lands nicht in demselben Verhältnisse stände, wie der Herzog von Nemours zu dem Beherrscher Frankreichs. Dieser Umstand müsse auch die Besorgnisse der Franzosen, daß England irgend einen besonderen politischen oder kommerziellen Vortheil aus der Thron⸗ besteigung des Prinzen ziehen könne, verscheuchen,
In ihrem neuesten Blatte sagt die selbe Zeitung: „Es scheint, daß das Belgische Arrangement, wenigstens für jetzt, fehlgeschlagen ist. Die dem Prinzen Leopold unter besonderen . angebotene Krone ist von 23. nicht angenommen worden. Die Belgier bieten Dun Prinzen mehr Land an, als ihnen gehoͤrt; deshalb hat der Prinz ihre Krone ausgeschlagen. Die . der großen Mächte erken⸗ nen Limburg uf als zu Belgien gehörend an; die Belgier aber sprechen sich dasselbe eigenmächtig zu und ersuchen den Prinzen Leopold, über diesen vergrößerten Staat zu herrschen. Die Folge davon ist, wie wir bereits erwähnt haben, daß dieser das Anerbieten abgelehnt hat. — Die Belgier haben daher nunmehr einen anderen König zu suchen. Ob sie einen finden werden, wissen wir nicht; aber wir müssen gestehen, daß wir die Kühnheit dessen bewundern würden, der die Krone unter Be⸗ dingungen annehmen würde, denen sich England und Frankreich widersetzen. Die Belgier haben in der That keinen Schritt vorwärts gethan; sie haben bloß den, Prinzen Leopold statt des
erzogs von Nemours gewählt. Die anderen und wichtigen 22 sind im statu quo geblieben. ö ;
Das Schiff „Nautilus“, das Lissabon am 27sten v. M. verlassen hat, bringt die Nachricht mit, daß zwei Französische Fregatten, zwei Korvetten und eine Brigg im Tajo angekommen sehen, wo sie sowohl alle im Hafen befindliche, als alle ankom⸗ mende Portugiesische Fahrzeuge weggenommen hätten. Die Fran= zösische Seemacht sah auch noch einer Verstarkung entgegen,
Ein Privatbrief aus Lissabon erklärt die Weigerung Dom Miguels, der Französischen Regierung Genugthuunng zu geben, daraus, daß er der Meinung sey, er befände sich, nachdem er den Engländern Alles zugestanden, unter dem Schutze dieser Na⸗ tion und brauche sich daher um die Drohungen Frankreichs nicht zu kümmern. Die Times bemerkt dazu, man könne von Lissa— bon her immer auf das Allerseltsamste gefaßt seyn. l
Auf Lloyds wurde heute eine Mittheilung des Englischen Vice⸗Konsuls aus Terceira vom 17. Mai bekannt gemacht, wor⸗ aus hervorgeht, daß St. George, eine der Azorischen Inseln, am 9. Mai von den Truppen der Regentschaft ohne Widerstand ge— nommen worden ist. Der Graf von Villaflor kehrte am 14ten mit seinem Stabe nach Terceira zurück, schiffte sich aber am 16ten mit 150 Mann wieder ein, um, wie man vermuthete, Fa⸗
hal anzugreifen.
Nach Berichten aus Gibraltar vom 16. Mai ist die Verbin⸗
dung mit Spanien wieder hergestellt, da durch das Absenden der Spanischen Flüchtlinge nach Algier der Grund der früheren Ab⸗ brechung hinweggeräumt war. ; .
Nach Briefen aus Rio-Janeiro vom 18. März war die Stadt fortwährend in einem Zustande großer Aufregung. Eine bedeutende Anzahl von Mitgliedern der Deputirten⸗ Kammer hat⸗ te dem Kaiser eine Adresse überreicht, welche, in nicht sehr ehr⸗ erbietigen Ausdrücken abgefaßt, die Schuld wegen der vorgefalle⸗ nen tumultuarischen Auftritte lediglich den Portugiesen zuschrieb, und die Ungestraftheit, welche diesen zu Theil würde, als eine unwürdige Parteilichkeit und als einen argen Mangel in der An⸗ wendung der Gesetze schilderte. Es hatte eine Ministerial⸗Ver⸗ änderung in Rio siattgefunden, aber es waren nur erst zwei Mit⸗ glieder des neuen Ministeriums namhaft gemacht: Gama, frü⸗ her Präsident von Rio Grande, als Justij-Minister, und Gene⸗ ral Moraes als Kriegs-Minister. Die Brastlianischen Papiere fielen auf diese Nachrichten ungefähr 13 pt.
In Merthyr Thdfil in Wales ist es zwischen den Arbeitern, welche in den dortigen Eisen⸗Fabriken beschäftigt sind, und einem Theil des g3sten Regiments zum Handgemenge gekommen. Das Militair war von den Behörden aufgefordert, zum Schutze des Eigenthums und zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Friedens einzuschreiten. Es hatten schon seit Z oder 3 Tagen tumultua⸗ rische Versammlungen der Arbeiter stattgefunden, wo man sich heftig über den niedrigen Lohn und die hohen Preise der Lebens— mittel beklagte. Nachdem Unterhandlungen zwischen den Arbei⸗ tern und den Fabrikherren zu keinem Resultate geführt hatten, ward die Aufruhr⸗Akte verlesen. Der Pöbel aber, statt sich zu zerstreuen, griff das Militair an; er war mit Knitteln und Stöcken bewaffnet und verwundete den Major und mehrere Soldaten. Die Magistrats⸗Personen ermächtigten nun die Sol⸗ daten, Feuer zu geben, wodurch 11 Personen aus dem Volke getödtet wurden. Hierauf zerstreute sich der Haufen, und die Ruhe war vor der Hand wieder hergestellt.
Nord⸗Amerikanische Zeitungen enthalten Nachrichten aus Veracruz vom 11Iten und aus der Hauptstadt Mexiko vom 5ten April. Das Land wird als in einem verhältnißmäßig ruhigen Zustande geschildert. Der Traktat mit den Vereinigten Staaten, der so langen Berathungen unterworfen gewesen, ist endlich von der Mexikanischen Regierung ratificirt worden. Der Gouverneur von Cuba soll vom Könige von Spanien die Voll— macht erhalten haben, eine Unterhandlung einzuleiten, um den Handelsverkehr zwischen Cuba und Mexiko wieder herzustellen. In Wasphington ist noch kein neues Kabinet ernannt. Die ein— zige Ernennung war die des Herrn Livingstone zum Staats— Secretair.
Rieder lande.
Aus dem Haag, 9g. Juni. In der Staats-Courant heißt es: „Aller Anstrengungen ungeachtet, um den Durchbruch im Schelde⸗Deich bei Lillo wieder herzustellen, hat man bis jetzt, des schlechten Zustandes einer Schleuse wegen, noch nicht zum Zweck gelangen können. Man hört indessen nicht mit Maaßre— geln auf, einem vielleicht zu befürchtenden Einsturz aller Mauer— werke und daraus entstehenden Durchbruch eines anderen Deiches zuvorzukommen; die Befehlshaber der Truppen sowohl, als der Bürgermeister des Ortes und die bei den Dammbauten ange— stellten Beamten, wirken vereint auf diesen Zweck hin. Hieraus allein sollte man genugsam abnehmen können, mit wie wenigem Grund die Belgischen Tagesblätter obenerwähnten Durchbruch als eine vorsätzliche feindliche Maaßregel schildern; übrigens dürfte wohl schwerlich Jemand einer eben so böswilligen als ungereim— ten Beschuldigung Glauben geschenkt haben.“
Antwerpen, 7. Juni. Das bei Lillo liegende Holländi— sche Geschwader wurde gestern durch drei Kanonierboote verstärkt; auch das Dampfboot Curagao war dort angekommen. In die⸗ sem Augenblicke befinden sich auf der Rhede von Antwerpen 1 Fregatte, 1 Korvette und 5 Kanonierboote. Das hiesige Journal meldet: „Liefkenshoek wird, wie es scheint, von keiner Ueberschwemmung bedroht; Personen, die von Allem unterrich⸗ tet sind, was in der Umgegend verfällt, und alle Dämme selbst untersucht haben, fanden leine Spur von Beschädigung. Auch scheint das Vergeben, als sey die Schleuse von Pyp⸗-Tabak un—
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terminirt, ungegründet; Personen, die sich dahin begeben hatten, konnten nichts dem Aehnliches entdecken. Im Fall man übri⸗ gens für diese Schleuse, die nur eine halbe Stunde von Austru—⸗ wel entfernt ist, Besorgnisse hegen sollte, könnte man eine starke Wache dorthin senden, die sich in den umliegenden Meiereien einquartieren würde.“ .
Brüssel, 8. Juni. Die auf gestern anberaumt gewesene
Sitzung des Kongresses konnte nicht stattfinden, weil es un— möglich war, die zum Berathen nöthige Anzahl von Mitgliedern zusammenzubringen. Das Bureau beschloß, einen Brief in die Journale einrücken zu lassen, durch welchen die abwesenden De⸗ putirten aufgefordert werden sollen, sich augenblicklich auf ihre Posten zu begeben, weil es von der größten Wichtigkeit sey, sich mit dem Budget und den Finanz-Gesetzen, welche am 1. Juli in Kraft treten müssen, zu beschäftigen. Der Namens-Aufruf ergab die Gegenwart von 77 Mitgliedern, deren Namen öffent— lich bekannt gemacht wurden. Die Herren Vilain Allll., Beyts und H. v. Brouckäre hatten an den Präsidenten ge⸗ schrieben, um den Kongreß von ihrer Abwesenheit in Kenntniß u setzen. , White, Secretair des Lords Ponsonbn, ist heute Mor— gen um 10 Uhr wieder hier angekommen. „Wir wollen hoffen“, sagt der Independant, „daß diese schnelle Rückkehr auf gute Nachrichten deutet.“
Der Regent hat durch eine Verfügung vom 7ten d. ange— ordnet, daß das erste Aufgebot der Bürgergarden in den Pro⸗ vinzen Antwerpen, Ost⸗Flandern, West⸗Flandern, Hennegau, Na⸗ mur, Brabant, Lüttich und Limburg mobil gemacht werde.
Der Independant bemerkt in Betreff der Versetzung des Herrn Tielemans, daß derselbe das Amt eines Gouverneurs der Provinz Antwerpen früher nur ad interim und unter der Be— dingung angenommen habe, daß er später zum Gouverneur der Provinz Lüttich ernannt würde.
Man schreibt unterm 6ten d. von Tournay, daß die Natio— nal-Association dort zahlreich und gut zusammengesetzt sey. Die— selbe habe folgende drei Vorschläge angenommen: 1) eine Pro⸗ testation gegen das Dekret, welches der Wahl des Prinzen von Sach sen-Koburg vorangegangen sey, indem dasselbe dem Grund— Artikel der Constitution widerspräche und die Integrität des Ge⸗ biets aufs neue in Frage stelle; 2) eine Bittschrift zur unmittel⸗ baren Wiederaufnahme der Feindseligkeiten; 3) die Absendung eines Deputirten nach Brüssel, um die Association des Hennegau mit dem Central-Comité in Verbindung zu setzen.
Die St. Simonisten sind nach Lüttich zurückgekommen, und setzen ihre Versammlungen daselbst fort.
Lord Ponsoby hat seine Abberufung erhalten.
ö
Den letzten Nachrichten zufolge, befand sich das Haupt— quartier des General-Feldmarschalls Grafen Diebitsch⸗Sa⸗ balkanski am 283. Mai (9. Juni) noch bei Pultusk. In der Nähe von Wilna hatte man eine hinlängliche Zahl von Truppen konzentrirt; überhaupt erwartete man von den eingeleiteten kräftigen Maaßregeln zur Vereitelung der von den Polen gegen die Russischen Provinzen gerichteten Versuche ein befriedigendes und baldiges Resultat.
Warschau, 9. Juni. Am Zten d. setzte die Landboten⸗ Kammer ihre Berathungen über den Gesetz-Entwurf hin— sichtlich der vorzunehmenden Requisitionen fort, und als die Sitzung schon ihrem Ende nahe war, trug der Landbote Graf Johann Ledochowski darauf an, daß der Reichstag, ohne die Annahme des ganzen Projekts abzuwarten, die Regierung be⸗ vollmächtigen solle, unverzüglich zu Requirirung der im ersten Artikel des Gesetzes bezeichneten Produkte zu schreiten, und zwar deshalb, damit die Besitzer derselben sich nicht beeilen möchten, sie vorher zu verkaufen, wodurch die Armee der Möglichkeit be⸗ raubt werden würde, sich zu erhalten. Da die ganze Kammer einstimmig auf den Vorschlag dieses Landboten einging, so be⸗ zeichnete der Marschall, um dem Antrage vollständige Gültigkeit zu geben, eine aus Herrn Ledochowski und dem Deputirten Dembowski bestehende Kommission, welche denselben dem Senat vorstellen sollte. Nach Verlauf kurzer Zeit überbrachten die Se⸗ natoren Kastellane Malachowski und Wenzyk der Landbo— tenkammer die Entscheidung des Senats, daß er jenem Antrage beistimme, und Herr Wenzhk dankte bei dieser Gelegenheit der Kammer zugleich für das Vertrauen, wovon sie ihm durch seine Ernennung zum Senator einen so deutlichen Beweis gegeben habe. Der von beiden Kammern angenommene Gesetz⸗ Entwurf wurde nun in einen Reichstags-Beschluß des Inhalts verwandelt, daß die Kammern, auf Antrag der National-Regie⸗ rung und nach Anhörung der Reich stags⸗Kommisstonen, um die Ausgaben des Schatzes zu schonen und die Armee aufs schnellste mit Lebensmitteln zu versehen, beschlossen hätten, die National⸗ Regierung zu ermächtigen, für die Bedürfnisse der Armee die in der vorlgen Sitzung näher bezeichnete Quantität von Produkten zu requiriren, wobei es derselben anheimgestellt werde, jede Gattung von Getreide mit einer anderen erwähnten oder nicht erwähnten zu ver— tauschen, wenn es die Nothwendigkeit erfordere, und zwar nach Verhältniß des einer jeden Getreide⸗Art zukommenden Werthes, indem sie jedoch zugleich auf die Bedürfnisse des Grund und Bodens und der Eigenthümer Rücksicht zu nehmen und hinsicht⸗ lich der Mittel zur Entschädigung für die zu requirirenden Pro⸗ dukte sich nach einem später zu erlassenden Reichstags-Beschluß zu richten habe.
Die Sitzung der Landboten⸗-Kammer am ten d. M. begann mit Ablesung einer Adresse des Senats⸗Präsidenten und des beigefügten Protokoll-Auszuges, worin die Gründe enthalten waren, warum der Senat die Meinung der Landboten-Kammer in Bezug darauf nicht theilen könne, daß die Fahnen, welche von Rußland im letzten Türkenkriege erobert und in der Metro— politankirche zu Warschau aufgehängt worden, der Türkei zurück⸗ gesandt werden sollen. Unter diesen Gründen war als der be⸗ deutendste angegeben, daß es in einem Augenblick, wo die Pforte mit Unterdrückung der empörten Paschas beschäftigt sey und sich vielleicht sogar in die Nothwendigkeit versetzt sehen könnte, die Hülfe des Russischen Gesandten, Herrn v. Butenieff, anzuspre⸗ chen, völlig unpolitisch seyn würde, einen Schritt zu thun, der dem Interesse der Türkei selbst zum Nachtheil gereichen möchte. Der Bischof von Plozk hatte sich der Auslieferung der er⸗ wähnten Fahnen an die Türkei deshalb widersetzt, weil er sie als ein Siegeszeichen des Christenthums über den Islam ansah; der Senator Kastellan Lewinski aber hatte behauptet, man habe selbst in gesetzlicher Hinsicht nur das Recht, die besprochenen Fahnen aus dem Heiligthum zu entfernen, in welchem sie auf⸗ gehängt worden, nicht aber dazu, sie den Türken auszuliefern, denn sie wären keinesweges das Eigenthum Polens, sobald dies das ihm von Rußland damit gemachte Geschenk nicht anerkenne. — Hierguf erhob sich der Landbote Ledochowtski nochmals zur Vertheidigung seines Antrages, indem er darstellte, daß allein die
Bereitwilligkeit, welche man durch Auslieferung der von Rußla
eroberten Fahnen gegen die Türkei bezeige, die Pforte ühbn zeugen würde, wie sehr Polen wünsche, in ihr seinen Bundesg; nossen zu sehen. Die Majorität der Kammer theilte jedoch 8 Ansicht des Senats, daß die Auslieferung der Türkischen Fah nen an die Pforte auf eine spätere Zeit verschoben werden müss und daß es jetzt dabei sein Bewenden haben solle, sie aus da Kirche zu St. Johann zu entfernen und die Namens⸗-Chiffg des Kaisers Nikolas überall durch die vereinigten Wappen Pu lens und Litthauens zu ersetzen. Der Antrag des Deputirten Szaniezki, aus dem Sitzungssaal der Landboten-Ka
mer nach dem anstoßenden Schloß-Pavillon eine Thür dur zubrechen, um den Saal zu erweitern, und den Landboten in da Negierungs⸗Gemächern Wohnungen anzuweisen, wurde beseitig
er vom Finanz⸗Minister beauftragt worden, ihr bekannt zu ma chen, daß dieser Minister bereits sein Entlassungsgesuch eingereich habe und daher seinen Platz auf der Regierungsbank nicht meh einnehmen werde. Hierauf beklagte sich der Deputirte Klimon tewiez über die Saumseligkeit, mit der man beim Gießen da Kanonen zu Werke gehe; er wunderte sich, daß, nachdem berei über 6 Monate seit dem Beginn der Revolution verflossen wo ren, doch noch nicht eine einzige Kanone fertig geworden sen und behauptete, daß unter der Kosciuszkoschen Revolution meh Energie in dieser Hinsicht stattgefunden habe; endlich schloß g mit dem Antrag, daß der Polnische Mechanikus Migdalsk, der früher in der Stückgießerei zu Wien gearbeitet um jetzt schoen zur Probe auf eigene Kosten einen Einpfünd— gegossen habe, mit diesem Geschäft beauftragt werden möcht Dleser Antrag veranlaßte einige Diskussionen; unter Anderen wollte der Deputirte Krysinski den Verzug im Gießen de Kanonen und in der Gewehrfabrication dem Wunsch zuschreiben, neue Erfindungen zu probiren; der Landbote Graf G. Malz chowski leitete diesen Verzug daraus her, daß man nicht di zum Kanonengießen nöthige
ken beständen. Die Kammer beschloß daher, den Kriegs-Min⸗ ster auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Nächstdem ci griff der Landbote Graf Johann Ledochowski das Wot, um der Kammer einen Gegenstand vorzutragen, auf den der Ge— neralissimus die Aufmerksamkeit der an ihn abgesandten Depm⸗ tation hingelenkt hätte; er stellte sodann die Gründe dar, welch den Generalissimus bewogen hätten, eine Veränderung in da bestehenden Regierung zu wünschen, wovon die Landboten-Kam— mer bereits in ihrer geheimen Sitzung am 2Zten d. be— nachrichtigt worden, und erklärte ausdrücklich, daß er dit Ueberzeugung theile, daß die National-Regierung in ihrer jetzigen Zusammensetzung den Wünschen und Bedürfnissen der Nation nicht entspreche. Ohne ihr den besten Willen abzu⸗ sprechen, läugnete der Redner doch, daß in den Bestrebungen der einzelnen Mitglieder Einigkeit vorhanden sey, und meinte, daß dadurch eben der Mangel der jetzt so nöthigen Energie entstehe. Als Belag dieser Behauptung führte er an, daß, ungeachtet sich längst schon in der Kammer Mißtrauen gegen den bisherigen Fü nanz-Minister offenbart habe, die National⸗Regierung doch, ent weder aus Gleichgültigkeit, oder weil sie jenen Minister besonder⸗ protegirt, sich nicht beeilt hätte, ihn seiner Pflichten zu entbinden, und es vielleicht bis jetzt noch nicht gethan haben würde, wenn nicht der Finanz⸗Minister selbst seine Entlassung verlangt hätte; ferner, daß die National⸗Regierung der Zügellosigkeit der Press gleichgültig zusehe. Der Redner führte hierbei den Ausspruch
Walter Scotts an, daß die Preß-Freiheit ein wachsamer Hund
sey, der durch sein Bellen den Dieb zurückschrecke, und behau tete, daß man diesem Hunde, wenn er nicht nur belle, sonder
ihn durch noch heftigere Maaßregeln bändigen müsse; dasselbe hätte, seiner Meinung nach, die Regierung kraft des ihr dienen— den Gesetzes hinsichtlich des Preßunfugs schon längst thun sollen, sie habe aber lieber die Sache mit Gleichgültigkeit betrachtet, als daß sie die der Uebertretung Schuldigen zu gerichtlicher Verantwor— tung gezogen hätte. Diese Bemerkungen brachte der genannte Landbote besonders mit einem Artikel in Beziehung, der sich vor eini⸗ gen Tagen in der Polnischen Zeitung befunden hatte, und worin er auf Behauptungen aufmerksam machte, welche den vom Reichs⸗ tage angenommenen Grundsätzen aufs heftigste widersprächen, und sich dabei besonders gegen das Regierungs-Mitglied Herrn Lelewel, als Präsidenten des patriotischen Vereins, erhob, wel= cher behauptet hatte, daß die Polnische Revolution nicht bloß eine nationale, sondern auch eine sociale sey. Der Redner äu—⸗
ßerte sich mit der größten Heftigkeit gegen den ganzen patrioti⸗
schen Verein, indem er schon am Anfang seines Vortrages ge— sagt hatte, daß ihn keine persönliche Rücksichten zurückhalten würden, überall die Wahrheit auszusprechen. Zuletzt trug er darauf an, daß die Kammer den Kommisstonen auftragen möchte, darüber zu berathschlagen, ob und auf welche Weise eine Veräm— derung in der bestehenden Regierung vorzunehmen sey. Da
nen darüber aus, daß in einem Augenblick, wo man Europf ein Beispiel von Einigkeit und Harmonie geben sollte und am meisten Nothwendigkeit dazu vorhanden sey, ein An— trag auf Veränderung der Regierung gemacht werde, und zwat
auf eine ganz unstatthafte Weise, indem er vom Generalissimus
herrühre. Der Redner meinte, wenn General Skrzynezki einen ähnlichen Antrag vom Dniepr oder von der Dzwina aus ge— macht hätte, so könnte man denken, daß er von der wahren Lage der Dinge keine genaue Kenntniß besitze; aber sehr sonderbar seh es, daß er ihn nach der Schlacht bei Ostrolenka mache. Ferner setzte er auseinander, daß sich in dem Verfahren der Regierung durchaus nichts vorfinde, was eine Veränderung derselben wün— schen lassen könnte; sowohl der Civil- als der Militairdienst würden aufs genügendste besorgt, die Armee sey mit Lebens— mitteln versehen, der Kredit aufrecht erhalten, und nur ein Stre— ben nach Despotismus könnte den Antrag auf eine Regierungs— Veränderung rechtfertigen. In Erwiederung auf diese Ke , tungen erklärte der Landbote Wenzyk, daß vielmehr dann, wenn der Generalissimus den erwähnten Antrag von den Ufern des Dniepr oder der Dzwina aus gemacht hätte, derselbe eher die Gestalt einer Anmaßung annehmen würde, als jetzt, wo man auch das berücksichtigen müsse, daß derselbe den Vorschlag nicht als Feldherr, sondern als Regierungs⸗ mitglied in Anregung gebracht hätte, indem er als soslches das Recht habe, auf Unziemlichkeiten, die aus der Zusammensetzung der Regierung hervorgingen, die Repräsentanten aufmerksam zu machen. Die Diskussion über den Antrag des Landboten Ledo⸗ chowski wurde indeß durch die Bemerkung des Deputirten Wo⸗ lowski unterbrochen, daß derselbe in formeller Hinsicht nicht auf dem gehörigen Wege der Kammer vorgestellt worden sen. Es entspannen ssch hierüber weitläuftige Erörterungen, welche damit e n daß die Kammer von dem Landboten Ledo⸗ chow ekt verlangte, er solle sisne Petitien den Kemmisslanen schrist
nenschliche Tyrannei erlaubte.
übergeben, die dieselbe dann prüfen und der Kammer darüber Bericht erstatten follten. Hierauf vereinigte sich die Landboten⸗ sammer mit dem Senat.
In der Staats-Zeitung befindet sich ein weitläuftiger srtikel, worin darüber Beschwerde geführt wird, daß man in der politik sich stets nach Vorbildern im Auslande umsehe und ein semdes System befolgen wolle; nur der Franzosen und Englän⸗ er parlamentarisches Verfahren werde gepriesen und verlangt, aß die ganze Nation davon eingenommen seyn solle; die Polen hhienen fast zu vergessen, daß sie ganz Europa in der politischen freiheit und Reprä sentativ⸗ Form vorangegangen seyen und in ih⸗ m eigenen Reichstagen Muster der Beredtsamkeit besäßen. Hier⸗ uf heißt es unter Anderem: „Es handelt sich jetzt nicht darum,
; ö öickwärts zu schreiten und von den Gesetzen anderer Nationen Sodann zeigte der Landbote Rembowski der Kammer an, da Lew äh n f set
icht Nutzen zu ziehen, sondern darum, nicht mit Willen und ne Noth die Nationalität aufzugeben und zuzugestehen, was us unsere Nachbarn vorwerfen, daß Polen niemals etwas Gu— es besaß, daß es gar keine Gesetze hatte; endlich darum, daß zir nicht durch das Nachahmen der Französischen Revolution in seren Abgrund stürzen. Haben wir doch einen ganz anderen Weg t uns, den von den Gesetzgebern des 3. Mai angezeigten näm— ich, welcher dasselbe Ziel, wie die Französische Revolution, be— weckte, nur daß sich das Gesetz des 3. Mai nicht mit Blut, Feuersbrünsten und Zerstörung der Familienbande befleckte. Wer e Polnischen Gesetzbücher und die Geschichte unserer Nation ür Hand nehmen will, wird sich überzeugen, daß Polen schon I5ten Jahrhunderte die Freiheiten genoß, welche England erst n 17ten erhielt, und die Frankreich erst im 19ten seiner Regie— ung abzuringen anfing. Neminem captivari permittimus nisi lars victum war schon damals die Bürgschaft der Bürgerrechte. zwar erstreckte sich dieses Gesetz nur auf den Adel; aber wäh—⸗ end einerseits diese Klasse sehr zahlreich war und es nach ihrer Vermin⸗ zerung noch ist, so war es andererseits unmöglich, daß in einem Jahr⸗
i 5 wundert, wo der Feudalismus in der ganzen Welt wüthete, der bei den ööt ompositlon echalten könne, well. dern, 5 ganz hete, eine andere seh, als diejenige, aus denen die gewöhnlichen Glo
Franzosen sogenannte dritte Stand bei uns gleiche Vorrechte mit hem Adel genießen konnte. Es ist dies nicht die Schuld der polen, sondern des Zeitgeistes. Indessen waren die Städte och nicht bedrückt; sie richteten sich nach eigenen Gesetzen hat— en ihre eigenen Privilegien und bewähren ihre alten Freiheiten m besten durch ihren damaligen Reichthum; wenn sie gegen das nde der Republik in Verfall geriethen, so war dies nur eine Folge der Kriege, besonders der Schwedischen, und des allmäli— ßen Verfalls des ganzen Reiches. Es bestanden auch Gesetze um Schutz der Bauern gegen die Bedrückung ihrer Herren, bodurch ihnen gestattet wurde, ihren Sitz in ganzen Kolonieen u gleicher Zeit zu verlassen, wenn der Eigenthümer sich un— Schon im 15ten Jahrhundert hatte die Nation auf den Reichstagen Antheil an der Gesetzge— hung. Im 16ten Jahrhundert aber konnte, ohne Bewilligung her Stände, keine Abgabe mehr auferlegt werden. Auch die Städte waren vor Alters nicht ohne Repräsentation auf den Reichstagen, wie die Ausländer behaupten und viele unserer Lands— eute, besonders heut zu Tage, ihnen nachsagen. Es hatten ihre Repräsentanten alle größeren Städte, wie Krakau, Warschau und andere; sie hatten Antheil an allen bedeutenden National-Akten, an hen Königswahlen, an der Abschließung von Verträgen u. s. w. Diese Repräsentanten saßen in der Kammer unter dem Titel hon Delegirten der Städte, wie die Urkunden beweisen. Die nion Polens mit Litthauen im Jahr 1569 wurde von 2 Dele— zirten der Stadt Krakau unterschrieben; auf dem Reichstage don 668 befanden sich 6 Städte⸗Abgeordnete; die Confödera— ion vom tz. Dezember desselben Jahres wurde von 9, die Vor—
riften über die Königswahl auf dem Reichstage von 1669 von
FE mar ö, die Warschauer Conföderation nach dem Tode des Königs auch beiße, einen Maulkorb anlegen und, wenn er gar toll werde, . ar ö. .
Nichael von 6, die Pacta conventa auf dem Wahl⸗Reichstage
König Johanns III. von 11, die General-Conföderation von Varschau im Jahr 1696 nach dem Tode des Letzteren von 6
Delegirten unterzeichnet. — Der Umfang dieses Blattes ist nicht
hinreichend, um darin die Beschlüsse der Polnischen Reichstage
nufjuzählen, wodurch persönliche Freiheit, Preßfreiheit, Toleranz, Handelsfreiheit, Zurückdrängung der monarchischen Gewalt in hte geziemenden Gränzen gesichert wurden; sie sind der Stolz er ö. der Ruhm ihres Jahrhunderts; in Folge dieser Be⸗ chlüsse hatte Polen im Verlauf von 8s Jahrhunderten keinen tyranni— chen König, es erhoben sich nicht, wie in anderen Landern, Blutgerüste nd Bastillen, es fanden keine Religionskämpfe, keine ewige theolo⸗ dische Streitigkeiten über spitzfindige Fragen statt. Der Geistliche hörte
niemals auf, Bürger zu seyn; man ehrte in ihm die Freiheit, seine Meinung auszusprechen. . enen Glaubens, welche anderswo verfolgt wurden, fanden hier
Gelehrte und Bekenner verschie⸗
ine gastfreie Aufnahme. Nur durch die Schuld des Zeitgeistes
wurden, wie oben gesagt, den Bauern nicht die ihnen gebühren— en Rechte zugestanden, aber ihre Lage war nicht immer so be—
lagenswerth, wie wir sie vor dem Verfall des Reiches hin und bieder gesehen haben. So lange die Aufklärung vorherrschte,
urch welche sich Polen zur Zeit der Jagiellonen und Stephan
Landbote Rembowski drückte hierauf sein sehr großes Erstar Patöry's ausjeichnete, war ihr Zustand ungleich besser; als aber
sriege, häufig wiederholte ungestüme Angriffe und die Ver— vüstungen, welche sich die Schweden zweimal erlaubten, unsere Schulen und Bibliotheken vernichteten und die Bildung zerstör⸗ en, als der Pole mehr mit Vertheidigung seiner Grämen, als nit den Wissenschaften, beschäftigt war, da mußte sich freilich uch das Loos der Bauern verschlimmern. Aber mit der Rück⸗ ehr der Wissenschaften erkannte die Nation ihre wahren Bedürf— hisse. Wer weiß nicht, wie die privilegirte Klasse, durch nichts ejwungen, freiwillig die anderen Einwohner-Klassen zum Genuß Ir allgemeinen Freiheiten zulassen wollte. Werfen wir einen Blick auf die Polnische und Französische Revolution und wägen leide gegen einander ab. Der Polnische Reichstag begann sein Berk im Jahre 1788 in gesetzmäßiger Zusammenderufung; die hranzosen begannen es ein Jahr später, nämlich 1789. Der Pol— lische Adel, dem Zuge seines Herzens folgend, reichte den an— seren Ständen brüderlich die Hand und fing allmaälig an, die ange unterdrückten Rechte wieder einzuführen; der Französische ldel, obgleich durch die Umstände gedrängt, wollte von nichts bren. Wenn der Polnische Reichstag nicht plötzliche Verände— ungen einsührte, wenn er die übrigen Einwohner nicht zum Genuß glei— er Rechte zuzog, so that er es nur aus Furcht vor gewaltsamen irschütterungen. Doch verließ er den eingeschlagenen Weg nicht, andern behielt sich, nachdem er bedeutende Verbesserungen für Städte und Volk in der Regierungsform vorgenommen hatte, ach 25 Jahren eine Revision des ganzen Grundgesetzes vor und rettete uns auf diese Weise von den blutigen Scenen und schreck— chen Umwälzungen, denen Frankreich unterlag, welches, vom eußersten zum Aeußersten schreitend, 2 Hin fon? Menschen erlor und zuletzt sich unter das schwere Joch Napoleons eugte. — Aber schon längst ist die durch das Gesetz vom Mat bezeichnete Zeit zur Verbesserung desselben perflossen, nd wir haben uns durch das Zusammentreffen der Umstände nd durch die Fortschritt der Lluüfflärung bereits der Resfe ge—
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nähert. Laßt uns also unser Gesetz vom 3. Mai vervollkomm⸗ nen, den Schutz, welcher darin den Rechten aller Einwohner⸗ Klassen versprochen wird, und ihre Gleichheit vor dem Gesetz aufrecht erhalten, die Repräsentation nach den Bedürfnissen der Zeit einrichten, die von unseren Vätern immer heilig gehaltene religiöse Toleranz bewahren, die Aufklärung durch Preß-⸗Freiheit verbreiten, die Lage der Bauern durch alle mögliche vernünftige Maaßregeln verbessern, diejenigen Civil-Rechte, weiche, wenn gleich uns aufgedrungen, sich doch als nützlich bewährt haben, uns zu eigen machen und sie, wo es nöthig ist, verändern, aber nicht der Vergangenheit uns schämen, denn wir dürfen uns der⸗ selben rühmen, sondern der Würde unserer Väter nachfolgen, wie sie, vor Verfolgung und Willkür zurückbeben, keine Factio— nen begründen und nichts dergleichen nähren, was die blutigen Scenen der Französischen Revolution herbeiführen könnte, vor denen selbst die Franzosen jetzt sich entsetzen. Vergessen wir nicht, daß die feindliche Armee noch auf unserem Boden steht, und daß uns, während Einigkeit uns allein zum Ziel führen kann, Zwietracht in einen Abgrund von Elend stürzen könnte, dessen bloße Erinnerung mit Schauder erfüllen würde.“
t alt e n.
— — Florenz, 4. Juni. Einer in diesem Augenblicke aus Livorno angekommenen Nachricht vom 3Zten d. M. zufolge, ist der Prinz von Joinville am 2ten Mittags 1 Uhr dort ans Land gestiegen und mit dem Abfeuern des Geschützes und Glocken— Geläute empfangen worden. Er nahm seine Wohnung im Groß⸗ herzogl. Palaste, vor welchem die Garnison unter den Waffen war. Am 3ten Abends sollte ein Ball zu Ehren des Prinzen, der am folgenden Tage wieder abzureisen gedachte, bei dem Fran⸗ zösischen Konsul seyn. Der Prinz wird nicht nach Florenz kom⸗ men, sondern nur die Hafenstädte besuchen. — Die Getreide⸗ Preise sind auf dem dasigen Platze wieder etwas gestiegen, in⸗ dem die anhaltend nasse Witterung eine sehr mittelmäßige Ernte verspricht. Uebrigens währt die Lethargie des Handels noch fort, obgleich der Kredit sich von neuem etwas mehr befestigt hat.
Rom, 1. Juni. Am 2ä4sten v. M. überreichte der hiestge Bildhauer Ritter Fabris dem heiligen Vater die lebensgroße Marmorbüste Sr. Heiligkéäit, wozu er in den ersten Tagen der Thronbesteigung Gregor's XVI. das Modell genommen hatte; die Büste ist mit einer Blumenkrone von vergoldetem Me⸗ tall geschmückt, und auf der Stola ist die merkwürdige Epoche der Thronbesteigung Sr. Heiligkeit symbolisch dargestellt. Der Künstler ist zur 6 für diese ausgezeichnete Arbeit zum Coadjutor und künftigen Nachfolger des Ritters Anton v. Este, Direktors des Vatikanischen Museums, ernannt worden.
Die Regierungs-Kommission hat über neun von den hier wegen politischer Vergehen gefangen sitzenden Personen das Ur— theil gefällt und Sr. Heiligkeit vorgelegt; zwei davon waren, wie man jetzt erfährt, zum Tode, die übrigen zu vieljähriger Ga⸗ leerenstrafe verurtheilt. Der heilige Vater hat die Todes- in Galeerenstrafe verwandelt und für die übrigen die Dauer der Gefangenschaft abgekürzt. Auf diese erste Fibu ist eine zweite wichtigere gefolgt; unter den Gefangenen befanden sich nämlich sechs Korsen, ein Neapolitaner und nur ein Römer, Namens Lupi; die sechs Korsen sind zur Verfügung des Franzö⸗ sischen Botschafters gestellt, der Neapolitaner wird ebenfalls sei⸗ nen Landesbehörden ausgeliefert werden, und die Galeerenstrafe des Lupi ist in eine Gefangenschaft von einigen Jahren auf der Engelsburg verwandelt worden.
— Der Allgemeinen Zeitung zufolge, heißt es, der in Grätz vor ein Kriegsgericht gestellte ehemalige Feldmarschall— Lieutenant Zucchi sey zum Tode verurtheilt, von Sr. Majestät aber begnadigt worden.
n
Der (gestern vorbehaltene) Bericht über das siegreiche Ge⸗ fecht des Groß-Wesirs gegen den Pascha von Skutari, lautet, dem Oesterreichischen Beobachter zufolge, also:
uebersetzung des mündlichen Berichts, welchen der von Seiten des Groß⸗-⸗Wesirs an die Pforte abgefertigte — 5 . am 25. Zilkide 1246 (7J. Mai 1831) er⸗ stattet hat:
Nach dem Treffen bei Perlepe warf Mustapha Pascha von Stu⸗ tari den um ihn versammelten Albanesischen Paschas ihre Untuͤchtig= keit mit folgenden Worten vor: „Bei Perlepye wart ihr zu dreizehn Paschas und habt dem einen Redschid Pascha nicht widerstehen koͤnnen. Schmach uͤber euch!“ Diesem entgegnete einer unter ih⸗ nen, Namens Hifzi Pascha: „Ihr kennt nicht denjenigen, den man Redschid Pascha nennt. Ich sah seine Art, zu kaͤmpfen, und weiß es daher Die Zunge kann es nicht aussprechen; es muß mit Augen gesehen werden.“ Hierauf sammelte der uͤbermuͤthige Mustapha von Skutari 15,0900 Mann frischer in der Gegend von Perzerin ausgehobener Truppen, schlug zu denselben noch 12,009 auserlesene Soldaten aus seinem Heere, begab sich in Person nach dem Engpasse oder Derbend bei Perlepe und vertheilte seine Truppen in die Durch⸗ gaͤnge, welche die groͤßten Hindernisse darbieten. Da der Großwesir wohl einsah, daß die von den Rebellen hesetzten Punkte sich zu ei= nem Kavallerie⸗Angriffe nicht eigneten, ließ er die regulgire sowohl als die uͤbrige unbesoldete Reiterei sich auf den Ebenen bei Perlepe aufstellen und ertheilte alsogleich den Befehl an die regulaire In⸗ fanterie und das in Monatsold stehende Albaneser⸗ Corps, besagte zunkte anzugreifen. Dies fand am verflossenen Dienstag (3. Mai)
att, und der Angriff von Seiten der Truppen des Großwesirs war so heftig und stuͤrmisch, daß nach einem Kampfe von vier und einer halben Stunde die Rebellen von drei Seiten eingeschlossen waren und ihnen nichts uͤbrig blieb, als sich auf einen von ihnen besetzten hohen Felsen zu werfen. Der Großwesir ließ demnach die auf benanntem Felsen sich wehrenden Empoͤrer durch seine regulaireu Truppen umringen und versprach denjenigen, welche den Fel⸗ sen erstürmen würden, eine Belohnung von dreißig Beuteln (15shog Piaster). Unverzuͤglich fuͤhrte das Toska'sche Albaneser⸗Corps einen . Sturm gegen diefelben aus, wodurch die Rebellen nicht allein aus ihren Posten vertrieben wurden, sondern, da sie von den regu⸗ lairen Truppen umzingelt waren, saͤmmtlich lebend in Gefangenschaft geriethen. Mustapha Pascha eilt, mit den Worten; „Hifzt Pascha hat wahr gesprochen“ unter den uͤbrigen fliehenden Rebellenschagren in das fuͤnf Stunden von Koͤprili entfernte Chan Pajoli, konnte sich aber auch da nicht aufhalten, da er die auf den Ebenen ver⸗ theilt gewesene Reiterei sah, welche eilte, ihn einzuholen. Er ver⸗ ließ daher fein Lager und fuchte sein Heil in einer weiteren Flucht. Wohin er sich gerichtet hat, hat noch nicht ausfindig gemacht wer⸗ den konnen. Der Großwestr erhielt bald die Kunde, daß auch letzt⸗ genannter Chan genommen worden sey. — Der Tatar berichtet uͤber⸗ dies, daß seit feiner Abreise, welche zwei Stunden nach der Schlacht stattgefunden, mehr als 300 Rebellen lebend gefangen genommen und Z0hh Köpfe der Umgekommenen eingebracht worden seyen; daß ferner Emin Aga gus Köͤprisi seine Familie nach uskub gesendet und, wiewohl er selbst sich waͤhrend der Schlacht in Koͤprili befun⸗ den, an derfelben keinen Antheil genommen habe.
C
Inland.
Berlin, 14. Juni. So eben geht hier auf außerordentli⸗ lichem Wege die Nachricht ein, daß der Ober⸗Befehlshaber der Kaiserl. Russischen Armee in Polen, Graf Diebitsch⸗Sabalkanski, am 9gten d. M. vom Schlage getroffen und noch an demselben Tage Abends verschieden ist.
— Aus Halle vom 11. Juni meldet die dortige Zeitung: „Abermals ward uns das Glück zu Theil, ein Mitglied unserer Erlauchten Herrscher-Familie, in deren Haupt das Preußische Volk ein leuchtendes Musterbild der höchsten Regententugenden ver⸗ ehrt, in unseren Mauern zu begrüßen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Majestät) traf nämlich, auf einer Musterungsreise begriffen, gestern Nachmittag hier ein. Nach⸗ dem Höchstderselbe die Aufwartung der zum Empfange in dem Gasthofe zum Kronprinzen anwesenden Behörden entgegengenom⸗ men, begab Se. Königl. Hoh. sich nach den Franktschen Stif⸗ tungen, woselbst Sie jeder fehenswerthen Einrichtung dieser groß⸗ artigen Anstalt Ihre regste Theilnahme zu bezeugen und unter Anderem auch den großen Speisesaal, in welchem sämmtliche Schüler zur Abendmahlzeit versammelt waren, in Augenschein zu nehmen geruhten. Auch das Stadt-Hospital, ein Institut, wie es gewiß nur wenige Städte der Monarchie in gleicher Zweckmäßigkeit und in gleich bedeutendem Umfang besitzen, er⸗ freute sich der Anwesenheit Sr. Königl. Hoh., Höchstwelche sich nach dessen Besichtigung wiederum in den Gasthof zum Kron⸗ prinzen zurückbegaben. Sämmtliche höhere Stabs-⸗Offiziere, so wie der Bürgermeister Dr. Mellin und der Direktor der Fran⸗ kischen Stiftungen, Professor Dr. Niemeyer, hatten darauf die Ehre, zur Tafel gezogen zu werden. Heute Morgen fand die Musterung der hier garnisonirenden Truppen, aus dem Füstlier⸗ bataillon des 19ten Infanterie-Regiments und einer Eskadron des Zten Husaren-Regiments bestehend, statt, worauf Se. K. . on den herzlichsten Wünschen begleitet, Ihre Reise fort— etzten.
— Man meldet aus Achen vom g. Juni: Se. Durchl. der regierende Herzog von Braunschweig ist unter dem Namen eines Grafen von Eberstein gestern Nachmittags nebst Gefolge hier eingetroffen und im Hotel du Dragon d'or abgestiegen. Se. Durchl. hat gestern der Vorstellung des „Freischütz“ im rn. Theater beigewohnt und ist hent Morgen nach London abgereist.
— Die am 24. Mai vor dem Assisenhofe in Köln, unter dem Vorsitze des Herrn Geheimen Ober⸗Revisionsrath Krezzer, begonnenen Verhandlungen über die zu Achen ergriffenen Meu— terer dauern ununterbrochen fort. Alles geht dabei ruhig und ohne Störung zu. Die Theilnahme des Publikums bei diesen Verhandlungen ist nicht allzu groß, und man bemerkt daher bei denselben auch eine verhältnißmäßtg nur kleine Anzahl von Zu⸗ hörern. Für auswärtige Leser ist es vielleicht von Interesse, daß von dem Advokaten Venedey in Köln die Verhandlungen nach— geschrieben werden und sofort im Druck erscheinen.
— Als ein Beweis guter Gesinnung verdient es wohl er— wähnt zu werden, daß die zum dritten und vierten Stande ge⸗ hörenden Kreistags-Deputirten im Kreise Euskirchen (Regie⸗ rungs⸗Bezirk Köln) aus eigenem Antriebe auf jede Entschädi⸗ gung für die Kosten ihrer Reise zum Kreistage Verzicht geleistet und darüber einen förmlichen Beschluß gefaßt haben. Die Kö⸗ nigl. Regierung zu Köln hat diesen rühmlichen Beweis guter Gestnnung in ihrem Amtsblatte mit dem gebührenden Lobe an⸗ erkannt. Früher schon hatten die Deputirten aus dem Kreise
Bonn und aus dem Landkreise Köln ebenfalls auf eine Entschä— digung für ihre Reisekosten Verzicht geleistet.
Ausstellung der Schülerstudien auf der Königl. Aka⸗ demie der Künste, vom 31. Mai bis 4. Juni.
Keinen Verein des Hoͤchsten und Trefflichsten, was die vater⸗ laͤndische Kunst zu leisten vermag, hatte man diesmal in den Saͤlen der Akademie zu suchen; dafuͤr sah man aber die Hoffnungen kuͤnf⸗ tiger Zeiten, die von Lehrerhand geleiteten oder schon mehr sich selbst uͤberlassenen Uebungen junger Kuͤnstler, wie sie, mit ihrem Genius und der Natur allein, gleichmaͤßig Phantasie, kuͤnstlerische Perception und Hand uͤben, ohne uns Schaulustigen ein Bild dar⸗ 6. zu wollen. Man sieht hier auf der einen Seite immer neue Kraͤfte und Neigungen fuͤr die Kunst gewonnen, auf der anderen die stetigere Wirksam̃keit der Akademig, welche, über den verschiede⸗ nen Individuaglitaten waltend, sie alle in gemessenen Studien wei⸗ ter kuͤnstlerischer Freiheit und Selbststaͤndigkeit entgegenführt. Man freut sich, auf bemerkenswerthen Leistungen neue Namen und die schon bekannten auf reiferen zu lesen. .
Den Anfang machen die Zeichenklassen der Akademie: freies Handzeichnen nach Vorbildern, in Kreide oder Roth ift, theils ein⸗ zeln Köpfe, theils Glieder; dann geht es fort zu Zeichnungen nach Gyps und endlich nach der Natur. Hier schließt sich das Institut der akademischen Eleven an, deren Arbeiten zu Vorbildern der Zei⸗ chenschuͤler benutzt werden. Unter den Ausstellungen dieser Art machte sich ein Blatt von Holbein, darstellend einen gebogenen Arm mit einem Theil der Brust, durch Weichheit, Ruͤndung, Klarheit der Schatten und uͤberhaupt lebendige Naturauffassung besonders bemerklich. Die Ornamentzeichnungen nach Vorbildern oder Gyps waren in dem anstoßenden Korridor aufgestellt; darunter manches, das an plastischer Verfolgung der Formen, an reliefartigem Hervor⸗ treten, guter Lichtwirkung, endlich an sanfter Behandlung bei doch wohlverstandener Schaͤrfe aller Theile kaum etwas zu wuͤnschen uͤbrig ließ. . ö .
Ungleicher zeigen sich die Leistungen, je freier sie werden. Die Reihe der Aufstellung im großen Saal fuͤhrt zunaͤchst auf die land⸗ schaftlichen Studien. Große Blaͤtter von Herrn Elsasser, der vor seiner Reise nach Italien sich noch eine kurze Zeit in die Schule unseres trefflichen Blechen begeben hatte, nimmt in großen effekt⸗ vollen Sepiaskizzen das Auge am meisten in Ansnruch., Sie koͤnnen es aber auch am laͤngsten fesseln, denn so wild und eilfertig, so sehr im Großen und Ganzen diese Blaͤtter auch gearbeitet scheinen, so haben sie doch eine nachhaltige Nahrung fuͤr die Phantasie des Betrachtenden. Wir haben hier einen berufenen Landschafter, der schon viel leistet und noch mehr verspricht. Ein wahrhaftes Gefuͤhl fuͤr die Wirkungen und Spiele des Lichts, noch ganz entfernt von einseitiger Art, Effekt durch Kontraste des Hellen und Dunklen hervorzubringen, springt zuerst in die Augen, sodann ein vortreffliches Zuruͤck weichen, der Ge⸗ genstaͤnde, große Lockerheit und Luftigkeit in seinen Zweigen und Staiden, aber, was mehr sagen will, Sinn fuͤr Lehen und Fülle der Vegetation, zarte Empfaͤnglichkeit fuͤr die Charaktere und gleich⸗ sam Neigungen und Sitten der Bdume und Pflanzen, sowohl in Wuchs und Gruppirung, als selbst in der Bewegung: dies Alles macht es, daß der begünstigte Zeichner nicht nach dem Seltsamen und irgendwie Außerordentlichen greifen darf, sondern schon mit dem, was jeder in der Naͤhe haben kann, kuͤnstlerische Wirkungen hervorzubringen weiß. Eine Waldpartie an einem eingeschlossenen Wasser, auf welches der Mond scheint, vereinigt die bezeichneten Dor size ganz besonders in sich; auch ist dies Stuͤck ,. tumul⸗ tuartsch ausgeführt. Herrn Elfassers Geschick, in seinen Compositio⸗ nen mit der Architektur umzugehen, muß noch ganz besonders nam⸗
a macht werden. ; 1 es noch eine andere Art fur den gandschafter,