von alten Chouans, theils von Herumtreibern von verwegenem und unternehmendem Charakter angeführt. Es befinden sich mehrere Vendéer darunter, die von Karls X. Civil-Liste kleine Pensionen bezogen, welche ihnen auch gelassen worden waren. Sie sind mit Flinten von verschiedenent Kaliber bewaffnet; einige haben Doppel- und Perkusstons-Flinten, andere tragen sogar ziwei Flin— ten, eine auf der Schulter, die andere an einem Bandelier, und wenn sie einem Individuum begegnen, das ihnen zusagt und in die Bande eintreten will, so koͤnnen sie es auf diese Weise au— genblicklich bewaffnen. An Pulver und Munition fehlt es ihnen nicht, da mehrere während der Restauration gebildete geheime Depots noch nicht entdeckt sind. Jeder Mann erhält täglich 30 Sous, die ihm pünktlich ausgezahlt werden; einige Anführer haben Bankscheine von 560 Fr. bei sich, die sie mit Verlust ge⸗ gen baares Geld verwechseln. Die Banden werden täg— lich stärker, und unlängst haben sich auf Punkten, wo man sie bisher noch nicht gesehen hatte, deren neue gebildet. Es stehen wenig Truppen im Lande, die, in kleine Detaschements getheilt, nicht hinreichend sind, um alle Punkte besetzt halten und den Banden jede Zuflucht abschneiden zu können. Diese fallen über einzeln liegende Dörfer her, stellen Haussuchungen an, um Waffen wegzunehmen, und plündern, wenn sie können. Der Schrecken, den sie durch ihre Ausschweifungen und mehr noch durch ihre Drohungen einjagen, hält die Einwohner ab, ih⸗ nen Widerstand zu leisten, oder sie anzugeben. Sobald ein De— taschement Truppen seine Kantonnirungen verläßt, um die Ban— den aufzusuchen, werden diese durch Emissarien der Einwohner davon benachrichtigt. Außerdem haben sie eine Art von telegra— phischer Korrespondenz durch die Windmühlen errichtet, wo die Richtung der Flügel und der Mühle selbst, das Stillstehen oder Gehen derselben als Mittel zur Mittheilung von Nachrichten dienen. Oft geschieht es, daß, wenn ein Detaschement abmar— schirt ist, die Banden einige Stunden später in demsel— ben Orte eintreffen, wo sie dann der National-Garde die Waffen und den Steuer-TEinnehmern das Geld abnehmen. Bis jetzt sind wenig Flintenschüsse zwischen den Truppen und den Chouans gewechselt worden, weil die Letzteren immer ent— fliehen, wenn man sich ihren Schlupfwinkeln nähert; wenn sie einzelne Soldaten von der Linie überrumpeln, begnügen sie sich damit, sie zu entwaffnen; dagegen macht sich ihre Wuth gegen die Gendarmen Luft; bekanntlich wurden unlängst drei Gendar— men in einem Hinterhalte getödtet und ihre Leichname schrecklichM verstümmelt gefunden. Ein Journal meldet, daß ein Posten des Alsten Regiments bei la Nouée niedergemacht worden sey; ist dies Faktum wahr, so würde es das Signal zu einem mörderi— schen kleinen Kriege geben, denn die Truppen, die ohnehin durch die großen Strapazen, die ihnen das Verfolgen der Banden ver— ursacht, gereizt sind, würden dann nur Rache athmen. Es ist endlich Zeit, daß etwa 10,9000 Mann nach den beunruhigten Provinzen geschickt werden, um das Land zu säubern, und wir hören, daß die Regierung Maaßregeln dafür trifft. Die wenigen dort stehenden Truppen sind zu diesem Zweck un— zureichend. Das 41ste Linien-Regiment z. B. liegt auf beiden Ufern der Loire in einer großen Ausdehnung zerstreut, und die Soldaten sind durch die Verfolgungen, die sie Tag und Nacht auf einem aus Sümpfen, Hecken und Gesträuch bestehenden Ter— rain anstellen müssen, abgemattet. Dies ist der Stand der Dinge im Allgemeinen. Wenn es indeß auch einige Banden von Chouans giebt, so ist ein allgemeiner Krieg, wie der der ersten Revolution, jetzt noch weniger möglich, als im Jahre 1815, wo er anch nicht zu Stande kam. Daß die Banden nur klein und ihre Unterneh⸗
mungen unzusammenhängend sind, geht schon daraus hervor, daß, wie eben erwähnt, das 41ste Regiment seit zwei Monaten in kleinen Abtheilungen zerstreut liegt, was nicht möglich wäre, wenn die gesammte Bevölkerung sich im Aufstande befände.“
Der Oberst Simon-Lorrière, Chef des Generalstabes der
achtzehnten Militair-Division, hat den Befehl erhalten, sich als Platz- Kommandant nach Nantes zu begeben. Die medizinische Akademie empfing in ihrer vorgestrigen Sitzung ein Schreiben des Ministers des Innern, worin sie auf— gefordert wurde, vier Aerzte und zwei Chirurgen nach Polen, und zwei Aerzte und einen Chirurgen nach Rußland zu schicken, um dort die Cholera zu beobachten. Unter den Aerzten, die sich bereits gemeldet haben, um an dieser Forschung Theil zu neh— men, befinden sich die Doktoren Pariset, Lassis, Forestler und Girardin, Mitglieder der Akademie. In der auf morgen anbe— raumten Sitzung wird die Ernennung beider ärztlichen Kommis— sionen erfolgen.
Der Cassationshof war heute in feierlicher Sitzung versam— melt, um die vor einigen Tagen zu Räthen bei diesem Kollegium ernannten Herren Bérenger und Madier de Montjau zu installi— ren und zu vereidigen.
Seit dem 16ten d. M. liegen auf allen Mairieen hierselbst Listen aus, um, der Verordnung vom 13ten gemäß, den Eid der mit dem Juli-Kreuze dekorirten Personen zu empfangen. Der Moniteunr sordert Letztere auf, sich in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags auf ihren resp. Mairieen zu melden, wo sie einen städtischen Beamten zur Vollziehung jener Förmlichkeit finden würden.
Aus Toulon vom 12ten d. M. wird geschrieben: „Der hier anwesende inspicirende General hat alle verheirathete Solda— ten und Unteroffiziere des 21 sten Regiments zu sich rufen las— sen und sie aufgefordert, nach Algier zu gehen; man werde ihnen dort ein Stück Landes zur Bebauung und freie Wohnung in der Stadt anweisen; auch sollen sie ihren Sold und ihre Ratio—⸗ nen für sich und ihre Familien so lange fortbeziehen, bis sie sich durch Fleiß genug erworben, um diese Unterstützungen entbehren zu können. Fast alle haben die Vorschläge des Generals ange— nommen. — Die Brigg „CTigogne“ ist nach Portugal abgesegelt. Von der Brigg „Alerte“, die im November v. J. nach den südlichen Meeren abging, hat man Nachrichten aus Rio-Janeiro bis zum 22. Februar; sie wollte von da nach Valparasso und Lima gehen.“
Hiesige Blätter geben das Namens-Verzeichniß der 9ä Italiäner, welche auf dem Schiffe „Isolta“ bei Ankona ge— sangen genommen und nach Venedig gebracht worden sind.
Die Redaction des Temps zeigt an, daß ihr von vielen ih— rer Abonnenten Beschwerden über die Größe des Formats die— ses Blattes zugegangen seyen, durch die dasselbe sowohl für das Lesen als für das Sammeln unbequem werde; ehe sie sich je⸗ doch entschließe, das Format des Journal des Debats und des Constitutionnel anzunehmen, wünsche sie noch die Meinung mög⸗ lichst vieler Abonnenten hierüber zu vernehmen.
Großbritanien und Irland.
London, 21. Mai. Die Herzogin Ida von Sachsen⸗ Weimar, Gemahlin des Herzogs Bernhard und jüngere Schwe— ster Ihrer Majestät der Königin, traf gestern Nachmittag von Rotterdam hier ein, um Ihren Majestäten einen Besuch ab—
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zustatten. Ihre Majestät haben am Abend, in Begleitung Ihrer durchlauchtigen Schwester, die Oper besucht.
Die Hof-Zeitung meldet unterm 13ten d. die Ernennung des Sir F. G. Lamb zum Königlichen Botschafter am Kaiserlich Oesterreichischen Hofe. .
Man versichert jetzt für gewiß, daß Herr Manners Sutton (bisheriger Sprecher des Unterhauses) unter dem Titel eines Lord Lexington zum Pair erhoben werden wird.
Lord Ponsonby wird, dem Vernehmen nach, unverzüglich nach Brüssel zurückkehren.
Das Gerücht, daß die Herren Calcraft, Wellesley und Har— vey zu Mitgliedern des Geheimen Raths ernannt werden würden, um die Kommission zu bilden, welche, der Reform-Bill gemäß, die Grafschaften in passende Distrikte für die Repräsentation eintheilen soll, giebt der Morning-Post zu heftigen Ausfällen Anlaß. Sie beargwohnt die Rechtlichkeit dieser Manner kei den vorzunehmenden Eintheilungen und setzt voraus, daß die Whigs bei dieser Gelegenheit einen großen Einfluß auf die Regierungs— Commissaire ausüben und die Minister alle solche Umtriebe gut heißen werden. Der Courier erwidert darauf: „Glaubt dem die Morning-Post wirklich, daß die Minister so wenig Verstand besitzen, um nicht beurtheilen zu können, wem sie die Angelegen— heiten des Landes anvertrauen sollen, und nicht darauf zu sehen, daß sie gut besorgt werden? Sie setze voraus, so viel es ihrer thörichten Einbildung gefällt, aber sie enthalte sich doch solcher Abgeschmacktheiten, die nur vorgebracht werden, um das Publi— kum zu täuschen.“
Im Sun liest man: „Es sind Gerüchte im Umlauf, daß viele von den Pairs, welche sich bis jetzt thätig und eifrig der Reform widersetzt haben, sich endlich einer Maaßregel anschließen wollen, deren dringende Nothwendigkeit die jetzigen Wähler außer allem Zweifel gesetzt haben. Unter den Pairs, welche auf diese Weise für die Sache der Gerechtigkeit und des Volks gewonnen sind, glauben wir den Marquis von Bath, Lord Carteret, den Herzog von Buccleuch und die Grafen Cawdor, Chesterfield, Harewood, Cork und Orrery nennen zu können. Wir hoffen, daß die Geistlichkeit die Nothwendigkeit einsehen wird, dem Bei— spiel dieser Edelleute zu folgen. Wären wir Feinde der Geistlich— keit, so würden wir das Gegentheil wünschen; aber wir achten die Kirche, wenn wir auch nicht blind gegen ihre Mängel seyn können, und wünschen ernstlich, daß sie auf die Liebe des Volkes, und nicht auf einen lockeren Boden begründet seyn möge, wo jeder Sturm sie leicht erschüttern kann.“
Die hiesigen Blätter theilen ein Schreiben aus Ennis (Grafschaft Clare) mit, worin es heißt: „Gestern begegnete Herr W. Mahon, Bruder des Herrn O'Gorman Mahon, Herrn O'Connell auf der Straße, ging auf ihn zu und sagte ihm, daß er in Dublin genöthigt gewesen wäre, ihn (Herrn O'Connell) einen Lügner zu nennen, wovon er aber keine Notiz genommen habe, und daß er sich daher jetzt genöthigt sehe, ihn auch als einen Feigling zu bezeichnen, bei welchen Worten er ihm einen Schlag ins Gesicht versetzte, indem er hinzufügte, daß er (Hr. O'Connell) sich hoffentlich Genugthuung fordern würde, wie es einem Gentleman gezieme. Die Parlaments-Wahl wird sich dem Anscheine nach ungünstig für den Herrn O' Gorman Mahon endigen. Man hofft, daß Herr O'Connell nicht thöricht genug seyn wird, jetzt die Wahrscheinlichkeit seiner Wahl durch ein Zu— sammentreffen mit Herrn Mahon zu vermindern.“
Das auf heute angesetzte erste Konzert Paganini's ist ver— schoben worden, nachdem derselbe, in einem Briefe an Herrn Laporte, der öffentlich bekannt gemacht worden ist, sich für nmpäßlich erklärt hat. Die Times giebt aber zu verstehen, daß hauptsächlich der sehr geringe Verkauf von Billets an die— sem Aufschub Schuld sey, und tadelt, wie früher schon mehrere andere Zeitungen, die unmäßigen Preise, die für diese Konzerte festgesetzt worden sind. Die frühere Anzeige einiger hiesigen Blätter, daß bereits alle Plätze verkauft gewesen wären, war demnach ungegründet.
An unserer gestrigen Börse waren die Fonds sehr gesucht und es sprach sich dort ziemlich allgemein die Ueberzeugung aus, daß durch die Nachgiebigkeit von Seiten der Belgier und in Folge ihres Anerbietens, Kommissarien zur Berichtigung der Gränz— streitigkeiten und zur Vertheilung der Niederlandischen Staats⸗ schuld zu ernennen, die Angelegenheiten Belgiens bald geordnet sehn werden, so daß von dieser Seite keine Ursache übrig bleibt, um eine Störung des allgemeinen Friedens zu befürchten.
Niederlande.
Aus dem Haag, 20. Mai. Einer gestern erschienenen Königl. Verfügung zufolge, ist ein Instructions-Richter in Nym— wegen, Namens van den Geyn, vorläufig seiner Functionen ent— setzt worden, weil er, wie es in der Königl. Verfügung heißt, sich erlaubt hat, aus eigener Machtvollkommenheit an mehrere Verwaltungs-Behörden zur weiteren Verbreitung und an ver— schiedene Zeitungen zum Einrücken eine von ihm abgefaßte so— genannte Bekanntmachung zu senden, in welcher er auf Entdek— kung etwaniger Theilnehmer an einem noch in Untersuchung be— findlichen widersetzlichen Verfahren bei Gelegenheit des Einberu— fens der Schutterei in einem Theil der Provinz Geldern, einen Preis von 1000 Fl. ausgesetzt hatte. Ferner wird in jener Ver— fügung noch bemerkt, daß der genannte Richter nicht nur seine Vollmacht überschritten, sondern auch die Geheimnisse der Iustiz dem Publikum offenbart und die muthmaßlichen Schuldigen ge⸗ warnt habe, so wie daß seine Bekanntmachung dazu geeignet ge— wesen sey, unter den Bewohnern der Provinz Geldern Unruhe und Gährung zu verbreiten.
Aus Bergen⸗-op⸗Zoom wird berichtet, daß Se. Königl. Ho⸗ heit der Prinz Friedrich am 17ten d. mit dem Königl. Dampf— boote vor dem Fort Bath angekommen und von dort nach den Forts Lillo und Liefkenshoek gesegelt sey, um diese, so wie die dort vor Anker liegende Flotte, zu besichtigen. Von dort nach Bath zurückgekehrt, setzte der Prinz seine Reise nach Welsoor— den fort.
Unsere Blätter theilen nun ebenfalls den vom General Chassé mit dem Französischen General Belliard und dem Eng— lischen Agenten Herrn White gepflogenen Briefwechsel mit. Das Journal de la Hahye macht in Bezug auf die Ereignisse von Antwerpen folgende Bemerkungen: „Der General Belliard und Herr White haben sich an den General Chassé gewendet und ihn unter verschiedenen Vorwänden veranlaßt, das Fort St. Laurent zu verlassen, wo dieser General eine defenstve Stellung eingenommen hatte, um den Angriffen zu begegnen, welche man, vermöge neuer offensiver Arbeiten, gegen die Citadelle vorbereitet. Hat die Vermittelung der Herren Belliard und White der defen— sitven Besetzung des Generals Chassé ein Ende gemacht? Ja. Dieser General hat das Fort St. Laurent verlassen und die Truppen, welche es besetzt hielten, nach der Citadelle zurückgezogen und nur einen kleinen Observations⸗-Posten zurückgelassen. — Hat die Vermittelung denselben Erfolg bei den Belgiern gehabt? Nein. Denn die Belgler fahren noch jetzt mit ihren offenstöen Arbeiten
fort, die in einer Entfernung von hundert Ellen von der Cita— delle aufgeführt werden, und deren Einstellung von dem General
Belliard und dem Herrn White nicht bewirkt worden ist. — Was
ist das für eine Gerechtigkeit? Was ist das für eine Vermitte— lung? Dies erfordert eine ernstliche Erklärung, und wir fordern die Regierung dringend auf, die Sache so bald als möglich auf— zuklären. Die Würde und die Ehre Hollands verlangen drech— aus, daß es endlich erfahre, ob Holland allein dazu berufen ist, immer nachzugeben. Mit den Nachrichten zugleich, die uns im— zeigen, daß der General Chassé sich den Wünschen des Genen slz Belliard gefügt hat, erfahren wir auf das zuverlässigste, daß je Belgier ihre Arbeiten fortsetzen; was hat unter diesen Umständ n der General Belliard gethan? Die Belgischen Blätter setzen in; davon in Kenntniß: Er ist nach Brüssel zurückgekehr« nachdem er vom General Chassé die Räumung des
Forts St. Laurent erlangt hat. Und dessenungeachtet setzen
die Belgier ihre Arbeiten fort, und dieselben werden von ihren eigenen Zeitungen Angriffs-AÄrbeiten genannt! mit großen Kosten Mörser nach dem Punkte hin, welchen eine dienstfertige Diplomatie uns zu vertheidigen verhindert! Dies ist ein Räthsel, dessen Auflösung wir erwarten.“ (Vergl. den Art. Antwerpen.)
Antwerpen, 20. Mai. Der Regent hat folgenden Ta— gesbefehl an die in der Provinz Antwerpen stationirten Truppen erlassen:
„Soldaten! Citadelle hat zu Repressalien Anlaß gegeben.
Ein unerwarteter Angriff der Vorposten der Da der Ober⸗Be⸗
fehlshaber der Citadelle sich anheischig macht, die Arbeiten bei
St. Laurent einzustellen und dort nur eine einfache Polizei-Wache zurückzulassen, so müssen wir auch unsererseits die eingegangenen Verbindlichkeiten beobachten. Ihr könnt es mir glauben, daß ich von Seiten des Feindes nicht die mindeste Verletzung der
National-Ehre dulden werde; ich weiß es, wie sehr ich auf En
ren Muth zählen kann, um ihr Achtung zu verschaffen. Diese Ehre aber gebietet, daß wir den Krieg mit Loyalität führen und bis zum Wiederbeginn der Feindseligkeiten den abgeschlossenen Conventionen treu bleiben. Im Namen also eines Gefühls, das Euch so wie mich beseelt, sordere ich Euch auf, ja ich be— sehle Euch nöthigenfalls, die strengste Mannszucht und unbeding— ten Gehorsam gegen die Befehlshaber zu beobachten, denen ich mein Vertrauen schenkte. (gez Surlet de Chokier.“
Als neuen Kriegs-Minister nennt man den bisher hier in Garnison gelegenen Brigade-General von Failly. Er wird aber, wie es heißt, erst in 8 Tagen sein Amt antreten; bis dahin un— terzeichnet Herr von Brouckere.
Gestern fand hier ein höchst trauriges Ereigniß statt; 28 Per— sonen waren von Alt-Lillo und Kruysweg nach benachbarten Wiesen gefahren, um dort ihre Kühe zu melken. Auf dem Heim— wege warf der Wind ihre Barke um. 18 Personen fanden ihr Grab in den Wellen; den Anstrengungen eines einzigen Mannes gelang es, die übrigen 10 zu retten, von denen indessen auch eine bald darauf starb.
Brüssel, 20. Mai. Gestern wurde einer großen Anzahl von Kongreß-Mitgliedern ein, an Herrn Lebean gerichtetes amt— liches Schreiben des Lord Ponsonby aus London vom 17tem d. mitgetheilt. So viel man erfährt, kündigt dasselbe die Rückkehr des Lords nach Brüssel zum 21sten an, und drückt zugleich die Hoffnung aus, daß die Nation und der Belgische Kongreß bis dahin ihre gerechte Ungéduld werden haben mäßigen können, um den Stand ihrer Angelegenheiten nicht zu verschlimmern und — wie es wörtlich heißen soll — „aus geringen Schwierig— keiten keine unübersteigliche Hindernisse zu machen.“
Der Vicomte Vilain XIV. ist aus England zurückgekehrt. — Der General Belliard empfing gestern Abend Depeschen aus Antwerpen; auch die Regierung erhielt 2 Couriere von dorther.
Hiesige Blätter bringen einen Auszug aus dem vom Kriegs— Minister herausgegebenen und auch dem Kongresse vorgelegten Berichte, in welchem es unter Anderem heißt: „Die Nothwen— digkeit, unsere Armee auf einen achtbaren Fuß zu setzen, indem wir uns einerseits von Holland und andererseits von den Deut—
schen Bundesstaaten mit Krieg bedroht sehen, erheischte die größte
Anstrengung, um die Zahl unserer aktiven Truppen zu vermehren. In Folge dessen wurden ven den Miliz-Reserven der Jahre 1823, 1829 und 1830 zusammen 12,500 und von der Aushebung dieses Jahres, 8000 Mann einberufen; außerdem errichtete man 10 Bataillone freiwilliger Scharfschützen, zusammen 5600 Mann stark. Die ganze Vermehrung der Armee belief sich mithin auf 26,100 Mann. Alle Regimenter haben eine definitive Organisation erhalten und bestehen jedes aus 3 Bataillonen von 6 Compagnieen und einem Depot⸗Bataillon von 3 Compagnieen. Die aktive Armee wurde auch um 5 Eskadronen Reiterei vermehrt. Seit dem 25. Mär bis zum 10ten d. M. wurden 59,000 Flinten bestellt, worunter 10,0900 in England, 20,000 in Deutschland und die übrigen im Innern des Landes; empfangen wurden über 24,000, von denen bisher über 13,000 an die Bürgergarden (göo00 unter Anderen im Luxemburgischen), wenigstens 4000 an die 109 Bataillone Freiwilliger Scharfschützen und 7000 an die verschiedenen Regi— menter der Armee vertheilt wurden. Außerdem ist in Deutsch— land eine neue Bestellung auf 18,000 Flinten gemacht worden, die zum Theil schon zu Ende dieses Monats geliefert werden sollen. Im Artilleriewesen herrscht die größte Thätigkeit; mehrer Batterieen, worunter eine von 12 Kanonen, wurden mobil gemacht und mehrere andere sollen ebenfalls bald mobil werden. Verschie— dene Städte, vorzüglich Antwerpen, Lüttich und Namur, sind mit Ammunitionen jeder Gattung hinlänglich versehen. Zum Bedarf der mobilgemachten Batterieen liegen über 3 Mill. Kartouschen bereit. Die wichtigsten und am meisten bedrohten Punkte besitzen alle nöthige Belagerungs- und Vertheidigungsmittel. In Verthei— digungszustand werden gesetzt Venloo und Lüttich auf der Linit der Maas und Gent, so wie Dendermonde in Flandern; die Arbeiten in andern Orten an der Maas sind eingestellt worden. Die zeitherige Thätigkeit des Ingenieur-Korps beschränkte sich nicht allein auf die Befestigung mehrerer Punkte; seine Auf— merksamkeit war auch auf die Gränze beider Flandern nach See— land zu gerichtet, und Instructionen wurden ertheilt, um das linke Schelde⸗Ufer gegen den Angriff einer feindlichen Flotte zu schützen. In diesem Augenblick ist eine Ingenieur-Kompagnie bei der Maas⸗Armee, eine zweite bei Antwerpen und eine dritte bei Na—⸗ mur in voller Thätigkeit.“ Nachdem der Minister sich über die genann— ten und noch mehrere andere zu den allgemeinen Vertheidigungsmitteln gehörenden Gegenstände umständlich ausgelassen, schließt er sei— nen Bericht mit folgenden Worten: „Dies sind die Arbeiten, die im Laufe der 55 Tage eines Ministeriums vollbracht wur— den, das ich nur aus Gehorsam für die Befehle des Regenten provisorisch übernahm, und bei denen ich, wie ich es mit Ver— gnügen bekenne, von den Divistons⸗Chefs gehörig unterstützt wor— den bin. Ein Verdienst indessen glaube ich mir allein zuschrei—⸗ ben zu können; daß ich nämlich mit Ausdauer einer Menge von Bittstellern widerstanden habe, denen es darum zu thun war,
Man bringt
ju, ihren Gunsten neue Aemter und Titel geschaffen zu sehen, während die Stammlisten der Armee schon seit langer Zeit über— sählig waren. Auch hoffe ich, wird man mir wegen der Be— harrlichkeit Recht widerfahren lassen, mit der ich mich beeiferte, trotz der Insubordination einiger Chefs, denen es gelungen war, die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, die gestörte Manns⸗ jucht in der Armee wiederherzustellen.“
Herr von Gerlache sagte in der Rede, welche er vorgestern, nachdem er zum Präsidenten erwählt worden war, im Kongreß hielt, unter Anderem: „Vergessen Sie nicht, was Sie bereits für das Land gethan haben. Durch Sie besitzt dasselbe eine Charte, welche keine Lüge, sondern etwas wesentlich Bestehendes ist. Ja, wir wollen frei seyn, aber nicht auf die Art unserer Französischen Nachbarn, bei denen es weder Freiheit, noch Duld— samkeit, ja nicht einmal Gerechtigkeit giebt, außer etwa für die Partei, welche am Ruder ist. Ich schließe daraus, daß Belgien nicht ohne einen gräßlichen Selbstmord das Anhängsel eines an— deren Landes werden kann.“
„Herr von Gerlache hat Unrecht gehabt“, sagt der Inde— pendant, „seiner schönen Rede so herbe Worte einzumischen. Trotz dem Muthe der Belgier wäre unsere Revolution doch viel— leicht ohne Frankreichs Hülfe unterlegen; die Gerechtigkeit ver— langt, daß man so etwas nicht vergesse.“
Viele Kongreß-Mitglieder, so erzählt die Emaneipation,
wollen zun General Belliard gehen, um ihm ihre Mißbilligung
der von Hrn. Gerlache gemachten Aeußerungen zu erkennen zu geben. Einer unserer achtungswerthesten Deputirten hat eine Karte bei dem General zurückgelassen, auf der er die Worte auf— gtzeichnet hat: „als Protestation gegen die wider Frankreich vor— gebrachten Worte des Präsidenten.“
Das Lanciers-Regiment von Mecheln hat zu neuem Lärm Anlaß gegeben. Der Kriegs-Minister hatte demselben einen fremden Lieutenant als Major vorgesetzt. Das Offizier-Corps hat ihn aber als solchen nicht anerkannt und höflich gebeten, zu dem zurückzukehren, der ihn geschickt hätte.
Das Comité der sogenannten Belgischen Association nahm vorgestern nach einer langen Berathung eine an den Kongreß ge— richtete Bittschrift an, in welcher demselben die Unpopularität des gegenwärtigen Ministeriums auf eine kräftige Weise darge⸗ than wird.
Lüttich, 21. Mai. Der Courrier de la Meuse äußert: „Es ist betrübt, daß die Rede des Hrn. Lebeau nichts bestimm— tes über den Prinzen Leopold enthält. Was bleibt dem Mini— sterium übrig, wenn der Prinz noch zurücktreten sollte? Nichts, als entweder sogleich einen eingebornen Fürsten vorzuschla— gen oder die Republik zu proklamiren. Eine Volks-Revo— lutioön kann nicht stillstehen. Sie erschöpft sich, oder wird durch eine höhere Gewalt aufgehalten. Diese Gewalt war der Prinz Leopold; tritt er daher vom Schauplatze, so muß die Revolution ihren Gang fortgehen; dann haben die Männer der Bewegung ihre Rollen zu spielen. Aber wie schwach sind sie Kaum 30 Stimmen vermochten sie im Kongresse zusammenzu— bringen.“
Schweden und Norwegen.
—— Stockholm, 20. Mai. Se. Maj. der König haben beschlossen, die zollfreie Einfuhr der Gerste und des Hafers in die Häfen von Halmstadt, Warberg, Gothenburg, Uddewalla und Strömstadt an der westlichen Küste, so wie in die Häfen von
Sundswall, Hernösand, Umen, Piten und Lulea an der nördli— ben Küste bis zum 15. Juli d. J. zu gestatten. Die betreffende Königl. Verordnung vom 186ten d. M. ist, als Ausnahme von der bestehenden Gesetzgebung, durch die unvorhergesehenen Um— stinde herbeigeführt worden, die in Betreff der Verproviantirung und der Bedürfnisse der gedachten Provinzen zur Kenntniß der Regie— tung gelangt sind. — Da die in Warschau und den streitenden Heeren in Polen ausgebrochene Cholera, ungeachtet der in Preußen getroffe⸗ nen kräftigen Maaßregeln möglicherweise doch bis an die Kuͤsten der Osisee vordringen und von dort aus eine weitere Verbreitung be⸗ fürchten lassen könnte, so ist hier auf Befehl des Königs eine bberste Quarantaine⸗-Kommission, bestehend aus dem Präsidenten des Handels-Kollegiums, den Chefs des Marine- und des Ge— sundheits-Kollegiums, dem General-Zoll-Direktor, den Staats—⸗ Secretairen für die Finanzen und den öffentlichen Unterricht, und tinem Divisions-Chef des Kriegs-Kollegiums zusammengetreten. Diese Kommission soll die Fortschritte der Cholera beobachten, mög⸗ lichst genaue Aufschlüsse über den Gang und die Natur diefer Krankheit einsammeln und eintretenden Falls Vorkehrungen zur Ab— haltung einer Quarantaine an gewissen Punkten der Schwedischen Küste treffen, die zu diesem Behufe schon im voraus vor— gerichtet werden, jedoch natürlich als Kontumaz-Anstalten nur erst in Wirksamkeit treten sollen, wenn die Cholera shon bis an die südlichen Küsten der Ostsee vorgedrungen ist, damit der Handel nicht unnützerweise gehemmt werde. — Am 17. . M. hatte der König einen ziemlich starken Fieber-A1nfall, der je⸗ doch am folgenden Tage schon wieder nachließ. Se. Maj. haben die berflossene Nacht sehr gut geschlafen, und befinden Sich heute, denn gleich noch immer etwas schwach, doch bei Weitem besser als gestern.
Deuntfchlan d.
Stuttgart, 20. Mai. In unserer Hof⸗-Zeitung liest nan: „Oeffentliche Blätter erwähnen einer Verhandlung in der Baierschen Kammer der Abgeordneten über das angebliche Vor— andenseyn einer geheimen Polizei, wobei von dem Baierschen Minister das Rundschreiben der Polijei-⸗Direction zu München n die Königl. Baierschen Stadt-Kommissariate, welches zum Beleg jener Thatsache dienen sollte, als ein Akt dargestellt wurde, u welchem eine Eröffnung der Polizeistelle eines benachbarten onstitutionnellen Staats die Veranlassung gegeben habe. Die hierbei beobachtete Taktik und die falschen Vorstellungen, welche adurch verbreitet wurden, machen es nöthig, das Publikum urch eine klare Darlegung der Thatsachen uber den Gegen⸗ fand aufzuklären. In einem Zeitpunkt, vo die in beiden Hes— en ausgebrochenen Volks-Aufstände der Ruhe von ganz Süd— deutschland gefährlich zu werden drohten und die Aufmerksamkeit der für die Bewahrung der öffentlichen Sicherheit verantwortlichen Behörden im höchsten Grade in Anspruch nahmen, gaben die be— timmten Wahrnehmungen, welche man von dem Zusammenhang Ener Erscheinung mit den Umtrieben geheimer Agenten gemacht hatte, der Stuttgarter Polizeistelle Voeranlaässung, nach eingeholtem höhe⸗ en Befehle die Polizeistellen der Residenzstädte sämmtlicher Süd— deutschen constitutionnellen Staaten um Mittheilung der Be— obachtungen, welche sie über die Personen und die Thätigkeit Ilcher meist als Emissaire fremder Länder erkannten heimlichen Anstifter von Unruhen und revolutionnairen Bewegungen machen bürden, zu ersuchen und sich zu ähnlichen Mittheilungen gegen sie i erbseten. Von sämmtlichen angesprochenen Polfzeisteilen
sind — ward 89) geboten.
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erfolgte das Anerkenntniß der Zweckmäßigkeit des gemachten Vorschlages und die meist auf erhaltene Mere Ermächtigung gegründete Erklärung ihrer Bereitwilligkeit, auf denselben einzu— gehen. Glücklicherweise verminderte sich mit der Wendung, wel— che bald darauf der Gang der öffentlichen Angelegenheiten nahm, die Veranlassung und der Stoff zu den eingeleiteten Mittheilun— gen, und seit geraumer Zeit konnten dieselben völlig ausgesetzt bleiben. Dies sind die Thatsachen, welche in ma(geihafter oder entstellter Darstellung benutzt werden, um das Publikum mit dem Gespenste einer geheimen Polizei zu erschrecken.“
Kassel, 19. Mai. Die Sache der Westphälischen Domä— nenkäufer, die seit einigen Jahren in Stocken gerathen war, ist nun bei unseren Landständen zur Sprache gebracht worden. Der in Betreibung dieser Angelegenheit fo unermüdliche Bevollmäch⸗ tigte jener Käufer, Dr. P. W. Schreiber, hat nämlich vor ei— nigen Tagen der Stände-Versamnilung zu Kassel eine Denk— schrift überreicht, worin er die Ansprüche seiner Kommittenten mit großer Ausführlichkeit darlegt, und auf Herstellung des frü— heren Besitzstandes anträgt. ;
Luxemburg, 18. Mai. In der Brüsseler Emanci— pation liest man: „Der Herzog von Sachsen-Weimar hat an— gezeigt, daß er die in einem Umkreise von 4 Meilen von der Festung Luxemburg liegenden Gemeinden, den Bestimmungen vorgeblicher Anordnungen des Deutschen Bundes gemäß, mili— tairisch werde besetzen lassen. Mehrere Gemeinden, erschrocken durch diese Drohungen und um die Vollziehung derselben zu verhüten, begaben sich nach Luxemburg, um ihre Unterwerfung anzubieten. Die Einwohner gehorchen der Aufforderung, die Waffen, die sie besitzen, abzugeben, sie selbst überbringen sie und geben dadurch unzweideutige Beweise ihrer Entmuthigung.“
Hierzu bemerkt das hie sige Journal: „Die Emancipation täuscht sich; es ist nichts Aehnliches angezeigt worden, und wenn es wahr wäre, daß die Entwaffnung der Bürgergarden in einem Umkreise von 4 Meilen um die Festung statthaben müßte, so wäre diese dem Publikum noch unbekannte Maaßregel den Ver⸗ trägen nicht zuwider und würde vielleicht durch die gewöhnlichen Regeln, die für die Erhaltung jedes Kriegsplatzes bestehen, vor— geschrieben seyn. Es steht in dieser Hinsicht der Militair-Be— hörde zu, Alles anzuordnen, was sie für gut findet. Es ist wahr, daß in einem Umkreise von mehreren Meilen um Luxemburg die Bewohner vieler Dörfer freiwillig ihren Bürgermeistern und den Kommandanten der Bürgergarde die Flinten überbracht haben, die man kürzlich an sie vertheilt hatte. Diese Einwohner ge— horchen hierin keiner Aufforderung; sie sehen in diesen Waffen eine Ursache von Unglück für sie und ihre Dörfer; sie wollen den Agenten der Revolution die Sorge überlassen, Interessen zu vertheidigen, wovon sie keinen Begriff haben; sie wollen, ohne dazu mitzuwirken, einen Kampf endigen sehen, der ihnen bis jetzt nur Elend, ungeheure Abgaben, Bettelei und Unordnung jeder Art gebracht hat. Diese Einwohner sind nicht entmuthigt, aber ermüdet und erschöpft unter dem härtesten und willkürlich— sten Joche; der Tag, wo die Ordnung wieder eintreten wird, wird für sie ein Festtag seyn, und sie sehnen sich sichtbar nach ihm, indem sie den Ideen der Häuptlinge der Infurrection, das Gebiet gegen den Deutschen Bund zu vertheidigen, ihre Unter— stützung verweigern.“
— — Frankfurt a. M., 22. Mai. Die Course der Oesterreichischen Staatspapiere haben sich in den letzten acht Ta— gen nicht gehoben, obschon fast täglich von London und Paris bessere Notirungen eingingen und man auch an unserem Platz
nicht eben abgeneigt war, die steigende Tendenz zu befördern. Die Ursache jener Erscheinung war nicht verborgen; die Wiener Börse blieb allzu weit und allzu lange hinter der hiesigen zurück, als daß sich die Fonds hätten heben können. Bei den so ent— gegengesetzten Berichten von den Haupt-Märkten des Papier— Verkehrs mußten sich unsere Spekulanten in ihren Operationen gehemmt sehen, wodurch denn eine Geschäftsstille eintrat, die nur durch öfteres Ausbieten ansehnlicher Posten von 5 und 4, procent. Metalliques abseiten unserer ersten Häuser unterbrochen wurde. Die Wiener Banquiers haben bedeutende Sendungen genannter Papiergattungen hierher gemacht, und es ist noch zu verwundern, daß bei den starken Verkäufen, welche dadurch so— wohl gegen baar als auf Zeit stattfinden mußten, die Course nicht mehr gewichen sind. Dies erklärt sich indessen aus dem Umstand, daß viele unserer Kapitalisten und auch einige Speku— lanten sich bereit finden ließen, die ausgebotenen Effekten zu übernehmen, weil sie die Ueberzeugung hegen, man werde zu Wien doch zuletzt der steigenden Richtung folgen und das Vei— trauen theilen, das sich von Paris und London aus so entschie⸗ den kund giebt. Es waren übrigens nur zwei Arten Oesterreichi⸗ scher Effekten, welche durch starke Verkäufe im Cours gedrückt wurden, die 5 und 4proc. Metalliques nämlich, welche bereits mit S845 und 743 bezahlt worden waren, am Schlusse der Woche aber auf 83z und 733 zurückgingen. Mit den Bank⸗Actien und Partialen verhielt es sich ganz anders; erstere hielten sich zu Wien steigend, und da man den nahen Dividend im Voraus für sehr günstig zu erachten Ursache hat, so fanden sich nur wenige Ab— geber und viele Käufer, meist gegen baar, so daß die Notirung um 16 Fl. besser ging. In Partlalen ging wenig um; solche wa⸗ ren aber zu festen Coursen mehr gefragt, als zu haben. In 100 Fl. Loosen, dann 23 und 1proc. Metalliques war es ganz still; 4Iproc. Bethmannische Obligationen blieben in kleinen Partieen eher begehrt. Für 4proc. Preuß. Staats⸗-Schuldscheine — die gesucht und nur in kleinen Posten am Markt zu haben In 5proc. Spanischen und Neapoli⸗ tanischen Obligationen ward seit mehreren Monaten nicht so viel gethan, als in der letzten Woche; erstere stiegen um 17 und letz— tere um 23 pCt. Eines unserer ersten Häuser hatte Auftrag zu ansehnlichem Ankauf in diesen Fonds, worauf denn die Besttzer nur zu steigenden Notirungen abzugeben sich geneigt zeigten. Auch in Holländischen 23 procentigen Integralen wurde einiges umgesetzt; solche konnten aber nicht hesser gehen, da die Notirung von Amsterdam ganz unverändert kam. Man hält imzwischen dieses Papier für einen guten Speculations-Gegenstand, indem man eine Ausgleichung zwischen Holland und Belgien, trotz al⸗ les Anscheins vom Gegentheil, fuͤr nahe und, falls diese erfolgt, einen Aufschwung der Course flir gewiß hält. Badische und Darmstädtische Lotterie-Loose finden bereite Käufer; beide Pa— piersorten sind aber nur in kleinen Partieen an der Börse zu haben. Polnische Loose waren eher ausgeboten und erlitten da— her auch einen Rückfall von I Thaler im Cours. Für Baier⸗ sche und Darmstädtische Obligationen zeigen sich mehr Nehmer, als Abgeber. Im Wechselhandel kennte man letzte Woche über starke Umsätze bemerken; Berlin, Wien, Amsterdam und Augs⸗ burg k. S. waren gesucht; Hamburg, London und Paris waren in kurzer Sicht zu haben, in langsichtigen Briefen aber eher ge⸗ fragt. Der Diskonto halt sich, ungeachtet der starken Baarsen— dungen nach Wien, fortwährend auf 24 pCt.
— — Hamburg, 24. Mai. Wir haben heute eine ziem—⸗ lich animirte Börse gehabt, und es wurde fast in allen Effekten!
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mehr oder weniger umgesetzt. 5proc. Metalliques haben sich seit einigen Wochen wieder hierher gezogen und finden raschen Absatz; heute wurde ein Posten pr. Juni und Juli à 84a gekauft und blieben sie zu diesem Preise gut zu lassen; auch 4proc. Metall. waren à 744 begehrt und à 7a zu haben; die Partial-Obliga⸗ tionen, worin sehr lange kein Umsatz war, wurden pr. 30. Juni 2 1177 gekauft; Actien pr. ultimo 1080 Fl. bezahlt und Brief, 1077 Geld, pr. Juni 1075 Mehreres gemacht und Geld, und pr. Juli 1075 Verkäufer. Polnische Pfandbriefe wurden in grö— ßern Summen à 66 verkauft; Poln. Partial⸗Obligationen wa⸗ ren ohne Umsatz; Norw. Obligationen 102 Brief, 1013 Geld. Seit einigen Posttagen finden bei uns auch Umsatze in Franzö— sischer Rente statt, wobei der Cours auf 185 Fl. pr. 100 Mark Banko festgestellt ist; pr. 31. Juli wurde heute in 3proc. Rente Mehreres à 65 pCt. gekauft.
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Turin, 12. Mai. (Aus der Allgemeinen Zeitung.) Alle Besorgniß vor Störungen von außen legt sich, und wir können uns der Hoffnung hingeben, unsere inneren Landes- und Volks-A fngelegenheiten zu verständiger Freiheit fortschreiten zu sehen. Im Ministerium sind zwar von unserem jungen Könige einige Veränderungen vorgenommen worden, doch scheint unfer politisches System nach außen fürs erste ganz auf dem vorigen Fuß bleiben zu wollen. Es werden daher alle Schritte vermie— den, die bei unseren Nachbarn Mißfallen und Besorgniß erregen könnten. Die Amnestie der 1821 verwiesenen Piemonteser hat jetzt noch nicht statt, wo ganz Italien voll gährender Elemente ist. Wie es heißt, hat der Französische Minister dringend dar— auf angetragen. Gleich nach den Pariser Juli-Ereignissen war der verstorbene König auf Auswanderung gefaßt und nahm zu diesem Zweck zehn Millionen Franken in Gold aus der Staats— Kasse, um sie in seiner Privat-Kasse zu verwahren. Der jetzige König hat diese bedeutende Summe bereits an den Schatz zu— rückgegeben.
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New⸗YJork, 31. März. Der in Washington erscheinende National-Kalender für 1831 enthält unter mehreren stati— stischen Notizen auch folgende über den Präsidenten und Vice-Präsidenten der Vereinigten Staaten. Der jedesmalige Präsident muß, um gewählt zu werden, 35 Jahr alt, im Lande geboren oder zur Zeit der Annahme der Verfassung Bürger gewesen seyn und 14 Jahr lang in den Vereinigten Staaten gelebt haben. Im Fall seiner Absetzung, seines Todes, seiner Resignation oder seiner Unfähigkeit gehen seine Amtspflich⸗ ten auf den Vice⸗-⸗Präsidenten über; treten die angeführten Fälle mit dem Präsidenten und Vice-Präsidenten zugleich ein, so Üüber— nimmt einstweilen der Präsident des Senates die Geschäfte des Präsidenten der Vereinigten Staaten; findet sich kein Präsident des Senates vor, so vertritt der derzeitige Sprecher des Hauses der Repräsentanten den Präsidenten der Union. Der gesetzliche Titel dieses höchsten Beamten ist Präsident der Vereinig— ten Staaten; er ist, der Verfassung gemäß, Ober⸗-Befehlsha— ber der Armee und der Flotte der Vereinigten, so wie der Mi⸗ liz der einzelnen Staaten, wenn die Union ihrer Dienste bedarf. Er empfängt Gesandte und andere öffentliche Minister; seine Pflicht ist es, für die getreue Vollziehung der Gesetze zu wachen. Er hat die Vollmacht, mit dem Rath und der Zustim— mung von zwei Drittheilen der gegenwärtigen Senatoren Ver⸗ träge abzuschließen; mit der Majorität des Senates darf er Ge— sandte, andere öffentliche Minister und Konsuln anstellen, so wie Richter bei dem Höchsten Gerichts-Hofe und alle sonstigen durch die Gesetze bestimmten Beamten, über deren Anstellung die Verfassung nicht anders verfügte, und deren Anstellung nicht, wenn von untergeordneten Aemtern die Rede ist, von Seiten des Kongresses dem Präsidenten überlassen wurde. Er darf allen Beamten der Vereinigten Staaten Verzeihung angedeihen las— sen, wenn sie sich nicht in gerichtlichem Anklage⸗-Zustande befinden. Der Präsident empfängt ein Jahrgehalt von 25,000 Dollars, das während seiner Dienstzeit weder vermehrt noch vermindert werden darf; dieses Gehalt ward durch eine Akte vom 18. Febr. 1793 festgesetzt. Er sowohl als der Vice-Präsident werden in den einzelnen Staaten von Wahlern erwählt, die wieder von den gesetzge⸗ benden Gewalten jener Staaten gewählt werden. Einer Kongreßakte vom 1. März 1792 zufolge, muß die Erwählungdieser Wähler binnen der 34 Tage beendigt seyn, die dem ersten Mittwoch des Monats Dezember desjenigen Jahres vorangehen, in welchem die Wah⸗ len des Präsidenten und Vice-Präsidenten stattfinden; dabei muß die Zahl dieser Wähler der Zahl aller Senatoren und Re— präsentanten im Kongreß gleich kommen; auch darf kein Sena— tor oder Repräsentant, auch kein in Diensten der Vereinigten Staaten stehender Beamter zum Wähler ernannt werden. Die
den Wählern am ersten Mittwoch des Monats Dezember eines jeden vierten Jahres in allen Theilen der Union abgegeben wer— den. — Die Wahler versammeln sich in ihren respektiven Staa— ten und stimmen vermittelst Kugelung für den Präsidenten und Vice-Präsidenten, von denen wenigstens der Eine kein Bewoh— ner des Staates seyn darf, in welchem die Wahl stattfindet.
Die Wahl des Präsidenten sowohl, als des Vice-Präsidenten, geschieht jede für sich und durch besondere Kugelung. Es wer— den Listen der abgegebenen Stimmen-Zahl und der Namen der Stimmgeber ausgefertigt, versiegelt, nach dem Sitze der General— Verwaltung gesendet und an den Prasidenten des Senats gerichtet, der sie in Gegenwart der Mitglieder des Senats und des Hauses der Repräsentanten öffnet, worauf die Stimmen gezählt werden. Das Individuum, welches die meisten Stimmen zum Prasidenten hat, wird als gehörig erwählt betrachtet, wenn nemlich diese Stim— menzahl eine Majorität der Gesammtzahl der Wähler ausweist. Wenn Niemand eine solche Majorität hat, so muß das Haus der
Repraäsentanten aus drei Individuen, welche die meisten Stim— men zum Präsidenten haben, diesen unverzüglich durch Kugelung erwählen. Bei Erwählung des Präsidenten werden die Stim⸗ men nach den respektiven Staaten gerechnet, von denen jede Re⸗— prasentation eine Stimme hat; ein Comité zu diesem Zweck be— steht aus einem oder aus mehreren Mitgliedern von zwei Drit— theilen aller Staaten, und zu einer Wahl bedarf es der Majori— tät aller Staaten. Erwählt das Haus der Revräsentanten, so⸗— bald ihm dieses Recht zusteht, den Präsidenten nicht vor dem
aten des nächsten Märzmonats, so fungirt der Vice-Präsident als
Präsident, so wie im Fall des Ablebens oder anderer constitution⸗ nellen Unfahigkeit eines Präsidenten. Die Dienstzeit dauert Jahre; indessen besteht wegen der Wieder-Erwählung keine Be⸗ schränkung. Es giebt jedoch kein Beispiel, daß ein Prasident länger als 8S Jahre fortwährend im Amt geblieben ware. Werden die Aemter eines räsidenten und Vice-Prasidenten zu gleicher Zeit erledigt, so ist es die Pflicht des Staats-Secretairs, die ausübende Gewalt ei⸗ nes jeden Staates davon zu benachrichtigen, eine öffentliche Be⸗ kanntmachung in wenigstens einer Zeitung eines jeden Staates
Stimmen für den Präsidenten und Vice⸗Präsidenten müssen von
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