1831 / 143 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

würden, wenn wir die Minister bei Zusammentretung des neuen Parlaments noch eben so entschlossen anträfen, wie sie sagten, daß sie es vor der Auflösung gewesen wären, mit ihrer Reform⸗ Bill zu stehen oder zu fallen. Ihre Anhänger behaupten zwar, daß dies der Fall sey aber uns scheint diese Nachricht zu gut, um wahr seyn zu können.“

„Es geht das Gerücht“, liest man im Morning-Herald, „daß eine durchgreifende Ausgaben⸗Einschränkung einer der ersten Gegenstände seyn wird, auf den die Aufmerksamkeit des neuen Unterhauses geleitet werden dürfte. Die Maaßregel würde in Form einer Resolution, daß alle Aemter, mit denen keine Pflich⸗ ten verbunden sind, abgeschafft, und daß, wenn Pflichten damit verbunden sind, Gehalt und Einkünfte den Geschäften angepaßt werden sollen, eingebracht werden.“

Die Times stellt folgende Betrachtungen über die neuesten Ereignisse und den Stand der Parteien in Paris an. Die hauptsächlichsten Führer, sowohl in den patriotischen Associationen als in der Verbindung, welche eingerichtet ist, um sich der Kö— niglichen Verordnung in Bezug auf den Juli-Orden zu wider— setzen, sind größtentheils ausgemachte Republikaner. Ohne daher die Maaßregeln, welche die Regierung zur Unterdrückung dersel⸗ ben ergriffen hat, mißbilligen oder vertheidigen zu wollen, müs⸗ sen wir einräumen, daß es für jeden Monarchen, der bemüht ist, sich der Form und dem Geiste der Regierung, an deren Spitze er steht, anzuschließen, schwer, wo nicht unmöglich ist, es einer Partei recht zu machen, deren Grundsätze mit dieser Regierung im Widerspruche sind. Ludwig Philipp hat alle die Opfer ge⸗ bracht, welche sich mit seiner Würde vertrugen, um Popula⸗ rität zu gewinnen und zu behaupten; er hat seine Mini⸗ ster mehrmals geändert; er hat jede Forderung oder Ein— gabe des Geringsten seiner Unterthanen berücksichtigt. Er hat die National-Garde tausendmal als seine „„theuren Ka— meraden““ angeredet, und seine Söhne derselben einverleibt. Die Vorschläge zu seiner Civil-Liste wurden von Hrn. Laffitte gemacht, welcher sich jetzt in der Opposition befindet; und wenn dieselbe etwas zu hoch angeschlagen wurde, so muß dies dem Nathe seines populairen Ministers zugeschrieben werden. Sein Widerstreben, Europa den Krieg zu erklären, wozu ihn die patrio—⸗ tischen Associationen zwingen wollten, beruht auf besseren Grün— den, als auf dem ihm untergelegten Wunsch, eine zweite Restaura—⸗ tion zu begünstigen, oder zu einer Invasion auf das Französische Gebiet aufzumuntern. Wenn er in der Angelegenheit des Juli— Ordens sich zu streng an den Wunsch hielt, eine Natio—⸗ nal⸗Belohnung mit einem Königlichen Geschenk identisch zu machen, und als Organ des Volks handelte, welches ihn erwählt hatte, ohne ausdrücklich anzuführen, daß er beim Vertheilen ihrer eigenen Gunstverleihungen sich nur als ihr Repräsentant betrachtete, so war dies ein Versehen, gegen welches vielleicht loyale Unterthanen nicht so heftig hätten pro— testiren sollen. Auf jeden Fall ist der Streit über diesen Gegen— stand so durchaus lächerlich, daß nur frühere Ursachen der Eifer— sucht oder bestimmte Neigung zum Streit ihm einen Stachel geben oder Beleidigungen daraus herleiten konnten.“

Ungefähr 200 Mitglieder der Gesellschaft zur Unterstützung des Israelitischen Hospitals und Erziehungshauses speisten am vergan⸗ genen Mittwoch in der London-Tavern. Der Herzog von Sus— ser führte den Vorsitz. Es befanden sich bei der Gesellschaft auch noch mehrere andere ausgezeichnete Personen, sowohl christ⸗ lichen, als jüdischen Glaubens. Se. Königl. Hoheit theilte der Gesellschaft mit, daß das Institut gegenwärtig 12 bejahrte Per— sonen, 43 Knaben und 17 Mädchen, im Ganzen also 72 Be— wohner, unterhalte. Seit seinem Bestehen wurden 260 Personen aufgenommen, von denen die meisten erzogen und hernach ver⸗ sorgt worden sind. Die Kinder gingen im Laufe des Abends um den Tisch herum und zeigten Proben ihrer Geschicklichkeit vor. Zum Schluß ward eine Subseription eröffnet, welche, mit den Summen, die im Laufe des Jahres gesammelt waren, sich auf 816 Pfd. Sterling belief.

Im Hof-Journal liest man: „Es hat in Ostindien eine sehr ernstliche Mißhelligkeit zwischen dem General- Gouverneur Lord William Bentink und dem General-Capitain der Truppen, Lord Dalhousie, stattgefunden. Diese gingen so weit, daß der General-Gouverneur es für seine Pflicht hielt, den Lord Dal— housie zum Arrest bringen zu lassen. Die wichtigen Folgen die— ses Verfahrens sind kaum zu berechnen, da die Europäischen Offiziere sich fast sämmtlich für den Oberbefehlshaber erklärt und sich geweigert haben, Lord Bentink's Gesellschaften ferner zu be— suchen. Der moralische Einfluß, den ein solcher Streit der Be⸗ hörden auf Indien im Allgemeinen hervorbringen kann, kann von wichtiger Beschaffenheit seyn.

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. Mai. Die heutige Staats⸗-Cou⸗ rant bringt aus Belgischen Blättern das (in Nr. 141 der Staats⸗ Zeitung mitgetheilte) Schreiben des Hrn. Lebeau an den Holländi— schen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und fügt demselben folgende Bemerkungen hinzu: „Bei diesem Aktenstücke dringt sich die Betrachtung auf, daß eine besondere Unterhandlung zwischen Nord⸗Niederland und Belgien wenn sich nicht noch andere Bedenklichkeiten gegen dieselbe erheben ließen mit den in London festgesetzten Grundlagen nicht in Uebereinstimmung zu bringen seyn dürfte. Diese befinden sich in der Beilage A des 12ten Londoner Konferenz-Protokolles verzeichnet, und des Königs Beitritt zu dem Inhalt dieser Beilage hat jene Grund— lagen für die Regierung sowohl, als für die zur Londoner Kon— ferenz gehörenden Mächte, auf gleiche Weise verbindlich gemacht. Sie verbürgen das alte Staats-Gebiet von 1790, worunter das Seeländische Flandern und die Nord⸗Niederlandischen Besitzun— gen in der Provinz Limburg mitbegriffen sind; ferner verbürgen sie das Großherzogthum Luxemburg und enthalten billige Be— stimmungen hinsichtlich der Vertheilung der Staatsschuld, wäh— rend durch eine besondere Unterhandlung mit Belgien diese Ge— genstände noch einmal berührt werden müßten. Man ist dies— seits völlig darauf vorbereitet, Gränz⸗Kommissarien in Mastricht und Liquidations-Kommissarien im Haag, der Londoner Ueber— einkunft gemäß, auftreten zu sehen; aus dem in Rede stehenden Vorschlage aber, durch gegenseitige Kommissarien nicht über die Art und Weise der Ausführung der bereits festgestellten Regulirung, sondern über die Grundlagen dieser Regulirung selbst zu beschließen, könnte man zu der Voraussetzung geleitet werden, daß man in Brüssel andere und für Nord-Niederland minder gerechte Be— dingungen im Sinne habe, und daß Alles, was bereits in Lon— don abgemacht, noch einmal zur Sprache gebracht werden würde. Bemerkenswerth ist es ferner, daß man eines Wiederbeginnens der Feindseligkeiten und einer besonderen Unterhandlung zu der nämlichen Zeit erwähnt, da die Londoner Konferenz ihre früheren Erklärungen wiederholt: sich nämlich den Feindseligkeiten widersetzen und selbige als gegen die fünf Mächte gerich—

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wenn aber auch die Regulirung der in London fesigesetzten Tren⸗ nungs-⸗Bedingungen durch keine besondere Unterhandlung erlangt werden kann, so ist doch nichtsdestoweniger Grund vor⸗ handen, diese Regulirung als nahe bevorstehend zu betrachten, wenn man hinsichtlich dieses Gegenstandes die übereinstimmende Denkweise der fünf Mächte unter einander und die vollkommen gleichen Ansichten der Nord-Niederländischen Regierung berück— ichtigt.“

ö Hach Berichten des Generals Chassé vom 16ten d. M. ha⸗ ben die Belgier am Morgen des genannten Tages abermals ein Gewehr-Feuer auf unsere in Kiel stehenden Truppen eröffnet, das Fön letzteren erwiedert wurde, jedoch im Ganzen nicht lange dauerte; in der Stadt Antwerpen selbst herrschte den ganzen Tag hindurch eine ungewöhnliche Ruhe.

Antwerpen, 18. Mai. Heute kam eine Korvette von der Rhede bei Lillo stromaufwärts gesegelt und legte beim Fort St. Marie vor Anker, dergestalt, daß sich in diesem Augenblick in der Nähe von Pyp-Tabak 3 Korvetten und ein Kanonier— boot befinden; in Lillo ist nur die Brigg „Echo“ zurückgeblieben. Wie es scheint, ist die Stellung der ganzen Linie des Holländi⸗ schen Geschwaders verändert worden. Eine mit der letzten Kor— vette hier angekommene hohe Person, die man für den Prinzen Friedrich hält, besichtigte heute alle Kriegsschiffe.

Brüssel, 18. Wai. Der an ihn ergangenen Einberufung gemäß, war der Kongreß heute wieder zum ersten Male versam— melt. Nachdem die Dimissions-Anzeige mehrerer Kongreß-Mit⸗ glieder mitgetheist worden und die Verifiegtion der neuerdings geschehenen Wahlen vollzogen war, schritt man zur Eruenerung der Bureaus; Hr. v. Gerlache wurde von 86 Stimmen ((r. Gendebien zählte 33 und Hr. Raikem 21) zum Präsidenten und die Herren Raikem und Destouvelles wurden zu Vice-Präsiden⸗ ten erwählt. Als Secretaire wurden die vier Mitglieder, welche dieses Amt früher bekleidet hatten, neuerdings bestätigt. Der Kriegs-Minister Hr. von Hane de Steenhunze zeigte der Ver—⸗ sammlung in einem Schreiben an, daß er seine Entlassung ge— nommen und daß er, um sein bisheriges Verfahren zu rechtfer— tigen, eine Denkschrift herausgegeben habe, so wie er auch be⸗ reit sey, dem Kongresse jeden von ihm gewünschten Aufschluß zu ertheilen. Nachdem der Präsident erklärt hatte, daß zwei Exemplare dieser Denkschrift auf dem Bureau nie— dergelegt worden seyen, bestieg der Minister der aus—⸗ wärtigen Angelegenheiten (Hr. Lebeau) die Rednerbühne, um über seine bisherige Wirksamkeit Bericht abzustatten. Er erinnerte zunächst daran, daß das Portefeuille ihm Ende März übergeben worden sey, und daß er in der Sitzung vom 4. April sein Glaubensbekenmnttniß abgelegt habe. Er versicherte, seit der Zeit nichts gethan zu haben, was demselben widerspräche, und daß er sich lieber zurückgezogen, als gegen den Wunsch der Majorität gehandelt haben würde. Der Charakter der Londoner Konferenz sey von Anfang an bestimmt gewesen, er sey lediglich vermittelnd; die Rolle der Diplomatie dürfe, wie er schon am 4. April angekündigt, nur kurz seyn. Er zählte alsdann alle Mittel auf, welche zur Vertheidigung Luxemburgs ergriffen wor⸗ den seyen. Er berührte die angeblichen mannigfachen Verletzun—⸗ gen des Waffenstillstandes, von Seiten der Holländer, und er— kannte dem Lord Ponsonby insbesondere das Verdienst wirksa— mer Vermittelung zu. Er erwähnte im Verlauf seiner Rede der Sendung des Hrn. v. Aerschot als Gesandten nach London und meinte, daß derselbe, da er vom Englischen Kabinet nicht empfangen worden sey, unverrichteter Sache habe zurückkehren müssen; eben so würde der Agent der Belgischen Regierung in Frankfurt a. M., Herr Michiels, nicht eher vom Bundestage empfangen werden, bis die Anerkennung Belgiens durch die Mächte erfolgt sey. Nach einigen anderen unerheblichen Bemerkungen ging der Redner auf die Verhandlungen mit dem Prinzen Leopold über und äußerte sich folgendermaßen: „Sie haben sich, meine Herren, für eine constitutionnelle Monarchie erklärt, und haben dieses Votum durch die Erwählung des Herzogs von Nemours bestätigt. Durch die Installation des Regenten haben Sie anerkannt, daß das Land nicht definitiv konstituirt war. Bei den Versuchen, die Gesinnun— gen des Prinzen von Sachsen-Koburg im voraus zu erforschen, bin ich dem früheren Verfahren des Herrn van de Weyer ge— folgt. Man hat sich immer im Namen des Ministers und nie in dem des Regenten an ihn gewendet. Es ist niemals die Rede davon gewesen, mit dem Englischen Kabinet zu unterhandeln. So mußte man verfahren und dabei den Stimmen des Kon— gresses vollkommene Freiheit vorbehalten; hätte man früher so gehandelt, so würde man sich bei der Erwählung des Herzogs von Nemours nicht getäuscht haben. Der Prinz Leopold ist eben

so gut ein Fremder, wie es der Herzog von Nemours war. Das, was man über eine Berathung der Minister am 11. April ge—

sagt hat, wo von einer Veränderung der Constitution, in Bezug auf den Eid des Staats-Oberhaupts rücksichtlich der Integrität des Grundgebiets, die Rede gewesen seyn soll, ist unwahr. Un— sere Kommissarien in London haben nicht mit der Konferenz un— terhandelt; unerschütterlich in Bezug auf unsere National-Ehre, haben sie geglaubt, daß, um nicht angeschuldigt zu werden, die Ruhe Europa's stören zu wollen, die Fragen wegen des Grund— gebiets durch Ent schädigungen gelöst werden könnten. Es haben indessen auch in diesen Beziehungen nur Anerbietungen und vertrauliche Unterredungen stattgefunden, welche im gehei— men Comité mitgetheilt werden können. Die Entwickelung stellt sich mit jedem Tage günstiger. Die Nation kann sich nicht dazu verstehen, den Namen „Franzosen“ zu tragen, sie will Bel— 6 bleiben. Welches nun aber auch der Erfolg seyn mag, das Ministerium wird nichts thun, was mit seinen Pflichten stritte.“ Schließlich äußerte der Minister noch, daß eine entscheidende Ant— wort aus London erst in der künftigen Woche zu erwarten stehe.

Die Versammlung beschloß den Druck dieses Berichtes und kam sodann überein, sich übermorgen im General-Comité zu ver— sammeln, um fernere vertrauliche Mittheilungen des Ministe— riums entgegen zu nehmen. Herr H. v. Bronckere und Graf F. v. Merode erboten sich außerdem zu allen möglichen Auf— schlüssen, falls man über ihre Reise nach London Auskunft ver— langen sollte. Man stieht jedoch vor allen Dingen auch noch der Rückkehr des Herrn Vilain XIIII. entgegen, um einen definiti— ven Antrag zu machen.

Wie es heißt, wird der Ingenieur⸗-Oberst Hr. Willmar an die Stelle des Hrn. van Hane de Steenhuyze Kriegs-Minister werden; auch spricht man vom baldigen Erscheinen eines Mani— festes der Belgischen Association gegen das Ministerium; nach Einigen soll es schon morgen im Kongreß vertheilt werden.

Dem Belge zufolge, wird Sr. van de Weyer Mitglied des neuen Ministeriums werden, das jetzt zu Stande kommen soll.

Ein Flandrischer Deputirter beabsichtigt, wie es heißt, mit einer auf einer großen Menge von Thatsachen gegründeten An— klage gegen die jetzigen Minister im Kongreß zu erscheinen und, es koste was es wolle, das Prinzip der ministeriellen Verant—

tet betrachten zu wollen, und daß ste den Beitritt Bel— giens zu den in London gefaßten Beschlüssen verlangt;

wortlichkeit geltend zu machen. Als einen der ersten vom Ministerium dem Kongreß vorzu⸗

legenden GesetzEntwürfe nennt man den, der sich auf die Ver theilung von Sternen und Ehrenfahnen unter die Individuen

und Gemeinden bezieht, welche thätigen Antheil an der Revohn—

tion genommen haben.

Heute früh verließ eine ziemlich große Zahl der zu dem hin in Garnison stehenden 5ten Regimente gehörenden Soldaten ohne Befehl und bewaffnet ihre Kasernen. Diese subordinationsw— drige Handlung schreibt man zweien Ursachen zu; einer allgemeinen Unzufriedenheit mit einem Major, dem man sehr schwere Dinge vorwirft, und der eingegangenen Nachricht, daß man sich bei Am werpen schlage. Mehrere Ober⸗-Offiziere mußten ihnen bis zun Laekener Thore nacheilen, um sie zur Rückkehr zu bewegen, waz denn auch endlich gelang.

Das Journal du Commerce meldet mit dem Bemerken daß die Nachricht noch der Bestätigung bedürfe, daß in letzt Nacht, zwei Stunden von hier, 200 Holländer, die angeblich de Auftrag gehabt, die Dämme zu durchstechen und einen Thes der Polder unter Wasser zu setzen, von den Belgischen Truppen zu Gefangenen gemacht worden sind.

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Aus dem Russischen Hauptquartier Lukg— wo, 5. (17.) Mai. Als das Detaschement des Grafen Pa— verstärkt durch die Truppen des Generals Romarino, unter den Befehl des Chefs vom Generalstabe des Insurgenten-Hetrtß Chrzanowski, 10 Bataillons, 16 Eskadrons und 12 Geschi stark, den Wieprz überschritten hatte, gab der General Creutz sy gleich dem Detaschement des Generals Thiemann Befehl, Kol zu verlassen und sich auf Kamionka zu dirigiren. In der Tha besetzte der Feind den ersteren Flecken am 6. Mai mit bedeuten den Kräften, und General Creutz traf Anstalten, seine Truppen zu koncentriren. Am 8. Mai wandte er sich nach Kamiongt und befahl dem General Faesi, eine Rekognoscirung gegen Fi ley vorzuschicken. Seine Brigade stieß im Walde auf den Fem, griff ihn mit Tapferkeit an, und es gelang ihr, hundert Gefan—

gene zu machen; aber bald sah ste sich von bedeutenden Kräften

der Insurgenten und von Kavallerie umgeben, welche ihr de Rückzug abschneiden wollten, als General Dellingshausen, welcht eine Position bei Kamionka suchte, mit den wenigen Truppen, die er bei der Hand hatte, sogleich vorging, um ihn zu degagiren, Sobald General Faest dessen Geschütz vernahm, griff er selh mit dem Bajonet an und machte sich mit einigem Verlust um mit Zurücklassung der Gefangenen mitten durch die feindlichm Truppen Luft. Die Polen debouchirten in geschlossenen Kolom nen auf Kamionka, mußten sich aber vor dem Russischen At leriefeuer in den Wald wieder zurückziehen und wandten sich i der Nacht gegen Lubartow.

Am gten griff sie General Creutz in ihrer Position c und brachte ihnen empfindliche Verluste bei. Nach mehreren Infanterie- und Kavallerie-Angriffen zogen sich die Insurgenten, vom Kartätschenfener zerschmettert, völlig zurück. Die Bataillone, welche in den Flecken selbst und in das Kloster postirt waren, leisteten einen verzweifelten Widerstand; als aber das Feuer die Häuser ergriffen hatte, kamen alle diejenigen, welche sich darm festgesetzt hatten, um den Angriffen der tapferen Sieger Wider, stand zu leisten, in den Flammen um. Während dessen war in der Kloster-Einschließung eine Bresche gelegt, und die vertheidi— genden Truppen sahen sich bei einem neuen Sturm des Gene— rals Dellingshausen genöthigt, das Gewehr zu strecken. Dat mit Todten und Verwundeten bedeckte Schlachtfeld ward gänzlit vom Feinde geräumt, welcher durch eine Fuhrt den Wieprz wienn passirte und noch viel Mannschaft in den Wellen verlor. Dun Laffeten, welche mit den Pulverwagen am Ufer gefunden wur den, bewiesen, daß die Geschütze selbst ins Wasser geworfen wa— ren. Im Laufe des Gefechts wurden 600 Mann, und daruntt 11 Offiziere, zu Gefangenen gemacht. Verlust des Feindes an beiden Tagen auf ungefähr 3000 Mann, und außerdem ist noch ein Theil der Truppen zersprengt in den Wald geworfen. Nach dieser Niederlage zogen sich die Insun

die Russische Infanterie, welche drei Tage hindurch forcirte Mär sche gemacht hatte, um den Feind zu erreichen, der Ruhe bhi— durfte, so en ihr die auf das linke Ufer des Wieprz zu rückgekehrten Polen durch Schnelligkeit und erreichten Al Zamose, indem sie in weniger als zwei Tagen 12 Meilen untt fortwährenden Angriffen der Russischen leichten Kavallerie zu rücklegten, welche mehrere Male die Arriere-Garde anfiel, ne mentlich am 11. Mai, wo der Oberst Kousnetsoff mit den Kosaken des Atamanschen Regiments ihr noch empfindliche Ven luste beibrachte. In Folge dieser Ereignisse hat General Creuf mobile Kolonnen formirt, mit der Bestimmung, die Wäldt und abgelegenen Wege zu durchstreifen, um die Soldaten einsu

fangen, welche sich in Haufen von 30 60 Mam nach allen

Seiten aufgelöst haben, und schon sind viele Gefangene von ih nen eingebracht. Der Russische Verlust an Todten und Vat wundeten beläuft sich auf 400 Mann; die Brigade Faest während ihres glänzenden Angriffs, der sie von einem der Za nach überlegenen Feind losmachte, am meisten gelitten.

Auf die Nachricht, daß die Insurgenten mit ihren Haupt— kräften etwas gegen Sledlee unternehmen wollten, traf der Rus⸗ sische Ober-Befehlshaber sogleich seine Anordnungen, um ihnen durch eine schnelle Bewegung zuvorzukommen; er machte am 1Iten Abends eine Bewegung gegen Jablonna und rüchz mit Anbruch des folgenden Tages mit den daselbst versammelten Truppen gegen Kaluszyn vor; aber die Polen hatten es schen geräumt. Sie hielten weder in dem davor liegenden Walde, noch in den zur Vertheidigung des Orts aufgeworfenen Verschanzungtn Stich, aus welchen sie nach den einstimmigen Zeugnissen der Gefan— genen und der Einwohner schon den Abend vorher die Geschütze weh= geschafft hatten. Sie wurden einige Zeit verfolgt, machten bei Jen

drzewo Miene, unter dem Schutz des Terrains Stand zu halten;

als aber das überlegene Artillerie-Feuner, welches ihre Stellum beherrschte, ihnen sehr empfindliche Verluste beigebracht hatte und die braven Russischen See-Regimenter ihnen mit dem Bajone auf den Leib rückten, zogen sie sich eiligst zurück und gingen Minsk vorbei auf Dembe⸗Wielkie. Nachdem der Ober⸗Befehls haber sich überzeugt hatte, daß alle Massen zurückgezogen waren und er es nur noch mit einer Arriere-Garde zu thun hatte, . stellte er die Verfolgung ein und zog am anderen Tage sein— Truppen in ihre Position zurück. Die Russen haben hunden Gefangene auf diesem Marsch gemacht, welcher, ohne die Truppen zu fatigiren, von neuem die Ueberlegenheit ihrer Waffen un die feindliche Absicht, die Schlacht nicht anzunehmen, bewiesen hat, Der Russische Verlust beträgt nicht über 100 Mann an Todten und Verwundeten. General Grabbe, welcher die Avant Garde führte, hat eine Kontuston erhalten, welche ihn glücklicher weise nicht genöthigt hat, die Reihen zu verlassen, denen er durch seine Talente und durch seine Tapferkeit so viel Ehre macht.

Warschau, 19. Mai. Die Sitzung der vereinigten ammern am 13. d. war für die Wahl neuer Senatoren aus der Zahl der vom Senat vorgeschlagenen Kandidaten festgesetzt. Die größere Hälfte dieser Sibung wurde jedoch mit Verhand— ungen über sogenannte Präliminarfragen zugebracht, welche seit tiniger Zeit sehr gewöhnlich geworden sind und meistentheils zu keinem bedeutenden Resultat führen. Auf Veranlassung der vom kandboten Jasinski vorgelegten Frage, welche Maaßregeln die Regierung zum Heil des Landes in Folge der von zwei Minsstern zu leicher Zeit eingereichten Entlassung getroffen habe, entspann sich ine weilläuftige Diskussion, welche jedoch damit schloß, daß die Kam— mern die vom Landboten Jasinski gethane Frage der National⸗Re⸗ gierung vorzulegen beschlossen. Hierauf trug der Deputirte Zwier— fowski eine Petition des Hrn. Heinrich Lubowidzki vor, worin dieser sich darüber beschwerte, daß ihm der bereits gefällte Aus spruch der Gerichte in dem Prozeß, worin ihm der Vorwurf gemacht worden, dem ehemaligen Vice⸗Präsidenten Lubowidzki zur Flucht hehülflich gewesen zu seyn, noch nicht eingehändigt worden sey; tr verlangte deshalb, daß entweder der Justiz-Minister oder die person, welche an jenem gesetzwidrigen Verfahren Schuld sey, ur Verantwortung gezogen würde. Herr Zwierkowski nahm je⸗ boch seinen Antrag zurück, als der Deputirte A olow ski ihn auf die durch das organische Statut vorgeschriebene Art und Weise einer Anklage gegen die Minister und andere Beamte auf— merksam machte. Demnächst nahm der präsidirende Senator Bojewode Mionezynski das Wort und rechtfertigte die Noth— wendigkeit einer neuen Wahl von 4 weltlichen Senatoren, er— flärte auch, daß es der Wunsch des Senats sey, den Bi— schof der Krakauer Diöcese, Hrn. Skorkowski, zu Sitz und Stimme in seine Mitte zu berufen. Ehe jedoch die Kammer ju den Wahlen schritt, stellte der Landbote Swidzinski die Frage auf, ob es nicht angemessen wäre, in den bereinigten Kammern vorher über den Gesetz⸗Entwurf zu berath— schlagen, wonach die gesetzmäßige Anzahl der Senats⸗-Mitglieder ü außerordentlichen Sitzungen auf 11 Personen herabgesetzt wer— den sollte, welches Projekt bekanntlich von dem Senat angenom— men, von der Landboten-Kammer aber verworfen worden war. Er meinte nämlich, daß die Ernennung einer größeren Zahl von Senatoren sich als überflüssig ergeben könnte, wenn jenes Pro— jekt durchginge. Dieser Antrag wurde auch von vielen Mitglie⸗ dern unterstützt und angenommen. Außerdem wurde noch von dem Landboten Swidzinski und dem Deputirten Krysinski darauf angetragen, daß der Marschall der Landboten-Kammer er⸗ lauben möchte, ihn aus der Liste der Senats-Kandidaten aus— justreichen, und geruhen wolle, die Marschallswürde in der Landbo⸗ ten-Kammer, die er mit solcher Gewandtheit und Delikatesse zu allge⸗ meiner Zufriedenheit verwalte, auch ferner noch zu bekleiden. Hierauf erwiderte der Marsch all, daß er, ungeachtet mancherlei Gründe ihn wünschen ließen, die lebenslängliche Senator-Würde zu erlangen, doch stets gemeint habe, daß der Wille der Kammer für ihn Gesetz sey, und daß er daher auf den Antrag der Repräsentan— ten Swidzinski und Krysinski, den er auch noch von vielen an— deren Mitgliedern unterstützen sähe, sehr gern gestatte, seinen Namen aus der Kandidaten-Liste wegzulassen. Aluf diese Erklä—⸗ rung antworteten der Senat, die Landboten-Kammer und die Zuschauer mit dem Rufe: „Es lebe der Marschall!“ Endlich beschäftigten sich die Kammern mit der Diskussion des Gesetz— Entwurfes hinsichtlich der zu vermindernden Senatoren⸗Zahl für außerordentliche Sitzungen und beschlossen nach kurzen Erörterun— gen, weil die gesetzliche Anzahl von Mitgliedern beider Kammern nicht zugegen war, die Abstimmung darüber auf den folgenden Tag zu verschieben. In der Sitzung der vereinigten Kam— mern vom 14ten d. M. begannen die Verhandlungen mit Ab— stimmung über den oben erwähnten Gesetz-Entwurf, der mit ei— ner Majorität von 46 gegen 41 Stimmen verworfen wurde.

; 2 (Eine weitere Mittheilung über diese Sitzung behalten wir uns vor.) General Creutz schätzt d

Die Landboten Walichnowski und Fr. Soltyk, welche zu

Kastellanen ernannt worden sind, haben, dem Warsch auer Kurier zufolge, die Landboten-Kammer bereits verlassen und den Senatorenstuhl eingenommen.

genten auf Lenczna zurück, und wurden lebhaft verfolgt; da abe

Der Senator Kastellan Franz Nakwaski macht im War⸗

schauer Kurier bekannt, daß er den aus dem jetzigen Kriege mit einem günstigen Zeugniß ihres Befehlshabers zurückkehren⸗ den Soldaten, welche auf seinen Gütern in den Wojewodschaf— ten Masowien und Plock ansässig sind, einem Jeden 15 Morgen Ackerlandes mit den dazu gehörigen Wirthschaftsgebäuden, als immerwährendes Eigenthum, mit einem jährlichen Zins von 35. auf den Morgen in der letzteren, und von 2F1. wegen der gerin⸗ geren Güte des Bodens in der ersteren, verleihen und außerdem noch eine Summe von 100 Fl. zu Anschaffung der Wirthschafts—⸗ bedürfnisse hinzufügen und darüber eine amtliche Verschreibung ausstellen wolle; die auf den Gütern lastenden Staats-A1Abgaben sollen aber diese auf Zins freigelassenen Bauern dann auch zu entrichten haben.

Der General-Gouverneur der Hauptstadt hat einen Teges⸗ befehl erlassen, worin er den zu ihrer Heilung nach Warschau

ßurückgekehrten Offizieren anzeigt, daß ihnen die Erlaubniß, sich n den Stadtquartieren heilen zu lassen, nicht deshalb ertheilt vorden sey, um Spaziergänge, Schauspiele, Kaffee häuser, Gasthäu⸗ ser und Weinstuben zu besuchen und sich daselbst neue Krank—

heiten zuzuziehen, oder die Heilung derjenigen, von denen sie befal⸗

len wären, zu vernachlassigen, sondern einzig und allein deswe⸗

gen, damit sie unter der Obhut ihrer Familie so schnell als mög⸗ lich ihre Heilung bewerkstelligen und dann aufs schleunigste zu

ihrer Pflicht in die Schlachtreihen zurückkehren sollen; er hoffe

daher, daß diese Bekanntmachung hinreichend seyn werde, ihnen

ein solches Betragen vorzuschreiben, daß die Einwohner von

Varschau nicht Veranlassung fänden, an der Kampflust der Her⸗ ten Offiziere zu zweifeln. Durch eine andere Verordnung fordert der General⸗Gouver⸗

neur nochmals alle noch in Warschau verweilende Offizier⸗ und

Soldatenfrauen auf, sich unverzüglich nach den zu Militair-De— pots bestimmten Orten zu begeben, wo sich ihre Männer befin⸗ den, weil durch die jetzige Ueberfüllung der Hauptstadt die Le— bensmittel immer mehr im Preise stiegen und für den nächsten Monat Quartier-Billets sehr schwer zu erlangen seyn würden.

Deutschland.

München, 20. Mai. In der Sitzung der Kammer der Abge— ordneten vom 18. wurde das Resultat der Abstimmung in geheimer Sitzung, die Beschwerde über Verletzung der Verfassung durch die

ensur⸗Verordnung vom 28. Jan. 1831, so wie der die ser Abstimmung gemäß gefaßte Beschluß und das Mittheilungs⸗Schreiben an die ammer der Reichsrathe, verlesen. Sämmtliches wurde geneh— migt. Ehe die Berathung über die Beschwerde gegen die katho⸗ ische Geistlichkeit in Beziehung auf das Verfahren derselben bei gemischten Ehen begann, erklärte der Staats-Minister v. Schenk, er sey ermächtigt, im Beziehung auf den in der vorigen Sitzung an der Tagezordnung gewesenen Gegenstand zu erklären, die Kö— nigl. Stasig⸗-Regserung werde dit Wünscht der Stande jn Be—

ziehung auf das Gewerbswesen geeignet berücksichtige a lich eine Revision der Instruction vom 28. . 3 . sen. In Beziehung auf den Berathungs : Gegenstand selbst äußerte der Minister: die Beschwerde sey in formeller Rück⸗ sicht nicht begründet, indem sse einmal mit den durch die Verfassungs: Urkunde geforderten Beweismitteln nicht belegt, und indem sie nicht gegen die Staats-Behörde, sondern gegen eine kirchliche Behörde gerichtet sey, Beschwerden gegen dlese Be⸗— hörde aber nicht zur Kompetenz der Kammern, sondern nach Edikt II. zur Kompetenz der Staats-Regierung gehörten. In materieller Beziehung enthalte die Verwelgerung der Ein—

segnung bei gemischten Ehen, im Falle nicht saͤmmtliche Kinder

in der katholischen Religion erzogen würden, keine Verletzung der Verfassung; sie lasse sich zwar nicht rechtfertigen in Bezie— hung auf Klugheit, sie widerspreche dem Principe der Duldung, sie widerspreche der früheren Praxis, allein sie verletze nicht die verfassungsmäßigen Rechte der Staatsbürger, da von ihr die Gültigkeit der Ehe nicht abhänge; die Pfarrer könnten deshalb zur Einsegnung nicht durch Vorenthaltung der Temporalien ge⸗ zwungen werden, da diese ein rein geistlicher Gegenstand sey; anders verhalte es sich mit der Verweigerung des Aufgebots und der Dimissorialien; diese sey eine Verletzung der Verfassung, denn von ihnen hänge die Gültigkeit der Ehe ab; zu ihrer Aus— stellung könne also die Geistlichkelt gezwungen werden; nach die— sen Grundsätzen habe die Regierung schon seit 1804 gehandelt. Der gegenwärtige Zustand des Verfahrens der katholischen Geist⸗ lichkeit bei gemischten Ehen könne jedoch durchaus nicht so blei⸗ ben; die Regierung habe sich deshalb um Abänderung mit Un— terhandlungen an den Päpstlichen Stuhl gewendet. Nachdem der Abgeordnete Mätzler gegen die Beschwerde gesprochen hatte, wurde die Fortsetzung der Berathungen über dlesen Gegenstand auf den folgenden Tag verschoben.

In der gestrigen öffentlichen Sitzung wurde die Berathung üb ar die Beschwerde, die Verletzung der Verfassung durch die katho— lische Geistlichkeit bei ihrem Verfahren bei gemischten Ehen be— treffend, fortgesetzt. Der Abgeordnete Weinzierl bestieg die Rednerbühne, um gegen die Beschwerde zu sprechen. Nachdem er die Kompetenz der Kammer im Aetliegendem Falle geläugnet, entwickelte er die die Beschwerde TWyolassende Thatsache. Die Beschwerde selbst erklärte er für ungezründet, indem durch die Verweigerung der Einsegnung gemischter Ehen, im Falle die Kinder nicht in der katholischen Religion erzogen werden, kein constitutionnelles Recht irgend eines Staats-Bürgers verletzt werde; indem es kein Gesetz gebe, welches einen katholischen Geistlichen gegen sein Gewissen zur Vollziehung des Sakramen— tes der Ehe zwinge; vielmehr seyen Gewissens-Freiheit, die Rechte und Prärogative der katholischen Kirche durch die Verfassung ge— sichert, daraus folge, daß sich die weltliche Obrigkeit in rein geist— liche Sachen nicht mischen dürse, weil sonst ein Eingriff in das Recht, katholisch zu seyn, geschehe; nach diesem Rechte aber hät— ten die Bischöfe so handeln müssen, wie sie handelten. Das Religions-Edikt stelle es bei gemischten Ehen den Eltern frei, die Religion der Kinder zu bestimmen, und setze nur, im Falle eine solche Bestimmnng nicht getroffen würde, Normen fest; diese Freiheit nehme die katholische Kirche in Anspruch, wenn sie verlange, daß die Kinder aus gemischten Ehen katholisch wer— den sollen; daß die Kirche etwas Anderes gebiete, als der Staat, liege in der Natur der Sache, denn wenn die Kirche nichts ge⸗ bieten dürfe, als was der Staat gebiete, so sey ja Kirche und Staat eines vnd dasselbe. Der Redner suchte nun noch die

schluß auf den Vorschlag des Herrn Wiederholt dahin aus, der Staats⸗Regierung anheim zu stellen, möglichst für die Vollzie⸗ hung der Gesetze gegen die Hazardspiele Sorge zu tragen. In der Sitzung vom 18ten verkündigte der V andtags⸗Kom⸗ missar, daß durch allerhöchste Entschließung der gegenwartige Vice⸗ Präsident Herr v. Trott zum Präsidenten und Herr Ober⸗Appella⸗ tionsgerichts-Rath v. Baumbach zum Vice⸗Präsidenten für den jebigen Landtag ernannt worden sey. Auf den Antrag des Hrn. Jordan wurde alsdann die Anlegung einer ständischen Biblio— thek, insbesondere für politische Flugschriften, beschlossen und dem Antragsteller die Entwerfung eines Plans zu derselben aufgetragen. Hanau, 18. Mai. Der zuerst vom Schwäbischen Merkur gegebenen Nachricht, daß sich Se. Königl. Hoheit der Kurfürst zum obersten Chef der hiesigen Bürgergarde erklärt habe, wird jetzt von hier aus widersprochen. Wiesbaden, 15. Mai. (Aus der Allgemeinen Zei— tung.) Im Herjogthum Nassau scheinen sich die vor kurzem noch sehr erregten Gemüther allmälig wieder zu beruhigen. Was zu diesem erfreulichen Resultate sehr viel beigetragen haben mag, ist das gemäßigte und wahrhaft weise Betragen der Regierung, die ohne Zweifel von der Ansicht durchdrungen ist, daß es in unseren Tagen wohl der Mühe lohnt, ja daß es unumgänglich ist, durch Rede und Schrift auf die öffentliche Meinung zu wir— ken und solche da, wo sie im Irrthume befangen oder von Lei— denschaftlichkeit geleitet wird, eines Besseren zu belehren und so die Gemüther auf den Weg vernünftiger Ueberle gung zurückzuführen. Zu dem Ende wurde von Seiten dieser Regierung, außer der schon durch öffentliche Blätter bekannt gewordenen „Nachricht an die Ein⸗ wohner des Herzogthums Nassau über die am 2. Mai 1831 gesche⸗ hene Vertagung der diesjährigen Stände⸗Versammlung““ auch noch ein Reskript an die Herzoglichen Justiz-⸗Beamten erlassen, das „die Domainen⸗Verwaltung betreffend“ rubrizirt ist, und dessen wesentlichen Inhalte sie alle mögliche und zweckdienliche Publi— zität zu geben am Schlusse aufgefordert werden. Hinsichtlich der tumultuarischen Auftritte, deren Schauplatz kürzlich der Ort Hof⸗ heim bei Höchst war, erfahren wir, daß sieben Individuen, die sich gegen den Beamten besonders grobe Ungebuhrlichkeiten er— laubten, zur gefänglichen Haft und ÜUntersuchung gebracht wor— den sind. Andererseits ist aber die an diesem Orte eingelegte Truppen-Abtheilung, die sich anfangs auf 230 Mann belief, be⸗ reits um mehr als die Hälfte vermmdert; auch heißt es, daß der neue Schulhaus-Bau, der bekanntlich zu jenen freilich an sich höchst tadelnswürdigen Ausbrüchen von Unzufriedenheit Anlaß gab, insofern unterbleiben dürfte, als sich bei näherer Prüfung der Sache ergeben möchte, daß die desfälls von der Gemeinde erhobene Beschwerde nicht ungegründet gewesen sey. Göttingen, 18. Mai. Die Universität hat am 15ten d. M. das 56 jährige Professor-Jubildum des durch seine Gelehr— samkeit eben so berühmten, als durch die Biederkeit und Liebens⸗ würdigkeit seines Charakters hochverehrten Ober⸗Konsistorialraths, Abts und ersten Lehrers der Theologie, Dr. Plank, gefeiert.

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Turin, 10. Mai. Gestern hielt der König über die Trup⸗ pen der hiesigen Garnison und der Umgegend eine Musterung, welcher auch die Königin und die jungen Prinzen zu Wagen beiwohnten. der Hauptstadt, als von den Truppen mit lauten Freudenbezeu⸗ gungen begrüßt.

Florenz, 14. Mai. Gestern überreichte der Königl. Sar— dinische Staats-Minister, Graf von Castell Alfero, Sr. Kaiserl.

Einwendungen früherer Redner zu beseitigen. Hierauf begann die Diskussion vom Platze ans, an welcher 14 Abgeordnete Theil nahmen; sie wird in der morgenden Sitzung fortgesetzt werden. Sodann erstattete der Abgeordnete v. Dresch im Na⸗ men des ersten Ausschusses, in Betreff des Antrags, den Frie— densrichtern im Rheinkreise die pragmatischen Rechte der Staats— diener, insbesondere den Richteramts-Personen, einzuräumen, Bericht; der Ausschuß schlug den Antrag vor, daß es Sr. Ma—⸗ jestät gefallen möge, den Friedensrichtern des Rheinkreises die pragmatischen Rechte der Staatsdiener, und insbesondere den mit Richteramts⸗Functionen bekleideten, einzuräumen.

Kassel, 19. Mai. In der Sitzung der Stände⸗-Ver—⸗ sammlung vom 16ten d. M. entwickelte Herr Fuchs sei⸗ nen Antrag auf völlige Aufhebung der Hazardspiele. Er stellte die nachtheiligen Folgen derselben für die Erregung der Leiden— schaften, die Vernachlässigung der Pflichten, die Zerstörung des häuslichen Glückes dar, weshalb sie von den besten Gesetzgebun— gen als eine moralische Pest verdammt werden seyen. Auch in Hessen bestehe ein gesetzliches Verbot gegen dieselben; dennoch würden sie öffentlich, und namentlich in Badeörtern unter der Autorisation des Staates, getrieben. Er trug daher darauf an, daß die Staats-Regierung ersucht werde, den Polizei⸗Beamten aufzugeben, daß ein verbotenes Spiel nie und nirgends getrie— ben werde, und für die Entdeckung und strenge Bestrafung jeder Uebertretung Sorge zu tragen. Bei der hlerüber entstehenden Diskussson äußerte Herr Jordan: So sehr die Abschaffung der Hazardspiele zu wünschen fey, so könne sie doch nicht ohne über⸗ einstimmende Maaßregeln aller Deutschen Staaten durchgeführt werden. Das Verbot derselben an den Badeörtern eines Lan⸗ des werde nur einen selteneren Besuch derselben zur Folge ha⸗ ben. Auch seyen, bemerkte er weiter, die Hazardspiele nicht an sich selbst unmoralisch, sondern nur wenn Unmündige dazu verleitet würden; selbstständige Personen hätten kein Recht, sich über einen Verlust zu beklagen, in welchen sie zum vor⸗ aus konsentirt hätten. Diesen Gründen trat Herr Eckhardt bei. Hr. v. Waitz aber entgegnete: Das Beispiel der Oester— reichischen Bäder beweise, daß die Aufhebung der Hazardspiele eine geringere Frequenz an Kurgästen keines weges nach sich ziehe; die Neigung zu diesen verderblichen Spielen hätte überhaupt abgenommen, und in nehmer gern mit Verlust in die Aufhebung ihres Kontrakts wil⸗ ligen wollten. Herr Schomburg fügte hinzu: Er glaube so⸗ gar, daß es ganze Klassen von Badegästen gäbe, welche einen Kurort gerade aus dem Grunde vorziehen würden, wenn sie ver⸗ sichert wären, daselbsi das traurige Schauspiel und die Verfüh⸗ rungen der Hazardspiele nicht zu finden. Als hierauf Herr

Michael rügte, daß in Bockenheim während der vorigen Frank⸗

furter Messe eine besondere Erlaubniß zu diesen Spielen vom Staate gegeben worden sey, erklärte der Landtag s⸗Kom mis⸗ sar, daß eine ähnliche Duldung für die Zukunft in Bockenheim nicht stattfinden und sich bloß auf die Badesrter beschränken würde. Herr Wiederh old bemerkte, eine größere Aufmerksamkeit der Po⸗ lizei⸗Behörden gegen die dabei eingeschlichenen Mißbrauch, nament⸗ lich gegen die geringen Sätze, welche eine Lockung für die unbemittel⸗ teren Volksklassen enthielten, wäre zu empfehlen; als indessen der Landtags-Kommissar hierbei fragte; ob die Stände die Vorlegung der Kontrakte mit den Unternehmern verlangten, um an den Bedingungen derselben etwas abzuändern, wurde dieses abgelehnt. Die Versammlung beschloß, den Antrag in Er gung ju ziehen, und nach einer kurzen Diskussion fiel der Be⸗

bigungs-Schreiben als Gesandter des Königs Karl Albert von Sardinien am hiesigen Hofe.

Rom, 11. Mai. Am 1sten d. M. feierte der Graf v. St. Aulaire das Namensfest seines Monarchen durch Anord⸗ nung einer feierlichen Messe in der Feanzösischen St. Ludwigs—⸗ Kirche, welcher der Botschafter selbst, so wie die hier anwesenden Französischen Kardinäle und der Kardinal Staats⸗Secretair Bernetti, beiwohnten. Die Messe wurde von dem Abbé Taveau gelesen. Ein von diesem gedichteter Hhmnns und das Gebet: LDomine, salvum fag regem Philippunm! wurde von einem Sänger-Chor und einem gut besetzten Orchester vorgetragen. Am Abende dieses, so wie des folgenden Tages, war der Palast des Botschafters, so wie die Französische Akademie, prachtvoll erleuchtet.

Neapel, 3. Mai. (Aus dem Schwäbischen Mer⸗ kur.) Die großen Truppen-Uebungen bei Sessa sind nun geendigt; das ungemein schlechte Wetter machte denselben schnel⸗ ler ein Ende, als es wohl anfangs beschlossen war. Unser jun— ger König, der alle Anstrengungen der Soldaten theilte, wurde plötzlich daselbst von einer bedeutenden Unpäßlichkeit befallen, die bedenklich hätte werden können, wemn nicht ein entschlossener Gemeiner vom Uhlanen-Regiment ihm plötzlich eine Ader ge⸗ öffnet und so dem Andrang des Bluts gesteuert hätte. Nach dieser Operation erholte sich der König sogleich wieder. Wir leben hier so ruhig, als nur immer möglich; täglich mehr die guten Absichten des Monarchen erkennend, der so einfach lebt, als nur ein Privatmann leben kann. An eine solche Herab— lassung war man hier, wo sonst die strenze Spanische Hof-Sitte herrscht, nie gewöhnt. Heute tritt der König seine Reise in einige Provinzen des Königreichs an, die 18 Tage dauern wird. In dem Programm wird diese Reine ein väterlicher Besuch ge— nannt, auf dem der König die Bedürfnisse seines Volks kennen lernen und nicht mit dem äußeren Pomp der Sonverainetät um⸗ geben seyn will. Alle öffentliche Festlichkeiten, um sein Kom— men zu feiern, die die geringsten Unkosten verursachen können, sind streng verboten; eben so soll kein Beamter sich von sei—

Pyrmont in dem Grade, daß die Unter⸗

nem Posten entfernen, um ihm entgegen zu kommen. Sein Absteigequartier wird er bei den Intendanten der Provinzen, in den bischöflichen P. lästen oder Klöstern nehmen, der Aufwand seines Aufenthalts wird von seiner Begleitung be— stritten für die Pferde haben die Postmeister zu sorgen und im Ganzen sollen es nur drei Wagen sehn. Jedem Unterthan, ohne Ausnahme, soll es erlaubt seyn, sich dem Könige zu nahen, um ihm sein Anliegen vorzutragen. Dies ist ein in Neapel ganz ungewohnter Ton, der die Liebe zu dem jungen Fürsten außerordentlich vermehrt. Die Haupt-Orte, die der König berühren wird, sind: Salerno, Melfi, Andria, Bari, Trani, Foggia, Lucera. Später soll er auch eine Reise nach Sieilien und Kalabrien beabsichtigen. Man spricht viel von ei— ner bevorstehenden nahen Vermählung unseres Königs. Die Aussichten auf die verschiedenen Ernten von Korn, Oel u. s. w. sind außerordentlich gut. Die Preise, besonders des ersteren Ar⸗ tikels, sind demnach bedeutend heruntergegangen. Unsere Staats⸗ Papiere haben sich wieder auf 70 gehoben. Seit dem verflosse— nen Monat Juli wurden an 800,000 Dukati Renten an Pri⸗ vatleute überschrieben, ein Beweis, daß das Inland Zutrauen in dies Papier hat und darin seine Kapitalien anlegt, Diese

Staats⸗Papiere kamen meist aus Paris,

JF. MM. wurden sowohl von den Einwohnern

Hoheit dem Großherzoge, in einer Privat-Audienz, sein Beglau⸗

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