Griechenland.
Die Allgemeine Zeitung meldet unter Triest, 10. Mai: „Von Korfu kommen uns sehr traurige Schilderungen der Lage Griechenlands zu. Die Ungewißheit, worin die vermittelnden Mächte dieses unglückliche Land über seine zukünftige Stellung gegen den Europäischen Staaten-Verein gelassen haben, indem sie ihm kein Staats-Oberhaupt gaben, sondern es unter ein Pro— visorium stellten, ein Zustand, der für eine kaum von der heftig⸗ sten Aufregung zurückgekommene Nation äußerst gefährlich ist, hat ein allgemeines Mißbehagen verursacht, welches leicht zur völligen Anarchie führen und die Griechen unglücklicher machen könnte, als sie früher waren. Schon sind ganze Distrikte in Be⸗ wegung, und mehrere Inseln, wie Hydra und Ipsara, haben die dreifarbige Fahne aufgesteckt. Sie wollen dadurch zu erken⸗ nen geben, daß sie sich dem Schutze der Französischen Nation am liebsten anvertrauen, daß sie die Herrschaft einer Europai⸗ schen Macht dem jetzigen Zustande von Unmacht und Schutzlo⸗ sigkeit vorziehen, und daß sie sich ganzlich von Griechenland losreißen werden, wenn nicht die Mächte einschreiten und die Regierung des von ihnen geschaffenen Staates durch die Wahl eines Souverains konsolidiren. Nichts hat dem neuen Staate mehr Schaden gethan, als die Entsagung des Prinzen Leopold von Koburg auf die Souverainetät von Griechenland, die man daselbst um so weniger erwartete, als man die Schritte kannte, die er zu ihrer Erlangung gemacht hatte. Hätte Prinz Leopold, statt vor den Schwierigkeiten seiner einmal angenom⸗ menen Herrscher-Stellung zurückzutreten, die Zügel der Regie⸗ rung mit fester Hand ergriffen, so wäre es ihm mit seinen Mit⸗ teln und dem Schutze der vermittelnden Machte wahrscheinlich gelungen, das Glück dieses schönen Landes zu gründen. Allein es scheint, daß bei allen darüber gepflogenen Verhandlungen auf beiden Seiten Irrthümer und falsche Voraussetzungen obgewal⸗ tet haben. Jetzt, wo die Griechen die Schrecken der Bürger⸗ Zwietracht befürchten und den Mangel einer festen und überall anerkannten Regierung fühlen, können sie ihr Heil nur von den Verfügungen der vermittelnden Mächte, und namentlich von der schnellen Bestimmung eines Souverains, erwarten.“
Rn la n d.
Berlin, 246. Mai. Des Königs Majestät haben dem Wirk— lichen Geheimen Ober-Finanzrath, Chef des Seehandlungs⸗Insti⸗ tuts, Herrn Präsidenten Rother, und dem Rechnungs⸗Rath und Scéehandlungs-Assessor Herrn Wentzel die Erlaubniß zu er⸗ theilen geruht, das ihnen von des Kurfürsten von Hessen Königl. Hoheit resp. verliehene Großkreuz und Ritter-Kreuz des Hessischen Haus⸗Ordens vom goldenen Löwen anzulegen.
— Aus Elberfeld meldet die dasige Allg. Zeitung: „Der schöne Tag, dem die Bewohner unserer Stadt mit so freudiger Unruhe entgegen sahen, der 19. Mai, ist vorüber, an dem uns das Glück zu Theil ward, den hochverehrten Bruder unseres er⸗ lauchten Monarchen, mit seiner erhabenen Familie, in unserer Mitte zu empfangen. Schon in den frühen WMorgenstunden hatte sich eine zahllose Menge Menschen aller Stande und jedes Al⸗ ters in den Straßen, durch welche der Einzug der erhabenen Prinzlichen Familie geschehen sollte, versammelt, und die Fenster aller Häuser waren mit elegant gekleideten Damen besetzt, Der Landrath des Kreises, Herr Graf von Seyssel, an Der Graänze des Kreises, der Ober-Bürgermeister der Stadt, Herr Ritter Brü⸗ ning, an dem Weichbilde der Stadt, von den Beigeordneten und Stadträthen umgeben, und im Gesolge einer Menge Wagen und Reiter aus den ersten Familien der Stadt, bewillkommneten JJ. KK. HH. mit Worten der Ehrfurcht, Liebe und Treue. In der Nahe der Stadt und endlich in derselben angelangt, wurden Höchst— dieselben mit dem lautesten Jubel der ehrerbletigen Huldigung wäh— rend des Geläutes der Glöcken der drei Kirchen begrüßt und blieben durch alle Straßen in einer ununterbrochenen Reihe fro⸗ her Menschen bis zum Kurpfätzischen Hof, wo die Höchsten Herrschaften ihte Emkehr zu nehmen geruhten. Mit der lebens ürdigen und herablassenden Huld, die allen Glie⸗ dern unserer geliebten Regenten-Familie so eigenthümlich ist, be— antworteten Höchstdieselben das freudige Willkonnnen durch viel⸗ faltige Erwiederung, und besonders gewann alle Herzen, das huldvolle freundliche Benehmen der Frau Prinzessin Königl. Hoheit. Ihr hochverehrter Gemahl, der Prinz General- Geuver⸗ neur, zeigte sich bei dem Empfange der ehrerbietigen Huldigung der Behörden, der Geistlichkeit, der Offiziere von der Landwehr und des neu errichteten Schützen⸗Corps, das vor dem Kurpfalzi⸗ schen Hof in seiner geschmackvollen Uniform in anständiger Hal⸗ tung aufgestellt war, ganz in dem liebeerregenden Bilde, unter
dem man sich längst schon die erhabene Persönlichkeit des Kö—⸗ Nachdem Se. Königl. Hoheit einige
niglichen Prinzen dachte. . Erfrischungen zu Ihrer Erholung eingenommen hatten, geruhten Sie, mit Höchstihrer Familie einige der ersten unserer Fabriken in Augenschein zu nehmen. Bei Ihrer Rückkehr geruhten JJ. KK. HH. ein Mittagsmahl im Kurpfähzischen Hof einmmeh— men, dem̃ die obenbenannten Behörden und Offiziere nebst meh—m reren anderen Bürgern der Stadt beizuwohnen das Glück hatten. Für heute Abend ist ein Bal paré im Museum vorbereitet, den die Höchsten Herrschaften mit Ihrer Gegenwart beehren werden.“
— Aus Merseburg meldet man: Die Bepflamung der neuerbauten Chaussee, so weit solche von Giehelroth (im Zeitzer
Kreise) bis zur Gränze des Weißenfelder Kreises fuhrt, ist min- Auch im Schweinitzer Kreise sind am Tage vor seinem Tode in den Angelegenheiten seines Be— rufs sich beschäftigte, ja am Todestage selbst ihnen seine letzten
Gedanken weihte, hörte er am 13. Mai, nachdem er wie zum
mehr fast gänzlich vollendet. Au Sch; Kre . sowohl an den Straßen und Wegen, als in den Dörfern, die bereits vorhandenen Pflanzungen, wo sie beschädigt waren, er⸗ ga. zt, auch neue Alleen angelegt worden, Eine besondere Be⸗ sobunm g verdient in dieser Beziehung die Rem mntthe Schönewald; die nz ebung dieser kleinen Stadt hat durch Regulirung und Bepflanʒzueng der Wege ungemein gewonnen, und es wäre wohl zu wünschen, daß dieses rühmliche Beispiel überall recht viele
738 Nachahmer fände., ö . a . C fee strat zu Naumburg hat, um eine immer re—
gere Theilnahme des Publikums an den Leistungen und Fort⸗ schritten der dortigen drei Kommunal-Schulen zu erwecken, die lobenswerthe Einrichtung getroffen, daß jährlich bei Gelegenheit der öffentlichen Schul⸗Prüfungen kurze Nachrichten über den Zustand jener Anstalten zur offentlichen Kenntniß gebracht wer⸗ den. Diese für das Schuljahr von Ostern 1830 bis 1831 gege⸗ bene Uebersicht enthält Mittheilungen über den Lehre Plan, über die Verwaltung der Kasse und über die statistischen Verhältnisse der gedachten drei Schulen, worunter ! Bürger. Knabenschule mit 8 Klassen, 1 Bürger⸗Mädchenschule mit 7 Klassen und 1 Armen; und Freischule mit 3 Klassen. Einer jeden der beiden ersteren Schu⸗ len steht ein Direktor, dort mit 8 Lehrern, hier mit 5 Lehrern und 1 Lehrerin, vor. Bei der Armen- und Freischule fungiren 3 Lehrer und 1 Lehrerin, Die etatsmäßige Besoldung der 18 Lehrer und Lehrerinnen beträgt 4322 Rthlr. Da indeß die Ge⸗
sich auf einige Zeit nach Töplitz zurück.
9 1 sammt⸗Summe des Schulgeldes nur 1590 Rthlr. einträgt, so ist ein Zuschuß von 2732 Rthlr. nöthig, welcher aus für Schul⸗ zwecke bestimmten besonderen Einnahmen und sonstigen öffentli⸗ chen Fonds gedeckt wird. Zu Ostern dieses Jahres betrug die Zahl der Schulkinder in der Bürger⸗Fenabenschule 383, in der Bürger⸗Mädchenschule 318 und in der Armen⸗- und Freischule 169.
— Auf dem Wollmarkte von Liebenwerda, der am 10ten d. M. abgehalten wurde, sind 38 Centner einschürige und 181 Centner zweischürige Wollen, die hingebracht worden waren, sämmtlich, und zwar zu resp. 453 und 41 Thaler, verkauft worden. :
— Wsährend des Monats April sind in den Hafen von Pillau 297 Schiffe eingelaufen; 162 Schiffe sind in derselben Zeit von dort abgegangen. In Memel liefen 204 Schiffe ein ünd 118 gingen aus. Auf die Handlungs-Speicher in König s⸗ berg sind während des April-Monats an inländischem Getreide überhaupt 2305 Lasten 2 Scheffel aufgemessen worden, dagegen nichts an ausländischem. Abgemessen nach dem Inlande über— haupt wurden 65 Lasten 57 Scheffel und nach dem Auslande 1807 Lasten 51 Scheffel. Von Braunsberg sind versendet worden 202 Lasten Flachs und 6456 Schock Garn, und auf die dortigen Handlungs-Speicher sind aufgemessen überhaupt 58 La— sten 66 Scheffel und abgemessen im Ganzen 289 Lasten.
z. . * Nekrolog.
Dr. Christian Gottfried Körner, Königl. Geheimer Ober-Regierungsrath, gestorben zu Berlin den 13. Mai 1831.
Der Verewigte wurde am 2. Juli 1756 in Leipzig geboren, wo sein Vater Pastor zu St. Thomas und Superintendent war. Nach vollendeter Schulbildung widmete er sich der Rechtsgelehr— samkeit, zuerst auf der Universität seiner Vaterstadt, dann zu Göttingen, und erlangte 1777 zu Leipzig die Würde eines Dok— tors der Rechte. Bald nachher unternahm er eine Reise durch die Niederlande, England, Frankreich und Deutschland. Von derselben zurückgekehrt, wurde er im Jahre 1778 als Privat⸗ Docent bei der juristischen Fakultät zu Leipzig, drei Jahre später aber als Konsistorial-Advgkgt daselbst angestellt. Schon im J. 1783 erhielt er aber den . Rath bei dem Ober-Konsistorium zu Dresden und vereinigte bald darauf mit diesem Amte das eines Assessors der Kommerzien⸗Deputation. Hier verband er sich im J. 17355 mit Anna Marie Jakobine Stock, seiner jetzt trauern— den Wittwe, die er in einer 46 jahrigen Ehe zuerst durch seinen Tod betrübte. Im Jahre 1790 wurde er zum Appellationsrathe befördert, 1798 aber als geheimer Referendar in das Sächsische geheime Koncilium berufen, trat jedoch im Jahre 1811 freiwillig aus diesem Verhältnisse in das ÄAppellationsgericht zurück. Als im Jahre 1813 die Hoffnungen einer Befreiung Deutschlands von fremdem Joche aufzudämmern begannen, sprach er, als Ei— ner der Ersten, sich laut und muthvoll für diese heilige Sache aus, genehmigte den Entschluß seines Sohnes Theodor, dersel— ben nicht nur seine Leier, sondern auch sein Schwert zu weihen, und brachte von seinem mäßigen, durch den Krieg schon vermin— derten Vermögen zu Ausrüstung der Freiwilligen bedeutende Geldopfer dar. Alles dies konnte und sollte nicht verborgen bleiben, da ein solches Beispiel dazu diente, die Zweifelnden zu befestigen und die Zaghaften zu ermuthigen. So sah er sich denn, als nach der Schlacht von Groß-Görschen die heiteren Aussichten der Vaterlandsfreunde sich wieder umschleierten, in der dringend— sten Gefahr, als Opfer der Rache Napoleons zu fallen, und zog Aber ein edler Freund, der damalige Königl. Säachsische Kabinets-Minister, Graf von Einstedel, verläugnete auch in dieser Bedrängniß seine treue Freundschaft mꝑͤcht, und seinem Einflusse gelang es, unserem Kör— ner noch vor der Befreiung Deutschlands die sichere Rückkehr nach Dresden zu bereiten. Hier erlebte er im Herbste des Jah— res 1813 die Ereignisse, durch welche verwirklicht wurde, was er mit allen Kräften seines Gemüths und Geistes gewünscht und gehofft hatte. Mit großer Fassung ergab er sich den Beschlüssen der Vorsehung, nach welchen sein herrlicher Sohn Theodor, des— sen Namen die Geschichte der Dichtkunst und die Geschichte der Völker auf ihre Tafeln eingegraben, als Opfer seines edlen Stre⸗ bens fallen mußte.
Als nach der Einnahme von Dresden durch die Verbünde— ten, das General-Gouvernement die Verwaltung von Sachsen übernahm, wurde er in dasselbe als Gouvernementsrath und bei Auflösung dieser Behörde in den Preußischen Dienst als Staats— rath berufen. Ehe er aber noch diesem Rufe entsprechen konnte, folgte im März 1815 dem einzigen Sohne Theodor die einzige Tochter Emma, ihres Bruders an Gesinnung und Talent wür— dig, ins Grab nach.
Obwohl nun ganz kinderlos, ertrug er doch auch dieses schwere Leid mit der Fassung des Mannes, in dessen Brust die Ueberzeugung wohnt, daß das Leben nicht der Güter höch— stes ist.
Seit dem Jahre 1815 hat er in Berlin, in seinem neuen selbstgewählten Vaterlande, in dem Staate, welchen er als die sicherste Stütze Deutscher Freiheit, als die reichste Quelle Deut⸗ schen Lichtes, liebte und ehrte, gelebt und gewirkt. Nicht bloß seinem Amte, als Mitglied des Ministeriums der geistlichen, Un— terrichts- und Medizinal-Angelegenheiten und des Ober-Censur—
Kollegiums, hat er den treusten Eifer, sondern dem Wahren,
Schönen und Guten nach allen Seiten hin die lebendigste Theil— nahme gewidmet. . Nach kurzer, schmerzloser Krankheit, während welcher er noch
Schlummer die Augen geschlossen, auf, zu athmen. Kein Kampf ging seinem Hinscheiden voraus. Ein würdiges Leben war durch einen sanften Tod schön vollendet.
Wenden wir von den äußeren Lebens-Umständen des Freun— des und von seinem Tode den Blick auf ihn selbst, auf sein in— neres Wesen zurück, so sehen wir das Verschiedenartigste in ihm zum schönsten Einklange verbunden. Wir sehen ihn mit gleichem Eifer und gleicher Fähigkeit der ernsten Wissenschaft, wie der strengen Berufspflicht, der heiteren Kunst, in jedem ihrer aus Einem Lichtquell hervorbrechenden Strahlen, wie der frohen Geselligkeit, zugewandt. Seine innige Verbindung mit Schiller ist bekannt und gehört, wie sein Verhältniß zu vielen der aus— gezeichnetsten Geister, mit seinen eigenen geistigen Erzeugnissen der Literatur⸗Geschichte an. Sein Haus war in früherer Zeit in Dresden der Versammlungspunkt für ausgezeichnete Einheimische und Fremde, welche Sinn für geistvolles Gespräch, für Dicht— kunst, Musik und Malerei dort vereinigte. Auch der beschränk— tere Kreis, mit welchem er sich in Berlin umgeben, fand in ihm bis zu seinem Ende heitere und geistreiche Anregung. Er liebte, kannte und übte bis an seine letzten Tage Musik und philosophische Forschung und folgte der Wissenschaft und Kunst
in allen ihren bedeutenden Erscheinungen. Und alle diese ve, schiedenartigen Bestrebungen waren zum Ganzen verbunden und zur Harmonie verschmolzen durch ein Gemüth, in welchem nur Wahrheit, Treue und Liebe wohnte, welches alles Gemeine und Schlechte, das uns im Leben nur zu oßt entgegentritt und uns aufdrängen will, ohne Kampf und Anstrengung durch die ru— hige Kraft der inneren Würde zurückwies. So trug sein Thun nirgends die Spur leidenschaftlicher Gluth; aber wohlthätige Wärm verbreitete sich über Alles, was von ihm ausging. So war tt mild und heiter beim Ernsten, mild und ernst beim Heitern, in Du— sem und Jenem gleich anspruchslos. Und diese Züge seines Innerm sprachen sich unverkennbar in seiner ehrwürdigen äußeren Erschef nung aus, welche auch der Tod nicht zu ändern vermochte, und welche in Jedem, der ihn gekannt, ein erfreuliches Bild de ganzen Mannes für immer erhalten wird. ꝛ;
Er ruht, seinem Wunsche gemäß, neben seinen Kindern bei Wöbbelin in Mecklenburg-Schwerin unter der Körners-Eicht, Zahlreiche Freunde umgaben hier den Sarg, als er zur letzten Reise des Verewigten abgehen sollte, nachdem sein Freund, de Bischof Neander, in geistreicher und inniger Rede ein Bild se— nes Lebens dargestellt und ihn eingesegnet hatte. Dort, an se⸗ ner Ruhestätte, wohin er von einem vieljährigen Freunde deß Hauses, dem Waffengenossen Theodors, vom Hofrathe Friedrich Förster, begleitet wurde, ehrte Se. Königl. Hoheit der Großhe zog, sammt Allen, die Kunde erhielten, den Todten mit der An= erkennung, die ihm im Leben selten versagt worden seyn win, Se. Maj. unser König hatte ihm längst mit dem Rothen Adlet— Orden dritter Klasse und Se. Maj. der Kaiser Alexander von Rußland mit dem St. Annen⸗Orden zweiter Klasse geschmückt.
Berlin, den 23. Mai 1831.
Streckfuß.
ö e.
Mittwoch, 25. Mai. Im Opernhause: Die Dame au Schloß Avenel, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Muslk vnn Boheldieu. (Mad. Walker, geborne Gehse, erste Sängerin de Königl. Sächsischen Hoftheaters zu Dresden: Anna, als erst Gastrolle.)
Wegen Heiserkeit der Mad. Schulz kann die zu heute angt— kündigt gewesene Oper „Don Juan“ nicht gegeben werden; z bleiben aber die bereits geloͤsten und mit „Dienstag“ bezeichneten Opernhaus-Billets dazu gültig.
Im Schauspielhause. Speckacle demandé : 1) La dame c la demoiselle, comédie en 4 actes. 2) La zéparation, comt. die nouvelle en 3 actes.
Zu dieser Französischen Vorstellung bleiben die bereits geli— sten Und mit „Dienstag“ bezeichneten Schauspielhaus-Blllen gültig.
(. ö 26. Mai. Im Schauspielhause: Der Stief vater, Lustspiel in 3 Abtheilungen, von E. Raupach. Hierauf Seltsame Ehen, Posse in 2 Abtheilungen, von Albini.
In Charlottenburg. Zum erstenmale: Bettina, Operette in 1 Akt, nach dem Französischen, mit Mussk von K. Blum. Hier— auf: Die jungen Penstonairinnen, komisches Ballet in 1 At, von Ph. Taglioni.
König ädt f che; Theater. Mittwoch, 25. März. Die Majoratsherren, Original⸗Mele= drama in 3 Akten, von K. v. Holtei. (Herr Dahn, vom Stadt— theater zu Breslau: Graf Theodor, als letzte Gastrolle.)
Die zu dieser Vorstellung gültigen Billets sind mit „Sonn— abend“ bezeichnet.
Donnerstag, 26. Mai. Fra Diavolo, oder: Das Wirtht⸗ haus zu Terracina, komische Oper in 3 Akten.
Die zu dieser Vorstellung gültigen Billets sind mit „Mom tag“ bezeichnet.
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Den Xi. Mai I831. Amtl. Fonds- und Geld-Gours-Zettel. (rens sii. Cour.
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zt. Schuld- Sch. Ostpr. Pfandbrf. gh
Engl. Anl. 18 Pomm. Pfandbrl. l
Eng. Anl. 22 Kur- u. Neum. do. 47 101
Engl. Obl. 3) r Schlesische do. 10a Curm. Dbl. m. l. C. 89 Rkat. C. d. R- u. N. ] = Neum. Int. Sc̃. do. 89 L. Sch. d. RK. u. X. Berl. Stadt. Okhlig. 91 Königsbg. do. — Elbinger do. — Holl. vollw. Dunk. Danz do. in Ih. — 35 Neue dito Westpr. Plandbr. 4 921 Friedrichsd'or .. Grols hz. Pos. do. 4195 941 NDisconto . .. rm, m mem, mr m mr.
Wechsel- Cours.
Amsterdam dito le hm,, ,, , n, nr . 300 Mb. dito 300 M. London
Angshburg Breslau
3 Woch. Kurz
Petersburg BR. Warschau
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 19. Mai. wirkl. Schuld 333. Kanz- Bill. Oesterr. 5proc. Metall. S24.
143.
NEUESTE BER SEN- MNMACGHRICHLE.
Paris, 18. Mai. Hproc. Rente pr. Compt. 9. S5. k conr. 91. 96. Zproc. pr. compt. 66. sin cour. 66. 5. 5ptot. neue Anleihe der 120 Mill. 92. 25. proc. Neapol. pr. compt. 73. 95. sin cour. 74. 5proc. Span. Rente perp. 553.
London, 16. Maj. Zproe. Cons. S335. 4.
Frankfurt a. M., 21. Mai. Desterr. 5proc. Metal⸗ 84. 85z. Aproc. J33. 73739. 2äproc. 423. 1proc. 183. Brie Bank⸗zlctien 1279. 1276. Partial⸗Oblig. 117. 1163. Loost zu 100 Fl. 159. 1583. Poln. Loose 455. 453.
Niederl. lope) S5.
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Redactenr John. Mitredaeteur Cottel. — mn Gedruckt bei A. W. Hayn.
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Allgemeine
Prenßische Staats-Zeitung.
Berlin,
Donnerstag den 26sten Mai.
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Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Des Königs Majestät haben geruht, den Ober⸗Landesge⸗ richts-Assessor v. Haug witz zum Rath bei dem Ober-Landes⸗ gerichte zu Breslau zu ernennen.
Bei der am 2Alsten und 2ästen d. M. fortgesetzten Ziehung der 5ten Klasse 6z3ster Königlichen Klassen-Lotterie fiel der erste Haupt-Gewinn von 150,000 Rthlr. auf Nr. 44,461 nach Bres— san bei Leubuscher; 2 Haupt-Gewinne zu 10,900 Rthlr. fielen auf Ne. 53,813 und 68,182 in Berlin bei Raphael und bei Securius; 3 Gewinne zu 5000 Rthlr. auf Nr. 18,212. 18,218 und 33,4184 nach Düsseldorf bei Spatz und nach Magdeburg amal bei Brauns; 5 Gewinne zu 2000 Rthlr. auf Nr. 19,703. 19,987. 64, 946. 80,59 und 88,553 nach Breslau bei Schreiber, Glogau bei Levysohn, Hirschberg bei Martens, Liegnitz bei Leit— gebel und nach Posen bei Leipziger; 238 Gewinne zu 1600 Rthlr.
auf Nr. 3140. 3301. 14, 140. 15,001. 19,696. 24, 443. 27,017. Il, 53. 32,552. 33,593. 36,942. 42,041. 47, 482. 53, 093. 53, 346. 55, 564. 60, 699. 61,876. 61,887. 66,037. 66, 307. 66,906. 70,9092. 72,776. 75,521. 79, 074. S6, 800 und 93,102 in Berlin bei Ale⸗ vin, bei Brandes, bei Burg, bei Matzdorff, 2mal bei Seeger und bei G. Wolff, nach Bonn bei Haast, Breslau bei Löwen— stein, Danzig bei Rotzoll, Düsseldorf 2mal bei Geisenheimer, Elberfeld bei Heymer, Frankfurt bei Kleinberg, Graudenz bei Cronbach, Halle 2mal bei Lehmann, Köln bei Hüßger, Landshut bei Jüttner, Magdeburg Zmal bei Büchting, Münster 2mal bei Hüger, Quedlinburg bei Dammann, Ratibor bei Steinitz, Stet⸗ tin bei Wilsnach und nach Thorn bei Kaufmann; 39 Gewinne zu 500 Rthlr. auf Nr. 2830. 6457. 7369. 8145. S530. 13,581. 14,977. 15,273. 23,466. 27,026. 27, 870. 30,784. 31,341. 32,714. 38, 145. 38, 744. 40, 042. 43,213. 48,029. 51, 184. 53,937. 54,671. 51, 939. 55,729. 61,373. 61, 867. 65,510. 66,245. 66,258. 66, 874. 67, 199. 76,4 14. 78, 108. 78,778. 89, 325. 81, 783. S3, 5658. 86,760 und 88,327 in Berlin 2mal bei Borchardt, bei Joachim, bei Matzdorff und Amal bei Seeger, nach Barmen bei Holzschuher, Beeskow bei Grell, Bunzlau 2mal bei Appun, Danzig 2mal bei Rotzoll, Delitzsch bei Freyberg, Driesen bei Abraham, Düssel— dorf bei Geisenheimer und bei Spatz, Frankfurt bei Salzmann, Halberstadt bei Pieper, Halle Zmal bei Lehmann, Königsberg i. Pr. bei Heygster, Krakau bei Heinze, Magdeburg Zmal bei Brauns und Zmal bei Büchting, Mansfeld bei Schünemann, Memel bei Kauffmann, Münster bei Hüger, Naumburg a. d. S. mal bei Kayser, Quedlinburg bei Dammann, Rothenburg bei Neumann und nach Waldenburg bei Schützenhofer; 57 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 3899. 5054. 6792. 14,255. 17,602. 18,536. 19, 026. 21,797. 23, 457. 26, 622. 27, 552. 28, 207. 31,963. 32, 318. 33,975. 38,053. 41, 1965. 41,687. 43,929. 44,767. 45,691. 46,512. 46,546. 46, 827. 49, 032. 49,517. 54, 654. 58, 093. 59, 116. 60,646. 61,919. 65, 584. 65,620. 65,873. 66,502. 68,307. 71,335. 7,989. 72,6520. 73,405. 74,896. 75,090. 75,302. 75,659. 79, 896. S1, 072. 82, 660. 82,872. 84,719. S6, 196. 87, 026. 89,779. 90,022. 9,281. 92,216. 92, 258 und 92,988.
Die Ziehung wird fortgesetzt. Berlin, den 25. Mai 1831. Königl. Preußische General-Lotterie-Direction.
Angekommen: Der Königl. Schwedische General-Konsul u Stralsund, von Lund dblad, von Greifswald.
Zeitung s⸗Nachrichten.
Ausland.
Frankreich.
Paris, 18. Mai. Als der König auf seiner Reise vor— gestern in Saint-Germain eintraf, fand er auf dem Schloß⸗Platze 5000 National-Gardisten der Cautone Saint-Germain, Marly und Argenteuil, so wie das Jäger-Regiment Nemours aufge⸗ siellt. Das alte ehrwürdige Schloß, in welchem gewöhnlich tiefe Stille herrscht, sah an diesem Tage seine Altane, Zinnen und errassen mit einer ungeheuren Menschenmasse bedeckt, die den Nonarchen mit dem lautesten Jubel empfing. Nachdem Se. Majestät über die National-Garde Revüe abgehalten hatten, machten Höchstdieselben einen Spatziergang durch die Stadt, und sezten sodann Ihre Reise fort. In Poissy, Meulan, Mantes und Bonnieres hatten sich ebenfalls die National-Garden aus der umliegenden Gegend, zusammen etwa 14,000 Mann, versam— melt, und wurden von Sr. Majestät gemustert. Von Saint— Cloud bis zu den Graänzen des Departements der Seine und dise waren die Einwohner von Stadt und Land mit dreifarbi— gen Bannern und grünen Zweigen der großen Straße zugeeilt, um den Monarchen auf seinem Wege zu begrüßen. — An der Hränze des Eure-Departements wurden Se. Majestät von dem General-Lieutenant Teste, der die dortige Divislon kommandirt, impfangen, und bis zu Ihrem Schlosse Bizy geleitet. Die Ge⸗ sundheit des Königs ließ, ungeachtet der von einer solchen Reise unzertrennlichen Strapatzen, nichts zu wünschen übrig.
In Marseille war am 12ten d. das Dampfschiff „Sphinx“ angekommen, an dessen Bord sich der Schiffs⸗Capitain Latreyte, Befehls haber der Fregatte „Artemisia“ befand, auf welcher der Prinz von Joinville seine erste Seereise antreten wird. Der Prinz wollte sich am folgenden Tage auf dem genannten Dampfschiffe nach Toulon begeben.
Der Minister-Rath war gestern Nachmittag bei Herrn Casi⸗ mir Périer versammelt.
Der See⸗Minister tritt für die bevorstehenden Wahlen in drei Bezirken, und unter andern auch in Rochefort, wo er Herrn Audry de Puyraveaun zum Mitbewerber hat, als Kandidat auf.
In der Gazette de France liest man in Benig auf die
bevorstehenden Wahlen Folgendes: „Die „Trikune“ sagte ge— stern, die Rohalisten würden sich nur nach den Wahl⸗Kolleglen begeben, um ihre Stimme Mannern von der Mitte zu geben. Heute behauptet dagegen der „Messager“, daß die Wahl der Ro— halisten gar nicht zweifelhaft sey, und daß fie für Revolution— nairs stimmen würden. Wir können dem „Messager“ versschern, ä, wenn der „Moniteur“ uns nicht den von ihm verlangten Aufschluß über den von den Wählern zu leistenden Eid giebt,) nur sehr wenige Rohalisten den Wahlen beiwohnen werden, in— dem diejenigen von ihnen, die dies thäten und den Männern der letzten Revolution (gleichviel ob sie der Partei der Bewe— gung, oder der des Widerstandes angehören) ihre Stimme gi en, sich zu Mitschuldigen der Revolution machen und Abtrünuige werden würden. Die Rohalisten haben, wie ganz . eine Revolution über sich ergehen lassen, die dem ande im Innern wie nach außen hin, Gefahren bereitet hat, wovon man jetzt erst die geringsten Folgen verspürt. Sie find Freunde der Ordnung und können sich also nicht verschwören oder mit kaltem Blute einen Bürgerkrieg entzünden; sie werden ihre Rolle nicht gegen die eines Mitschuldigen der Revolution ver— tauschen. Entweder wird die Revolution das Glück des Landes begründen, und in diesem Falle wollen die Royalisten nicht eine Ehre für sich in Anspruch nehmen, die ihnen nicht gebührt; oder sie wird wie ein Meteor vorübergehen, das den Ruhm, das Glück und die Wohlfahrt der Nation zerstört, und für diesen Fall wollen sie sich das Verdienst, daran keinen Theil genommen zu haben, unversehrt erhalten. Die Rohalisten werden daher dem Kampfe der Centra mit den Revolutionairs ruhig zusehen und es der Revolurion überlassen, sich durch ihre Werke zu verküundi— gen. Durch dieses Betragen, und indem sie sich zu keiner der Partheien . die gegenwärtig auf Frankreich lasten, wird die öffentliche Meinung, aufgeklärt durch die Fehler ihrer Feinde, sich ihnen, wie zu allen Zeiten, wieder zuwenden. Wollten die Rohalisten sich unter den jetzigen Umscänden nach den Wahl— Kollegien begeben, um zu Gunsten eines Republikaners oder eines Mannes von der Mitte zu stimmen, so würden sie ihre Zukunft und das letzte Hülfsmittel des Landes verscherzen.“
Der Moniteur enthält eine vom 14ten d. M. datirte und vom See-⸗Minister kontrasignirte Königliche Verordnung, wonach zwei neue Regimenter zur ausschließlichen Dienstleistung in den Französischen Kolonieen errichtet werden sollen. Diese Regimenter sollen den Namen: Erstes und Zweites Marine— Regiment führen. Der Effektiv-Bestand eines jeden derselben kann nöthigenfalls dergestalt erh ht werden, daß jede Compagnie 112 Unteroffiziere und Gemeine zählt. Die Uniform dieser Re— gimenter ist dieselbe wie die der Linien-Infanterie-Regimenter, mit dem einzigen Unterschiede, daß sie auf den Knöpfen, außer der Nummer des Regiments, einen Anker haben.
Die Ernennung des Generals Bonnet zum Befehlshaber der drei westlichen Militair-Divisionen, welche die Departements der Niedern Loire, der Sarthe, der Mayenne, der Vendée, der Maine und Loire, des Indre und der Loire, und der Niedern Charente umfassen, wird Truppendewegungen und eine Entwik— kelung von Streitkräften veranlassen, die man für hinreichend hält, um jeden Versuch eines Bürgerkrieges im Keime zu er— sticken. Die von einigen Blättern gegebene Nachricht, daß die Chouans freiwillig zum Gehorsam und in ihre Wohnsitze zu— rückkehren wollen, ist ungegründet; sie sind im Gegentheil mehr als je entschlossen, die Landbewohner zu beunruhigen. Zwan— zig bis dreißig Banden, jede funfzig bis sechzig Mann stark, die als Guerillas organisicrt und vollständig bewaff— net sind, ziehen unter der Anführung von Häuptlingen, die, wie Diot, Delaunay, Robert, Sortant u. s. w., in dieser Art des Krieges erfahren sind, in der Umgegend von Chollet umher. Die Chouans haben sich in Chaudron, Salle Aubry, Beausse, St. Florent und verschiedenen Ortschaften des Bezirkes la Fleche gezeigt. Die Regierung hat den neuen Militair-Kom— mandanten mit allen Vollmachten versehen, die sein Vorgänger, General Lamarque, besaß. Sieben bis acht von Bordeaux, Tours, Angers und Nantes auf dem Marsche nach dem alten Kriegsschauplatze der Vendée befindliche Regimenter werden, wie man hier glaubt, im Verein mit der National-Garde und der Gendarmerie der bedrohten Gegenden dem Unwesen der Ruhe— störer bald ein Ende machen.
Aus Bordeaux wird unterm 14äten d. M. gemeldet, daß zwei Bataillone des dort stehenden gten Linien-Regiments nach Rochelle abgegangen sind, um die bisher daselbst in Garnison gestandenen beiden Regimenter, die sich in Eilmärschen nach der Vendée begeben, zu ersetzen. Einer andern Angabe zufolge, sol— len sie sich in Rochelle nach Portugal einschiffen. ö
Herr v. Sevelinges, einer der Mitarbeiter der Gazette de France, starb hierselbst am 13ten d. in einem Alter von b3 Jah⸗ ren. Noch jung trat er in das Corps der Gendarmen des Königl. Hauses ein, folgte nach dem Ausbruche der Revolution den Briüü⸗ dern Ludwigs XVI. und diente in ihrer Armee. Im Jahre
1802 kehrte er nach Frankreich zurück und widmete sich seitdem Rie dl h nicht mehr krähen. Der rhetorische Baronet hat seine letzten Rede⸗
ausschließlich den Wissenschaften. Er kannte fast alle Europäi—
schen Sprachen und übersetzte auch mehrere Deutsche
kanischen Unabhängigkeits-Krieges, nach dem Italiänischen des Botta. Auch gab er: Memoires inédiis el Correspondanee secrète du cardinal Dubois, nebst mehreren kleinen historischen Aufsätzen, eine Geschichte der Gefangenschaft Ludwigs XVI. und seiner Familie, so wie eine große Menge anderer Schriften her— aus. Michaud's Biographie universelle enthält mehrere von ihm verfaßte Artikel, unter andern Heinrich Vlll, Jakob L und
) Bekanntlich mußte bisher jeder Waͤhler, bevor er seine Stimme abgab, den verfaffungsmäßigen Eid (dem Könige treu, der Charte und den Landesgesetzen aber gehorsam zu seyn) leisten. Die Ga⸗ zette will jetzt, daß diese Bestimmung aufgehoben werde, und sucht schon seit mehreren Tagen in einer Reihefolge von Artikeln zu be⸗ weisen, wie unpassend es sey, den gedachten Eid von Maͤnnern zu verlangen, die, wie die Waͤhler, ihr Amt nicht der Regierung ver⸗
dankten.
Il, Haydn u. s. w. Im Manuskript hat er eine Geschichte der Marig Stuart hinterlassen.
In dem Schuldgefängnisse von Sainte⸗Pelagie befanden sich gegen Ende des Monat März 128 Verhaftete; das Haus kann deren über 150 fassen. Im Juli⸗Monat des vorigen Jah— res befanden sich 257 Gefangene darin, welche sich während der drei Julitage frei machten.
Dem Courrier de l'Ain zufolge, ist die Leiche des ver— storbenen Königs Karl Felix von Sardinien am 19ten d. M. in der am Beurget-See gelegenen Abtei Haute⸗Combe angekommen; der Erzbischof von Chambery und vier Bischöfe empfingen die sterbliche Hülle und geleiteten sie in Prozession nach der Kirche. Der Gouverneur von Savoyen, mehrere Kammerherren, Offiziere und eine Abtheilung Gardes- du Corps begleiteten nebst einer Menge von Personen, welche die Neugierde von beiden Ufern des Rhone herbeigelockt hatte, den Zug. Nach Beendigung der vom heitersten Wetter begünstigten Feier, wurden einige Kähne mit Männern und Frauen, die aus dem Departement des Ain herüber gekommen waren, auf der Mitte des Sees von einem hestigen Sturme gefaßt, dem sie nur mit großer Mühe und nach großen Beschwerden entkamen.
Der Schiffs-Capitain Melay, Gouverneur der Französischen Besitzungen in Ost-Indien, hat unterm 5. Januar einen Bericht an den See-Minister erstattet, welchem zufolge er auf die über Calcutta ihm zugekommene Nachricht von den bis zum 9g. Aug. v. J. in Frankreich vorgefallenen Ereignissen am 15. Dez. eine Verordnung des Inhalts erlassen hat, daß die Verwaltung im Na⸗ men des Königs der Franzosen geführt, und demgemäß sofort die dreifarbige Flagge aufgepflanzt und die dreifarbige Kokarde getra⸗ gen werden solle. Diese Bestimmungen wurden in Pondichery noch an demselben Tage und in Chandernagor am 31. Dezember vollzogen. .
Obgleich sämmtliche hiesige Theater-Unternehmer seit einem Jahre bedeutende Ausfälle in ihren Einnahmen erlitten haben, so werden dennoch mit Genehmigung der Regierung zwei seit zwanzig Jahren geschlossen gewesene Theater, nämlich die Salle Montansier im Palais-Rohyal und das Théatre de Moliere in der Straße St. Martin wieder geöffnet werden. Da nun außer⸗ dem im Faubourg St. Antoine und in der Mitte zwischen den Faubourgs St. Jacques und St. Marceau zwei neue Theater erbaut werden, so wird Paris in kurzem zwanzig Schauspielhäu⸗ ser haben.
Großbritanien und Irland.
London, 18. Mai. Ihre Königl. Hoheit die Herzogin von Kent hat sich mit der Prinzessin Victoria und dem Prinzen von Leiningen nach Claremont, dem Landsitze Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Leopold, begeben, um dort einige Zeit bei ihrem erlauchten Bruder zu verweilen.
Lord Ponsonby hatte nach seiner gestern erfolgten Ankunft sofort eine Unterredung mit dem Grafen Grey und dem Lord Palmerston, welcher Letztere später auch eine Konferenz mit den Bevollmächtigten der vier großen Mächte hatte.
Im Globe liest man: „Wir haben Ursache zu glauben, daß Lord Ponsonby mit einigen bestimmten Vorschlägen, hin⸗ sichtlich der Belgischen Angelegenheiten, zurückgekehrt ist, und daß sie, wie auch ihre Beschaffenheit in Bezug auf den Prinzen Leopold seyn möge, die Zustimmung und Mitwirkung Frankreichs erhalten werden. Man sagt, daß eine republikanische Partei sich bemüht, in Gent, unter Robaulx, eine abgesonderte Regierung zu errichten; aber daß wenig Aussicht zum Erfolg vorhanden sey. Man behauptet ferner, daß eine Französische Intrigue, aber nicht eine des Französischen Ministeriums, diesen Versuchen zum Grunde liege, welche augenscheinlich nicht eher aufhören werden, als bis ein endliches zum Schluß führendes Arrangement ge⸗ troffen seyn wird.“
Von 513 Mitgliedern, die England zu erwählen hat, sind bereits 97, und zwar 300 für und 197 gegen die Reform ge⸗ wählt. Es sind noch 16 Wahlen zurück, von denen man 19 für und 6 gegen die Maßregel schätzt, so daß die Englischen Wah— len, ohne die Schottischen und Irländischen, eine Majorität von 107 Stimmen zu Gunsten der Bill liefern.
Man liest im Sun: „Es sind nur zwei Grafschaften, wo die Re⸗ form durch das Resultat der allgemeinen Wahlen einen Verlust erlitt. Diese Grafschaften sind Cambridge und Norfolk. In der ersteren ver— anlaßte der Erfolg der Universitäts-Wahlen einen verhältniß— mäßigen Verlust von 4 Stimmen für die Maaßregel; aber die— ses ist, durch die Wahl des Grafschafts-Mitgliedes, auf zwei re— ducirt. In Norfolk, wo der Reformfreund F. Baring jun. durch— fiel, und dagegen der Anti⸗Reformist, Herr Alexander Baring, ge⸗ wählt wurde, verlor die Bill dagegen zwei Stimmen.“
In der Grafschaft Cornwall ist der bekannte Tory Sir Ri—
Werke, unter andern den „Werther“, ferner die Geschichte, des Ameri⸗
chard Vyvyan nicht wieder erwählt worden; zwei Reform-Kandi— daten, Herr Pendarves und C. Lemon, haben den Sieg davon getragen. Die Times macht dazu folgende Bemerkung: „Sir Richard Vyvyan, der Hahn der Burgfleckenhändler, wird fortan
floskeln gesponnen. Er ist in Cornwallis durchgefallen — in Cornwallis, dem Wespennest der verfallenen Burgflecken! Dies ist ein bemerkenswerther Sieg, denn Cornwallis war gerade die Grafschaft, wo die Anti-Reformisten mit Bestimmtheit eine Nie— derlage ihrer Gegner vorhersagten.“
Lord Althorp sagte in seiner gestrigen Rede an die Wähler
der Grafschaft Northampton, wo er und Lord Milton wohl er—
wählt werden dürften, er wünsche das Land hinsichtlich eines Ge— rüchts zu beruhigen, demgemäß es die Absicht der Regierung wäre, einige bedeutende Veränderungen mit der Reform-Bill vorzunehmen. Er erkläre ausdrücklich, „daß durchaus keine solche Absicht vorhanden gewesen, oder noch vorhan⸗ den sey.“ Die Ansicht der Minister über die große Maaßre⸗ gel, deren Nothwendigkeit durch die Meinung des Landes neue Bestätigung erhalten habe, sey unveränderlich dieselbe, und nicht eine einzige Veränderung würde vorgenommen wer⸗ den, die den Grundsatz der Bill auch nur im entfern⸗
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