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den Herzog von Orleans gebeten, an ihren Uebungen Theil zu nehmen. Nachdem der Prinz solches versprochen, begab er sich am 22ssen Morgens in der Artillexie⸗Uniform, und begleitet von seinen Adjutanten, von Eu nach Dieppe, wo er von einem De⸗ taschement der National-Garde zu Pferde empfangen imd bis zum Schießplatze geleitet wurde, Sofort begannen die Uebun⸗ gen. Der Prinz bediente, gleich den übrigen Artilleristen das Geschütz, wobei er alle Verrichtungen eines Kanoniers durch— machte. Das Ziel wurde einigemale getroffen, Nach beendig⸗ tem Exercitium luden Se. K. H. das Offizier-Lorps der Natio— nal-Garde und zwei Kanoniere von jedem Geschüße zum Früh—⸗ stück ein, und kehrten zu Mittag wie der ua Eu zurück.
Der Moniteur enthält eme aus En vom 23. 8, M. da⸗ tirte Königl. Verordnung, wodurch der dritten Legion der Pari⸗ ser National⸗Garde die Erlaubniß ertheilt wird, in einem jeden ihrer vier Bataillons die jetzigen beiden Grenadier⸗Comzagnieen bis zum 1. Jan. 1832 beizubehalten. Auch die vier Legionen des Weichbildes können bis dahin ihre gegenwärtige Circumserip— ᷓ alten.
569 8 Antwortschreiben des Herrn Casimir Périer an den Wahler⸗Lusschuß in Trohes giebt heute dem Journaldes D é bat s Anlaß, im Allgemeinen die Frage zu beleuchten, in wie weit es angemessen sey oder nicht, daß die Wähler ihrem Depu⸗ tirten im voraus dieses oder jenes Votum zur RAflicht machten. „Wird“, äußert dasselbe unter Anderem, „diese Frage bejahend gelöst, so werden die Gesetze nicht mehr in den Kammern, son⸗ bern in den Wahl-Kollegien erörtert, so ist der Deputirte nicht mehr der Deputirte Frankreichs, sondern bloß der Vollrieher eines gebleterischen Mandats. Die Ueberzeugung des Deputirten ist alsdann im voraus gefesselt, sein Votum ist ihm vorgeschrieben, und die öffentliche Berathung ist nichts mehr, als eine lä⸗ cherliche Posse, als ein unnützer Zeitverlust. In der That, wozu noch weiter diskutiren, wem keine Dis kussion der Welt die Meinung eines Deputirten mehr ändern, darf? Daß die Wähler im voraus und ganz im Allgemeinen über die Grundsätze eines Kandidaten Erkundigungen einziehen, daß sie sein früheres politisches Leben prüfen, um zu erfahren, in wie weit sie auf ihn rechnen können, und ob er der Regierung oder der Opposition angehöre, dies ist ohne Zweifel eine natlirliche Folge des Wahl⸗Systems. Daß aber jeder Vahl⸗ Bezirk seine Kan⸗ didaten förmlich systematisch frage, nicht bloß was sie gethan, sondern was sie noch thun werden, und sonach ihre Stimme üher alle Fragen von einiger Wichtigkeit im voraus seststelle, dies heißt, der Kammer jede Freiheit und Würde nehmen. Wie gefetzwidrig ein sol⸗ ches System wäre, geht s chon daraus h ervor, daß den Wahl⸗ Kollegien jedwede Berathung streng verboten ist, wogegen diese den Deputir⸗ ten förmlich obliegt. Wie will man unter solchen ümständen verlangen, daß die Deputirten unter sich nichts beschließen, sondern nur die blinden Werkzeuge der Wähler seyn sollen? Man wird uns viel⸗ leicht antworten, daß dem Deputirten noch übrig bleibt, die An⸗ sicht seiner Kommittenten von der Rednerbühne herab geltend zu machen. Was kann aber alle seine Ueberredungs kunst ihm hel— fen, wie darf er hoffen, seine Zuhörer für sich zu gewinnen, wenn diese, wie er, schon eine vorgefaßte Meinung haben? Die Berathung würde alsdann nicht, mehr von Deputirten zu De⸗ putirten, sondern von Wahl⸗Kollegien zu Wahl⸗Kollegien stattfinden, Es ist übrigens leicht abzusehen, wohin man zielt. Wir haben bei uns noch eine hochwichtige politische Frage zu erledigen: die Erb⸗ lichkeit der Pairs⸗Würde. Wie sie auch entschieden werden mag, es ist nicht mehr als billig, daß sie zuvor frei und gründlich er⸗ örtert werde. Ist die Erblichkeit der Pairie ein bloßes Privilegium, so mag sie abgeschafft werden. Ist sie aber das Lebens⸗Prinzip der zweiten Kammer selbst, ist sie für die Würde und Unabhängigkeit der Pairs⸗Kammer nothwendig, so handelt es sich nicht mehr um die Frage, ob sie beizubehalten sey, sondern oh es überhaupt künftig eine oder zwei Kammern geben solle. Was will man nun heutiges Tages? Man will, daß die Kandidaten im voraus Verpflichtun⸗ gen eingehen sollen, die jede fernere Erörterung unmöglich der erfolglos machen; man will die Frage durch die Wähler entschei⸗ den lassen, ehe noch eine feierliche Debatte die öffentliche Mei⸗ nung aufgeklärt hat. Die Wähler werden aber hoffentlich nicht in die Falle gehen; bevor sie entscheiden, werden sie höcen und prüfen wollen. Wehe den Völkern, die sich zu einem Beschlusse hinreißen lassen; daraus allein sind alle Fehler der konstituiirenden und gesetzgebenden Versanmilung, wie des Konvents, hervorgegan⸗ gen. Der Parteigeist allein sucht jede Erörterung zu vermei⸗ den, und um dahin zu gelangen, will er die Wahl-⸗Versanum⸗ lungen in legislative Versammlungen ohne Rednerbühne ver⸗ wandeln. Die Wähler werden sich dazu nicht hergeben.“
Der Temps bemerkt in einem Artikel über die Wahlen: „In wenig Tagen wird die Kammer aufgelöst, und die Wahlen beschäftigen bereits alle Gemüther. Die Einen schernen zu ver⸗ zweifeln und auf bessere Zeiten zu warten; alle Nüancen der Mitte sind in Bewegung und scheinen gewiß zu seyn, daß sie allein Zutritt in die Kammer erhalten werden; die Karlistische Partei, die mühsam alle Trümmern zusammen sucht, zeigt den⸗ noch mehr Hoffnung, als die äußerste Linke. Allem Anschein nach, wird das Ministerium großen Einfluß auf die Wahlen aus⸗ üben. Der allgemeine Geist des Landes, die Furcht ver einer Umwälzung und die Fehler einiger Männer der ent—
plare befahl. —
gen werden zwei bis drei Tage dauern.
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bigen Fahne einige Schüsse gethan hatten. Die National⸗ Garde griff auf den hierdurch entstandenen Lärm zu den Waffen, ver— folgte die Fliehenden und nahm am Morgen drei von ihnen in einem nahen Dorfe gefangen. — Aus Josselin (Departe⸗ ment des Morbihan) wird vom 18ten geschrieben, daß 4 Sol⸗ daten und ein Korporal mit Waffen und Gepäck zu den Chou⸗ ans übergegangen sind. Dieses Verbrechen, das erste in seiner Art, soll streng bestraft werden. In der Nacht vom 16ten auf den 17ten waren 60 bis 70 Chonans in die Wohnung des Wäch⸗ ters der auf dem halben Wege von Josselin nach Plosrmel ste⸗ henden Pyramide eingedrungen und hatten ihn, so wie den Wirth einer nahe gelegenen Herberge, entwaffnet. — Unterm 2lsten d. meldet der Amin de la Chärte: „Den neuesten aus dem De⸗ partement des Morbihan und den andern Departements der Bre⸗ tagne in Nantes eingegangenen sicheren Nachrichten zufolge, ist seit den zuletzt gemeldeten Ereignissen auf den genannten Punk— ten nichts Unangenehmes vorgefallen. Die aus Bourbon⸗Ven⸗ dée eingehenden Berichte sind von derselben Art.“ 2.
Der Herzog von Orleans hat den ihm dargebotenen Titel eines Ehren-Präsidenten der Gesellschaft des Bulletin universel angenommen.
Die hiestgen Inhaber von Eertes⸗-Bons hatten beim Finanz⸗ Minister darum nachgesucht, daß die offizielle Notirung der neuen Zproc. Spanischen Rente an der hiesigen Börse untersagt werde; der Minister hat indeß dieses Gesuch abgewiesen. „Als Opfer eines, allen Principien der Gerechtigkeit und des Kredits zuwider⸗ laufenden Beschlusses“, heißt es unter Anderem in seiner Ant— wort, „können die Inhaber von Cortes-Bons nicht an dem leb— haften Mitgefühl zweifeln, das die Regierung für ihre Interessen hegt; sie wird sich stets bereitwillig zeigen, sie zu unterstützen. Eben so wenig will die Regierung für die von Spanien einge— gangenen Verpflichtungen Bürgschaft leisten und nie Specula⸗ tionen billigen, durch welche Französische Kapitalien in Gefahr kommen können.“ Dennoch, heißt es am Schlusse, stehe es nach den geltenden Gesetzen dem Finanz⸗Minister nicht zu, die amt⸗ liche Notirung irgend eines Staats-Papieres zu erlauben oder zu verbieten. .
Außer der von der medizinischen Akademie für das Stu— dium der Cholera in Polen ernannten Kommission hat eine zweite, aus vier Militair-Aerzten, den Herren Chamberet, Jac— ques, Trachez und Guyon bestehende, denselben Auftrag erhalten.
Der Assisenhof hatte sich heute abermals mit mehreren po— litischen Prozeßsachen zu beschäftigen. Zwei Individuen, ein Buchdruckergehülfe aus Warschau und ein Diener aus dem a⸗ last Luxembourg, waren am 14. Februar verhaftet worden, wäh— rend die durch die Todtenfeier für den Herzog von Berry auf⸗ gereizte Menge nach dem Seminar St. Sulpice drang, um das⸗ selbe zu plündern und zu verwüsten. Als die National-Garde diesen Bolkshaufen zurückdrängte, fiel ein Schuß aus der Mitte desselben, der zum Glück Niemanden verwundete. Die beiden angeklagten Individuen hatten, mit Stöcken bewaff⸗ net, an der Spitze des Haufens gestanden, welcher gerufen hatte: „Nieder mit der National-Garde! Fort mit der Priesterkappe! Fach dem Seminar!“ — Nachdem der General-Advokat Dela⸗ palme sein Requisitorium und die Advokaten die Vertheidigungs— Reden der Angeschuldigten gehalten hatten, wurden diese von der gegen sie erhobenen Anklage des bewaffneten Widerstandes gegen die öffentliche Macht, der Aufforderung zum Plündern und der Beleidigung der Nationalgarde frei gesprochen. — Drei an⸗ dere Indiolduen, von denen das eine als Drucker, die beiden anderen als Ausrufer eines angeblichen Auszuges aus dem Mo⸗ nitenr, betitelt: „Verhaftung von 200 Studenten, worunter 2 it Dolchen bewaffnete“ vor Gericht geladen und angeklagt wa— ren, eine Schrift unter einem falschen Titel debitirt zu haben, da jener lügenhafte Bericht in einem anderen Blatte, keinesweges aber im Moniteur gestanden hatte, wurden von den Geschwore⸗ nen ebenfalls freigesprochen. — Der dritte vor den gestrigen Assi⸗ sen verhandelte Prozeß betraf den Redacteur des Journals „la Revolution“, A. Thouret, der wegen Aufnahme dreier glrtikel des Angriffs auf die verfassungsmäßige Autorität und die Rechte der beiden Kammern, der Aufreizung zu Haß und Ver⸗ achtung gegen die Regierung und zum Ungehorsam gegen die Gesetze angeklagt war. Nachdem der Substitut des General— Anwalts dit einzelnen Anklagepunkte behauptet, der Advokat Beth⸗ mont für Herrn Thouret plaidirt und dieser zuletzt noch selbst zu seiner Vertheidigung das Wort ergriffen hatte, sprach die Jury nach einstündiger Berathung den Angeklagten frei, worauf der Gerichtshof die Zurückgabe der in Beschlag genommenen Exem⸗ Der Uhlanen-Rittmeister Lennox, der zugleich mit dem Redacteur der Revolution als Verfasser eines Artikels über den patriotischen Verein vorgeladen war, kam zu spät, wes⸗ halb seine Sache besonders verhandelt werden wird. Heute wird der A1Assisenhof sein Urtheil über zehn Individuen fällen, welche angeklagt sind, am 15. Februar einen Posten der National⸗Garde mik bewaffneter Hand angegriffen zu haben. Die Verhandlun⸗
Der Redacteur der „Tribune“, deren vorgestrige Nummer in Beschlag genommen worden, ist unter der Anklage der Belei— digung der Perjon des Königs durch einige Bemerkungen über eie Lon Sr. Majestät während Ihrer jetzigen Reise gehaltene Rede und der Beleidigung der National-Garde, vor die Assisen
gegengesetzten Partei lassen keinen Zweifel darüber thrig. Die Regierung wird daher eine Kammer erhalten, die bereit seyn wird, sie in ihren Verbesserungsplänen n unterstützen. Es liegt im Interesse des Ministeriums, daß alle Meinungen in der näch⸗ sten Kammer repräsentirt werden. Veiche Belehrung wird sich aus einer Diskussion zwischen den Herren Odilon⸗Barrot und Berryer schöpfen lassen! Auch dem jungen Frankreich müssen die Thore des Palastes Bourbon geöffnet werden; man lasse die Herren Mignet, Cousin, Lamartine, de . gen (als Bertheidiger des Er⸗Ministers von Chantelauze) einen Namen in Paris erworben, so wie die jungen Professoren Saint⸗ Marc? Girardin, Jonffroy, Artaud, 11. Il. eintreten; wir haften dafür, daß das Land, wie dat Ministerium, sich dabei gut befin— den werden.“ ö = im Departement des Nieder- Rheins hat sich die zahl der Mh in Folge des neuen Gesetzes von 615 auf 1324 rt. un , Dichter Herr Lamartine wird bei den bevorstehenden Wahlen in Dünkirchen als Kandidat auftreten. ; ; Dem Journal du Commerce zufelge, hätten sich die General⸗Conseils der meisten Departements gegen den von der Regierung begonnenen Verkauf der Staatswaldungen ausge— en. nh gn, Ami de la Charte meldet aus Nantes vom 2lsten d. M., daß eine Bande von Chouans sich in dem Flecken Ver⸗ tou in der Nacht gezeigt habe, um sich der auf der dortigen Mairie befindlichen Gewehre zu bemächtigen, Die Magd des Hauses verriegelte von innen die Thür und rief aus dem Fenster tines höheren Stockwerks: „Feuer!“ Die Räuber entflohen hierauf, nachdem ste nach der auf der Mairie wehenden dreifar—
Englischen Gewehren eingelaufen; binnen einer Woche waren
Sanzet, der sich in zwei Ta⸗ (
geladen worden. ⸗ Der Marquis San-Adria, Grande erster Klasse und Kam⸗
werherr des Königs von Spanien, ist am 15ten d. auf seiner
Reife hierher in Bayonne angekommen.
In Calais ist am 20sten d. die Brigg „Nereide“ mit 3000
2,736,000 Fr. in Bacren und baarem Gelde aus England dort angekommen.
Großbritanien und Irland.
London, 27. Mai. Vorgestern hielten Se. Majestät ein Lever im Palaste von St. James. Der Graf von Munster ward als neuernannter Pair zum Handkuß zugelassen; außerdem wurden Sr. Majestät mehrere, mit der Ritter-Würde und mit Titeln und Aemtern neu bekleidete Individuen vorgestellt. Graf Greh überreichte dem Könige Danksagungs-⸗Adressen verschiede⸗ ner Städte, Kirchspiele, Dörfer und Innungen, für die Auflö⸗ sung des letzten Parlamentes; das Naämliche geschah durch die
Herzoge von Devonshire und Richmond.
Se. Majestät haben dem Obersten in der Armee, Friedr. Fitz⸗ Clarence, dem Capitain in der Marine, Adolph Fitz⸗Clarence, und dem Geistlichen Herrn August Fitz-Elarence den Titel und die Vorrechte jüngerer Söhne eines Marquis des Vereinigten Königreiches, so wie den drei Schwestern derselben, nämlich der Gemahlin des Sir Philipp Sidney, der Gemahlin des Oberst⸗ Lieutenant Fox und der verwitweten Gemahlin des Hrn. Erskine, den Titel und die Vorrechte jüngerer Töchter eines Marquis des
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der Fürstin Gagarin und der Gräfin Nesselrode zu Sidmout erwartet, um dort die Seebäder zu gebrouchen.
Die Wahlen in England (mit Ausnahme der für Pembroke sind nun beendigt, und ergeben, mit Einschluß der für Schon land und Irland bereits bekannten, 385 Mitglieder für und 25 gegen die Reform.
Im Courier heißt es: „Das neue Parlament wird, w man versichert, an dem in der Königlichen Proclamation festgt setzten Tage, nämlich am Dienstage den 14. Juni, ganz bi stimmt zusammenkommen. Die Wahl des Sprechers des Ha ses und die Vereidigung der Mitglieder wird dann vermuthli die übrigen Tage der Woche in Anspruch nehmen. Am 20st wird sich der König wahrscheinlich in feierlicher Prozession in de Parlament begeben, um die regelmäßlgen Sitzungen zu eröffne
die, wie man glaubt, nicht vor Mitte Septembers beendigt se
werden.“
In der Limeriker Evening-Post liest man; „Als He
O'Gorman-Mahon hier ankam, um, mit Herrn M. O'Connell zusammenzutreffen, rottete sich Pöbel zusammen und verfolgte den Wagen des Hrn. O' Gorm Mahon mit wüthendem Geschrei. Derselbe stieg aus, um Menge anzureden, und begab sich mit vieler Kaltblütigkeit mitt unter den Hausen. Diese Kühnheit hätte ihm indeß being das Leben gekostet, er wurde zu Boden geworfen und mißha delt, wußte sich aber durch persönlichen Muth und durch sen Körperstärke wieder frei zu machen. Der Lord-Mayor erschi! endlich mit Militair, trieb das Volk auseinander und bot Hy O'Gorman-⸗Mahon eine Wache zu seiner Sicherheit an, welt derselbe aber ablehnte. .
Die Kaufleute und Schiffsrheder, die für Zurückhaltü ihrer Schiffe Entschädigung von der Portugiesischen Regiern verlangten, haben von Lord Palmerston die Mittheilung erh ten, daß die Englische Regierung die von Portugal gefordt
gen zu bezahlen.
In Llohds Kaffeehaus ward dieser Tage ein Schreiben Geschäftsträgers der Königin von Portugal, Ritters Abren
Lima, angeschlagen, in welchem derselbe erklärt, daß er be sey, im Namen der Regierung Donna Maria's in Terceira, Eigenthümern des Fahrzeuges „Coquette“ jede billige Entst
digung zuzugestehen, wenn sich die Nachricht, von der ihm ü gens bis jetzt nichts Offizielles bekannt sey, bestätigen sollte, man jenes Schiff in Terceira zurückgehalten habe.
Der Courier enthält folgendes Schreiben aus Mal' vom 4. Mai: „Die Schiffe „Ganges“ und „Kent“ kam hier am 16. April an, und am 18ten kehrte Admiral Malcoh mit der „Britannia“ und dem Melville“, nachdem er zehn Tu an der Sicilianischen Küste gekreuzt hatte, hierher zurück. Hein Morgen verließen uns alle diese Schiffe, um im Kanal zu ki zen. Die „Scylla“ kömmt so eben von Tripolis an, wo wie es heißt, wegen Major Laing's Papiere hingesendet wor
war. — Die Brigg „Pelikan“ kam am 1sten d, in sieben Tag von Nauplia mit Depeschen von Herrn Dawkins an und keh
gestern dahin zurück. Der „Pelikan“ ist das einzige Sch welches uns seit dem 26. März von dorther zugekommen Das Russische Geschwader war in Poros, aber die Liniensch
und eine Fregatte sollten nach den Griechischen Ostern (1. M
von dort absfegeln. Jeder Brief von Griechenland ist mit
richten über den unglücklichen Zustand dieses Landes angefil Hhdra, Spezzia, Aegina und Sparta befinden sich im Aufm gegen die Regierung des Präsidenten und verlangen eine bestehenden Verfassung des Landes angemessene Verwaltun Es ist zu erwarten, daß der ganze Peloponnes und Demzufolge glaubt man, daß es dem Grafen Capodistrias ni länger möglich seyn wird, die Zügel der Regierung in Häm zu behalten; für sein Leben ist nichts zu befürchten; denn s das Türkische Joch abgeschüttelt, hat sich das Griechische V nicht durch Mordthaten entehrt. — In Sparta ist Blut geflos und die Truppen des Präsidenten sind gezwungen worden, die St zu verlassen. — Der Präsident hat Hydra und Mistra auf ein Russtschen Schiffe von 74 Kanonen besucht; aber man sagt, ihm, obgleich er alle seine gewöhnlichen Mittel angewendet hi um der Insurrection Einhalt zu thun, dies doch nicht gelung sey. In Hydra ist, unter dem Schutze der Primaten, die heit der Presse eingeführt worden, welche letztere sich in den tigsten Ausdrücken über das Betragen des Präsidenten ergig Am meisten fürchtet man von den Spartanern, welche durch Art, wie man ihre Anführer behandelt hat, im höchsten Cn erbittert sind. Viele Bewohner von Nauplia sind, eine Ku befürchtend, von der Insel geflüchtet. nieder, und die meisten Läden sind geschlossen.
In einer großen Versammlung der hiesigen Radikalen Hunt nach lebhafter Diskussion ihres ferneren Vertrauens würdig erklärt worden.
Der Morning-Herald giebt an
Paganini folgen Rath: „Die Englaͤnder sind leicht in gute Laune zu verse
wenn ihnen der Beleidiger eine Ehren-Erklärung giebt. Paganini möge sein erstes Konzert vor dem Englischen Publikum Einnahme zum Besten der leidenden Irländer bestimme. dies einmal geschehen, so wird man ihn mit offenen Armen auch mit welt geöffneten Börsen empfangen. Wir wüns daß dieser Rath beobachtet werden möge.“
Die Getreide⸗Zufuhren sind seit Montag sehr bedeutend wesen, aber der Zoll, der auf 13 Schil. 8 Pee. gestiegen wird verhindern, daß sie sogleich an Markt gebracht werden.
unverändert und nominell.
Niederlande.
Brüssel, 27. Mai. In der gestrigen Sitzung des K gresses las zuvörderst der Vicomte Vilain AlllI. eine fügung des Regenten vor, wodurch die Ernennung des Gen Dufailly zum Kriegs⸗Minister angezeigt wurde. Darauf stal der Minister des Innern einen Bericht über die Bürgen den ab, aus welchem hervorging, daß das Gesetz über diese G an vielen Stellen dunkel und mangelhaft, und dadurch his die vollständige Ausführung desselben unstatthaft gewesen So koͤmme er J. B. die Zahl der bestehenden Legionen nicht geben, weil der Artikel, der diese AÄnzahl feststellt, von sei Vorgänger anders ausgelegt worden serz, als von ihm, und
Verschiedenheit der Ansichten, die Nichtausführung des Art, zur Folge gehabt habe. Was die Zahl der Bürgergarden anbetreffe, so könne man dieselben, obgleich noch nicht alle 2 beim Ministerium eingegangen seyen, auf 600,000 Mann scha Ueber die Zahl der Gewehre, welche die Bürgergarde besitze, hal es für zweckmäßig, Stillschweigen zu beobachten. Uebrigens habt Erfahrung gelehrt, daß das Gesetz über die Bürgergarde Verande
Vereinigten Königreichs verliehen. Die Großfürstin Helena von
Rußland wird in Begleitung
gen unterworfen werden müsse, und er zeige an, daß er dem
der Verabredung gema
übrige Griechenland sich dieser Insurrection anschließen werden
Die Geschäfte liegen
und sein erstes Erschen dadurch verschönern, daß er Dann gerathen halten, die löblichen Stände einstweilen baldthun⸗
hst zu vertagen, und Uns vorbehalten, Dieselben so zeitig wie
Getreide- Handel ist es außerordentlich still; die Preise (lt wahlt.
gresse morgen ein Projekt in dieser Beziehung vorlegen werde. — Es nahmen hierauf die Berathungen über den Gesetz-Entwurf, se National⸗Belohnungen betreffend, ihren Anfang. Hr. Fri⸗ on hielt das ganze Gesetz für unnütz, weil die Bürger, welche ch in der Revolution ausgezeichnet, in der öffentlichen Achtung re schönste Belohnung finden müßten; er hielt eine Auszeich⸗ ung aber auch für gefährlich, weil sie in einem Augenblick, wo Eintracht so unumgänglich nöthig sey, zu Mißgunst und Neid An— aß geben würde, und stimmte daher gegen das Gesetz. Hr. Fran s⸗ ran und Herr Jottrand äußerten sich in gleichem Sinne. herr Trentes aux verlangte, daß man den Entwurf theile, und e Bestimmung wegen des persönlichen Ehrenzeichens, von den hrenfahnen, welche ganzen Corps ertheilt werden sollen, trenne. ies wurde genehmigt, und darauf der 1., 2. und 3. Artikel, delche von den persönlichen Ehrenzeichen handeln, verworfen, er 4te aber, welcher die Vertheilung von Ehrenfahnen bestimmt, ngenommen.
Lord Ponsonby ist gestern Nachmittags von London zurück— wartet worden.
In Antwerpen haben wieder tumultuarische Auftritte statt⸗ efunden. Das Haus des Herrn Thieriot de Graeve ist gänz— ch zerstört, weil er, wie das dortige Blatt L' Escaut berichtet, Instand genommen hatte, Einquartirung in sein Haus aufzuneh⸗ en, und man ihm Aeußerungen zu Gunsten des Hauses Ora— len Schuld gab. Namentlich soll er geäußert haben, daß er eber 20 Holländer als 2 Belgier in sein Quartier nehmen wolle. die Bürgergarde stellte die Ordnung wieder her und verhaftete ei Personen.
Aus Namur wird gemeldet, daß außer dem Quartiermeister
dütillenx, noch ein Brigadier an seinen bei der letzten Affaire
der Stadt erhaltenen Wunden gestorben ist, und 22 Personen, orunter sich die Lieutenants Honorez und Tops befinden, schwer rwundet sind. 300 Freiwillige sind zu Gefangenen gemacht,
Summe empfangen habe und bereit sey, rechtmäßige Forder und werden in der Reitbahn unter Aufsicht gehalten. ö. * Deutschland.
Hannover, 27. Mai. Nachdem sich beide Kammern un— rer Stände-Versammlung am 18. v. M. dahin vereinigt hat— u, Se. Maj. um die Ernennung Königl. Kommissarien zu er— chen, die gemeinschaftlich mit den Ständischen Kommissarien n Staats-Grundgesetz nach einem Seitens Sr. Majestät der ommission mitzutheilenden Entwurfe ausarbeiten und dem ge— nwärtigen Landtage vorlegen sollen, hat das Königl. Kabinets— dinistersum unterm 16. d. M vorläufig Folgendes erwiedert:
„Unter den Vorträgen, welche die löblichen Stände am hsten v. M. an Uns haben gelangen lassen, haben diejenigen sere ganz besondere Aufmerksamkelt in Anspruch nehmen müs— 1, welche die Abfassung eines Staats-Grumdgesetzes, die Ver⸗ iigung der landesherrlichen und Landes-Kassen und die Publi⸗ ät der ständischen Verhandlungen betreffen. Obwohl Wir bei r hohen und folgenreichen Wichtigkeit dieser Anträge der von zr. Majestät dem Könige solcherhalb zu fassenden Entschließung cht vorgreifen können, so haben Wir gleichwohl keinen Anstand hmen zu dürfen geglaubt, den löblichen Ständen zu erkennen geben, daß Wir Üns um so mehr beeilt haben, deren Wunsch, e Anträge zur unmittelbaren Kenntniß Sr. Majestét des Kö⸗ gs zu bringen, sofort zu erfüllen, als die Geneigtheit Sr. ajestät des Königs, billige Anträge Ihrer getreuen Stände d Unterthanen, so weit Allerhöchst Ihre Regenten-Pflichten sches zulassen, huldreichst aufzunehmen, die sicherste Gewähr
tet, daß die von Sr. Königlichen Majestät zu fassende Ent⸗
hließung von neuem den Beweis liefern werde, daß das
Dlück, die Wohlfahrt und der Frieden dieses Landes das alleinige
d höchste Ziel aller Ihrer Bestrebungen sind. Insofern nun je. Majestät der König in Ihrer Weisheit dafür halten sollten, ß dieser Zweck auf die angegebene Weise zu erreichen seyn lte, so wird es Unsererseits einer Versicherung nicht bedürfen, ß Wir die möglichste Beschleunigung der Ausführung der Be⸗ hle Sr. Majestät des Königs Uns zur angelegentlichsten Pflicht achen werden. Die löblichen Stände werden indessen nicht kennen, daß diese Ausführung Vorarbeiten nothwendig macht, elche, wenn Wir auch die für solchen Fall zum Grunde zu le— nden Hauptzüge schon jetzt zu erörtern begonnen haben, den⸗ ch einz mit der Wichtigkeit des Zweckes übereinstimmende Zeit d eine vielseitige Erwägung schon aus dem Grunde erfordert, nit die zu treffenden Bestimmungen geeignet seyn mögen, die ohlfahrt dieses Landes dauerhaft zu begründen. Unter diesen iständen würde es Unserer Ansicht nach kaum ausführbar seyn, z die Stände-Versammlung so lange beisammen bliebe, bis e Vorarbeiten beendigt und zur Diskussion vorgelegt werden nen. Da nun die löblichen Stände ohnehin darauf angetragen ha⸗ „ daß diese Angelegenheiten zuvor mit ständischen Kommissa—
annoch in Berathung genommen werden mögen, über deren wählung Wir annoch die Anzeige gewärtigen, so würde es 6 angemessen erscheinen, wenn die löblichen Stände gegenwär⸗
die eiligften Geschafte, wohin Wir Unsere Anträge wegen sz Budgets und was damit in Verbindung steht, so wie die undsätze über die Ablösung der Gefälle, rechnen, möglichst schnell 1”Ende fördern und die weniger dringenden Angelegenheiten sstweilen aussetzen würden. In solchem Falle werden Wir
öglich, und so bald die Vorarbeiten so weit gediehen sind, im Erbste dieses Jahres nochmals wieder zusammenzuberufen, da⸗ t fodann vor der Auflösung des jetzigen Landtags das Weitere Erwägung gezogen werden könne.“ Die zur Entwerfung des Staats-Grundgesetzes beizuordnen⸗ ständischen Kommissarien sind von beiden Kammern schon
In der zweiten Kammer wurde der Antrag gemacht, an
Königs Majestat eine Adresse gelangen zu lassen, durch lche Allerhöchstdieselben ersucht werden, aus landesväterlicher ld und Gnade seine Deutschen Erblande, wo irgend thunlich, ch in diesem Jahre durch die Allerhöchste Gegenwart seiner abenen Person zu beehren und zu beglücken. Dieser Antrag rd von der zweiten Kammer mit 34 gegen 20 Stimmen an⸗ ommen. Den von derselben Kammer konkludirten Antrag möglichst baldige und möglichst vollständige Preßfreiheit will erste Kammer, nach einer darüber eingegangenen Mitthei— g, bis zur Berathung über das Staats-Grundgesetz aus— n, weil dieser Gegenstand jedenfalls einen wesentlichen Be— dtheil der Verfassungs-Urkunde ausmachen müsss. Die ite Kammer hat indeß zur Aufrechthaltung ihres Beschlusses rt die erste Kammer zu einer Konferenz eingeladen.
Der Vice-König wird im Laufe dieses Sommers auf den lössern zu Monbrillant und zu Rotenkirchen zu bestimmten sten verweilen, die Vice-Königin aber in den ersten Tagen des näch⸗ ͤ Monats eine Reise nach London antreten. Dagegen wollen An— e wissen, daß Se. Maj. der König gegen ein Mitglied der vor meh—
Fer Zeit von hier nach London in besonderen Aufträgen des hie—
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sigen Gouvernements abgegangenen Deputation ziemlich bestimmt geäußert hätten, daß Allerhöchstsie im Laufe dieses Sommers (he. hierher, und zwar auf etliche Monate, zu begeben beabsich⸗ igten.
Wiesbaden, 21. Mai. Folgendes ist nach seinem we⸗ sentlichen Inhalte der Schluß des (in Rr. 148 der Staats⸗Zei⸗ tung mitgetheilten) amtlichen Schreibens über die Nassauische Domainen⸗ Verwaltung;
„Vaͤhrend also auf diese Weise Arreragen, Schulden und Grund⸗ stock Verwaltung nur Stoff zur Anerkenntniß und Beruhigung dar—⸗ bieten, glaubt nian in der laufenden Verwaltung es in vielen Stuͤkl⸗ ken besser machen zu koͤnnen. Die Herzoglichen Receptur⸗-Beamten haben im Allgemeinen die Weisung, human und e zu verfah⸗ ren; schonend bis zu dem Grade, wo die Graͤnzlinie zwischen einer geregelten und fortschreitenden, und zwischen einer laten in Ruͤck⸗ gang versinkenden Verwaltung gezogen ist. Gerade zur Schonung des Einzel nen muß jede Verwaltung, fuͤr welche Rechnung sie auch gefuͤhrt wird, uberall das Princip der Oeffentlichkeit, der Konkurrenz ctabliren. Sehr oft muͤssen ganz nahe liegende Verwaltungs⸗-Vor⸗ theile diesem Princip wirklich geopfert werden. Sollte der Satz nicht mehr gelten, daß bei Arbeits Vergebungen, bei Verpachtungen re. ein Unterthan gerade so viel Recht haben muͤsse, als ein anderer, die Verwaltung wuͤrde sehr oft bessere Arbeiter, bessere Preise zc. erhalten. Um so auffallender ist es, daß gerade dieses Prin⸗ eiv der offentlichen Verwerthung so viele Gegner findet. Man scheint die Sache nicht in ihrem ganzen Zusammenhange uͤbersehen zu haben. Man bedenkt nicht, daß gerade diese Form auch die Ver⸗ waltung hindert, fuͤr unentbehrliche Produkte einen willkuͤhrlich ho⸗ hen Preis zu setzen, Arbeit um zu geringen Lohn zu verlangen. Es ist der feste Wille, daß von Seiten der Herzogl. Receptur⸗-Beamten der freien Konkurrenz kein Zwang angethan werde. In keinem Theile der Verwaltung liegt der Beweis, daß freie Konkurrenz die billigsten Preise bewirkt, selbstredender vor, als gerade bei den Verpachtungen der Domginen⸗-Grundstuͤcke. Es soll der Fall gar nicht mehr vorkom⸗ men, wo leidenschaftliche Preise sich bilden; man hat die Pachtrenten allgemein zu würdigen gelernt. Und wirklich zieht die Domaine aus ihren Guͤtern eine boͤchst maͤßige Rente: 4 — Fl, von dem Morgen im Durchschnitt. Eine fur das Land uberhaupt sehr folgenreiche Admin i⸗ stration ist die der Mineralguellen. Der halbe Werth des verkauften Was⸗ sers bleibt im Lande fuͤr Kruͤge, Transport, Arbeitslohn ze. ; das Land ver= dient auf diese Weise weit uͤber hunderttausend Gulden jaͤhrlich bei den Herzoglichen Mineralbrunnen. Die Revenuͤe, welche die Domaine aus Wein bezieht, wird gewohnlich viel zu hoch geschaͤtzt; man erwaͤgt nicht, daß leider viele Fehljahre im Kreislauf. der Natur liegen. Im 14jaͤhrigen Durchschnitt steht der ganze Weinerloͤs nicht höher als S8,7äl Fl. 22 Kr. Brutto. Darunter steckt der ganze Erlds aus so ansehnlichen vortrefflichen eigenthuͤmlichen Weinbergen. Von jenem Erlds müssen die Bau⸗ und Erntekosten bestritten werden; durch erstere kommen jaͤhrlich 13,009 Fl. in Circulation. Man hat der Domagi⸗ nen⸗Verwaltung vorgeworfen, als beguͤnstige sie die Prozesse mit den Ein⸗ wohhern des Landes. Daß die General- Domainen-Verwaltung im Allgemeinen keine ungerechten Prozesse fuͤhren will, dafuͤr buͤrgt der , der Urtheile. So sind z. B ungeachtet die Justiz⸗ Stellen durch eine eigene Verordnung vom Jahre 1806 angewiesen, in zwei⸗ felhaften Faͤllen gegen den Fiskus zu erkennen, im Jahre 1825 zwan⸗ zig Prozesse zum Vortheil uünd nur zwei zum Nachtheil entschieden worden; im Jahre 1824 zwei und zwanzig zum Vortheil, acht zum Nachtheil; im Jahre 1825 neun und zwanzig jum Vortheil, ciner zum Nachtheil u. s. w. Sechszehn sind verglichen wor⸗ den. Diesen Weg des Vergleichs wuͤrde die Verwaltung bei⸗ nahe immer vorniehen; sie will aber die Erfahrung gemacht haben, daß der Einzelne gar uͤbertriebene Anspruͤche geltend zu machen sucht, wenn er einer öffentlichen Kasse gegenuͤber steht. Daher ist die Verwaltung wirklich oft geradezu gendthigt, den Rich⸗ ter entscheiden zu lassen — Die General-Domainenkasse zahlt in 4 Simpeln an direkten Grundsteuern und Steuer-Ruͤckvergüͤtungen weit uͤber Hunderttausend Gulden. Bei allen Zahlungen wird die Domaine voll angezogen; sie bezahlt 29,000 Fl. fuͤr den Forstschutz und die Administration nach dem vollen Ansatz von 12 Kr. von dem Morgen. Fuͤr den Kultus werden nicht weniger als 538 382 Fl. 34 Kr. jaͤhrlich bezahlt, wobei die Bau-Reparaturkosten fuͤr geistliche Gebdude, welche in der Hauptsumme der 29,9000 Fl. Baukosten viel⸗ leicht mit der Haͤlfte stecken, noch nicht angeschlagen sind. Fuͤr , hauerlohne giebt die Domainen-Kasse bagr 35,006 Fl. und fuͤr Forst⸗ Kultur 10,00 Fl. aus. Sc. Herzogl. Durchlaucht verwilligen an= sehnliche Beitraͤge fuͤr den Vicinal-Wegbgu. Höchstdieselben haben ur Emporbringüng unserer inlaäͤndischen Bade⸗Anstalt, ohne Ruͤck⸗ icht auf den Zinsertrag, sehr bedeutende Summen verwenden las⸗ sen, wodurch dem Lande ein sehr wesentlicher und bleibender Vor⸗ theil verschafft worden ist. Es haften Grundlasten auf den Domai⸗ nen, welche im Anschlag von 256090 Fl radieirt worden sind. Es ist gewiß, daß die Herzögl. Domainen in vierzehnjaͤhrigem Durch⸗ schnitt, einschließlich der in jedem Jahre eingegangenen Ruͤckstaͤnde, die Summe von 1K,420,0009 Fl. ertragen haben; aber diese Summe ist nicht reiner Ertrag; es ist die rohe Einnahme, welche groͤßten- theils durch die darauf haftenden Lasten absorbirt wird. Diese La⸗
sten sind in den neueren Jahren durch Pensions⸗Heimfaͤlle leichter geworden; sie betragen aber einschließlich der Zinsen fuͤr die Kapi⸗ talschuld heute noch 4,000 Fl so daß an reiner Einnahme von den Durchschnitts⸗ Einnahmen nur 516,000 Fl. übrig bleiben. Davon müssen zuvorderst Witthum und Appanagen nach den Familien⸗Vertraͤgen bezahlt werden, welche dermalen 604 Fl. betragen, steigen und fallen koͤnnen, und der Rest dient zu den Aus⸗ gaben Sr. Herzogl. Durchlaucht, Hoöͤchst Ihrer Hofhaltung, und zur ällmaͤligen Schulden-Tilgung. Wenn gerecht und billig erwogen wird, daß Se Herzogl. Durchlaucht alleiniger Fideik᷑ommiß⸗Erbe der . Linien Saarbrücken, Usingen und Weilburg, und der rafschaft Hachenburg sind, so betragen die Höchstdenselben zur Disposition bleibenden Summen nicht so viel, als ed ch f feln aus dem Vachlasse jener Fuͤrsten und Grafen⸗Staͤmme verlangen können. Es ist daher auch in dieser Hinsicht durchaus kein Gründ vorhanden, gegen die Verwaltung der Domainen vorgefaßte Mei⸗ nung zu hegen.“ Karlsruhe, 27. Mai. Am 21sten d., als am Geburtstage J. K. H. der Großherzogin Sophie, hat der hier seit kurzem be— stehende Verein zur Belohnung trener Dienstboten 49 Indivi— duen die Prämie zuerkannt. Diese besteht außer baarem Gelde in einer die Sinnbilder des häuslichen Fleißes und der treuen Anhänglichkeit darstellenden silbernen Denkmünze und einem Eh— renbriefe.
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— — Madrid, 13. Die Regierung hat dem am hiesigen Hofe akkreditirten Botschafter des Königs der Franzosen,
Mai.
auszufinden. — Man erwartet täglich die Nachricht, daß die Fran⸗ zösische Flotte in den Portugiesischen , . er, und soll dieselbe, nach den letzten Berichten aus dem Süden von Spanien, bereits die Meerenge durchschifft haben. — In Cadix ist der Holländische Konsul und in San Lucar de Barrameda sind die Vice⸗Konsuln zweier Europäischen Mächte verhaftet wor⸗ den. Diese Vorfälle haben großes Aufsehen unter der Handels⸗ welt erregt. Es will verlauten, daß sie auf Schleichhandel er⸗ tappt worden sind. — Da in Folge der letzten Verordnungen eine sehr große Anzahl Menschen, die man auf 6090 anschlaͤgt Cadix verlassen mußten und gegen 19,000 Andere noch ein gleiches Schicksal erleiden dürften, so hat die Handels⸗-Kammer, vereint mit dem Ahyuntamunto (Stadt⸗Magistrat) jener Stadt, eine Depu⸗ tation an Se. Kathol. Majestät abgesandt, mit dem Gesuch, ent⸗ weder die Verordnungen, wodurch eine so große Anzahl Einwoh⸗ ner, verbannt würde, zu widerrufen, oder das Geschenk des Freihafens zurückzunehmen, indem es den zurückgebliebenen Be⸗ wohnern von Cadix unmöglich sey, die ihnen zu entrichten auf— erlegte Averssonal-Summe aufzubringen. — Es will verlauten, daß der Staatsrath Erro, Mitglied der Junta von Oyarzun, als Spanischer Gesandter nach Neapel gehen dürfte. Er ist ein Hauptpfeiler der sogenannten Junta Apostolica und war immer innig mit dem Franziskaner⸗Mönch Pater Cirilo verbunden. — Im Königreich Granada treibt eine Räuberbande, „las Cotijas“ gengnnt, vielen Unfug und begeht oft unerhörte Grausamkeiten. — Vor einigen Tagen ist Se. Durchlaucht der Herzog Karl von Braunschweig mit Gefolge in zwei Wagen hier eingetroffen; der— selbe will sich, dem Vernehmen nach, 6 Monat hier aufhalten.
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Der Hamburger Korrespondent i
Schreiben aus Rio Janeiro a 18. Rn, gn . M. trafen JJ. MM. der Kaiser und die Kaiserin aus der Pro⸗ vinz Minas ganz unerwartet in St. Christovao ein. An selbi⸗ gem Abend ward die Ankunft des Monarchen durch Illumina⸗ tion der Hauptstadt gefeiert. Gegen 8 Uhr Abends hatten sich eine Menge Mulatten auf der Rua direita zusammengerottet und brachten ein „Lebehoch der Republik Rio Janeiro“, Audere ließen den constitutionnellen Kaiser leben, wieder Andere Dom Pe⸗ dro II., und riesen: „Weg mit den Portugiesen! Es leben die Brasilier!“ Es eutstand natürlich ein großer Auflauf, welcher sich in eine Schlägerei verwandelte und nur durch schnelle militairi— sche Maaßregeln beendigt werden konnte; 22 wurden erstochen und mehr als 200 verwundet. Dieses Unwesen erneuerte sich am folgenden Tage, jedoch hat die Regierung bessere Vorkehrun⸗ gen getroffen, und, außer einigen geringen Störungen der öffent— lichen Ruhe, lief dieser mit Schrecken erwartete Tag glücklich ab. Der Kaiser befand sich noch immer in St. Christovao; am 13ten d. M. ließen Allerhöchstdieselben öffentlich bekannt machen, am 15ten d. M. Ihren Einzug in die Stadt halten und über die Milizen und 2 Linien⸗Regimenter Revue passiren zu wollen. Der 13te und 14te d. M. gingen gleichfalls nicht ganz ruhig hin; Massen von Herumtreibern, Tagedieben und Vagabunden zogen durch die Straßen, mit dem Ausruf: „Es lebe die Republik! Fora os chumbeiros!“ (ein Spottname für die Portugiesen) oder: „Es lebe Pedro Il.“ Diese Leute haben nichts zu verlieren, werden von den Angesehenen bestochen oder thun es bloß, um bei einer Revolution stehlen zu können. Die Nacht vom 14ten zum 15ten d. M. hindurch stand das Militair unter den Waffen. Am 15ten d. M. waren alle Straßen auf das prachtvollste ge⸗ schmückt, vorzugsweise die Rua de Ouvidor, wo meistentheils Fremde wohnen, und die der Kaiser zu passiren hat, um nach seinem Palaste in der Stadt zu gelangen. Um 11 Uhr hielten IJ. MM. der Kaiser und die Kaiserin Ihren Einzug, begleitet von Tausenden von Bürgern zu Pferde, der Ehren⸗ garde und den Kongreß-Mitgliedern, so wie allen Mini⸗ stern und Herren des Hofes. Von allen Seiten erscholl ein Viva S. M. D. Pedro Imperador constituizional do Brazil! Viva S. M. nossa Imperafriz! und Jeder, der sich auf der Straße befand und nicht mitrief, wurde als Republikaner angesehen und gleich von Kavallerie-Patrouillen oder Bürgern derb abgeprügelt. Se. Maj. zeigten sich hierauf, nach beendig⸗ tem Handkusse, auf dem Balkon und wurden auf enthusiastische Weise von dem Volke begrüßt; das Volk liebt die Veränderung,
und somit ist die Ruhe wieder hergestellt. Einige hundert Mü—
latten sind, so wie eine ganze Schule Brasilischer Jugend, arre—
tirt worden, und, wie es heißt, haben Se. Maj. beschlossen, die selben zum warnenden Beispiele auf öffentlichem Markte aus—
peitschen zu lassen und sie dann dem Gesetze zur Bestrafung zu
übergeben. — Die Marquisin v. Loulé, welche vor einiger Zeit
hier angekommen, logirt in S. Christovao, im Schlosse ihres
Kaiserl. Bruders, und ist mit aller ihrem Stande gebührenden
Achtung hier empfangen worden.“
C ol unh ie n.
In England eingelaufene Zeitungen aus Jamaika brin— gen Nachrichten aus Carthagena bis zum 6. April und aus Bogota bis zum 26. März. Die früheren Nachrichten über einen in Carthagena ausgebrochenen Bürgerkrieg bestätigen sich vollkommen. Nach Bolivars Tode rief eine Partei ihren An— führer, den General Luque, zum Gouverneur der Provinz aus und bestand darauf, daß der zeitherige Gouverneur, General Montilla, sich zurückziehen solle. Nontilla, der sich von der ganzen Bevölkerung der Stadt unterstützt fand, erklärte seinen Entschluß, die Verwaltung der Provinz beibehalten zu wollen. Luque versammelte darauf 1060 bis 2000 Mann, mit denen er nach Carthagena marschirte, um Montilla zur Abdankung zu zwingen. Die Stadt ward in guten Vertheidigungsstand gesetzt, und Luque erklärte sie in Belagerungszustand. Die Verbindungen mit dem In⸗ nern waren dergestalt gehemmt worden, daß Lebensmittel sesten und sehr theuer wurden. Britisches Eigenthum ward jedoch respek— tirt. Bei Carthagena lagen zwei Englische Fregatten zu Be⸗ schützung der dort ansässigen Briten, die jedoch durch nichts wei⸗
wegen des, einem von ihm als Kabinets⸗Courier nach Paris ab— gesandten Französischen Offizier von Seiten der Spanischen Be— hörden in Tolosa aus Irrthum zugefügten Unrechts, wozu der Offizier jedoch in vieler Hinsicht Veranlassung gegeben hatte, voll— kommene Genugthuung zu Theil werden lassen. Der in Rede stehende Offizier, Hauptmann Desjardins, hatte sich durch die Wahl seiner Kleidung, als Spanischer Schleichhändler, viele Pi— stolen, Dolche ꝛc. im Gürtel tragend, und durch die Art der Fortsetzung seiner Reise, indem er von Vitoria mit zwei daselbst gemietheten Maulthieren um Mitternacht aufbrach, im höchsten Grade verdächtig gemacht, und es war wohl auf diese Weise den Spanischen Behörden nicht zuzumuthen, namentlich zu jener Zeit, wo man einem großen Verbrecher, der sich mit verfälschten Passen nach Frankreich flüchten wollte, auf der Spur war, unter einer solchen Maske einen bei der Französischen Gesandtschaft atta⸗
chirten und als Kabinets-Courier reisenden Stabs-Offizier her⸗
ter zu leiden hatten, als eben durch die in Folge jener Ereig⸗ nisse nothwendige Stockung in allen Geschäften. Bolivia und Peru sollen sich einander den Krieg erklärt haben; als Grund davon giebt man den in der Provinz Areguissa liegenden Hafen Arica an, auf dessen Besitz Bolivia Anspruch macht.
Z3unulan d.
Berlin, 1. Juni. Das Koblenzer Amtsblatt ent— hält das nachstehende Allerhöchste Kabinetsschreiben:
„Auf Ihren Jahres-Geschäfts-Bericht der Landwehr vom 13ten v. M. eröffne Ich Ihnen, daß Ich aus der Mir vor⸗ gelegten Uebersicht gern ersehen habe, mit welcher lobenswer— then Folgsamkeit die Kriegs⸗Reserve-Mannschaften und Land—
wehrmänner sich zu den monatlich eintägigen Uebungen und Kontroll-Verfammlungen gestellt haben. Sie im Verhältniß