1831 / 162 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Ea.

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Aus den letzten Zeitungen von Hobart⸗Town bis zum ten Januar ersieht man, daß die großen Anstalten zur Unteriochung der Eingebornen, die der Kolonie gegen 27, 060 Pfd. kosteten, gänzlich fehlgeschlagen sind, und nur den einzigen Erfolg gehabt haben, sie einzuschrecken und zu bewegen für den Augenblick in ihren Feindseligkeiten gegen die Kolonisten weniger thätig zu seyn. Der Gouverneur läßt indessen in seinem Eifer nicht nach, und man ist an Ort und Stelle der Meinung, daß sich die ganze Sache am Ende mit der gänzlichen Ausrottung der Eingebornen endigen werde. Die zeitherigen nicht sehr günstigen Nachrichten von der Kolonie am Schwanen⸗-Fluß werden in den obengenann⸗ ten Blättern theilweise widerlegt, so daß diese Kolonie, von de⸗ ren gänzlichen Auflösung die Rede war, fortbestehen durfte ob⸗ gleich man den früheren Plan, sie zur Ansiedelung von Aus⸗ wanderern aus England zu benutzen, aufgegeben zu haben scheint.

Niederlande.

Aus dem Haag, 7. Juni. Die Haarlemsch e Cou⸗ rant enthält . Artikel: „Man vernimmt, daß Se. K. H. der Prinz von Oranien sich schon vor einiger Zeit dem Kö⸗ nige zur Disposstion gestellt hat, um, sobald es zum Kampfe kommen sollte, bei unserem Heere wider die Belgier zu dienen, und unser Vaterland gegen ihre Angriffe vertheidigen zu helfen. Wenn man diesen Umstand in Verbindung mit den glorreichen Thaten des Helden von Quatrebras betrachtet . kann man mit desto mehr Vertrauen erwarten, daß die Zeit viele Aufklärung über andere Ereignisse geben und selbige vielleicht unter einem ganz anderen Gesschtspunkte erscheinen lassen wird.“

Auf Anlaß von der, von den Sectionen der zweiten Kammer erhobenen Bedenken, ist im Budget den Nord-Niederländischen, bisher noch immer als „nördliche“ bezeichneten Provinzen, das Epitheton der „getreuen“ amtlich gegeben worden.

Brüssel, 7. Juni. Der Regent hat unterm tem d. eine Verfügung erlassen, durch welche Herrn Tielemans, Gouverneur von Antwerpen, dieselben Functionen in der Provinz Lüttich übertragen werden. Durch dieselbe Verfügung wird Herr Ch. Rogier zum Gouverneur der Provinz Antwerpen ernannt.

Die Emancipation bemerkt, daß an dem Tage, wo die Erwählung des Prinzen von Sachsen-Koburg stattgefunden, nur drei Häuser in Brüssel, nämlich die Bank, das Ministerium des Innern und die Wohnung des Regenten illuminirt gewesen seyen.

Hiesige Blätter machen die Bemerkung, daß der grö— ßere Theil der Mitglieder der Deputation an den Prinzen Leopold zu der Minorität gehört habe, welche gegen die Ausschließung des Hauses Nassau gestimmt hatte.

Der Courrier meldet, daß der Graf von Aerschot und Hr. van de Weyer in London nur als Mitglieder der an den Prin⸗ zen Leopold abgesandten Deputation des Kongresses auftreten wollten, und daß sie die besondere Misston, als Regierungs⸗Kom⸗ missarien bei der Konferenz, abgelehnt hätten. .

Herr Lehon, Belgischer Gesandter am Französischen Hofe, ist in der vergangenen Nacht nach Paris abgereist. ö

Mehrere Journale zeigen an, daß Herr Ch. Rogier gestern Abend bereits abgereist sey, um von seinem Gouvernement Be⸗ sitz zu nehmen; dagegen versichert der Independant in einem Postskriptum, daß Herr Rogier das Amt eines Civil-Gouver— neurs der Provinz Antwerpen nicht angenommen habe. .

Aus Antwerpen wird unterm 6. Juni gemeldet: „Ein Theil der Einwohner unserer Stadt befand sich im Laufe des vergangenen Sonnabends in der größten Besorgniß. Es hatte sich allgemein das Gerücht verbreitet, daß die Arbeiter, welche von der Stadt beschäftigt werden, die Absicht hätten, mehrere Häuser zu plündern. Da die Kommission für die öffentliche Si⸗ cherheit in Erfahrung gebracht hatte, daß unter den Arbeitern wirklich Reden vorgefallen waren, welche auf Unordnungen hin— denteten, so ergriff dieselbe, im Verein mit den Militair⸗Behör⸗ den, die nöthigen Maaßregeln zur Unterdrückung derselben. Glück⸗— licherweise durften solche nicht in Anwendung gebracht werden, da die sträflichen Absichten nicht zur Ausführung kamen. Die Behörden haben übrigens den Einwohnern angezeigt, daß fortan gegen jeden Versuch, die öffentliche Ruhe zu stören, die Gesetze in ihrer ganzen Strenge zur Ausübung kommen werden.

Der Brüsseler Assisenhof hat am 6ten d. das erste Verhör in der Genter Verschwörungs-Sache angestellt. Die Zahl der Angeklagten beläuft sich auf vier: die Herren Gregoire, de Bast, von Origny und Jacquemyns. Funfzehn Zeugen zu La— sten der Angeklagten gaben über die denselben zugeschriebenen Schritte vor dem Ereignisse und über diejenigen Umstände Aus⸗ kunft, welche mit dem Marsche der Truppen von Brügge nach Gent in Verbindung standen. Die Fortsetzung das Verhörs fin⸗ det am heutigen Tage statt.

Dänemark.

Kopenhagen, 7. Juni. Gestern Morgen traten Se. Maj. ihre Reise nach den Herzogthümern an.

Folgendes ist das allgemeine Gesetz wegen Anordnung von Provinzial-Ständen in den Herzogthümern Schleswig und Holstein; .

„Wir Friedrich der Sechste ꝛ6. 3. thun kund hiermit: Wie Wir mit Ruücksicht auf Unseren für das Herzogthum Holstein erfolgten Beitritt zum Deutschen Bunde bereits fruher beschlossen haben, fuͤr dieses Herzogthum eine den Zeitumstaͤnden und Verhaͤltnissen ange⸗ messene staͤndische Verfassung einzufuͤhren, so wollen Wir auch dem Herjogthume Schleswig eine gleiche Verfassung zu Theil werden lassen und dadurch Unseren saͤmmtlichen getreüen Unterthanen in beiden Herzogthüͤmern einen neuen dauernden Beweis Unseres uner⸗ schuͤtterlichen Vertrauens und Unserer ungetheilten Huld und Liebe geben. Die zu einer moöͤgligst zweckmäßigen Vollziehung dieser Verfassung erforderlichen fuͤr das Herzogthum Holstein ge⸗ troffenen Einleitungen und Vorbereitungen, auf welche Wir landesvaͤterlich bedacht gewesen sind, sollen daher auf das Herzogthum Schleswig erstreckt, besonders die Trennung der Administration von der Justiz in beiden Herzogthüuͤmern zur Aus⸗ führung gebracht und zu dem Ende ein gemeinschaftliches Ober— Appellationsgericht, welches gleichfalls fuͤr das Herzogthum Lauen— burg die höchste Instanz bildet, errichtet werden. Gleichzeitig mit diesen neuen Einrichtungen sollen die Staͤnde in Wirksamkeit treten, um, durch eine angemessene Theilnahme an der Verwaltung, in Un⸗ seren getreuen Unterthanen den Sinn und Eifer fuͤr das gemeinsame Wohl noch mehr zu beleben, Uns von den Mitteln zur Befoöͤrde⸗ rung dieses Wohles die zuverlaͤssigste Kunde zu verschaffen und da⸗ durch das Band, welches Unser Königl. Haus mit Unserem Volke vereinigt, noch fester zu knüpfen. Zur Begruͤndung des Verhaͤlt⸗ nisses der Stände wollen Wir Folgendes allergnaͤdigst angeordnet haben: 58. 1. Es sollen zuvörderst, fuͤr Unsere Herzogthümer Schles— wig und Holstein Provinzial⸗Staͤnde eingefuͤhrt werden, welche sich als berathende Staͤnde in jedem Herzogthume fuͤr sich versammeln, jedoch mit vollig gleichen Befugnissen und Pflichten. Durch die ab⸗

esonderte Versammlung der Staͤnde wird so wenig in dem Soeial⸗ ginn Unserer Schleswig⸗-Holsteinschen Ritterschaft, fuͤr welchen es bei den bisherigen Vorschriften und namentlich bei dem Inhalte der Resolution vom 27. Junt 1732 sein Bewenden behaͤlt, als in den sonstigen Verhaͤltnissen, die Unsere Herzogthuͤmer Schles⸗

wig und Holstein verbinden, etwas veraͤndert. S. 2. Die

Pro⸗

vinzial- Stande bestehen aus gewaͤhlten, so wie aus solchen Ab⸗

geordneten, denen Wir eine besondere Stimme beilegen werden, und bilden das gesetzmaͤßige Organ der verschiedenen 2536 . ie allge⸗

meine Bedingung der Wahl⸗Berechtigung wie der Waͤhlbarkeit ist das Zur Wahl⸗Berechtigung wie

zur Waͤhlbarkeit eines staͤdtischen Abgeordneten ist zwar das staͤdtische Buͤrgerrecht nicht erforderlich; jedoch bedarf die Wahl eines jeden eingr Bestallung oder zum Behuf

rer getreuen Unterthanen in jedem Herzogthume. 8 3.

Land⸗ und das staͤdtische Eigenthum.

Abgeordneten, welcher mit st amtlicher ö mit einem Confirmations-Patente versehen ist, Unserer allerhoͤchsten Genehmigung. che Versammlung in jedem Herzogthume Abgeordnete fuͤr die Geistli⸗

chen und fuͤr Unsere Kielische Universitaͤt beiwohnen, die wir aller— gnaͤdigst ernennen werden. 5. 4. Mit Ruͤcksicht auf die im 8. 2B ent⸗ haltenen Bestimmungen, werden Wir die Entwuͤrfe solcher allge⸗ meinen Gesetze, welche Veraͤnderungen in Personen- und Eigen⸗

thumsrechten und in den Steuern und oͤffentlichen Lasten zum Ge⸗ genstande haben, soweit sie ein Herzogthum allein angehen, der staͤn⸗

dischen Versammlung dieses Herzogthums, soweit sie aber beide Herzogthuͤmer betreffen, beiden staͤndischen Versammlungen der Her⸗ ? S. 5. Die staͤndische Ver⸗ sammlung fuͤr jedes Herzogthüm kann nicht nur in Ansehung der zu ihrer Wirksamkeit gehörigen Gegenstaͤnde Antraͤge, sondern auch Bitten und Beschwerden, welche auf das spezielle Wohl und Inter⸗ esse des ganzen Herzogthums oder eines Theiles desselben Beziehung haben, anbringen, und Wir werden uͤber solche, wie uͤber diejenigen

zogthuͤmer zur Berathung vorlegen lassen.

Punkte, die Wir ihnen zur Berathung vorzeigen lassen, Unsere Be—⸗ chluͤsse ertheilen. 5. 6. Die Kommungl-Angelegenheiten in jedem Herzogthume wollen wir unter Vorbehalt Unserer Aufsicht und Ge⸗ nehmigung den Beschluͤssen der staͤndischen Versammlung uͤberlassen, wie derselben denn auch die Befugniß beigelegt seyn soll, die Re⸗ partition der in jedem Herzogthume zu entrichtenden nicht bereits gesetzlich regulirten Anlagen uͤber die kontribuirenden Distrikte selbst zu beschaffen und Art der Vertheilung zu bestimmen; bei⸗

des jedoch unter Vorhchalt, Unsexer zu bewirkenden Geneh⸗ migung. 5. J. Die staͤndische Versammlung fuͤr jedes Herzog⸗ thuüm tritt zusammen, wenn Wir selbige einberufen. Die⸗

ses wird regelmaͤßig jedes zweite Jahr geschehen, außerordentlich aber, so oft Wir es fuͤr noͤthig finden. Die Dauer der staͤndischen Versammlung fuͤr jedes Herzogthum wollen Wir immer den Um⸗ staͤnden nach bestimmen und danach der Versammlung die Aufhe⸗ bung derselben ankuͤndigen lassen. S. 8. Zur naͤheren Regulirung der staͤndischen Verhaͤltnisse in jedem Herzogthume und uͤber das Verfahren bei den Wahlen und in den staͤndischen Versammlungen, wollen Wir fuͤr jedes Herzogthum besondere Vorschriften erlassen. In denselben werden Wir auch Unsere Allerhöchste Entschließung uͤber die Zahl der verschiedenen Abgeordneten fuͤr jedes Herzogthum eroͤffnen. Ehe Wir aber in Ansehung des sonstigen Inhalts der Uns zu solchen Vorschriften vorzulegenden Entwuͤrfe ÜUnsere end- liche Allerhoͤchste Resolution ertheilen, sollen daruͤber erfahrne Maͤn— ner aus beiden Herzogthuͤmern vernommen und zur Berathung zu⸗ gezogen werden. Auch werden Wir, wenn Wir kuͤnftig in diesen befonderen Gesetzen Abaͤnderungen als wohlthaͤtig und nuͤtzlich er⸗ achten wuͤrden, diese nur nach vorgaͤngiger Berathung mit den Staͤnden jedes Herzogthums treffen. Urkundlich :e. Kopenhagen, den 29. Mai 1831. Feeder, Moltke. Rothe. Hammerich. Höbp. Lang heim. Thomsen. Reventlow-Criminil. p o 1e n.

Aus dem Russischen Hauptquartier Kle— czewo vom 4. Juni. Am Morgen nach der Schlacht von Ostrolenka, also am 27. Mai, waren dem Feinde Kosaken ge— folgt. Mittags erhielt der General Graf Witt den Befehl über die Avant⸗Garde, welche aus der 2ten Grenadier-, der isten In— fanterie⸗Division und einigen Kavallerie-Regimentern gebildet wurde, und rückte nach Rozan. Der Feind räumte diesen Ort, so wie später Pultusk und Sierozk, ohne Widerstand, ging über den Fluß und zerstörte die Brücken. Am 2ssten rückte General Graf Pahlen mit dem 1sten Corps gegen Myszyniez, um dem in Lomza zurückgebliebenen Gielgudschen Corps von angekblich 6000 Mann den Rückzug abzuschneiden, den es nach der ange— nommenen Vermuthung über die Skwa und Omulew zu neh— men suchen würde. Diesem gegenüber stand der General Sacken mit 6 Bataillonen, einigen Hundert Kosaken und 2 Batterieen. General Gielgud räumte Lomza am 27sten, zerstörte die dortige große Brücke und wandte sich nördlich, drängte den General Sacken zurück und ging in raschen Märschen bis Augustowo vor. Am 31sten brach General Kurutta mit den beiden Infanterie— Regimentern des abgesonderten Garde-Corps, der dazu gehörigen Artillerie und dem Grodnoschen Garde-Husaren-Regiment nach

Lomza auf; die beiden anderen Kavallerie-Regimenter dieses Corps

waren schon früher nach Bielsk detaschirt worden. Am 1. Juni brach der Feldmarschall von Ostrolenka nach Rozan auf; der Großfürst Michael rückte mit der Garde nach Glinki. Am 2ten blieb das Hauptquartier stehen, am Zten rückte es nach Magnieszewo. Die Garde folgte, das Hauptquartier des Großfürsten ging nach Makow und General Pahlen mit der 1sten und Zten Division und mit einer Grenadier-Division in die Gegend von Prasznyc, so daß gegenwärtig die Armee zwischen Pultusk, Praszuyc und Rozan steht. Heute am 4ten rückt das Hauptquartier des Feld— marschalls nach Kleczewo, nahe bei Pultusk, vor. Von der Cholera ist die Russische Armee nunmehr als gänzlich befreit an— zusehen. In Lomza haben sich noch einige Krankheitsfälle er— geben.

—— Aus einem Privat-Schreiben von der Rus— sischen Armee. Zu unserer größten Verwunderung lesen wir in dem Polnischen offiziellen Bericht über die Schlacht von Ostrolenka die Angabe, die Polnische Armee habe am 26sten das Schlachtfeld behauptet, die Russische sich aber am Abend auf das linke Ufer der Narew zurückgezogen. Die völlige Unrichtig— keit dieser Behauptung geht aber aus Nachstehendem vollständig hervor: „Zu Ende des Gefechts befanden sich folgende Truppen auf dem rechten Narew-Ufer: General Martinoff mit dem Astrachanschen und Souwaroffschen Grenadier-Regiment; General Berg mit dem Ekaterinoslawschen Grenadier- und Zten Kara— binier-Regiment; General Manderstern mit der 1sten Division vom 1sten Corps; und der Feldmarschall, welcher sich ebenfalls in Person daselbst befand, zog beim Einbruch der Nacht, und als das Gefecht schon völlig beendigt war, anstatt die das linke Ufer zurückzunehmen, noch die 2Tte Garde-Division und vom 1sten Corps noch einige Kavallerie⸗Regimenter auf das rechte Ufer herüber.“

Warschau, 9. Juni. Ehe die Landboten-Kammer in ihrer Sitzung vom Ilsten v. M. zur Tagesordnung schritt, ersuchte der Landbote Graf Fohann Ledochowski um das Wort und machte den Antrag, daß eine Deputation an den Ge— neralissimus und die Armee abgesandt werde, um ihnen im Na— men der Nation zu erklären, daß sie sich deren Dankbarkeit er— worben hätten. Diesen Antrag nahm die Kammer, ohne eine Rechtfertigung zu verlangen, einstimmig an und wollte zugleich, daß auch die Senatoren-Kammer befragt würde, ob sie an diesem Beschluß Antheil nehmen wolle. Um den Senat hiervon zu be—

Auch sollen der staͤndischen

Truppen auf

nachrichtigen, bezeichnete der Marschall eine Deputation, bestehend aus den Landboten Swidzinski und Slubizki, und als diese ih— ren Auftrag erfüllt hatten, kehrten sie mit der Nachricht zurück, daß der Senat sehr gern jenem Vorhaben beitrete und von seiner Seite den Bischof von Lublin, Herrn Dziencielski, den Senator Wojewoden Wodzhnski und den Senator Kastellan Krasinski zu der Deputation ausgewählt habe, nur wünsche er, daß man sich vorher über die dem Generalissimus zu überreichende Adresse ver= ständigen möchte, um dieser Botschaft, welche gewiß die Aufmerk— samkeit von ganz Europa auf sich ziehen werde, mehr Feierlichkeit zu verleihen. Die Landboten-Kammer theilte die Meinung deg Senats, und demzufolge bezeichnete der Marschall, sowohl zur Berathung hinsichtlich der Adresse, als um sich vereint mit den vom Senat abgeordneten Mitgliedern zum Generalissimus zu begeben, eine Deputation, bestehend aus den Repräsentanten Graf J. Ledo— chowski, Graf G. Malachowski, Ziemienzki, Swirski, K. Witkowsk, Zwierkowski, Zaleski und Bykowski. Im ferneren Verlauf der Siz⸗ zung beschäftigte sich die Kammer mit einem von den Kommissionen vorgelegten Gesetz-Entwurf über Reglements-Angelegenheiten.

matische Gegenstände so, wie es das Projekt beabsichtigte, von der Kommission für die administrativen und organischen Ange— legenheiten oder durch eine besondere diplomatische Kommission

erledigt werden sollten. Für Bildung einer abgesonderten diplo— matischen Kommission stimmten mehrere Deputirte, und Hert Krhysinski meinte, daß dieselbe, um der erforderlichen Geheim— haltung ihrer Geschäfte willen, nur aus 5 Mitgliedern, nämlich 2 Senatoren und 3Landboten, gebildet werde. Mehrere Mitglieder waren der entgegengesetzten Meinung, indem sie auseinandersetzten, daß es dem Reichstage gar nicht gezieme, sich in die dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten anvertrauten Geschäfte zu mischen; daß diese Geschäfte ihrer Natur nach geheim gehalten werden müßten; daß der Beruf der Reichstags-Kommissionen nur darin bestehe, Projekte und Rechnungen in Untersuchung zu ziehen, und daß, was das Departement der auswärtigen Ange—

legenheiten anbetreffe, die abzuschließenden Traktate die diesem

Departement zugehörigen Projekte seyen, mit diesen allein also die Reichstags-Kommisstonen sich zu beschäftigen hätten; daß endlich eine Einmischung einer besonderen diplomatischen Kom—

mission in die Ministerialthätigkeit gewissermaßen den Minister der

auswärtigen Angelegenheiten von der auf ihm lastenden Verantwort— lichkeit befreien würde. Hierauf erwiederte der Deputirte Krysinski, es seh keinesweges seine Meinung gewesen, daß die diplomatische Kommission, deren Nothwendigkeit er behauptet, in die Geschäfte des Ministers sich einmischen solle, sondern nur aus Rücksicht auf die jetzige Lage Polens und auf die nichtigen Wirkungen, welche die Thätigkeit der diplomatischen Abtheilung bis jetzt zeige, habe er es für dringend nothwendig gehalten, alle Kräfte und Fähigkeiten zur Erreichung des erstrebten Ziels zu vereini— gen. Die Majorität der Kammer erklärte sich jedoch gegen den Antrag des Deputirten Krysinski.

Seit dem 4ten d. M. bis gestern fanden keine Reichstags— Sitzungen statt, indem sich die Kommissionen während dieser Zeit mit Untersuchung des vom Landboten Ledochowski einge— reichten Projekts über eine Regierungs-Veränderung beschäftig— ten. Nach langen Verhandlungen entschieden die Kommissionen sich endlich dafür, daß eine Veränderung durchaus nothwendig sey, und daß die Regierung einem Einzigen übergeben werden solle. Die Staats-Zeitung begleitet diese Nachricht mit fol— genden Bemerkungen: „Bei den Berathungen der Kommissio— nen wurde unter Anderem der Vorschlag gemacht, entweder die ganze Regiernngs-Gewalt dem jetzigen Präsidenten der Natio— nal-Regierung, Fürsten Adam Czartoryski, zu libergeben, oder den Fürsten Ezartoryski zum Präsidenten ohne Verantwortlichkeit, mit dem Titel Statthalter, und Herrn Vincenz Niemojowski zum ver— antwortlichen Vice-Präsidenten, der die Verordnungen unterzeich— nen solle, zu ernennen, und den Generalissimus zur Entscheidung über Militair-Angelegenheiten hinzuzuziehen, wahrend außerdem der Vice⸗-Präsident im Minister-Rath den Vorsitz führen und die Minister vom Reichstage erwählt werden sollen. Aus die sem Allen soll Einig— keit und Energie hervorgehen! Endlich trug der Graf Gusteaäv Malachowski, ehe noch das Projekt redigirt worden war, darauf an, dasselbe zuerst dem Senat vorzulegen, worüber die Kommis— sionen - vorgestern debattirten. In der That, es wäre mehr Hoff— nung vorhanden gewesen, daß dieses legislative Monstrum im Senat durchgehen würde, als in der Landboten-Kammer. Die⸗ ser Vorschlag gelang jedoch nicht; die Kommissionen entschieden, daß das Projekt zuerst in die Landboten-Kammer gebracht wer— den sollte. Man muß hoffen, daß auch die beabsichtigten Ver— änderungen, welche der allgemeinen Sache nur schädlich seyn können, nicht gelingen werden; die öffentliche Meinung spricht sich zu deutlich aus.“ Der Warschauer Kurier sagt in derselben Beziehung: „Seit einigen Tagen sind in Warschau die ver— schiedensten Gerüchte über eine Regierungs-Veränderung imlimlauf. Die aufrichtigen Vaterlandsfreunde wünschen, daß dieser Umstand nicht der Anlaß zu Entzweiung der Gemüther werde. Wie sehr jedoch auch die Meinungen getrennt sind, so beruhigt die Gewißheit doch

alle eifrige Polen, daß ein Jeder, wenn auch auf verschiedene Weise, nach Unversehrtheit der Bürger-Freiheiten und nach Be⸗ Mögen sich also unsere Feinde Wir werden uns Alle zur Vertheidi—⸗

glückung aller Einwohner sirebt. nicht vor der Zeit freuen.

In der S der wurde endlich, nachdem dem Kriegs-Minister vorher noch ein Kredit von 14 Millionen bewilligt worden war, der Gesetz-Ent— wurf hinsichtlich einer Regierungs-Veränderung von den Kom— missionen vorgelegt, wonach die Regierungs-Gewalt einem Ein— zigen, unter dem Titel eines Statthalters, übertragen werden soll; die Diskussion darüber aber verschob man noch bis zur nächstfolgenden Sitzung.

Im Waxrschauer Kurier heißt es: „Ueber die Kriegs— Operationen ist noch keine sichere Nachricht in der Hauptstadt angelangt. Vom Feldmarschall Diebitsch sind verschsedene Ge— rüchte im Umlauf; die Einen sagen, er wolle persöunlich die Lit— thauischen Insurgenten in Schrecken setzen, die Anderen, es seh seine Absicht, sich Warschau zu nähern. Ferner hat sich am 6ten d. M. das Gerücht verbreitet, daß die Insurgenten, mit dem General Chlapowski vereint, in Brzese eingerückt seyen und dort ein bedeutendes Artillerie- Depot vorgefunden hätten; doch ist keine offizielle Meldung darüber eingegangen. Man sagt auch, daß General Gielgud jenseits Rahgrod sehr vortheilhaft mit dem Sackenschen Corps gekämpft habe. Mehrere Einwohner von Plozk, welche die Annäherung des Feindes fürchten, haben diese Stadt verlassen und sich über die Weichsel geschifft. Das Entlassungs⸗Gesuch des bisherigen Finanz⸗Ministers Herrn Bier— nazki ist im Druck erschienen; er giebt darin die Gründe an, welche ihn bewogen haben, dieses wichtige Amt zu verlassen, und am Schlusse erklärt er, daß er dasselbe so lange verwalten werde, bis ihm ein Nachfolger ernannt sey. Noch ist es nicht bekannt,

Die Haupterörternngen wendeten sich um die Fragen, ob diplo⸗

Landboten-⸗-Kammer

r das Finanz-Ministerium übernehmen wird; es heißt, der stellan Dembinski; Andere wünschen, daß Raimund Rem—⸗ nski nach Polen zurückkehren und dieses wichtige Amt an⸗ men möge; noch Andere sagen, der Staatsrath Murawski r Herr Dominikus Krasinski würden es erhalten. Der eißene Bericht über die Schlacht bei Ostrolenka ist uns noch Ft mitgetheilt worden.“ Die Warschauer Zeitung meldet: „Der General, Graf ukowlezki, hat bereits die verlangte Dimission als General der fanterie erhalten und beabsichtigt, in kurzem die Hauptstadt verlassen. Der neue Gouverneur von Warschau ist noch nicht kannt. Mehrere Generale, denen dieses beschwerliche Amt an— dten worden ist, haben es abgelehnt.“

In der Deutschen Warschauer Zeitung befindet sich die perbürgte Nachricht, daß die Russen vor einigen Tagen die adt Lublin geräumt hätten.

Dasselbe Blatt theilt den Anfang einer Bekanntma—

ng. der Polnischen Regierung mit, wonach diese, auf Grund

Reichstags-Beschlusses vom 29. Januar d. J., eine Anleihe 60 Millionen Gulden unter dem Titel „Polnische Subsi⸗— n eröffnen will, deren Sicherheit auf alle Staatsgüter und das gesammte National-Vermögen des Königreichs Polen in sei⸗ ganzen Ausdehnung begründet werden soll. Die Negociation ser Subsidien, innerhalb und außerhalb des Landes, ihre Ver⸗ fung und Tilgung soll der Polnischen Bank anvertraut wer— j. Die Staatsschulden⸗Tilgungs-Kommission, aus Mitglie⸗ n beider Reichstags-Kammern bestehend, soll über Alles wa— n, was auf das Interesse der Gläubiger Bezug haben kann. sollen 100,000 Obligationen, eine jede zu 600 Fl., ausgestellt rden. Um diese Subsidien zu sammmeln, soll die Polnische nk in allen größeren Städten innerhalb und außerhalb des andes Subseriptionen eroͤffnen. Der Subskribent soll verpflich— seyn, ein Viertheil des Werths der angebotenen Subsidien Aufgeld zu erlegen, den Rest aber in 6 gleichen Raten am n jedes Monats, vom 1. Juli ab bis zum 1. Dezember, zu len. Wer ein größeres Aufgeld zahlt, soll eine entsprechende jahl von Obligationen sogleich dafür erhalten. Diejenigen, iche die subskribirte Summe schon vor Ablauf des obigen Ter— 1s erlegen, sollen eine Vergütigung von J pCt. monatlich für gejahlten Summen empfangen. Zu jeder Obligation soll ein winn gehören, der innerhalb der ersten 6 Jahre am 15. Mai 6 Jahres durch Verloosung bestimmt werden und dem In— er der zu der Obligation gehörigen Prämie am darauf fol— den 1. Juli in Warschau ausgezahlt werden soll. Die Prämien sol— in zwei gleiche Hälsten, a und h, getheilt und von den Eigenthümern h abgesondert von den Obligationen verkauft werden können. Nach lauf von 6 Jahren, nämlich vom Jahre 1838 ab, sollen die zenthümer der Obligationen gegen Zurückgabe der Zins⸗-Coupons am Huli jedes Jahres 4 pCt. Zinsen erhalten, bis die Nummern durch

vom 15. Mai 1838 an 25 Jahre hindurch bis zum Jahre zz vorzunehmende Verloosung getilgt und zu dem Nominal— rth ausbezahlt seyn werden. Die Staats-Zeitung sagt: „Bis jetzt ist noch kein er General-Gouverneur für die Hauptstadt gewählt, und dieses nt wird interimistisch von dem Vice-Gouverneur Hrn. Kaminski waltet. Es heißt, daß zu dieser Stelle entweder General ttis oder General Graf Ledochowski, Kommandant der Fe— g Modlin, berufen werden soll. In diesen Tagen waren der beunruhigende Gerüchte im Umlauf, daß nämlich mehrere sonen mit Gewalt die Suspension der Preßfreiheit verlang— oder auch eine solche Einschränkung derselben, daß es mur R Vermögenderen gegen eine Caution von 18,000 Fl. erlaubt n solle, ein öffentliches Blatt herauszugeben. Es ist endlich t, daß die Kammern dieser Ungewißheit ein Ende machen. it einigen Tagen spricht man von sehr vortheilhaften Gefech— der Litthauischen Insurgenten in Verein mit General Chla— ski gegen die Russen. Man behauptet, die Insurrection e sich bis Brzese ausgedehnt. Am ten d. M. der bei Ostrolenka verwundete und in Folge seiner Wunden storbene Oberst Kierwinski beerdigt. Die Nachrichten aus lizien über den Aufstand in Podolien sind sehr wider— ichend. Jetzt wird wieder gemeldet, daß die Jusurgenten die ssischen Gränztruppen bei Satanow überwältigt hätten, daß tanow von den Ersteren besetzt sey, und daß die Russen, un— denen sich über 10 Offiziere befänden, nach Tarnopol in Ga— n ihre Zuflucht genommen hätten. In dieser Gegend soll erfahrene, kühne und tapfere Capitain Nyko, der sich in War— hu während der Revolution auszeichnete, die Insurrection en. An der Gränze ging auch das Gerücht, daß einer unse— Generale persönlich in Podolien angelangt sey; dies glauben jedoch nicht. Es ist hier eine auf die gegenwärtigen Ver— tnisse bezügliche Karrikatur erschienen; eine Hand nämlich hält Scepter; auf ihren fünf Fingern befinden sich die 5 Regie⸗ gs-Mitglieder; von der Seite haut ein Säbel vier von den gern ab, und nur der Daum bleibt unangetastet. Von J. Bandtkie ist ein sehr fleißig ausgearbeltetes und für die unde des vaterländischen Rechts sehr nützliches weitläuftiges Ik in dto unter dem Titil: Jus Polonicum, codicibus vete— s manuscriptis et editionihus quibusque collatis, erschie— Die Polnische Inrisprudenz verdankt diesem gelehrten De— der Warschauer Universität schon mehrere Werke dieser Art.“

P

Im Oesterreichischen Beobachter liest man: „Nach⸗

ten von der Galizischen Gränze vom 1. Juni zufolge, war Kaiserl. Russische General Rüdiger bereits mit seinem gan⸗ Corps in die Lubliner Wojewodschaft eingerückt, befand sich 31. Mai in Tomasßow und sendete Streifparteien aus. Schreiben aus Krakan vom 2. Juni Morgens meldet: General Uminski soll vom Kommando entfernt worden seyn. Grund hiervon wird in Warschauer Briefen angegeben: Ge— Uminski habe die ausdrückliche Bestimmung gehabt, den marschall Grafen Diebitsch durch unaufhörliche und heftige friffe glauben zu machen, daß die ganze Polnische Armee ge— vartig sey, um den Generalissimus Skrzhnezki zu seiner Ex— lion nach Tykoein mehr Zeit gewinnen zu lassen. Statt m habe es General Uminski bei einigen schwachen Angriffen enden lassen, wodurch der Feldmarschall in den Stand gesetzt den sey, das Manöver des Polnischen Ober-Befehlshabers wahrzunehmen, als solches nach des Letzteren Berechnung e geschehen sollen.““

Von der Polnischen Gränze, 10. Juni. Wenn h nach einigen Nachrichten die Russische Armee noch bei an steht, so lassen doch mehrere in Warschau eingegan— Notizen glauben, sie sey im Begriff, bei Plozk und zugleich hulawy über die Weichsel zu gehen. Von den Generalen lgud und Chlapowski sind keine neuere Nachrichten einge— hen, und es muß daher der Bestätigung der bereits erwähn⸗ Gerüchte noch entgegengesehen werden. Die Regierungs— nderung in Warschau sollte heute ausgesprochen werden.

wurde

1047

Von der Litthauischen Gränze, 7. Juni. Nachrichten aus Gielgudischken zufolge, war . . 53 Mann starke, zu dem Corps des General Gielgud gehörende Ab⸗— theilung Polnischer Truppen angekommen und wird daselbst über die Memel gehen. Eine zweite eben so starke Abtheilung will, dem Vernehmen nach, bei Wilzki und eine dritte oberhalb Kauen diesen Fluß passiren. Das ganze aus Kalwary kommende Corps des Generals Gielgud scheint demnach aus g000 Mann zu be— stehen. In Ermangelung von Pontons und anderen Brücken bedient sich dasselbe, um auf jenen Punkten über den genannten Fluß zu kommen, der Hohflöße, die mit starken Bohlen belegt werden, eine Einrichtung, die man für alle Truppen⸗-Gattungen sicher genng erachtet. Die früher schon in jenen Gegenden befindlich gewesenen Insurgenten-Haufen, als deren Anführer wiedernm der Major Puszet (oder Puscheit) genannt wird, und der jetzt in der Gegend von Prenn stehen soll, suchen sich sämmtlich dem General Gielgud anzuschließen, und es scheint, da, dem Verneh— men nach, ein Russisches Corps unter dem General Saß die Polen zu erreichen sucht, hier bald zu einem ernsten Gefechte kommen zu wollen.

Deutschland.

Weimar, 9. Juni. Heute Nachmittags 5 Uhr ist Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen im Höchsten Wohlseyn zu einem Besuche am hiesigen Großherzoglichen Hofe auf der Sommer-Residenz Belvedere angekommen.

Leipzig, 9. Juni. Gestern früh geruhte Se. Königl. Ho— heit, der Prinz Johann, den Exerzier-Uebungen der hiesigen Kommunal-Garden (16 ECompagnieen zu Fuß und eine Eskadron zu Vferde) beizuwohnen. Höchstderselbe gab die vollkommenste Zufriedenheit zu erkennen. Kommunal-Gardisten jedes Gra— des, Militair- und Civil-Beamte hatten die Ehre, von Sr. Kö⸗ nigl. Hoheit zur Tafel zugezogen zu werden, vor welcher unmit— telbar auf Höchsten Befehl die Kommunal-Garde durch Alarm— schlagen unter die Waffen gerufen wurde, bei welcher Gelegen— heit sie abermals ihren Eifer für treue und rasche Ausführung des Dienstes bewährte, wofür Se. Königl. Hoheit neuerdings den höchsten Beifall zu erkennen gab und Abschied von den Compagnieen nahm, welcher durch ein einstimmiges Hurrah er— wiedert wurde. Abends begab sich Se. Königl. Hoheit in das Theater und verließ heute früh, gegen 8 Uhr, begleitet von den heißen Segenswünschen sämmtlicher Einwohner, unsere Stadt, um die Reise über Borna, Rochlitz, Penig und Chemnitz nach Dresden fortzusetzen. In sämmtlich genannten Städten wer⸗ den die daselbst errichteten Kommunal-Garden von Sr. Königl. Hoheit gemustert werden.

„Zu den mancherlei ungereimten Gerüchten der heutigen Zeit“, sagt die Leipziger Zeitung, „hat sich seit einigen Tagen auch das gesellt, daß Oesterreichische Truppen des nächsten Sachsen besetzen würden. Die Sache verdiente keiner Erwäh— nung, wenn nicht, wunderbarer Weise, die Möglichkeit eines solchen Ereignisses hier und da Glauben fände und somit Be— sorgnisse erweckte. Daß alles darüber Erzählte unwahr und er— dichtet ist, kann mit Bestimmtheit versichert werden.“

Braunschweig, 8. Juni. Se. Durchlaucht haben geruht, den bisherigen Ministerialrath und Hof-Jägermeister Grafen von Veltheim, den bisherigen Ministerialrath von Schleinitz und den bisherigen Ministerialrath Schulz zu Geheimen Räthen zu er— nenn n.

Giessen, 5. Juni. Die hiesige Universität hat durch den gestern erfolgten Tod des Großherzoglich Hessischen Prälaten und geistlichen Geheimeraths, Professor Dr. Johann Ernst Christian Schmidt, berühmt als Schriftsteller, namentlich im Fache der Kirchengeschichte, einen unersetzlichen Verlust erlitten. Er war 1772 geboren und wirkte seit 1793 segensvoll an der hiesigen Universität.

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Das Journal des Débats enthält folgendes Privat— schreiben aus Rom vom 23. Mai: „Ich sende Ihnen anliegend die Kopie eines Schreibens des Kardinals Bernetti an den Fran— zösischen Botschafter, woraus hervorgeht, daß im Roömischen Staate nicht ein Individuum mehr wegen politischer Vergehen gefangen sitzt, mit Ausnahme der Anstifter des Aufstandes, der während des Römischen Karnevals ausbrach, über die in der nächsten Woche das Urtheil gefällt und die sodann begnadigt werden sollen. Es ist keine Härte begangen, und nicht eine Obole Werthes ist in einem Lande konfiscirt worden, wo diese Strafe dem gemeinen Rechte angehört. Allerdings befinden sich viele Ausgewanderte im Auslande; wenn sie aber heimzukehren wün— schen und die von ihnen verlangten Versprechungen geben, so werden alle oder doch beinahe alle bald zurückkehren können. Nachstehendes ist das oben erwähnte Schreiben des Kardinals Bernetti:

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Der Kardinal Pro⸗Staatssecretair kann dem ausgezeichneten Interesse, welches Ew. Excellenz unausgesetzt für die Ruhe der Staaten des heiligen Stuhles beweisen, nicht besser entsprechen, als indem er fortfährt, Ihnen die weiteren Maaßregeln mitzu— theilen, durch welche die Päpstliche Regierung sich bemüht, einer Störung dieser Ruhe vorzubeugen, und denen, die eine solche ver— suchen möchten, jeden Vorwand dazu zu nehmen. Die im Edikt vom 30. April ausgesprochenen Maaßregeln der Mäßigung und Milde haben bereits in der ganzen Ausdehnung dieses Staates ihre Wirksamkeit geäußert, die Provinzial-Behörden haben, den ihnen übersandten Befehlen gemäß, alle wegen hervorstechender Theilnahme an den letzten Unruhen verhaftete Personen in Frei⸗ heit gesetzt; keine neue Verhaftung hat stattgefunden, einige In⸗ dividuen der niedrigsten Klasse abgerechnet, die sich in den letz⸗ ten Tagen neuer Vergehen gegen die Ordnung und öf— fentliche Ruhe schuldig gemacht haben. Mit der morgenden Post werden neue Instructionen abgehen, nach deren Inhalt die Amnestie buchstäblich vollzogen und die Gnade des Souverains nicht durch Auslegungen beschränkt werden soll. Pro⸗Staats⸗Secretair hat sich beehren wollen, Ewr. Excellenz hiervon Mittheilung zu machen, um Sie in Stand zu setzen, ge— legentlich die Gerüchte zu widerlegen, die von den erbitterten Feinden dieser Regierung zum Hohn der Wahrheit unaufhörlich verbreitet werden. Der Unterzeichnete wiederholt Ewr. Excellenz n.,. C. Bernetti.“

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Die Schlesische Zeitung meldet aus Belgrad vom 27. Mai: „Wir haben Briefe aus Monastir vom 11Iten d. er⸗ halten. Nach diesen ist der Groß-Wesir nach den glänzenden Siegen über die Rebellen wieder in gedachte Stadt zurückgekehrt. Es ist dies eine Folge der in Unter-Albanien neuerdings ausge⸗ brochenen Unruhen, an deren Spitze der Seliktar Poda steht, welcher sich bei den früheren Aufständen schon durch eine zwei⸗ deutige Rolle bekannt machte und nur durch seine zuvorkom⸗

Der Kardinal⸗

mende Unterwerfung das letztemal der verdienten Strafe ent ing. Diese Unruhen sind keinesweges unbedeutend und erstrek⸗ en sich von Janina bis Gortza, einige Meilen von Monastir; von allen Orten strömen Banden von Unzufriedenen der Stadt Gortza zu, wo ste sich unter dem Befehle des Seliktar Poda versammeln. Dieser hat auch seinen Wohnsitz unweit Gortza in Vertheidigungsstand gesetzt und verproviantirt, entschlossen, sich im schlimmsten Falle da einzuschließen und bis auf den letzten Mann zu halten, indem er wohl einsteht, daß er nun keine Be⸗ gnadigung mehr zu hoffen hat. Mustapha Pascha von Sku⸗ tari steht bei Pesreni und beobachtet den Pascha von Skopia. Wo Karapheys Oglu sich nach der von dem Sohne unseres Pa⸗ scha's erhaltenen Schlappe hingewendet hat, ist nicht bekannt.“ Dasselbe Blatt berichtet unter Triest, vom 31. Mai: „Briefe aus Korfu von neuexrem Datum bestätigen den Wieder ausbruch der Insurrection in Albanien, so wie auch, daß der Groß⸗Vesir nach Monastir zurückgekehrt sey. Nachdem er die zum Gehorsam zurückgekehrten Paschas von Skopia, Wrana und Leskowacg, ihre Kinder und Verwandten als Geifeln abge⸗— führt hatte, erhielten diese den Befehl, gegen die Insurgenten in Unter-Albanien zu marschiren. Aus Skutart schreibt man, daß 12000 Besniaken auf dem Wege nach Pesreni, um zu Mustapha Pascha zu stoßen, bereits in Gatzko angekommen seyenn. Der Pascha von Salouichi hat, wie man von dort ,. 66 6 sg mehrere 1000 Mann starkes in . ordringendes Corp riechen zwei Paschas mit beträchtlichen 2 . ö n ö In der Agramer Zeitung liest man Folgendes vonder Bosnyischen Gränze: „Der von den . Rebellen vor⸗ gehabte Ausmarsch ist am 17. Mai wirklich erfolgt, demnach sind auch die Kontingente der Capitaine von Gradächacz, Teschan, Tusla, Maglaj und Dervent zu dieser Zeit aufgebrochen und hatten sich am linken Drina⸗Ufer (Scheidungs⸗Gränze zwischen Bosnien und Servien) aufgestellt und von dem Servischen Fürsten Milosch Obrenovich den Durchzug nach Albanien ver⸗ langt, welcher von diesem jedoch mit dem Bedeuten verweigert wurde, daß er seine Treue für die Pforte auf diese Art keines⸗ weges kompromittiren wolle und könne, jedoch zur Vermeidung eines feindlichen Einbruches die angesuchte Verpflegung der längs Serviens Gränze marschirenden Truppen nicht verwelgern wolle, worauf der Marsch längs der Drina fortgesetzt und der allge— meine Versammlungsplatz zu Vishegrad, wo bereits der Wesir von Bosnien nebst den Sarajevoern eingetroffen ist, bestimmt wurde, von wo aus dann der weitere Marsch-Plan eingeleitet werden soll. Dem Vernehmen nach, sind die Capitains von Türkisch Croatien abgeneigt, diesem Komplotte beizutreten, und haben bereits dagegen die diesfalls kategorisch abgeforderte Erklä—⸗ rung abgegeben, welcher Umstand in den Plänen der Rebellen einige Verwirrung hervorgebracht zu haben scheint.“

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Berlin, 12. Juni. Aus Köln vom 7. Juni wird ge⸗ schrieben: Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen ist nebst Höchstseiner Familie von der nach Koblenz und Trier unternommenen Reise zurück gestern Abend in erwünschtem Wohl⸗ seyn wieder in unserer Stadt eingetroffen.“ Aus Neuwied (welche Stadt Se. Königl. Hoheit auf dieser Reise am 31. Mai besuchte), Koblenz und Trier melden alle Berichte, daß die Anwesenheit der erlauchten Fürstenfamilie die freudigste Aufre⸗ gung dort hervorgebracht und daß sich überall der reine, unver⸗ kennbare Ausdruck der Liebe, Treue und Anhänglichkeit für Se. Majestät den König und das Königliche Haus bei diefer Gelegen⸗ heit kund gegeben hat. = : s.

Man berichtet aus Koblenz vom 6. Juni: Morgen tref—

fen 1400 Mann Bundestruppen von dem Kontingente von Lippe⸗ Detmold, Holstein-Lauenburg und Waldeck hier ein, um die Be⸗ satzung in Luxemburg zu verstärken; die Quartiermeister sind be⸗ reits hier angekommen.

Am 18. v. M. wurde in Wolgast auf einem, von eini⸗ gen wohlthätigen Bürgern der Stadt geschenkten Grundstücke, der Bau eines städtischen Armen- und Arbeitshauses begonnen, bei welchem sich der mildthätige und jedem guten Zwecke förder— liche Sinn der Einwohner durch ansehnliche freiwillige Beiträge zur Ausführung des Baues bewährt hat.

Im verflossenen Monat sind in den Hafen zu Swine⸗ münde 97 Schiffe und unter diesen 61 Preußische und 12 ge⸗ ballastete eingelaufen, dagegen sind 78 Schiffe, einschließlich 57 Preußischer und 22 geballasteter Schiffe, ausgegangen. Haupt-Einführ-⸗-Artikel bestanden in 5287 Ctnr. Farbeholz, 6693 Tonnen Hering, 4030 Ctnr. Baumöl, 3383 Ctnr. Reis, 2724 Ctnr. Salpeter, 7102 Ctnr. Sirup, 29, 604 Ctnr. Wein und 7677 Ctnr. theils roher, theils raffinirter Zucker. Ausgeführt wurden haupt— sächlich 7108 Kubikfuß Eichen-Schiffsholz und fast 4000 Wispel Getreide und Hülsenfrüchte. Ueberhaupt sind im Monat Mai in sämmtliche Häfen der Provinz Pommern 202 beladene und 58 geballastete Schiffe eingelaufen und 199 beladene und 32 ge— ballastete Schiffe ausgegangen. Der Getreidehandel war beson— ders lebhaft, indem mit jenen Schiffen 289,889 Scheffel Ge— treide, Hülsenfrüchte und Malz größtentheils nach dem Auslande verschifft wurden.

Als Natur⸗Merkwürdigkeit verdient Erwähnung, daß sich in diesem Jahr in Neu-Vorpommern eine ungewöhnliche Anzahl von Störchen eingefunden hat, so daß z. B. in einem ö. wo sich sonst nur einige Paare einfanden, jetzt 29 Paar

orsten.

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Zu der bereits gemeldeten Zahl von Cholera⸗-Kranken in Dan— zig sind bis zum gten d. M. nur 9 neue Erkrankungen und 8 Todesfälle hinzugekommen; die Krankheit scheint daher im Ab— nehmen zu seyn

Auch in Kalisch ist nunmehr die Chelera ausgebrochen.

Von Seiten des Ober-Präsidiums der Provinz Schlesien ist unterm gten d. M. folgende Bekanntmachung erlassen wor— den: „Da, amtlichen Nachrichten zufolge, die Cholera in Gali— zien, vornämlich in Lemberg, um sich greift, so ist für nothwen⸗ dig befunden worden, die gegen das Königreich Polen, das Ge— biet der freien Stadt Krakau und das Königreich Galizien be⸗ reits bestehende Sperre, so lange, als nicht unbedingt die Ueber—⸗ zeugung feststeht, daß Kaiserlich Oesterreichischer Seits sowohl gegen Rußland und Polen als zur Absperrung von Galizien gegen die übrigen Kaiserlich Königlichen Staaten vollkommen genügende Schutzvorkehrungen getroffen sind; nunmehr auch ge⸗ gen Oesterreichisch Schlesten, Mähren und Böhmen eintreten zu lassen. Es verbleibt zuvörderst dabei, daß, wie dies schon bisher der fortwährenden Rinderpest halber angeordnet gewesen ist, Rind⸗ vieh und Wollenvieh, ingleichen giftfangende Waaren, als na⸗ mentlich Bett⸗ und Schreibfedern, Pferde⸗ und Kuhhaare, Flachs, Hanf, rohe Häute und Felle, Leder, Juchten, Pelzwerk, Segel⸗

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