1831 / 145 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 27 May 1831 18:00:01 GMT) scan diff

schiff „Nikolai J.“, nach einer Reise von drei Tagen sieben Stunden, von St. Petersburg in Travemünde an. Se. Maj. der Kaiser waren Höchstselbst am Bord dieses Schiffes gewesen, das am folgenden Tage auch von der ganzen Kaiferl. Familie besichtigt wurde. 2

Schweiz. k 17. Mai. (zus der Frankfurter . ost⸗Amts-Zeitung.) Gestern Nachmittags näherte sich ganz unerwartet ünserer Stadt ein Landstitrm aus dem Klett— ga. Herr Bürgermeister v. Meyenburg nebst drei anderen De— putirten gingen den Lenten im Namen der Regierung entgegen um ihnen, die nöthigen Vorstellungen zu machen; allein diese . nicht gehört, sondern nahmen die Deputation in ihre Tätte und rückten ailmählig gegen die Stadt an. Ein glücklicher Zufall geb der Deputation eine halbe Stunde von der Stadt die Freiheit wieder. In der Stadt wurden die kräftigsten Maaß⸗ regeln ergriffen, die Thore mit Mannschaft und Kannen besetzt. Abends 19 Uhr siel ein kleines Scharmützel bej dem Mühlthor wo sie Miene machten, einzudringen, vor, wobei die Lanoleut zwei Mann verloren. Nach Mitternacht entfernte sich beinah der gauze Haufe größtentheils wieder, doch hringt man noch im—

er einzelne Gefangene ein. 6

„Madrid, 10. Mai. Durch einen Courier ist hier die Nach— richt von dem Ableben Sr. Maj. des Königs Karl Felix von Sardinien und von der Thronfolge des Prinzen von Carignan engegangen. Aus der Havana sind Nachrichten bis zum Isten April hier augekommen; die Insel befand sich in einem ruhigen und gedeihlichen Zustande. Man wollte ein, Eisenbahn in dieser Kolonie errichten; die Pflanzungen standen gut und gewährten reiche Erndten, die Preise der Kolonial-Waaren waren aber sehr niedrig. Gestern hat es so stark geregnet, daß heute Nachmittag um 3 Uhr noch keine Post angekommen ist; den letzten Nachrichten zufolge, herrschte auf der ganzen Sanischen Halbinsel die vollkommenste Ruhe. Durch Königl. Verordnun jen sind in Murcia, Andujar, Alicante, Salamanca, Calatayud, Ciudad⸗Rodrigo und mehreren andern Städten neue Corregidoren und Alkalden ernannt worden.

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; Die Englischen Blätter theilen nunmehr das Schreiben mit, in welchem der Englische General-Konsul Hoppuer, im Na— men seiner Regierung, nachstehende zehn Forderungen an die Portugiesische Regierung richtet: Erstens, die augenblickliche und öffentlich bekannt zu machende Absetzung des Capitains der „Diana“, wegen seines unwürdigen Betragens gegen den Lieute— nant Warren, Commandeur des Paketbootes „St. Helena“, und die Bekanntmachung in der Lissaboner Hof-Feitung, daß diese Absetzung eine Strafe für die der Britischen Natson zugefügte Beleidigung sey; zweitens, die Entschädigung der Eigenthü— mer der vier Schiffe, welche bei Terceira von einem Portugiesi— schen Geschwader genommen worden sind. Diese, und die ge— rechten Ansprüche einiger anderen Schiffs-Eigenthümer, müssen binnen einem Monate erledigt seyn; drittens, dem Hrn. O'Neill Ehrenertlärung und Entschädigung, wegen der ihm zugefügten Belei— digung zu geben, und die Magistrats-Personen öffentlich abzusetzen, welche es veranlaßt hatten, daß er auf eine beschimpfende Weise durch die —iraßen geschleppt wurde, obgleich er durch Vorzeigung seiner Aufenthalts⸗-Karte bewiesen hatte, daß er Britischer Unterthan sey. Die Absetzung dieser Beamten muß im nächsten Blatte der Hof-Zeitung, nebst den Gründen, welche dazu Veranlassung gegeben, und der Versicherung, daß dergleichen nie, und auf keine Weise wieder vorfallen werde, bekannt gemacht werden; viertens die Absetzung eines gewissen Leonardo, der am 11. Febr. mit Ge⸗ walt in die Fabrik des Hrn. Caffney eindrang, und den Vorste— her derselben mißhandelte, so wie eine Entschädigung für den letzteren, von 200 Milreis, für die 10tägige Einkerkerung, und die Bestrafung der Soldaten, welche den Leonardo bei dieser Ge— legenheit noch aufreizten. Dieser Umstand muß auf gleiche Weise durch die Hof-Zeitung bekannt gemacht werden; fünftens, dem Herrn Roberts eine öffentliche Ehren— Erklärung für die ihm zugefügte Beleidigung, Vergütung des Schadens, der ihm durch gewaltsames Eindringen in sein Haus zugefügt wurde, und die Absetzung des Beamten, der da— bei zugegen war, so wie Bekanntmachung in der Hof-Zeitung; sechstens, dem Zollhause in Oporto augenblicklich den Befehi zu geben, sich aller ungesetzlichen und übertriebenen Zoll-Einfor— derungen auf Englische Manufakturwaaren zu enthasten, eben so dem Zollhause in Lissabon, besonders in Bezug auf eine Forde— rung von 30 pCt. Abgaben auf eine Ladung Englischer Kohlen, die auf einem Schwedischen Schiffe importirt worden sind; sie⸗ bentens, dem Herrn Hockley eine Entschädigung für den Scha— den, der ihm aus der eigenmächtigen Art entslanden ist, mit der man ihn zwang, 80 Meilen zurück zu reisen, um sich eine Por— tugiesische Signatur für seinen Paß zu verschaffen, und augen— blicklich und öffentlich allen Magistrats-Personen anjubefehlen, daß dergleichen einem Englischen Unterthan nicht wieder be— gegne; achtens, dem Beamten ernstliche und öffentliche Vorwürfe zu machen, der von Herrn Judah Levy und anderen Englischen Unterthanen, die sogenannte mancio— Abgabe einforderte, obgleich sie, vermöge ihrer Privilegien, davon befreit sind; neuntens, die augenblickliche Absetzung des Herrn Carneiro de Sa von seiner Richterstelle, und die Einsetzung des Hrn. Oliveira, der von den Englischen Kaufleuten in Oporto rechtmäßig zu dieser Stelle erwählt worden ist; endlich zehnten 68, eine deutliche und bestimmte Erklärung Seitens der Portugiesi⸗ schen Regierung, daß die Rechte und Privilegien, welche den Eng— lischen Unterthanen in Portugal zugestanden worden, fortan treli⸗ lich beobachtet werden sollen.

Die Lissaboner Hof-Zeitung vom 4. Mal enthält darauf folgendes Schreiben, datirt aus dem Palast von Queluʒ vom 3. Mai 1831.

„Da es Mir gefallen hat, den Franzisko Ignazio de Mi— randa Everard, Divisiens-Chef Meiner Flotte, um Sr. Maj. dem Könige von Großbritanien wegen des Betragens dieses In⸗ dividuums Genugthunng zu geben, aus Meinem Königlichen Dienste zu entlassen, weil er als Befehlshaber der Fregatte „Diana“ während der Blokade von Terceira, das Eng lische Schiff „St. Helena“, welches invalide Soldaten der Engüschen Armee, und Depeschen für den Minister der Kolonieen mit sich führte, wegnahm, und sich ferner auf eine ungeziemende Weise gegen den Capitain Warren und das Schiffsvolk betrug, so be— fehle Ich, daß demgemäß verfahren, und die nöthige Einregistri⸗ rung vorgenommen werden soll.

974 in Bezug auf den Jozé Verissimo, der die Verhaftung des Hru. ONeill angeordnet hatte, ein Tagesbefehl erlasfen, worin' der Garnison von Lissabon und Belem angezeigt wird, daß Jozs Verissimo seines Dienstes entlassen ist, und auf keine Weise und unter keinem Vorwande wieder angestellt werden wird.

K

Berlin, 25. Mai. Des Königs Maj. haben, in Folge der An⸗ träge der Kommumal-Landtage Alt-⸗Pommerns, wegen Theilnahme der Stäude an der Verwaltung des Land⸗Armenweßens, mittelst Allergnädigster Kabinets-Ordre vom 20. März d. J. die Königl. Ministerien des Innern und der Justiz zur Bestätigung des diesfälligen Regulativs, betreffend die Eimrichtung der Land— Armen⸗Verwaltung in Alt-Pommern, ermächtigt und die Land— Armen-Direction, so wie die Mitglieder derselben zu bestätigen geruht. Die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Alt⸗ Pommern publiciren nun das betreffende, aus 23 Paragraphen estehende und von den genannten hohen Ministerien besttigte Regulativ vom 26. März d. J.

. Ueber den Aufenthalt Sr. Königl. Hoheit des Primen Wilhelm in Du sseldorf berichtet die dasige Zeitung noch folgendes Nachträgliche: „Se. Königl. Hoheit der Prinz Ge— neral-Gouverneur musterte am 18. Mai früh die hiesige Gar— nison und ertheilte den Truppen für die vortreffliche Haltung den höchsten Beifall. Nächstdem beehrte die allgeliebte Fůrsten fami⸗ lie in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Prinjen Friedrich die hiesige Kunst-Akademie und die dafelbst veranstaltete Kunst-Aus— stellung mit einem Besuche. Hochdieselben unterhielten sich lange mit dem Vorstande dieser durch die Huld des Königs entstandenen, unserer Provinz und Stadt zur Zierde gereichen— den Anstalt, deren rühmliches Fortschreiten die huldvollste An— erkemung fand. Abends gab die Stadt den füurstlichen Gä— sten im Beckerschen Saale einen glanzenden Ball, der so⸗ wohl hinsichtlich der äußeren Anordnungen und der gelungenen sinnvollen Decoration des Lokals, als wegen der allgemein ver⸗ breiteten Heiterkeit sich auszeichnete. Beide Fürstliche Familien verweilten bis nach Mitternacht in dem Kreise der Bürger und empfingen mit sichtbarem Wohlwollen die Huldigungen der in— nigsten Verehrung. Heute Morgen um 8 Uhr verließen Ihre Königl. Hoheiten unsere Stadt wieder, um über Elberfeld Nach Münster zu reisen. Der Aufenthalt der erhabenen Fürstenfami⸗ lie und die vielfachen Beweise Fürstlicher Huld, welche ihre An— wesenheit in hiesiger Stadt bezeichnet, haben die herzliche Vereh⸗ rung für den hoöchgeliebten König und das Königl. Haus unter uns zur Begeisterung gesteigert, und allgemein wird das hohe Glück mit Dank gegen die Vorsehung anerkannt, in den Stür— men einer durch Leidenschaft und politischen Fanatismus erschüt⸗ terten Zeit einem Staate anzugehören, wo Fürst und Volk, durch das Band unerschütterlicher Liebe und Treue innig verbunden, dem Meeresfelsen gleichen, der jeglicher Brandung die eigene Kraft entgegenstellt.“ er Westphälische Merkur meldet aus Münster vom 21. Mai: „Die freudigste Bewegung herrschte in unserer Stadt seit dem Bekanntwerden der Nachricht, daß der allver— rte General⸗ Gouverneur der hiesigen Provinzen, des Prinzen Vilhelm Königl. Hoheit und die Frau Prinzessin nebst Höchst— Ihren Kindern, die Prinzen Adalbert und Woldemar und die Prinzessin Elisabeth K. HH., auch uns mit Höchst Ihrem Be— suche beglücken würden. Mit Ungeduld sah die in den Straßen wogende Volksmenge der Ankunft der Hohen Gäste entgegen,

(Mit dem Königlichen Namenszug gezeichnet.)“ Außer mehreren anderen ähnlichen Schreiben in der Lissa— boner Hof-Zeitung, wodurch die Forderungen der Englischen Re⸗

gierung auf die verlangte Weise erledigt werden, ist auch noch

welche gestern Abend gegen 9 Uhr erfolgte, nachdem Ihre K. H. Morgens in der Frühe Elberfeld versa en 3. zu . bei Sr. Excellenz des Herrn Staats-Ministers von Stein das Mittagsmahl einzunehmen geruht hatten. Die Hohen Reisen— den stiegen nebst Gefolge auf dem hiesigen Schloöͤsse in die für Hochdieselben in Bereitschaft gesetzten Gemächer ab, und wur— den von den dort versammelten höheren Militair- und Eiril— Behörden bewillkommnet. Kaum verkündigte das feierliche Gelqute der Glocken sämmtlicher Kirchen die Ankunft Ihrer Königlichen Hoheiten, als die herbeiströmenden Bewohner jedes Standes alsbald den Platz vor dem Schlosse füllten, um dem geliebten Fürsten⸗Paare die Huldigungen innigster Verehrung darzubringen. Nachdem die Musik-Corps der hier garnisoniren⸗ den Truppentheile unter den Fenstern des Schlosses den Zapfen— sireich exekutirt hatten, brachte die Bürgerschaft den Höchsten Serrschaften einen Fackelzug, bei dessen Herannahen Se. K. H. der Herr General-Gouverneur, von Ihrer liebenswürdigen Fa⸗ milie umgeben, auf den Balkon hinaustraten. Ein lautes Lebe⸗ hoch begrüßte den erhabenen Stellvertreter unseres allergnädig⸗ sten Königs, der diese mehrmals wiederholten Aeußerungen des Frohgefühls und der Ehrerbietung mit jener Ihm eigenen Leut⸗ seligteit erwiederte, welche Ihm Aller Herzen zuwenden. Mittler— weile hatte eine Deꝝuntation des Gemeinde-Raths sich in das Schloß verfügt, um Se. K. H. zu bekomplimentiren. Se. K. H. geruhten sich auf das herablaͤssendste mit den Mitgliedern diefer Deputation zu unterhalten. Nachdem Sr. Mäj. unserem aller— gnädigsten Könige noch ein dreimaliges lautes Lebehoch gebracht worden, entfernte sich der Fackelzug, und so schloß die Feier des ersten der drei Tage, wahrend welcher wir das Glück haben wer— den, die allverehrte Herrscherfamilie in unseren Mauern zu be— siben. Heute Morgen findet auf dem Exercierplatze auf der Loddenheide, wohin in diefem Augenblicke eine unabsehbare Zu— schauermenge zu Wagen, zu Pferde und zu Fuße sich bewegt Ene große, Parade der hiesigen Garnison vor Sr. . H. deni Prinzen General⸗ Gouverneur und den übrigen hohen Herrschaf⸗ ten statt, welche demnächst dem Vernehmen nach beabsichtigen, die Merkwürdigkeiten unserer Stadt in Augenschein zu nehmen.“ . Y iich in Mettman n geruhte Se. Königl. Hoheit der Hrinz Wilhelm nebst seiner Durchlauchtigen Familie bei der am lgten d. erfolgten Durchreise, auf die Bitte der zur Begrüßung

dann die hiesigen Civil- und Militair-Behörden, ein unabsehl cher Zug der ersten hiesigen Bürger und endlich eine Reihe vo Wagen.“

Herr Hofrath und Prosessor Dr. Heeren aus Göttin gen befindet sich seit einigen Tagen in der hiesigen Residenz.

* 9. *

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Theodor Heinrich Anton Schmalz, geboren zu Han nover den 17. Februar 1760, erhielt seine erste Bildung auf del dortigen Schule und auf dem Gymnasium zu Stade. In Jahre 1777 bezog er die Universitat Göttingen, wo er drei Jahr lang Theologie und späterhin die Rechte studirte. Im Winter Halbjahre von 1785 178645 hielt er daselbst mit Erlaubniß den juristischen Fakultät Privat-Vorlesungen, worauf er ein halbeg Jahr in Hannover privatisirte, und demnächst in Rinteln, nach! me er dort die Doktocwürde erlangt hatte, außerordentlicher Professor wurde. Im Jahre 1788 wurde er daselbst ordentlicher Professor, und im Jahre 1789 erhielt er als solcher den Ruf an die Universität Königsberg, dem er zu Ostern dieses Jahres folgte. Nachcem er hier neun Jahre sein akademisches Lehramt versehen, wurde er im Jahre 1798 zugleich auch zum Konsisto- rial⸗Rath und weltlichen Mitgliede des dortigen Konsist⸗⸗ riums, im Jahre 1801 aber zum Kanzler und Direktor de Koenigsberger Universität ernannt. Zu Ostern 1803 erhielt er den Charakter als Geheimer Justiz⸗-Rath und zugleich den Ruf als Direktor der Universitat in Halle. Als in Folge des Tilsiter Friedens diese Stadt an das neu errichtete f reich Westphalen abgetreten wurde, begab er sich (1807) in Ge⸗ sellschaft des damaligen Professors Frorlep nach Memel, wo er von seinem verehrten Monarchen sehr gnädig aufgenommen warde und die seinen Wünschen entsprechende Aufforderung erhielt, sich sa

Universität, mit deren unter Anderem auch von ihm in Anregung ge⸗ brachten Stiftung die Regierung sich schon damals beschaftigte, ein Lehramt zu übernehmen. Schmalz folgte dem ihm gewordenen Befehle; da indessen die Zeitumstande die Ausführung des eben gedachten Planes nicht sogleich zuließen, so las er mittlerweile in Berlin einzeinen Stndirenden Kollegia. Im Jahre 180) wurde er von des Königs Majestät in den Oder-TRppellationz— Senat des Kammergerichts versetzt, und als endlich im Jahre 1310 die längst beabsichtigte Stiftung einer Universltät in Preußen Hauptstadt bewerkstelligt werden konnte, ward er der erste Reftor derselben, und Ordinarius der juristischen Facultät. Von frühe⸗ ster Jugend an zur akademischen Schmalz hier diesem Berufe zwanzig Jahre hindurch und bit au sein Lebensende getreu. Ein rastloser Eifer, eine vielseitig: Bildung, eine geistvo ile Einwirkung auf die Wissenschaft, haben seinen Namen auch über di in; ; s. Vaterla

ie Gränzen des deutschen Vaterlandes hinaus getragen, und wenn auch seine Ansichten und Grund⸗ sätze ihm zuweilen von Andersgesinnten harte Kämpfe zujogen so muß man ihm doch die Gerechtigkeit widerfahren lassen da er in diesen stets einen milden, versöhnlichen Sinn gezeigt hat Seinen Amtsgenossen und übrigen Mitbürgern war er ein liebe⸗ voller Freund, den Studirenden nicht selten ein hülfreicher Va⸗ ter. Was er als Schriftsteller gewirkt, davon zeugen seine man— nigfachen juristischen und staatsrechtlichen Abhandlungen, wor⸗ über man ein Verzeichniß in FSitzigs „Gelehrtem Berlin/ sindet Ein entzündliches Brustfieber warf ihn vor etwa vier Wochen auf das Krankenlager, von dem er nicht wieder erstehen sollte;

er starb am 20. Mai Abends 8 Uhr sanft im Kreise seiner Fa⸗

versammelten, Geistlichkeit, der städtischen Beamten und der sämmtlichen übrigen Angestellten, einen Augenblick zu verweilen und im nenen Rathhause einige Erfrischungen einzunehmen.

Ueber die feierliche Bestattung des von den Röheinproͤ⸗ vinzen tiesbetrauerten Ober Präsidenten, Staats⸗Ministers Frei⸗ herrn v. Ingersleben Excellenz, welche am 16ten d. i Ko⸗ blenz statt fand, theilt ein Schreiben von dorther Folgendes mit: „Sammtliche Gewerbe der Stadt Koblenz mit ihren Fah⸗ nen eröffneten den, Zug, hinter ihnen folgte das Gymnastum dann kam die Regiments⸗Musik, hinter dieser ging die Dlener⸗ schast des Ministers in Trauerkleidern, auf diese folgte der Ober⸗ Präsidial⸗Rath in großer Uniform mit den 5 Orden auf einem ammtuen Kissen; hinter demselben kam das Personal seines Bureaus; dann folgte der Leichenwagen mit 4 schwarzen Pferden deren jedes von einem Lakaien geführt wurde; darauf folgte Se Er⸗ gellenz der, General-Lieutenant von Borstel, geführt von dem Für— sten v. Wied und dessen Bruder, als Leidtragender. Nãächstdem

milie an völliger Entkrästung. Am 24sten wurde sejne sterbliche Hülle zu Grabe getragen; dem Leich enbegängnisse schloß sich em zahlreiches Gefolge von Freunden des Enischz fenen an. An der Gruft hielten der Herr Konsistorialrath Nicolai und der Herr Pro⸗ niß⸗Reden. Von Studirenden wurde der

gesenkt Sarg in das Grab

Königliche Donnerstag, 26. Mai. Poet, Schausplel in 1 Akt. in 4 Abtheilungen.

In Charlottenburg. Zum erstenmale: 1 Akt, mit Mustk von K. Blum. Hierauf: Die jungen nairinnen, komisches Ballet in 1 Akt. Freitag, 27. Mai. Im Opernhause. Carlos, Trauerspiel in 5 Abtheilungen. Posa, als letzte Gastrolle.) .

Sch au spiele. Im Schauspielhause: Der arme Hierauf: Der Zeitgeist, Possenspiel

Bettina, Operette in

Auf Begehren: Don (Herr E. Devrient:

Mr. Closel: 1) Tartuffe, ou: l'Iinposteur, comédie en 5 actes et en vers, pan Molière. 2) La premiere reprèsentation de la ö de: LIntérieur d'un bureau, vaudeville en 1 acte par Serihe, (Dans la première pièce Mr. Closel remplira se role de Tartusse, et dans la sedoude celui de belle - main.)

Königstädtisches Theater. Donnerstag, 2h. Mai. Fra Diavolo, oder: Das Wirths— haus zu Terracina, komische Oper in 3 Akten. Die zu dieser Vorstellung gültigen Billets tag“ bezeichnet.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 20. Mai.

Ausgesetzte dito 1z. Kauz. Bill. 14 . 1 145. Russ. (bei

Wirkl. S. 39. Ilope) 88. 3proc. Cons. S2. e , nn, 1. Griecl ; Russ. 93. 94. 1 iech. 23. Mex. 38. Wien, 29. Mi.

Metall. 310. A4proc. 723. Bank- Aetien 1060.

1 en n . ö wen. . a, e ni.

KEUESLE BCE RSE. M- H. ACkHIRICGHHLCEK.

Paris, 19. Mai. 5proc. Rente pr. gompt. 90. 15 ng nn, 9. 65. Iproc. pr. Compt. 96 35. nn 4. 40. Hproc. Yteapol. 9r. compt. 72. 70. si 6 * Fproc. Span. Rente perp. 54. l m Cour. 72. 8b. Frankfurt a. M., 22. Mai. Oesterr. proc. Metall. 84 Säit, pts, T3. 33. g Hhrer, az. eiern, Welt atz, Actien 1284. Partial-Oblig, 117. Loose zu 100 Fl. 1587. G Poln. Loose pr. compt. 46. Br. ö

Iproc.

* Mr. 2

Redaetenr John. Mitredacteur Cottel. 0 n

kamen die Deputationen der Königl. und Fürstl. Regierungen,

Gedruckt hei A. W. Hayn.

potsdam angestellten Frotteur Bretsch J. das Allgemeine Ehren⸗

König

bald als möglich von Halle loszumachen, um an der Berliner

Laufbahn bestimmt, blieb

fesso Dr. Marheinecke dem Verdienste des Verstorbenen Gedacht⸗

Pensso⸗ Im Schauspielhause: Pour la troisièùme reprèsentation de alle Präliminar- oder Reglements-Fragen und Angelegenheiten

sind mit „Mon- sre sie in ihrer Sitzung vom 18. d. dem Landboten Niemojowski

das Wort zu ergreifen, um sich gegen mehrere Vorwürfe zu recht⸗

Kammern in seiner Abwesenheit gemacht worden waren. Indem der Redner der Kammer die Aeußerung des Deputirten Dem—

ner Traktats, welche Meinung der Landbote von Szydlowiec,

hierauf machte er einige Bemerkungen über die in der Kammer sich bildende Opposition gegen die Regierung und die Minister und suchte in beredten Ausdrücken zu beweisen, daß bei constitu—⸗

en Vortheilen sey, stellte aber auch nigleich die N. solchen Opposition dar, die ohne irgend einen vernünftigen Zweck nur aus der Sucht, alles Bestehende zu vernichten, hervorgehe. Der

ren

Kammer des . des neuen Finanz⸗Ministeriums hätten vernehmen lassen, indem

sie das letztere der Verschleuderung aller von dem früheren Mi— nister gesammelten öffentlichen Schätze beschuldigten; dies veran⸗ laßte H

waltung des Fürsten Lubecki einzugehen und dessen hauptsäch⸗ lichste Operationen anzuftihren, die er in mehreren Beziehungen als nachtheilig für das Gesammtwohl des Landes schilderte. Er

Drdnung und Eintracht ermahnte, ohne die eine wahre Freiheit

welche von der Versammlung mit großer Aufmerksamkeit ange⸗

mn, * , ) , r , ; ; w / ö /

Allgemeine

Prenußische Staats-Zeitung.

7

65 145.

Berlin, Freitag den 27 sten Mai.

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*

1831.

Amtliche Nachrichten. oni de geg. Seine Majestät der König haben dem bei dem Schlosse zu

ichen zu verleihen geruht.

Zeitungs-Nachrichten. d

Rußland.

St. Petersburg, 18. Mai. Se. Maj. der Kaiser ha⸗ kn für bewiesene Auszeichnung in den Gefechten gegen die Po— n, Sr. Königl. Hoheit dem General-Major Prinzen Adam von PVürtemberg einen goldenen, mit Diamanten und der Anschrift „für sapferkeit“ verzierten Ehrendegen verliehen, und den bei der salferlichen Suite angestellten General-Major Baron Dellings⸗ lusen jum Ritter des St. Georgen⸗-Ordens Iter Klasse ernannt.

Der Befehlshaber des detaschirten Sibirischen Armee⸗Corps zeneral der Infanterie Weliaminoff hat den St. Alexander sewsky⸗Orden erhalten.

Zum Administrator der Provim Bialystock ist der zeitherige Bice⸗Administrator dieser Provim Herr v. Orscheneffski ernannt md im Gouvernement Minsk ist der Posten eines Civil-Gouver— sturs neu besetzt worden. .

Die hiesigen Zeitungen enthalten folgende (unseren Le— ern zum Theil schon bekannte) Nachrichten von der akti— pen Armee: „Aus den früher mitgetheilten Berichten erhellte kereits die von der Hauptmacht der Armee unternommene Be— pegung gegen die Empörer und der schleunige Rückzug der Letz kern in die befestigte Position bei Dembe-Wielkie. Diese Be⸗ pegung geschah ganz eigentlich zu dem Zwecke, die Rebellen aus den Umgegenden der Stellung unferer Truppen ju verjagen. Da der Ober-Befehlshaber der aktiven Armer fand, daß durch das Gefecht am 14ten zwischen dem 1sten Infanterie-Corps und den sruppen der Aufrührer unter Anführung Skrzynecki's dieser Zweck pollkommen erreicht wurde, so kehrte er schon damals von Minsk iber Kaluschin nach jener Seite des Flüßchens Kostrin zurück.

iese Bewegung geschah im Angesichte der ganzen Llrmee, welche ach Erleidung dleses beträchtlichen Schadens nicht weiter den Narsch unserer Truppen zu beunruhigen wagte. glus dem neue— sen Bericht des Ober-Befehlshabers der aktiven Armee, vom 24. pril, geht hervor, daß seit jenem Gefechte nichts besonderes Wichtiges in der Haupt-Armee vorgefallen ist. Die Empörer, velche auf alle Weise einer entscheidenden Schlacht ausjuweichen steben, haben nur in Streif-Parteien versücht unserer Armee aher zu kommen, sind aber überall mit bedeutendem Verluste für sie, von unseren Vordertreffen geworfen worden. Am 22. Lril nahm man unsererseits eine starke Recognoscirung vor und ttgriff die nöthigen Maaßregeln dieselbe mit der ganzen Heeres— macht zu unterstützen, wenn nur die Rebellen sich in eine offene Schlacht wagten, allein so wie unsere Kolonnen sich zeigten, gin— zen die Gegner, ohne sich in ein Gefecht einjulassen, in ihre vo—⸗ ige Stellung zurück.“ .

Odessa, 6. Mai. Nach hier eingegangenen amtlichen Be— tihten, hat die Cholera in den Provinzen Neu-Rußland und Bessarabien völlig aufgehört, dergestalt, daß alle Verbindungen mit jenen Provinzen ohne alle Beschränkungen wieder herge⸗

siellt sind. Polen.

Warschau, 23. Mai. Obgleich die Landboten-Kam⸗ mer, um zu Verhandlung über die an der Tages-Ordnung be⸗ findlichen Gegenstände Zest zu gewinnen, beschlossen hatte, daß

mir in einer ausdrücklich dazu für jede Woche bestimmten Siz— lung zur Sprache gebracht werden sollten, so behielt sich dieselbe doch die Befugniß vor, in wichtigeren Fällen von dieser allgemei⸗ nen Regel abweichen zu dürfen, und kraft dieses Rechts gestatte⸗

sertigen, welche ihm in der vorletzten Sitzung der vereinigten

bowski in Erinnerung brachte, als wünsche er (Niemojowski) die Konstituirung Polens einzig und allein auf der Basis des Wie⸗

Graf Malachowski, unterstützt hätte, erklärte er, daß er dies durch⸗ aus läugne und niemals etwas Aehnliches ausgesprochen habe.

und von gro⸗

tionnellen Regierungen eine Opposition , , 29 achtheile einer

Redner meinte, daß anf diesem letzteren Grundsatz unter ande⸗

mehrere Reden beruhten, welche sich bereits in der zum Lobe des Fürsten Lubecki und zum Tadel

errn Niemojowski, genauer ins Eimelne der Finam⸗Ver⸗

schloß endlich damit, daß er die Kammer aufs dringendste zur

hört wurde, erwiederte der Deputirte Dembowski in kurzen Ausdrücken, in denen er darzulegen suchte, welches der Sinn und das Prinzip seiner Meinung, auf die der genannte Landbote ,,,. hatte, gewesen sey.

Da weiter Niemand in dieser lngelegenheit das Wort nahm, so schritt die Kammer zur Ta— gesordnung und beschäftigte sich damit, die Reihefolge zu bestim—⸗ men, in welcher mehrere von den Kommissionen vorbereitete An— träge und Gesetz⸗Entwürfe nir Diskussion in die Kammer ge— bracht werden sollten. Unter diesen Gesetz⸗Entwürfen wurde dem— jenigen, über die Repräsentation für die Polnischen mit Ruß⸗ land vereinigten Provinzen, den der Senat bereits angenommen hatte, die erste Stelle eingeräumt, und die Sitzung sodann auf den folgenden Tag prorogirt. In der Sitzung der Landboten-Kammer vom 19ten d. M. wurde ein Gesetz-Entwurf vorgelegt, demzu⸗ folge eine jede Wojewodschaft noch ein neues Regiment stellen soll; die Kammer nahm denselben einstimmig ohne Dis— kussion und Abstimmung an. Der Kriegs-Minister, General Morawski, war bei dieser Gelegenheit zum erstenmale in der Kammer anwesend. Die Organisation der neuen Regimenter soll sogleich erfolgen. Hierauf schritt man zur Diskussion über das Projekt hinsichtlich einer für die alten Russisch-Polnischen Provinzen zu bildenden Repräsentativ-Verfassung. Von Seiten der Regierung sprach der Staats-Secretair Plichta für dieses Projekt; dann ließen sich die Repräsentanten Mazurkiewiez, Wisniewski, Klimontowiez, Swidzinski, Wenzyk, Morozowiez, Krysinski und Andere darüber vernehmen, und als es zur Abstimmung kam, ob der Gesetz-Entwurf noch erst den Kommissionen überwiesen oder sogleich angenommen werden solle, entschied sich die Kammer mit einer Majorität von 43 ge— gen 22 Stimmen für eine augenblickliche Annahme. 2m 20sten d. M. nahm die Senatoren-Kammer das in der Landboten-Kammer durchgegangene Gesetz, daß augen— blicklich die Polnische Armee noch durch 8 neue Jäger⸗Infanterie— Regimenter verstärkt werden solle, ebenfalls an; demmächst wur— den folgende Personen als Kandidaten zur Wojewodenwürde be— zeichnet: die Kastellane Gliszezynski, Kochanowski, Malachowski, Pac, Stanisl. Soltyhk, Meneinski, Wodzynski, Ostrowski, Bninski, Potocki, Nakwaski und Sierakowski, von denen 4 zu Wojewoden erwählt werden sollen. In der Sonnabend-Sitzung der Landboten-Kammer, am 21sten d., welche für Präliminar-Fragen und besondere Pe— titionen bestimmt war, kamen besonders Finanz-Angelegenheiten und außerdem noch Mehreres über die Sache der in die Flucht des ehemaligen Vice-Präsidenten Lubowidzki verwickelten Perso⸗ nen zur Sprache. Die hiesige Staats-Zeitung meldet: „Am 18ten d. nahmen unsere Truppen Ostrolenka ein; die Vorposten reich⸗ ten bis Miastkow. Nach Siedlee zu hat die Armee noch dieseiben Stellungen besetzt. In Ostrolenka sind einige Magazine, eine Kasse von beinahe 15,000 Gulden, mehrere Fahrzeuge mit Pro⸗ viant und 4 500 Gefangene, auch 3000 Tonnen Salz und das sehr reiche Gepäck des Commandeurs bei der Russischen Garde, Generals Byström, in unsere Hände gefallen. Bei Nur (am Bug,), welches auch bereits von unseren Truppen be— setzt ist, soll der Capitain Skarszewski vom 5ten Chas— seur-Regiment geblieben seyn. Von den in Ostrolenka befindlichen Polnischen Truppen hatte eine Abtheilung bei Lomza Posto gefaßt, und es hat sich die Nachricht verbreitet, daß auch Lomza schon von den Unsrigen genommen worden und 3000 Russen dabei in unsere Gefangenschaft gerathen seyen; von Lomza sollen dann unsere Truppen weiter nach Stawiski zu auf— gebrochen seyn; doch ist hierüber noch keine offizielle Meldung eingegangen.“ Die Warschauer Zeitung sagt, es seyen wegen der be— deutenden Entfernung des jetzigen Kriegsschauplatzes noch keine amtliche Berichte in Warschau angelangt. In der Staats-Zeitung befindet sich ein Artikel, worin es heißt, daß schon von mehreren Seiten wiederholentlich die irrige Be— hauptung geäußert worden sey, daß die Wielhorskische Schwadron in der Schlacht bei Kazimierz deshalb so ungeheuren Verlust erlitten habe, weil sie mit unüberlegter Hitze gehandelt und sich umöthiger Weise in den Weichselstrom gestürzt hätte, während ihr der Weg nach Pulawy offen gewesen sey. Zu Widerlegung dieser Ansicht heißt es: „Diese Schwadron erhielt zugleich mit den Jägern un— ter Krzesimowaki und Malachowski und einer Abtheilung Infan⸗—⸗ terie den Befehl, die Höhen zu besetzen und dem Feind den Zu— gang zur Stadt zu wehren, damit auf diese Weise das am Ufer der Weichsel gesammelte Corps Zeit zum Uebersetzen gewänne. Diese ausgezeichnete Bestimmung wurde von ihr trefflich ausge— führt. Umsonst bemühte sich der Feind, durch eine ununterbro— chene Kanonade aus 12 Positions-Geschützen und durch das Ka⸗ rabinier-⸗Feuer zweier Schwadronen vom Regiment des Herzogs von Würtemberg und vom Grekowschen Kosaken-Regiment, die Unsrigen aus der ihnen anvertrauten Stellung zu verdrängen. Einige Stunden lang hielt diese kleine Schaar den Andrang der Feinde auf. Der Unter⸗Lieutenant Brocki, welchen Wielhorski mit einem Rapport an den General Sierawski absandte, brachte den Befehl zurück, die Stellung so lange als möglich zu vertheidigen. Unterdessen begann die feindliche Infanterie von den die Stadt um— gebenden Bergen hinabzusteigen, da sie auf der Hauptstraße, welche dort einen Hohlweg bildet, nicht in die Stadt einzudrin⸗ gen vermochte. Die Lage der Unsrigen wurde schwierig, denn sie wurden bedroht, völlig abgeschnitten zu werden, indem schon gegen Abend der Lieutenant Piontkowski der genannten Schwa— dron den Befehl des Generals, sich zurückzuziehen, nicht mehr überbringen konnte; er gerieth unter die Dragoner und vermochte sich nur durch Tödtung eines derselben zu retten. Der Capitain Horoch war glücklicher; er überbrachte jenen Befehl; aber bereits war der Rückzug unmöglich, da der Feind die Stadt schon be⸗ setzt hatte. Es blieb daher unseren Kriegern, wenn sie die Ge— fangenschaft vermeiden wollten, nichts übrig, als sich durch die bei der Windmühle aufgestellten Feinde gerade nach der Weich⸗

trennte, sich hinabzustürzen, was sie auch ausführten. Aber auch den am Ufer der Weichsel hinführenden Weg fanden sie von Dragonern und Kosaken besezt; und min erst griffen sie zu dem letzten Mittel durch den Fluß zu schwinmen.“

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Paris, 19. Mai. Ueber die Reise des Königs meldet der

heutige Moniteur Folgendes: „Am 17ten um 117 Uhr Vor⸗

mittags verließen Se. Majestät das Schloß Biz, wo Höchsidie⸗

selben übernachtet hatten, und trafen nach zwei Stunden vor

Louviers ein, wo der Stadt-Rath einen Triumphbogen zum

Empfange des Monarchen errichtet hatte. Se. Majestät muster⸗

ten sofort die Rational-Garden von Eoreux, Louviers und den

umliegenden Gemeinden, die hier, 7000 Mann an der Zahl, zu—

sammengezogen worden waren, und hielten sodann Ihren Einzug

in die Stadt. Nach eingenommenem Frühstück auf dem Rath—

hause nahmen Höchstdieselben mehrere Tuchfabriken in Augen⸗

schein und empfingen demnächst die Civil- und städtischen Be—

hörden. Der Commandeur der National-Garde, der bei dieser

Gelegenheit ebenfalls eine Anrede an den König hielt, äußerte

unter Anderem: „Eine Handvoll politischer Träumer bemüht sich,

mit Hülfe einiger Ränkemacher, die stets bereit sind, die öffent—

liche Ruhe ihrem Privat-Interesse zum Opfer zu bringen, den

Samen der Zwietracht unter uns auszustreuen. Mögen indeß

diese Männer, die ihre Stimme für die Stimme Frankreichs

auszugeben wagen, erfahren, daß sie in unseren Departements

keinen Anklang finden, und daß, falls ihre Versuche ihnen wirk—

lich einen Augenblick gelingen sollten, alle wahre Franzosen be⸗

reit seyn würden, ihren Brüdern der Hauptstadt zu Hülfe zu ei⸗

len.“ Folgendes ist die Antwort Sr. Maj.: „Wir erinnern uns nur zu gut der Uebel, die die Uebertreibung politischer Theorieen

über unser Land gebracht hat. Frankreich will sich jetzt in die

Ausübung seiner Freiheiten verschließen; diese beruhen aber nur in dem Reiche der Gesetze, also darin, daß Niemand dazu an⸗ gehalten werden könne, etwas Anderes zu thun, als was das Gesetz ihm vorschreibt, und daß Jedermann thun könne, was das Gesetz nicht verbietet. Etwas Anderes als dies verlangen oder die Freiheit in eitlen

Theorteen suchen, heißt dieser den Untergang bereiten und das Land Ausschweifungen und Unordnungen aller Art preisgeben. Die Hoffnung, Frankreich vor diesen zu bewahren, hat Mich be⸗ stimmt, die Krone anzunehmen; sonst trieb Mich kein Ehrgeiz dazu. Und so werde Ich auch alle Meine Kräfte aufbieten, um die Geißel der Anarchie von Meinem Lande fern zu halten und die National-Ehre, so wie unsere Unabhängigkeit, gegen Jeder— mann zu behaupten. Die National-Garde besitzt eine große Kraft; sie hat Mir in Meinem Unternehmen beigẽstanden; nur ihrer bedurfte es, um die Unruhen im Innern zu ersticken, und ohne Zweifel hat ihre imposante Macht auch wesentlich dazu bei⸗ getragen, uns vor den Trübsalen eines auswärtigen Krieges zu bewahren, denn keine fremde Armeen können in einen Boden eindringen, wo alle für das Vaterland gewaffnete Arme ent— schlossen sind, seine Ehre und Unabhängigkeit zu vertheidigen.“ Um 45 Uhr setzte der König seine Reise nach Elbeuf fort, wo Se. Maj. gegen 6Uhr eintrafen und sich eines nicht minder festlichen Empfan— ges als in Louviers erfreuten, obgleich Ihre Ankunft daselbst nur ungewiß war, da Elbeuf nicht auf der Reise⸗Route stand und der König sich nur auf die Bitte einer eigens an ihn abgefer— tigten Deputation jener Stadt zu diesem Umwege entschlossen hatte. Die Ankunft in Rouen wurde dadurch um einige Stun— den verzögert. Se. Majestät langten daselbst erst gegen 9 Uhr Abends an. Vor dem Thore stiegen Höchstdieselben mit Ihren beiden Söhnen und den Sie begleitenden Personen aus dem Wagen und hielten zu Pferde Ihren Einzug in die glänzend erleuchtete Stadt. Die Menschemmasse auf den Straßen war so groß, daß der König erst nach 17 Stunden vor dem Prä— fektur⸗Gebäude, das zu seiner Aufnahme bestimmt war, anlangte. Se. Majestät verfügten sich sofort nach dem Schauspielhause, wo Sie mit unbeschreiblichem Jubel empfangen wurden, und kehrten, nach einem halbstündigen Aufenthalte daselbst, nach der Präfektur zurück, wo sich mittlerweile Deputationen der Civil, Militair- und städtischen Behörden zur Bewillkommung des Monarchen eingefunden hatten. Das Mahl wurde erst gegen Mitternacht eingenommen. Am folgenden Tage wollte der Kö— nig die Fabriken, die Münze, das Lazareth und die Ausstellung der Landes-Erzeugnisse in Augenschein nehmen und sodann die National-Garde, so wie die Truppen der Garnison, mustern. Um 4 Uhr sollte große Cour seyn; um 6 Uhr wollten Se. Ma— jestät einem Ihnen von der Stadt bereiteten Gastmahle und um 9 Uhr einem Balle beiwohnen.

Rachrichten aus Marseille zufolge, hat sich der Prinz von Joinville nicht, wie man Anfangs glaubte, mit dem Damof— boote, sondern zu Lande von dort nach Toulon begeben. Am 13ten um 101 Uhr Vormittags verkündigten 63 Kanonen-Schüsse den Aufbruch des Prinzen, der vor seiner Abreise noch einmal durch die Hauptstraßen der Stadt fuhr. Er saß in einem offe— nen Wagen und trug die Uniform eines Marine⸗Zöglings. Von allen Seiten flogen Blumen-Bouquets und Guirlanden auf ihn zu, so daß der Wagen bald ganz davon angefüllt war. Auf dem Platze „Castellane“ angelangt, stieg er aus, umarmte den Maire, den Präfekten und den Divisions-Commandeur und verließ so— dann die Stadt.

Aus Toulon meldet man unterm 15ten, daß der Prinz Tages zuvor Nachmittags um à Uhr in dieser Stadt eingetrof— fen sey. Vor dem Thore, wo er von dem Unter-Präfekten be— willkommt wurde, verließ er seinen Reise-Wagen und bestieg eine Kalesche, in welcher er, begleitet von dem Unter-Präfekten und dem Maire, seinen Einzug bis ur Marine-Präfektur hielt, wel⸗ ches Gebäude er bis zum nächsten Montage (17ten), wo er sich eingeschifft haben wird, bewohnen wollte.

Der Messager des Chambres enthält über die Unmru— hen in der Vendée folgende Angaben: „Auf beiden Ufern der Loire haben sich ungefahr jwölf Banden, jede von 30 590 Mann, gebildet; sie bestehen aus ausgetretenen Kantonisten,

nicht bestehen könne. Auf die Rede des Landboten Niemojowéki,

sel hin durchzuschlagen und von der Höhe, die sie von dem Fluß

Landstreichern und freigelassenen Sträflingen und werden theils

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