zum obersten Chef der hiesigen Bürger-Garde zu er⸗ klären. — Se. Königl. Hoheit sind seitdem zum öfteren in der eigenthümlichen Uniform dieses Corps mitten unter ihren ge⸗ treuen Hanauern erschienen. ö Frankfurt a. M., 16. Mai. Zu Wiesbaden erschien in den letzten Tagen eine offizielle Flugschrift unter dem Titen: „Nachricht an die Einwohner des Herzogthums Ras⸗ sau über die am 2. Mai 1831 geschehene Vertagung der diesjährigen Stände-Versammlung.“ Ihr Inhatt ist im Wesentlichen folgender: „Unter dem 2ten d. M. haben Se. Herzogl. Durchlaucht nach angehörtem Gutachten des Staats⸗Raths zu beschließen geruht, daß mit Ruͤcksicht auf den 8. 3 der Verfassungs⸗Urkunde, worin es heißt „„Wir behalten Uns das Recht vor, die Sitzungen der Landstaͤnde nach Gutfinden zu unterbrechen,““ die diesjährige Staͤnde⸗Ver⸗ sammlung auf unbestimmte Zeit vertagt werde. Damit bis zu der demnaͤchstigen Wiederzusammenberufung derselben Niemand über den Stand der Verhandlungen in Zweifel sey, theilt die Regierung einst⸗ weilen das Nachstehende oͤffentlich mit. Die diesmalige ungewöhn⸗ lich lange Dauer des am 21. Februar d. J. versammelten Landtags hat darin ihren Grund, daß die Deputirten⸗Versammlung das Eigen⸗ thumsrecht des Herzoglichen Hauses auf, die Domginen in Zwei⸗ fel gezogen hat und bis jetzt bei ihr keine gruͤndliche Erdrterung der Sache und daher auch keine Berechtigung der entstandenen ir⸗ rigen Ansichten zu bewirken gewesen ist.“ (Nun folgt eine historisch⸗ staatsrechtliche Deduction uͤber die herzoglichen Domainen, worin unter Anderem gesagt ist: „Durch Familien⸗Vertraͤge und zweck⸗ maͤßige Vorschriften gegen uͤbelen Haushalt und Veraußerung des Vermdgens, ist das Vermoͤgen nicht allein zusammengehalten, sone dern auch nach und nach bedeutend vermehrt worden. Daß dies auf Kosten der Unterthanen, durch Geld, welches von diesen erhoben worden, geschehen sey, davon findet sich nirgends eine Spur: denn niemals haben die Regenten der Nassauischen Lande fuͤr eigene oder ihrer Familien Beduͤrfnisse Steuern von ihren Unterthanen erheben, ganz spezielle, nach dem fruͤheren Reichsherkommen übliche und langst außer Gebrauch gekommene Faͤlle, wie z. B. bei Vermaͤhlung ciner Prinzessin die Prinzessin⸗Steuer, ausgenommen. Dagegen liefert uns noch die letzte Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts sehr evidente Belege, daß durch Geldmittel, die nicht aus dem Lande kamen, bedeutende Domainen angekauft worden sind, Unter anderen hat der Fuͤrst Karl von. Nassau-Weilburg in den Jahren 1334 bis 73 aus dem von seiner Gemahlin, einer gebornen Prinzessin von Nau sau⸗Oranien, eingebrachten Vermoͤgen, welches diese von ihrer Mut⸗ ter, einer Prinzessin von Großbritanien, ererbt hatte, fuͤr l. 3,0) Fl. Domainen angekauft. . . Fortwaͤhrend bleibt der zustand der entscheidende, welcher in den alt⸗Nassauischen Landen bestanden hat, und dieser ist nach dem Ausgefuͤhrten geschichtlich der gewesen: daß die Fuͤrsten Eigenthuͤmer ihres Vermoͤens waren, daß sie aus dem Erträge ihres Eigenthums lebten und fuͤr ihre und ihrer Hofhaltung Beduͤrfnisse keine Steuern von den Unterthanen erhoben.. Die⸗ ses Verhaͤltniß bestand, als im Jahre 1814 die Verfassungsurkunde erschien. Sie schraͤnkt das den Standen eingeraͤumte Abgabenbe willigungs- Recht sehr bestimmt auf „die von den Unterthanen ; erhebenden direkten und indirekten Abgaben“ ein; sie giebt den Staͤnden aber nirgends ein Recht der Mitwirkung oder Kontrolle bei der Verwaltung und Verwendung der aus den „Domainen des Hauses“ oder dem „Familiengut“ erfallenden Einkuͤnfte. Die Tren⸗ nung der Verwaltung der Steuern von der Verwaltung der Do— mainen beruht also durchaus auf bestimmter gesetzlicher Vorschrifi Sie hatte schon ihre rechtliche und geschichtliche Begrundung vor der Verfassung; — die Verfassung vom Jahre 1814 andert daran nicht allein nichts, sondern haͤlt sie ausdruͤcklich aufrecht; — das Edikt vom Jahre 1815, welches nach seinem S. 1 integrirender Theil der Verfassung ist, ordnet sie auf das bestimmteste an; — die zwei
men, die zum Theil durch Hunger im größten Elende waren,
belegenen Depots abgefertigt.“
darunter auch eine Menge Kinder. Es war unverweilt für einst⸗
Edikte vom Januar 1816 fuͤhren sie nach allen Beziehungen und vor
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